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Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Nr. 251
Aus Stadt und Land.
Altensteig, den 27. Oktober 1926.
Prüfung für den mittleren Justizdienst. Bei der im Herbst d. I. vorgenommenen Prüfung für den mittleren Justizdienst sind 33 Kandidaten für befähigt erklärt und zu Notariatspraktikanten bestellt worden u. a.: Burkhardt, Otto, von Freudenstadt und Haarer, Wilhelm, von Klosterreichenbach.
— Sonntagskarten gelten infolge des Feiertages Allerheiligen, 1. November, von kommenden Samstag, den 30. Oktober ab 12 Uhr mittags bis Dienstag, den 2. November. An diesem Tage muß die Rückreise spätestens vor 9 Uhr vormittags angetreten werden. Da auch alle Schnellzüge gegen Zahlung des Schnellzugszuschlages für Sonntagskarten 3. Klasse freigegeben sind, lohnt sich über diese Tage auch eine Reise oder ein Besuch in weitere Entfernung. Sonntagsfahrkarten genießen bekanntlich eins Fahrpreisermäßigung von 33^ Prozent.
— Zweite Reise nach dem schlesischen Siedlungsgebiet. Es haben sich so viele Interessenten für eine weitere Reise nach dem schlesischen Siedlungsgebiet vormerken lassen, daß eine zweite gemeinsame Fahrt durchgeführt werden kann. Als Leiter der Reise ist wieder Oekonomierat Vogt-Gochsen gewonnen worden. Das Fahrgeld für die Fahrt von Heilbronn nach Breslau und zurück, teils Schnellzug, teils Personenzug, beträgt 80 Mk. Bei Beteiligung von mindestens 20 Personen gewährt die Reichsbahn 25 Prozent Nachlaß. Für Verpflegung sind mindestens 20 Mk. zu rechnen. Anfragen sind zu richten an die Wllrtt. Landwirtschaftskammer, Stuttgart, Marienstraße 33. Mit der Anmeldung ist gleichzeitig auf das Postscheckkonto der Württ. Landwirtschaftskammer Stuttgart Nr. 19 501 der voraussichtliche Betrag für das Fahrgeld hin und zurück in Höhe von 60 Mk. Mr Vorauslösung der Fahrkarten einzusenden. Anmeldungen sind bis spätestens 29. Oktober einzureichen. Die Abfahrt ist am Samstag, den 30. Oktober, abends 9 Uhr ab Heilbronn. Die Teilnehmer der Reise treffen sich in der Schaltervorhalle des Hauptbahnhofes Heilbronn 40 Minuten vor Abgang des Zuges
Hochdorf, OA. Freudenstadt, 27. Okt. Nach beinahe 8- jähriger Tätigkeit verließ uns gestern der in den Ruhestand versetzte Herr Oberlehrer Zoller mit Familie, um nach Fellbach überzusiedeln. Herr Oberlehrer Zoller hat während seines Hierseins nicht nur in Schule, sondern auch auf religiösem Wege der Gemeinde treue Dienste geleistet, wofür ihm die Gemeinde ein ehrendes Andenken bewahren wird.
