SmkMaÄ füs dsn Bezirk ZMgslö And fär MerrMg-Sts-t. WgeWMmee Aryeigsr für -ie Btzircks Alagolö, Lslrs und Freuderrstadt

z-NM-retr» I» Monat Jmü sooo AI. «N ZustsSangrzebühr. 8t» einzelne- Exemplar 800 DU. N^ti-l er lchet n m der ZriUms wsols« diiSrrer -«»alt »derNetrkdrstöi»»;; öeftetztket» U«spr»ch «sKefenm».

H,»«isr>»rri§: DK

rineS Nsstragr 2000

»der dar«, R«l» 780 Al-, die «eHamqetle ISl» Mk. MindeW c t«, § »«der-»lu«g Nadati. -et ZahluaaSverptg ist der R ad«ttt

Re. ir«.

Zur Lage.

Tiefe erste Woche des Juli mit Sonne und Wärme ist auf politischem Gebiet als eine kritische Entschek- dungswvche bezeichnet worden, und zwar nicht nur in Deutschland, mehr noch in Frankreich und Eng­land. Und doch hat sie, entgegen den Prophezeiungen der Politiker, nur Hoffen und Bangen gebracht und ist eine Zwischenstation auf dem Wege zum Frieden geblie­ben. Oder war es gar eine Zeitspanne, die nur dm Aufschub von weiterer Not und vermehrtem Elend, von Krieg und Bürgerkrieg in sich trägt? Wer einen Blick in die führende politische Presse des In- und Auslands wirft, der könnte fast den Eindruck bekommen, daß wir vor neuen schweren politischen Verwicklungen nach außen und nach innen stehen. Aber die politische Lage in Eu­ropa ist so launisch und so krisenhaft, ivie der WLHrungs- stand, der sich fast an jedem Tage ändert.

Trei Wochen hat Poincare unter Ausnützung der belgischen Kabinettskrise England hingezogen, um eine Beantwortung der gestellten Fragen über das Ruhrprv- b!em und den passiven Widerstand zu umgehen. Nachdem nun Theunis in Brüssel das neue Kabinett mit den alten Männern gebildet hat, sind die Diplomaten in London, Paris und Brüssel wieder an der Arbeit, um zunächst un­ter sich eine Einigung zu erzielen und dann eine Ant­wort auf das deutsche Ergänzungsangebot vom 7. Juni zu finden. In Paris hat man nicht einfach das mit Bel­gien vereinbarte Schriftstück an England abgesandt, son­dern in mündlichen Verhandlungen bei der englischen Re­gierung auf der Grundlage der umfangreichen schrift­lichen Antwort Poincares sich bemüht, die entgegengesetz­ten Meinungen zusammenzubriygen. Tie Denkschrift Poincares ist zur Stunde noch nicht vvrgelegt, und wenn man den englischen Blättermeldungen glauben kann, ist man darüber in London ungehalten. Tie Zeit der diplo­matischen Spitzfindigkeiten sei vorbei, die Geduld des britischen Parlaments und der britischen Nation nahezu erschöpft so tönt es aus der englischen Presse. Lord Curzon habe auf diese Stimmung in der Besprechung mit dem französischen Botschafter, in der es sich um die Tauer und Form der französischen Besetzung lws Ruhrge­biets handelte, hingewiesen. Auch eine englische Kabi­nettssitzung hat sich mit der ernsten Lage beschäftigt, der Ministerpräsident im Unterhause aber erklärte, daß die mündlichen Erörter ungen ihren Fortgang näh­men. Bon französischer Seite wird angekündigt, daß die Denkschrift Poincares in den nächsten Tagen überreicht wird. So geht das diplomatische Ringen zwischen Paris und London weiter, denn es hat einen Hintergrund, der Mf wirtschaftlichen, und militärischen Erwägungen beruht. England erkennt, daß Europa bei der Fortdauer der fran­zösischen Rhein- und Ruhrpolitik von einer wirtschaft­lichen Katastrophe bedroht ist, und daß das Lustwctt- rüften, das durch die Vermehrung der englischen Luft­flotte und die hernach erfolgte Bewilligung von Fran- kenmillionen in Paris zum gleichen Zweck große Gefah­ren von neuen kriegerischen Verwicklungen in sich trägt.

