Die Richtigstellung.
Straßburg, 17. Nov. Vom Generalkommando des 15. Armeekorps wird mitgeteilt: Die von hiesigen Zeitungen gebrachte Nachricht, Leutnant von Forstner habe in der Jnstruktionsstunde bei Besprechung der französchen Fremdenlegion eine beleidigende Aeußerung über die französische Fahne getan, ist unwahr. Die Aeutzerung lautet vielmehr nach Aussage der vernommenen 22 Zeugen, darunter 13 Elsässer: „Auf den Dienst in der französischen Fremdenlegion könnt Ihr." — Gegen die Ver
breiter der unwahren Behauptung wird Strafantrag gestellt. (Recht so. Aber ein gebildeter Mensch sollte seine Verachtung über die Fremdenlegion immer noch in anständigerer Form auszusprechen imstande sein. Die Militärbehörden werden gut tun, v. Forstner zu versetzen.)
Die deutsch-französischen Verhandlungen.
Die jetzt in Berlin beginnenden deutsch-französischen Verhandlungen sollen die Stelluna der beiden Regierungen zu den zwischen deutschen und französischen Finanzleuten vorbereiteten Abmachungen über Eisenbahnfragen in der asiatischen Türkei klären. Die Einzelheiten dieser Verhandlungen entziehen sich naturgemäß der öffentlichen Kenntnis. Man darf aber feststellen, daß von beiden Seiten an die Lösung der Aufgaben mit gutem Willen herangetreten wird. Soweit es sich um Frankreich handelt, ist diese Stimmung in Aeutzerlmgen französischer Blätter zum Ausdruck gekommen. Auf afrikanische Kolonialfragen erstrecken sich die Berliner Verhandlungen nicht.
Ein Golddiebstahl.
Paris, 17. Nov. Es wird gemeldet, daß an einer Sendung von Goldbarren, die die ottomanische Bank von Konstantinopel an die ottomanische Bank in Paris gesandt hat, ein Diebstahl begangen worden ist. Die Sendung bestand aus 40 Kisten, von denen jede ungefähr 120 000 Frs. enthielt, also insgesamt 5 Millionen. Das Zollamt in Paris stellte am 13. November fest, daß eine Kiste nicht das angegebene Gewicht besaß, obgleich sie vollkommen geschlossen war. Die erste Untersuchung scheint zu ergeben, daß der Diebstahl im Ausland begangen worden ist, denn der Wagen, der die Kiste enthielt, kam in Paris mit allen Siegeln an, die in Jeumont angebracht worden waren. Die gestohlene Summe beläuft sich auf ungefähr 46 000 türkische Pfund. (Itürk. Pfund
18,44 -4l>. _
Altona, 17. Nov. Der Postassistent Taube ist, laut Lokalanzeiger, nach Veruntreuung von 37 000 Mark entflohen.
Landwirts«Haft rind Märkte.
G Weilderftadt, 17. Nov. Der Zutrieb zum heutigen Vieh- und Schweinemarkt betrug 368 Stück Vieh und zwar 86 Stück Ochsen, Preis 650—780 ^l, 64 Stiere, Preis 450—600 M, 96 Kühe und Kalbin- nen, Preis 500—762 122 St. Einstell- und
Schmalvieh, Preis 126—300 -R das Stück. Die geringe Zufuhr und lustlose Kaufslust ist der schlechten Witterung zuzuschreiben, da Händler und Metzger schwach vertreten waren. Verladen wurde in der Richtung Ludwigsburg, Breiten, Mannheim, Königsbach, Zuffenhausen, Cannstatt und Stuttgart. — Der Zutrieb zum Schweinemarkt betrug 126 Stück Läufer, 870 Stück Milchschweine. Erstere kosteten 92—146 Letztere 35—60 -R das Paar. Handel
hierin lebhaft, Zufuhr nahezu geräumt.
Neuenbürg, 17. Nov. Dem Schweinemarkt waren 29 Stück Milchschweine zugeführt. Für das Paar wurden 30—32 -R bezahlt. Handel flau, Käufer fehlten.
