ab. daß auch schon der kesseste Druck. der uns von diesem Wege rein wirtschaftlicher Zielsetzung abbringen könnte, als Gefahr empfunden wird. Es wird die bevo'-stebenden Verhandlungen zweifellos erleichtern, wenn auch die Ge­genseite diesen Standpunkt, der die am lO. Januar kom­menden Jahres uns wiederzuaebende wirtschaftspolitische Entschluß- und .Handlungsfreiheit in den Vordergrund stellt und ^um Ausgangspunkt aller Abmachungen zu ma­chen entschlossen ist, angemessen würdigt und sich auf ihn einstellt. Dem Wunsch unserer Wirtschaft, von der wieder­erlangten Freiheit den bestmöglicken Gebrauch gemacht zu sehen, steht das grosse Interesse Frankreichs wie Belgiens am deutschen Markt gegenüber. Es genüge hier, an die lothringische Hüttenindustrie, das elssissssche Tertilgewerbe und die Eesamtwirtichaft des Saargebiets zu erinnern, die den Absatz ihrer Erzeugnisse in Deutschland brauchen, nicht weniger aber auch an die Bedürfnisse des Hafens und der von ihm abhängigen Wirtschaftskreise Antwerpens.

Was Deutschland und namentlich seine Industrie von den Verhandlungen mit Belgien und Frankreich erwartet, ist im Verlauf der lehten Wochen nach Möglichkeit zusam­mengestellt und geklärt worden. Grundsätzlich laufen die Forderungen unserer Industrie gegenüber Frankreich und Belgien in derselben Richtung, nämlich nach der Zuerken­nung der dort angewandten Mindestzölle auch für die deutsche Einfuhr. Darüber hinaus ist natürlich in den in­ternen Verhandlungen eine Reihe von Sonderwünschen geltend gemacht worden, deren Berücksichtigung man sich ebenfalls nach Möglichkeit angelegen sein lassen wird. Ob und innerhalb welcher Zeit eine Verständigung mit der Gegenseite erfolgen wird, ist noch gar nicht abzusehen. Eile scheint vom deutschen Standpunkt aus um so weniger ge­boten. als die Ausarbeitung des autonomen Zolltarifs, der vom nächsten Jahr an die Richtlinien unserer Außenhan­delspolitik vorzuzeichnen bestimmt ist. schwerlich schon be­endet sein dürfte. Die in ihm festzulegenden zollpolitischen Grundsätze werden natürlich auch Kr die Verhandlungen mit Belgien und Frankreich maßgebend zu sein haben.

Aus Stab! und Land.

Altevfteig, 17. September 1924.

* Versetzt wurden ihrem Ansuchen gemäß die Bezirks­notare auf gehobener Stelle Popp in Nagold an das Bezirksnotariat in Zuffenhausen und Schaufler in Groß- heppach an das Bezirksnotariat Winterbach mit dem Sitz in Schorndorf.

- Herabsetzung der Gepäck- und Expreßgut-Tarife: Entsprechend der Herabsetzung der derzeitigen Frach­ten der Normalklassen der Gütertarife um 10 Pro­zent ab 18. Sept. werden die Gepäck- und Expreßgut­sätze mit Wirkung vom 1. Oktober ebenfalls um 10 v. H. ermäßigt. Die Mindestfrachten bleiben unver­änderte

Gebührenermäßigung bei der Post. Die Reichs- postverwaltu'ng beabsichtigt über dis bereits bekannt ge­gebene Ermäßigung der Postscheck- und Postanwei- fungsgebühren hinaus eine Herabsetzung der Fern­sprech- und Tclegraphen-Gebnhren vorzunehmen. Diese Maßnahme geschieht in Verfolg der vom Kabinettsratz beschlossenen Maßnahmen für einen allgemeinen Preis­abbau. Die Ermäßiaung wird voraussichtlich am 1. De­zember eintreten. Wie im Einzelnen die Ermäßigung, aussehen wird, steht noch nicht fest.

Bahnsteigkarten. Es dürfte nicht allgemein be­kannt sein, daß nach der Eisenbahn-Verkehrsordnung Personen, die ohne die Absicht, mitzureisen in einem zur Abfahrt bereitstehenden Zug angetroffen Werdens oder einen Platz belegen, 3 Goldmark zu entrichten haben. Dies gilt besonders für Inhaber von Bahnsteig­karten, die nur zum Betreten der abgesperrten Räume der Stationen gelten.

