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unverzüglich Maßnahmen zum Schutze des Franken zu er- . greifen. Ein ständiger Ausschuß für die Währungskontrolle ' wird heute eingesetzt werden. s

Die Regierung wird morgen dem Parlament einen Ge­setzentwurf vorlegen, in dem dem König für die Dauer von 6 Monaten die nötigen Vollmachten erteilt werden, um alle ! Fragen zu regeln, die sich auf den Banknotenumlauf, An- ; leihen, Lebensmittelversorgung, sowie auf die Organisa- s tion der Amortisationskasse und die an sie einzuzahlenden ! Summen beziehen. !

Der Finanzminister ist beauftragt worden, Maßnahmen : zur Herabsetzung des Verbrauchs aller Luxuserzeugnisse s Zu treffen. Die Eisenbahngütertarife werden um 10 Prozent ! erhöht werden und die Sondertarife um rund 20 Prozent. ^

Zur Explosionskatastrophe in Amerika i

Dover (New-Jersey), 12. Juli. Die in dem Munitions- i depot herrschende Feuersbrunst hat infolge eines Wechsels ; der Windrichtung ein bisher verschont gebliebenes Spreng- ^ stofflager ergriffen. Auch die Munitionsbestände dieses ! Lagers gingen infolgedessen in die Luft. 14 weitere , Sprengstofflager sollen stark gefährdet sein. Nach den letz- ! ten Meldungen sind bisher 17 Tote geborgen worden. s Ohne auf die Gefahr zu achten, die ihnen durch die s Granatenexplosionen drohte, haben Diebe, wie berichtet s wird, die Haustrümmer nach Wertgegenständen durchsucht, s Behälter erbrochen und sich Habseligkeiten des Lagerperso- s nals angeeignet. i

Dover, 12. Zuli. Nach den im Laufe der Nacht gemachten s Feststellungen sind von der Besatzung des explodierten Ma- ' rinearsenals Lake Denmark drei Leute getötet und zwischen s SV und 208 verwundet worden, während 2V noch vermißt j werden. Dort, wo sich das Hauptgebäude des Munitions- ! Magazins befand, ist jetzt ein Trichter von 100 Fuß Breite ! und 30 Fuß Tiefe. 200 von den Gebäuden innerhalb des s Arsenals sind zerstört. Die Zerstörungszone bedeckt einen ! Kreis von 13 Meilen Radius. Die ersten Schätzungen über s den Sachschaden rechnen mit ungefähr 85 Millionen Dollar, s

Revolution in Albanien? !

Berlin, 12. Juli. Nach einer Morgenblattmeldung aus ; Rom zufolge ist in Albanien Revolution ausgebrochen. Ach- ? med Zogu hat die Regierungstruppen aus dem Militär- ! bezirk Dibra zurückgenommen und setzt die Hafenstädte Va- j lona und Durazzo in Verteidigungszustand. Italienische s Marinetruppen sind im Einverständnis mit der albanischen ! Regierung in Durazzo gelandet. Der italienische Minister- s rat hat die Entsendung drei weiterer Kriegsschiffe nach - Albanien beschlossen. ;

Das Ermächtigungsgesetz für Caillaux t

Paris, 12. Juli. Der Gesetzentwurf, den Finanzminister l Taillaux in der Kammer eingebracht hat, besteht aus einem ? einzigartigen Artikel, der eine Ermächtigung der Regierung i vorsieht, durch Dekrete die Maßnahmen zur Wiederherstel- ? lung des Budgetgleichgewichtes und zur Durchführung der s Währungsstabilisierung zu ergreifen. Dem Entwurf ist eins ! Anlage beigegeben, in welcher zur Wiederherstellung des ! Budgetgleichgewichtes eine Reihe von Maßnahmen vorge- s sehen sind. Was das Schatzamt betrifft, so verlangt der Finanzminister die Ermächtigung zur Schaffung einer Ver- ' waltungskasse für die Bons der nationalen Verteidigung. ?

DerPotemkin"-Film verboten Berlin, 12. Juli. In einem neuen Verfahren hat die j Film-Ileberprüfungsstelle auf Antrag mehrerer Länder ein i allgemeines Verbot gegen die Auffühung desPotsmkin"- ! Films erlassen. l

Aus Stadt und Land.

Altensteig, den 13. Juli 1926.

