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Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

Nr.

Für unsere Frauen

Lebensmut.

Der Morgen pocht an das flammende Tor Und bricht mit drängendem Leben hervor.

Die Amsel ruft munter ihm entgegen,

Lichtstrahlen spielen auf seinen Wegen,

Und Herzen erheben sich, werden weit:

Bringt der Tag uns Lust, bringt er Herzeleid?

Wir nehmen mit gläubigen, offenen Händen Was uns der steigende Tag will spenden Doch nehmen wir's nicht in sklavischem Dulden, Wir wissen, was wir uns selber schulden.

Wir schmieden das Leid zu unserm Glücke Und schlagen ins Himmelreich eine Brücke.

Ella Boeckh - Arnold, Cannstatt.

Gin merkwürdiges Franenschicksal.

Die letzte Fürstin von Samos.

Die Gattin des letzten Fürsten von Samos, Helene, geb. Chiari, (Schwester des Vizeadmirals, Baron Chiari, und Cousine des berühmten Laryngologen gleichen Namens) verbrachte ihre erste Jugend in Wien, dann auf Kreta, wo ihr Vater österreichischer Generalkonsul wurde. Dort ver­mählte sie sich mit einem vornehmen Griechen, Andreas Emannel Kopassis, in türkischem Staatsdienst, dem infolge seiner hervorragenden Fähigkeiten und Leistungen bald das Amt eines autonomen Fürsten (Statthalters) von Samos übertragen wurde. / Im herrlichen weißen Marmor- schloß am Meere, von fast königlichem Glanz umgeben, verbrachte die reizende junge Frau fünf Jahre, wohl die schönsten ihres Lebevs. Ihre Stellung war derart, daß sie sich nur in Begleitung einerHofdame" öffentlich zeigen konnte, und wenn sie und ihr Gatte offiziell erschienen, wurde die türkische Volkshymne gespielt. Zum Danke jedoch, für des Fürsten Bemühungen um die Bauernbefreiung, traf ihn

der hinterlistige Schuß eines Mörders!-/ Helene

Kopassis, die verwitwete Fürstin, kehrte, im Genüsse eines Vermögens und einer türkischen Pension, nach Wien in den Kreis ihrer Angehörigen zurück, und lebte dort ihren Er­innerungen, von rührenden nnd wertvolln Andenken an die Zeit ihres Glanzes umgeben. ! Der unglückselige Aus­gang des Krieges beraubte sie sowohl ihres Vermögens als auch der Pension, und nun gibt sie, die außer Frauzösisch und Englisch auch die italienische und griechische Sprache, sowie das Esperanto heherrscht, nicht nur Englische, italie­nische und Französische Stunden sondern, die einundsiebzig- jährige Frau hat noch die Prüfung als Gerichtsdolmetscherin für Englisch und Französisch gemacht, wohl ein Beispiel einer hervorragenden und seltenen Begabung und Energie.

Charlotte von Grünebaum, Wien.

Vermischtes.

Dr. Alice Profv über Mädchen-Turnen. In der

deutschen Turn-Zeitung findet sich ein ärztliches Gutachten über Turnen von Dr. Profs, die, wie mit Recht von dem Herausgeber betont wird, auf diesem Gebiete als ärztlich e Autorität gilt. Dr. Profö war Vortragende an einem Aerztekursus der bayerischen Landesturnanstalt und wohnte als solche einem» Schauturnen von Männern und Frauen bei. Sie stellt fest, daß die jungen Männ rr viel natürlicher turnten als die jungen Mädchen, bei denen Geziertes, auf Wirkung Berechnetes mehr zutage trat. Diesen Unterschied führt Dr. Profö mit Recht auf den Umstand zurück, daß die weiblichen Abteilungen unter männlicher Leitung stehen, ein Mann aber wohl weniger das Unechte, Gezierte zu bemerken vermag, weil er das andere Geschlecht vor sich hat. Ergänzend möchte ich hinzufügen, daß die Mädchen und Frauen bei männlicher Leitung leicht auch ihrerseits durch Auslösung der Sexualkomponente zur Geziertheit, Darstellung vonErfühltem", kurz, zu turnerischem Kitsch

