bergisch-badische Wechselstation, auf der Personal beider Nachbarverwaltungen im Dienst stand. Die württem- bergisch-badischen Eisenbahnanschlüsse liegen ja nicht, wie die nach Bayern, auf der freien Strecke, sondern, mit einer Ausnahme, in Bahnhöfen, die dann zugleich württembergische und badische Stationen sind und auf denen mithin zweier Herren Dienst zu besorgen ist. Die überwiegende Regel ist schon seit längerer Zeit, daß auf diesen Stationen eine Verwaltung die Geschäfte der anderen mitversieht, das heißt also, daß entweder nur württembergisches oder nur badisches Personal den ge­samten Dienst wahrnimmt. So wird der Dienst in Jagstfeld und in Mühlacker ganz von württembergi- schem Personal besorgt, in Osterburken und Breiten ganz von badischem. Aeltere Zeiten kannten diesen Zu­stand der Eintracht und des Vertrauens nicht durch­aus; namentlich im Güterverkehr hielt man es viel­fach für angebrachter, die Geschäfte in der eigenen Hand zu behalten, statt sie dem Nachbar zu überlassen, der nun einmal nicht nur Nachbar, sondern auch geschäft­licher Konkurrent war. Auf einer Reihe von Grenz­stationen ließen daher die beiden Verwaltungen ihren Dienst ganz oder teilweise von ihren eigenen Leuten und in ihren eigenen Geschäftsräumen und Bahn­anlagen besorgen. Der letzte Rest dieses alten Zustandes ist mit der Vereinigung des württembergischen und ba­dischen Eüterabfertigungsdienstes in Pforzheim ver­schwunden, die zwar kein ragendes Mal, aber immer­hin auch wieder eine Wegmarke ist in der Richtung zum großen Ziel der Vereinfachung und Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnwesens."

Württemberg.

Der Kaiser kommt nach Ludwigsburg.

Ludwigsburg, 6. Okt. Zum 100jährigen Jubiläum des Dragoner-Regiments Königin Olga in Ludwigs­burg, am 6. Dezember, hat der Kaiser als Chef des Regiments seine persönliche Teilnahme angemeldet.

Ein Stuttgarter ermordet.

Ueberlingen, 6. Okt. Der Privatier und Villenbesitzer Mackley hat in der vergangenen Nacht seinen Nachbarn, den Kaufmann und Villenbesitzer Leo Schweyer aus Stuttgart, Mitinhaber der Firma Schweyer u. Co. da­selbst, erschossen. Es wurde bereits sestgestellt, daß Mack­ley aus Notwehr gehandelt hat, denn Schweyer hatte offenbar die Absicht, ihn in der gefüllten Badewanne zu ertränken. Der Erschossene war mit einer geladenen Vrowningpistole bewaffnet. Man nimmt an, daß er es auf das Geld des Mackley abgesehen hatte. Schweyer wird jetzt auch infolge dieses Vorkommnisses mit dem großen Bootsbrand in Verbindung gebracht, da er sein Boot zu einer außerordentlich hohen Summe versichert hatte.

Vor der Stuttgarter Ersatzwahl.

Stuttgart, 6. Okt. Wie vor mehreren Tagen ange­kündigt, ist Major a. D. Schuster, dessen Kandidatur für die Landtagsersatzwahl in Stuttgart Amt den volks­parteilichen Wählerkreisen nicht zusagte, zurllckgetreten. An seiner Stelle wurde das Mitglied des Landesaus­schusses der nationalliberalen Partei, Stadtpfarrer Lamparter, als Kandidat aufgestellt.

Von den Eisenbahnerverbänden.

Stuttgart, 6. Okt. ImSchwäbischen Eisenbahner"^ dem Organ des alten Eisenbahnerverbandes, war dieser Tage eine Erklärung des Vorstands erschienen, in der jeder geschäftliche Verkehr mit dem Verbandsverwalter Pfister untersagt wurde. Die Schwäbische Tagwacht teilt mit, Pfister sei nunmehr aus seinem Amte ent­lasten worden. Man lege ihm zur Last, daß er mit dem neuen Eisenbahnerverband in Verbindung gestanden habe, mit der Absicht, den alten Verband auffliegen zu lasten und seine Mitglieder dem neuen zuzuführen. Ob diese Beschuldigungen zutreffen, wird sich aus der wohl demnächst erfolgenden Antwort Pfisters erweisen. DieseBeschuldigung trifft in der Tat zu. Der neue Verband schreibt uns, daß der bisherige Verbands­verwalter des alten Verbandes, Herr Pfister, aus dem a l t e n V e r b a n d e ausscheide und in die Dienste des neuen Eisenbahner­verbandes trete. Er ließ sich wegen gemein­samen Zusammenarbeitens mit dem neuen Verbände in Unterhandlungen ein, wofür er von der Vor­standschaft des alten Verbandes ohne vertragliche Kün­digung sofort entlassen wurde. Zu diesem Verhalten hat nicht zuletzt das Verhalten einzelner Vorstandsmitglie­der dieses Verbandes beigetragen, welche anläßlich der Sekretärswahl, um Fischer zum Siege zu verhelfen, gegen Herrn Pfister, der sich ebenfalls um den Sekretärs­posten bewarb, Flugblätter losließen, worin dem letzte­ren derb zugesetzt wurde. Das geschah, trotzdem diese Vorstandsmitglieder, sowie die Delegierten wenige Tage zuvor dem Herrn Pfister für seine tüchtige Ge­schäftsführung das beste Zeugnis ausstellten und ihm einmütig Entlastung erteilten. Herr Pfister ist bei den Eisenbahnern überall sehr geachtet; der Wechsel wird nicht ohne Einfluß auf den alten Verband bleiben.

