großen Männer damaliger Zeit waren samt und sonders Persönlichkeiten von starkem Charakter, von bewundernswerter Pflichttreue, von großartigem Opfersinn und fortreißender Begeisterung. Sie wa­ren zum Teil nichts anderes, als Verkörperungen des starren Pflichtprinzips, wie es der große Königs­berger Philosoph verkündete. Man denke etwa an Männer wie Stein, Arndt, Scharnhorst, Port, Fichte, Blücher, Gneisenau, Schenkendorf, Körner. Diese Männer waren gleichzeitig tief religiös. Große Män­ner ragen immer mit ihrem Tun in den Himmel, in die Ewigkeit hinein, und große Zeiten der Weltge­schichte sind immer von starken religiösen Strömun­gen durchsetzt. Für die Freiheitskämpfer von 1813 ist dieser religiöse Zug besonders charakteristisch. Der Krieger betet vor der Schlacht: Vater ich rufe dich! Uns modernen und nüchternen Menschen erscheinen derartige Worte der Freiheitskämpfer vielleicht phra­senhaft, aber sie sind es durchaus nicht. Den Wor­ten folgte die Tat und der Tod. Erst durch diese Frömmigkeit bekam die Begeisterung der Freiheitskämpfer diesen überweltlichen, titanenhaf­ten Charakter. Der Schlachtenruf: Mit Gott für Kö­nig und Baterland! war für sie lebendige Kraft im Leben, seliger Trost im Sterben. Unser deutsches Volk war im Jahre 1813 groß und stark durch diese strenge Sittlichkeit und diese tiefe Religiosität. Wir feiern am besten die hundertjährige Erinnerung an diese Zeit, wenn wir immer wieder darauf Hinwei­sen, daß hier die starken Wurzeln eines Volkes ruhen. Wir wünschen und wollen nichts anderes, als daß das deutsche Volk allezeit diese strenge Sittlichkeit und die tiefe Religiosität bewahre. Wir wissen, daß es dann auch groß und stark bleibt. Geht diese Sittlichkeit und Religiosität unserm Volke verloren, so wird es dadurch klein und ohnmächtig.

st. Ordensverleihung. Der König hat an Frau Fabrikant Rosa Wagner hier die Karl-Olga-Me- daille in Silber verliehen.

Wagenmeisteranwärter. In nächster Zeit kön­nen wieder Anwärter für Wagenmeisterstellen in be­schränkter Anzahl zugelassen werden. In erster Linie kommen hierfür die bei den Maschineninspektionen als Aushelfer im Wagenmeisterdienst beschäftigten Arbeiter in Betracht. Hilfsbremser, die etwa früher als Hilfswagenwärter und Hilfsrevidenten Dienst leisteten, müßten im Fall ihrer Zulassung als Wa­genmeisteranwärter aus dem Zugbegleitdienst aus- scheiden und zu den Maschineninspektionen übertre­ten. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß künftig der sechsmonatlichen Probezeit im Wagen­meisterdienst eine zwölfmonatige Beschäftigung in der Wagenwerkstätte voranzugehen hat.

Unser Garten im Oktober. Die Hoffnungen auf ordentliches Wetter sind günstig und wir haben des­halb bis jetzt noch wenig an das Ueberwintern der Pflanzen denken müssen. Aber die Frostnächte sind nicht mehr fern und die empfindlichen Topf- und Kübelgewächse sollten jetzt in Sicherheit gebracht werden. Temperaturschwankungen bis zum Null­punkt können in jeder Nacht eintreten. Mit dem Einwintern der immergrünen, harten Zierpflanzen wollen wir aber doch so lange warten, als die Wit­terung es zuläßt, denn sie können im Notfall umge­legt und mit Decken geschützt werden. Die Fuchsien, Geranien und ähnliche Vlütenpflanzen werden in Helle, kühle Räume gestellt und weniger begossen, da­mit sie allmählich in die Winterruhe gehen. Ueber- flüssige und zu groß gewachsene Pflanzen dieser Art sind zur Ueberwinterung schlecht geeignet. Alle wär­mebedürftigen Palmen, Araukarien und dergleichen finden im Zimmer Platz. Im Garten können die ab­geräumten Blumenbeete mit Frühjahrsblühern be­pflanzt werden, damit diese noch anwurzeln können. An Fenstern und Balkonen haben wird die Blumen­kästen zu entleeren, und wer aus einen zeitigen Blu­menflor im Frühjahr rechnet, muß die Kästen frisch mit den Frühjahrsblühern besetzen. Im Gemüse­garten sind die Kohl- und Wurzelgemüse einzuschla­gen, abgeerntetes Land wird gedüngt, gegraben. Die Obstbäume können nach dem Laubabfall schon be­schnitten und ausgeputzt werden.

