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SchwarzwSlder Tageszeit««,«»s de« Ta»««"

Nr. 35

Die Konferenz der Kleinen Entente Temesvar, 11. Febr. Ueber die Konferenz der Kleinen Entente wurde ein Bericht ausgegeben, in dem es heißt: Wie gewöhnlich, wurde zunächst die gesamte internationale Lage besprochen, wobei die Minister neuerdings die voll­kommene Uebereinstimmung in ihren Ansichten feststellten. Sie prüften insbesondere die Fragen, die den Gegenstand der nächsten Beratung der Völkerbundsversammlung bilden werden und stellten gemeinsame Richtlinien in der Frage der Abrüstungskonferenz aus. Die durch die Locarnoverträge geschaffene Lage und die Rückwirkungen waren Gegenstand eingehender Erörterungen, die den durchaus friedlichen Zie­len der Kleinen Entente entsprechen. Me Frage der Geld­fälschungsaffäre in Ungarn, die dann folgte, wurde einer eingehenden Prüfung unterworfen und die Hoffnung aus- j gesprochen, daß entscheidende Schritte in dieser unerfreu­lichen Angelegenheit unternommen werden, um jode Wie­derholung unmöglich zu machen. Me Staaten der Kleinen Entente sind entschlossen, im Geist der Solidarität und in friedlicher Zusammenarbeit die Friedenspolitik fortzusetzen."

Die Frage der deutschen Minderheiten Wien, 11. Febr. Wie dom Vertreter derNeuen Freien Presse" in Temesvar aus Kreisen der Kleinen Entente er­fährt, hat der tschechoslowakische Außenminister Dr. Bewesch in der Nachmittagssitzung der Konferenz den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund zur Kenntnis gebracht und dabei auf die Möglichkeit hingewiesen, daß D mtschland im Völkerbund die Frage der deutsche« Minderheiten in den Staaten der Kleinen Entente aufwerfen werde. Infolge­dessen sei beschlossen worden, schon jetzt Schritte zu unter» nehmen, um zu verhindern» daß dies in einer Weise geschieht, welche die Interessen der Kleinen Entente beeinträchtige« könnte. In der Frage der Abrüstung sei man dahin über» eingekommen, daß eine vollständige Abrüstung solange «iütz möglich sei, bis Rußland dem Völkerbund beitrete» da es mit seiner starken Armee «ine ständige Bedrohung seiner Nachbarn bilde. --

Der Eppinger Mädchenmord aufgeklärt Karlsruhe, 11. Febr. Am 18. Januar war hier der aus Mannheim gebürtige 2öjährige Gärtner Friedrich Mack verhaftet worden, der in der Untersuchung zugab, wenige Tage vorher das Attentat aus den Direktor Dr. Gregor der Irrenanstalt Flehingen begangen zn haben. In der Nacht vor der Festnahme des Mack war die 16jährige Tochter Frieda des Landwirtes Jakob Hecker in Eppingen ermordet aufgefuuden worden, ohne daß es bisher gelungen wäre, die Tat aufzuklären. Jetzt hat, wie wir von zuständiger Stelle erfahren, Mack heute vor dem Untersuchungsricht« gestanden, daß er auch den Mord an der Frieda Hecker ver­übt hat. Einzelheiten können, da die Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist, nicht mitgeteilt werde«.

Deutscher Reichstag

Bern«, 11. Febr.

Der Reichstag trat am Donnerstag in die Beratung des Saus» Hattsplan» für 1928 ein, womit die grobe Finanzdebatte eröffnet wurde.

Abg. Sergt (Dn.) führte aus: Der neue Reichsfinanzminister babe in seiner gestrigen Rede verschwenderisch mit offenen Hän­den Gaben aus dem Füllhorn verteilt, das nur gefüllt worden sei durch die vorsorgliche und vorsichtige Finanzpolitik seines Amtsvorgängers. Zu der vorsichtigen Finanzpolitik dieses Amts­vorgängers stehe das Programm des neuen Ministers im schrof- j fen Gegensatz, denn es habe nur das eine kommende Jahr im Auge. Es sei merkwürdig, dab derselbe Reichskanzler hinter beiden Finanzministern steht, hinter dem verflossenen, vorsichti­gen, und hinter dem jetzigen, der so gewagte Experimente unter­nimmt. Der dem früheren Finanzminister v. Schrieben gemachte Vorwurf der Tbesaurierungsvolitik mühte eigentlich an die Adresse der Regierung von 1924 gerichtet werden, die ganz in den Schuhen der alten Koaltion stand und die Wirtschaft über­triebe» belastete. Der fundamentale Uuterschied^nnserer Politik

kans imcl kslar Kirffi.

