Aus Elast! und Land.
Altensteig, 16. September 1925.
" Fahrplanänderung. Der Verwaltungssonderzug der Nebenbahn Nagold—Mtensteig, Altenfteig ab 8.47 abends, Nagold ab 10.03 abends, der in diesem Sommer versuchsweise eingeführt wurde und dessen Abmangel die hiesige Stadt trug, wird voraussichtlich ab kommenden Montag nicht mehr verkehren, da der Zug zu wenig benützt und der Abmangel zu groß war. Man hat also voraussichtlich nur noch bis kommenden Montag Gelegenheit, die günstige Verbindung zu benützen. Es wird sich für manche Reisen empfehlen, diese innerhalb dieser Verkehrsmöglichkeit zu machen.
— Johannestrieb. Wenn aus irgend einem Grund, infolge Kälte oder Trockenheit das Laub früh von den Bäumen fällt, dann kommen die Knospen, die eigentlich für das folgende Frühjahr von der vorsorglichen Natur bereitge- iftellt werden, schon im Spätsommer oder Herbst zur Enthaltung. Man nennt dies nach dem im Volksaberglauben ho bedeutungsvollen Joha stag an der Sommersonnenwende, den Johanestrieb. Dieses Jahr hat der Johannes- itrieb früh eingesetzt. Am auffallendsten machte er sich bemerkbar an Kastanienbäumen, und zahlreich sind die Meldungen, da diese Bäume im Schmucke neuen Grüns prangen. Auch von blühenden Apfelbäumen wird berichtet, die da und dort gesehen werden. Freuen wir uns, daß der Herbst, der uns mit seinem kalten Hauch so früh erschreckt hat, solch lenzliche Ueberraschungen bietet, die uns tröstend mahnen, daß auch das Alter nicht auf alle Freuden der Jugend verzichten braucht.
— Feldmanöver. Die Feldmanöver der 5. (Südwestdeutschen) Divisionen, der sämtliche württembergischen und bat n Truppen angehören, haben am letzten Mittwoch in Thüringen in der Gegend Rudolstadt-Saalfeld begonnen und werden 8 Tage dauern. An den letzten beiden Manö» vertagen wird der Chef der Heeresleitung, General der Infanterie von Seeckt, den Hebungen beiwohnen.
— Stand der Weinberge. Der „Weinbau" schreibt: Für den Stand der Weinberge und namentlich für die weitere Entwicklung des Traubenbehangs lagen die Witterungsver- hältnisse bis etwa 22. August nicht eben ungünstig. Es fehlte weder an Wärme noch an Feuchtigkeit. Weniger gut ließ sich das letzte Augustviertel und der September an; sie brachten einen Ueberschuß an Niederschlägen und ließen hinsichtlich der Wärme zu wünschen übrig. Peronospora- und Oidiumangriffe waren nicht selten zu beobachten,' lässig bespritzte Jungfelder zeigten in zunehmenden Matze krankes Laub und haben stellenweise sichtlich notgelitten. Hage! schadete am 22. August nicht unbeträchtlich in einem Teil der Stuttgarter und Cannstatter Weinberge. Ein rechtzeitiges und gründliches Vorgehen gegen den " 7merwurm war von unverkennbaren Erfolgen gekrönt. Aues in allem sind trotz der verschiedenen Fährnisse die Aussichten auf einen recht befriedigenden Herbst immer noch vorhanden; tritt! zu der Bodenfeuchtigkeit und der gesunden Belaubung als; dritter Hauptsaktor zur Traubenreife noch die nötige Wärme- hinzu, so kann es an der Zuckerbildung in den Trauben nicht fehlen und die Qualität kann noch recht werden. Jetzö schon möchte man an die Weinbaugemeinden die Mahnung^ richten, in der Festsetzung des Lesebeginns nicht zu voreilig zu sein! Der teilweise recht reiche Traubönbehang bedarf .zur qualitätversprechenden Ausreife erfahrungsgemäß eines längeren Zuwartens. Die auf der Reichsausstellung „Deutscher Wein" in Koblenz im Süddeutschen Weinhaus zum Ausschank gebrachten württembergischen Weinen habn bei deu verwöhnten Rheinländern eine überrraschend günstige Aufnahme gefunden:
! Wildberg, 14. Sept. (Unfall.) Schreinermeister K. Schmid hier verunglückte letzten Samstag noch vor Ee- schäftsschluß, nach dem er mit seinen Altersgenossen den Vierziger feiern wollte. Er war an der Frätzmaschine be- ! schäftigt und brachte die linke Hand den Messern zu nahe, l so daß ihm vier Finger bis auf ein Glied weggeschnitten : wurden.
