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Schwarzwäl-er Tageszeit««- „Aus de« Ta»«eu"
Nr. 103
Deutscher Reichstag
^ Berlin, 4. Mai.
Präsident Lobe gedachte am Dienstag zuerst des Ablebens des deutschen Gesandten in Wien, Dr. Pieisser, des früberen Zen- irumsabgcordnetcn. Dr. Pseiffer habe in der deutschen Stadt Wien den festen Glauben an die einstige Bereinigung von Oesterreich und Deutschland aufrecht erhalten und sie vorzubereiten versuch».
Auf der Tagesordnung steht zunächst der Gesetzentwurf über gollerleichterungcn für dänische Erzeugnisse und über die Behandlung deutscher Handlungsreijender in Dänemark.
Abg. von Graefe rvölk.) wendet sich gegen die Erleichterung der Einfuhr fremder Pferde. In der Provinz Hannover sei es schon soweit, datz die Pferdezüchtei wertvolle Tiere dem Rotzschlächter verkaufen, weil sie sie nicht absetzen können. Das Abkommen wird dem Auswärtigen Ausschutz und dem Handelspolitischen Ausschuh überwiesen.
Es folgt dann die Beratung eines demokratischen Antrages auf Vorlegung eines zweiten Rcforwgesetzes. Der Wohnungsausschutz schlägt vor, die Reichsregierung zu ersuchen, alsbald ein Wohnheimstättengesetz rorzulegen In einer weiteren Entschließung wird die Reichsregierung aingefordert, einen umfassenden Wohnungsbauplon ouszuarbciien und dabei Vorschläge vorzu- legn, durch die der erforderliche Boden zu annehmbaren Preisen sichergestellt wird. Bei der Beseitigung der Wohnungsnot sollen, wie der Berichterstatter Abg. Silberschmidt (Soz.) hervorhebt, weitgehend die Gedanken der Wohnungsreform verwirklicht werden.
Abg. Seiffert (Dem.) verlangt scharfes Vorgehen gegen diejenigen Erundstückbesitzer, die die Wohnhäuser rücksichtslos verwahrlosen lassen. Solche Grundstücke mühten enteignet werden zugunsten der Mietergenossenschaften oder der Gemeinden.
Abg. Beythien (D. Vp.) lehnt den Ausschutzentwurf ab, weil er das Besteben der Zwangswirtschaft in verstärkter Form wieder einführen wolle.
Abg. Putz (Komm.) ist der Ansicht, datz das Geschrei der Bodenspekulation die Notwendigkeit des geforderten Gesetzes beweise.
Abg. Tremmel (Ztr.) hebt hervor, datz vieles besser sein könnte, wenn man früher mehr darauf hingearbeitet hätte, unsere Bevölkerung bodenständiger zu machen. Eine völlige Freigabe der Wohnungswirtschaft würde zu einer Verdreifachung der Mieten führen. Ehe man daran gehen könne, müsse daher die Erhöhung der Löhne erfolgen.
Abg. Schirmer-Franken (Bayer. Vp.) gibt zu, daß in dieser Frage in allen Fraktionen Meinungsverschiedenheiten bestehen. Der Forderung eines Wohnheimstättengesetzes könne man ruhig zustimmen, da man ja seine endgültige Gestaltung durchaus in der Hand habe.
Die namentlichen Abstimmungen über die Ausschuhanträge werden wegen der schlechten Besetzung des Hauses auf Mittwoch »ertast. Mittwoch 3 Uhr: Kleine Vorlagen und Alkoholfrage.
Aus Stadt und Land.
Altensteig, den 5. Mai 1926.
Vom Kraftpostfahrplan. Nach einer Mitteilung der Oberpostdirektion wird einem Antrag des Verkehrsaus- fchusses Altensteig entsprechend auf der Strecke Altensteig— Simmersfeld während des Sommerfahrplans Sonntag nachmittags versuchsweise eine dritte Fahrt ausgeführt; auf der Strecke Alten steig — Dorn stellen verkehren die Kraftwagen während der Sommermonate wie im vorjährigen Fahrplan.
