Christian Ludwig Wagner, Strickwarenfabrik in Calw, einen Großabnehmervertrag abzuschließen.

Angefügt wird noch, daß der Bau des Stollens gut weiterschreitet und bereits auf eine Länge von 1400 Meter gebohrt ist, nach völligem Durchbruch wird erst mit den Be- tonier-Arbeiten begonnen.

8t. Militärisches. Mohl (Calw), Unterapothe- ker der Landwehr 1. Aufgebots wurde zum Ober­apotheker ernannt.

Entschädigung für unschuldig erlittene Unter­suchungshaft wurde bisher von der württbg. Justiz gesetzlich nicht gereicht, sondern evtl, nur auf Er­suchen. Nunmehr haben nach einer neuerlichen Ver­fügung die Staatsanwälte Unschuldige auf das Recht der Einreichung derartiger Gesuche aufmerksam zu machen.

Neuenbürg, 18. Dezember. Wegen des großen Brandes in Birkenfeld, dem am Sonntag drei Wohnhäuser und drei Scheunen zum Opfer fielen, waren, wie gemeldet, die Brüder Christian und Samuel Wolfinger verhaftet worden. Die Ver­dachtsgründe scheinen aber nicht schwer, denn sie wurden jetzt wieder aus der Hast entlassen. Seit etwas über einem Jahr hat es in Birkenfeld fünfmal gebrannt. Die Gemeinde hat auf die Entdeckung des Brandstifters eine Belohnung von 200 ausgesetzt.

Schwann O. A. Neuenbürg, 18. Dez. Der flüchtige Kas­sier Gentner des Darlehenskassenvereins ist immer noch nicht zurück. Die Unterschlagungen sind inzwischen alle gedeckt. In der Hauptsache soll es sich um 18 000 Mark handeln, von denen es unsicher ist, ob die Leute dieses Geld ihm persönlich, oder ihm als Kassier, also dem Verein gaben. Dafür stellte Gentner Sicherheit mit einer Hypothek auf sein Anwesen. Die Verwandten haben jetzt noch o/k. 3400 bar erlegt für son­stige Unregelmäßigkeiten, so daß der Verein wohl außer Scha­den ist. Die Angelegenheit liegt im übrigen sehr verzwickt. Gentner wird vielleicht ganz gut davonkommen.

Wildbad, 17. Dez. Die Staatseisenbahnverwal- tung wurde ermächtigt, für den Bau eines zweiten Gleises auf der Bahnstrecke CalmbachWildbad die erforderlichen Grundstücke und Rechte an Grund­stücken im Wege der Zwangsenteignung zu erwerben. Das zweite Gleis kommt auf die rechte Seite des bestehenden Gleises zu liegen. Die vorhandenen Wegübergänge werden durch Wege neben der Bahn und durch einen Steg für Fußgänger und Hand­wagen ersetzt. Die Staatsstraße Ealnrbach-Wildbad wird auf die linke Seite der Bahn verlegt. Die Stationen Calmbach und Wildbad werden erweitert, Zwischenstationen sind nicht vorgesehen.

Wildberg, 17. Dez. Bei der Gemeinderatswahl wurden die ausscheidenden Mitglieder Gärtner und Baumgartner wiedergewählt. Für den verstorbenen Gemeinderat Dörrer wurde Seiler Dieterle gewählt. Bürger- und Arbeiterverein unterstützten Dieterle. Von 143 wahlberechtigten Bürgern haben 118 ab­gestimmt.

Württemberg.

Ausmarsch der Württembergs am 19. Dezember 1813.