j - Calw» 15. Sept. Heute abend brach auf dem Wind- j Hof, einer zur Stadt gehörigen an der Straße nach Altburg gelegenen Parzelle, ein Brand aus, durch den das i Wohnhaus und die Scheune des Maschinenstrickers und ! Landwirts Hamman in kurzer Zeit vernichtet wurde. Die
- Leute befanden sich alle auf dem Feld, als das Feuer aus- ' brach. Das Feuer griff so rasch um sich, daß nichts mehr ! gerettet werden konnte. Die Leute mußten zusehen, wie
ihre ganze Habe ein Raub der Flammen wurde. Die Feu- ! erwehr konnte nichts mehr retten, mußte sich vielmehr auf ! die in der Nähe befindlichen Häuser beschränken. Der Ab- ^ gebrannte erleidet großen Schaden, da er nicht genügend i versichert ist. Als Ursache des Brandes nimmt man Selbst- ? entzündung des neu eingebrachten Oehmdes an.
< Horb, 14. Sept. (Unfall.) Am Samstag früh erlitt ! Oberschaffner Schneiderban einen Unfall. Beim Ausla- j den aus einem Wagen kam er unter ein volles Fettfaß zu ! liegen. Der rechte Oberschenkel wurde ihm stark gequetscht. ' Stuttgart, 18. Sept. (Schwarzwaldwasserversorgung.) Bürgermeister Dr. Sigloch und der Direktor des Stuttgarter Wasserwerks Link sprachen über die Frage der Stuttgarter Wasserversorgung aus dem Schwarzwald, dessen Projekt bereits dem Ministerium zur Genehmigung einge- j reicht sei. Die Redner wiesen auf den jährlich steigenden Wasserverbrauch von Eroß-Stuttgart hin, der durch die Landeswasserversorgung, deren Mengen nicht mehr gesteigert werden können, nicht mehr befriedigt werde. Aus Gründen der Betriebssicherheit sei es unaufschiebbar, für die nächsten 25 bis 30 Jahre Vorsorge zu treffen und eine eigene städtische, von der Landes-wasserversorgung ^ unabhängige Wasserversorgung erbauen zu müssen. Dabei scheiden das Jllerprojekt wegen des Ausbaus der Iller- Wasserwerke und das Vodenseeprojekt wegen der zu großen i Entfernung und der dadurch bedingten zu hohen Kosten ! aus. So bleibt nur der Schwarzwald übrig, der besseres ^ und billigeres Wasser liefere. Seit Jahren verlange die ! Stuttgarter Industrie ein weicheres Wasser wegen der zu
- großen Härte des Landeswassers. Der heutige Plan gehe ! dahin, im Tal der Eyach den Zusatzwasserbedarf zu gswin- j nen und zwar durch Ableitung von Quellwasser und von j gereinigtem Talsperrenwasser. Zu den Einwendungen ge- i genüber diesen Plänen bemerkten die Vortragenden, daß ! die Wildbader Quelle in keiner Weise geschädigt würde.
Verhaftung. Wie dem „Schwäbischen Merkur" aus ! der Schweiz berichtet wird, ist in Winterthur auf telegra- > phischen Steckbrief von Stuttgart aus ein Stuttgarter Ho-
- telier, der auf der Durchreise war, verhaftet worden. Er soll den Stuttgarter Behörden ausgeliefert werden. Der
i Verhaftete ist der Besitzer des früheren Hotels Bilfinger, Emil Dobler. Die Ursache der Verhaftung ist noch nicht recht aufgeklärt. Sie scheint aber im Zusammenhang zu j stehen mit den Festnahmen, die in letzter Zeit in Stuttgart , erfolgten. Dabei handelt es sich um einige Justizunterbe» s rmte und einen Cannstatter Fabrikanten. Auch der kürz- liche Selbstmordversuch eines mittleren Justizbeamten, der sich im Justizgebäude im Abort eine Kugel in den Kopf , schoß, soll mit der ganzen Affäre zusammenhängen. Der s Grund der Verhaftungen ist die Beseitigung wichtiger Ak- ! len in einem Strafverfahren, das schon Jahre zurückliegt ! and an dem auch offenbar Dobler beteiligt war.
