Nr. 286 (vritt«» Blatt.)
Sainrtag, den 6 Dezember
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Hat Jesus gelebt?
Ueber dieses Thema sprach in einer außerordentlich stark besuchten Versammlung der Tübinger Professor Dr. O. Scheel in Ulm. Er führte aus:
Die Frage nach der Geschichtlichkeit Jesu ist kein wissenschaftliches Problem. Nur einige Religionshistoriker der jüngsten Vergangenheit haben breiteren Kreisen den Eindruck erweckt, daß man es hier Mit einem ernsthaften historischen Problem zu tun habe und darum versuchen müsse, die Entstehung des Christentums auf anderem als dem bisher üblichen Wege zu erklären. Aber diese Historiker haben es bisher so vollständig an jeder historischen Arbeit fehlen lassen und das kritischhistorische Verfahren so unbedingt durch phantastische Einfälle und wild gewachsene Spekulationen ersetzt, daß sie einen Einfluß auf die geschichtliche Erforschung der Ursprünge des Christentums nicht gewonnen haben. Die „Fachgelehrten", diedochauchetwasvondenDingenver- stehen und deren wisenssenschaftliches Gewissen nicht durch den Anstellungsvertrag erkauftist, habenbisherkeinenAnlaßgefun- den, den Entdeckern der Christusmythe zu folgen und ihnen das Verdienst zuzusprechen, daß sie durch die Formulierung eines wirklichen Problems die wissenschaftliche Erkenntnis gefördert hätten. Werden nicht neue Waffen geschmiedet und wird nicht eine bessere Methode angewendet, so dürste die „Christusmythe" so schnell, wie sie auf die Tagesordnung gesetzt wurde, wieder abgesetzt werden und die Reservaterkenntnis einiger Kreise bleiben, die historischer Arbeit und geschichtlichem Denken zu fern stehen, um durch historische Beobachtungen und Erwägungen sich überzeugen zu lassen.
Historische Phantasten agitatorisch zu verbreiten, ist leicht. Schwieriger ist es, die historische Kleinarbeit so vorzulegen, daß auch solche, die nicht beruflich sich mit ihr befassen können, das Maß der Dinge unverkürzt erkennen. Immerhin sind doch einige Fehler der „Mythologen" so elementar, daß jeder sie zu sehen vermag, der den Blick für das Natürliche hat.
Großen Eindruck hat der Satz gemacht, daß nichtchristliche Quellen über die Person Jesu sich ausschweigen. Von allen Historikern des ersten christlichen Jahrhunderts und darüber hinaus seien nur bei Tacttus und Sue- ton kurze Andeutungen, noch dazu Fälschungen. Das letzte ist freilich nicht der Fall. Tacitus weiß sogar mehr, als er mitteilt. Und wie die übrigen Historiker der Kaiserzeit berichtet haben, wissen wir nicht. Denn ihre Schriften sind nicht erhalten. So fehlt jede wissenschaftliche Kritik in der Bewertung der außerchristlichen Zeugnisse, und es wird vollends übersehen, daß im ersten Jahrhundert ein Abendländer ebenso wenig Anlaß hatte, über Jesus zu berichten, wie heute ein westeuropäischer politischer Historiker über einen russischen Sektenstifter.
Der Christusmythos hat aber nicht existiert. Hier ist man jeden Beweis schuldig geblieben. Angeblich soll die in den orientalischen Mysterien vorhandene Idee vom sterbenden und auferstehenden Gott (Attis, Adonis, Osiris) und die jüdischen Vorstellungen vom sterbenden und auferstehenden Messias die geschichtliche Person Jesu ersetzen, die erst nachträglich in den Mythos hineingedichtet ist, nach 70 und noch später oder als Erfindung der Judenchristen gegen die Pauliner. Die Mysterien sind aber noch keineswegs so eingehend erforscht, daß sie geschichtlich ganz bekannte Größen wären. Hier ist noch vieles unsicherer, als von den Fythologen behauptet wird. Vor allem aber ist der Mythos vom sterbenden und auferstehenden Gott ebenso wenig nachgewiesen, wie der sterbende und auferstandene jüdische Christus. Es war aber bisher nicht üblich, unbewiesene Hypothesen als Geschichte auszugeben und ihnen einen geschichtlich erkennbaren Tatbestand zu opfern.