W Lr sefrucht. W Mag das wilde Schicksal walten:

Die erhabne Seele ruht

Unter drängenden Gewalten

Fest auf ihrem Gottesmut. Tiedge.

Dessen M ttW Sn iw Herzen?

Von Erich Eben st ein.

8. (Nachdruck verboten.)

Nicht . . . nicht . . luu Sie es nicht, Herbert," stam­

melte sie, alle Herrschaft über sich verlierend

Der flehende Klang ihrer Stimme die Worte sein Name von ihren Lippen halb bewußtlos gemurmelt, durch­zuckten ihn wie ein Feuerstrahl und weckten jäh die Erinnerung an einen ähnlichen Augenblick vor sieben Jahren, den er nie vergessen konnte bis an seines Lebens Ende!

. Auch damals hatte sie so hilflos m seinen Armen ge­legen . . . hatte dieselben Worte gestammelt . . . nur daß fie damals frei gewesen war und ihre Angst einem ganz andern Gefühle entsprang . . .

Sekundenlang verlor auch er die Herrschaft über sich. Ausgelöscht waren die Jahre. Vergessen die Not des Augen­blickes. Nichts lebendig in ihm als der heiße Drang, sie zu beruhigen wie damals. Wie sie ihn, sprach auch er fie an, nie damals, als sie noch halbe Kinder waren im Parke von Helfersdorf . . .

Gräfin Holda . . . liebe Gräfin Holda, fürchten Sie >och nichts!"

Dann raffte er sich zusammen, zwang mit eisernem Willen die Schwäche in sich nieder, die ihn überkommen wollte, als er ihren schlanken bebenden Körper an seiner Brust fühlte und den wilden Schlag ihres Herzens an dem seinen- spürte.

Mit sanfter Gewalt drückte er sie in einen Lehnstuhl, veine Stimme klang plötzlich fest und ruhig, beinahe streng.

«Sie müssen sich beherrschen» Hoheit, und tapser jeis um:

. ep. Hilfe für Auswanderer. Für die im Reisen meiss ' unerfebrenen Auswanderer ist es besonders wertvoll. i ! wenn ihnen auf der Reise, vor allem in den Hasen- ^ städten jemand an die Hand geht. Die Evana. Aus- i wandcrermission Bremen, Georgstr. 22. hat sich neben ? ; der Erteilung von Auskünften aller Art an Auswan- s derungswillige diese Aufgabe an den Auswandsrnden gestellt. Sie holt die über Bremen Reisenden vom Zuge ? ab. sorgt für Unterkunft, begleitet sie zu den ärzt- ' licken Untersuchungen, zum Paß- und Schifsahrts- s Büro, zur Gepäckabfertigung und veranstaltet Ab- ^

- fchiedSgottesdisnste vor der Dampferabfahrt. Außer- ' s dem meldet sie die Auswanderer an ihre Vertrau- ! i ensleute im Ankunftshasen und am Zielort. Jeder - l über Bremen reisende evang. Auswanderer sollte die ) ! unentgeltliche Hilfe dieser Stelle sich zu Nutzen machen. I

s * Nagold, 16. Sept. (Unglücksfall.) Am Samstag r i abend ereignete sich zwischen Nagold und Jselshausen ein I ! bedauerlicher Unglücksfall. Herr Möbelfabrikant Gustav i

- Koch von hier wollte mit seinem Motorrad von hier nach i

Altnuifra fahren und hatte bei Eintritt der Dunkelheit sein ! Motorrad vorschriftsmäßig beleuchtet. Ein entgegenkommen- ' des, nicht beleuchtetes Fuhrwerk fuhr anscheinend auf der s falschen Seite. Herr Koch konnte nicht mehr ausweicken j und stieß mit dem Fuhrwerk zusammen, so daß er mit ! ziemlich schweren Verletzungen ins hiesige Krankenhaus ver­bracht werden mnßte. !