! 6 0 Iahre. In Degerloch darf am 16. September Ober-
z iudienrat von Heintzeler, der frühere Rektor des Königin ' Katbarina-StUtes und des höher. Lehrerinnenseminars, in
«treulicher Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag feiern. Außer einem Wirken als Pfarrer in Vraunsbach OA. Künzelsau lnd als Earnisonsprediger in Ulm hat er von 187 ? bis 1890 als Professor und von 1894—1910 als Rektor 29 Jahre lang eine ganze Kraft den beiden Bildungsanstalten gewidmet.
Neuffen, 15. Sept. (Großfeuer.) Nachts brach in dem Oekonomiewesen des Gerichtsvollziehers a. D. Feucht ein Brand aus. Innerhalb gang kurzer Zeit stand das gesamte Anwesen in Flammen, da das Feuer an der schon vollständig eingebrachten Ernte reiche Nahrung fand. Der Ee- bäudekomplex (Doppelscheuer und Wohnhaus) ist bis auf den Grund niedergebrannt.
Gmünd, 15. Sept. (Das erste Todesopfer.) Die Zahl der Personen, die unter typhusähnlichen Erscheinungen erkrankt sind, hat einen erheblichen Umfang angenommen. Wie bereits berichtet wurde, hat die bakteriologische Untersuchung in einigen Füllen Paratyphus festgestellt. In das Spital wurden 36 Kranke eingUiescrt, so daß w überfüllt ! ist. Eine der Kranken, eine 39jährige Frau, ist gestorben, das erste Todesopfer der Seuche. Eine örtliche Ursache der j Erkrankung wird kaum oorliegen, da sie auch in Orten der Umgebung, so in Lorch und Lauterburg, aufgetreten ist.
! Kusterdingen OA. Tübingen, 15. Sept. (Sturz mit To- sdesfolge.) Der 73jährige Bauer Martin Jung stürzte in feiner Scheune so unglücklich auf die Leitern seines Wagens, daß er einen schweren Schädelbruch davontrug, an dessen l-Folgen er in der Nacht auf Sonntag starb, s Hall, 15. Sept. (Durchgegangene Pferde.) Zwischen Mackershofen und Gailenkirchen sind die Pferde des Gastwirts Eronbach von Gailenkirchen durchgegangen, wobei sich zwei Räder vom Pritschenwagen loslösten und dieser umfiel. Der Lenker des Fuhrwerks, der AI Jahre alt« Dienstknecht Albert Welz von Neuhaus erlitt hierbei ein« schwere Fußverletzung, sodaß eine Amputation nötig ist.
Münsingen, 15. Sept. (Stromverbrannt.) Die 12jährig« ! Tochter des Flaschnermeisters Brändle war beim Spiele« ! auf dem Rasenplatz östlich des Schulhauses. Dort ist ei» ? Teil der für den Zirkus gezogenen provisorischen Stromzu- leitung ncch nicht abmontiert bzw. hängen die Drähte auf den Boden herab. Lin solches herabhängendes Drahtstück verbrannte das Kind beim Vorüberspringen du-ch Berüh- ren am Halse derart, daß es ins Krankenhaus verbracht ! werden mußte.
s Epsendorf OA. Oberndorf, 15. Sept. (Ueberfahreu.) s Schwer verletzt wurde ein 9jähriger Knabe, der während s ein Zug vorbeifuhr an der Schranke stand. Der Knabe ! scheint ein herannahendes Per" nenauto überhört zu haben, sprang aus Uebermut rückwärts auf die Straße und in das Auto hinein. Er wurde vom Hinteren Kotflügel erfaßt und s mehrere Meter weit geschleudert, so daß er bewußtlos vom s Platz getragen werden mußte. Sein Zustand ist ernst.