Stuttgart, 6. Okt. Als heute nacht gegen 1 Uhr der Berliner Schnellzug über NürnbergCrailsheim hier ankam, wurden alle Aussteigenden von Kriminal­schutzleuten nach ihren Personalien befragt. Alle Aus­gänge des Bahnhofs waren besetzt. Ebenso soll es, nach dem Neuen Tagblatt, in Nürnberg gewesen sein. Wem das große Polizeiaufgebot galt und mit welchem Er­folg, ist bis jetzt nicht bekannt geworden.

Hall, 6. Okt. Der Kocher erwies sich, wie berichtet wurde, während des letzten Manövers wieder als recht tückisches Gewässer. Mehrfach sind Gespanne und Sol­daten ins Wasser gestürzt und nur mit Mühe gerettet worden. Ueber den Unfall, der ein Maschinengewehr oberhalb Hall betraf, erfahren wir nun näheres. Das Gefährt war morgens 4 Uhr in den Kocher geraten und an eine sehr tiefe Stelle gekommen. Die Pferde mit dem Wagen gingen sofort unter. Ein Unteroffizier tauchte mit der elektrischen Taschenlampe im Munde ins Master hinab, um durch Abschneiden der Stränge die Pferde zu retten. Dies erwies sich aber als unmöglich, weil beide Pferde übereinander lagen und vom Wa­gen, der über beiden lag, so beschwert waren, datz sie sich nicht zu bewegen vermochten. So mußten sie er­trinken.

A«r wett Jett.

Puanschikai Präsident der Republik China.

Peking, 6. Okt. Puanschikai wurde im dritten Wahl­gang mit 507 Stimmen zum Präsidenten der chinesischen Republik gewählt; Liyuanhung erhielt 179 Stimmen. Die Verkündigung des Ergebnisses rief in der Kammer große Begeisterung hervor. Das Auswärtige Amt hat die Gesandtschaft sofort von der Wahl Puanschikais benachrichtigt. Die Noten der Mächte, in denen die Re­publik anerkannt wird, sind nach dem Auswärtigen Amt unterwegs. Dieses hatte vorher die Gewähr über­nommen, daß der neugewählte Präsident alle mit der Mandschuregierung abgeschlossenen Verträge und die be­stehende Zollverwaltug aufrecht erhalten wird.

Folgen des neuen Tarifs.

Newqork, 6. Okt. Wegen des durch die Zolltarif­änderungen bedingten ausländischen Wettbewerbs ha­ben, den Nachrichten aus dem Finanzdistrikt zufolge, die von dem Stahltrust unabhängigen Stahlfirmen die Preise für Platten und Bleche um 2 Dollar per Tonne herabgesetzt. Andere Preisermäßigungen sollen noch der Erwägung unterliegen. Der Stahltrust hat dagegen, soweit bisher bekannt ist, Preisermäßigungen noch nicht vorgenommen.

Wiesbaden, 6. Okt. Der Direktor der Eilboten­gesellschaftBlitz", Krieger, hat heute nachmittag den 20jährigen Eilboten Ebel nach einem kurzen Wort­wechsel, der infolge einer Lohndifferenz von 3 Mark entstanden war, erschossen. Der Täter wurde verhaftet. Er konnte nur mit Mühe vor dem Publikum in Sicher­heit gebracht werden.

Colombo, 6. Okt. Durch große Ueberschwemmungen wurden auf Ceylon die Eisenbahnen zerstört. 25 Kulis wurden durch einen Erdrutsch lebendig begraben. Un­ter den vielen Ertrunkenen befindet sich auch ein euro­päischer Pflanzer.

Vrackenheim, 6. Okt. Wegen Milchfälschung im Rücksalle standen hier vor dem Schöffengericht der Land­wirt Reinhard Seufert in Massenbachhausen (27) und die Bauersehefrauen Elis. Beck und Karol. Wagner in Massenbach. Elfterer bekam 3 Wochen, diese 1 Woche und jene 2 Wochen Gefängnis.

Zum Tode verurteilt. Das Schwurgericht in Zwei­brücken verurteilte den Tagner Karl Spohn aus Merz­alben, der im Frühjahr dieses Jahres ein Mädchen in Rimschweiler ermordete, zum Tode. Der Mörder hatte sein Opfer am frühen Morgen in der Scheune erwartet und, als es seine wiederholten Liebeswer- bungen abwies, mit Prügelhieben auf den Kopf so lange geschlagen, bis dieser eine blutige Masse war. Das Schwurgericht Amberg (Oberpfalz) verurteilte nach zweitägiger Verhandlung um 3 Uhr den verheirateten Tapezierer Joseph Karl aus Regensburg zum Tode. Der Verurteilte überfiel am 18. Juli 1912 die ledige 35jährige Privatiere Helene Hinter in Regensburg in ihrer Wohnung und hatte sie mit einer Schere getötet und beraubt.