Bezirksschulversammlung. Unter dem Vorsitz von Schulrat Schott fand gestern hier im Gemeindehaus die jährliche Bezirksschulversammlung des Schulbezirks Nagold I statt. Außer den pflichtmäßig anwesenden Lehrern konnte der Vorsitzende noch eine schöne Zahl von Gästen begrüßen, darunter die Herren Oberamtmann Baitinger und Ober­amtsarzt Dr. Huwald. Der Vorsitzende erstattete zuerst den Schulbericht. Daraus ist zu entnehmen, daß der Bezirk heute 4463 Schüler zählt, 2083 Knaben und 2380 Mädchen. Interessant war der Vergleich mit der Zahl vor 10 Jahren, im Jahr 1916. Damals betrug die Eesamtschülerzahl des Bezirks 7217. Das bedeutet also eine Abnahme von etwa 40 Prozent. 1916 kamen durchschnittlich 51 Schüler auf einen Lehrer, 1926 noch 35. Dies ist jedoch eine vorübergehende Erscheinung und der größte Tiefstand erscheint Heuer er­reicht sein. Dies zeigen deutlich die Zahlen der zur schul­ärztlichen Untersuchung kommenden Schüler. Es sind dies die Klassen 1, 4, 7. Da ergibt sich folgendes Bild: in 1 sind es 863, in 4 428, in 7 788 Schüler. Das achte Schuljahr konnte im ganzen Bezirk leider noch nirgends durchgefllhrt werden, da unsere Schulen immer noch im Zeichen des Ab­baues stehen. Ziemlich groß waren nach dem Bericht auch die Veränderungen im Lehrpersonal des Bezirks. Nach dem Vorsitzenden sprach der Schularzt, Oberckmtsarzt Dr. Huwald, über Krankheiten im Schulalter. Der Vortrag wurde von der Versammlung mit Interesse und Dankbar­keit ausgenommen. Eine kurze Besprechung schloß sich an, die hauptsächlich drei Dinge berührt: Anknüpfend an die Feststellung des Schularztes, daß die so häufig bei Schü­lern beobachtete Uebermlldung nicht durch die Schule, son­dern in den meisten Fällen durch häusliche Ueberlastung und mangelnden Schlaf verursacht werde, wurde von ver­schiedenen Seiten aus der Versammlung heraus der Wunsch geäußert, die Eltern möchten in diesem Punkte Mitwirken und vor allen Dingen dafür sorgen, daß die Kinder ge­nügend schlafen können, indem sie dieselben bei Zeiten zu Bett bringen, dann werde diese Erscheinung immer mehr verschwinden. Sodann wurde der Wunsch laut, die Volks­schule möge mit der Einrichtung der Kurzstunden, mit der an den höheren Schulen da und dort Versuche gemacht wer­den, verschont bleiben, aus gesundheitlichen und schulprak­tischen Gründen. Zum dritten wurde noch die Frage des achten Schuljahres aufgeworfen und gefragt, ob, besonders auf dem Land, die Kosten seiner Einführung tatsächlich so große sein könnten, daß sie ein Hindernis bilden für seine Einführung. Ein großer und mit viel Liebe ausgearbeiteter Vortrag von Rektor Kiefner-Nagold über das Bildungs­problem führte zu den theoretischen Grundlagen der Schul­arbeit und wurde mit Beifall aufgenommen. Nach einem Bericht über die Lehrerlesegesellschaft fand noch die Wahl des Schulkämmerers für den Bezirk statt, der für den nach Stuttgart versetzten Oberlehrer Breitling zu wählen war. Gewählt wurde Hauptlehrer Hagenlocher, Ebershardt. Dann konnte der Vorsitzende die Versammlung schließen.

Die Stadtkapelle Altensteig errang auf dem Süddeut­schen Musikfest in Gmünd, an welchem 106 Musikkapellen aus Württemberg, Baden und Bayern teilnahmen, einen Ila-Preis in der Mittelstufe (ein la-Preis wurde in dieser Stufe nicht vergeben). Auch dieser Erfolg ist ein erfreu­liches Zeichen der Entwicklung unserer Stadtkapelle, zu

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dem sie zu beglückwünschen ist. Die preisgekrönte Kapelle konzertierte auf ihrer Heimreise vor dem Postamt in Schorndorf und vor der Wohnung des Oberpostmeisters Hartmann, der unlängst von hier dorthin übersiedelte und bereitete damit, wie uns aus Schorndorf mitgeteilt wird große Freude. '

Unfall. An der Kronenecke ereignete sich heute morgen ein Zusammenstoß zwischen zwei Radfahrern. Als der verh. Maler Löffel mit seinem Fahrrad von seiner Woh­nung beim Schlachthaus zu seiner Arbeitsstätte fahren wollte und bei der Krone die Straße herausfuhr, fuhr ein Radfahrer aus Spielberg die Spielberger Straße herunter und in das Rad des Löffel hinein. Löffel stürzte ab, war zunächst besinnungslos' und mußte in seine Wohnung ge­bracht werden. Der Radfahrer aus Spielberg erlitt da­gegen nur leichtere Verletzungen und machte sich schnell davon.