< Blauveuren, 15. Sept. Ein 2V-jähriges Kind fiel in s Blaubeuren in die Aach. Diesen Vorgang sah die Ehe- s frau des Spitalmüllers Erdle vom Fenster aus. Sie eilte i schnell hinunter an die Aach, sprang in die Aach und zog ! das Kind heraus. Wie groß war ihr Schrecken, als sie j ihren eigenen Liebling in den Armen hielt. Er gab kein * Lebenszeichen mehr von sich. Alle Wiederbelebungsversuche waren vergebens.
Ringinge« in Hohenzollern, 15. Sept. (Erster Schnee.) Am Sonntag vormittag hat es hier regelrecht geschneit. Weinsberg, 15. Sept. (Von der Leiter gestürzt.) Ass ! Oberamtmann Eisele mit seiner Frau von einem Spazier« i gang nach Hause kam, fand er die Türe verschlossen. Er nahm eine Leiter, um durch ein Fenster des Treppenaufgangs einzusteigen. Die Leiter kam jedoch ins Rutschen und Oberamtmann Eisele kam so schwer zu Fall, daß er blutüberströmt und bewußtlos in seine Wohnung gebracht wer- ! den mußte.
Manon Linders
Original-Roman von Marie Harling.
36) (Nachdruck verboten.)
„Der junge Mann gefällt mir nicht recht", sagt Ada Gertrud bedächtig, als Ludwig Kerssenbrok außer Hörweite ist. >,Er hat einen mir unangenehmeen Zug im Gesicht."
Manon zuckt leicht die Schultern.
„Ich habe ihn nicht so genau angesehen, aber zudringlich Heint er zu sein, ich kann solche Menschen nicht leiden."
Lilly ist anderer Ansicht: „Zudringlich ist wohl zu viel gesagt. C sucht eben Anschluß, da er keine Gesellschaft zu Haben scheint. Ein schöner Mann, das muß wohl jeder anerkennen. Mir gefällt ec sehr Aber er schien nur Augen für Manon zu haben. Wir anderen waren für ihn gar nicht da."
„Za, ja!" fährt sie dann eifrig fort, „ich habe es schon bemerkt, wie er immer eine Gelegenheit sucht, sich Ihnen zu nähern. Erst gestern ist er Ihnen nachgeschlichen,' nehmen Sie sich in Acht, man kommt leicht ins Gerede."
Ada Gerland sucht von dem Thema abzukommen. Aufspringend nimmt sie Manon unter dem Arm.
„Kommen Sie, wir wollen bummeln gehen!"
XI.
„Ach. wie ich mich auf oen Ausflug freue!" sagt Lilly Gerland, „dieses Eöldenstein soll ja eine herrliche Lage haben, und das Wetter ist yeute so schön!"
Sie steht vor dem Spiegel und bemüht sich, eine rote Schleife auf ihrem weißen Kleid zu befestigen.
»Geh, Lilly, dieses schreiende Rot steht dir ja gar nicht?" bemerkt Ada Gerland, die Schwester mißbilligend betrachtend.
„Eines bitte ich mir aber heute aus, daß du dich nicht wieder von diesem Kerssenbrok an der Nase herumführen laßt. Er sucht sich nur an Manon heranzudrängen, und m^t sich über dich lustig, wenn du dir einbildest, er meine
dich!"
Lilly wird zornrot, gereizt erwidert sie: „Hat die schöne Manon dich beauftragt, mir das zu sagen?"
„Sei doch nicht so abgeschmackt, Lilly", verweist sie die Schwester geärgert, „du weißt so gut wie ich, daß Manon viel zu stolz ist, um Uber dergleichen zu sprechen. Sie ist überhaupt eine kühle, zurückhaltende Natur und du solltest dir an ihr ein Beispiel nehmen. Machte dich diese Leidenschaft für den Kerssenbrok nicht blind und taub, du hättest längst bemerkt, daß er sich nur mit dir beschäftigt, um zu Manon zu gelangen. Ich hätte dir wahrhaftig mehr Stolz zugetraut. Sei vernünftig, Lilly, laus diesem Schürzenjäger nicht auch noch nach."