v. Morgen sind es 100 Jahre, daß Württembergs Söhne erstmals gegen Napoleon l. ausmarschierten. Nach jahrelanger französischer Vorherrschaft brachte die Völkerschlacht bei Leip­zig am 18. Oft. 1813 auch für Württemberg die Befreiung vom französischen Joche. Schon am 2. Nov. erklärte König Friedrich seinen Austritt aus dem Rheinbund und schloß sich den Verbündeten an. Sofort wurde ein neues württb. Feldkorps gebildet, das am 18. Dez. von König Friedrich im Beisein des Großfürsten Konstantin von Rußland in Lud­wigsburg besichtigt und verabschiedet wurde. Am 19. Dez. rückte es in der Stärke von 12 000 Mann (13 Bataillonen, 12 Eskadrons, 4 Batterien) nach dem Rhein ab, um sich der verbündeten Armee zum Feldzug gegen Frankreich anzuschlie­ßen. Schon zuvor zogen große Truppenzüge der Verbünde­ten durch Württemberg, Tübingen war Hauptquartier der Russen. Als die Württembergs abrückten, befanden sich die Kaiser von Rußland und Oesterreich bereits in Baden. Das württ. Feldkorps wurde von dem Feldzeugmeister Grafen von Franquemont geführt und bildete mit österreich. Truppen das 4. Armeekorps, dessen Führung am 13. Dez. Feldmarschall Kronprinz Wilhelm von Württemberg übernahm. Zusammen­gesetzt war das württ. Feldkorps aus einer Infanterie- und einer Kavalleriedivision. Die Infanteriedivision bestand aus dem Regt. 9 Jäger König (heute 123), dem leichten Inf. Regt. 10 und den Infanterie-Regimentern 2 (121), 3, 7 (125), 4 (126), 6 (124), sowie 2 Fußbatterien; das eben­genannte Inf. Regt. 3 ging später teilweise, in das Regt. 121 und das leichte Inf. Reg. 10 teilweise in das Regt. 125 über. Die Kavallerie-Division umfaßte die Kavallerie-Regimenter 2 (heute Dragoner 26), 3 (Ulanen 20) und 4 (Dragoner 25), sowie 2 reitende Batterien. Bis zum Frühjahr 1814 war das württ. Feldkorps durch Nachschübe auf 24 210 Mann mit 3500 Pferden (26 Bataillone, 16 Eskadrons und 4 Batterien) verstärkt worden, 4600 Mann und 1600 Pferde verblieben in der Heimat. Was unsre württ. Truppen unter dem Oberbefehl des württ. Kronprinzen in jenem Feldzug leisteten, ist in der Geschichte ruhmvollst eingetragen uns fand seinen Höhepunkt in der Schlacht von Montereau

Keine Betriebseinschränkung.

Stuttgart» 17. Dez. In einigen Blättern wird mitgeteilt, in verschiedenen großindustriellen Betrie­ben, so bei R. Bosch und bei der Eßlinger Maschinen­fabrik, werde vom 24. Dez. ab bis 2. Januar der Fabrikbetrieb ruhen. Diese Nachricht ist unrichtig. Wie der Schwäb. Merkur erfährt, wird z. B. die Firma Robert Bosch außer den Feiertagen nur am Samstag den 20. die Arbeit ruhen lasten, an den letzten drei Tagen des Jahres dagegen in vollem Um­fange den Betrieb aufrecht erhalten. Bei der Ma­schinenfabrik Eßlingen wird zwischen Weihnachten und Neujahr ebenfalls gearbeitet werden, dagegen wird in den ersten Tagen des neuen Jahres der Be­trieb ruhen, weil, wie alljährlich, einige Abteilun­gen durch die Aufnahme der Inventur in Anspruch genommen sind, wobei aber das kaufmännische Per­sonal vollständig und die Arbeiterschaft zum größten Teil Verwendung findet. Der Betrieb in vollem Umfange wird dann am 7. Januar wieder ausge­nommen. Bei der Motorenfabrik Daimler in Unter­türkheim wurde der Betrieb in den letzten Tagen be­reits mit voller Arbeitszeit wieder ausgenommen, um der Arbeiterschaft Gelegenheit zu geben, sich noch vor den Feiertagen etwas zurücklegen zu können. Auch hier ruht zwar der Maschinenbetrieb am 29., 30. und 31. Dez., aber nicht etwa wegen schlechter Konjunkturverhültniste, sondern wegen der in diese Zeit fallenden Jnventurarbeiten, bei denen auch der größte Teil der Arbeiterschaft mitzuhelfen haben wird. Ein Anlaß, die Arbeitszeit einzuschränken, liegt für die Betriebsleitung nicht vor, und von schlechten Konjunkturverhältnissen kann in keinem der erwähnten Betriebe gesprochen werden.

Kinkel wieder am Ruder.

Göppingen, 17. Dez. Bei der Wahl der Vor­standsmitglieder der hiesigen Ortskrankenkasse wurde von den Vertretern der Freien Gewerkschaften der frühere Kastenkontrolleur und Eemeinderat Kinkel in den Vorstand der Kaste gewählt.