Freudenstadt» 15. Nov. Vom Wochenmarkt. Der heutige Markt war infolge des schlechten Wetters mäßig besucht und auch nur wenig befahren. Hiesige Gärtner hatten keine Ware zugeführt. Die Zufuhr an Kartoffeln, deren Preis wieder gestiegen ist, war schwach, die Nachfrage gering. Nur Butter wurde ziemlich viel angeboten. Es galten: Kartoffeln 3 per Zentner, Butter 95—100 -L, Filder- kraut 1.50 -R per Ztr., frische Eier 10 L, Kisteneier 8 iZ, Wirsing 18 L, Endivien 8 Z, Sellerie 15 Pf., Orangen 10 Z, Zitronen 8 L, je per Stück, Spinat 20 -H, Zwiebel 8 L, Aepfel 18—20 , Birnen
25 Z, Trauben 38 L, Kastanien 20—35 Z, Rosenkohl 28 , je per Pfund, Schwarzwurzeln 30 ^ per
Büschel, Äckersalat 10 Z pro Handvoll. Auswärtige Händler boten an: Kohlrabi 5 L, Rundkraut 5 Z, Wirsing 5—8 L, Endivien 4 L, Lauch 5 L je per Stück.
Stuttgart» 16. Nov. Vom Obstmarkt. Im Mostobsthandel will sich kein rechtes Leben mehr entwickeln. Der Bedarf scheint größtenteils gedeckt zu sein. Ein Preisaufschlag ist kaum mehr zu erwarten. Die Marktlage für Tafelobst ist dahin zu kennzeichnen, daß Zufuhr und Nachfrage erheblich nachgelassen haben. Die Preise halten sich kaum mehr für beste Aepfel auf der seitherigen Höhe. Die Käufer behelfen sich augenblicklich mit der Mostobstauslese und richten sich im übrigen auf den pfundweisen Einkauf je nach Bedarf während des Winters ein, was das beste Schutzmittel gegen die Phantasiepreise des spekulierenden Zwischenhandels darstellt. Nachdem wir an Italien, Frankreich und Oesterreich unseren Millionentribut für Obst entrichtet haben, wird nunmehr Amerika an die Reihe kommen. Die Preise versprechen gepfeffert zu werden, denn einzelne Oregonäpfel sind bereits das Stück zu 50 L angeboten worden. Unser einheimisches Obst ist, soweit abgeb- bar, verkauft.
Anna setzte sich aufs Sofa und winkte ihn neben sich. „Hier ist der rechte Platz, mit dir zu reden!" begann sie. „Du fragst mich, warum ich dich fliehe? Ist dir dieser Platz, diese Stube, nicht Antwort genug?"
„Anna," entgegnete er leise, „sag mir das eine, ob du mich lieb hast."
Sie sah ihn an, so ruhig, so klar, so offen, wie es Maria früher getan hatte und sprach: „Ich Hab dich lieb, Friedrich! Aber ... der Gedanke an Maria fordert, diese Liebe zu bezwingen. Soll ich dir angehören dürfen, weil sie sterben mußte? Aber . . . wie eine Schwester will ich zu dir sein, wie eine treue Schwester ..."
Friedrich Meinhart schüttelte den Kopf.
„Ich dachte lange Zeit genau wie du. Aber höre, wie Pfarrer Ältheimer hierüber denkt. Er kennt das Leben und ist ein wahrer Freund, was er uns rät, ist gut. Maria ist erhaben über alles Erdenleid und Erdenglllck. Sie will, daß wir glücklich seien . . ., daß die Schwester ihre Jugend nicht verweine, und würde sich freuen, wenn wir zwei zusammen auf die Lebensreise gehen würden."
Friedrich Meinhart hatte ihre Hand erfaßt und leise gestreichelt.
Sie aber saß ruhig da und atmete schwer.
„Meinst du... daß er recht hat?" flüsterte sie.
„Ich glaub es wohl," gab er zur Antwort.
