Wirtschaftlicher Wochenüberblick.

Geldmarkt. Der Verlauf der Londoner Konferenz ist für di - Entwicklung des Geldmarktes keineswegs ermutigend. Die Teilnehmer sind unter sich gespalten, stehen aber doch ganz unter der Drohung des französischen Ministerpräsiden­ten Herriot, der genau wie seine Vorgänger erklärt, Frank­reich behalte sich freie Hand vor, und zwar immer dann diese Erklärung abgibt, wenn irgend eine Erleichterung für Deutschland geschaffen werden soll. Zn Berlin herrscht gro­ßer Pessimismus, es gibt dort sogar schon Krisengerüchte über eine Regierungsumbildung, denen allerdings schon ein Dementi gefolgt ist. Der einzige Lichtblick kommt aus Ame­rika, wo der Wille, die deutsche Wirtschaft zu stützen, noch m?t ganz aufgegeben wurde. Der Geldmarkt selbst bietet ein Bild völliger Knappheit. Für Effektengeschäfte scheint Geld da zu sein. Die Banken haben zweifellos noch große Mittel in der Hand. Aber die deutsche Wirtschaft, Industrie und Handwerk und Landwirtschaft, rufen vergebens nach verbilligten Krediten. Die Geldsätze sind so hoch wie je.

Börse. Auch in dieser Woche gab es wieder einige Bör- sentage, an denen die Tendenz sich erholte, d. ,h. die Stim­mung freundlicher wurde, aber die erwartete Belebung des Geschäfts ausblieb. Die Preußische Seehandlung läßt ab und zu etwas von ihrer Bereitwilligkeit zu einer Stützungs­aktion erkennen, aber sie geht offenbar nur so weit, etwas zur Belebung des Börsenverkehrs beizutragen. Wenn man die einzelnen Umsatzgebiete betrachtet, so wendet sich das Geschäft hauptsächlich dem Rentenmarkt zu; für Aktien besteht wenig Interesse, weil das Vertrauen in eine bal­dige durchgreifende Kurserholung selbst bei den Montan­papieren fehlt. Es wird ganz von dem weiteren Verlauf der Londoner Konferenz abhängen, wie das Börsengeschäft sich demnächst gestaltet. An der Stuttgarter Börse herrscht völlige Oede; sie richtet sich vollständig nach den Vorgän­gen in Frankfurt und Berlin.

Produktenmarkt. Die Ankündigung eines Schutzzolls für deutsches Getreide hat in Verbindung mit den höheren Aus- ilandsforderungen die Stimmung auf dem Eetreidemarkt Sberraschend schnell und stark belebt und das Angebot in inländischer Ware erheblich vermindert. Die Heu- und Strohpreise in Stuttgart haben sich zwar noch nicht verän­dert und stehen nach wie vor auf 5 bezw. 4,25 Mark, aber au der Berliner Produktenbörse gab es einen gewaltigen Preisaufschlag. Weizen notierte 180 (plus 34), Roggen 148 (plus 11), Braugerste 170 (plus 20), Hafer 150 (plus 16), Mehl 28 (plus 4) Mark.

Warenmarkt. Im allgemeinen gilt die Preisbewegung der Häuteauktionen als Barometer für die kommende Ge-! staltung der Warenpreise überhaupt. Die neueste Preisstei-j gerung pm 30 Proz. wäre demnach ein Anzeichen dafür, daß wir am Ende des Preisabbaus stehen. Vorläufig geht dieser aber noch kräftig weiter. Selbst die Baumwollgarne und Baumwollgewebe an der Stuttgarter Industrie- und Handelsbörs" sind wieder um mehrere Punkte gefallen. Auch sonst zeigt sich ein großer PreisrückschloH in Textilsachen, iesc rders in billiger Konfektionsware, die in Berlin ge­genwärtig infolge von Zwangsverkäufen geradezu verschleu­dert werden soll. Das mögen indessen meistens Glücks­käufe sein. Ledersachen sind sehr billig. Die Lebensmittel haben wieder eine Kleinigkeit abgeschlagen. Kohle und Eisen sowie Chemikalien sind diese Woche stabil geblieben. Einem weiteren durchgreifenden Preisrückgang dürfte frei­lich die Höhe der Löhne im Wege stehen.