Trotz alledem ist anzunehmen, daß England und Frank­reich sich noch verständigen. Zunächst über das Ruhr- Problem, wobei wiederum in Reden englischer Minister > Politiker der Gedanke, am Rhein eine internationale zu sch>asfen, in den Vordergrund getreten ist, was für Deutschland vorweg unannehmbar ist. Daneben schwebt das PxMenr per interalliierten Schulden, das ^ichzeitig geregelt werden soll, wie dies Mussolini so klar dktovt hat, der im übrigen sich ganz an die Seite Eng­lands stellt und für eine beschleunigte Lösung des Ruhr­konflikts wirkt. Nicht im Sinne Frankreichs, sondern M eine endgültige Regelung der Reparationsfrage durch vMchung der deutschen Zahlungen seitens eines Sach- deptändigenausschusses.

-4-er Papst hat mit seiner Kundgebung für den Frie­den vom 30. Juni so wie es die ganze christliche Welt duffaßte, den Franzosen ins Herz gesprochen wegen ihres Ergehens am Rhein und an der Ruhr. Und sie haben tzch auch getroffen und verletzt gefühlt durch den papstbnef. Widerspruch! und Drohungen wurden aus -Paris gegen den Vatikan laut. Ter französische Vertreter ^lm Papst und der Erzbischof von Paris mußten auf Drängen Poincares beim Papst vorstellig werden gegen, den Mahnruf an Frankreich. Ta kam ein Zwischenfall.

Duisburg explodierte in einem belgischen MilitäD- Mg eine Bombe oder ein Gasbehälter. Da die deutsche Untersuchung nicht »ugAasfen «mrde. Legen nur fravsö-

Altenstelg» Ssmstag de« 7 SsN.

fische Feststellungen vor, die nie zuverlässig find. Zehn belgische Soldaten wurden getötet, 40 Personen verletzt.. DieseSabotage", die man, ohne die Untersuchung abzu- warren, Deutschen in die Schuhe schob, benützten die Franzosen, beim Papst die Bösartigkeit der Deutschen zu erläutern. Sie übten diplomatischen Truck auf ihn aus > und der Papst ließ nun durch den Münchener Nuntius f Pacelli wohlverstanden noch ehe das Untersuchungs- r ergebnis vorlag in Berlin einen Einspruch gegen - die S a b o t a g e a k t e überreichen dahingehend, die deut- ! fche Regierung möge ein für allemal den verbrecherischen ' Widerstand (Sabotage von subotsr runieren) verur- f teilen. Papst Pius XI. hat allerdings nicht den ganzen - passiven Widerstand, wie zuerst gemeldet wurde, ver- ! urteilt, aber den Franzosen doch dieses Zugeständnis - eines Telegramms wegen der Sabotage gemacht. Nun . hat aber die deutsche Regierung schon wiederholt, der ! Reichskanzler in zahlreichen Reden, betont, daß der pas- live Widerstand nicht zw Unbesonnenheiten führen darf. f Tie Franzosen haben im deutschen Land kein 'Recht, über Deutsche zu urteilen. Sie haben sieben junge Deutsche in Mainz wegen geplanten Sabotageakten zum Tode verurteilt, auch die Berufung verwor­fen, ebenso den Landwirtschaftslehrer Görges. Tie Ruch­losigkeiten und Gewalttaten der Franzosen sind es, die Er­bitterung und Haß erzeugen und zu Sabotagehandlungen reizen. In Deutschland verurteilt man die Sabotage, aber sie ist im Mick auf das schamlose Treiben der Franzoseg und Belgier begreiflich, aber mehr noch hassen und verurteilen wir die Brutalität des Einbrccherheeres. Daß es ein solches ist, davon zeugen die zahlreichen meu­ternden französischen Truppen, die des Räuberlebens müde sind. Wird Frankreich es wagen, an diesen acht Deutschen die Todesstrafe zu vollziehen? Namenloses Leid hat es auch in dieser Woche durchzufällige" Er­schießungen Einzelner im Ruhrgebiet, durch rücksichtslose Austreibung deutscher Eisenbahnerfamilien und durch eine völlige Absperrung des besetzten Gebietes hervvr- gerufen. Daneben geht die planmäßige Ausräubung der Reichsbanksilialen und der Kohlenraub, letzterer neuerdings bei den Kruppwerken und den Zuckerfabriken (Ameln). Tie bange Frage: Wie soll das enden? erhebt sich immer wieder. Wahrlich Frankreich wird in der Geschichte noch ernten, was es an der Ruhr gesät und gesündigt hat!