Lilly macht ein Schmollmäulchen.
„Wenn du nicht meine Schwester wärest, Ada, von der ich doch annehmen muß, sie meint es gut, so wären wir geschiedene Leute; denn du bist beleidigend. Ich laufe niemand nach."
Ada schlingt schmeichelnd den Arm um die Schwester.
„Mein Herzensschwesterchen bist du und mir viel zu schade für solch einen Menschen. Was soll auch Konrad sagen, wenn ihm seine Jugendgespielin untreu wird "
Lilly errötet unter dem forschenden Blick.
„Ach geh, Ada, der Konrad macht sich doch nichts aus mir kleinem Dummchen. Der sieht die kluge Ada lieber."
Ada schüttelt den Kopf.
„Du bist auf dem Holzwege, Lilly. Nun aber komm; es wird Zeit. Willst du nicht eine andere Schleife nehmen?"
Lilly schaut die Schwester mit schelmischem Lächeln an.
„Wenn die rote Schleife mir nicht steht, umso besser für Konrad; da wird es dem jungen Herrn nicht einfallen, mich ihm abspenstig zu machen."
Arm in Arm gehen die Schwestern hinab. Drunten harrt schon der offene, mit frischem Grün und Blumen geschmückte Wagen, der die kleine Gesellschaft zum Ziel bringen soll. Einige der jungen Herren aus der Pension haben bereits Platz genommen. Neben Manon, die bleich wie eine Blumenknospe aussieht, sitzt bereits Ludwig Kerssenbrok im eleaanten weißen Flanellanzua. Unter den etwas
aufgekrempelten Hosen schauen lila seidene Strümpfe yer- vor, der Schlips ist von gleicher Farbe, sogar das Band auf dem Hut zeigt übereinstimmend die gleiche Nuance. Recht wie ein Lebemann sieht er aus, herausfordernd schweifen seine Blicke zu Manon hinüber, die anscheinend für seine gesuchte Eleganz kein Verständnis hat.
Als er die beiden jungen Mädchen aus dem Hause trete» sieht, winkt er ihnen lebhaft zu, auch Manon winkt eifrig» denn sie hat für die Damen Gerland Plätze reserviert, da auch Mama Gerland die Damen begleitet.
„Ich wäre heute gerne zu Hause geblieben bei Mutter", erklärt Manon, als der Wagen sich endlich in Bewegung setzte, „aber Mutter behauptet, die Zeit würde ihr durchaus nicht zu lange werden."
„Ihre Schwiegermutter ist eine seltsame Frau, liebe Manon", meint Frau Gerland, „ich glaube, sie ist lieber allein, als in Gesellschaft. Sie muß einen unerschöpflichen Eedan? kenreichtum besitzen, denn sie sagt» sie langweilt sich nie.
Ich wüßte nicht, was ich so einen ganzen Tag lang allein anfangen sollte."
Manon lächelt.
„Mutter liest gern und viel; auch ist sie das Alleinsei« ^ gewöhnt. Sie hat daheim auch wenig Gesellschaft, zumal st»' Hohenfriedberg, weil es da keine Eutsnachbarn gibt."
Ludwig Kerssenbrok hat Manon unausgesetzt angeblickt, jetzt äußert er lächelnd: „Und in solch ländlicher Einsam-; keit wollen Sie Ihre Jugend und Schönheit vertrauernd:
Ihr Herr Gemahl ist ein Barbar, daß er das von Ihne«! verlangt."
Manon sLaut verträumt vor sich hin. Sie denkt an de« > Mann, der so einsam in dem großen Hause weilt, wa». mochte er wohl am Abend, nach der Arbeit, beginnen? !
„O, es ist doch schön in Hohenfriedberg, Sie ahnen nicht, wie schön und gemütlich es dort ist," sagte sie leise, wie wen« j sie nur mit sich selbst spräche, und etwas wie Sehnsucht- klingt aus dem Ton ihrer Stimme. D >
(Forschung fölgt.^