Noch eine Weile rührte sie sich nicht. Dann legte sie ihren Kopf an seine Schulter und weinte leise vor Glück und Schmerz.
Noch ein Jahr ging ins Land, da wurde im Unglückshaus eine stille ernste Feier gehalten. Anna Hellmuth und Friedrich Meinhart feierten ihre Hochzeit.
Es war kein lustiges Fest. Ein stiller Ernst ruhte auf allen Gesichtern.
Drei Gäste waren gekommen: Hans Ringer, der Pfarrer Ältheimer und — der Vater des Bräutigams.
Einen offenen, rückhaltlosen Brief hatte ihm der Sohn geschrieben. Hatte ihm geschrieben von Heinrich . . . und von dem Tode des Försters . . . und von dem Tode Marias . . . und wie Schmerz und Mitleid und Liebe ihn, alle Bedenken niederschlagend, aufs neue an die Familie gefesselt hätten. Er hatte nicht verfehlt, dem Vater klar zu machen, daß der Flecken auf der Familie Hellmuth getilgt sei, daß der verlorene Sohn sich aufgemacht habe, ein anderer Mensch zu werden.
Eine Zeitlang hatte der Vater auf diesen Brief geschwiegen. Dann aber hatte er geschrieben, er wolle seinen Segen geben ...
Und nun war er gekommen und hatte mit zitternder Stimme die Trauung gehalten.
Immer stiller wurde es im Unglückshaus. Der Sohn gründete sich sein eigenes Heim. Die Mutter und Hedwig lebten still für sich. Oft stand die Mutter am Fenster und sah hinaus, als ob sie jemand erwartete und Hedwig sah gar manches Mal besorgt nach ihr.
„Warum ist sie so matt und müde? Warum fährt sie so oft mit der Hand zum Herzen?"
Eines Morgens sagte Frau Hellmuth zu ihrer Tochter: „Ich kann nicht aufstehen, Hedwig . . . . Lege mir die Hand aufs Herz! . . . Fühlst du . . . wie langsam es schlägt? . . ."
Der Arzt kam, schüttelte bedenklich den Kopf und gab der weinenden Tochter wenig Hoffnung.
Alle Morgen, alle Abende fragte die Kranke: „Ist keine Nachricht gekommen — von Heinrich?"
Manches Mal erlauschte die Tochter, wie die Mutter, halb im Fieber, von Heinrich vor sich hinredete.
Eines Morgens, als Hedwig nach der Kranken sah, saß diese aufrecht im Bett, mit leuchtenden Augen.
Ein freudiger Schreck durchrieselte die Tochter.
„Wird sie wieder bester?"
Die Mutter aber sprach mit feierlicher Stimme:
Wöchentlicher Saatenstandsbericht der Preisberichtstelle des Deutschen Landwirtschaftsrates. Zu
Beginn der Berichtswoche trat in Deutschland eine merkliche Abkühlung ein, besonders zwischen Oder und Weichsel kamen am 11. ds. Mts. an vielen Orten Nachtfröste vor, wobei es Bromberg auf 4 Grad Kälte brachte. Im weiteren Verlaufe nahm die Witterung indes wieder einen milden Charakter an und da es nicht an Feuchtigkeit fehlte, haben die Saaten weiter gute Fortschritte gemacht. Die frühen Saaten sind schon eingegrünt und gut bestockt; häufig ist der Roggen sogar zu üppig, und man befürchtet, daß er unter einer zu starken und lange anhaltenden Schneedecke leiden könnte. Die späten Saaten haben sich infolge der Niederschläge noch recht gut entwickelt, so daß auch sie meist genügend kräftig in den Winter kommen. Abgesehen von den durch die immer noch zahlreichen Mäuse und Schnecken verursachten Schäden wird der Stand der Wintersaaten allgemein als befriedigend bezeichnet. Auch die Futterpflanzen haben ein gutes Aussehen. Vielerorts wird das Vieh noch auf die Weide getrieben. Das günstige Wetter wird von den Landwirten immer noch zur Ausführung von allerhand Arbeiten ausgenutzt: so konnte noch viel Land für die Frühjahrsbestellung vorbereitet werden, hier und da wurde sogar noch mancher Schlag, der eigentlich bis zum Frühjahr liegen bleiben sollte, mit Winterweizen bestellt. Die Rübenernte ist fast beendet, die Abfuhr ging bisher ohne Schwierigkeiten von statten. Sehr zahlreich sind die Klagen über schlechte Haltbarkeit der Kartoffeln; größeren Verlusten sucht man durch schnelles Verfüttern und Trocknen vorzubeugen. — Die Preisberichtstelle schließt hiermit ihre diesjährige Saatenstandsberichterstattung. _
Vüchertts«»?.