Reichskorbwarenwoche. Vom 3. bis 10. Mai d. I. findet die Reichskorbwarenwoche statt. Während dieser Zeit zeigen alle Ladengeschäfte, die Erzeugnisse des Korbmachergewerbes führen, in ihren Schaufenstern, was Handwerk und Industrie zu leisten vermögen. Durch ein künstlerisches Plakat wird die Aufmerksamkeit des Publikums auf
Lies Rainer.
Geschichte einer Ehe von Leonttne v. Winterfeld.
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ciö. Fortsetzung.
Römer hatte sie noch erkannt. Ein glückliches Lächeln ging über sein Gesicht, das schon die wächserne Todesblässe überzog. Bis zuletzt kniete sie an seinem Bett und hielt seine Hand-
Tann, — als die Sonne unterging, — schlief er ein, für immer.
Seine Kameraden waren noch gekommen, ihn zu sehen. Ernst stand vor der Tür und hielt Wache, — niemand durste hinein. Tann — als alles zu Ende, — führte er Ellen hinaus . Er wollte sie nach Hause bringen, aber sie schüttelte den Kopf, — da ließ er sie gehen.
Unten im Hausflur kam ihr Knut entgegen. Als er Ellen sah, flog ein Erschrecken über sein Gesicht, — ein tiefes Erstaunen.
Sie sah ihn an in großer Angst, er möchte etwas sagen, — etwas, das sie in dieser Stunde nicht ertragen könnte.
„Knut, — willst du — eine Strecke — mit mir kommen- Ich habe dir etwas zu sagen."
Langsam ging er neben ihr her durch die dämmrige Straße.
Jetzt blieb sie stehen und lehnte sich an eine Hauswand. —
„Knut, — was du heute erfuhrst, ist nur für dich. Als mein Heiligstes lege ich es in deine Hände. Sprich nnt niemand darüber, — selbst nicht mit Lies. Sie würde fragen, und das ertrüge ich nicht. Sage es auch Ernst.
beide schweigen, — ich weiß es. Nun rufe nnr brtte erne Droschke. Ich kann nicht mehr"
»rmes ^nd^"^ ^ ^ch verlassen, Ellen. Armes,
die Auslagen im Schaufenster gelenkt. Die geschmackvollen, gediegenen und doch preiswerten Artikel sollen die Kauflust des Publikums anregen. Der Zweck der Veranstaltung ist, dem schwer um seine Existenz kämpfenden Korbmachergewerbe Beschäftigung zu verschaffen und die große Zahl der Erwerbslosen zu vermindern.
Der Diirerbund hat ein Verzeichnis billiger, guter Bücher herausgsbracht: das die literarische Erziehung in der Schule erleichtern will. Es bringt, nach Schuljahren und Fachgebieten geordnet, sämtliche Bücher der Deutschen Jugendbücherei. Ein einleitender Aufsatz des Vorsitzenden der Literarischen Vereinigung des Berliner Lehrervereins geht von der Notwendigkeit aus, bei der wieder anschwellenden Schundliteratur zielbewußter die Wege zum Deutschen Schrifttum zu beschreiten. Die Inhaltsangaben der einzelnen Hefte sind vom Berliner Ausschuß zur Bekämpfung der Schundliteratur als mustergültig bezeichnet worden. Die Verwertung der Sachlesestoffe ist genau Umrissen. Die Verzeichnisse werden unentgeltlich vom Landesjugendamt Berlin, Poststraße 16, Abteilung geistige Jugendpflege, gegen Einsendung eines für einfache Drucksache freigemachten Umschlages abgegeben. — Die in oben genanntem Verzeichnis enthaltenen Bücher sind durch alle Buchhandlungen, in Altensteig durch die W. Riekersche Buchhandlung, zu beziehen, durch welche auch das Verzeichnis selbst zu erhalten ist.
— Muttertag. Am zweiten Maisonntag wird wieder überall der deutsche Muttertag gefeiert werden. Dieser Tag rückt die sittliche und vaterländische Bedeutung der Familie in den Vordergrund und lenkt den Blick aus die aufopfernde Tätigkeit der Mütter. Regierung und Behörden bringen der Veranstaltung lebhaftes Verständnis entgegen und wirken gerne mit am Gelingen des Tages.
