Seite 2

Schwarzwälder Tageszeitung »Aus den Tannen-

Zyklon auf Madagaskar

Kapstadt. 7. März. Wie gemeldet wird» sind bei einem Zyklon auf Madagaskar in Tamatave 300 Menschen getötet worden. Nach einer Meldung aus Port Louis aus Mauritius ist die Ostküste von Madagaskar von dem Sturm besonders betroffen worden. Zwei Dampfer stiege» zusammen und trieben dann an den Strand.

Die Lage in Nicaragua

Managua, 7. März. Der Führer der liberalen Armee, Ge­neral Moncado, erklärte zu dem bereits gemeldeten Angebot, in Friedensoerhandlungen einzutreten. Er sei solchen Ver­handlungen nicht abgeneigt, wenn sich an ihnen der ameri­kanische Gesandte in Managua, Eberhardt, beteilige.

Aus Sladl und Land

Altensteig, den 8. Mürz 1927.

Eine Autolinie AltensteigCalw

Am gestrigen Nachmittag fand hier im Rathaussaal unter der Leitung von Oberamtmann Baitinger, Na­gold, eine Versammlung statt, welche sich mit der längst geplanten Autolinie Alten steig Calw be­sagte. Die Beteiligung war, besonders seitens der Stadt Calw, eine sehr große, so daß der Rathaussaal kaum die große Teilnehmerzahl zu fassen vermochte. Oberamtmann Baitinger begrüßte die Versammlung . und gab seiner Freude über die große Beteiligung Ausdruck. Hieraus be­richtete Stadtschultheiß Gähner, Calw, der sich um die zu schaffende Linie besonders bemüht hat, über das Linien­projekt. Er führte u. a. aus, daß es nichts Neues sei, daß man die beiden Städte Calw und Altensteig durch eine Autolinie verbinden wolle. Er erinnerte an die Bestre­bungen, die schon 1920 im Gange waren, die Linie durch die Württ. Kraftverkehrsgesellschaft ins Leben zu rufen und daran, daß dortmals die Linie daran gescheitert ist, daß die Post aussichtsreiche Strecken aus dem gedachten großzügigen Liniennetz herausnahm und das Projekt da­durch zum Scheitern brachte. Der Redner betonte das Be­dürfnis einer engeren Verbindung und eines Anschlusses der in Betracht kommenden Gemeinden, wobei weniger an Frachtbeförderung als an Personenbeförderung gedacht sei. Deshalb seien auch Anschlüsse an die Bahn in Calw mnd Altensteig vorgesehen. Er glaube, daß diese Linie bei der in Betracht kommenden Einwohnerzahl von 11000 Per­sonen, welche die Gemeinden zusammen zählen, tragbar sei. Es handele sich um eine Strecke von 25 Kilometer, wobei ein Tarif von 810 Psg. pro Kilometer als Fahrgeld in Betracht zu ziehen sei; auch die Post und die Fa. Benz L Koch, Nagold, haben auf ihren Linien den 10 Pfg. Tarif. Der Sitz des Wagens werde in Altensteig sein müssen. Die Straßen seien auf der Strecke nicht tadellos, aber doch so, daß man fahren könne. Gedacht sei die Linienführung Altensteig Wart Eaugenwald Straßenkreuzung Neuweiler-ZwerenbergMartinsmoos Oberhaugstett NeubulachStation TeinachCalw. In Betracht