Die schönsten Choral-Melodien zum neuen württ. Gesangbuch in leichtem Klaviersatz für Pianoforte oder Harmonium bearbeitet von Karl Sichler. 6. vermehrte und verbesserte Auflage. Heft 1 Preis 1 Mark. — Das Heft enthält 66 Choräle und ein Verzeichnis von 158 Nebenliedern, die nach diesen Chorälen gesungen werden können. In seinem Vorwort hebt der Verfasser hervor, daß dem (1.) Heft kürzere und leicht spielbare Choräle zugeteilt sind und darin besondere Rücksicht auf die klavierspielende Jugend genommen ist.
Häuslicher Ratgeber. Illustrierte Familien- u. Modenzeitung. Hermann Hillger Verlag, Berlin 9 und Leipzig. Für 15 ^ ist das Heft einzeln in jeder Buchhandlung zu haben. Probenummern versendet der Verlag kostenlos.
Die Wehr. Zeitschrift des Deutschen Wehrvereins Berlin S. W. 11, Heft 10. Erscheint monatlich zum Preise von Z5 Pfg. für die Einzelnummer. , Mitglieder des Wehrvereins erhalten die Wehr umsonst.
Für dis Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
„Ich habe ihn heute Nacht gesehen ... im Traum . . . Er sagte zu mir: Mutter, ich komme! . . . . Ich bin ein anderer Mensch geworden . . . Bald komme ich heim... O, ich Hab ihn so deutlich gesehen . . ."
Ihre Stimme wurde lauter, dringlicher.
Heinrich . . . mein Sohn! .... O, wie ich dich erwarte!" Matt sank sie zurück. Das Fieber wurde immer heftiger.
Unruhig warf sie sich auf ihrem Lager hin und her, ihr Atem ging immer schwerer. Am Abend sagte sie zu Hedwig: „Hole Anna . . . und Friedrich . . . und meinen Sohn Karl . . . und seine Frau!"
Die Gerufenen kamen und standen ums Bett.
Der Pfarrer trat zu ihr, faßte ihre Hand und wollte etwas zu ihr sagen.
Da fuhr sie mit einem Ruck in die Höhe.
„Still!" rief sie.
Ihr Augen wurden weit und groß, ein Glänzen lag auf ihrem bleichen Antlitz.
„Da! ... Ich sehe ihn! . . . Seht ihr ihn nicht!"
. „Wen denn, Mutter?"
„O! Kennt ihr Heinrich nicht mehr? ... Er kommt . . ." Erschöpft fiel sie in die Kissen zurück.
Der Pfarrer beugte sich über sie.
„Sie atmet noch!" flüsterte er.
Schweigend umstanden sie das Bett.
Horch! — Hatte sich nicht das Tor draußen in den Ängeln gedreht? Kamen da nicht Schritte über den gepflasterten Weg?
Heftig schrillte die Glocke durchs Haus.
Die Kranke war jäh aufgefahren.
Karl eilte hinaus.
Rasch war er wieder zurück.
„Mutter!" rief er mit fliegendem Atem. „Ein Brief! Ein Brief . . . aus Amerika!"
Mit seltsamer Ruhe nickte die Mutter mit dem Kopf: „Mach ihn auf und lies ihn mir vor!"
- . (Fortsetzung folgt.)