Das Zentrum in Tuttlingen.

Tuttlingen, 16. Dez. Die Vertrauensmänner- versammlung der Zentrumspartei gelangte nach reichlicher Aussprache zu dem einstimmigen Beschluß, die Kandidatur des Schultheißen Haselmaier-Irren­dorf aufrecht zu erhalten.

Bom Studentenstreik.

Das Kultusministerium ließ den Studierenden der Zahn­heilkunde in Tübingen eröffnen, daß sie bei Aufrechterhaltung ihres Ausstandsbeschlusses zu gewärtigen haben, daß ihnen keinerlei Zeugnis über ihr Studium im laufenden Semester werde ausgestellt werden.

Eine staunenswerte Erfindung.

Am 30. ds. wird dem württb. Königspaar Edisons, des berühmten amerikanischen Erfinders, neuestes Werk, das Kine- tophon, vorgeführt werden. Das Kinetophon ist eine Verbin­dung zwischen Kinematograph und Grammophon, und wurde kürzlich zum erstenmal in Deutschland, in München, dem Kö­nigspaar von Bayern und einer eingeladenen Gesellschaft von der Generalvertretung der deutschen Edison-Kinetophongesell- schaft für das Königreich Bayern gezeigt. Das sprechende Bild wird wie die bewegliche Photographie auf eine weiße Lein­wand geworfen und mit der Hand abgekurbelt. Die Gleich­zeitigkeit von Schall und Bewegung ist durchaus erreicht. Sie kann überdies bei Fehlern auf der Stelle geregelt werden. Stö­rende Nebengeräusche waren nicht zu bemerken. Vorgeführt wurden Reden, Gesang und Jnstrumentenmusik im Salon, verschiedene Geräusche, wie Tellerzerschlagen, Hundegebell. Der Zuschauer im Kinematograph, der auf der Leinwand die Menschen handeln, kommen, gehen sieht, wird bei Anwen­dung der Erfindung diese Figuren auch sprechen, lärmen, sin­gen usw. hören. Ganz, wie es in Wirklichkeit sich ereignet. Um sich einen Begriff von der Bedeutung des Kinetophons zu machen, diene folgendes Beispiel: Es wäre möglich ge­wesen, die Zaberner Reichstagsverhandlungen mit all ihren Gesten und ihrem Lärm im Bilde zu sehen und durch den Sprechapparat zu hören.

Plochingen, 16. Dez. An einem Tage der letzten Woche unterhielten sich einige Fahrgäste der Eisen­bahn über die Fleischpreise. Ein Reisender von Eß­lingen behauptete, er habe letzthin gelesen, daß in der Pfalz die Preise zum Teil schon so gesunken seien, daß man 1 Pfund Ochsenfleisch um 66 ^ und 1 Pfund Schweinefleisch um 60 Z kaufe. Der mit­fahrende Viehhändler W. aus E. erwiderte der- linger Ztg. zufolge, er bezahle 30 ^ll, wenn ihm der Reisende dies beweisen könne und wollte das Geld sofort bei einem hiesigen Mitreisenden deponieren. Der Reisende B. ging auf die Wette ein und beide bestimmten den hiesigen Bürger als Zeugen. Letzten Freitag erhielt dieser nun einen eingeschriebenen Brief, in welchem Nummer 288 des Kirchheim- Bolander Anzeigers vom 8. Dezember ds. Js. ent­halten war, mit der Bitte um Zusendung an H. W. In dieser Nummer war folgende Mitteilung:Kai­serslautern. Der Rückgang der Fleischpreise hält in der Pfalz an, ja die Preise sind noch weiterhin be­deutend gesunken. So wurden Freitag verkauft prima Ochsenfleisch für 66 Z per Pfund, Schweine­fleisch, das vor wenigen Tagen noch 90 ^ und 1 Zl kostete, wurde für 60 ^ angeboten. Die billigsten Fleischpreise hatten Kaiserslautern u. St. Ingbert."