verführt werden. Der Vorschlag von Dr. Profe, weibliche Leiterinnen auszubilden, ist deshalb zu begrüßen. / Besonders bemerkenswert ist der folgende Grundsatz im Gutachten von Dr. Profs:Welche Üebungen man wählt, hängt nicht vom Geschlecht ab, sonders 1.) vom Grade der persönlichen Leistungsfähigkeit, 2.) von der Notwendig­keit, die uns als Zivilisations- und Großstadtmenschen über­haupt zwingt, den Schädigungen unseresKistenlebens" (Fridjof Nansen: Freiluftleben) durch körperliche Betätigung entgegenzuarbeiten". /Sowie man anfängt, nachweib­lichen" Üebungen zu suchen, gerät man in Gefahr, vom Wege des Natürlichen und Zweckmäßigen abzuweichen und zu Künstelei und Verweichlichung zu gelangen", heißt es es weiter. Es scheint, daß man heute noch sehr viel nach solchenweiblichen" Üebungen sucht, die zur Geziertheit und Gefallsucht führen. Denn Dr. Prose, die einen großen Einblick in die heutige Turnproxis besitzt, sagt:Wenn ich die tänzerischen Üebungen und Schaustellungen (im wahren Sinne des Wortes) sehe, die in vielen unserer Turnvereine und Schulen üblich sind, frage ich mich: Haben es unsere Mädchen verdient, so leicht genommen zu werden.

Die Diakonissenhäuser befinden sich zur Zeit durch den großen Mangel an Arbeitskräften in einer Krise, die da­durch hervorgerufen scheint, daß sie die Entwicklung der mo­dernen Frau, des modernen Lebens überhaupt, nicht genü­gend beachtet haben. Die deutlich zu Tage tretende Scheu der weiblichen Jugend, namentlich auch der gebildeten, Bindungen auf sich zu nehmen, wie sie die Mutterhäuser verlangen, ist durchaus verständlich und wird schwerlich in größerem Maße zu überwinden sein. Daher haben die Diakonissen-Mutterhäuser des Kaiserswerther Verbandes sich zur Bildung von Hilfsschwesternschaften entschlossen, die der Schwester mehr Freiheit gewährleisten und ihr doch die Möglichkeit geben, sich in den Diakonissenberuf einzu­leben. Diese Einrichtung ist noch im Entstehen begriffen: Kaiserswerth hat für seine Hilfsschwesternschaft eigene Grundsätze aufgestellt, die von dort angefordert werden können. Neuerdings ist in Bremen dieAnsgarschwestern­schaft" durch die Diakonissenhäuser Bethel, Bremen und Rotenburg gemeinsam gegründet worden, die eine selb­ständige Hilfsschwesternschaft der genannten Häuser dar­stellt. Die Ausbildung umfaßt Kranken-, Wochen- und Säuglingspflege; später sollen noch andere Zweige der Ausbildung hinzukommen. Nach dem Examen können die­jenigen, die im Lause der Arbeit ihre inneren Bedenken und Hemmungen überwunden haben, in ein Mutterhaus eintreten, wobei die Probezeit entsprechend verkürzt wird, andere können ins Privatleben zurückkehren um eine Art Reserve zu bilden, die, wenn abkömmlich, zur Hilfe und Vertretung der Schwestern herangezogen werden kann. Endlich besteht die Möglichkeit einer dauernden Tätigkeit in der Ansgarschwersterschaft selbst, in der ein auskömm­liches Taschengeld, das die Schwestern unabhängig macht, und eine Altersversorgung vorgesehen sind. Die Schwestern­schaft steht unter weiblicher Leitung und soll maßgebend an der Leitung beteiligt sein. Bei Errichtung dieser Schwe­sternschaft ist vor allem an Gewinnung gebildeter junger Mädchen gedacht, doch ist der Eintritt nicht von höherer Schulbildung abhängig; vielmehr werden auch Volksschü­lerinnen ausgenommen. Nähere Auskunft erteilen der Kaiserswerther Verband deutscher Diakonissen-Mutter­häuser, Berlin W 15, Kurfürstendamm 177 und das Dia­konissenhaus Bremen, Nordstraße 106.

Die Berussberatungsstelle für Frauen und Mädchen in Karlsruhe schreibt: In Baden ist jedem Arbeitsamt mit dazu gehörigem Amtsbezirk eine Berufsberatungsstelle an­gegliedert. Diese Beratungsstellen sind durch die vorhan­dene Literatur und die gesammelte praktische Erfahrung stets in der Lage, die an sie gestellten Anfragen so zu be­antworten, wie es sich der zeitweiligen Lage der Berufs- ^ aussichten und der Persönlichkeit der Anfragenden anpaßt und sind jederzeit zur mündlichen und schriftlichen Aus­kunft bereit.