komme ein Personenwagen, der unter der Bürgschaft der beteiligten Gemeinden anzuschaffen sei und die Stellung eines Reservewagens durch den Unternehmer. Im Som­mer seien täglich 2 Fahrten, im Winter vielleicht wöchent­lich an 3 Tagen eine zweimalige tägliche Fahrt in Be­tracht zu ziehen. Es komme nicht nur der Bezirksverkehr und Nachbarverkehr, sondern im Sommer auch ein Touri­stenverkehr in Betracht. Das Gesuch um Konzessionierung solle beschleunigt werden. Der Referent wies noch auf die bestehende Schwierigkeit mit Neubulach hin, das schon eine täglich zweimal verkehrende Autolinie nach Station Tei­nach habe. Es sei aber auf eine Verständigung zu hof­fen. Es müßten hier höhere Gesichtspunkte ausschlagge­bend sein. Es frage sich, ob ein Bedürfnis für die ge­plante Linie vorhanden sei und wenn ja, dann möchte er Litten, entsprechend mitzutun. Man brauche, wenn die Linie aufgemacht werde, die Unterstützung aller. Ober­amtmann Baitinger dankte dem Redner für seine Ausfüh­rungen und bemerkte, daß ein Bedürfnis für diese Linie vorhanden sei, werde wohl nicht bestritten. Oberamts­baumeister Köbele berichtete über den Stand der im Be­zirk Nagold in Betracht kommenden Straßen, führte u. a. aus, daß die Gemeinden dadurch einen größeren Aufwand für die Unterhaltung der Straßen hätten. Es sei aber ohnedies ein sehr lebhafter Autoverkehr auf den betreffen­den Straßen zu verzeichnen, der sich bis jetzt reibungslos abgewickelt habe. Der Vorsitzende bemerkt, daß aus stra­ßentechnischen Gründen die Linienführung durch das Tie­fenbachtal, also über Wart, gedacht sei. Oberamtmann Rippmann, Calw, berichtet über die in Betracht kom­menden Straßen des Calwer Bezirks. Die Straßen wür­den zwar durch diesen Autoverkehr stark in Anspruch ge­nommen, aber der Bezirk Calw wolle den entstehenden Aufwand tragen. Von Seiten des Oberamts Calw werde es keine Schwierigkeiten geben. Damit war die Straßen­frage geklärt und ersichtlich, daß Schwierigkeiten, welche dieser Linie entgegenstehen könnten, nicht bestehen. Es wurde in die Erörterung des Projekts selbst, an die Ueber- nahme der Bürgschaft für den anzuschaffenden Wagen und die Garantie für die Rentabilität herangetreten und den Gemeindevertretern der in Betracht kommenden Orte Ge­legenheit zur Aeußerung gegeben. Dabei zeigte sich, daß Wart,, dessen Ortsvorstand auf die bereits den Ort be­rührende Autolinie der Fa. Benz L Koch, Nagold, und auf den ohnedies großen Straßenaufwand hinwies, kein Interesse an der neuen Linie hat. Berneck zeigte eben­falls kein Interesse, da Berneck selbst ja nicht berührt werde und außerdem kein Verlangen nach erhöhtem Auto-

> straßenverkehr habe. Neubulach glaubt, daß es die Linie nicht unterstützen könne, wenn der Autounternehmer

! und Bote Schaible, der bereits die Linie nach Station Tei- ^ nach hat, die Linie nach Altensteig nicht zur Führung be­komme. Oberhaugstett ist für die Linie und auch Martinsmoos. Eaugenwald war nicht vertre­ten. Zwerenberg lehnt eine Bürgschaft und Garantie unter Hinweis darauf, daß der Ort nicht berührt werde ,! und unter Hinweis auf die Autolinie nach Ebhausen ab.

§ Liebelsberg und Altbulach, die beide durch die 1 Linie nicht direkt berührt werden, stellen sich auf den glei- ! chen Standpunkt. Der Vorsitzende führte darauf hin aus,

! er habe geglaubt, daß ein größeres Interesse der Eemein- ! den vorhanden sei. Stadtschultheiß Eöhner, Calw,

- sagt die Unterstützung Calws zu und auch der stellv. Stadt- i r-orstand von Altensteig, Fabrikant Zimmermann, r Schwierigkeiten schien die erhebliche Garantiesumme zu ! bereiten, die von einem Calwer Bewerber und dem Be-

> werber Schaible, Neubulach, bezüglich der Rentabilität verlangt wurden. Diese Schwierigkeit schied aber sofort

s aus, als der Autounternehmer Hell e-Altensteig, erklärte, s sich mit der Bürgschaft für den anzuschaffenden Wagen im ! Betrage von 15 000 -4t zu begnügen und auf eine Garantie- s summe zu verzichten, ein Anerbieten, das Stadtschultheiß ! Eöhner, Calw, sehr begrüßte. Nach weiterer Debatte, bei j der besonders noch der Fahrpreistarif und der Fahrplan durchgesprochen wurde, einigte man sich schnell dahin, daß j sich die Städte Calw und Altensteig in die Bürgschgji für das anzuschaffende Auto teilen und zwar so, daß'Calw zwei z Drittel und Altensteig ein Drittel der Summe übernimmt, s Damit war diese Linie sichergestellt. Nachdem der Vor- ? sitzende des Altensteiger Verkehrsausschusses den Oberamts­vorständen von Calw und Nagold, den Vertretern der Handelskammer Calw, Rechtsanwalt Reinwald und Kauf­mann Dreiß, Stadtschultheiß Eöhner, Calw, welcher sich k um die Linie sehr bemüht hat, Stadtschultheiß Müller,

