sein Feldgeschäft gut ausführen, sein Vieh auf die Weide ^ treiben und Futter sparen, ja zum drittenmal einen saftigen Schnitt auf der Wiese machen.
Schwäbische Gedenktage. Am 18. Oktober 1321 verkaufte Graf Burkhard von Hohenberg die halbe Stadt Brackenheim ,mit der Hälfte von Niedermagenheim und von Blankenborn an den Grafen Eberhard den Erlauchten von Württemberg. — Am 19. Oktober 1837 starb in Stuttgart der Gouverneur, Generalleutnant Aug. Ferd. Freiherr von Hügel, er war am 11. September 1775 in Ludwigsburg geboren. — Am 20. Oktober 1277 siegte Graf Hartmann von Gröningen nahe bei Brackenheim über das Kriegsvolk Kaiser Rudolfs I. — Am 21. Oktober wurde in Böblingen der nachmalige Forstrat Joh. Daniel Reitter geboren. Er hat sich um das württembergische Forstwesen sehr verdient gemacht. Er starb zu Stuttgart am 6. Februar 1811. — Am 22. Oktober 1648 erstürmten die Franzosen Weilderstadt, legten es mit Ausnahme der Vorstadt in Asche und töteten alle mit Waffen angetrofsene Einwohner. Damals ging auch das Archiv zu Grunde. — Am 23. Oktober 1713 ist in Ochsenhausen O. A. Biberach geboren Cölestin Wahl, später Abt in St. Georgen bei Villingen, gestorben 1780. — Am 21. Oktober 1800 brannten in Tettnang 20 Gebäude nieder.
sr>>. Mutmaßliches Wetter. Auch für Donnerstag und Freitag ist noch meist bewölktes, zeitweise regnerisches und kühleres Wetter zu erwarten.
Neuenbürg, 4. Nov. Unter der Leitung des Amtmanns Eaiser wurde hier die erste Versammlung der neugegründeten Innung der Schmiedgewerbetreibenden des Oberamtsbezirks Neuenbürg abgehalten und die Wahlen zu den Jnnungsämtern vorgenommen. Zum Obermeister wurde Schmiedmeister Christian Barth in Calmbach und zum Stellvertreter Schmiedmeister Konrad Krauß in Neuenbürg gewählt. Der Versammlung wohnten u. a. auch das Handwerkskammermitglied Gollmer von Neuenbürg und der Handwerkskammersekretär Hermann von Reutlingen an. Es bestehen nunmehr im Oberamtsbezirk fünf Handwerkerinnungen, nämlich die freien Innungen der Wagner, der Bäcker und der Metzger, sowie die Zwangsinnungen der Sattler und der Schmiede. — In Höfen spielten mehrere Kinder in der Nähe der eisernen Elektrizitätsmasten. Der 8jährige Sohn des Sägereiarbeiters Fritz Knöller kletterte an einem Mast in die Höhe, wurde vom Strom getroffen, auf den Boden herabgeworfen und so an Armen und Kopf verbrannt, daß man Besorgnisse um sein Leben hegt. — Die Schulhausneubaü- ten in Eräfenhausen und Engelsbrand sind im Rohbau soweit vorangeschritten, daß die Bauleitung die Vergebung der Jnnenbauten und Einrichtung ausschreiben konnte. Die Bauten erhalten eine einfache, aber allen Erfordernissen der Neuzeit entsprechende Ausgestaltung, insbesondere je eine Badeanlage. Die zur Vergebung kommenden Arbeiten haben in Eräfenhausen einen Voranschlag von rund 24 200 »tl, in Engelsbrand einen solchen von 17 IM .ü.
Altensteig, 4. Nov. Der Fischbestand in unseren Bächen hat sich allmählich so gehoben, daß die Pachtpreise sprungweise in die Höhe gehen. In den letzten Tagen hat das hiesige K. Forstamt die 15 üm
lange Nagoldstrecke von der Quelle bis Altensteig mit 8 ü-n Nebenbächen für jährlich 1710 Ui gegen bisher 700 Ui auf weitere 12 Jahre an die bisherigen Pächter neu verpachtet. Die Freiherr!, v. Eültlingensche Verwaltung in Berneck hat für ihre 6 stm lange Nagoldstrecke unterhalb Altensteig nebst 2 sin» Nebenbüchen einen jährlichen Pachterlös von 1200 Ui gegen bisher 730 Ui erzielt.
