Das kommende badische Ministerium Karlsruhe, 25. New. Da die Sozialdemokratie mit dem Uebergang des Unterrichtsministeriums an das Zentrum sich nicht einverstanden erklärte, haben sich die beiden Parteien dahin geeinigt, daß der sozialdemokratische Innenminister Remmele zum Minister für Kultus un>o Unterricht ernannt wird, sein bisheriges Ressort aber beibehält. Die Ministerliste, die das Zentrum und die Sozialdemokraten am Donnerstag dem badischen Landtag präsentieren werden, dürfte somit wie folgt aussehen: Finanzministerium Köhler (Zentrum), Justizministerium Trunk (Zentrum), Innenminister und Minister für Kultus und Unterricht Remmele (Soz.). Man hat den Eindruck, daß diese Lösung nur einen provisorischen Charakter haben kann, da es ausgeschlossen ist, daß zwei große Ressorts wie die des Innen- und Unterrichtsministeriums von ein und demselben Minister auf die Dauer verwaltet werden kann.
Neue Revolution in China
London, 25. Nov. Reuter meldet aus Peking: Bestätigten" Meldungen zufolge soll in Mukden eine Revolution gegen Tschangtsolin aus-gebrochen und Tschangtsolin gefangen genommen worden sein.
Deutsch-polnische Verhandlungen Warschau, 26. Nov. In Ausführung des am 22. Januar 1922 Unterzeichneten deutsch-polnischen Verhandlungspro- gvamms ist eine deutsche Abordnung in Warschau eingetrof-' fen, um mit der polnischen Regierung über die Frage der Liquidierung deutschen Eigentums in Polen zu verhandeln.
Deutscher Reichstag
Berlin, 28. Nov.
Am Dienstag sprach in der elfstündigen Debatte noch Abg. Dr. Bredt (Wirtschaft!. Vereinig.) Er erklärte, die vor den Verhandlungen festgelegten Voraussetzungen und Bedingungen für den Vertragsabschluß seien nicht erfüllt worden. Seine Partei lebne heute den Eintritt in den Völkerbund ab. Die Völkerbundsfrage müsse in einem besonderen Gesetz behandelt werden.
Abg. Gras Lerchenfeld (Bayer. Vp.) forderte die Auswirkung der sittlichen und religiösen Kräfte der Kirche im Völkerbund. Grundsätzlich sei seine Partei der Ansicht, daß nunmehr auch Deutschland dem Völkerbund angehören könne, doch habe die Regierung bezüglich der Rückwirkungen mehr versprochen, als stch letzt erfüllt habe.
Abg. Graf Neventlow (Völk.) stellt fest, daß der Locarnover- trag und der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund eine Schicksalsfrage des deutschen Volkes darstelle und bezeichnet die Taktik der Reichsregierung als hinterhältig. Es liege tatsächlich ein klarer Verzicht auf Elsaß-Lothringen vor. Die Garantie unserer Westgrenze durch England sei höchst problematisch und die eventuelle durch Italien habe noch geringeren Wert wie das Beispiel im Kriege zeige. Daß der Reichskanzler und der Reichs- außenminister mit ihrer Dialektik es fertig gebracht hätten, den Reichspräsidenten mitverantwortlich zu machen, sei eine Schande und ein Frevel. Abg. Strasse» (Nat.-Soz.) wirft der Regierung Verrat vor, den der Reichslag jetzt bestätigen wolle. Der Weg zur Wiedergesundung Deutschlands führe über den Osten und dieser Weg dürfe nicht verbaut werden. Hierauf wird der Eesetz- -atwurf dem Auswärtigen Ausschuß überwiesen.
Präsident Lobe teilte am Mittwoch bei Eröffnung der Sitzung mit, daß die Kommunisten die Wiederzulassung der bei der Zolldebatte ausgeschlossenen sieben kommunistischen Abgeordneten beantragt haben. Da die 20 Sitzungen, für die der Ausschluß erfolgte, noch nicht abgelaufen sind, sei die Annahme des kommunistischen Antrages nur möglich, wenn kein Widerspruch dagegen erfolgt. Da stch kein Widerspruch aus dem Hause bemerkbar macht, sind die ausgeschlossenen Kommunisten wieder zugelassen.