CnMlung von Tkeoäor Storni.

» Der gutmütige Alte hatte den Brief aufgehoben und ver­suchte bescheide» noch einige Ueberredung; aber der Hausherr trieb ihn fort, und er war nur froh, die Straße zu erreichen, ohne daß er der Mutter zum zweitenmal begegnet wäre.

Als er seinen Weg nach dem Südende der Stadt sottsetzte, kam Wieb eben von dort zurück; sie halte in einer Brennerei, welche hier das letzte Haus bildete, eine Bestellung ausgeiich» tet. Ihre Mutter war nach dem plötzlichen Todeihres Man­ne« zur See" in aller Form Rechtens vie Frauihres Mannes aus dem Lande" geworden und hatte mit diesem eine Matrosen, schenke am Hafenplatze errichtet. Viel Gutes wmde von der neuen Wirtschaft nicht geredet; aber wenn an Herstabenden dir über der Haustür brennende rote Lampe ihren Schein M den Schiffen hinabwarf, so saß es da drinnen in der Schenk» stube bald Kopf an Kopf, und der Brenner draußen am Stadt» ende hatte dort gute Kundschaft.

Als Wieb sich dem alten Postboten näherte, bemerkte sie sogleich, daß er jetzt mürrisch vor sich hinsah; und dann rr hatte ja den Brief von Heinz noch immer in der Hand.

Marten!" rief sie sie hätte es nicht lassen können »der Brief, hast du ihn noch? War denn sein Vater nicht M Hause?" ^

Marten machte ein grimmiges Gesicht

Nein, Kind, sein Vater war wohl nicht zu Hause; der alte Hans Kirch war da; aber für den war der Brief z« teuer."

Die blauen Mädchenaug.n blickte» ihn erschrocken <m.

»Zu teuer, Marlen?"

»Ja, ja; was meinst du, unter dreißig Schillingen war I» nicht zu haben."

Rach dies« Worte« steckte Mart« d« Brief i« seine

zu der des Ministers ist der. dah er den Steueravvau ausglettyen wollte durch die Drosselung der Ausgaben und Steigerung der Einnahmen auf der anderen Seite. Das Programm des neuen Finanzministers enthält nichts davon. Er predigt frisch, fromm, fröhlich und frei nur den Steuerabbau. Es ist sehr zweifelhaft, ob nach seinen Vorschlägen die Länder noch im Jahre 1927 die ihnen garantierten Summen aus der Umsatzsteuer erhalten kön­nen. Die Durchführung der Vorschläge des Ministers würde die Wirkung haben, dab eine dauernde Unsicherheit eintritt im finan­ziellen Verhältnis des Reiches, der Länder und Gemeinden zu einander. Wenn der Minister zur Voraussetzung seiner Ab­bauvorschläge die Bedingung macht, dab der Reichstag keine neue Ausgaben ohne Deckung beschließt, so mutzte die Verfas­sung geändert werden und dem Reichsfinanzminister ein Veto­recht zu gebilligt werden. iWr wären dazu bereit, aber die Mehrheit wird kaum damit einverstanden sein. Es werden bei der herrschenden Not sicher neue Anforderungen kommen auf dem Gebiete der Erwerbslosensürsorge.

Bei diesen Worten schreit eine Frau von der Publikumstri­büne herunter: Faulheits-Prämien! Sie hatte schon vorher Zu­rufe gemacht und wird von der Tribüne entfernt, als sie weiter ruft:Ihr könnt keine Kritik vertragen!"

Abg. Herst sucht in seinen weiteren Ausführungen nachzuwei­sen, dab mit dem Programm des Reichsfinanzministers die un­vermeidlichen Ausgaben nicht durch entsprechende Einnahmen gedeckt werden können. Der Gefahr einer Finanzkontrolle durch den Daweskommissar müsse aber rechtzeitig dadurch vorgebeugt werden, dab alles aufgebracht wird, was aus eigener Kraft ge­leistet werden kann. Der Minister überschätze die Wirkung der Herabsetzung der Umsatzsteuer, wenn er davon sofort eine Sen­kung der Preise erwartet. Durch die immer mehr anwachsende Wirtschaftsnot und die grobe Steigerung der Arbeitslosigkeit sid die Grundlagen des Dawes-Eutachtens zusammengefallen. Das mutz endlich einmal in der Reparationsfrage praktisch aus­genützt werden. Die Steuerermäßigungen werden wir natürlich annehmen. Aber wir bedauern beute schon den Amtsnachfolger des jetzigen Ministers wegen der Erbschaft, die er antreten mutz. (Beifall rechts.)