Biehmarkt. Die Landwirtschaft steht andauernd unter großem Druck, da sie die Steuern kaum aufzubringen ver­mag. Die Folge davon zahlreiche unfreiwillige Viehver- käufe und ein reichlicher Auftrieb auf die Schlachtvieh­markte. Die Preise, die ohnehin schon niedrig sind, haben sich in dieser Woche gehalten. Das gilt auch für Nutzvieh und Pferde.

Polzmarkt. Die Lage des württembergischen Holzgeschäfts ist durch die Einmischung der staatlichen Wohnungskredit­anstalt bedeutend erschwert worden. In Holzhandelskreisen beklagt man sich darüber, daß die Beamten in zwei Auto- mEen im Land herum fahren und dem Handel ins Ge­schäft pfuschen. Sonst ist die Lage unverändert.

Handel und Verkehr.

Herabsetzung des Zinssatzes. Nachdem vor einigen Tagen bie der Berliner Stempelvereinigung angehörenden Groß­banken und Bankhäuser die Kreditzinfen für täglich künd­bare Einlagen von 8 auf 6 Prozent ermäßigt haben, redu- Aeren sie jetzt, den Blättern zufolge, auch die Zinsvergütung! für Termingeld, und zwar von 16 auf 12 Prozent pro Jahr.; ^ gilt dies für vierzehn- bis dretßigtägige Einlagen. Auch! die Debetzinsen sind ermäßigt wmcde«, und zwar von 14 mf 12 Prozent pro Zahr.

Auswertung von Stadtobligatioue«. Wie bekannt wird, haben die lebhaften Erörterungen der letzten Zeit über die Aufwertung von Stadtobligationen dazu geführt, daß von leistungsfähigen Kreisen in starkem Umfang Spekulations­käufe in Stadtobligationen abgeschlossen worden find und ^och abgeschlossen werden. Wie wir hären, hat der Würt- ^klbergische Städtetag dje maßgebenden Stellen auf diese ^rgänge aufmerksam gemacht und verlangt, daß in solchen Men mag die Aufwertung im übrigen geregelt werden ^ üe will keine Aufwertung erfolgt.

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Schneider Nachf., gemischte- Warengeschäft in Neslg- 7* a. R., Bernhard Geiger, Kolontalwarenhändler t» Saulga».^- »Sri« vom 18 . Kult. Bestimmend für di« Tendern der Mi, öle Beurteilung der Aussichten der Lonbouer Konteren,, «o, licht auf das Hervortreten Amerikas glaubt man nach »ie «z, <"*" «tu befriedigendes Ergebnis hassen zu könne«. ES zeigte ilb Etsltch auf allen Gebieten Abgabeneiaung. Anderseits macht« *uch vereinzelt einige Kauflutz geltend. Di« GeschäftSstille auch für die jetzige ruhig« Zeit «tue« nahezu beispiellos hohe«

! Frankfurter Börse vom 18. Juli. Die Börse eröffnete ruhig und ! unter weitgehender Zurückhaltung. Die Tendenz läßt sich im allge-; ' meinen als behauptet bezeichnen. Alle Umstände gaben Veranlassung ' zu einem sehr stillen Geschäft. !

i Stuttgarter Börse vom 18. Juli. Die Börse verkehrte zmn Wochen-, - schlutz in behaupteter bis fester Haltung bei geringen Umsätzen. Vcr- i einsbank 1,8, Kolb u. Schüle 8,9, Maschinen Ehlingen 3,4, Daimler. 1,78, Iunghans 8,1.

Berliner ämtl. Produktcnnotiernuaeu vom 18. Juli. Weizen mark. 172 bis 178 M., ruhig: Roggen, mark. 146 bis 147, ruhig: Gerste:

! Sommeraester märk. 166 bis 176, ruhig, Kuttergerste 136 bis 168: Hafers j märk. 142 bis 147, ruhig: Weizenmehl 24,6 bis 28, still: Nogaen- : mehl 22 bis 27,8, still: Wctzenkleie 9,6 bis 9,7, fester: Roggenkleie, 9,6 bis 9,7, fester: Raps 266, fester, j Mannheimer Produkteubörse vom 18. Juli. Bezahlt wurden für die ! 166 Kilo bahnfret Mannheim: Weizen tnl. 2622, ausl. 22-22.86. i Roggen 16.86 bis 17.86, Gerste 18 bis 18.76, Hafer 17.66 bts 18.60.' > Mais 17.23, Weizenmehl Spezial Rull bis 82.66 Golbm., für Rvg- i genmehl 27, die zweite Hand forderte 31 bts 31,75, bezw. 28 Golbm., l Weizenklete 11, Roagenkleie 16.78. 1

t Schweinevreise. In Biberach kosteten Läufer 8848, Milchschweine ! 1626 Mark, in Echterdtngen 5356 bezw. 2528 Mark, in Gaildorf MUchfchweine 1025, in Schönberg 1020 Mark, je das Stück.

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Ermahnung.

Ein Schreckgespenst der Sorge«

Mt das verwünschte Borgen»

Ein Warten in Geduld;

Ein peinliches Ermahnen,

Betrügerisches Ahnen

Ter gern vergess'nen Schuld!

Und dieses üble Handeln,

Erbärmlich« Mitwandeln Treibt sein verheerend Spiel;

Bedenk' im ärmsten Neste:

Die Schuld erst, dann zum Feste!"

Tas ist das rechte Ziel!

Feuerbach. Karl Weiland.

Letzte Nachrichten.

Eine Parlamentsreform.

WTB. Berlin, 19. Juli. Einer Parlamentskorre- spondenz zufolge ist der neue Gesetzentwurf über die Par­lamentsreform dem Reichsrat zugegangen. Es ist darin ein Abbau der Zahl der Reichstagsabgeordneten von 471 auf 399 vorgesehen.

Neuregelung des Beamtenrechts.

WTB. Berlin, 19. Juli. Im Beamtenausschuß des Reichstags wurde ein Zentrumsantrag angenommen, der eine Neuregelung des Beamtenrechts verlangt. Ein Antrag der Deutschen Volkspartei auf Gleichstellung der Altpen­sionäre mit den Neupensionären wurde gleichfalls ange­nommen. Annahme fanden ferner die Anträge gegen eine Verkürzung des Erholungsurlaubs und auf Wiedereinfüh­rung der ungeteilten Dienstzeit da, wo die dienstlichen Verhältnisse es zulassen. Eine Entschließung der Sozial­demokraten, die die grundsätzliche Festsetzung auf den Acht­stundentag fordert, und eine zweite, die ein Reichsgesetz in diesem Sinne verlangt, wurden abgelehut.

Die Verhandlungen in London.

WTB. London, 19. Juli. Von gestern Abend 9 Uhr wird gemeldet, daß der erste Ausschuß der interalliierten Konferenz, der sich mit der Frage eines deutschen Verzuges befaßt, um diese Zeit noch tagte. Der zweite Ausschuß der die Frage der Wiederherstellung der wirtschaftlichen und fiskalischen Einheit Deutschlands untersucht, hat seine Vor­arbeiten beendet und wird heute früh seine erste Sitzung abhalten. Der dritte Ausschuß, der die Methoden für die Uebertragung der deutschen Zahlungen an die Gläubiger­länder erörtert, trat gestern früh zusammen. Es verlautet, daß die Arbeiten dieses Ausschusses zwar gute Fortschritte machen, aber noch nicht beendet sind. Das Wochenende wird wohl eine Ruhepause in den Arbeiten der Konferenz bringen. Eine Vollsitzung der Konferenz wird nicht statt­finden, bis alle Ausschüsse ihre Arbeiten beendet haben. Es wird berichtet, daß gestern Nachmittag die allgemeine Stimmung bei den Verhandlungen gut und daß jeder mit dem Gang der Dinge zufrieden war.

Die deutsch-nationale Reichstagsfraktion und die Londoner Verhandlungen.

