Nr. 250

Echwarzwiilder TageszeitungAus deu Tannen"

Seite 6

Für nnsere Frone«

Jetzt spinnt die Mett ein Träumen ein.

Jetzt spinnt die Welt ein Träumen ein . . . Herbstnebel früh im Wogen;

Entrückt das Tal im Dämmerschein,

Von Eoldglanz überflogen.

Die fernen Höh'n im Morgenduft,

Gleich keusch verhüllten Bräuten,

Und traulich in der stillen Luft Das erste Glockenläuten.

Ein heimlich Tropfen, traumhaft fein,

Aus unbewegten Zweigen. . .

Jetzt spinnt die Welt ein Träumen ein,

So wundersam, so eigen.

Elisabeth Kolbe, Berlin.

Me Mode im Herbst

Die Herbstmode bringt zwei Typen von Kostümen, die vollkommen entgegengesetzt sind, aber gerade es den Frauen erleichtern, die für sie passende Form zu finden. Die eins ist die lange Kasack, eine kleidähnliche Bluse, in der Koni fektion Siebenachtel-Kasack genannt, weil sie sieben Achtel der Gesamtlänge ausmacht. Der Rock sieht darunter nur ganz wenig hervor, und die dazugehörige Jacke ist entweder ebenso lang wie die Kasack, sodaß der Kostümcharakter gege­ben ist, oder aber sie ist ganz lang, das heißt, sie ist ein Mantel, zu dem man den paffenden Rock und eine lange, wie ein Kleid wirkende Bluse in abstechender Farbe und leichterem Material trägt. Diese Form dürfte reifere und stattlichere Erscheinungen gut kleiden. Die zweite Form des modernen Kostüms ist der gerade Rock mit der ganz, kurzen, stark blusigen Jacke. Dieser Typ ist für eine schlanke jugendliche Trägerin bestimmt. Die Bluse, die man dazu trägt, hat meist sportlichen Charakter. Die hochgeschloffene Hemdbluse wird viel dazu getragen werden.

Die Mäntel sind ein Lieblingskind der diesjährigen Herbst- und Wintermode. Pelzbesatz ist fast unerläßlich, in abstehenden Farben, mehr aber noch in der Tönung des Stoffes eingefärbter.Echt" braucht der Pelz nicht unbe­dingt zu sein, nur kleidsam oder originell. Für die kälteren Tage füttert man Tuchmäntel gern mit bedruckten Zick­leinfell (Eiraffenmuster), wobei auch der Aufputz vom sel­ben Material sein kann. Diese Mäntel sind doppelseitig tragbar. Die Tage der dünnen Seidenstoffe, Crepe de Chine oder Taft, sind für dieses Jahr gezählt. Günstlinge der Herbstmode heißen Moire und Crepe Satin. Bald kommt der Tag des feinen Wollstoffes und des schmeichlerischen Velvets. In Farben hat man die denkbar größte Auswahl, allen voran ist Schwarz, die Modefarbe und Dunkelblau. Dann gibt es auch ein wunderschönes Helles Bordeaurot, das sich trotz der Ungunst der Zeiten durchzusetzen scheint, dann Schieferblau und das altbewährte Rostbraun, ferner Grün und Holzbraun aber Schwarz und Blau sind doch dieSaisonerfolge". Für leichte Schneiderkostüme nimmt man feine Wollkrepparten und wollene Körperstoffe, spä­terhin werden Samt und Velvet zu hohen Ehren gelangen.

Ganz neue Formen haben dieKleider : Sie zeigen bei­nahe ausnahmslos Blusenlinien, zumindest aber blusierte Rücken, hierzu enganliegende Eürtelpartien um die Hüfte herum oder auch knapp unter der natürlichen Taille, die etwas zu kürzen das Bestreben der Mode ist. Die Kleider- röcke sind noch immer plissiert oder glatt und eng mit ein­seitig eingesetztem Faltenteil, das die Rockweite bestreitet. Die Aermel dieser Kleider sind dem Stil angepaßt lang, faltig, mit Puffen am Handgelenk oder Volantgarnierung und immer mit schmalen Bändchen am Handgelenk zusam­mengefaßt.