* Freudenstadt, 14. Sept. In einer von Stadt und j vor allem auch aus dem Bezirk gut besuchten Bersamm- > lung am Sonntag Nachmittag im Dreiköni ssaal, in der ! Pros. Bauser über das ThemaStaat, Wirtschaft und -

- Aufwertung" sprach, wurde die Gründung einer Bezirks- s ; und Ortsgruppe des Württ. Hypotheken- und Sparerschutz- z ! verbandes beschlossen, der sofort eine sehr stattliche Anzahl s ! von Mitgliedern beitrat.

' ep. Stuttgart, 16. Sept. (Bundesfest des württ. evang. Jungmännerbundes.) Am Samstag und Sonn­tag sammelten sich hier 45000 Mitglieder der evang. s Jünglings- und Jungmännervereine zu ihrem 55. Bun- : desfest. Nachdem am Samstag ein Bundestag statt- ! gefunden hatte, wurde der Festsonntag eingeleitet durch ^ eine Lieder- und Posaunenmission in den Straßen ! und Plätzen Stuttgarts. Am Nachmittag fand in der !

- Stiftskirche ein Festgottesdienst statt mit einer packen- f

- den Festpredigt von Pfarrer Maier-Flein und Erstat- l i tung des Jahresberichts durch Bundesdirektor Pfarrer

! Keppler. Eine Nachfeier im Freilichttheater mit einer s Ansprache des Bundesvorsitzenden Stadtpfarrer Heim- l i Stuttgart, Posauuenvorträgen und einer Reihe wer- ! : terer Ansprachen bildeten den Abschluß des gehaltvol- ! Z len Jugendfestes. j

Beschlagnahme. Die Dienstag-Nummer derSüd- ! ; deutschen Arbeiterzeitung" ist durch Beschluß des Amts- - ' gerichts Stuttgart I wegen Vorbereitung zum Hoch- -

> verrat beschlagnahmt worden.

! Reuhausen a. F., 16. Sept. (Bei der Arbeit verun- ^ ! glückt.) Die noch jugendliche Frida Reinauer, Ehefrau i I des Anton Reinauer, half ihren Eltern beim Abladen ; von Oehmd, das sie mit der Gabel auf die obere Bühne ! schaffte. Plötzlich fühlte sie heftige Leibschmerzen. Der sofort herbeigerusene Arzt stellte innere Verletzungen fest, wohl eine Folge des heftigen Streckens beim Hin- s

- aufschaffen des schweren Oehmds. Nach kurzer Zeit ver­starb die Frau im Krankenhaus Hedelsingen. ^

j Tübingen, 16. Sept. (Spät erreichte Rechtfertigung.) ^ t Der 55jährige, von Cleebronn gebürtige frühere sürst- s lich Löwensteinsche Rentamtmann und jetzige Agent H.

Würthle in Stuttgart, der im Jahre 4922 in drei Jn- ! stanzen wegen eines Vergehens des versuchten Be-

> trugs zu der Gefängnisstrafe von vier Monaten verur-

- teilt worden war, wurde im Wiederaufnahmeverfahren für straflos erklärt; die in sämtlichen Instanzen ent- .

- standenen Unkosten wurden auf die Staatskasse über- '

- nommen.

ihres Kindes willen! Ich kann mich jetzt nicht länger mit Ahnen beschäftigen, denn wir haben wahrlich keine Zeit zu verlieren. Ich muß sofort zum Dorfarzt, um mir die nö­tigen Instrumente zu verschaffen. Begeben Sie sich ruhig in ihre Gemächer und vertrauen Sie mir! Ich werde für Ihr Kind alles tun, was ich für ein eigenes tun könnte und hoffe bestimmt, Ihnen bald gute Botschaft senden zu können."

Seine ruhige Bestimmtheit machte tiefen Eindruck auf sie. Die irre flackernde Angst in ihrem Blick verschwand.

Ich bin ruhig," sagte sie, ,,es war nur die jähe Erkennt­nis der Gefahr, die mich für einen Augenblick übermannte. Schicken Sie mich nicht fort. Ich werde stark sein! Niemand! anders soll Ihnen helfen bei der Operation als ich!"

, ,Merden Hoheit es aber auch können?"

!Ja. Versuchen Sie es nur. Eine Mutter kann alles

für ihr Kind, was fie ernstlich will!"