Calw, 26. Okt. (Kapitänleutnant Ehrhardt in Calw). Am Sonntag mittag sprach in einer aus Stadt und Bezirk stark besuchten Bauernversammlung im „Badischen Hof" der durch seine politische Tätigkeit im Reich bekannte Kapitänleutnant Ehrhardt über „Vaterländische Jungbauernpolitik." Landtagsabgeordneter Dingler eröffnete die Versammlung mit herzlichen Begrüßungsworten an die in großer Zahl Erschienenen, wobei er besonders Kapitänlsut- nant Ehrhardt, Reichstagsabgeordneten Haag, Heilbronn, Landtagsabgeordneten Dr. Häcker, Stuttgart, und Th. Körner jr., Stuttgart, willkommen hieß. Der Redner wies auf die Schmach der dunklen Tage der Novemberrevolution hin und die mutige Tat des Kapitäns Ehrhardt, den Handschlag auf die Reichshauptstadt und die Novembermänner. Diese Tat habe einen starken moralischen Antrieb zur Beseitigung der ungesetzmäßigen Regierung gegeben. Heute stehe unser Hindenburg am Steuer des Staatsschiffes. Mit der Versicherung, das Bild des Helden Ehrhardt wohne im Herzen eines jeden guten Schwarzwälders, erteilte der Redner Kapitänleutnant Ehrhardt das Wort. Kapitänleutnant Ehrhardt bestieg hierauf von brausendem Beifall
begrüßt das Rednerpult und begann in straffer und markanter Weise seinen Vortrag. Er kam zunächst auf die Arbeit der nationalen Verbände, auf unsere Außenpolitik und die Pflichten in der kommenden Zeit zu sprechen. Als leuchtendes Ziel forderte er die Einigkeit aller Vaterländischen, um tatkräftig und staatsbejahend an den Geschicken unseres deutschen Vaterlandes Mitwirken zu können. Was nun die Arbeit nach Außen betraf, so bekannte er ohne Zaudern sich zu einer Verständigungspolitik, die ihre Pflicht darin sehe, Deutschland eine Erholungspause zu verschaffen, bei unverschämten Forderungen jedoch ein entschiedenes: „Bis hieher und nicht weiter" als Antwort habe. Alles in allem waren seine Worte von echtem deutschen Wesen durchzogen, das nur das eine Ziel kannte: Deutschlands Erneuerung auf nationalem, sittlichem und wirtschaftlichem Wege herbeizufllhren. Er erntete mit seinen Ausführungen stürmischen Beifall. Es folgten Dankesworte von Herrn Dingler und das Absingen des Deutschlandliedes. Später ergriff Körner jg. das Wort. Er beleuchtete unsere heutige sichrer- und interesselose Jugend, die in Uneinigkeit und Zersplitterung dahinschlendere. Dieser Not gelte es entschieden entgegenzutreten und neue, wahre Ideale unter den Nachwuchs zu tragen, damit er dereinst fähig werde, die Arbeit der Alten weiterzuführen. Zuerst müsse jedoch bei sich selbst angefangen werden, daß alles, was der Einzelne will, den andern auch getan werden müsse. Nur durch diese pflichtbewußte Hilfsbereitschaft könne die befreiende Tat gelingen. Es sprachen noch Herr Reichstagsabgeordneter Haag-Heilbronn und Herr Landtagsabgeordneter Dr. Häcker, sowie Herr Dingler, letzterer die Schlußworte. Diesen folgte der gemütliche Teil, bei dem es sehr sröhüch zuging.
Stammheim bei Calw, 25. Okt. Vor einigen Wochen wurde der verheiratete Landwirt Michael Strinz auf dem Weg zum Futtermähen von einem Wespenschwarm angefallen und ganz übel zugerichtet. In bewußtlosem Zustand, mit weit über 100 Stichen, fand ihn seine Tochter, als sie das Fuhrwerk bringen wollte, am Boden liegen. Er wurde sofort zu Bett gebracht. Bald stellte sich aber heraus, daß auch beide Augen durch Wespenstiche verletzt worden waren. Inzwischen ist ihm bereits im „Siloah" in Pforzheim ein Auge herausgenommen worden, da das eingedrungene Gift den ganzen Augapfel entzündet hatte. Ob das andere Auge erhalten werden kann, steht noch nicht fest.
Höfen a. d. E.» 25. Okt. Am gestrigen Sonntag beging die hiesige „Freiwillige Feuerwehr" das 50jährige Jubiläum ihres Bestehens. Bei ihrer Gründung besaß noch kein Darf des Bezirks eine organisierte Feuerwehr. Höfen hat seine Hochdruckwasserleitung und die Feuerwehr ist mit den modernsten Geräten ausgestattet. Sie hat zwei mechanische Leitern mit 11 und 16 Meter Höhe, eine Motorspritze mit einer Minutenleistung von 1000 Liter, Ee- rätewagen, reichliches Schlauchmaterial und eine mustergültig ausgestattete Mannschaft. Seit 1925 hat Höfen sieben Feuermeldestationen und einen fachmännisch ausgebildeten Löschzug von 35 Mann. Hervorragenden Anteil an der Modernisierung der Feuerwehr haben die Herren Schultheiß Feldweg und Kommandant Großmann. Anläßlich des Jubiläums fanden gestern Nachmittag vor der Oesfent- lichkeit verschiedene Vorführungen der Feuerwehr statt.