Wart OA. Nagold, 5. Nov. Schultheiß Eroß- mann beging sein 25jähriges Jubiläum als Ortsvorsteher.
Nohrdorf OA. Nagold, 4. Nov. Die K. Bräu- ning'schen Eheleute feierten gestern das Fest der goldenen Hochzeit. Der Jubelbräutigam ist 74 Jahre alt und steht seit 43 Jahren bei der Firma Gauß hier in Arbeit. Das Jubelpaar erhielt ein Gnadengeschenk des Königs.
Württemberg.
Verband für besoldete Krankenpflegerinnen. i
Stuttgart, 4. Nov. Der im Juni ds. Js. neugegründete Verband für besoldete Krankenpflegerinnen christlicher Gesinnung hatte am gestrigen Montag zum erstenmal eine öffentliche Versammlung im „Herzog Christoph" einberufen, zu der sich neben zahlreichen Vertretern von Krankenvflegevereinen, (darunter auch von Eültlingen, Nagold und Wildberg), auch Oberreg.-Rat v. Falch, Präsident v. Nestle und der Vorstand des Stuttgarter Diakonissenhauses, Pfr. Ris, singefunden hatten. In einleitenden Ausführungen berichtete der Vorsitzende, Pfr. Fischer, Pfäffingen, über die Entwicklung des Verbandes seit seiner Gründung. Der Verband will nicht eine Ver-! einigung voll Krankenpflegerinnen darstellen, son-! dein setzt sich die Aufgabe, bestehende Orts- und Bezirksvereine für Krankenpflege zusammen zu schließen zu dem Zweck, eine Zahl tüchtiger Krankenpflegerinnen zu schaffen und ihnen geistige Leitung, Weiterführung und Fürsorge angedeihen zu lassen. Auch bereits ausgebildete Krankenpflegerinnen mit guten Zeugnissen können in den Verband ausgenommen werden. Der Gedanke hat viel Verständnis und Förderung gesunden. Im Vezirkskrankenhaus Herrenberg ist seit 1. Oktober ein ^jähriger Kurs zur Ausbildung in Kranken- und Eemeindepflege mit zunächst 3 Pflegeschlllerinnen eröffnet, wofür der Ve- zirksrat Herrenberg und das Stuttg. Ev. Diakonissenhaus in entgegenkommendster Weise die Vorbedingungen geschaffen haben. Außerdem ist der Verband in der Lage, von Mitte November eine schon vorge- bildete Schwester zur Verfügung zu stellen. An den beifällig aufgenommenen Bericht schloß sich eine eingehende Erörterung über einen Vertragsentwurf zwischen dem neuen Verband und den Krankenpflegevereinen. Eine Umfrage in der Versammlung brachte eine Anzahl von Beitrittserklärungen mit dem Ergebnis, daß der Verband schon jetzt 21 Verbandsschwestern und 9 Hospitantinnen zu Mitgliedern zählen kann. Die Weiterführung der Geschäfte wurde dem Herrenberger Ausschuß übertragen. Stadtschultheiß Hauser-Herrenberg brachte dem Geschäftsführer Pfr. Fischer für seine hingebenden Bemühungen den Dank der Versammlung zum Ausdruck. Um die für
Das Zlnglucksljaus.
3.) Roman von Georg Türk.
„Setz deinen Hut auf! — So! — Die Sache ist die: Maria bat mich, ich solle ihr Vorspielen. Sie hätte heute so großes Verlangen danach! Aber allein mit mir will sie nicht in der Stube sitzen! Anna hat keine Zeit! Wenn du mitkämest, hat sie gesagt, dann ginge es wohl!"
Mit Leichtigkeit floß diese aus Lüge und Wahrheit gemischte Rede von Ringers Lippen.
Er hatte dabei die Lampe ausgelöscht, dem Pfarrer den Hut aufgesetzt und sich an seinen Arm gehängt.
. . . Wenn jemand halb nicht will, und halb doch will, dann hat der Verführer leichtes Spiel...