Nach debatteloser Annahme der Novelle zum Gesetz über die Errichtung der Deutschen Rentenbankkreditanstalt folgt die 3- Beratung des Rotetats kür 1928.
Abg. von Enerard (Ztr.) beantragt, den Norerar bis zum or. Januar 1926 zu befristen, während in der »weiten Beratung der s 31. Dez. 1925 beschlossen war. j
Abg. Stöcker (Kom.) wandte sich gegen den Antrag von En- s erard. Damit soll nur der Kuhhandel um die Regierung um einen Monat verengert werden. !
Abg. Fehrenbach (Ztr.) betont demgegenüber, daß die Ver- ; längerung des Notetats mit den Versuchen einer Neubildung ' der Regierung gar nichts zu tun habe.
Abg. Müller-Franken (Soz.) bezeichnet es als eine Kinderei, wenn die Kommunisten annähmen, daß der Notetat auf die Re- ' gierungsbildung irgend einen Einfluß hat.
Nach weiterer Debatte wird der Notetat mit dem Antrag mm Guerard gegen die Kommunisten angenommen. :
Die vom Haushalt der allgemeinen Finanzoerwaltung noch , verbleibenden Reste werden dann in zweiter Beratung ohne ; Aussprache angenommen. s
llm dreidreiviertel Uhr ist die Tagesordnung erledigt. Auf der ! Tagesordnung der nächsten Sitzung am Donnerstag 1 llbr stebt s die zweite Lesung der Locarno-Verträge. i
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Veamtenbesoldungsfragen im Reichstag -
Der Haushaltsausschuß des Reichstags behandelte heute ob : Anträge der verschiedenen Parteien auf Erhöhung der Beamte» > besoldung. Staatssekretär Dr. Fischer (Reichsfinanzministerium s machte die ernstesten Bedenken geltend. Es sei für das Reichs j finanzministerium nicht möglich, zu diesen Fragen eine abschlie s ßende Stellung zu nehmen, ehe nicht das Problem der Aufbri» - gung der Kosten geklärt ist. Bekanntlich liege dem Reichsrat zu Zeit ei» Gesetzentwurf zur Senkung der Lohnsteuer vor. Er bitb die materiellen Besprechungen zu vertagen, bis eine wirklich , llebersicht über die finanziellen Auswirkungen möglich ist , Reichskanzler Dr. Luther legte dar: Die ganze Arbeitskraft de- Regierung muß stch gegenwärtig auf die außenpolitische Lag, konzentrieren. Er habe im Reichstage ausdrücklich erklärt, das ! die Reichsregierung nach der Unterzeichnung der Locarnover träge zurllcktreten werde. Wie könne da die Reichsregierung di, s Verantwortung übernehmen in einem Fragenkomplex von st riesiger Tragweite und der künftigen Regierung in einer Weis, vorgreifen, die parlamentarisch nicht erträglich sei? Handle ei , sich doch nicht nur um Veamtenfragen allein, sondern um un ' sere gesamte Eeldwirtschaft überhaupt, auch um die Rückwirkungen auf die Steuereinnahmen. Jedenfalls sei es ganz unmöglich die Ausgaben zu steigern und die Steuern zu senken. Er bitte ! die Frage der Beamtenbesoldung bis zu dem Augenblick zu ver s tagen, wo die Regierung zurückgetreten sei. Abg. Mnller-Fran- s ken (Soz.) bemerkt, unbeschadet der Regierungskrise müsse ein, s Verständigung unter den Parteien eine Lösung berbeifllhren - Der preußische Finanzminister Dr. Höpker-Aschoff erklärte, di< Not der Beamten sei durchaus anzuerkennen. Sie sei aber nu> : ein Teil der allgemeinen Not, in der sich auch die Steuerzahlei i einschließlich des Mittelstandes befänden. Abg. Neubauer (Kom.) s trat für sofortiges Handeln ein. Abg. Ersing (Ztr.) sprach d« , Hoffnung aus, daß man lerne Regierungskrisen schneller zu