Reutlingen, 16. Dez. Frau Christine Salzer in Eningen u. A. feierte heute den 101. Geburtstag. Sie ist verhältnis­mäßig wohl und konnte bisher noch in ihrem Gärtlein tätig sein.

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Der Kaiser in München.

Bei der Galatafel am gestrigen Dienstag wur­den zwischen den Monarchen Trinksprüche gewechselt. Am Abend besuchten sie ein Festturnen des Münche­ner Männerturnvereins. Der Kaiser hat für die Armen Münchens 3000 -st, für den Bayrisch-Preußi­schen Hilfsverein 500 .st gespendet.

Die Verhandlungen gegen v. Forstner.

Straßburg, 16. Dez. Am kommenden Freitag, den 19. d. Mts. vormittags 9 Uhr findet vor dem Gericht der 30. Division die Verhandlungen gegen Leutnant von Forstner vom Inf. Regt. Nr. 99 statt. Gegenstand der Verhandlungen sind die bekannten Vorkommnisse von Dettweiler am 2. d. Mts.

Der Abschied des Kronprinzen.

Danzig, 16. Dez. Der Kronprinz hat sich gestern vormit­tag von seinem Leibhusarenregiment verabschiedet. Es fand zunächst ein Regimentsexerzieren statt, dann sammelte sich das Regiment im Kasernenhof. Der Kronprinz hielt eine kurze An­sprache, dann brachte er ein dreifaches Hurra auf sein Hu­sarenregiment aus. Der rangälteste Offizier sprach hierauf einige Worte und schloß mit einem Hoch auf den Kronprinzen. Der Kronprinz winkte darauf den Standartenträger zu sich heran und küßte den Saum der Standarte. Der ganzen Ab­schiedsszene wohnte auch die Kronprinzessin bei.

Ueberfall auf Wachtposten.

Innsbruck, 16. Dez. Die Wachtposten der Festungswerke in Trient wurden in den letzten Nächten mehrmals von Un­bekannten mit Steinen beworfen; Schüsse der Wache gingen fehl. In der vorletzten Nacht erfolgte ein planmäßiger An­griff auf. die Wache der Batterie Clivezzan. Der Posten wurde von verschiedenen Seiten mit Steinen beworfen. Als mehrere dunkle Gestalten auf den Festungswerken sichtbar wur­den, feuerte er fünf Schüsse ab; von der Gegenseite wurde ebenfalls geschossen. Plötzlich erhielt der Posten einen Schlag auf den Kopf und stürzte betäubt zu Boden. Als er sich erholte, bemerkte er, daß mehrere Männer zwei Verletzte fortschleppten. Eine Kompagnie der Kaiserjäger nahm die Verfolgung der Flüchtigen auf. Am Kampfplatze fand man eine ausgestopfte Puppe in Mannesgröße, die drei Schüsse im Kopf aufwies, und mehrere Stangen, auf denen Messer befestigt waren Von den Raubtieren in Steiermark.

Von einem Berichterstatter im Stubalpengebiet wird ge­meldet, daß der Löwe sich gegenwärtig wieder oberhalb von Schwanberg befindet. Längere Zeit hielt er sich im Lavent- tale auf, dann am Pratenkogel bei St. Vinzenz, wo man ihn 2mal einkreiste und aus seinem Lager vertrieb. In der letzten Woche war er bei Mooskirchen, unweit Graz. Außer dem Hofverwalter des Dr. Klusemann haben noch weitere fünf Personen die Bestie gesehen. Da die betreff. Leute (Holz­hauer und Pächter) noch nie in einer Menagerie gewesen sind, so konnten sie das Tier nicht klassifizieren, halten es aber für einen Löwen, zumal wegen der Mähne und des katzen­artigen Springens. Auch hörte man schon mehrmals ein dumpfes Gebrüll im Walde. Das Raubtier ist nun wieder zu seinem alten Stammquartier auf die Schwanberger Stub- alpe zurückgekehrt, wo es schon im Herbst sehr oft Vieh ge­rissen hatte. Am 14. Dez. bemerkte man dort eine krallenlose Fährte von 12 Zentimeter Breite und 15 Zentimeter Länge. Die Schrittweite des Tieres war so lang wie die eines Hirsches, nämlich 120 Zentimeter. Der Stubalpenwolf da­gegen hat nun 92 bis 96 Zentimeter Schrittweite, ein großer Hund etwa ebensoviel. Da der Schnee auf den Alpen bereits 1 Meter hoch liegt, aber wegen der Föhnluft sich noch nicht gesetzt hat, so ist die Verfolgung des Raubtieres äußerst mühsam, auch für geübte Skifahrer. Die Bestie dagegen kommt durch Springen leicht vorwärts und kann die ein-1