Neuenbürg, 26. Oktober. (Todesfall.) Hier starb im Alter von 74 Jahren Oberamtsbaumeister a. D. Paul Link, ein Mann, der sich als Beamter und Mensch in allen Kreisen hoher Achtung und Wertschätzung erfreute. Beinahe 40 Jahre waltete er hier seines Amtes als Beamter in verschiedenen Stellungen und auch am Vereinsleben nahm er hervorragenden Anteil. Am 6. Mai 1852 in Weikersheim an der Tauber geboren, kam er am 1. Dezember 1877 als Stadtbautechniker nach Neuenbürg. Schon nach wenigen Jahren wurde er als Oberamtswegmeister und 1892 zum Oberamtsbaumeister gewählt. Von seiner Bautätigkeit im Bezirk seien in Kürze erwähnt: Das hiesige Schulgebäude im Jahr 1884, das Sparkassen- und
Oberamtspflegegebäude im Jahr 1902, die Volksheilstätte Charlottenhöhe bei Calmbach im Jahr 1907, die großen Schulhäuser in Calmbach und Loffenau in den Jahren 1903 und 1904 und das Bezirkskrankenhaus im Jahr 1909. In den Jahren 1882 bis 1902 war er Kommandant der hiesigen Freiw. Feuerwehr, seit 1886 bekleidete er das Amt eines Bezirksfeuerlöschinspektors bis zum Jahre 1923. Nicht zu vergessen ist seine Tätigkeit als Vorstandsmitglied der Ee- werbebank Neuenbürg, wohin er bereits 1879 als Kontrolleur, dann von 1893 an als Direktor berufen wurde, ein Nebenamt, das er nun die lange Zeit von 44 Jahren bis zu seinem Tode mit viel Liebe und Geschick bekleidete. Am 1. April 1923 trat er als Oberamtsbaumeister in den wohlverdienten Ruhestand, übte aber noch in der Folge die Schätzertätigkeit bei der Württ. Gebäude-Brandversicherungsanstalt aus.
i Oberndorf, 26. Okt. (Ueberfall — Einbrüche.) Eine abscheuliche Tat, die den Tiefstand unserer heutigen Moral zeigt, wurde gestern nachmittag am Hellen Tag in der oberen Schützensteige, dem Fußweg, der zum „Lindenhof"
: führt, begangen. Ein 17jähriges Mädchen St. wurde von i einem herumstreifenden Burschen an gefallen, durch einen Schlag auf den Kopf betäubt, mißhandelt und geschändet. Die Landjäger nahmen die Verfolgung sofort auf. — Am Sonntag abend wurde im Cafe Hofer in der s Neckarau im Keller eingebrochen und Wein und Lebensmit- i tel entwendet. Der Täter wurde durch dazukommende Per- ' sonen bei seinem unsauberen Handwerk gestört und ergriff, ohne daß man seiner habhaft werden konnte, die Flucht. —
- Auch in einem hiesigen Sommerhaus wurde vergangene ' Woche ein erschwerter Einbruchdiebstahl verübt.
§ Stuttgart, 26. Okt. (Einweihung.) Montag vormittag ' fand die Einweihung des Neubaues des Marienhospitals
- statt. Der Neubau hat den Namen St. Ludovika erhalten ! Superior Dr. Eberle von Untermarchtal begrüßte die zu : der Feier Erschienenen und dankte dem Erbauer des Hau- : ses, dem Architekten Linder, der Staatsregierung und der s Stadtverwaltung. Minister des Innern Bolz gab die Ver- ! sicherung, daß bei der Staatsregierung der gute Wille vor»
, Händen sei, alles zu tun, was auf dem Gebiet der Kranken»
- pflege möglich sei und versprach, daß er gerne dahin wirken f wolle, die Krankenanstalten durch Gewährung von Mitteln
- zu unterstützen. Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager be- ( glückwünschte im Namen der Stadtverwaltuna die Konare.
, gation zu dem Neubau.
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Kleine Nachrichten aus Württemberg ?
s Die Persönlichkeit der in Sontheim aus dem Neckar
- geländeten Leiche ist festgestellt. Es handelt sich um einen . 68 Jahre alten Fuhrmann aus Siegelsberg OA. Backnang.