er- j ledigen. Er ersuchte das Finanzministerium, die Vorarbeiter ! sofort in Angriff zu nehmen. Abg. Müller-Franken (Soz.) be- ? gründete außerdem einen Antrag, der dahin gebt, daß die Re- s gierung möglichst sofort das erforderliche Material für eine , Aufbesserung der Beamtengehälter vorlegen möge. Abg. Dr, ' Quaatz (Dn.) forderte gleicht - Beschleunigung der Prüfung. Der Beweis sei noch nicht erbracht, daß Länder und Gemeinden i wirklich die erforderliche Sparsamkeit walten lieben. Abg. Dr. Lremer (Dt. Volksp.) gab der Erwartung Ausdruck, daß die , Neubildung der Regierung sich schneller vollziehen werde, als die Opposition unterstelle. Die allgemeine Notlage,der gesamten ! Bevölkerung sei der Beamtenschaft bewußt und verhindere die Erfüllung weitgebender Forderungen. Abg. Leicht (Bayer. Vp.) . erklärte, so sehr man die Notwendigkeit einer Aufbesserung der Beamtengehälter anerkennen müsse, so wenig könne man ohne - feste finanzielle Grundlage und Klärung der Deckungsfrage gröbere Ausgaben bewilligen. Abg. Dr. Frick (Völk.) bat die Regierung, die Materialien für den Antrag Müller-Franken bis etwa 8. Dezember vorzulegen. Abg. Steinkopf (Soz.): In der Frage der Besterung der Beamtenbesoldung muß eine Verständigung unter den Parteien erzielt werden. Staatssekretär Dr. Fi- -
scher: Auch das Reichsfinanzministerium wünscht selbstverständ- lich, den Beamten zu helfen, und wird mit verdoppeltem Eifer an die Bewältigung der Probleme Herangehen. Abg. Neubaue» (Kom.) wünscht sofortige Beratung des kommunistischen Antrages auf Gewährung einer sofortigen Wirtschaftsbeihilfe von 300 Mark für die Beamten. Abg. Schuldt-Steglitz (Dem.) setzt sich dafür ein, daß alles geschieht, um den Beamten noch vor dem Weihnachsfeste zu helfen. Abg. Morath (Dt. Vp.): Nach de» Ausführungen des Finanzministers Höpker-Aschoff sei Preußen nicht in der Lage, ohne Hilfe des Reiches einer nennenswerte» Erhöhung der Beamtenbesoldung zuzustimmen. Abg. Schmidt- Stettin (Dn.): Die Mitteilungen des Finanzministers Höpker- Aschoff in den Beamtenversammlungen sind auf fruchtbaren Boden gefallen. Abg. Dietrich-Baden (Dem.) verwahrt sich, daß man den vreuß. Finanzminister zum Sündenbock mache für die Schuld des Reichstages und der Reichsregierung. Abg. Harmony (Dn.): Wenn die Regierungsbildung sich länger kinizeben sollte, müßte man in die Lage versetzt werden, wenigstens am 9. Dezember mit der Beratung der Anträge für die Beamtenaufbesserung z« beginnen. Einstimmige Annahme fand schließlich der Antrag Müller-Franken (Soz.) Der Ausschuß will damit zum Ausdruck bringen, daß möglichst noch vor Weihnachten eine wirksame Hilfe für die Beamten beschlallen werde.
Aus Stadl und Land. ^
Altensteig» den 26. November 1925. !
Winters Einkehr. Während die Zeitungen gestern noch meldeten, daß selbst in den Berglagen die Schneedecke noch zu gering sei um an den Schilauf zu denken, haben wir über Nacht selbst in den tiefsten Lagen den allerschönsten Schneefall bekommen, sodaß der Wintersport nun mit aller Kraft einsetzen wird. Was mag uns der Winter sonst noch bringen? Es wird wenig Gutes erwartet, da die wirtschaftliche Lage zu ernsten Bedenken Anlaß gibt. Hoffen wir, daß es nicht allzu schlimm werden möge, daß uns noch Kraft und Ruhe bleibt, dem Leben eine schöne Seite abzugewinnen.
