beteiligt sind, also auch der Nationalliberalen Partei, die volle innere Freiheit. In keiner einzigen politischen kulturellen oder wirtschaftlichen Frage sei die Nationalliberale Partei gebunden, in keiner würde sie im Landtag, so wenig wie bisher, anders stimmen, als das eigene gewissenhafte Ermessen vorschreibt. Sie sei und bleibe trotz des Wahlabkommens insbesondere eine scharfe Gegnerin der Sozialdemokratie, von der sie durch grundsätzliche Anschauungen auf wichtigen Gebieten des öffentlichen Lebens, vor allem in nationalen Fragen und in Fragen unserer Staatsresorm und Gesellschaftsordnung getrennt sei.
Ein Skandal.
Breslau, 20. Sept. Ueber die Sittlichkeitsaffäre, die schon zu mehrfachen Erörterungen Anlaß gegeben hat, schwirren hier die verschiedensten Gerüchte, die dazu angetan waren, für die Beschuldigten jedes Mitgefühl zu ersticken. Indessen stellt sich die Angelegenheit jetzt im großen und ganzen anders heraus. Folgender Sachverhalt wird zur Aufklärung dienen: Ende des vorigen Monats wurden in der Gartenstraße 2 Mädchen im Alter von 15 Jahren von einem Kriminalbeamten unter dem Verdachte der gewerbsmäßigen Unzucht angehalten und ihre Personalien festgestellt. Ihre Vernehmung ergab, daß sie seit dem Jahre 1911 mit Männern, denen' sie auf der Straße begegnet waren, in nähere Bekanntschaft getreten sind. Sie waren in der Lage, die Persönlichkeiten ihrer Bekanntschaft genau anzugeben, und die, die sich aufs Leugnen verlegten, überführten sie durch Einzelheiten ihrer gemeinsam verlebten Stunden, zum Teil auch verrieten die Mädchen sich gegenseitig. So kam es, daß eine ungewöhnlich große Zahl von Männern, die übrigens allen Ständen angehören, bekannt wurde.
Die nächsten Kaisermanöver. " '
Im Gegensatz zu dem kleinen Kaisermanöver in Schlei sien, das man in unterrichteten Kreisen als das letzte seiner Art bezeichnet, werden im September 1914 ganz ungewöhnlich große Heeresmassen beteiligt sein. Auf großenteils oberhessischem Gebiet, um den Vogelsberg herum, zwischen Marburg und Fulda, werden zwei Armeen gegeneinander kämpfen, deren eine das VlI. (westfäl.), das VIII. (rhein.) und das X. (hannöv.), die andere das XI. (kurhess.-thüring.), das XVIII. (nassauisch-großherzogl.-hess.) und das II. bayrische A.K. aus Unterfranken und der Rheinpfalz umfaßt. An Heeresreiterei will man aus 5 Divisionen 2 Kavalleciekorps aufstellen. Als die beiden Armeeführer sind die General-Inspekteure der 3. und der 6. Armee-Inspektion, General-Oberst v, Bülow und Herzog Albrecht von Württemberg, in Aussicht genommen. Das Kaisermanöver 1915 wird ähnlich große Verhältnisse am Oberrhein bringen, wo in der Hauptsache das XIII. (Königs. Württ.), das XIV. (bad.), das XV. (elf.), das XVI. (lothr.), wiederum bayrische Truppen mnd zum ersten Mal das XXI A.K. (von der Saar) üben sollen.
Eine neue Gefahr.
Sofia, 21. Sept. (Ag. Bulg.) Gegenüber der Meldung auswärtiger Blätter, sind in der Stadt Melnik nur 3 Häuser, die Bulgaren gehörten, sowie das Postgebäude und die Kasernen eingeäschert worden. Hingegen haben die Griechen Strumitza vollständig und Petritsch zur Hälfte zerstört. Gegenüber der Darstellung, nach der der bulgarische Kaufmann Spiro Su- rudschiew im Spital von Saloniki an Cholera gestorben sei, hält die „Ag. Bulg." die Behauptung ausrecht, daß Surudschiew bei Polo durch Steinwürfe verletzt, in bewußtlosem Zustande nach Saloniki transportiert und in die dortigen Cholerabaracken transportiert wurde, um die Spur des an ihm begangenen Verbrechens zu verwischen. Dies kennzeichnet das Vorgehen der griechischen Behörden. Daß dieses Vorgehen auf die syste
matische Ausrottung des bulgarischen Elements ab- zielt, beweist auch der Protest der 2500 Vulgaren aus dem Bezirk Florina, die aus öden Inseln des Aegäischen Meeres einem sicheren Hungertods entgegensehen.