— Süddeutschland-Flug 1928. Als bedeutungsvollste Kundgebung für die Luftfahrt im Südwesten findet vom 31. Mai bis 6. Juni der Süddeutschlandflug 1926 statt. Der Flug wird gefördert von den Ländern Baden, Bayern. Hessen und Württemberg, sowie zahlreichen Städten. Für Württemberg geht die Veranstaltung vom „Württ. Fliegerverein e. V.", Stuttgart, aus. Ausgeschrieben sind Einzelprüfungen mit scharfen Bedingungen und ein Streckenrundflug von 2300 Kilometern in zwei Tagen, am Samstag, den 5. und Sonntag, den 8. Juni. Vis jetzt sind 25 Flugzeuge vom Reichsluftrat zum Wettbewerb zugelassen. Der Zweck des Wettbewerbs ist, der deutschen Luftfahrtindustrie den Ansporn zu geben, die Flugzeugtechnik auf eine möglichst hohe Stufe technischer Vollkommenheit zu bringen. Bei dem großen Streckenflug sind in Württemberg als Zwangslandeplätze und Wendemarken vorgesehen: Stuttgart—Böblingen, Mergentheim, Ulm und Friedrichshafen. In den einzelnen Städten werden am 5. und 6. Juni gleichzeitig örtliche Flugdarbietungen, wie Kunstflüge, Fallschirmabsprünge, Passagierrundflüge usw. veranstaltet.
— Feriensonderzüge. In den Monaten Juni, Juli und August werden wieder Feriensonderzüge mit ermäßigten Fahrpreisen von und nach Stuttgart ausgeführt werden und ;war von Stuttgart nach München am 25. Juli, nach Berlin am 21. und 26. Juli, nach Hamburg am 25. Juli, nach Bremen am 24. Juli, nach Köln und Dortmund am 26. Juli. Noch größer ist die Zahl der Züge nach Stuttgart.
— Die Erhöhung des Wohnungsgeldzuschusses. Das Staatsministerium hat dem Landtag den Entwurf eines Zweiten Nachtrags zum Entwurf des Staatshaushalts- zesetzes samt Staatshaushaltsplan für 1926 und 1927 zugehen lassen, worin als fortdauernde Mehrausgaben für die Erhöhung des Wohnungsgeldzuschusses der württembergi- schen Beamten von 95 Prozent auf die vollen Sätze vom 1. April 1926 LN jährlich 320 000 Mark gefordert werden.
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zurück zu dem Toten.
Keiner von ihnen hatte Gisela gesehen, die im dunkler Abendmantel auf der anderen Seite der Straße stand.
Ganz besonders schwer wurde Lies diesmal der Ad schied von ihrer Schwester. Sie hatte noch so viel zi fragen, mit ihr bereden mögen. Aber Ellen war so erns und abwesend, hatte sich so ganz in ihr Inneres zurückgezogen und ließ niemand hineinsehen. Lres ahnte nicht was in der Seele ihrer Schwester vorging . Sie dranx auch nicht weiter in die andere. Wenn Ellen Bedürfnis nach Aussprache hätte, würde sie schon von selbst kommen. Mit doppelter Liebe und Zärtlichkeit umgab sie ihr Schwesterchen, nun die Trennung so dicht bevorstand.
Es war ein kühler, regnerischer Tag, als sie dann mit Ellen zur Bahn fuhr. Knut hatte sie nicht begleiten können. Er wollte dem jungen Römer die letzte Ehre erweisen, den man heute zu seiner letzten Fahrt an die Bahn brachte. Hand in Hand saßen die Schwestern in der geschlossenen Droschke .Durch die Straßen Königsbergs pfiff ein kalter, häßlicher Wind. Da, an einer Straßenbiegung stockte der Verkehr. Vier schwarzbehängte Pferde zogen den blumenüberschütteten Sarg Römers. Auf und ab, in glerchem Schritt, wippten die Helme des nachfolgenden Offizierkorps .Sie mußten halten, bis der Zug vorüber war. Regungslos saßen die beiden Frauen. Lies liefen dre großen Tränen über die Wangen.