Abg. Dr. Silferdin« (Soz.) Die Programmrede des Reichs­finanzministers batte Niveau und war von einer einheitlichen politischen Lnie getragen. Diese Rede hätte aber schon vor enem Jahr und vom Minister v. Schrieben gehalten werden müssen. Die jetzt vom Minister und von allen Seiten als unerträglich bereichnete Ueberlastung der Wirtschaft mit produktionshem­menden Steuern ist mit Zustimmung der Deutschnationalen vom deutschnationalen Finanrminister v. Schrieben durchgesetzt wor­den.

Aus Stadt und Land.

Altensteig, den 12. Februar 1926.

Versammlung der Ortsgruppe der Deutsch-demokrati­schen Partei. Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich ist, hält am Sonntag im Grünen Baum die Deutsch-demokra­tische Partei eine öffentliche Versammlung ab, bei der Herr Johs. Fischer aus Stuttgart über das Thema:D i e deutsche Politik im alten und neuen Jahr" sprechen wird.

1V Stund« Tageslänge. Seit der Wintersonnenwende hat sich die Länge des Tages von 7 H Stunden auf 10 Stun­den vermehrt. Der Einfluß der Sonne, die von morgens 7.37 bis abends 5.38 am Horizont steht, ist unverkennbar. In der Natur herrscht überall Frühlingsstimmung.

Der ZIhreslohnnachweis für die gewerbliche Unfall­versicherung. Die Frist für die Einreichung des Jahreslohn­nachweises an den llnfallverficherungsträger (Berufsgenof- senschaft) läuft, worauf bereits aufmerksam gemacht worden ist, am 11. Februar ab. Die Einreichungsfrist ist ein« gesetz­liche, Gesuchen um Verlängerung kann daher nicht entspro­chen werden. Den Unternehmern gewerblicher Betriebe ist in ihrem eigenen Interesse zu empfehlen, soweit es noch nicht geschehen ist, die Lohnnachweise sofort ihrer Berufs- genossenschast einzusenden, wenn sie Strafe und Einschätzung durch den Versicherungsträger vermeiden wollen. Im Falle der Einschätzung ist eine Beschwerde über zu hohe Veitrags­festsetzung im allgemein« ausgeschlossen.

r Bon der Grundschule. Während der Usbergang aus der

- Grundschule in eine höhere Schule oder Mittelschule im all- s gemeinen erst nach Ablauf der 4jährigen Erundschulzeit ge- j stattet ist, besteht nach dem Gesetz vom 18. April 1925 die ' Möglichkeit, daß besonders begabte Schüler bereits nach drei­jährigem Erundschulbesuch in die genannten Schulen über­treten können. Zur Auslegung dieses Gesetzes bestimmt eine Verordnug des württ. Kultministeriums vom 23. Januar 1926, daß es jedoch nicht zulässig fei, in der Grundschule be-

! sondere Einrichtungen zu treffen, die den Uebergang nach ! dem dritten Erundschuljähr vorbereiten sollen. Dagegen

- sollen nach dem lleberspringen des vierten Erundschuljahres ! etwaige Lücken im Kenntnisstand durch besondere Hilfe der , Lehrerschaft ausgefüllt werden. Nach dem vorzeitigen Ueber- s trA in die höheren Schulen oder Mittelschulen findet dann r für die auf Probe aufgenommenen Schüler eine Anfnahme-

- Prüfung vor den Sommevferien statt, die, zusammen mit de» s Leistungen der Klasse über die endgültige Aufnahme in die i neue Schulgottung entscheidet. Nicht genügend befähigte t Kchüs-r treten nach den Sommerferien in die vierte Gruntz- i schulklasse über.

z Rauchverbot in den Post-Kraftwagen. Die Oberpost.

t divektion Stuttgart hat verfügt: Das Rauchverbot in d«

; PM-Krafomnibussen ist streng durchzufiihren. Die Führ«

- haben Reisende, denen sie das Rauchen untersagt haben und die sich dem Verbote nicht fügen, zum Verlassen des Wagen«

! mit dem Anfordern aufzufordern, daß weiteres Verweil«

^ im Wagen als Hausfriedensbruch gerichtlich bestraft werde.