: Nach den politizeilichen Ermittlungen liegt Selbstmord vor. x — Auf dem Bahnkörper der Eisenbahnlinie zwischen Unter»
; und Obertürkheim wurde heute morgen eine weibliche ' Leiche, die vom Zug überfahren war, aufgefunden. Die : Ermittlungen ergaben, daß es sich um ein 22 Jahre altes : Dienstmädchen handelt, das Selbstmord verübte. — Bei : Dacharbeiten in Cannstatt stürzte ein 19 Jahre aller
Flaschner vom Dach eines Hauses der Eisenbahnstraße etwa ^ 8 Meter hoch in den Hof ab. Er trug einen schweren Schä» » delbruch davon. — In Weiler bei Kellmünz wurde vor : einigen Tagen in der dortigen Molkerei eingebrochen und s Gegenstände im Wert von 600 Mk. entwendet. Der Täter ^ konnte in Ravensburg ermittelt und hinter Schloß und ! Riegel gebracht werden. — InSeißen OA. Blaubeuren brach in dem Scheunengebäude der Margarethe Kuhn WwLi Feuer aus, das mit rasender Schnelligkeit um sich griff und sofort sämtliche Futter- und Strohvor^ate in Flamme«? setzte. Der Feuerwehr gelang es, das Wohngebäude zn retten. — In Heidenheim wurde im „Traubenkeller"' eingebrochen. Der Täter schlich sich in den Metzgerladeir ein und entwendete dort aus der Ladenkasse Bargeld in Höhe von etwa 300 Mk. Den Bemühungen der Kriminalpolizei ist es gelungen, den Dieb zu verhaften. —
Sein erster Erfolg
^ KriiMal-Roman von Walter Kabel
.- 31 ^ ^ - (Nachdruckverboten.)
.s Werres ging auf und ab, langsam, in tiefem Nachdenken.
- „Es wird Zeit, daß ich das Netz zusammenziehe!" sagte er laut. Dann blieb er vor dem Beamten stellen: „Sie sind durch Zufall dahinter gekommen, daß ich den Kassierer Wil- lert beobachte. Aber — auch wenn Sie nun mit Müller gemeinsam gegen mich operiert hätten, — wie Sie ja ehrlich eingestanden haben, einen Erfolg konnten Sie nie haben, da Sie zu wenig wissen. Hätte ich Sie nicht diesem angeblichen Arzt nachspüren lassen — allein wären Sie ja doch nie auf diese Spur gekommen." —
„Nein, Herr Doktor, das gebe ich zu. And über das, was ich jetzt weiß, werde ich schweigen, das dürfen Sie mir glauben." Grosses Vogelgesicht sah zerknirscht aus, daß Werres lächeln mußte.
„Es war sehr unrecht von Ihnen, daß Sie mich um den Erfolg meiner mühsamen Arbeit bringen wollten — aber, wie gesagt, da Sie ehrlich gestanden, soll Ihnen verziehen -sein; und Sie sollen mir weiter helfen — aber schweigen. Da liegt Briefpapier. Setzen Sie sich und schreiben Sie. Ich muß Ihnen verschiedene Briefe diktieren, darunter einen, der einen großen Fehler ausgleichen wird, den Sie heute nachmittag gemacht haben. Also schreiben Sie! Noch eins, haben Sie der Aufwartefrau der Frau Schwarz Ihren Namen genannt?"
„Ich habe mich als Rechnungsrat Winter eingeführt und sagte, ich sei auf der Durchreise."
„So, also dann beginnen wir, schreiben Sie Ort und Datum — 27. April: Geehrte Frau Rat! Als guter Bekann- t Ihres verstorbenen Herrn Gemahls wollte ich mir heute erlauben, Ihnen meinen Besuch zu machen. Zu meinem Bedauern traf ich Sie r-cht an und konnte auch nicht, wie ich es Ihrer Auswärterin zusagte, wiederkommen, da ich einen mir befreundeten Herrn aus meiner Heimatstadt ge
troffen habe, und mit demselben zusammen soeben die Rückreise antreten will. Ich werde mir erlauben, den jetzt versäumten Besuch gelegentlich nachzuholen. Ihr ergebenster Heinrich Winter, Rechnungsrat, Marienberg, Untere Laubengasse 32."