Diese politische Verschärfung der Lage hat auch auf die wirtschaftlichen Verhältnisse im Reich eine furchtbare Wirkung ausgeübt. Tie Geldentwer­tung ist ins Uferlose geschritten. Die Mark ist dreißig­tausend, ja vierzigtausendfach entwertet. Ter Tausend­markschein wird bald zum kleinsten Zahlungsmittel. Tie Angleichung der Warenpreise erfolgt langsam, und alles, was wir über maßlose Teuerung der Lebensmittel klagen, ist wirtschaftlich betrachtet eine zwangsläufige Entwick­lung, der rnemand Einhalt gebieten kann. Wir werden es in Bälde erleben, daß alle Preise für Bedarfsgegenstände uwd Lebensmittel uin ein Vielfaches sich erhöhen, ja sich erhöhen müssen infolge der wirtschaftlichen Zwangslage, in der wir uns befinden. Das führt zu einer vollkomme­nen Aenderung unserer Geldwährung, was freilich allen Erwachsenen und Alten im praktischen Leben sehr schwer fällt. Man will versuchen, die Wahrung zu schützen und die Mark zu stützen. Wer keine Maßnahmen der Reichs­regierung werden es fertig bringen, wenn Frankreich an der Ruhr steht. Ter Dollarkurs und die Markverschlech­terung, sie kommen vom Ausland. Solange Deutschland Einfuhr braucht, solange ist unser Geld der internatio­nalen Wertung unterworfen. Ter Kampf geht im Innern um die wertbeständigen Löhne. Es ist kein Zwei­fel, daß etwas geschehen muß für die Lohn- und Ge­haltsempfänger, daß sie ihren Arbeitsverdienst in einem Gelde erhalten, das noch die Kaufkraft hat wie zu der Zeit, in der es verdient wurde. Aber die Wege hiezu sind gefährlich und schwer. Ter am Freitag in Berlin einge­setzte Metallarbeiterstreik zeigt, daß auch für die Wirt­schaft eine Krise schwerster Art kommt.

Ter Reichstag dürfte dieser Tage noch die Frage der Wertbeständigkeit und Währung behandeln, nachdem er sich fast drei Tage mit den bayerischen Volks gerächten und dem Urteil im Fcchenbachprozeß herumschlug und so den Beweis erbrachte, wie man immer noch in Deutsch­land über Nebenfraaen die Hauptsache übersieht, daß der Feind im Lande steht. Es wird gut sein, wenn mau ! im Wallotbau in Berlin ohne Aussprache zur politischen j Lage in die Sommerferien geht. i

Jahrgang isrr

Bcttvcr

Neues vom Tage.

crfttug der Revision der 7 Todesurteils. -

Düsseldorf, 6. Juli. Die Revision der vom Mainzer i Kriegsgericht wegen angeblicher Sabotageakte znm Tode verurteilten 7 Angeklagten Sasse, Maurer, Schneider, Grube, Hane, Dreier und Frey sowie des zu lebens- ' länglichem Zuchthaus verurteilten Angeklagten Laute! und des zu 5 Jahren Gefängnis verurteilten Köhler wurde vom französischen Revisionsgericht der Rhein­armee in Düsseldorf verworfen.

Die zwei Fragen.