Die beiden stolperten die Treppe wieder hinunter und traten ins Freie. Die ersten Sterne schimmerten schon am Himmel.
Das Unglllckshaus lag finster und schweigend da. Nur im oberen Stockwerk war ein matter Schimmer zu sehen.
„Dort sitzt Anna und studiert!" sagte der Assessor. Die beiden durchschritten den gepflasterten Weg. Vorsichtig schloß der Assessor die Haustüre auf und leise stiegen sie die Treppe hinauf.
Da hörten sie eine mit Hingebung deklamierende Stimme:
. . . Und eh' es ihren Bissen sich Entwindet, rasch erheb ich mich,
Erspähe mir des Feindes Blöße Und stoße tief ihm ins Gekröse,
Nachbohrend bis ans Heft den Stahl; Schwarzquellend springt des Blutes Strahl.
Hin sinkt es und begräbt im Falle Mich mit des Leibes Riesenballe,
Daß schnell die Sinne mir vergehn . . ."
„Das ist Anna! Sie wiederholt Gedichte!" flüsterte Hans Ringer und ließ den Pfarrer in seine Stube eintreten.
Sie war leer. Die Lampe stand noch brennend auf dem Tisch.
„O!" sagte der Assessor enttäuscht! „Sie ist fort! Aber — warte ein wenig!"
Der Pfarrer blieb, an den Türpfosten gelehnt, stehen, während der Assessor leisen Schrittes den Gang entlangging bis zur Tür der beiden Schwestern.
Er klopfte.
Das Deklamieren brach ab.
Maria öffnete die Türe und sagte: „Meine Schwester holte mich. Ich sollte sie abhören!"
„Er will sich für sein Bild bedanken!" flüsterte Hans Ringer.
In ihrem Gesicht malte sich Unentschlossenheit. Dann sagte sie aber doch: „Einen Augenblick, Anna, ich komme bald zurück!"
Der Pfarrer stand noch, den Rücken an den Türpfosten gelehnt.
Der Assessor schob Maria in die Türe, so daß sie dem Pfarrer gegenllberstand, und schlüpfte gewandt zwischen den beiden durch, drehte sich um und sagte: „So! Da könnt ihr euch ja prächtig aussprechen!"
Dann holte er die Geige. Leise, ganz leise begann er zu spielen. Er hatte sich ans Fenster gestellt und sah hinaus.
Die beiden unter der Türe schwiegen. Keines wußte den Anfang zu finden.
Endlich sagte Maria: „Der Herr Assessor spielt sehr schön . . ."
„Ja, sehr schön!" gab der Pfarrer zur Antwort.
Dann wieder Schweigen . . .
Dem Pfarrer war es, als sei ihm die Kehle zugeschnürt.
die Fortführung der Arbeit nötigen Mittel zu gewinnen, soll demnächst ein Aufruf an die Öffentlichkeit ergehen.
Stuttgart erhält das Symphoniehaus.
Stuttgart, 4. Nov. Der heute hier tagende Ehrenausschuß des Vereins „Das Symphoniehaus" beschloß einstimmig, das auf Grund der Pläne des Architekten Haiger projektierte Symphoniehaus in Stuttgart zu errichten.
Aus Kinkels Reich.