Nun adressieren Sie: An Frau Nechnungsrat Schwarz. So das wäre der erste. — Wissen Sie Grosse, weswegen ich Ihnen den Brief diktiert habe? Weil die Frau Rat sicher argwöhnisch üm-r Jbr Ausbleiben geworden wäre und dieser Herr Willen so vielleicht auch etwas davon erfahren hätte, wie genau Sie die Aufwärterin ausgefragt haben; und der Mann ioll sich sicher fühlen bis zur letzten Minute. Nun weiter. Schreiben Sie an den Herrn Sanitätsrat Friedrichs, Dahuhasstraße 11.
„Bitte wollen Sie mich auf jeden Fall heute noch besuchen. Ich erwarte Sie bis )68 Uhr in meiner Wohnung." Und schreiben Sie darüber: „Sehr dringend!" Weiter: Nun noch an den Herrn Staatsanwalt. „Wollen Sie die Liebenswürdigkeit haben und sich morgen vormittag 11 Uhr in dem Friedrichsschen Bankgeschäft einfinden! Es betrifft die bewußte Angelegenheit!"
Werres diktierte noch Unterschrift und Adresse und flog prüfend die Schreiben nochmals durch. „So, damit wären wir fertig," sagte er dann ruhig. „Nun habe ich für Sie noch einen Auftrag, Grosse, den sie dem Herrn Kommissar noch heute ausrichten werden. Richter soll sich morgen vormittag 11 Uhr ebenfalls in der Bank einfinden; pünktlich! Sagen Sie ihm, ich ließe ihn darum bitten. Wenn er Sie ausfragen will, können Sie sich ruhig auf mich berufen und schweigen — oder noch besser, Me sagen einfach, Sie wüßten selbst nichts. Verstanden? Schön, — also damit wäre das Netz zum großen Fischzug bereit gelegt. Die Schnur, die es zusammenzieht, halte ich in der Hand, und morgen vormittag, Grosse, morgen Höffe ich einen - :ßsn Triumph „u erleben! Mein erster großer Erfolg! -
„Also morgen, Herr Doktor?"
„Ja, morgen, und Sie, — Sie dürfen ein Paar Hand
schellen mitbringen, weil Sie heute so schön gelogen haben,, Grosse! Sie kommen morgen gegen 10 Uhr hierher, in Zi» vil natürlich. Den Brief an den Sanitätsrat lassen Sie so« fort durch einen Dienstmann besorgen, hier ist das Geld, und da sind die Briefmarken. ,
22. Kapitel
Nachdem der Beamte ihn verlassen hatte, machte Werres, sich zum Ausgehen fertig. Seiner Wirtin sagte er, daß er. spätestens in einer Stunde wieder da sein dürfte. Falls je-, mand käme, solle der Betreffende nur warten. Bevor er! sein Zimmer verließ, schaute er prüfend umher, besonders musterte er seinen Schreibtisch auf etwaige liegengeblieben«) Blätter. Grosse hatte zum Schreiben eine n-ue weiße Lösch»! blattunterlage benutzt. Auf dieser zeigten sich noch einig« Abdrücke der vorhiu geschriebenen Briefe. Dieses Löschblatt zerriß Werres in kleine Stücke und steckte sie in den Ofen. Dann verließ er schnellen Schrittes das Zimmer. In der Friedrichstraße bestieg er die Straßenbahn und fuhr nach dem Schützenhause. Dort angekommen, erkundigte er sich, nach der heutigen Aufführung des dramatischen Vereins.. Der Kellner sagte ihm, daß auch Nichtmitglieder gegen Bezahlung Zutritt erhalten können. Karten seien am Büffet! zu haben. Nachdem Werres für sechs Mark zwei Eintritts»- karten besorgt hatte, entfernte er sich rasch. . Der nächjt« Wagen der Straßenbahn brachte ihn wieder in das Zent«, rum der Stadt. In der Nähe des Friedrichsschen Bankgeschäfts stieg er aus und ging nun langsam, als ob «r durchaus keine Eile habe, durch die Eingangstür und stieg die wenigen Stufen empor. Der dicke Portier saß in seiner Loge und studierte Ne Zeitung. Werres klopfte leise an da» Fenster, und den ehrfurchtsvollen, beinahe erschrockenen Gruß des Portiers erwidernd, fragte er, ob der Herr Pro«, kurist Westfal zu sprechen sei. Der Portier hatte schnell daq Fenster aufgerissen und sagte, die Mütze zwischen den Han-
Doktor, er ist oben, erstes
(Fortsetzung folgt.))
den drehend: „Jawohl, Herr Stock, erst.- Türe rechts."
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