Bier neue Zeppelinluftschiffe werden im Frühjahr nächsten Jahres aus der Luft­schiffwerft in Friedrichshafen fertig gestellt sein: 2 Luftschiffe für die Marine, eines für die Heeresver­waltung und eines für die Deutsche Luftschiffahrts- Aktiengesellschaft. Die an die Friedrichshafener Luft­schiffwerft angegliederte Potsdamer Luftschiffwerft wird anfangs nächsten Jahres unter Leitung von Diplomingenieur Dürr ebenfalls den Betrieb aus­nehmen und mit dem Bau von 2 Luftschiffen be­ginnen.

Schwenningen, 17. Dez. Die ganz außerordent­liche Zunahme der Bevölkerung in der Entwicklung unserer Stadt hat zur Folge, daß die bürgerl. Kol­legien in ihrer letzten Sitzung nicht weniger als 6 neue Lehrstellen bewilligen mußten, um Ueberfüllun- gen von Klassen mit 80 bis 90, ja 136 Schülern vor­zubeugen. Die evangelische Schule zählt jetzt 39 Lehrkräfte. Die neuen Stellen verursachen eine Mehrausgabe von 12 000 -st. Die Erstellung eines Anschlußgleises an die neue städtische Schlachthof­anlage ist nun zwischen der Stadt und der Bahn­verwaltung vertraglich geregelt worden. Die Aus­führung, die 13 800 -R Aufwand verursacht, wird der Bahnbauinspektion Rottweil übertragen.

Freudenstadt, 17. Dez. Gestern abend ist hier Schneefall eingetreten, der die Nacht über, wenn auch in leichtem Maße, fortdauerte, sodaß heute früh die Schneedecke 5 om betrug.

Münsingen, 17. Dez. Auf der Schwäbischen Alb ist in vergangener Nacht Schneegefallen. Auch heute früh schneite es.

Untermarchtal, 17. Dez. Wie aus Dresden ge­meldet wird, ist dort heute früh Domkapitular a. D. Dr. Josef v. Eisenbarth im 70. Lebensjahre ge­storben. Von Effenbarth ist am 15. November 1844 in Dehlingen OA. Neresheim geboren. 1870 war er Vikar in Dattenberg und Neckarsulm, 1874 wurde er Stadtpfarrverweser in Neckarsulm, 1875 Kaplan in Donzdorf, 1878 Stadtpfarrer in Weißenstein, im No­vember 1879 definitiv Superior der Barmherzigen Schwestern zu Emünd-Untermarchtal, 1894 zugleich Pfarrer in Schloß Neresheim und 1899 Domkapi­tular in Rottenburg. Am 1. Oktober 1909 zog er sich in den Ruhestand zurück.

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Kanzel und Feuerbestattungsofen.

Konstanz» 17. Dez. Der hiesige Stadtrat hat vor kurzem beschlosten, mit einem Kostenaufwand von 150 000 »ft, von denen 50000 oft durch Stiftungen vorhanden sind, eine Leichenhalle zu erstellen,, bei der die spätere Einbauung eines Feuerbestattungsofens vorgesehen ist. Gegen diesen Beschluß, dem auch die Zentrumsmitglieder zugestimmt halten, erhob das erzbischöfliche Pfarramt Einspruch und drohte, nöti­genfalls von der Kanzel herab gegen die Benutzung der Leichenhalle Stellung zu nehmen. Trotz dieser Haltung der katholischen Geistlichkeit genehmigte der Bürgerausschutz mit großer Mehrheit in seiner letz­

ten Sitzung die ftadträtliche Vorlage) dagegen stimmte das Zentrum einschließlich der Stadträte, die sich erst kürzlich dafür ausgesprochen hatten. Letzten Sonntag hat nunmehr die katholische Geistlichkeit ihre Drohung durchgeführt und im Vormittags­gottesdienst von der Kanzel herab gegen die Er­bauung der Leichenhalle Einspruch erhoben.

Der Nachfolger Traubs nicht bestätigt.

Dortmund, 17. Dez. Das Kgl. Konsistorium hat dem von der Reinoldi-Eemeinde gewählten Liz. Pfr. Fuchs aus Rüstelsheim in Hessen die Bestätigung versagt, weil er wegen seiner Stellungnahme gegen das Spruchkollegium aus Anlaß des Falles Jatho für den Dienst in der preußischen Landeskirche nicht geeignet sei.

Mehrere hundert Arbeiter brotlos.

Halle (Saale), 17. Dez. Die durch ihre Anker­steinbaukasten und den Pain Expeller weltbekannte Firma Richter u. Co. in Rudolstadt verlegt den größ­ten Teil ihrer Fabrikation für die Ausfuhr wegen der ungünstigen Einfuhrbedingungen des Auslands nach Rußland, Nordamerika, Oesterreich und der Schweiz, zum Teil in eigene neuerbaute Fabrikge­bäude. Am Freitag werden in Rudolstadt mehrere hundert Arbeiter aus den Diensten der Firma ent- - lasten.