WTB. Berlin, 19. Juli. Wie derBerliner Lokal­anzeiger" milteilt, hat die deutschnationale Reichstagsfraktion am Donnerstag und Freitag eingehend die Lage besprochen, wie sie sich aus den Londoner Verhandlungen ergibt. Mit ernster Sorge sehe die Fraktion dem Ergebnis der Lon­doner Konferenz entgegen, zu der die deutsche Regierung noch nicht einmal eingeladen worden sei. Wiederum stehe Deutschland vor einem Diktat der alliierten Mächte. Dabei scheine es dahin kommen zu sollen, daß Deutschland un­geheuere Lasten und Beschränkungen seiner Selbständigkeit auf sich nehmen solle, ohne daß es eineSicher- heitfürdieBefreiungvonRheinundRuhrund dafür erhalten solle, daß weitere sogenannte Sanktionen in Zukunft ausgeschlossen seien. Die deutschnationale Reichs­tagsfraktion sei nicht gewillt, einem Abkommen auf solcher Grundlage zuzustimmen. Es seien die Maßnahmen erörtert und vorbereitet worden, die je nach dem Verlaufe der Londoner Verhandlungen von der Fraktion ergriffen wer­den sollen.

Die Lage im Ruhrbergbau.

Warn Küchertifch.

Der Naturschutz in Württemberg von Forstmeister Otto Feucht. Mit 67 Abbildungen. Kartoniert 1,30 Mk. Dieses Büchlein ist eine Freude für jeden Natur- und Heimatfreund. Zn beziehen durch die W. Rieker'sche Buchhandlung Altensteig.

DieSachverständigen-Gutachteu. DieBerichte von Dawes und Mac Keuua nebst allen Anlagen mit einer volks­wirtschaftlichen Einführung, ausführlicher Inhaltsüber­sicht und alphabetischem Sachregister. 80 Seiten Quart­format.

DiesesSonderheftderDeutschenWirtschafts-Zeitung", herausgegeben vom Deutschen Industrie- und Handelstag, enthält außer denbeiden Berichten nebst Anlagen eine von berufener Seite geschriebene orientierende Einleitung über den Stand der Reparationsfragen, mit denen die Sach­verständigenvorschläge Zusammenhängen, ferner eine aus- führlicheJnhaltsübersicht über die beidenSachverständigen- berichte, sowie ein Sachregister. Die Sachverstandigen- Gutachten werden eine neue und entscheidende Epoche in der Entwicklung der Reparationsfrage einleiten. Sie bilden gegemvättig nicht nur den Kernpunkt für die Ver­handlungen der Regierungen untereinander und bei der Londoner Konferenz, sondern auch für die Verhandlungen der Parlamente. Für jeden Deutschen ist das, was sich auf Grund dieser Sachverständigen-Vorschläge entwickeln wird, eine Lebensfrage. Eine möglichst weite Verbreitung : genauester Kenntnis über den Inhalt dieser Gutachten ist

im vaterländischen Interesse dringend zu wünschen. Das genannte Heft kann in der W. Rieker'sche» Buchhdlg. in Altensteig zum Preise von Mk. 3. oder vom Verlag Reimar Hobbing, Berlin SW 61, bezogen werden.

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WTB. Essen, 19. Juli. Auf zahlreichen Zechen des Ruhrbergbaus mußte gestern und vorgestern wiederum we­gen Absatzmangels gefeiert werden. Vorgestern wurden Feier­schichten von 14 Zechen gemeldet. Auf einigen Zechen ruhte der Betrieb vollständig. Die Zahl der feiernden Bergleute beläuft sich täglich auf etwa 25000 Mann.

Die Opfer des Zusammenstoßes zwischen Hindus und Mohammedanern.

WTB. Delhi, 19. Juli. Nach einem amtlichen Be­richt wurden bei den gemeldeten Kämpfen zwischen Hindus und Mohammedanern am 15. Juli ein Mohammedaner und 11 Hindus getötet, sowie 50 Mohammedaner und 89 Hindus verwundet. Außerdem wurden 4 Polizeibeamte schwer und eine Anzahl Offiziere und Mannschaften aller Grade leichter verwundet.

Aufgefuudeu.

WTP, Tokio. 18. Juli. Der vermißt gewesene engl. Weltflieger Mc. Laren und sein Begleiter wurden wohl­behalten in einer Bucht der Westküste dex Insel Urup aufgefunden.

Mutmaßliches Wetter.

Der Vorstoß eines nordwestlichen LuftwirbelS bringt ver­mehrte Gewitterneigung mit sich. Für Sonntag und Montagist zeitweise bedecktes und zu Gewittern geneigtes, mit Regenfällen verbundenes Wetter zu erwarten.

Für dt» SchrtftleWmg verantwortlich: Ludwig Lank.

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Suserate habe» beste« Erfolgt