Die neuen Hüte zeigen durchweg hohe Köpfe und schmale Ränder. Um die Strenge des hohen Kopfes zu mildern, zieht man ihn gern seitlich zur Kappenform herunter. Zier- schnallen und Ziernadeln sind immer noch als Hutschmuck beliebt. Bemalte und bestickte, oder aus verschiedenen Stof­fen zusammengesetzte Hüte sieht man ebenfalls. Verschieden­farbige Samtmotive und Applikationen auf dunklem Samt machen sich gut, zum Beispiel Lavendel mit Zyklamen ge­mischt auf Schwarz. Sehr schön sind die neuen hellbordeau- roten Filz- und Velourhüte, die aber nicht allen Frauen stehen. Viel getragen werden dunkelblaue Filzstumpen, die sich die Trägerin ganz nach eigenem Geschmack auf dem Kopf faltet und biegt.

die fernste Zukunft auswirkt, gab ihr den Antrieb, nach einer Ausgestaltung verschiedener Punkte des geltenden Rechts und auch nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um Abhilfe zu schaffen. Nachdem sie von den Schäden des Eherechts gesprochen hatte, wo die Machtvollkommenheit des Ehemannes in Trinkerfamilien nahezu zum Verhängnis werden kann, wurde von diesen Gesichtspunkten aus auch die bevorstehende Reform des Strafrechts beleuchtet, die uns durch den Entwurf dazu von 1925 besonders nahegerückt ist. Es zeigt erfreulicherweise geradezu einen Umschwung der Rechtsprinzipien, indem darin neben der Strafe er­zieherische Maßnahmen, wie bedingte Entlastung, eine ganz andere Rolle spielen, wie im geltenden Recht. Doch das Alles genügt nicht, denn wo es sich bereits um Strafe han­delt, ist es zur Besserung eines Trunksüchtigen fast immer zu spät. So kommt sie zu ihrem eigentlichen Ziel; die Trunksucht in frühem Stadium zu fassen. Weil sie zu dem Zeitpunkt aber für gesetzlichen Eingriff nicht gut faßbar ist, sucht sie nach einem Weg, um gegen die Verletzung der Un­terhaltspflicht, welche fast immer eine Begleiterscheinung der Trunksucht ist, gesetzlich einzuschreiten.

Arbeitszwang im Arbeitshaus oder der Trinkerheilan­stalt mit dem Zweck vollbezahlter Arbeit zum Nutzen der Familie, ist das Projekt, welches sie uns bereits in ihrer Schrift:Der Alkoholismus und das Recht" nahe gebracht hat und damit bei uns den Wunsch erweckte, die Erreichung dieser Ziele nach Möglichkeit zu fördern.

Erschütternde Zahlen beschlossen den Vortrag: so wer­den 3,5 Milliarden in Deutschland jährlich für Alkohol ausgegeben, aus dem Ausland 7 mal so viel Alkohol einge- fllhrt (zollfrei), als der Versailler Vertrag von uns er­zwingt. In jedem zweiten Haus in Berlin ist ein Alkohol­ausschank, von den 3 300 000 Minderwertigen wird über die Hälfte dem Alkohol zur Last gelegt u. s. f. Diese Zah­len beweisen, daß zur Bekämpfung des Alkoholismus im öffentlichen Leben annähernd nichts in unserem Vaterland geschieht.

Um so mehr muß man sich aber sagen, daß gesetzliches Einschreiten im Einzelfall zur Rettung des Trinkers und der Familie eine zwingende Notwendigkeit ist.

Folgende einstimmig gefaßte Entschließung gab der Stimmung der Versammlung Ausdruck: In ernster Be­sorgnis um das Schicksal der stetig wachsenden großen Zahl von Frauen und Kindern, die schutzlos den brutalen An­griffen und Mißhandlungen ihrer durch den Rausch geistes­gestörten Männer und Väter ausgesetzt sind, richtet eine am 28. September 1926 vom Deutschen Frauenbund für al­koholfreie Kultur im Königin Luise-Haus in Leipzig ein- berufene Versammlung an die Reichs-, Landes- und Es- meindebörden die dringende Aufforderung, gesetzliche Maß­nahmen zu schaffen, um diesem furchtbaren Notstände zu begegnen.

Im Entwurf zur Strafgesetzreform ist bereits die Ver­bringung von straffälligen Trunksüchtigen in eine Trinker­heilanstalt vorgesehen. Wir fordern, daß die darauf bezüg­lichen Bestimmungen schon jetzt auf dem Verordnungswege geregelt werden. Wir fordern ferner einen Weg zur schnel­len Internierung von Gewalttätigen und die Schaffung von geschlossenen Heilstätten für Trunksüchtige.

Die Vorsitzende, Frl. Eustell von Blücher, schloß die Versammlung mit dem ernsten Mahnwort:Wo Frauen und Kinder leiden, da müssen wir Frauen helfen."