Schmiede-Innung Nagold. Nach längerer Pause hielt die Schmiede-Innung des Bezirks Nagold am Sonntag, dem 22. d. Mts. im Gasthaus z. Traube in Nagold wieder eine Versammlung ab, die ziemlich gut besucht war. Nach Begrüßung und Eröffnung der Versammlung gedachte der ! Vorsitzende, Obermeister Theurer (Nagold), in warmen Worten zuerst des Verlustes von drei Kollegen, die die Innung seit letzter Versammlung durch den Tod verloren hat. Es sind dies Feuerbacher, Wart, Bühler, Ettmanns- weiler und Finkbeiner, Fünfbronn. Die Versammlung ehrte das Andenken durch Erheben von den Sitzen, llm rückständige Schuldigkeiten für Fachzeitung, Haftpflicht usw. wieder in Ordnung zu bringen, mußte auch Einzug der Beiträge vorgenommen werden. Die Zahlung dieser Beiträge falle, angesichts des oft geringen Verdienstes mancher Kollegen etwas schwer, aber die Haltung der Fachzeitung sowie die Haftpflicht sind eben nicht zu umgehen. Sodann folgte die Wahl von zwei Ausschußmitgliedern, deren Wahl abgelaufen war, K. Wallraff, Altensteig, und I. Huber, Effringen. Dieselben wurden durch Akklamation wieder auf 4 Jahre gewählt. Von der Schmiedeberufsge- > Nossenschaft mit dem Sitz in Berlin sollen nach neuerem Beschluß, wie in früheren Jahren, wieder amtlich bestellte Kontrolleure die Schmiedebetriebe besuchen, aus diesem Anlaß hatte der Obermeister den anwesenden Kollegen dringend empfohlen ihre Maschinen, besonders Bohrmaschinen, sowie auch ihre Lohnbücher der Vorschrift entsprechend im Stand zu halten. Dabei kam auch die alte Klage wieder zum Vorschein, daß die Berufsgenossenschaft viel zu teuer arbeitet, daß die Schmiedebetriebe zu hart veranlagt seien, während die Beiträge mit aller Strenge beigetrie-
„Die Brandstifterin"
Roman von Erich Eben st ein
(Nachdruck verboten.)
15. Kapitel
Aber am nächsten Morgen wartet die Ketten-Hieslin vergeblich auf Rosel.
Immer wieder blickt sie unruhig nach der kleinen Schwarzwälderuhr, die in der Stube hängt. Sie soll sich beim Bürgermeister melden, und die Amtsstunden dauern nur bis Mittag. Schon ist es elf llhr vorüber, also höchste Zeit . . .
Indes, Jula zögert und zögert — es kann ja doch sein -aß die Rosel noch kommt . . .
- Am Fenster zwischen Bergen von Leinwand, fertiger »nd halbfertiger Wäsche sitzt die Nähter-Lois, ein kleines gnomenhaftes Geschöpf, mit großem Kopf und ausnehmend häßlichem, affenartigem Gesicht.
^ Seit dreißig Jahren sitzt sie da, näht und näht, kümmert pch um die ganze Welt draußen nicht und verkehrt mit keinem Menschen außer ihren Kunden.
Sie gilt im Dorfe für nicht ganz gescheit, weil sie gern im Mondschein spazieren geht, und dann am liebsten auf den Kirchhof. Dort hat man sie oft zwischen den weißen Kreuzen hin und her laufen gesehen und beobachtet, wie -sie bald da, bald dort an einem Grab stehen bleibt, leise ein Mar Porte murmelt und mit seltsamen Gebärden über die Pürabhügel streicht.
Viele halten sie deswegen auch ins geheim für ein« Hex«. Ihr Ruf ist überhaupt nicht am besten, da sie niemals di« Kirche besucht, auch weder einen Weihbrunnkessel, noch ein Heiligenbild in ihrer Wohnung hat.
Fragt man sie, warum sie just nachts und gerade am Kirchhof spazieren geht, den doch um diese Zeit ei« jeder Christenmensch meidet, antwortet sie achselzuckend:
„Hab beim Tag zu arbeiten. Und am Kirchhof geh ich jmeine alte Freund besuchen. Da schwätzen wir von alten Zeiten . . ."
„Narrisch du," antwortet ihr einmal der Simmerlbauer „die Toten können ja nimmer erst reden!"
„Wohl, wohl können se," meinte die Lois darauf ernsthaft. „Wann der Nachtwind so übers Grab und die Blumen auf die Gräber fahrt, das ist ihre Stimme. Da reden se ganz stat und lind. Man muß ihre Sprache nur verstehen und ich versteh se schon!"