Ellen rührte sich nicht.
Langsam bog der Trauerzug in die Bahnhofstraße ein.
Kapitel 18.
.Nun war es wirklich Winter geworden, eisiger, ost- preußrscher Winter .Lies war, soviel es ihre Zeit erlaubte, mu Gisela zusammen, sie aufzuheitern und „vernünftiger zu machen <, wie Knut sagte. Ulli war nun schon ein Jahr alt und entwickelte sich immer mehr zur Freude seiner Eltern. Wenn Knut aus der Universität nach Hause kam, arbeitete er oft bis in die Nacht hinein an einem Ge- schrchtswerk, das bald erscheinen sollte.
„Ihr Brüder Rainer wollt viel zu schnell berühmt werden, sagte Lies ihn oft ein wenig schmollend, „kann das mcht ebenso gut ein paar Monate später erscheinen? Du machst drch noch ganz krank."-
— Landesausstellung von L'chrlingsarbeiten. Das Lan- § desgewerbeamt beabsichtigt in diesem Jahr, voraussichtlich > von Mitte Oktober bis Mitte November, in Stuttgart wie- j der eine Landesausstellung von Lehrlingsarbeiten zu ver- s anstalten. Hierbei sollen Werkstücke ausgestellt werden, die ! nach ein-, zwei- und mehrjähriger Lehrzeit, sowie als Eesel- j lenstücke angefertigt sind. Der Hauptwert bei der Veurtei- ' lung der Ausstellungsstücke wird auf sorgfältige, gute Arbeit ! gelegt. Für hervorragende Leistungen der Lehrlinge sink, j Auszeichnungen in Form von schriftlichen Anerkennungen s Preisurkunden, Zuwendungen in Form von Büchern, Zeitschriften, Werkzeugen oder Geld, ferner in der Gewährung ^ von Beihilfen zu Studienfahrten, zum Besuch von Museen, j Jndustriewerken und dergleichen, vorgesehen, s — Rückgang der Säuglingssterblichkeit. Die Säuglings- s fterblichkeit ist in Württemberg in erfreulichem Maße zu- l cückgegangen. Auf 100 Lebendgeborene starben im 1. Le- i bensjahr in den Jahren 1901—1910 durchschnittlich 20, Igjz dis 1920 14,4, 1923 11,2, 1925 8,6. In Stuttgart ging die - Sterblichkeit zurück von 18 in den Jahren 1901—1910 auf ! 3,9 im Jahre 1925, gleichzeitig in Ulm von 19,8 auf 7,8, in j Heilbronn von 20,6 auf 8,1, in Tübingen von 12,7 auf 8,3. s Haiterbach, 4. Mai. (Tierseuchenbekämpfung und Ent- j schädigung.) Im gutbesetzten Sonnensaal sprach am Sonn- ! tag mittag Oberamtstierarzt Dr. Metzge r-Nagold über ? Tierseuchenbekämpfung und Tierseuchenentschädigung. Eingeladen waren noch die Viehhalter von den benachbarten Gemeinden. In einem ausführlichen, allgemein verständlichen Vortrag besprach der Redner sämtliche für unsere Landwirtschaft in Frage kommenden Tierseuchen, er behandelte ferner die Anzeigepflicht und die Art und Höhe der s Entschädigungen bei Vierhverlusten. Wertvolle Winke ! konnte jeder der Anwesenden mit nach Hause nehmen und r man hatte das Gefühl, daß es allseitig begrüßt wurde, auf ! diesem Gebiet von sachkundiger Seite unterrichtet zu werden. Stadtschultheiß Bernhardt, der die Versammlung einberufen hatte und der eingangs einige Vegrüßungswone sprach, dankte zum Schluß dem Oberamstierarzt Dr. Metzger für die überaus lehrreichen Ausführungen. — Ueber- gehend zur Frage der Neugründung eines Ortsviehversi- l cherungsvereins, der weisungsgemäß angeregt worden ist, s konnte als Ergebnis festgestellt werden, daß niemand für j diese Einrichtung zu haben ist. Die üblen Erfahrungen, die l offenbar mit dem bis 1918 bestehenden Verein hier gemacht ? worden sind, ließen kein Vertrauen zur Sache