Er widersprach nicht mehr. Ein Blick rn ihre Anger«

! hatte ihm gezeigt, daß auch sie die Herrschaft über sich selbst ! wieder völlig erlangt hatte.

! Serena trat ein. Er warf ihr einen bedeutungsvolles j Blick zu und zog sie beiseite, um ihr in kurzen Worten zu sa-, i gen, was geschehen mußte.Vor allem achte auf fie!" schloß er flüsternd.

j Serena starrte ihren Bruder verstört an.

1Du bleibst also dock Hier?"

IIch muß! Begreifst du das nicht?"

! »Doch- Aber deine neue Stelle . . . wird man es dir ! nicht übelnehmen, wenn . . ."Mag man! Selbst wenn! i ich sie verliere ich kann nicht anders!" Dann ging er. Das ! Röcheln des Kindes nahm immer mehr den Chwcakter von ; Erstickungsfällen an. Die Erbprinzessin hatte den Kleinen auf t ihren Schoß genommen und bemühte sich, seine Not durch ge» - eignete Haltung des kleinen Körpers zu erleichtern, jDie Oberhosmeisterin hat mich ans Telephon rufen s lassen", berichtete Serena inzwischen leise.Sie mahnte, ! daß wir rechtzeitig in Rottegg eintreffen sollen, aber ich ant- i wortete, daß davon gar keine Rede sein könne, da der kleine s Prinz viel kränker sei, als man gedacht, und Ew. Hoheit ihn heute keinesfalls mehr verlassen würden. Sie möge dies S r.

Schelllingcn, 16. Sept. (Der erste Manövertag.) >^er erste Tag der Feldübungen, die von Münsingen aus über die Blaubeurer Alb hin sich abgespielt haben ist gut vorübergcgangen. Er wurde leider durch starke Regengüsse, die alle Wege aufweichten, etwas erschwert Gestern abend biwakierten Truppen der Roten Armee rings um Schelklingen. Schelklingen selbst und das nahe gelegene Kloster Urspring sind Unterkunftsort für den Stab der 5. Division.

Aulenvorf, 16. Sept. (Verband landw. Genossen­schaften.) Ter Verband landw. Genossenschaften in Württemberg hielt hier eine oberschwäbische Gauver­sammlung ab.

Frievrichshafcn, 16. Sept. (Verschiebung der Nord­deutschlandfahrt des Z.N. 3). Infolge der notwendig gewordenen Abänderung der Kurbeiwellen auf der Propellerseite der Motoren nahm die Leitung der Zeppelinwerft davon Abstand, noch diese Woche die große Fahrt mit Z. R. 3 nach Norddeutschland an- zntreten. Es sei neuerdings geplant, für die große Probefahrt die Route durch ganz Deutschland mit Ein­schluß des besetzten Gebietes zu nehmen. Tie Fahrt soll den Rhein hinauf, von Rheinland nach Westfalen, Ham­burg und Schleswig-Holstein gehen, von wo aus die Ostsee mit Kurs über Königsberg überflogen werden soll. Nach dem Rundflug über Ostpreußen soll das Luftschiff dann südlichen Kurs auf Oberschlesien neh­men und von dort über Breslau nach Mitteldeutsch­land steuern, wobei auch Berlin.berührt werden solh um dann nach Friedrichshafen zurückzukehren. In! dieser Woche finden nur einige kleinere Probefahrten statt.

Kleine Nachrichten aus dem Lande.

Ein bei der Eßlinger der Brauerei Wulle bs. schäftigter 60jähriger verheirateter Bierführer hat sich in einem Garten bei seiner Arbeitsstelle erhängt. Die Tat dürfte auf Unregelmäßigkeiten beim Geld­einzug znrückzuführen sein.

Bei der in Ehningen erfolgten Explosion in der Schnapsbrennerei amLöwen" haben sechs Perso­nen starke Brandwunden erlitten, wovon vier sofort ins Döblinger Krankenhaus eingeliefert werden muh­ten. Ihr Befinden ist ordentlich und es besteht Aus­sicht auf baldige Genesung.