" Nagold, 11. Febr. (Eemeinderatssitzung am 10. Februar ! 1926.) Anwesend: Vorsitzender und 15 Gemeinderäte. Mittei- s tun gen. Durch Erlaß des Oberamts vom 2. d. M. ist der ! Haushaltsplan der Stadtgemeinde für das Rechnungsjahr 1925 mit einer Umlage von 12 Prozent genehmigt worden. Wald- I fachen. Im Submissionsweg wurden verkauft: 504 Festme- ! ter Fichten und Tannen zu 121 Prozent und 134,5 Festm. For-

> chen zu 107,5 Prozent. Freihändig wurden an die Firma Eebr.

! Theurer abgesetzt: 770 Festm. Fichten und Tannen, worunter

351 Festm. aus der Winterhalde zu 120 Prozent und 90,5 Fm. Forchen zu 107,5 Prozent. Zwischen den Erben der Friedrich j Deuble Tuchmachers Eheleute hier und der Stadtgemeinde ist

- folgender Tausch zustande gekommen: Die Stadtgemeinde tritt

> die im Besitztum der Deubleschen Erben liegende Schloßberg-

> Halde mit 6 Ar 24 Quadratmeter gegen 9 Ar 13 Quadratmeter Acker an der Rohrdorfer Steige und 29 Ar 33 Quadratmeter

« Acker im oberen Regental ab und außerdem einer Barzahlung j von 400 Mark. Beiträge. Auf Wunsch von Herrn Prof. , Schuster wird dem Bund für Heimatschutz mit einem Jahresbei- ! trag von 10 Mark beigetreten. Mangels Mittel kann der-

- binger Studentenhilfe Heuer kein Beitrag gewährt werden. ! Bausachen. Auf Grund des Gutachtens der Hochbauabtei- ! lung ist der schon im Jahre 1924 ausgearbeitete Stadtbauplan ! in den Gewänden Ziegelrain, Lehmgrube, vorderer Lemberg, ! ob dem Totenweg und bei den Kreuzsteinen endgültig festge- I stellt worden. .Gleichzeitig wurden auch die Vaulinien an der j Vismarcksstraße, Promenadenstraße und Freudenstädterstraße s von Gebäude 305 bis 323 geändert. Die Pläne werden nun­mehr zu einer achttägigen Einsicht auf dem Rathaus aufgelegt.

j Die hiesigen Fuhrwerksbesttzer verlangen für die Beifuhr von ; ca. 300 Kubikmeter Kalksteinen vom Mittler Bergle zur Moltke- ! straße 2,20 Mark pro Kubikmeter unter den vorgeschriebenen Bedingungen. Der Akkord wird genehmigt. Es müssen weitere Notstandsarbeiten bereit gestellt werden. Dabei ist es j zweckmäßig, das Lembergaebiet vollends zu erschließen und die Lembergstraße von der Wörthstraße bis zu Feldweg 154 anzu- ! legen. Die Erweiterung des Rohrnetzes von der Friedhof-

> straße durch die Moltkestraße mit einem Aufwand von 38 000 Mark, worunter Taglohnarbeiten für etwa 10 000 Mark, käme

j als Notstandsarbeit in Betracht, wenn ein größeres staatliches Notstandsdarlehen gewährt wird, um das nachgesucht ist. j Bauplätze an der Hohestraße werden einigen Baulustigen unter ! den üblichen Bedingungen in Aussicht gestellt. Sonstiges.

- Die Ministerialabteilung für die höheren Schulen wünscht, daß r der Lehrer an der privaten 6. Klasse der Latein- und Real- i schule als Beamtenanwärter zur Pensionskasse für Körper- ! schaftsbeamte angemeldet wird. Da keine Aufwendungen damit i verbunden sind, geschieht dies. lieber die Mietpreise in der i Stadt entspann sich eine Erörterung. Die Rechtslage ist fol- k gende: Nach der Mieterschutzgesetzgebung beträgt die gesetzlich« s Miete derzeit 90 Prozent der Friedensmiete, wobei die öffent- i lichen Abgaben inbegriffen find. Wo sich die Friedensmiete i nicht oder nicht mehr feftstellen läßt, hat der Eemeinderat laut r öffentliche Bekanntmachung vom 25. Januar 1923 fol-

Lroenaicye und trat mit einem anderen, den er gleichzeitig hervorgezogen hatte, in das nächste Haus.