sinkenden Hirsche rasch einholen, wenigstens auf den kahlen Hochflächen; die gefundenen Kadaver zeigen das zur Ge­nüge. Im Walde dagegen hat das flinke Wild mehr Schutz, weil es eingewöhnt ist und besser ausweichen kann. Vielleicht treibt der Hunger die Bestie bald wieder aus ihren Schlupf­winkeln heraus und in die Täler hinab. Dadurch wächst frei­lich auch die Gefahr für die Menschen. Die Bevölkerung in dem bedrohten Gebiet ist noch immer in großer Unruhe. Man sucht zwar hie und da den Leuten einzureden, es handle sich nur um große Hunde. Aber daran glaubt hier kein Mensch; das behaupten nur einige Sonntagsjäger, die damit ihre Miß­erfolge beschönigen wollen. Eine seit letzter Woche ver­schwundene Magd aus Mooskirchen ist bis jetzt noch nicht gefunden worden. Wahrscheinlich ist sie bei dem Gang auf die Alm dem Raubtier zum Opfer gefallen.

Mannheim, 16. Dez. DasMannh. Tageblatt" erzählt folgende merkwürdige Geschichte: Ob es Roheit war oder ei« Schwabenstreich, das wollen wir dem Urteil unserer Leser überlassen: Der Händler Hammel in der Alphornstraße 47 betreibt mit Hilfe eines Pferdes einen kleinen Handel. Dieser Tage nun ließ er die Absicht laut werden, sein Pferd zu scheren. Dies hörte ein im Hinterhause wohnender anderer Händler, benutzte die Abwesenheit Hammels und vollzog an dem Pferde eine eigenartige Prozedur: er schor es, und als einige Haare stehen blieben, begoß er das Pferd mit Spiritus und zündete es an. Das arme Tier stand sofort in Flam­men, schrie und schlug wild um sich, bis man Decken auf es warf und dadurch die Flammen erstickte. Der rasch herbeige­holte Tierarzt verfügte die sofortige Ueberführung des mit schweren Brandwunden bedeckten Pferdes auf den Schlachthof, wo es getötet werden mußte. Die durch das Schreien des Tieres herbeigelockten Mitbewohner des Hauses wollten den Helden der Affäre verprügeln.

Chemnitz, 16. Dez. Gestern abend ist einer der beim Bcaunsdorfer Unglück schwer Verletzten im Krankenhaus zu Frankenberg gestorben. Bei den Aufräumungsarbeiten find seit gestern nachmittag keine weiteren Toten gefunden worden, doch lassen sich die Trümmer noch nicht vollständig übersehen. Die Zahl der Toten hat sich also jetzt auf 10 erhöht.

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Die sinkenden Viehpreise,

die von verschiedenen Viehmärkten gemeldet werden, treten auch auf dem Stuttgarter Schlachtviehmarkt in die Erscheinung. Die rückläufige Bewegung der Schweinepreise läßt sich hier schon seit August ds. Js. beobachten und die Stuttgarter Metzger sind dem Rückgang durch Herabsetzung der Schweinefleisch- Ladenpreise um 10 L pro Kilo auch bereis gefolgt. Neuerdings zeigt sich auch in anderen Viehgattungen auf dem Stuttg. Schtachtviehmarkt eine rückläufige Bewegung in den Preisen, die sich bei Ochsen seit September ds. Js. auf 8 F, bei Kälbern sogar auf 15 Pfg. pro Kilo beläuft. Man wird nun wohl erwarten dürfen, daß die Metzger jetzt auch beim Kalbfleisch, wo der Abschlag doch recht bedeutend ist,

mit den Ladenp reisen zurückgehe n we rden._

Vriefkast-n.