Vogelschutz. Den unablässigen Bemühungen amerikanischer Naturfreunde und Vogelschutz-Gesell­schaften ist es gelungen, durchzusetzen, daß in das neue Zollgesetz ein Vogelschutzparagraph ausgenom­men wurde, durch den die Einfuhr von Federn sämt­licher wildlebender Vögel verboten ist, mit Aus­nahme der Straußfedern. Mit Bewunderung und großer Freude blicken die Freunde der Vogelwelt auf dieses nachahmenswerte Beispiel und hoffen, daß das, was in den Vereinigten Staaten Amerikas zum Schutze der Vogelwelt geschehen ist, auch bei uns mög­lich sein werde.

Die Beförderung von Zicklein und Ferkeln in Säcken. Der Vorstand des württembergischen Tierschutz­vereins hat beim Ministerium des Innern Klage dar­über geführt, daß häufig Ferkel und Zicklein in Säcken befördert werden, die dicht gewoben und derart zuge­bunden seien, daß die Tiere weder hinreichend Luft er­

halten, noch sich genügend bewegen können. Da ein Strafverfahren wegen Tierquälerei vielfach keinen Er­folg habe, hat der Verein die Erlassung von Polizei­verordnungen zur Abhilfe in Anregung gebracht. Die K. Oberämter und die Ortspolizeibehörden werden da­her beauftragt, falls hiezu nach den örtlichen Verhält­nissen Anlaß vorliegen sollte, die Erlassung von polizei­lichen Vorschriften auf Grund von Art. 7 Ziff. 2 des Polizeistrafgesetzes in Erwägung zu ziehen, wodurch die Tierbesitzer angehalten werden, nur ausreichend große und weitmaschig gewobene Säcke zur Beförderung der Tiere zu verwenden. (Bravo!)

Bezeichnung von Kartoffelsäcken. Auf eine dauer­hafte Bezeichnung der Kartoffelsäcke ist bei dem nun beginnenden Versand zu achten. Ungenügend bezeich- nete Säcke werden zurückgewiesen oder gegen Erhebung der tarifmäßigen Gebühr mit Signierfahnen versehen. Die bahnseitige Bezettelung wird bei Verwendung von Signiersahnen nicht aus deren Rückseite, sondern am oberen Teil der Säcke angebracht, damit beim Verlust der Signierfahnen nicht auch die bahnseitige Bezette­lung verloren geht.

Ein Tannenhäherzug. Im Herbst 1911 erschie­nen zahlreiche Tannenhäher in Württemberg. Voll­kommenes Mißraten der Arvennüsse und zugleich auffallend starke Vermehrung der Vögel hatten diese veranlaßt, aus ihrer sibirischen Heimat auszuwan­dern, und ein großer Teil kam auch nach Württem­berg. Auch in diesem Jahr wiederholt sich, wie es scheint, eine stärkere Einwanderung dieser nordischen Gäste. Kaum wurde von der Kurischen Nehrung das Nahen der Tannenhäher gemeldet, liegen auch bereits aus Württemberg zahlreiche Nachrichten vor. Im Interesse genauer Feststellung der Zugrichtung und anderer Momente ist es erwünscht, möglichst zahlreiche Daten über das Auftreten der Vögel zu erhalten, besonders Angabe des Tages der ersten Beobachtung, um hieraus Schlüsse auf die Richtung des Zugs ziehen zu können. Sollten Vögel erlegt werden ohne hiemit zumMassenmord" auffor­dern zu wollen so ist darauf zu achten, ob die Vögelberingt" sind, einen Ring an einem Bein tragen, bekanntlich eine mehrfach angewandte Me­thode zur Feststellung der Ausdehnung des Zugs. Zu bemerken ist auch, ob es sich um junge oder alte Vögel handelt, und von Interesse wären auch An­gaben über den Mageninhalt. (Für alle einschlägi­gen Mitteilungen wäre die K. Naturaliensammlung in Stuttgart sehr dankbar.)

sob. Mutmaßliches Wetter. Für Sonntag und Montag ist weiterhin unbeständiges, windiges und ziemlich kühles Wetter zu erwarten.