Staatspolitische Schulungswochen. Die Reichszentrake für Heimatdienst, der die sachliche Aufklärung über außen­politische, wirtschaftspolitische, soziale und kulturelle Fragen obliegt, und zwar nicht im Geiste einzelner Parteien, son­dern vom Standpunkt des Staatsganzen, hat für dieses Jahr wieder zwei staatspolitische Schulungswochen angesetzt. Dir Norddeutsche Woche findet in Höxter a. d. Weser vom LL bis 31. Juli und die Süddeutsche Woche vom 1. bis 7. Aug. in Maulbronn statt. Der Zweck dieser Tagungen besteht darin, vor einem auserwählten Kreis zukünftiger HiH». cedner die Probleme der Gegenwart in unvoreingenomme­ner und umfassender Betrachtung behandeln zu lassen.

Die Erwerbslosigkeit in der zweiten Julihälfte. In d« zweiten Julihälfte ist die Zahl der männlichen Hauptunter­stützungsempfänger im Reich von 1419 234 auf 1409 724 ge­sunken, die der weiblichen von 330 775 auf 332 843 gestiege«. Insgesamt hat eine Abnahme von 1750 00b auf 1742 SS7, d. h. um 0,4 Prozent stattgefunden. '

Calw, 11. Juli. (Eine Kindsmörderin.) Die 23 Jahre alte ledige Emma Bodemer von hier, seit einigen Mona­ten in Stmmheim wohnhaft, hat Ende Juni d. I. abseits des Weges Calw-Stammheim auf einem Heuhaufen ein Kind geboren. Sofort nach der Geburt des Kindes machte sie sich auf den Weg und begrub das Kind bei lebendigem Leib in der Nähe im Wald. Anscheinend durch eine na­menlose Anzeige bekam das Landjägerstationskommando Kenntnis von der Sache und schritt letzter Tage zur Ver­haftung der entmenschten Kindsmutter, die nach ihrer Ein­lieferung ins Amtsgerichtsgefängnis alles zugab. Sie will das Kind wieder ausgegraben und in den Schlittenbach ge­worfen haben. Die Bodemer ging tags darauf wie sonst wieder ins Geschäft, mußte aber jetzt, wie man hört, aus dem Gefängnis in das Bezirkskrankenhaus überführt wer­den, wo sie an den Folgen ihres leichtsinnigen Handelns schwer darniederliegt.

Virkenfeld, 10. Juli. (Wilderer.) Am Sonntag hat Jagdaufseher Knörzer in Virkenfeld den Goldarbeiter Th. Jlg beim Wildern erwischt. Jlg wurde festgenommen und an das Amtsgericht Pforzheim eingeliefert.

Herrenberg, 12. Juli. (Tot aufgefunden.) Kürzlich wurde gemeldet, daß ein hiesiges Mädchen, Johanna Mül­ler, von Waiblingen aus vermißt werde. Am Samstag wurde nun der Leichnam des Mädchens im Necker aufge­funden.

Mönchberg, OA. Herrenberg, 12. Juli. Auf dem Fest­platz des aussichtsreichen Erafenberg am Rande des Schönbuchs fand gestern nachmittag eine Zusammenkunft ehemaliger Olgagrenadiere aus dem Bezirk Her­renberg statt. Der Vorsitzende der Bezirksgruppe Herren-

Die köstliche Perke

Original-Roman von Karl Schilling 26) (Nachdruck verboten.)

Totenblaß stand Theosine da. Alles Blut schien ihr aus dem Antlitz gewichen zu sein. Ihre Schritte wankten, als sie auf ihn zutrat. Eine Träne wollte sich in ihre Augen drän­gen. Sie schluchzte, zweimal, dreimal dann war sie wie­der die Alte, die Feste, die Kühle.

Feodor! Ich vertraue dir. Du bist ein ehrlicher Mensch. Sprich: Hast du jenes Mädchen lieb?"

Sofort schwand bei diesem guten Worte der Zorn aus seinem Herzen. Eine große Traurigkeit bemächtigte sich seiner.

Er nickte mit dem Kopfe.

Ja, Theosine!"

Sie wurde ihler, abwehrender. Ihre Augen blitzten streng und kalt.

Lieber als mich?"

Er zögerte.

Man sah es seiner wogenden Brust, seinen flackernden Augen, seinen zitternden Lippen an, wie es in ihm kämpfte und drängte. Endlich entgegnete er tonlos:

Ja, Theosine,... lieber als dich. Aber ich bin ein Mann und werde durch eiserne Willenskraft über diese Leiden­schaft hinwegkommen. Das nimm als heilige Versicherung, es ist kein Wort über unsere Lippen gekommen, das nicht vor Gott, vor allen guten Menschen und vor dir, meiner Braut bestehen könnte."