Derselbe Simmerlbauer, ein gar frommer Mann, macht ihr auch einmal Vorhaltungen wegen der fehlenden Heiligenbilder und des Kirchenschwänzens.
Da fährt ihn die Lois beinahe grob an.
„Am Sonntag will ich meine Ruhe — verstehst? Was euch der Pfarrer sagt, das weiß ich eh von selber, und wann ich mit mein Herrgott reden will, brauch ich keine anderen Leute daneben!"
„Ist aber Vorschrift!" meinte der Simmerlbauer.
„So? Hab kein Wort drüber in der Bibel gelesen!"
„Aber im Katechismus stehts!"
„Kann sein. Aber vom Katechismus halt ich nichts!"
»Jeßtl, bist denn ganz ohne Glauben, du?"
„Ach nein, das wohl nit. Aber den Katechismus hat halt unser Jesus nicht selber geschrieben, sondern wer anders. Ich halt mich an die Bibel. Und da steht auch drin: Sollst keine Abgötterei mit Bildern treiben. Deswegen häng ich mir das Zeug auch nit auf. Und jetzt laß mich in Ruh, Sim- merlbauer, denn ich Hab zu arbeiten."
Seitdem nennen sie die Kinder eine Hexe, die Fromme» eine llnchristin und die anderen die „narrische Lois".
Aber wer etwas zu nähen hat, kommt doch nur zu ihr, denn ernstens arbeitet im ganzen Umkreis so sauber und so akkurat wie die narrische Lois, und zweitens, niemand so billig.
Die Lois ist eine weitläufige Verwandte von Julas Mutter gewesen und hat nie vergessen, daß sie von dieser einst viele Wohltaten empfangen hat, ehe sie sich durch Näharbeit selber ihr Brot verdienen konnte.
Ms die Jula gestern spät abends bei ihr anklopfte und fragte, ob sie ihr wohl ein oaar Taa-e Unterstand geben
wollte, oder sie auch für eine Verbrecherin Halts, wie di«, andern Leute im Dorfe, antwortete Lois ohne Besinnung! „Freilich kannst dableiben, und für ganz auch, wenn d» magst. Mich kümmerts nit, was die Leute sagen, und auch nit, ob dus tan hast oder nit, denn für mich bist blos deiner, seligen Mutter Kind, das sie mir auf die Seel gebundeni hat, ehe es bei ihr zum Sterben gegangen ist. Arbeit Hab. ich genug. Wenn du mir alsdann nähen helfen willst, wirds wohl langen für uns allzwei." ^
„Nein, mitten im Dorf mag ich nit bleiben," antwortete' Jula. Werde schon was anders finden, wo ich mehr in der! Einsamkeit bin. Nähen tät mir auch nit taugen. Dabe« kommt man zuviel ins Denken."
„Wie du willst. Bleib halt, so lang du magst."
Jetzt schielt die Nähter Lois aus ihren Leinwandbergen schon ein paarmal ungeduldig nach der herumtrödelnden Jula. 1
„Mach weiter, Julerl, sonst triffst den Bürgermeister nim »4 mer an, weißt, und warten tut er nit gern. Wirds ja scho»j erfahren haben, daß du da bist!" ^
»Ich geh schon . . ." Die Ketten-Hieslin wirft einen letzten Blick auf die llhr und greift seufzend nach ihren Papieren, die sie sich bereits zurecht gelegt — obenauf den Entlassungsschein aus der Strafanstalt.
Die Lois, die den Blick nicht von ihr wendet, seufzt auM „Wird dir halt hart der Gang, armes Hascherl, gelt?" * Jula richtet stch stolz auf. „Hart? Nein! Ich tue meinU Pflicht — zu scheuen Hab ich niemand. Bchüt dich Gott' Lois."
Als sie unten aus dem Haus tritt, steht aus einmal der- Schaffer-Josl vor ihr.
„Mußt nit bös sein, Jula, daß ich da steh und wart dich," sagt er verlegen. „Aber Habs nit geraten könne«,! dir als erster daheim Grüß Gott zu sagen. Nachher ba^ mir auch denkt, es tät nit schaden, wenn ich d-^'
germeisteramt begleit . . > daß du nit all-" ..
weißt. Die Leute sind ja soviel schleck' . . weißt ja ..
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