mehr auf- ! kommen. — Die Versammlung, in der durch Aussprache ver- f schiedene Anfragen vom Redner beantwortet wurden, konn- ! te nach ZV-stündiger Dauer geschloffen werden, f - Calw, 3. Mai. Die Maul- und Klauenseuche in der ! Stadt Calw und in einigen Bezirksorten ist erloschen. Die ! gefürchtete Tierkrankheit ist wieder im Abnehmen begrif- ! fen. — Die Schwäbische Volksbühne hat am letzten Freitag s und Samstag Aufführungen im Badischen Hofe gegeben, f Zur Ausführung kamen „Katte" von Hermann Burte und i „Jedermann" von Hugo von Hoffmannsthal. Beide Nben- ! de gewährten einen hohen künstlerischen Genuß, da die Dar- s steller ihre Aufgabe in jeder Weise glänzend lösten. Die j Leistungen fanden deshalb auch ungeteilten Beifall. Lei- l der waren die Ausführungen nicht zahlreich besucht, da in ! den Wochen vorher schon verschiedene größere Veränstal- j tungen stattgefunden hatten. — Der Wirtsverein macht heute einen Eesellschaftsausflug mit Auto nach Vaden-Ba- z den. An dem Ausflug beteiligen sich auch Frauen.
? - Calw, 4. Mai. Im letzten Spieljahr der Schwäbischen
j Volksbühne, die vertragsmäßig 6 Aufführungen gegeben ! hat, ist für die Stadt ein Abmangel von 1800 Mark enr- » standen. Da dieser Betrag für die Dauer untragbar ist,
Ja, das muß wohl sv im Rainerschen Blut stecken« denn Ernst war auch von einer rastlosen Tätigkeit, mehr denn je. Seine Klinik hatte sich bedeutend vergrößert; feine Praxis so ausgedehnt, daß alle anderen erstaunt die Köpfe schüttelten, wie er's überhaupt nur schassen konnte.
Auch den Titel eines Professors erhielt er diese« Winter schon, obgleich er noch sehr jung dafür war. Und doch war dieser gesuchte, vergötterte Arzt, der auf dem§ Gipfel seines Könnens und seines Glückes zu stehen schien, § nicht glücklich. Trotzdem er sich auf das Kind freute, nach dem er sich so gesehnt. Gisela war launiger und eigensinniger denn je. Er trug es mit rührender Geduld und sagte sich, daß ein gut Teil davon auf ihren Zustand zu schieben sei. Aber er kam seiner Frau nicht näher, auch nicht in dieser Zeit, was Lies heimlich immer gehofft hatte. —
Weihnachten war vorüber. Tiefer Schnee hüllte alles m ein weiches dichtes Gewand. Lies war nach dem Vesper einen Augenblick zu Gisela hinübergelaufen, um nach ihr zu sehen. Die lag im dunklen Zimmer auf der Chaiselongue und starrte, wie meist jetzt, — grübelnd vor sich hin.
„Ei, da wollen wir aber doch schnell Licht machen,^ rref Lies, „hier wird man ja ganz tiefsinnig. Hast du denn schon die Bücher gelesen, die ich dir neulich mitbrachte. Es sind so wunderhübsche darunter. Und das Jäckchen fertig gehäkelt, das ich dir gestern anfing?"
Gisela blinzelte verschlafen in das elektrische Licht.
„Ach wozu ? Das ist ja alles so langweilig und überflüssig."
Lies setzte sich neben sie.
. „Ich habe dir auch was mitgebracht, sieh mal« dies - kleine Paket. Kannst du wohl raten, was es ist?"-
Gisela drehte mürrisch den Kopf auf die Seite.
„Laß doch die Kindereien."
Lies ließ sich nicht irremachen.
„Kuchen habe ich dir gebacken, weißt du, von den: kleinen Mürbekuchcn, die du immer so gern hast. Ich will: sie gleich auf ein Tellerchen schütten, so. Dann kannst du immer so zwischendurch knabbern, das liebst du doch, nichts
„Bloß nicht. Mir ist schon ganz übel davon."
Fortsetzung solgt-t