9. Harrptversarnrninng des Derrlscherr Frauenvnndes.

Ir. Auf der im Sept. d. I. stattgef. Hauptversammlung des Deutschen Frauenbundes für alkoholfreie Kultur in Leipzig sprach Frau Babette Oldenberg, Eöttingen, über das Thema:W as können wir für den ge­setzlichen Schutz der Trinkerfrauen und -Kinder tu n?" Aus langjährigen Erfahrungen in der Trinkerfürsorge hat die Referentin die Ueberzeugung ge­wonnen, daß sowohl das Zivilrecht wie das Strafrecht der Familie des trunksüchtigen Familienvaters nicht annäh­ernd den Schutz bieten, den man von den Gesetzen erwarten muß. Der Blick in ein Elend des Lebens, das sich bis in

Rundschau.

ü. Bei der großen Polizeiausstellung, die in Berlin stattfand, hat die Berliner Zentrale des Reichsverbandes Deutscher Hausfrauenvereine gezeigt, welche Rolle die Tä­tigkeit der Hausfrau im Leben des Polizeibeamten spielt. Den Mittelpunkt dieser Sonderausstellung bildete ein Po­lizistenheim, in dem in äußerst zweckmäßiger und geschmack­voller Weise Wohnraum, Arbeits- und Wirtschaftsteil ver­einigt waren. In einer Mannschaftsküche wurde eine be­sonders praktische Abwaschmaschine gezeigt. Eine Milchab­teilung schloß sich an. Weiter hatten die Hausfrauenvereine Kochrezepte für einfache Haushalte zusammengestellt und gaben Kostproben ab. Verwendung von Milch, Kaffee und Kakao wurden gleicherweise.vorgeführt.

k. Berlin. Nach guten Ersatzgetränken für Wein, Vier, Branntwein, Obstmost ist in zunehmendem Maße Nach­frage und Bedürfnis. Die Geschäftsstelle des Deutschen Vereins gegen den Alkoholismus, Berlin-Dahlem, vermit­telt und berät kostenlos bezüglich solcher Getränke.

Aachen Aus Anlaß der Jahrtausendfeier hat der Landkreis Aachen in Rolandseck am Rhein ein Erholungs­heim für erholungsbedürftige Mütter eingerichtet. Die Kur ist - se^s Wochen festgesetzt und ist völlig frei. In erster Li ommen Mütter kinderreicher Familien in Betracht.

k. Die Turnerinnen - Abteilung der Turngemeinde Mühlhausen konnte die Feier ihres 25jährigen Bestehens begehen. Von allen Seiten, besonders auch vom Magistrat, wurden der Abteilung und ihrer rührigen Leiterin reiche Ehrungen zuteil.

k. Jugoslawien. Die in letzter Zeit anwachsende Zahl der weiblichen Handwerksgesellen ist neuerdings noch durch eine, die er^- Optikerin, Frl. Erna Eoldstein, Laibach, ver­mehrt woroen.

Ir. Schweden. Bei den schwedischen Landtagswahlen ha­ben die freisinnigen Frauen einen Sieg durch die Wieder­

wahl von Fröken Elisabeth Tamm im Län Södermanland davongetragen.

- Aus England wird berichtet, daß bei der demnächst stattfindenden Jahresversammlung der konservativen Par­tei in Scarborough zum erstenmal in der Geschichte der Partei eine Frau, Dame Caroline Vridgman, den Vorsitz führen wird.

Ir. Die italienische Sängerin Gemma Bellincioni, die als

diesingende Düse" weltberühmt wurde, feierte kürzlich ihren 60. Geburtstag. Sie wurde am 18. August 1866 als Tochter eines Sängerpaares in Como geboren und trat schon frühzeitig in kleinen Rollen oder als Tänzerin gemein­sam mit ihren Eltern auf. Mit 16 Jahren fand sie in einem kleinen Theater in Neapel ihr erstes Engagement und konnte bald darauf in Lissabon in einem großen Thea­ter neben bekannten Künstlern auftreten. In Rom setzte sie ihre Eesangstudien fort und von hier aus führte sie ihr Weg zur Berühmtheit. Ihr Weltruf gründete sich auf die Uraufführung vonCavalleria rusticana" von Mas- cagni im Jahre 1890, in der sie die Santuzza sang. Zu ihren Glanzrollen gehörten ferner die Traviata, die Car­men und die Salome. Bahnbrechend auf dem Gebiet mo­derner lebenswahrer Operndarstellung voll vertiefter Cha­rakterisierungskunst, zog sie sich nach 32jähriger Laufbahn von der Bühne zurück und wirkte seitdem als Eesangs- lehrerin, vor dem Weltkrieg in Berlin, später in Rom. Ihre Tochter Bianca aus ihrer Ehe mit dem Tenor Stagno ist ebenfalls schon als Sängerin bekannt geworden.

