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Mittwoch, Zweites Blatt zu Nr. 223. 24. September 1V13.

Aus Höhen und Tiefen.

Vor Abend.

Ich kann es leichter noch am Tage tragen,

Vor dessen Hellen Blicken mir nicht graut,

Kaum aber darf ich's mit dem Dunkel wagen,

Das aus gehöhlten Augen auf mich schaut.

So müßig ist es für mein Herz, zu klagen,

Da es doch längst auf keine Tröstung traut;

Und immer will es hoffend sich betören,

Als müßte einer da sein, es zu hören.

Als dürste solch ein Schmerz nicht sinnlos wühlen. Als müßte, so wie sich ein Wetter ballt,

Der dumpfe Sturm von irrenden Gefühlen Sich stau'n zu einer wirkenden Gewalt,

Als könnt' er, statt im Nachthauch Hinzuspielen,

Sich formen zu der einzigen Gestalt ....

Kein Ding, das ohne Wirkung steig' und falle.

Aber ein Herz ist weniger als alle.

Bruno Frank. (Simpliz.)

Das Christentum und die Frauenfrage.

Es ist heute in weiten Kreisen, besonders bei den radikalen Frauen der Mutterschutzbewegung, üblich, zu behaupten, daß das Christentum die Frau verachte und eine Feindin der Frauenbewegung sei. Es kann je­doch keinen größeren Irrtum geben als diesen. Nicht die hohe Kultur des Griechen- und Römervolkes hat der Frau Freiheit gebracht. Die Frau blieb in elender Knechtschaft und Abhängigkeit. Das Christentum ist es gewesen, das den Frauen prinzipiell die vollen Men­schenrechte gebracht hat. Welche bedeutende Rolle spielen die Frauen im Leben Jesu! Wir haben da an keiner Stelle den Eindruck, als ob die Frau als Mensch zwei­ter Klasse behandelt würde. Jesus hat den unermeß­lichen Wert der einzelnen Menschenseele, also auch der Frauenseele, erkannt und als Grundsatz aufgestellt. Und der gefallenen Frau gilt das Wort Jesu, das jede dop­pelte Moral unmöglich macht:Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein auf sie." Wenn der Apostel Paulus sagt:Ihr Frauen seid untertan eueren Männern!" so fordert er nicht einseitige Unter­werfung unter des Mannes Willen, sondern er legt auch den Männern Pflichten gegenüber der Frau auf, nämlich die Pflicht der Liebe. Mann und Frau stehen frei, ebenbürtig, gleichwertig und gleichberechtigt zu gegenseitiger Ergänzung und gemeinsamer Tat nebeneinander. Beide sind freie, sittliche Persön­lichkeiten und als solche zu werten und zu behandeln. Wohl ist ein Unterschied zwischen Mann und Frau, sie haben nicht dieselbe Art. Die Frau kann nicht wer­den wie der Mann, sonst wirft sie ihr Bestes und Schönstes weg. Aber innerhalb der christlichen Kultur kann die Frau nicht mehr zur Sache und zum Mittel degradiert werden. Wenn es heute eine Frauenbe­wegung gibt, so ist die Frau eben noch nicht das ge­worden, was sie nach den Forderungen des Christen­tums sein soll. Es gibt noch Gebiete, wo sie auch heute noch nicht als freie, sittliche Persönlichkeit behandelt wird.

Woher stammt die menschliche Energie?

Von vr. ing. Richard, Nürnberg.

K.-X- Arbeit kann nicht aus nichts geschaffen werden! Das ist ein Grundgesetz in der Natur. Wenn ich eine Last, etwa einen Stein in den obersten Stock eines Hauses trage, so leiste ich Arbeit; ich überwinde die Energie, mit der der Stein zur Erde hingezogen wird, die Fallenergie wollen wir sie kurz nennen. Der Stein ist unverändert an Stoff. Wenn ich denselben Stein vom Fenster des obersten Stockes auf die Straße fallen lasse, so verrichtet er wieder Arbeit, frei­lich nicht immer nützliche. Man sagt, der Stein enthielt mechanische Energie aufgespeichert. Ein andres Bild! Wenn wir einen Dampfkessel Heizen, so wird das Wasser durch die Wärme in Dampf verwandelt, der sich auszudehnen sucht. Wir können die in ihm steckende Energie zu nützlicher Arbeit verwerten, wir können etwa mittels eines Dampf- krans eine Last heben oder einen Eisenbahnzug fortbewegen. Man sagt, der Dampf enthält Wärmeenergie; diese Energie kann mittels einer geeigneten Maschine mechanische Arbeit leisten, sie kann ebenso elektrische Energie erzeugen, diese können wir wieder in Lichtenergie umwandeln. Und es ist eine Erundeigenschaft der Energie, daß sie umwandelbar ist; eine Energieform kann man in die andre uniformen und Ostwald sagt einmal:Es gibt kein Geschehnis ohne