Freilich sollen auch die christlichen Quellen versagen. Hier rächt sich jedoch der vollständige Mangel an literarhistorischer Kritik in den Veröffentlichungen der Verfechter einer „Christusmythe". Denn der selber wieder geschichtlich beglaubigte Paulus weiß von einem Jesus, der gelebt, gelehrt und gelitten hat. Er kennt Worte und Taten dieses Jesus und ist persönlich bekannt mit solchen, die zu Erdenzeit mit ihm täglich verkehrt hatten. Die Ueberlieferung von diesem Jesus wird gepflegt und gehütet, von Paulus wie von den „Ur- aposteln". Und neben Paulus steht als Zeuge das Markusevangelium, das noch vor der Zerstörung Jerusalems geschrieben ist und Taten und Reden des „geschichtlichen" Jesus gesammelt hat. Eine dritte Quelle ist die Sammlung der Worte Jesu, die gleichfalls die „Christusmythe" unmöglich macht. Das alles wurde im Vortrag an einzelnen Beispielen erläutert. Gesetzt aber den unmöglichen Fall, daß die Ursprünge des Christentums nicht in den Wirkungen des geschichtlichen Jesus gesucht werden dürfen, sondern in einem freilich besser als bisher zu begründenden Chrtstusmythus, so ist vor allem zu erklären, wie man ein Jesusbtld erdichten konnte, das dem Mythus widerstrebt und warum man sich selbst damit Steine in den Weg legte. Und es ist ferner zu erklären, wamm die Evangelien keinen mythischen Rahmen besitzen, vielmehr alles um den geschichtlichen Jesus gruppieren, wenn doch der Mythos das Ursprüngliche war und die Geschichte erst nachträglich angehängt wurde. Dieser Erklärungsversuch ist bisher unterblieben.
So ist die ganze „Christusmythe" ein Versuch mit historisch untauglichen Mitteln.
Vüchr-ttsch.
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Das Brausebad.
Seelenvergnügt in der Badewanne sitzt unsre kleine blonde Susanne, schäkert und spritzt und planscht wie im Meer eine ganze Sintflut um sich her.
Mama wird schön böse sein!
„Na, warte, du Schlingel!"
Sirrr! geht draußen die Klingel.
„Je," sagt Mama, „es klingt auch grade immer, wenn ich Suschen bade.
Sei jetzt mal lieb, mein Herzblatt! ja?
Gleich ist die Mutter wieder da!
Und faß mir da oben den Griff nicht an; das ist die Glocke zum Weihnachtsmann; die hängt von der Decke in dicken Schnüren; da darf beileibe kein Kind dran rühren."
Sie geht — Und Susi, die jetzt allein ist, wäscht ihre Seife, bis sie ganz klein ist, zieht das Badelaken vom Tisch herunter und schleift es durch sämtliche Pfützen munter; aber schließlich wird die Sache zu dumm; sie dreht sich energisch zur Türe um:
„Mutti, Muttchen, du sollst gleich kommen;
Susi hat nun genug geswommen!"
Alles bleibt still — und oben hängt der blitzblanke Griff, und Susi denkt, wenn sie nur ein klein bischen dran zieht, ob der Weihnachtsmann wohl durch die Türspalte Dann könnte sie ihm Bescheid gleich sagen ssieht? von dem Ball und dem Puppenwagen.
Sachte, ganz sachte steht sie auf langt mit den dicken Patschen hinauf, faßt an die Schnur, und da — und da —, denkt euch, Kinder, was da geschah!
Es tröpfelt, es rieselt, es plätschert, es braust, es strömt, es quillt, es zischt und saust.
Hu! und so viel! .
Hu! und so kalt!
Suschen brüllt, daß es häuserweit schallt.
Mama kommt gestürzt, Mama kommt geflogen. Suschen, o weh! hat die Brause gezogen, sitzt in der Wanne, zum Tode erschrocken,
Wasser im Naschen, im Ohr, in den Locken, schluchzt, während sie fast in Tränen zerflieg:
„Der Weihnachtsmann hat mich mit Wasser begießt, und ich hatte doch bloß ganz leise gesellt, und mir noch ein bischen bei ihm bestellt."
(Aus einer Sammlung lieber Kindergedichte „Sonenstrahlen", die von Ad. tum Süden im Verlage von Georg Westermann, Vraunschweig, herausgegeben werden.)
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei
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