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Seefahrt ist not!

Ms die Entente die deutschen Hafenstädte ihrer Han­delsflotte beraubte, hat hanseatische Tatkraft sich nicht un­terfliegen lassen, hat zäh, arbeitsgewahnt und hoffnungs- freudig, dank der Mithilfe der rheinisch-westfälischen Mon- tanbetriebe, die deutsche Handelsflotte wieder aufgebaut Md damit eine hohe nationale Aufgabe erfüllt. Leicht hat man das den deutschen Reedereien wahrlich nicht ge­macht, denn die Bedingungen des Versailler Vertrages waren vernichtend. Alle Handelsschiffe von 1600 Tonnen und darüber, alle Schiffe mit einem Tonnengehalt zwi­schen 1000 und 1600, und je ein Viertel des Tonnen­gehaltes sowohl der Fischdampfer wie der anderen Fi­schereifahrzeuge mußten den Feinden ausgeliefert wer­den. Hinzu kommt noch ein fünfjähriger Anspruch der Entente auf Lieferung von Schiffsneubauten, bis zum Höchstbetrage von 200 000 Brutto-Tonnen jährlich. Mit diesen Bestimmungen war Deutschland aus der Liste see­fahrender Nationen gestrichen, und wie sich der Raub deutscher Schiffe für die einzelnen Hauptreedereien prak­tisch auswirkte, das mögen nachstehende Zahlen ins Ge- . dächtnis rufen:

darunt.

vordem, nach der größer Kriege Auslies. alsIMO Lo.

Hamburg-Amerika-Linie 177 17 1

Norddeutscher Lloyd 132 16 2

Deutsch-Austral. Tampssch.-Ges. 51 0 0

Hansa-Linie 64 1 1

Kosmos-Linie 34 0 0

Levante-Linie 51 0 0

Hamburg-Südamer. Dampf.-Ges. 46 0 0

Von der einstigen Flottenstärke von mehr als 5 Millio­nen Brutto-Reglster-Tonnen blieben kaum 400000 Ton­nen armseligen Restes übrig, und England konnte sich rühmen, die zweitgrößte Flotte der Welt himveggesegt M haben. Man hoffte mit der Wegnahme der deutschen Handelsflotte, Deutschlands Seegeltung für immer zu ver­nichten. Denn noch weniger als bei der Kohle war die absichtliche Verringerung der deutschen Leistungsfähigkeit, die durch die Wegnahme der Handelsflotte erfolgte, etwa (durch einen Mangel an Handelsschiffen aus seiten der 'Sieger begründet! Die Welthandelsflätte war nach dem Kriege bedeutend größer als vorher, weit griffen als dem tatsächlichen Bedarf entsprach. Die Gesamttonnage der Handelsflotte der Welt betrug 1922 nach den Ziffern desStatistischen Reichsamtes" 64 Millionen Brutto- Register-Donnen gegen nur 47 Millionen im Jahre 1913. Mein auf die Vereinigten Staaten von Amerika ent- Mlt eine Zunahme von 12,6 Millionen Tonnen. In den Ententestaaten hatte man sich gründlich auf den, wie man glaubte, mächtig einsetzenden Welthandel vorbereitet, und am Deutschland keinen Anteil daran zu lassen, wurde ihm an gesamte wertvolle Teil seiner Flotte genommen. Statt Aer Zunahme des Welthandels aber kam eine Welt- msis; der Weltschiffsraum lag zeitweise bis zu einem' Drittel und darüber beschäftigungslos in den Häfen- Deutschland aber hatte fast keine Schiffe mehr und mußte strne Zahlungsbilanz mit Ausgaben für Frachten belasten.

Aber die Hanseaten sind eine starke und lebenskräftige Rosse. Gewohnt, ihr Dasein auf eigene Kraft zu stützen, Ahmen sie ihr Schicksal selbst in die Hand, das harte iWerk des Wiederaufbaus der deutschen Handelsflotte. 'Amtlich konnte die Durchführung des Wiederaufbaus der "kutschen Handelsflotte nicht allein den deutschen Reede- reren überlassen werden. Hier mußte das Reich mit ein- grcisen, das den Reedereien' in dem Reedereiabfindungs- ^rtrag den Betrag von 12 Milliarden zur Verfügung peilte, wohingegen die deutschen Reedereien sich ver­pflichteten, ein Drittel ihrer Vorkriegsflotte wieder auf- zuiauen. Diese Reichsentschädigung war von Anfang an unzulänglich, die dauernde Entwertung unserer Valuta dkrgrößerte diese Unzulänglichkeit täglich, und an dem glanzen Reedereientschädigungsgesetz haben die Reeder niemals rechte Freude erlebt. Heute muffen die deut-

Sltenßeis, Freitag tze« rv April.