Das Zlngtückshaus.

8.) Roman Georg Türk.

Sie erschraken fast vor der gebeugten Gestalt der schwarzgekleideten Frau. Das Gesicht war bleich, die Augen blickten scharf und mißtrauisch. Tiefe Furchen waren in die Stirne eingegraben und der Mund zu­sammengekniffen. Sie mochte wohl das fünfzigste Le­bensjahr überschritten haben. Durch das straff gekämmte Haar zogen sich weiße Fäden.

Sie sah die beiden forschend an und fragte mit ziemlich klangloser Stimme:Was wünschen Sie?"

Friedrich Meinhart ergriff das Wort:Dieser Herr hier ist der neue Astestor von Erlenstadt und mich kennen Sie vielleicht, falls Sie protestantisch sind. Ich bin der zweite Pfarrer"

Ich komme nicht in die Kirche!" gab die Frau kurz zurück.

Ah!" rief Hans Ringer,da passen wir ja gut zu­sammen! Ich suche ein oder zwei Zimmer für mich, kann aber in Erlenstadt keins finden. Da führte mich mein Freund vor dieses Haus. Und wir haben es auf gut Glück versucht und wollen nun fragen, ob hier vielleicht ein Zimmer zu haben wäre."

Erstaunt sah die Frau auf den Redenden. Und mit einem merkwürdigen Klang in der Stimme fragte sie langsam:Im Unglückshaus wollen Sie wohnen?"

Im Unglückshaus?" wiederholten die Freunde und sahen sich an.

Die Frau fuhr fort:Sie müssen beide noch nicht lange hier sein. Denn jedermann in Erlenstadt weiß, daß dieses Haus dasUnglückshaus" heißt. Und fragen Sie nur die Leute: wer darin wohnt, hat Unglück!"

Hans Ringer lachte:Liebe Frau! Ich bin ganz und gar nicht abergläubisch! Was Sie mir da eben sagten, würde mich gerade reizen, hier zu wohnen!"

Wenn das so ist, können wir weiter miteinander reden. Bis jetzt hat niemand hier wohnen wollen. Ein Zimmer wäre ja wohl frei. Aber ich muß erst meine Kinder fragen. Treten Sie ein!" !

Sie traten in den dunklen Gang, die Frau öffnete gleich rechts eine Türe, führte sie in die Wohnstube und verschwand in ein nebenanliegendes Zimmer.

Eine seltsame Frau!" meinte Hans Ringer halb­laut und sah sich in der einfach ausgestatteten Stube um. Datz ein Klavier dastand, hatte er gleich bemerkt. An der Wand, rechts und links von der Uhr, hingen zwei große Bilder. Das eine stellte unverkennbar die Frau, mit der sie gesprochen hatten, in jüngeren Jahren vor. Aber wie ganz anders sah sie da aus! Ein frisches, volles Gesicht, ohne Runzeln und Falten, mit Hellen, fröhlichen Augen! Das andere Bild zeigte einen stattlichen Mann mit vollem Bart und gewinnendem Eesichtsausdruck. Besonders in die Augen fielen mäch­tige Geweihe und ausgestopfte Vögel, die die Wände zierten.

Wie in einem Forsthause!" meinte der Pfarrer.

Meine Kinder haben nichts dagegen, daß ich ein Wohnzimmer mit einem daranstoßenden Schlafgemach vermiete. Kommen Sie mit!"

Sie stiegen die breite, aus massivem Holz gear­beitete Treppe, wie sie in alten Häusern zu finden sind, hinauf ins obere Stockwerk.

Die Stufen ächzten unter ihren Tritten. Ziemlich dunkel war's, so datz die beiden vorsichtig weiter taste­ten. Als sie im oberen Gang angekommen waren, wurde es etwas Heller. Sie schritten ihn entlang bis zur letzten Türe, durch die die Frau die beiden ein- treten ließ.

Ah!" riefen die beiden Freunde wie aus einem Munde.

Das war aber auch ein trauliches Zimmer! Bieder- meiermöbel standen darin, ein runder Tisch, ein alt­väterliches Sofa, zierliche Stühle, ein Schreibtisch mit vielen Schubladen und Fächern. An der Wand hing ein vergoldeter runder Spiegel und Bilder, Männer und Frauen aus der Väter Zeit vorstellend, mit steifen Gewändern. Allerhand Nippsachen waren aufgestellt. Das Ganze machte den Eindruck, als ob eine sorgsame Hand hier walte. (Forts, folgt.)

Entweder Kathreiners Malzkaffee oder gar keinen! Ich lasse mich nicht täuschen! Ich kenne den echten Kathreiners Malz­kaffee nicht nur am geschloffenen Paket mit Kneipp-Bild, sondern auch an seinem Wohlgeschmack und würzigen Aroma.