Ir. Vereinigte Staaten. Bei der Eröffnung der 65. Kon­greßperiode im Weißen Hause wurde beim Verlesen der Botschaft auch über das Unterrichtswesen in den Vereinig­ten Staaten berichtet: Die Botschaft glaubt feststellen zu dürfen, daß der Geist der Ordnung und Arbeit in allen Un­terrichtsanstalten des Landes sich gehoben hat. Die fünf Universitäten haben sich ungestört ihren wissenschaftlichen Aufgaben hingegeben. Im Einzelnen wird der Kongreß aufgefordert, die an einigen Universitäten für Ausgestal­tung der Unterrichtsgebäude und Unterrichtsmittel nötigen Kredite zu bewilligen. Als wichtigste Anforderungen wer­den mit Recht bezeichnet das Schulbauwesen, das bekannt­lich nicht nur in den Provinzen und Territorien, sondern auch in der Hauptstadt noch im Argen liegt, ferner die bes­sere Ausgestaltung der Lehrerbildung und des Veförde- rungswesens im Staatslehrkörper und endlich die Vermeh­rung und Verbesserung der Unterrichtsmittel. Es wird ferner verwiesen auf die Approbation von Lehrbüchern, bei der große Willkür herrscht. Auch die diesjährige Bot­schaft legt wieder besonderes Gewicht auf die staatliche For­derung des Fachschulwesens (Gewerbe-, Handels-, Kunst- und weibliche Handarbeitsschulen), das der Bevölkerung durch Vermittlung einer besseren beruflichen Fachausbil­dung auch bessere Verdienstmöglichkeiten schaffen soll. Zu diesem Zwecke sollen die Fachschulen in der Hauptstadt und in den Provinzen vermehrt und den regionalen Be­dürfnissen und Verhältnissen besser angepaßt werden Vor allem soll der Süden bedacht werden, wo es bisher an Fachschulen so gut wie ganz gefehlt hat. Ein längerer Passus ist der geplanten Ausgestaltung des höheren Kunst­unterrichtes (Malerei, Bildhauerei, Musik und Schauspiel) gewidmet, für dis es bisher an Mitteln gefehlt hat. Ent­sprechende Anforderungen sind im Staatsvoranschlag ein­gestellt. Das Volksschulwesen leidet noch immer unter der ganz unzulänglichen finanziellen Dotierung, da die dazu angeforderten Mittel seit dem Staatsvoranschlag von 1923 nicht mehr bewilligt wurden, obwohl die Bedürfnisse der Volksschulen seitdem durch die Vermehrung der Schülerzahl noch bedeutend gestiegen sind. Die Vermehrung und Ver­besserung der Schulen ist eine unaufschiebbare Aufgabe der Nationalregierung.

k. Argentinien. Die deutsche Sängerin Lotte Leonhard, die in einer Reihe von Konzerten in argentinischen Städten ungewöhnliche Erfolge erzielte, ist von der Universität Buenos-Aires aufgefordert worden, einen Zyklus histori­scher Liederabende abzuhalten.

Vom Büchertisch

Wiener Handarbeit. Im gemütlichen Beisammensein sieht man jetzt wieder fleißige Frauenhände mit hübschen Handarbeiten beschäftigt. Bei interessanten Gesprächen geht die Arbeit doppelt schnell von der Hand und bald ist eine prächtige Decke, ein zierliches Kissen vollendet, zum Entzücken der emsig Arbeitenden. Die elegante Dame, die gesamte Frauenwelt, die ihr Heim gerne mit hübschen, eigenen Arbeiten schmücken, werden das vornehm gehaltene, reich illustrierte neue BlattWiener Handarbeit" freudig begrüßen, dessen Oktoberheft jetzt vorliegt und von der auf dem Handarbeitsgebiet weit bekannten Frau Profes­sor Rothansl eingeleitet, eine Fülle von hübschen aparten Handarbeiten der verschiedensten Techniken wie Tüll-Sti^ kerei, Richelieu-Arbeit, Flachstickerei, Eobelinarbeiten nach künstlerischen Entwürfen zu vielfacher Verwendungsmög­lichkeit bringt, wie auch hübsche, moderne Damenwäsche, schicke Modell-Kleider und vieles andere. Besondere Er­wähnung verdient das Kreuzwort-Preisrätsel, dessen rich­tige Lösung mit 6 Hauptpreisen, darunter wertvolle ele­gante Handarbeiten und einer Anzahl Trostpreisen bedacht ist. Das Heft ist durch die W. Riekersche Buchhandlung, Altensteig, zum Preise von 75 Pfennig zu beziehen.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altenstetg Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Laut.