Saloniki, 20. Sept. Die Spannung zwischen Griechen u. Serben wird täglich drohender u. ruft täglich Zwischenfälle hervor. Der griechische Bischof von Wodena, der sich zum Besuch der griechischen Schule nach Gewgeli begeben hatte, wurde aus dieser Stadt von den serbischen Behörden, die sämtliche griechischen Schulen sperren ließen, einfach ausgewiesen und mußte von Gewgeli zu Fuß nach Saloniki flüchten, wo er den Vorfall zur Anzeige brachte. Unter den Griechen herrscht große Entrüstung.
Heidelberg, 21. Sept. Zm engen Familienkreise fanden gestern die Trauerfeierlichkeiten für die Prinzessin Sophia von Sachsen-Weimar statt. Die Trauerrede hielt Stadtpfarrer Götz. Die llebersührung der Leiche zum Krematorium fand gestern gegen 8 Uhr statt. Die Asche soll später der Familiengruft in Weimar einverleibt werden. Dem Baron Hans v. Bleichröder ist vom Prinzen Wilhelm verboten worden, an den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen.
Hanau, 20. Sept. Für die bevorstehenden Stadtverordnetenwahlen ist ein gemeinsames Vorgehen der Nationalliberalen, Fortschrittlichen und Zentrumspartei bei der Kandidatenaufstellung erzielt worden. Der Hauptkampf in der dritten Klasse steht gegen die Sozialdemokraten zu erwarten.
Berlin, 21. Sept. In die Prüfungskommission für Rüstungslieferungen, die auf Wunsch des Reichstages ins Leben gerufen ist und im November zusammentreten wird, werden, nach der Korrespondenz Woth, von den bürgerlichen Fraktionen des Reichstags entsandt werden: die Abgeordneten Or. Bollert (nl.), Erzberger (Ztr.), Liesch ing Volksp.) vr. Müller-Meiningen (Volksp.), v. Putlitz (kons.), Roland-Lücke (nl.), Speck (Ztr.), Graf Westarp (kons.)
Bremen, 21. Sept. Ein schweres Verbrechen ist in der vergangenen Nacht im Dorfe Ristedt verübt worden. Landstreicher steckten dort den Wienbergschen Bauernhof in Brand. Während dann die ganze Einwohnerschaft des Dorfes mit der Bekämpfung des Eroßfeuers beschäftigt war, brachen die Verbrecher in die Molkerei von Sievers ein, wo sie für 10 000 -R Geld und Wertpapiere erbeuteten. Als der Eigentümer in sein Haus zurückkehrte und den Einbruch entdeckte, waren die Täter schon längst über alle Berge. Dem Brand sind 12 Schweine, 30 Stück Rindvieh und sämtliches Inventar zum Opfer gefallen. Die Bewohner haben nur das nackte Leben gerettet.
Gerichtssaal.
Anfechtung und Streichung von Gebrauchsmustern.
Dachdecker Josef Meschede in Pforzheim, gegen den die Firma Carl Ludowici, Falzziegelwerke in Jockgrim Klage auf Streichung der Gebrauchsmuster Nr. 517 788 (Kehl- und Gratziegel) und Nr. 516 087 (Seitenkehlziegel für steile und flache Dachflächen) angestrengt hatte, ließ infolge ersterer Klage das Gebrauchsmuster Nr. 517 788 (Kehl- und Gralziegel) freiwillig löschen, in letzterer Klage wurde er von dem Landgerichte Pforzheim zu der Löschung des Gebrauchsmusters Nr. 516 087 (Seitenkehlziegel für steile und flache Dachflächen) verurteilt.