Wird blieb aus der Gasse stehen. Einen Augenblick noch sah sie auf die Tür, die sich hinter dem alten Mann geschlos» fen hatte; dann, als käme ihr plötzlich ein Gedanke, griff sie in ihre Tasche und klimperte darin, als wie mit kleiner Silber- müi-ze. Ja, Wieb hatte wirklich Geld in ihrer Tasche; sie zählte es sogar» und es war eine ganze Handvoll, die sie schon am Vormittage hinter dem Schenktisch eingenommen hatte. Zwar, es gehörte ihr nicht, das wußte sie recht wohl, aber was kümmerte sie das, und mochte ihre Mutte sie doch immer dafür schlagen!

»Marten," sagte sie hastig, als dieser jetzt wieder aus dem Hause trat, und streckte eine Hand voll kleiner Münze ihm entgegen,oa ist das Geld, Marten, gib mir den Brief!"

Marten sah sie voll Verwunderung an.

»Gib ihn doch!" drängte sie. »Hier find ja deine drei­ßig Schillinge!"

llnd als der Alte den Kopf schüttelte faßte sie mit der freien Hand an seine Ta e:

»O bitte, bitte, lieber Marten, ich will ihn ja nur einmal zusammen nut seiner Mutter lesen."

»Kind," sagte er, indem er ihre Hand ergriff und ihr freundlich in die angstvollen Augen blickte,wenn'S nach mir ginge, so wollten wir den .Handel machen, aber seicht der Postmeister darf dir keinen Brief verkaufen." Er wandte sich von ihr ab und schritt auf seinem Botenwege weiter.

Aber sie lief ihm nach» sie hing sich an feinen Arm, ihr einfältiger Mund hatte die holdesten Bitt- und Schmetchel» worte für den alten Mart« und ihr Kopf di« alledümmste« Einfälle; nur leihen sollte er ihr zum mindesten den Brief, er sollte ihn ja noch heute abend wieder haben.

Der aste Mart« geriet in große Bedrängnis mit seinem weichen Herzen, aber ihm blieb zuletzt nichts übrig, er mußte das Kind gewaltsam von sich stoßen.

Da blieb sie zurück r mit der Hand fuhr sie an die Stirn

unter ihr goldblondes Haar, als ob sie sich besinn« muge; dann ließ sie das Geld in ihre Tasche fallen und ging lanH sein dem Hasenplatze zu. Wer den Weg entgegen!»«, s<D ihr verwundert nach; denn sie batte die Hände auf dir BrM gepreßt und schluchzte überlaut. ^

Seitdem waren fünfzehn Jahre hingegangen. Die NeinH Stadt erschien fast unverändert; nur daß für einen junge» Kaufherrn aus den alte« Familien am Markt ein neues Hau»! erbau« war, daß Telegraphendrähte durch die Gaffen liefe» und aus dem Posthausschilde jetzt mit goldenen Buchstabe« »Kaiserliche Reichspost" zu lesen war; wie tmm« rollte dies See ihre Wogen an den Strand, Md wenn der RsHsvestj vom Ostnordost gejagt wurde, so ipülte das Hochwasser «u dt« Mauern der Brennerei, die auch jetzt noch in der roten Laterne ihre beste Kundschaft hatte; aber das Ende der Eisenbahn lag noch manch Melle landwärts hinter dem Hügelzug«, sogar! aus dem Bürgermeisterstuhle saß trotz der neu« Segnungen noch im guten alten Sille ein studierter Mann und ve« Magistrat behauptete sein altes Ansehen, wenngleich, die Erna» toren jetzt inStadträte" und die Deputierten inStadtver­ordnete" verwandelt waren; di, Abschaffung der Bürgerglock, als eines alten Zopfes war in der Stadtverordnetenversmnm» lung von einem jungen Mitglied« zwar in Vorschlag gebr-chi worden, aber zwei alte Herren hatten ihr das Wort geriet dre Glocke hatte sie in ihrer Jugend von manchen dummen Streich nach Haus getrieben; weshalb sollt» jetzt da» jung« Volk und das Gesinde nicht in gleicher Zucht gehalten «erdenk!

Und nach wie vor, wenn es zehn vom Turm geschlagen hatte» bimmelte die kleine Glocke hinterdrein schreckte di« Pärchen auseinander, welche auf dem Markt <mr schwatzten.

Nicht so unverändert war das Kirchsch« Hans Adüesek. Heinz war nicht wieder heimgekommen, er war verschollen; «ß! fehlte nur, daß er auch noch gerichtlich für tot ertlistck wo« den wäre ; von den jüngeren Leut« wußte mancher^ ka«Ä daß es liier jemals einen Sohn des alten Kirch aegeben Hab«.