Satzrgarrg isrs

schen Reedereien, die ohnehin nicht auf Rosen gebettet sind, schon auf eigene Mittel zurückgreifen, die teilweise durch umfangreiche Kapitalerhöhungen aufgebracht wor­den sind. Aber auch diese Maßnahme genügte nicht. Man hat bei dem Wiederaufbau der deutschen Handelsflotte ver­sucht, auch die Zusammenarbeit mit dem Ausland« neu zu begründen und es wurden, nachdem die Sicherung ge­schaffen war, daß eine Ueberfremdung nicht stattfinden konnte, Verträge mit fremdstaatlichen Konzernen abge­schlossen. So kam z.,B. der Hapag-Harriman-Vertrag zustande, der eine Beteiligung zu je 50 Prozent auf den gemeinsam befahrenen Linien vorsieht. Auch von ande­ren Gesellschaften sind Vereinbarungen mit Reedereien ehemals feindlicher Staaten getroffen worden. Jeden­falls wurde durch diese Verträge die Politik internatio­naler Verträge wieder ausgenommen und damit Bresche in die Mauer der Kriegspsychose gelegt. Ueberall regte sich so neues Leben in der deutschen Schiffahrt, und die Bautätigkeit hat z. B. bei der Hamburg-Amerikw-Linie bereits zu einer eigenen Tonnage von 140000 Tonnen geführt, und 36 Seeschiffe sind heute in Fahrt. Der Ver­kehr i m Hamburger Hafer hat die Vorkriegszahlen wie­der erreicht und die deutsche Flagge steht doch heute wieder an zweiter Stelle. Bei den deutschen Neubauten ver­bietet sich der übertriebene Luxus von selbst. Man hat bewußterweise davon abgesehen, Luxusdampfer und eigent­liche Schnelldampfer zu bauen, sondern hat sich, bei Wahrung hochwertigster Qualitätsarbeit, für einen Typ en-fchoedcn, der in einfacher Form das Zweckmäßigste für die Schiffahrt in der Gegenwart darstellt, mit mög­lichst geringer Besatzung und insbesondere, wenn mög­lich, unter Ausschaltung der Trimmer und Heizer, d. h. also mit Einrichtung für Oelfeuerung. Man hat so er­folgreich versucht, zu einem kombinierten Typ zu kom­men ,zu einem einfacheren Schiff, das Passagiere und Frachten trägt, und das sich auf der einen Seite erholen kann, wmn es auf der anderen Seite vielleicht irgendwie Schaden erleidet. So sehen die Schiffe aus, die gegen­wärtig noch aus den Hellingen liegen. !

Bis in die fernsten Telle des Ozeans, bis zu den ent­legensten Küsten Ostasiens kündet die deutsche Flagge deutschen Lebenswillen, und aus solchem Willen wächst erst die Erkenntnis dessen, was geschaffen worden ist. Deutschland verfügte 1922 über 1,8 Millionen Tonnen Seedampfer aus Eisen und Stahl, im Juli 1914 5,1s Millionen Tonnen. Es hat also 3,3 Millionen Tonnen eingebüßt. Immerhin zeigt die deutsche Handelstonnage die größte Zunahme, welche die Handelsflotte irgendeiner Nation zu verzeichnen hat. Gewiß, gemessen an dem Besitzstand der Vorkriegszeit, ist die neue deutsche Han­delsflotte nur ein schwacher Nachklang einstiger Größe- ober gemessen an der Not unserer Tage ist sie doch ein verheißungsvoller Anfang zu neuem Werden.

Neues vom Tage.

Tie Saarfrage UN- -er BöNerbun-srat.

Paris, 19. April. Die französischen Blätter verzeich­nen mit Unwillen den von dem schwedischen Delegierten im Völkerbundsrat, Houden, in Genf gestellten An­trag, za den jüngsten. Ereignissen im Saargebiet Stel­lung zu nehmen. Bekanntlich hatte die Regierung des Saargebiets Maßnahmen zur Unterdrückung einer leb­haft im Gang befindlichen Volksbewegung ergriffen, wogegen die Saarbevölkerung beim Völkerbund Protest einlegte. Indessen stand die Saarfrage nicht auf der letzten Tagesordnung und kam deshalb nicht zur Sprache. Der überraschende Antrag des schwedischen Delegierten würde, wie man in Gens glaubt, die Autorität der Saarregierung sehr herabsetzen. - .

Poleneinfall in Oberschlesien.

Berlin, 19. April. Wie derTag" hört, haben pol­nische Insurgenten die deutsche Grenze überschritten und den Bahnschutz angegriffen. Die Polen sind nach kurzem Gefecht über die Grenze zurückgejagt worden.

Frankreich und Italien.

Rom, 19. April. Der französische General Castelna» hat einige Tage hier zugebracht. Er wurde während seines Aufenthalts vom König empfangen wie auch von Mussolini. Außerdem hatte er Besprechungen mit verschiedenen italienischen Persönlichkeiten, zumal mit dem Kriegsminister Italiens, Brat. Der General wurde auch in besonderer Audienz vom Papst einpfangen.

Ruhrchrouik.

Köln, 19. April. Die Steinbrucharbeiter «wn Co>^ chel standen vor einem französischen Kriegsgericht un­ter der Anklage, gegen einen Wasserturm, der von de« Franzosen besetzt war und auch benutzt wurde, Sterne gewälzt zu haben. Das Urteil lautete gegen einen i« Abwesenheit auf lebenslängliche Zwangsar­beit. gegen zwei andere auf 10 Jahre Zwangsarbeit.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 19. April.