Energieumwandlung". Woher stammt diese Energie, die wir dem Dampf entnehmen? Zweifellos aus der Kohle. Beim Verbrennen mit Luft wird diese Energie in Form von Wärmeenergie an das Wasser abgegeben. Der Dampf ist der Träger der Wärmeenergie; hat er diese Energie abge­geben, dann wird er wieder in Wasser zurückverwandelt. Aehnlich verändert die Kohle ihre Form, aber wenn die Energie verausgabt ist, dann erhalten wir die Kohle nicht wieder zurück; die Verbrennungsgase sind durch den Schorn­stein in die Luft gewandert und nichts als ein wenig Asche und Schlacke ist zurückgeblieben. Der Stoff der Kohle ist also vollkommen verändert und solche Energie, bei deren Verausgabung auch der Stoff eine vollkommene Umgestal­tung erfährt, nennt man chemische Energie.

Woher stammt nun die menschliche Energie? Daß wir ohne Nahrung keine Arbeit leisten können, so we­nig wie die Dampfmaschine ohne die Energie der Kohle er­scheint uns selbstverständlich. Man hat daher auch den mensch­lichen Körper mit einer Maschine verglichen. Die Muskel­energie, mit der wir mechanische Arbeit leisten, die Wärme­energie, die unserem Körper die notwendige Wärme liefert, und die Nervenenergie, mit der wir Gedanken Hervorbringen, das alles ist nichts andres als die umgeformte chemische Energie unserer Nahrung. Wir könnten statt der Kohle auch Nahrungsmittel unter einem Dampfkessel anzünden, und wir würden dieselbe Arbeit leisten können, wie wenn wir diese Nahrungsmittel unserem Körper einverleiben. Die Nahrung erleidet in unserem Körper eine ähnliche Um­wandlung, wie wenn wir sie verbrennen und man spricht daher mit Fug und Recht von einer langsamen Verbren­nung dieser Nahrung in unserem Körper, bei der allerdings keinerlei Feuererscheinung auftritt. In unseren Verdauungs­apparaten wird die Nahrung zunächst verflüssigt und was sich nicht in flüssige Form bringen läßt, aus dem Körper ent­fernt. Die Nahrungsflüssigkeit gelangt ins Blut, das außer­dem mit Hilfe des roten BlutArbstöffs aus der Lunge sich Luftsauerstoff heranholt. Das Vlutgefäßsystem unseres Kör­pers schafft diese Stoffe nach allen Winkeln, wo sie teils als Baumateriak abgelagert werden, teils zu Muskelarbeit zc. verbraucht werden. Ueberall in unserem Körper, wo Energie verbraucht wird, können wir den langsamen Verbrennungs­vorgang erkennen und Kohlensäure und Wasserdampf ver­lassen als Verbrennungsprodukte durch Vermittlung des Blutes und der Lunge den Körper. Auch halbverbrannte Schlacken fehlen nicht, sie werden durch das Blut der Niere und der Haut zugeführt und aus dem Körper ausgeschieden.

Noch ein weniges von der Nervenenergie, die in unserem Gehirn aus der chemischen Energie der Nahrung umgeformt wird. Auch die Nervenenergie kann nicht aus nichts geschaffen werden und nur das durchblutete Gehirn kann Gedankenarbeit leisten und wenn uns der Kopf vom Denken heiß geworden, dann fühlen wir jene chemischen Vor­gänge in unserem Gehirn, bei denen als Nebenvorgang der Energieumformung auch Wärmeenergie frei wird. Daß die moralische Energie letzten Endes auch mit dieser Ner- venkrait aufs innigste zusammenhängt, braucht kaum ge­sagt werden.

Woher rührt nun die chemische Energie der Nahrungs­mittel? Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, ist entweder tierischer oder pflanzlicher Herkunft. Es gibt kein Tier, das nicht letzten Endes doch von Pflanzenfressern lebt und im Grunde sind wir alle Vegetarier; nur daß wir die Pflan­zenstoffe durch die Tiere teilweise in Stoffe umwandeln lassen, die in unserem Magen leichter verflüssigt werden, als rein pflanzliche Nahrung, und deren Energregehalt uns so vollständiger zu gute kommt. Mit anderen Worten: wir verbrauchen, auch wenn wir tierische Nahrung zu uns nehmen, die chemische Energie der Pflanzenstoffe und hätten uns am Ende dieser langen Kette von Energieumformungen noch über die Herkunft der Pflanzenstoffe zu fragen. Die Pflan­zen bauen sich aus Stoffen auf, die teilweise mit der Wurzel aus der Erde geholt, teilweise mit den Blättern aus der Luft herausgesaugt werden. Jnteressanterweife sind es ge­rade die vom Tier und Menschen als Endprodukte der Verbrennung ausgeatmeten Stoffe, Kohlensäure und Wasser­dampf, die zum Aufbau der Pflanzenstosse verwendet werden. Freilich ihre chemische Energie haben diese Stoffe schon ver­ausgabt und es bleibt noch immer ein Rätsel, wie gerade diese energiearmen Stoffe zum Aufbau der energiereichen

Pflanzenstoffe dienen können. Erinnern wir uns, daß keine Pflanze ohne Licht fortkommt, Sonnenlicht und Soniien- energie ist es also, die jene energiearmen Stoffe zu energie­reichen zusammenschweitzt, und wie der rote Farbstoff des Bluts jene wunderbaren chemischen Vorgänge in unserem Körper vermittelt, so ist es der grüne Farbstoff der Blätter, in dem sich dieser wunderbare Aufbau der Pflanzenstosse und die Aufnahme aller Lebensenergie aus der Sonne ab­spielt. Im Winter, wenn die Lebensquelle nur kärglich zu­fließt, dann leben wir von den Vorräten aufgespeicherter Lebensenergie, die uns im Sommer von der Sonne zuge­strahlt wurde und wir wärmen unseren Körper mit Sonnen­energie der Kohle, die uns vielleicht schon vor Jahrmillionen zugeflossen ist. Die Sonne ist also der Quell aller mensch­lichen Energie; die Stoffe sind nur ihre Träger, sie werden, wie die Energie, nur umgeformt und machen einen ewigen Kreislauf von der Pflanze zum Tier und vom Tier zur Pflanze. Alle Geschehnisse sind nichts als Energieumwand­lungen, es ist Sonnenenergie, die von den Pflanzen aus­genommen und an Tier und Mensch weitergegeden und von hier in den weiten Weltenraum wieder hinausgestrahlt wird.

Vermischtes.

K.-X. Choleragefahr und Pflaumeneinfuhr. Der

Balkan, besonders Serbien, ist ein Pflaumenland, das ungeheure Mengen des beliebten Obstes ausführt. So auch nach Deutschland. In Serbien herrscht zur Zeit die Cholera und gerade in der Pslaumengegend, dem Landstrich Posavina, wütet die Seuche so stark, daß die Bevölkerung ein Ausfuhrverbot für Pflaumen, Pflau­menprodukte und Pflaumenmarmelade befürchtet. Für Deutschland als Käufer der serbischen Pflaumen ist die gesundheitliche Seite der Angelegenheit von größter Wichtigkeit. Wenn die serbischen Pflaumenbauern selbst ein Ausfuhrverbot für nötig halten, dann ist die Ge­fahr einer Einschleppung der Seuche nach Deutschland sehr groß und es ist nur zu hoffen, daß die Regierung nicht erst wartet, bis die serbische Regierung ein Ausfuhrverbot erläßt, sondern unver­züglich die Einfuhr serbischer Pflaumen und Pflaumen­produkte nach Deutschland verbietet. Eile tut not!

Vorsicht! Schatzgräber! Die spanischen Schatzgräber treiben wieder ihr unsauberes Handwerk, das feine An­gehörigen noch immer gut zu ernähren scheint. Wie plump der Schwindel ist, sieht man aus dem nachstehen­den Brief, den ein Bürger von Nordheim bei Bracken­heim erhalten hat: Barcelona, den 11. 9. 1913. Sehr geehrter Herr! Als Gefangener hier wegen Bankerott bitte ich Sie mir zur Zurückziehung von 809 900 Francs zu verhelfen, welche Summe ich in Banknoten in mei­nem auf einem ausländischen Bahnhofe lagernden Kof­fer verborgen besitze. Es ist dringend nötig, daß, Sie hierher nach Spanien kommen, um durch Bezahlung meiner Prozeßkosten und Geldstrafe an das hiesige Ge­richt (zusammen 6899 -K) mein hier mit Beschlag be­legtes Handgepäck auszulösen, in welchem sich in einem Geheimfach gewisse Papiere befinden, ohne die es un­möglich ist, wieder zu meinem Vermögen zu gelangen. Für Ihre Mühe und Dienste trete ich Ihnen den drit­ten Teil der obengenannten Summe ab. Wenn Sie also ernstlich entschlossen sind, die Reise hierher zu un­ternehmen, um den nötigen Betrag dem Gerichte ein­zubezahlen, so senden Sie sofort beigelegtes Telegramm ab, nach dessen Empfang ich Ihnen die ganze Angelegen­heit eigenhändig schildern und auch meinen vollen Na­men nennen werde. Diesen Brief habe ich nicht selbst geschrieben, sondern von einer anderen Person abschrei­ben lassen. Ich bitte Sie, nur das Telegramm zu senden, da ein Brief nicht in meinen Besitz gelangen

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