; Neubulach, den Vertretern der verschiedenen Orte, den er- ^ schienenen Mitgliedern des Eewerbevereins Calw und den sonst anwesenden Interessenten von auswärts herzlichen j Sank gesagt hatte, konnte Oberamtmann Baitinger, welcher j sich diesen Dankesworten anschloß, ebenso der Vertreter von s Altensteig, Fabrikant Zimmermann, die Versammlung mit : Wünschen für die Linie AltensteigCalw schließen. Im s Anschluß fand in der Traube noch eine Zusammenkunft statt, die ein erfreuliches Einvernehmen zwischen Calw und ^ Altensteig zeigte.

) Bericht über die Gemeinderatssitzung am 2. d. M. Anwesend < St.-V. Zimmermann und 12 Mitglieder. Abwesend Gemeinderat ! Brenner. Bedürftigen Konfirmanden wird ein einmaliger

- Beitrag von 10 Mark verwilligt. Es finden 24 Kinder Beriick- i sichtigung. Genehmigt wird ein Stangenverkauf vom ! 1 d. M. mit einem Erlös von 4359 -4t bei rund 80 Prozent

- Durchschnittsangebot. ^ Auf -den zum Verkauf ausgeschriebe- ! neu Schlachtfarren sind gleichlautende Angebote zweier j auswärtiger und eines hiesigen Liebhabers eingegangen. Der j Gemeinderat berücksichtigt den einheimischen Bieter. Erlös etwa j 940 -4t. Anstelle des verkauften Farren wurde auf dem Rott- ! weiler Markt ein neuer Farren um den Preis von 1200 -4t er- ! worben. Ein abgängiger Ziegenbock wird um 20 -4t an Josef

- Brenner, Metzger, abgegeben. Genehmigt wird die Ab- ! ftreichsverhandlung vom 1. d. M. betr. Vergebung der ! Beifuhr usw. von Brennholz zur Verwendung in städtischen Ee- ! bäuden. Herr Forstmeister Birk in Nagold hat sich auf ! Ansuchen des Stadtfchultheitzenamts bereit erklärt, die Stell- s Vertretung für Herrn Forstmeister Müller zu überneh- s men. Der Gemeinderat erklärt hierzu fein Einverständnis.

! Es ist beabsichtigt, mit den umliegenden Gemeinden einen G e- ! werbeschulverband zu gründen. Hierüber findet in ! Bälde eine Besprechung mit den Vertretern der beteiligten Ge- j meinden statt. Aus diesem Anlaß wird Stadtbaumeister Hentz- s ler mit der Anfertigung der Pläne über den Eewerbeschulhaus- j Anbau beauftragt. Zur Bestreitung der Anbaukosten ist eine ! Schuldaufnahme von 10 000 -4t erforderlich. Von der Zentral- s käste zur Förderung des Feuerlöschwesens wurden zu den Ko- ; sten der Anschaffung von Hydrantengeräten und einer Sicher- ! heitslampe (1032 ein Beitrag von zusammen 510 -4l ver- j willigt. Es wird die Anschaffung von 110 Feuerwehr-Leder- ! Helmen um 1375 -4t und der Verkauf von 150 abgängiger Mes-

- singhelmen um 225 -4l genehmigt. An den Kosten der Leder- j Helme wird die Zentralkaste fr. Zt. ein Drittel übernehmen. j Dem Beschluß des Lehrerrats, nach welchem die Durchführung ' zweier verbindlicher Fremdsprachen Französisch und Englisch . an der Realschule gewählt wurde, wird gemäß dem Erlaß ! des Kultministeriums über die Einführung neuer Stundenta- i sein an den höheren Schulen, die Zustimmung gegeben. Der j Vorsteher der Latein- und Realschule stellt bezügl. des Schul-

> geldes Antrag auf Gleichstellung der auswärtigen mit den ein­heimischen Schülern. Für hiesige Schüler wurde bisher ein jährliches Schulgeld von 45 -4t, für auswärtige 90 -4t jährlich erhoben. Der Gemeinderat lehnt die Vornahme einer Aende- rung ab, mit Rücksicht auf die finanzielle Notlage der Stadt.