Als Ergänzung zu dem AufsatzEin heimischer Flug­künstler und Alchimist", der in der Freitag- und Samstag­nummer voriger Woche abgedruckt wurde, wird uns von ge­schätzter Seite mitgeteilt, daß derFlugkünstler" Christian Ernst Scheumann nicht am 12. Mräz 1792, sondern, lt. Stammheimer Taufregister, am 27. Februar desselben Jahres geboren ist. _

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Amtliche und Privatanzeigen.

Einladung

zur Lösung von

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wodurch die Glückwünsche zum Jahreswechsel und der Verzicht auf per­sönliche und schriftliche Beglückwünschung zum Ausdruck gebracht werden.

Die Kartenabgabe erfolgt gegen Entrichtung beliebiger Beträge, jedoch nicht unter 1 Mark für die Person bei der mit der Stadt­pflege verbundenen Armenpflege, Rathaus, Zimmer 7

in der Zeit vom 17. bis 27. Dezember 1913.

Der Ertrag wird ausschließlich zu Armenzwecken verwendet.

Die Veröffentlichung der Namen der Kartenabnehmer geschieht nur in einer Liste und zwar in der am 30. Dezember 1913 erscheinenden Nummer dieses Blattes.

Um die Veröffentlichung der Liste vollständig geben zu können, wird um rechtzeitige Lösung der Karten gebeten.

Wer erst nach dem 27. Dezember eine Karte löst, hat keine Gewahr für die Bekanntgabe seines Namens.

Calw, den 15. Dezember 1913.

Ortsarmenbehörde:

Die Vorstände:

Dekan: Roos. Stadtschultheiß: Conz.

IWilklMlZchlllr La!w.

Mit dem herzlichen Dank an alle, welche in dem zu Ende ge­henden Jahr unsere Schule unterstützt haben, verbinden wir die Bitte an die Kinderfreunde unserer Stadt um

Me Beiträge zur Weihllllihtrfeier

am Montag, den 22. Dezember (3 Uhr Mädchen, 4 Uhr Knaben.)

Zur Empfangnahme von Gaben sind die Lehrerin, Frau Wid - mann und Frau Stadtptarrer Schmtd bereit.

Den 9. Dezember 1913.

Für den Ausschuß:

Sladtpfarrer Schmid.

Lv. Arbeitervercin Lalro.

Zu der am Samstag den 20. Dezember 1913, abends 8 Uhr, im großen Saal der Brauerei Dreiß statlfindenden

Weihnachtsfeier

laden wir hirmit unsere aktiven und passiven Mitglieder mit ihren Familien, sowie alle Freunde der eo. Arbeiter- Dereinssache höflichst ein.

Das Programm enthält Mustkoorträge (Quar­tett), Gesänge, Theate aufführnugen und Deklama­tionen. Keine Gabenverlosung. Eintritt frei.

Der Ausschuß.

Waenimiil CM.

Heute Mittwoch abend 8 Uhr

Mitgliederversammlung

bei Bäcker Seeger (obere Markt - stroße.) Die Mitglieder werden zu zah reichem Besuch sreundlichst eia- geladen.

Der Ausschuß.

Eechinpen.

E ne gute

EchllWH

mit dem 3. Kalb , » hat zu verkaufen

Hermann Breitling,

z. Krone. _

Alzeoberg

Ein Paar

Läufer- Schweine

hat (weil überzählig) billig zu ver­kaufen.

_ G. Beutler.

Bodenöl

geruchlos, empfiehlt billigst

L.