Tie Nachwirkungen des Falles Kinkel in der Göppinger Ortskrankenkasse zeigen sich bei dem jetzigen Kampf um die Wahlen zum Ausschuß der Ortskrankenkasse. Es stehen sich zwei Parteien — die christlich-nationalen Arbeiterorganisationen und die Freien Gewerkschaften — gegenüber. Von den ersten wird namentlich der radikal-sozialdemokratische Einfluß aufs heftigste bekämpft,der seither in der Ortskrankenkasse ausschlaggebend war. Göppingen ist schon immer scharfe Wahlkämpfe gewöhnt, was aber zurzeit in der gegenseitigen Bekämpfung geleistet wird, ist nahezu beispielslos. Den Leitern der nationalen Arbeiterbewegung ist der öffentliche Vorwurf der Fälschung des Wahlvorschlages gemacht worden. Diese haben darauf erwidert, daß es sich bei dieser Behauptung um eine grobe, ganz gemeine Lüge handelt, die gerichtlich anhängig gemacht worden ist. Dem Genossen Kinkel, ehedem Landtagsabgeordneter von Welzheim, wird vorgeworfen, daß er be- seiner Dienstentlassung seinen Dien st mantel a b - zu geben vergessen hat. Kinkel erwiderte darauf mit einer öffentlichen Erklärung an die „nationale Verleumdec- gruppe", muß aber zugeben, daß er den Dienstmantel bei seiner Entlassung in der Tat nicht abgegeben hat. Einem anderen Kassenvorstandsmitglied des radikal-sozialdemokratischen Flügels wird vorgeworfen, daß, er die Kaffe mitverwaltet und sie dabei zur Zahlung von Beiträgen zu orthopädischen Stiefeln veranlaßt hat. Die Auszahlung dieser Beiträge war, wie von nationaler Seite erklärt wird, nach der Satzung unzulässig. Auch sonst haben sich die schwersten Schmähungen gehäuft. Schon seit mehreren Tagen werden Erklärungen und Gegenerklärungen veröffentlicht, die von Ausfällen geradezu wimmeln. Jedenfalls liefert der ganze Wahlkampf ein topisches Bild von der politisch scharf zugespitzten Lage in der hiesigen Arbeiterschaft. (Württb. Ztg.)
Münchingen, OA. Leonberg, 4. Nov. Bei dem heute nachmittag stattgefundenen Rennen kamen zuerst die ausrangierten Militärpferde an die Reihe. Den 1. Preis erhielt Otto Hönes von hier, der 2. Preis kam nach Stammheim OA. Ludwigsburg. Bei dem Rennen für Bauernpferde kamen sämtliche Preise in unseren Ort. Den ersten Preis erhielt Hermann Fritz, Gutsbesitzer, den 2. Karl Bäsler und den 3. Karl Müller. Beim Offiziersrennen ist ein Offizier von den gelben Ulanen gestürzt und wurde eine größere Strecke weit geschleift. Ueber sein Befinden ist noch nichts näheres bekannt. Das Pferd ging in der Richtung nach Ludwigsburg davon.
Ulm, 4. Nov. Der Schloßherr von Schottenstein, der ehemalige württembergische Kriegsminister und General a la Suite des Grenadierregiments Nr. 119, Maximilian Freiherr Schott v. Schottenstein, Ehrenbürger der Stadt Ulm, hat am Sonntag in bester Gesundheit sein 77. Eeburtsfest gefeiert. Baron Schott ist Inhaber des Eisernen Kreuzes 1. Klasse. Erst
Lockender, immer lockender klang die Geige. Und Maria stand ihm so nah ...
O, wenn er nur Mut hätte, ihre Hand zu erfassen . . . Dann wäre alles gesagt gewesen!
Eins war ihm klar: Bedanken mußte er sich für das Bild!
Er hob den Kopf und sah zu Maria hinüber. Ihre Augen begegneten sich.
„Ich danke Ihnen. . . begann er stockend, „. . . für das Bild . . ."
„O. . .," sagte sie, „ich habe es Ihnen . . . gerne gegeben."
Eine Glutwelle stieg ihr ins Gesicht.
„Wirklich?" fragte er rasch und er fühlte, wie sein Mut wuchs . . .
Hans Ringer blinzelte ein wenig über seine Geige, und raschere, feurigere Töne durchrauschten das Zimmer. Er sah, wie Meinhart seine Hand sachte in die Marias legte ....
Der Mut des Pfarrers wurde riesengroß. Er preßte die weiche, kleine, warme Hand. Und siehe . . . die kleine Hand erwiderte den Druck . . .
„Maria!"
Unwillkürlich war der Name von seinen Lippen gekommen.
Auge in Auge, in seligem Schweigen, standen die beiden unter der Tür . . .
Und vom Fenster her jubelte die Geige.
Da zog Maria ihre Hand mit jähem Ruck aus der des Pfarrers.
„Kommen Sie ins Zimmer!" sagte sie hastig und schloß die Türe. „Er weckt das Haus auf mit seinem Spiel."
Hans Ringer legte die Geige weg und lachte die beiden fröhlich an.
(Fortsetzung im Zweiten Blatt.)