Paris, 17. Dez. In dem Orte Saint Diö hat sich gestern ein neuer Zwischenfall ereignet, der geeignet erscheint, zu neuen unangenehmen Auseinander­setzungen Anlaß zu geben, vorausgesetzt, daß die Per­sönlichkeit des ini Mittelpunkt der Affäre stehenden Deutschen stimmt. In einem Cafehause machte ein betrunkener Mann abfällige Bemerkungen über die französische Armee, woraus er von Offizieren wie von Gästen zur Rede gestellt wurde. Der Mann, der als Deutscher erkannt wurde, ließ sich dazu verleiten, schwere Beleidigungen gegen Frankreich und seine Armee auszusprechen. Es wäre ohne Zweifel zu einer für den Deutschen recht unangenehmen Prügelei ge­kommen, wenn nicht inzwischen, von dem Besitzer des Cafehauses verständigt, die Polizei herbeigeeilt wäre. Er gab an, Heinrich Schloers zu heißen, und aus Krefeld zu stammen. Er sei außerdem preußi­scher Reserveoffizier. (Schloers ist der Name zahl­reicher angesehener Krefelder Familien.)

Cincinnati, 16. Dez. Das Heim der Heilsarmee wurde heute früh durch Feuer zerstört. Acht Per­sonen sind umgekommen, 20 wurden verletzt.

«n- Märkte.

Kurzer Getreidewochenbericht der Preisbericht­stelle des Deutschen Laudwirtschaftsrats vom 9. bis 15. Dezember 1913. Im Eetreidehandel bestand angesichts der nahen Feiertage um so weniger Unter­nehmungslust, als die Ungewißheit bezüglich der weiteren Entwicklung überall Zurückhaltung veran­laßt. Trotzdem war die Stimmung an den meisten Märkten gut behauptet und die Preise haben keine nennenswerte Veränderung erfahren. Argentinien berichtet über enttäuschende Erdruschresultate, und es ist bemerkenswert, daß sich so kurz vor Beginn der Exportsaison nur wenig Angebot vom La Plata zeigt. Aufmerksamkeit erregte in den letzten Tagen die Meldung, daß das statistische Zentralkomitee sich bei der Berechnung der russischen Eesamternte um etwa 16(4 Millionen Tonnen geirrt habe und daß daher auch von einer Rekordernte nicht die Rede sein könne. Bekanntlich standen die bisherigen Leistungen Rußlands in keinem rechten Verhältnis zu den hohen Zahlen der amtlichen Erntestatistik, doch war man geneigt, dies auf das bekannte Beleihungssystem zu­rückzuführen. Gewiß ermöglichen die gewährten Vor­schüsse ein Zurückhalten der Ware, aber man darf nicht vergessen, daß es sich bei den von den Banken zur Verfügung gestellten Mitteln nur um ca. 600 Millionen Mark handelt, also um eine im Verhält­nis zur Ernte doch nur bescheidene Summe. Selbst­verständlich würde eine Enttäuschung der auf Ruß­land gesetzten Hoffnungen für die weitere Markt­gestaltung erheblich ins Gewicht fallen. Auf den deutschen Märkten war das Geschäft in der Berichts­woche sehr still, aber die Preise konnten sich verhält­nismäßig gut behaupten, denn das Angebot behielt mäßigen Umfang, und wenn die schwachen Pariser Kurse auch weitere Exportgeschäfte erschwerten, so be­steht gegen frühere Abschlüsse noch viel Deckungs­bedürfnis. In Berlin stützten Deckungen den De­zemberpreis, während Mai um 2)4 oft niedriger als vor acht Tagen steht. Roggen hatte sowohl im Wa­ren- als auch im Lieferungsgeschäft ruhigen Verkehr bei wenig veränderten Preisen. Hafer behielt schleppenden Absatz, zumal die Ausfuhrfirmen ihre Anschaffungen einschränkten; geringere Qualitäten waren selbst zu gedrückten Preisen schwer unterzu­bringen. Futtergerste war anfangs fest, mußte zu­letzt aber im Preise nachgeben, als die zweite Hand mit stärkerem Angebot hervortrat, Mais hatte bei festen Preisen ruhiges Geschäft.

Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei. Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner.