Raubtiere in Steiermark.

Graz, 24. Sept. Nach den jüngsten Berichten aus den durch Raubtiere gefährdeten Gebieten der westlichen Steier­mark stellten die Raubtierjäger zwei Gmppen Raubtiere fest, und zwar zwei Wölfe oder zwei Hyänen und einen Wolf und noch ein katzenartiges Raubtier mit einem Jungen. Diese Tiere sollen einem Menagerie-Wagen entkommen sein. Daher auch die große Zahl der gerissenen Tiere, in runder Zahl 109 Rinder und 400 Schafe. Es ist jedenfalls sonderbar, daß bis­her keine Behörde über die Angaben von den einer Menagerie entkommenen Bestien eine genaue und strenge Untersuchung eingeleitet hat. Die eine Raubtiergruppe hat in den letzten zwei Wochen ihren Weg von der Stubalpe über die Koralpe bis in den Bezirk Mahrenberg genommen, sich von da östlich gegen den Bezirk Eibiswald gewandt und dort durch Reißen einiger Rinder ihre Anwesenheit bewiesen. Diese Bestien haben die ganze Koralpe umwandert und dürften sich nun zwischen Kor-, Hand- und Hebalpe aufhalten. Das gefähr­dete Gebiet umfaßt beiläufig 1000 Quadratkilometer, ist sehr gebirgig, reich an Baumwuchs, bietet eine Menge Schlupf­winkel und ist derart wellig, daß Treibjagden nahezu nutzlos sind. Um auf diesem Gelände mit Erfolg eine Jagd abhalten zu können, müßten außer zahlreichen Schützen einige Bataillone Militär aufgeboten werden. Die aufgebotenen Be­rufsjäger sind fast alle wieder abgezogen; den Jagdschützen wird die Gefahr immer offenbarer. Nach Art des Reißens der Tiere, nach der Fährte und Losung sind es umherstreichende Wölfe. Aber ebenso viele und sichere Zeichen weisen auch auf katzenartige Raubtiere hin, so daß die Annahme von zwei Raubtiergruppen durchaus gerechtfertigt ist. Sicher ist das eine, daß es sich um sehr große und äußerst gefährliche Raub­tiere handelt. Allerdings hat nunmehr die Behörde entschie­dene Schritte zur Vertilgung der Bestien eingeleitet; die Lei­tung dieser Maßregel besorgt ein von der Grazer Statthalterei abgesandter höherer Beamter, dem Militär mit telephonischen Hilfsmitteln beigegeben ist. Je weiter aber die Jahreszeit vorrückt, desto schwieriger gestalten sich die Jagden nach den Raubtieren, und desto gefährlicher wird die Lage der Ge­birgsbewohner. Die Raubtiere werden eben, wenn sie auf den Höhen kein Weidevieh mehr finden, in den Niederungen streichen.

Der neue Vorsitzende.

Herr Ebert, der Berliner Parteisekretär, wird künf­tighin mit dem Königsberger Rechtsanwalt Haase die Geschicke der sozialdemokratischen Partei zu leiten haben. Ebert ist Süddeutscher, im Jahre 1871 ist er in Heidel­berg geboren, und, wie Bebel, aus dem Handwerker­stand hervorgegangen. Er war Sattler, hat aber das Handwerk früh an den Nagel gehängt, und machte dann den üblichen Bildungsgang der Parteifunktionäre durch. Er wurde Redakteur, kam als Vorsitzender der Zentral­stelle der arbeitenden Jugend in den Parteivorstand und wurde im Jahre 1912 auch in den Reichstag gewählt im Wahlkreis Elberfeld-Barmen. Herr Ebert ist kein Mann der scharfen Tonart, hat keine syndikalistischen Masfen- streikgelüste wie Ledebour und Rosa Luxemburg. Er ist auch nicht wie Scheidemann, der unter den gegen­

wärtigen Führern der Partei vielleicht den stärksten Hauch Vebelschen Geistes verspürt hat, ein gewiegter Taktiker. Kein Führer mit neuen Ideen wird Herr Ebert sein, so wenig es sein Kollege Haase bisher ge­wesen ist. Er wird aber der tüchtige Beamte und fleißige Arbeiter bleiben, der er bisher war. Er ist weder Revisionist noch radikal nach dem Sinne Westmeyers und erfüllt damit alle die Forderungen jener, die die bestehenden Gegensätze in der Partei verkleistern möch­ten. Es wird der Folgezeit Vorbehalten bleiben, hier einen wirklichen Ausgleich zu schaffen. Dann wird vielleicht auch ein neuer Führer sich finden, nicht bloß ein anderer Vorsitzender.

Flugverbote.

Es ist den Fliegern, und zwar deutschen und auslän­dischen, verboten, Festungen und deren Umgebung zu über­fliegen. Sie haben zu vermeiden: Wesel im Umkreis von 25 Kilometer, Köln auf 25 bis 30 Kilometer, Koblenz auf 15 bis 20, Mainz auf 25, Bitsch auf 10, Speyer und Germers­heim auf 25 Kilometer im Umkreis. Die Umgebung von Metz wird die Grenze entlang auf 100 Kilometer Länge und 50 Kilometer Breite gesperrt. Die Zone reicht von Saarburg bis Ehateau Salines und schließt Diedenhofen ein. Eine zweite Sperrzone erstreckt sich in einer Länge von 120 Kilometern von Zabern über Straßburg und Kolmar bis Basel. Für den Luftverkehr zwischen Frankreich und Deutschland bleibt also nur der Weg über Gelsenkirchen-Wanne frei. In Bayern ist das Ueberfliegen von Jngoldstadt und Ulm im weiten Umkreis verboten worden. Die Befestigungen an der Nordsee sind eben­falls für Flieaer nicht passierbar. Helgoland ist im ganzen Umkreis gesperrt, ebenso ein 150 Kilometer langes und 80 Kilometer breites Gebiet zwischen Norderney und Bruns­büttel im Norden und Emden und Geestemünde im Süden. In Schlesntig-Holstein dürfen Kiel und Rendsburg nicht über­flogen werden. In Pommern ist das Passieren von Swine­münde auf 50 Kilometer im Umkreis verboten. Auch im Osten sind weite Gebiete gesperrt, so darf sich kein Flieger, der Stadt Königsberg und Danzig auf 100 Kilometer nähern; zu mei­den ist ferner das Gebiet zwischen Marienwerder und Hohen- salza und zwischen Angerburg und Ortelsburg. In Posen ist das Ueberfliegen der Residenz, in Schlesien das Ueberfliegen von Breslau und Glatz verboten.

Innsbruck, 24. Sept. In der Feldkircher Gasanstalt begann die Verbrennung von 7000 k§ Saccharin, welches in der letzten Zeit von der Schweiz eingeschmuggelt wurde. Ihr Wert beträgt nach der Schätzung der Finanzorgane 200 000 Kronen.

Landwirtschaft und «Srtte.

)!( Eechingen, 24. Sept. Nachdem am letzten Frei­tag und Samstag der Hopsenhandel sich recht lebhaft gestaltete und von 180 -R bis 195 -R nebst Draufgeld, teilweise bis zu 15 -R, erlöst wurde, ist im Augenblick ein Stillstand eingetreten. Die meisten Produzenten haben zwar verkauft, doch sind immerhin noch schöne Partien feil.

Stuttgart, 23. Sept. Mostobstmarkt auf dem Wilhelms­platz: Zufuhr 600 Zentner ausländisches Obst. Preis 4,80 bis 5,60 für 1 Ztr.

Eßlingen, 24. Sept. Am Güterbahnhof stehen heute 4 Wagen Mostobst aus Frankreich und 3 aus Italien. Preis 5,50-5,70 ^ der Ztr.

Wöchentlicher Saatenstandsbericht der Preisberichtsstelle des Deutschen Landwirtschaftsrats. Die verspätete Getreide­ernte kann im allgemeinen als beendet angesehen werden, wenn auch im mittleren Deutschland, besonders in den höhe­ren Lagen, noch manche Haferfelder nicht abgeerntet, ja zum Teil noch nicht geschnitten sind. Sowohl die starke Verzöge­rung der Getreideernte, als auch der teils zu nasse teils zu trockene Boden haben die Herbstbestellung hinausgezogen, so daß sie noch im Anfänge steht und nur wenig Wintergetreide erst gesät ist. Besonders wird aus dem Osten über eine ver­spätete Herbstbestellung berichtet. Die Aussichten für die Kar­toffelernte haben sich in der letzten Woche etwas gebessert, doch gehen auch jetzt noch die Ansichten über den Ertrag ausein­ander. Während man bei den Frühkartoffeln mehrfach auch über Fäule und geringe Erträge klagt, wird bei den späteren Sorten vielfach eine befriedigende bis gute Ernte sowohl nach der Menge, wie nach der Beschaffenheit, erwartet. Hin und wieder hat man mit der Kartoffelernte begonnen. Die Rüben haben sich weiter gut entwickelt, wenn man auch stellenweise befürchtet, daß die Wurzeln nach Größe und Zuckergehalt nicht dem üppigen Blattwuchs entsprechen, und deshalb noch war­mes und sonniges Wetter erwünscht sei. Sowohl die Wiesen- als auch die Kleefelder haben im allgemeinen einen guten Nachschnitt geliefert, der wohl zum größten Teile geborgen ist.

Für die Echriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der B. Oelschläger'schen Buchdruckerrr.

Neklameteil.

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Amtliche und Privatanzeigen.

A. Amtsgericht Talw.

Durch Ausschluß Urteil vom 18. September 1913 ist der am 20. Februar 1886 von der llnterpfandsbehörde Oberkoll- wangen ausgestellte Pfandschein, wonach der Eemeindepflege Oberkollwangen für ein zu 4*/- °/° verzinsliches Darlehen von 500 ^ auf Parzelle Nr. 34/1 Markung Oberkollwangen ein Unterpfand mit 1. Recht bestellt worden ist, für kraft­los erklärt worden.

Den 18. September 1913.

Gerichtsfchreiber: Siber.

Stadtgemeinde Calw.

Straßensperre.

Wegen Vornahme von Bauarbeiten ist der obere Teil des Hirsauer Wegs vom Magazin Schönlen bis zur Leinen­brücke ab Montag, den 29. ds. Mts, bis auf Weiteres gesperrt.

Stadtschultheißenamt:

_ Conz.

Ahr- M SteinlieserWMM.

Für den oberen Teil des Hirsauerweges hat der Unter­zeichnete nachstehende Steinlieferung samt Beifuhr zu vergeben:

l. Borlagfteiue aus weüerbestölldMN Buutsaudsteiueu oder MuschelkaWeiueu. ca. 3 vo cbm.

Liefernngstermin 31. Oktober.

n. Blaue Muscheldalkfteiue geschlagen oder «ugeschlageu für Walzschotter, ca. Zvv cbm.

Lieferungstermin 10. November.

^ Offerten sind bis spätestens Montag, den 29. ds. Mts., abends 6 Uhr in der Bauhütte des Unterzeichneten am Hirsauerweg abzugeben, wo auch nähere Lieferungsbedingungen zu erfahren sind.

Jakob Schaible, Bauunternehmer.

Calw, 24. September 1913.

Todesanzeige.

Meine liebe Gattin, unsere gute Mutter,

Ria Pinliae Strndeniaeyw

geb. Wößner

ist heute nachmittag nach kurzer Krankheit sanft entschlafen.

In tiefer Trauer

der Gatte: Emil Staudenmeyer,

Verwaltungsaktuar;

die Söhne: Erwin Staudenmeyer,

! Diplomingenieur;

Otto Staudenmeyer,

I Diplomingenieur.

Beerdigung: Freitag nachmittag 3'/- Uhr vom Trauerhaus aus. I Für Blumenspenden und Kondolenzbesuche wird herzlich gedankt.

Einige schöne

Bauplätze

im Teuchelweg hat zu verkaufen

Ehr. Stürner.

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