Am Samstag kam in Betzingen, OA. Reutlingen. Vas dreijährige Kind des Eisendrehers Karl Wild unter einen mit Kies beladenen Wagen. Es erlitt schwere Verletzungen und mußte ins Krankenhaus verbracht

werden, wo es kurz darauf starb.

Nachdem sich in S ch l i er b a ch, OA. Göppingen, ein Bauernsohn vor 14 Tagen durch Erhängen das Leben genommen hat, wurde dessen Vater am letzten Sonn­tag an derselben Stelle ebenfalls erhängt ausgefun­den. Letzterer mußte in vergangenen Jahren einige- male in eine Heilanstalt verbracht werden und so ist anznnehmen, daß der Sohn mit derselben Krankheit erblich belastet war.

An der Straße Laichingen Feldstette n wur- üen nachts 29 der Gemeinde Laichingen und 27 der Ge­meinde Feldstetten gehörige, vor zwei Jahren ange­pflanzte Obstbäumchen von roher Hand abgeknickt. Au­ßerdem sind Röhren demoliert worden.

Bei der Ortsvorsteherwahl in Lautenbach, OA. Crailsheim, erhielt Verwaltnngsprakt. Steinbach aus Vaihingen-Enz 208 Stimmen. Sein Gegenkandidat. Obersekretär Winterle aus Heidenheim, erhielt 116 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt.

Am Sonntag mittag brannte die an das Wohnhaus angebaute Scheuer des Gutsbesitzers Lohmann in Dünsbach, OA. Gerabronn, nieder. Das Wohnhaus konnte gerettet werden. Man vermutet Selbstentzündung,

In Arnach, OA. Waldsee, brannte das Anwesep des ZimmeWmnns Franz Sigg bis aus die Grund- inauern nieder.

Hoheit, dem Herrn Erbprinzen, Mitteilen und Ew. Hoheit entschuldigen.

Erbprinzessin Hessolda nickte nur. Sie hatte kaum auf Serenas Bericht geachtet. Für sie war die ganze Welt ver­sunken bis auf das arme, krampfhaft nach Luft ringende Würmchen, das sie in Armen hielt.

Der Erbprinz stampfte vor Zorn mit dem Fuße auf, als ihm die Obersthofmeisterin bei seiner Ankunft in Rottegg ' möglichst verzuckert Bescheid aus Hallerstein mitteilte.

Unglaublich! Aber mir ahnte gleich so etwas! JH kenne die Erbprinzessin! Sie opponiert nicht gerne offen, tut aber, wenn Achim in Frage kommt, immer, was sie will! Natürlich ist die ganze Geschichte gar nicht so arg, sondern künstlich aufgebauscht. Eine einfache Finte, um mich zu schlagen!"

Frau v. Rellstab gab sich alle Mühe, den Aufgeregten zu beruhigen, aber er hörte gar nicht auf sie.

Mit finsterer Miene ging er im Gemach hin und her.

Und das gerade heute nach dem, was ihm sein Vater soeben angedeutet hatte! Wo es nun doppelt wichtig wäre, gute Beziehungen zu Pflegen und harmlose Ahnungslosigkeit nach allen Richtungen hin zur Schau zu tragen! Wie sollte er Hessolda entschuldigen? Die Wahrheit sagen? Sie würde entweder heimlich belächelt werden oder falls man daran glaubte sofort beunruhigende Gerüchte erzeugen. Dazu kam noch, daß Hessolda wahrscheinlich erwartete, er werde als besorgter Vater nun gleichfalls den Besuch anfgeben und sofort nach Hallerstein zurückkehren. Aber da konnte sie war­ten. Das ging ja gar nicht . . .

Er blieb vor der Obersthofmeisterin stehen.

Sagen Sie meiner Frau, wenn Sie jetzt nach Haller-, stein fahren, daß ich sehr unangenehm berührt von ihren ge­änderten Dispositionen bin, aber selbstverständlich nicht an eine ernste Gefahr glaube und deshalb das Fest des Ober­stallmeisters besuchen werde. Sollte Achims Zustand sich ver­schlimmern, soll man mich natürlich sofort benachrichtigen. Andernfalls übernachte ich dann mit meinem Adjutanten mr Residenzschloß, da ich für morgen früh eine Truvveninspektwn

angesetzt habe." (Fortsetzung folgt.)