Simmozheim, 10. Okt. Heute früh machte der Kaufmann L. Linkenheil die unangenehme Ent­deckung, daß über Nacht seiner Ladenkasse ein Be­such abgestattet worden war. Um den Täter zu er­mitteln, ließ man von Degerloch einen Polizeihund kommen, der alsbald an die Arbeit ging. Wie wir hören, sollen bereits einige Verhaftungen vorgenom­men worden sein. Hoffentlich gelingt es, des Täters habhaft zu werden.

Weilderstadt, 10. Okt. Heute abend um 5 Uhr verunglückte ein hier beschäftigter verheirateter Bierbrauer dadurch, daß ihm das Pferd mit dem Wagen durchging. Der Führer wollte das Pferd halten, kam zu Fall und der mit dem Bierbonzen beladene Wagen ging ihm über den rechten Arm und drückte ihn ab.

8t. Neuenbürg, 10. Okt. Oberamtsrichter Abel hier ist, seinem Ansuchen gemäß, an das Amtsgericht Mergentheim versetzt worden.

Herrenberg, 10. Okt. Der Besitzer der kürzlich abgebrannten, zum Gasthaus zur Traube gehörigen Scheuer in Oberjesingen ist in Haft genommen worden.

Württemberg.

Verein für ländliche Wohlfahrtspflege.

Schorndorf, 9. Okt. Der Verein für ländliche Wohlfahrtspflege hat gestern hier seine Herbstver­sammlung abgehalten. Den Vorsitz führte Reg.Rat Freiherr v. Soden. U. a. wurde beschlossen, Wander­ausstellungen für Wohlfahrtspflege in den Oberamts­städten näher zu treten. Sehr eingehend und klä­rend war die Aussprache über die Friedhofs­frage. Ihr ist eine Diskussion in den Vereins­blättern vorangegangen. Die Bauberatungsstelle ist daran, ein großes Friedhofwerk herauszugeben; es empfiehlt sich nun, ein gewisses Zusammenarbeiten der beteiligten Stellen einzuleiten. In diesem Sinn referiert der Vorsitzende. Pfr. Kappus-Gön- ningen: .Die Verschandelung der Landfriedhöfe ge­schehe durch Fabrikware. Wir müssen den Leuten gute Muster zeigen können, in einer Broschüre, Hand­werker und Private besonders müßte man den Leuten die hohen Steinfassungen der Gräber abgewöhnen können. Stadtschultheiß Raibl e-Schorndorf macht sehr interessante Mitteilungen über die bevorstehende Neuanlage eines Friedhofes in Schorndorf. Er soll sich von den schlechten Gewöhnungen der letzten Jahr­zehnte und von überflüssiger Protzerei fernhalten;

um ein solches Programm durchführen zu können^ ist es aber nötig, durch ein Friedhofstatut auch den Friedhofschmuck anzeige- und genehmigungspflichtig zu machen. Amtmann Dr. Klumpp fürchtet, daß die Klärung noch nicht erreicht sei, die ein einheit­liches Vorgehen jetzt schon ermöglicht; die guten Be­mühungen der Beratungsstelle sind fast völlig erfolg­los geblieben. Dr. H e u ß - Heilbronn: Wir wer­den so wenig die kapitalistische Organisation der Kunststeinfabrikanten beeinflussen können, ihre Sche­mata zu verlassen, als ältere Handwerker, eine neue Formenwelt auszubilden die Hoffnung liegt da auf dem Nachwuchs. Erziehungsarbeit besteht nicht so sehr darin, daß man an die Leute neue unge­wohnte Musterzeichnungen heranbringt, als daß man auf ihre Gesinnung einwirkt, die gesellschaftlichen Unterschiede nicht auch noch auf dem Totenfeld durch geschmacklose Protzereien zu verewigen. Weitere Vorträge wurden gehalten über die Aufgaben und Ziele der ländlichen Wohlfahrtspflege (vom Ge­schäftsführer Michel), über die Frau auf dem Lande (von Frl. Lucas-Baden-Vaden).