Der Tag der 40 Ritter. Vom 9. März, der im Kalender ; als Gedächtnistag der 40 Ritter bezeichnet ist, sagt das Volk- ? Wie die 40 Ritter einreiten, so reiten sie auch wieder aus.

; Mag die Wetterregel auch noch so wenig stimmen, so wird

- doch seit alter Zeit mit einer merkwürdigen Zähigkeit daran festgehalten, daß das Wetter 40 Tage lang bleibe, wie es

j sich an diesem Tag gestaltete. Ist es trüb und regnerisch, so ! soll auch die nächste Zeit trüb und naß sein, ist aber das s Wetter hell und sonnig, sollen auch die folgenden 40 Tags ! freundliches Wetter bringen. Man kann an Hand der Sta- j tistik Nachweisen, daß diese Regel ebenso wenig haltbar ist

> wie viele andere, wenn man sie wörtlich auffaßt. Indessen l liegt dem alten Spruch doch eine richtige Beobachtung zu- z gründe, daß nämlich nicht selten die Witterung im März ! einen beständigeren Charakter trägt als in dem ihm folgen- s den April, und daß sich eine Wetterlage, die sich in dieser

- Zeit einmal festgesetzt hat, sich auch für längere Zeit zu ° erhalten sucht.

s Alpirsbach. Der Gemeinderat hat beschlossen, städtische Bauplätze künftig nicht mehr öffentlich zu versteigern, son- s dern zu festen Preisen, je nach Lage des Bauplatzes, an i Vaulustige abzugeben. Für ca. 600 Fm. Langholz wur- ' den 137,3 Prozent der Grundpreise erzielt. Zum Eau-

Nr. 55

musikfest am 29. Mai hat die Stadtgemeinde einen Ehren­pokal gestiftet. Der Fremdenverkehr soll künftig plan­mäßig und zielbewußt gefördert werden, zu welchem Zweck eine Neu-Organisation des Fremdenverkehrsvereins in die Wege geleitet ist. Alpirsbach, das alte Klosterstädtchen im Schwarzwald, ist wie geschaffen zum Kurort.

Horb a. N.» 5. März. (Einstellung des Autoverkehrs HorbLützenhardt.) Ende des letzten Jahres ist eine An­weisung des Ministeriums an die Oberämter hinausge­gangen, Autolinien, die ministeriell nicht genehmigt sind, die Eröffnung des Betriebes nicht zu gestatten oder den weiteren Verkehr bis zur Erledigung des Genehmigungs­verfahrens durch das Ministerium zu untersagen. Das Oberamt Horb wußte deshalb die Einstellung des Auto­verkehrs HorbLützenhardt verfügen, sodaß ab heute die­ser Autoverkehr vorläufig wieder eingestellt wird.

Rottweil. Die Zahl der Erwerbslosen im hiesigen Bezirk wird jetzt mit 923 angegeben. Sie hat sich etwas er­höht. Im Bezirksrat wurde das Gesuch der Stadtge­meinde Schwenningen, von dem Beitrag an dem auf die Oberamtssparkasse entfallenden Aufwand zur Amtskörperschaftsumlage befreit zu sein, abgelehnt. Uebri- gens müsse die Oberamtssparkasse die Mittel zu Aufwer­tungszwecken selbst aufbringen. Ein Zuschuß der Amts­körperschaft an die Kasse komme nicht in Frage. Dagegen wird der Amtsversammlung die Aufwertung der in der Inflationszeit abgetragenen Schulden an die Oberamtssparkasse und verschiedene Kreditvereine des Bezirks empfohlen. Der Bezirksrat ge­nehmigte die Einrichtung einer Autolinie nach Bösingen und ersucht die Postverwaltung um Uebertragung der Postbeförderung auf dieser und auf der Linie nach Tü­bingen.

Sulz a. N. Im Gemeinderat wurde die Bewertung des von der Stadt erworbenen Salinegeländes besprochen. Am meisten Anklang fand der Vorschlag, den unteren Teil des Geländes für Kurzwecke offen zu lassen. Bemühungen, an der Stelle Industrie ansässig zu machen, hatten bisher kei­nen Erfolg. Das Projekt zu verwirklichen, hängt aber von einer Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse, das heißt von der Finanzierung ab und wird wohl noch ge­raume Zeit Projekt bleiben. Das Gelände kann aber wohl wegen eines günstigen Gleisanschlusses zu manchen Zwei­ten Verwendung finden. Der obere Teil des Salinege­ländes wird als Bauplatz für ein neues Schulhaus Vorbe­halten. An der künftigen Salinestraße werden Bauplätze gewonnen.