Im Reichstag war am Donnerstag der Platz des Abg. Dr. Kahl (D.VP.) zur Feier seines 50jährigen Loktorjubiläums mit Blumen geschmückt.

Auf der Tagesordnung stand die 2. Lesung des Haus­hallplans des Neichstvirtschastsnnnisteriunls.

Abg. Dr. Rieser (D.VP.) berichtet über die Aus- sch ußverhandlungen.

Abg. Dr. Hertz (Soz.) wirst der Regierung vor, daß sie lange Zeit nichts getan habe, um das ge­waltige Steigen des Dollars zu verhindern. Sie habe zu spät eingegriffen, nachdem die Finanzen des Reichs, die Währungs- und die Kaufkraft der Massen bereits zerstört waren. Bor allem sei die Erfassung der Sach­werte notwendig, ebenso eine Reform der Steuerpolitik. Vor dem Lohnabbau müsse der Preisabbau kommen. Schuld an den Preissteigerungen sei allein die Gewinn­sucht von Handel und Industrie, die Stützungsaktion sei vollkommen unzulänglich gewesen. Tie Reichsbank habe gestern ihre Marneschlacht verloren. Eine ener­gische Politik könne aber den Fehler wieder gutmachen.

Äbg. Esser (Zentr.) weist darauf hin, daß die Ent­scheidung über die Zukunft der deutschen Wirtschaft an Rhein und Ruhr fallen werde. Viele Erwerbslose seien eine ständige Gefahr für den guten Geist der Bevölke­rung. Notwendig seien daher Aufträge für die In­dustrie. Der Redner fordert ein Eingreifen der Re­gierung gegenüber dem Marksturz.

Reichswirtschaftsminister Dr. Becker erklärt, daß es sich jetzt darum handle, praktische Politik zu treiben. (Zustimmung.) Der Wirtschaftsminister dürfe niemals nur Politik entweder für die Arbeitgeber oder nur für die Arbeitnehmer treiben. Er sei Minister für die ganze deutsche Wirtschaft. Ein großer Teil der vom Abg. Hertz erhobenen Beschwerden betraf das Finanz­ministerium oder die Reichsbank. Ohne große Kredite ist der Abwehrkampf an der Ruhr nicht zu führen. Kleine Mißbräuche werden immer Vorkommen. Das Ruhrgebiet ist nicht nur von der Einfuhr, sondern auch von der Ausfuhr abgeschnitten. Es gibt Konzerne, die tägliche Lohnausgaben von 34 Milliarden haben. Es sind also gewaltige Kredite notwendig. Ohne diese hätten wir den Abwehrkampf nicht 14 Tage führen können. Es mußte unsere Aufgabe sein, die Betriebe aufrecht zu erhalten. Man kann nicht behaupten, daß die Devisenspekulation mit Mitteln des Reiches ge­macht worden ist. Die Wirtschaft dort drüben macht das beste Geschäft, wenn sie nichts arbeitet, denn sie verdient bei der Produktion nichts. Die Verluste sind heute gewaltig. Soweit es möglich war, sind Kreise mit Tevisenbesitz nicht mit Krediten bedacht worden. Aber Devisenbesitz läßt sich sehr leicht verheimlichen, llebrigens hat die Reichsbank die Kredite sehr scharf beschnitten. Der Minister weist dann die Vorwürfe gegen die Devisenpolitik der Reichsbank zurück und hebt hervor, daß im vorigen Jahr eine andere Koa­lition. in der die Sozialdemokratie war, an der Regie­rung war. Kein Wort der Verurteilung sei stark genug gegenüber allen, die den gestrigen Einbruch in die Devisenpolitik der Regierung verschuldet haben. Er werde allerdings «nr vorübergehen- sei». (Beifall.) Spekulationskäufe von Devisen sind heute geradezu ei» Werbrechen. (Zustimmung.) Da darf man auch hier vor scharfen Maßnahmen nicht zurückschrecken, den» wir leben im Kriege. Aber diese Maßnahmen müsse» auch wirksam fein. Die Reichsregierung hat sich erw­isch lösten, die Oeffentlichkeit in keinem Zweifel darüber, ßu belohn, - -ie Stützungsaktion, wie sie seither Mnterno, 'MM worden war, dnrchgcführt werden mnh. ^Lebhafter O-ifall.) Die Reichsregiernng hat auch hentr die Mittel, -ie Stützungsaktion fortzusetzen. Wir wolle» sie erleichtern durch positive Maßnahmen. Bet der Einfuhr sollen gewisse Einschränkungen eintreten. Fer­cher soll die Devisenspekulation eingeschränkt werde». Auch vor drakonische Maßnahmen wird man nicht Kurückschrecken, um dw Mark auf einem Niveau zu chatten, das ein weiteres Hinaufschnellen der Lebens­haltungskosten verhindert. Durch eine Wechselstuben- !ordnung soll die kleine Spekulation zurückgedrängt werden. Der Minister bespricht dann die Frage des Lohn- und Preisabbaus.