Ans Amerika wird berichtet: Die Militarisierung der Jugend wird in Amerika offiziell vom Kriegsdepartement der Regierung geleitet. Im Jahre 1925 wurden für diesen , Zweck nahezu sechs Millionen Dollar ausgegeben. Der Er­folg entspricht den aufgewendeten Mitteln. Mehr als 125 000 Schüler und Studenten waren 1925 in zwei arok"n Organisationen zusammengefaßt. Es sind das die Schüler von 226 Universitäten und höheren Schulen, die hier ihre Ausbildung durch 768 Offiziere und 1065 Mann (Unter­offiziere), welche zu diesem Zweck kommandiert wurden er­halten. In ungefähr drei Vierteln der Schulen ist die'nn- litärische Ausbildung ein Pflichtfach, an dem sich alle Schiü ler vom vierzehnten Lebensjahr an (mit gewissen Ausnah­men) beteiligen müssen. Vier Jahre, zu 90 bis 160 Stun­den, dauert die Ausbildung. Und es ist eine sehr scharfe Ausbildung in allen Kriegsführungszweigen. Die Jugend auch wo sie nicht dazu gezwungen wird, ist mit Begeiste­rung dabei. Sie erhält Titel und Abzeichen, Mäntel und Uniformen gratis und zu allem noch Stipendien (eine Art Löhnung) bis zu acht Dollar monatlich.

Japan. Wie auf der internationalen Arbeitskonferem von japanischer Seite bekannt gegeben wurde, sind in Ja­pans Bergwerken über 83 000 Frauen beschäftigt. Davon arbeiten 48 000 in den dunkelsten Schächten.

Meuschenseelen.

Ist es nicht schön, wenn Du liebst? Wenn Dir Welt und Menschen im milden Licht Deines warmen Herzens stehen?

Ist es nicht schön, wenn Du einen Menschen hast, der Dein Freund ist und dem Du hingebend vertrauen kannst und ihm Dein Letztes, Tiefstes, Geheimstes offenbaren kannst?

Nicht wer viel Freunde hat, ist zu beneiden! Oviel mehr zu beweinen, denn der Mensch gibt immer nur sein Höchstes nnd Bestes einer einzigen Seele. Daraus entsteht dann Ehe und Freundschaft.

Llse Närkel-Lchmidt.

Uorn Mchertisch.

Modebericht

Sport und Badekleidung stehen jetzt, zu Beginn der Reisezeit im Vordergrund des modischen Interesses. Für den Kurort mit seinen Anforderungen an eine gewisse Ele­ganz sind die sogenanntenVerwandlungskleider" die gro­ße Neuheit der Mode. Ist doch ein Kleid, das durch eine leichte Verwandlung doppelten Zwecken dienen kann, et­was, das jede Frau reizt, zu besitzen oder nachzuahmen. Wie aus einem Nachmittagskleid, in dem man spazieren ging, ein Abendkleid wird, zeigt die neue Nummer des Bazar", der seinen Leserinnen damit wieder hilft, mit be­scheidenen Mitteln bescheidenen Aufwand zu treiben. Kinderkleider, die jede Mutter mit besonderer Freude selbst schneidert oder mit hübscher Handarbeit verziert, sol­len nichts modisch-prätenziöses haben. Gute Vorlagen in diesem Sinne enthält das neueVazar"-Heft ebenfalls und dazu einen reichillustrierten Ilnterhaltungsteil mit vielen praktischen Ratschlägen für die Wirtschaft und erprobten Rezepten. Bestellungen auf denBazar" nimmt die W. Riekersche Buchhandlung in Altensteig entgegen.

Für Sommerwetter und Sonnenschein, für Ausflug und Ferienreise eine neue Bluse!

Diesen berechtigten Wunsch können Sie, verehrte Lese­rin, sich leicht erfüllen. In dem weltbekannten Modeverla§ Otto Beyer in Leipzig erschien soeben Beyers Blusen­heft. 60 entzückende Modelle aus Seide, Wolle- und Waschstoffen, zum großen Teil in dem modernen Jumper- , schnitt, mit Blenden, Säumchen, Hohlnähten und Hand­stickerei verziert. Schnittbogen für 12 Modelle liegt bei, zu allen Abbildungen außerdem Beyer-Schnitte erhältlich. Preis des Heftes 21,0 Reichsmark. Es ist zu haben in der

W. Riekerschen Buchhandlung Altensteig. _-

Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig L au k. Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig-.

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