Stuttgart, 10. Okt. Auf der großen Kunstaus­stellung sind in den letzten Wochen wiederum eine erhebliche Anzahl von Ankäufen durch Private ge­macht worden. Es wurden verkauft: Gemälde von Keller, Toni Stadler, Zügel, Lichtenberger, Ecken­felder, Conz, Reiff, Faure, Köhler; Plastiken von Kiemlen, Kiefer, Lörcher; Graphiken von Eckener, Volkmann, Hammer, Staschus, Steiniger usw.

Stuttgart, 10. Okt. Zum Zweck der Errichtung einer Luftschiffhalle braucht die Stadtverwaltung einen Teil des im Besitz der Militärverwaltung be­findlichen Cannstatter Wasens und zwar gerade die Stelle, wo die Militärverwaltung ihre neue Artil­leriekaserne erbauen wollte. Die Militärverwaltung hat sich bereit erklärt, jene Stelle für eine Luftschiff­halle, die, nebenbei bemerkt, als drehbare Halle eine Million kosten wird, kostenlos zu überlassen und auch die Anlagekosten bis zu 30 000 -tt zu verzinsen. Da­für haben nun die bürgerlichen Koegien der Militär­verwaltung einen anderen Bauplatz für die Artil­leriekaserne und zwar an der Fellbacherstraße im Werte von etwa 200 000 überlassen. Der An­trag wurde mit allen gegen die Stimmen der Sozial­demokraten angenommen.

Eßlingen, 10. Okt. Gestern nachmittag wurde in emem Eartenhäuschen an der Rllbgartensteige ein Mann tot aufgefunden. Es ist der vielfach und schwer vorbestrafte ledige 39 Jahre alte Mechaniker Karl Keppler von Scharnhausen. Er hatte mit einem Nachschlüssel das Gartenhaus geöffnet und trug noch eine große Anzhl Schlüssel und Dietriche bei sich, sodaß anzunehmen ist, daß er in das Gartenhäus­chen eingedrungen war, um zu stehlen und daß er auch als Täter bei den in letzter Zeit wiederholt ausgeführten Einbrüchen in Eartenhäuschen in Be­tracht kommt. Die Todesursache konnte noch nicht festgestellt werden.

Rottenburg, 10. Okt. Bischof Dr. v. Keppler hat im Amtsblatt für die Diözese Rottenburg ver­ordnet, daß am Sonntag, den 19. Oktober, zur kirch­lichen Feier der vaterländischen Gedenktage des Jah­res 1813 in den Pfarrkirchen der Diözese nach dem Hochamt das Te Deum gesungen werde.

Steinsfeld OA. Weinsberg, 10. Okt. Im Foh­lengarten des Schloßgutsbesitzers Ditsch vergnügten sich Buben damit, daß sie den Tieren Schwärmer an den Schweifen festbanden und sie zur Entzündung brachten. Eines der durch die Explosion in höchste Aufregung gebrachten Pferde fiel an einem Herz­schlag tot nieder. Der Schaden wird auf 1200 geschätzt._

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Das Rätsel des Bauernschrecks gelöst?

Wien, 10. Okt. Von Anfang an ging das Ge­rücht, daß die wilden Tiere, die z. Zt. die Gebiete der Kor- und Stubalpe in Steiermark in Schrecken setzen, aus einer wandernden Menagerie ausgebro­chen seien, die nach vergeblichen Bemühungen, die Tiere wieder einzufangen, sich aus Furcht vor Strafe stillschweigend aus dem Staube gemacht habe. Da­zu würde nun vortrefflich stimmen, was im Frem­denblatt nach den Angaben eines Wärters des Schön­brunner Tiergartens ausgeführt wird. Danach kam im Juli dieses Jahres in den Schönbrunner Tier­garten ein Herr, der dem Wärter der Raubtiere ge­sprächsweise mitteilte, er sei eigens aus Leoben nach Wien gereist, um jene Arten näher anzusehen, die wandernde Menagerien mit sich zu führen pflegen. Er habe an einer Streifjagd auf den vielgesuchten Bauernschreck" teilgenommen, die ergebnislos ver­laufen sei. Es handle sich um Tiere, die in Deutsch- Landsberg einer Menagerie am 4. Mai entsprungen seien, und zwar um eine Löwin mit zwei Jungen, zwei Hyänen und zwei Wölfe. Der Menageriebesitzer habe behauptet, daß er die entkommenen Tiere wieder eingefangen habe. Dem stehe jedoch gegenüber, daß im rKommer derBauern­schreck" sein Unwesen zu treiben begonnen habe.