Theosine hatte sich langsam zur Seite gewandt. Falkner konnte nur ihr Profil sehen, aber fast erschrak er, so ähnelte es im selben Momente dem ihrer Mutter.

Ein langes, banges Schweigen.

Theosine verzeih' und glaube an mich!" Bittend streckte er die Hand aus.

^ Sie antwortete nicht.

1 Und wieder das nerventötende lange Schweigen.

Noch einmal erhob er die Frage, und ein Ton der alten guten Vertraulichkeit gab ihm Wärme und Liebe.

Theosine, hast du Vertrauen zu mir und meiner Man­nesehre?"

Keine Antwort.

Da ging ein schmerzliches Zucken über sein Gesicht. Er blickte nieder auf seine Hand. Dort prangte der Diamant­ring, das Zeichen seiner Verlobung mit Theosine.

Ein wildes Toben durchwogte ihn. Zum dritten Male fragte er:

Theosine, um Gott, kannst du mir nicht vertrauen? Glaubst du noch an meine Ehre und Treue?"

Abermals keine Antwort.

Da traf ein Blick wieder den schmalen goldenen Reif.

Langsam, ganz langsam zog er ihn ab.

Nun legte er ihn auf die Platte des Tisches. Ein schwa­ches Klirren, als spränge in einem feinen Instrumente leise eine Saite.

Dann wandte er sich zum Gehen.

Niemand hielt ihn; niemand rief ihn zurück.

Die Dienstboten mußten gelauscht haben, oder war es Zufall, daß er auf dem Korridore allein blieb?

Mechanisch ergriff er seinen Mantel, mechanisch zog er ihn an. Niemand kam ihm zur Hilfe. Nun stieg er die Treppe hinab, müde, langsam. Verirrten sich seine Gedan­ken, war das Leben ein Traum?"

Er durchschritt die Straßen. Alles wie sonst: hohe glit­zernde Schaufenster, schwatzende, geputzte Damen, hier ge­schäftseilige Diener, dort ein paar Modestutzer, an der Weg­kreuzung wie ein ehernes Standbild der diensttuende Wachtbeamte, Karaffen, Lastwagen, ein Offizier zu Pferde Lachen, Rufen, Pfeifen, Wogen und Hasten.

Vor einer Buchhandlung blieb Falkner stehen. Es war ein Antiquariat. Wohl lasen seine Augen die Titel der ausgestellten Werke, aber sein Geist verstand nichts davon.

Jetzt fuhr er mit seiner feinen Hand über das Antlitz. Die blanke Scheibe des hohen Fensters spiegelte das Bild wieder.-' '-- -

Er erschrak. Seine Hand! Ach so, das Helle Aufleuchte« fehlte, das schöne funkelnde Licht des Brillants, das sei« Künstlerfreude so manchmal entzück!

Der Ring, der Brillantring!Entlobt!" Unwillkürlick murmelten seine Lippen das Wort.

Erschrocken schaute er sich um. Nein, niemand hatte den schrecklichen Klang gelauscht!

Scharf und quälend bohrte sich das Wort in sein Herz.

Die ringlose Hand, er vermochte, er konnte sie nicht mehr sehen. Schnell zog er den Glacehandschuh darüber. Wie häßlich kalt legte es sich über seine fiebernde Haut.

Entlobt!" Es war, als habe sein reiches Wissen heut« nur für dieses Wort Platz, als wolle er alle Lebenskraft aus ihm ziehen.

Er wußte selbst nicht, wann und wie er heimgekommen war. Er verspürte keinen Hunger, kein Verlangen nach irgend etwas.

Dann legte er sich auf den Divan. Seine Schlafen häm­merten. Sein Druck lagerte in seinem Hinterkopf.

Endlich dämmerte er ein. Aber es war kein wohltuen­der, erquickender Schlaf. Es war ein dumpfes Hinbrüte«, ein traumverlorenes Hinquälen.

Um drei Uhr erwachte er.

Ein Klopfen an seiner Tür hatte ihn aufgeschreckt.

Herr Kommerzienrat habe sich in einer dringlichen An­gelegenheit für halb vier Uhr angemeldet. Herr Doktor werde gebeten, ihn hier zu erwarten."

Herr Kommerzienrat? Gut! Ich stehe ihm zur Verfü­gung!"

Schön. <5err Doktor. Sonst noch einen Wunsch?"

Nein, danke!"

Der Kommerzienrat? Was wollte der noch von ihm. Ihn zur Rede setzen? Ihm das zur Heidelberger Klmtt bewilligte Kapital wieder absagen? Nun das erledigte IM doch mit der aufgehobenen Verlobung von selbst! Das durfte doch keiner Erörterung!

(Fortsetzung folgt.) ^