Maris, 6. Juli. In den französisch-englischen Lev- Handlungen in London stehen zwer Fragen im Vorder­grund. Erstens die Frage: Wann räumt Frank­reich das Ruhrgebiet, und welche Verwaltung wird dort Platz greifen, wenn der passive Widerstand ein Ende gefunden hat? Auf diese Frage will die französische Regierung nur im allgemeinen antworten, also sich alles Vorbehalten, ohne sich zu binden. Ter .englische Standpunkt ist demgegenüber: Es muß ein Zeitpunkt gesucht werden, zu dem das militärische Truck­system ein Ende findet, denn Deutschland kann nur mit einer verminderten Arbeitskraft rechnen, solange der jetzige Zustand andauert. Im Gegenteil, dauert er länger, so wird hiermit die wirtschaftliche Unordnung auf dem Kontinent und damit in der Welt stetig grö­ßer werden. Tie zweite Frage ist: Welcher Zah­lungsplan soll den Lodnoner Zahlungsplan ersetzen? Mit anderu Worten, Lord Curzon wünscht eine endgültige Regelung des Wiederherstellungsproblems. Frankreich da­gegen null sich hierzu nicht bereitfinden, weil die parla­mentarische Lage es Poincare nicht gestattet, einen Plan zu entwickeln oder, besser gesagt, zur Annahme zu emp­fehlen, der den Wünschen aller Verbündeten Frankreichs gerecht wird und von dem er annehmen könnte, daß er für Deutschland erträglich sei. Die 50 Reden, die Poin­care nach Ansicht desJournal" über das Wieder­herstellungsproblem gehalten hat, stehen ihm jetzt im Wege. Poincare ist also jetzt in einer Sackgasse. Neben seiner diplomatischen Isolierung, die jetzt augenscheinlich wird, kämpft er mit innerpolitischen Schwierigkeiten.

Freigabe der Kohlenansfuhr nach Holland.

Gelsenkirchen, 6. Juli. Auf holländischen Einspruch Hin, das seine vertragsmäßigen Kohlenliefernngen nicht mehr erhielt, ist von den Franzosen die Stillegung des Verkehrs bei Gelsenkirchen wieder anfgeho-en worden.

Der französische Terror.

Bo'Hum, 6. Juli. Tie Zahl der von den Fran­zosen ausgewiesenen Eisenbahnerfamilien überschreitet be­reits 40. Beim Abtransport kam es zu erschütternden Szenen. Ausgewiesen wurde ferner der praktische Arzt Tr. Görst. In das Militärgefängnis in Hattingen wurde der Amtsgerichtsrat Niederstein eingeliefert. Für die Unterbringung einer Militärkommissron werden von den Franzosen im Stadtparkviertel Bürgerquartiere für 200 Personen requiriert.

Reichskanzler a. D. Wirth in Rom.

Rom, 6. Juli. Ter ehemalige Reichskanzler Wirth ist zurzeit in Rom, wo er mit bekannten politischen Persönlichkeiten Besprechungen Pflegt. Er begibt sich mm auf einen Ferienaufenthalt nach Capri.

Deutsche Geiseln ans den Regiezügen.

Paris, 6. Juli. Nach einer Havas-Meldung aus Düsseldorf haben die belgischen Militärbehörden im An­schluß an das Eisenbahnunglück auf der Duisburger Brücke beschlossen, deutsche Staatsangehörige als Geiseln in den Zügen mitzunehmen, um dadurch neue Sabotageakte zu verhindern. In jedem Wagen der einzelnen Züge sollen ein oder zwei Deutsche als Geiseln mitfahren, und wenn trotzdem die Sabotage­akte kein Ende finden, soll die Zahl der deutschen Geiseln erhöht werden.

Eine belgische Beschlennigungsaktion?

Paris, 6. Juli. TerPetit Parisien" teilt mit« daß Belgien in den nächsten Tagen versuchen werde, eine Annäherung zwischen Frankreich und England zu­stande zu bringen. Tie Funktion Belgiens könne in die­sen Tagen die eines Beschleunigers sein. Es wäre nicht ' überraschend, wenn Theunis in den nächsten Tagen einq Unterredung Poincare herbeizuführen suchen würd^.

M,

EEi, -'

' Ni'- i -

iE N U

K

kt

L - >. ! 7..

G- ,!

WD

l-

fW-'' -r