Stuttgart, 5. März. (Zusammentritt des Landtags.) Der Landtag soll am 16. März wieder zu einigen Vollsitzungen zusammentreten. Behandelt werden soll das Ministerpen» sionsgesetz, die Vorlage betr. die Staatsbürgschaft von 25 Millionen für den Wohnungsbau und eine Reihe vorlie» gender Anträge.

Am Todestag Zeppelins. Am Dienstag jährt sich zum zehnten Male der Todestag unseres Grafen Zeppe­lin, der in Stuttgart auf dem Pragfriedhof beigesetzt ist. Seine Ideen sind unvergänglich, sein Werk hat den schwer­sten Belastungen standgehalten, und neues Leben regt sich in der Zeppelinhalle am Bodensee. Der neueste Zeppelin soll*die alte und die neue Welt verbinden und hoch in den Lüften Deutschlands Flagge zu Ehren bringen. Unsere Pflicht aber ist es, des Schöpfers der Zeppeline an seinem zehnten Todestage zu gedenken und ihm zu danken für das, was er für Deutschland geleistet. Die Stadtverwaltung wird am Grabe ihres ehemaligen Ehrenbürgers einen Kranz niederlegen lasten. Dasselbe wird eine Abordnung des Württ. Luftfahrtverbandes tun, und gleichzeitig wer­den Flieger aus Böblingen über dem Grabe Zeppelins krei» seN-Und einen Kranz abwerfen.

Mord und Selbstmordversuch. Am Samstag- nachmittag etwa um halb 3 Uhr hat der verh., aber von sei­ner Familie getrennt lebende Zimmermaler Paul Keil von hier die ledige Verkäuferin Julie Sachs in ihrer elterliche» Wohnung durch Messerstiche getötet. Nach Verübung der Tat brachte sich der Täter Schnittwunden am Unterarm bei, anscheinend, um sich durch Oeffnen der Pulsader das Leben zu nehmen. Er wurde von der Polizei in ein Krankenhaus eingeliefert. Erhebungen zur näheren Feststellung des Sachverhalte sind im Gange. Hiezu wird noch weiteres mit­geteilt: Da die Sachs nichts mehr von Keil wissen wollte, seit sie erfahren hatte, daß er verheiratet ist, verfolgte er seit einiger das Mädchen mit Drohungen Vergeblich suchte Keil das Mädchen in der Wohnung ihrer Eltern in der Hasen­bergstraße zu treffen. Die Eltern, die wie die Getötete einen guten Ruf haben, verweigerten Keil den Zutritt zur Wohnung. Der Abgewiesene fuhr nun am Samstag vor­mittag nach Eßlingen, wo die Sachs als Verkäuferin tätig war. Er traf aber das Mädchen in ihrem Geschäft zuerst nicht an. Mittags ging Keil erneut nach der Hasenberg­straße. Auf sein Läuten an der Elastüre öffnete das etwa siebenjährige Töchterchen des Mädchens. Keil drang sofort in die Wohnung ein und stellte die Sachs im Korridor zur Rede, die ihm sagte, er solle sie in Ruhe lassen, er habe sie schon einmal um ihre Stellung gebracht. Keil drang nun mit dem Messer auf das Mädchen ein, die in die Küche flüch­tete, wo die Mutter mit Hausarbeiten beschäftigt war. Dort versetzte er ihr zwei Stiche ins Genick. Auf das Schreien von Mutter und Tochter eilte der Vater des Mädchens, der sich auf der Veranda aufhielt, herbei. Er versuchte dem Wütenden das Messer zu entreißen, was ihm leider nicht gelang. Der Unhold versetzte dann der wehrlos am Boden liegenden Sachs vor den Augen ihres Kindes und der Eltern noch weitere 12 Stiche, die tödlich waren. Durch Oeffnen der Pulsadern versuchte er sich nun das Leben zu nehmen. Die erschienene Polizei verband den Mörder und schaffte ihn in ein Krankenhaus.