Ulm, 20. Sept. Die ledige Dienstmagd Barbara Väßler von Geislingen spielte sich als vermögend auf, indem sie einem heiratslustigen Bauern aus einer bayrischen Ortschaft gegenüber behauptete, sie habe ein mütterliches Vermögen von 3000 und 1200 -R Selbst
erspartes. Dem Bauern gefiel die Angeklagte deshalb ganz gut. Um sie an sich zu fesseln, machte er ihr Geschenke, Uhr, Ringe usw. im Werte von 75 -R. Schließlich wollte er auch einmal etwas sehen von dem Geld. Aber o weh, die B. fand den Schlüssel zum Sparkassenbuch nicht, die Mutter war auch nicht da. Sie konnte ihm nichts zeigen. Schließlich schöpfte der Bauer Verdacht und machte Anzeige. Die B. hatte ihn schwer beschwindelt und dadurch ihm die Geschenke abgelockt. Schließlich hatte sich die Bäßler auch noch eines Haftgeldschwindels zu verantworten. Strafe: 1 Jahr Gefängnis.
Marbach, 20. Sept. Das Amtsgericht Marbach hat nicht weniger als 12 Personen von Erdmannshausen wegen Vergehens und Uebertretung gegen das Nahrungsmittelgesetz zu Geldstrafen von 25—60 verurteilt. Außerdem haben die Angeklagten die Kosten des Verfahrens zu tragen.
Landwirtschaft »nd MSrtte.
Pforzheim, 30. Sept. Der heutige Schweinemarkt war mit 104 Ferkelschweinen und 2 Läuferschweinen befahren. Bei lebhaftem Handel wurden 70 Stück Ferkelschweine verkauft und für das Paar 32—43 bezahlt.
Heilbronn, 20. Sept. Zugeführt 533 Milch- und 35 Läuferschweine; verkauft wurden 450 Milchschweine und 10 Läufer. Erstere kosteten 28—50 letztere 86—100 ^ das Paar.
Stuttgart, 20. Sept. Auf dem heutigen Eroßmarkt kosteten Zwetschgen bei reichlicher Zufuhr und starker Nachfrage 10—12 Aepfel 12—18 L, Birnen 15 bis
30 F, Quitten 20 L, ausländische Trauben 20—24 ^ per Pfund. — Auf dem Filderkrautmarkt kosteten 100 Stück 18—20 -R. — Auf dem Kartoffelgroßmarkt war der Preis 2.80—3.20 -R per Zentner.
Stuttgart, 21. Sept. Vom Obstmarkt. Der Verkehr am heutigen Markt war sehr lebhaft, die Nachfrage nach Zwetschgen war besonders rege; die Preise hielten sich infolgedessen auf guter Höhe. Im Mostobsthandel macht sich eine lebhafte Nachfrage bemerkbar, die Preise steigen im Waggon- und im Kleinverkauf langsam aber stetig.
Böblingen» 19. Sept. Die Hopfenernte, die letzte Woche in der Mitte anfing und in der Hauptsache in dieser Woche, falls das Wetter halbwegs ordentlich bleibt, ihr Ende nimmt, lieferte leider nur eine Viertelsernte. Dazu trat da und dort der Kupferbrand auf, der das Ergebnis teilweise noch recht herabdrückte. Die Qualität kann im ganzen als gut bezeichnet werden. Die Hopfenzüchter erwarten deshalb auch hohe Preise, da sie auf das Zöpfen und Trocknen besonders in diesem Jahr die größte Sorgfalt verwenden, um gut getrocknete Primaware zu bekommen.
Tübingen, 20. Sept. Der Hopfenhandel ist im Bezirk in vollem Gang. In Hagelloch ist der ganze Vorrat bis auf 10 Ztr. verkauft. Der Zentner kostete 165—180 nebst Trinkgeld. In Kilchberg sind bis jetzt nur einzelne Käufe abgeschlossen worden, der Zentner zu 175—180 nebst ansehnlichem Trinkgeld. Die Produzenten halten zurück. In Unterjesingen wurden bis jetzt etwa 500 Ztr. Hopfen verkauft, der Zentner zu 185—200 ^ nebst Trinkgeld. Vorrat noch etwa 200 Ztr.
Für die Echriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Reklameteil.
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Amtliche und Privatanzeigen.
K. Regierung des Schwarzwaldkreises.
Zwangsinnung.
Nachdem bei der Abstimmung sich die Mehrheit der beteiligten Handwerker für die Einführung des Beitritts - Zwangs erklärt hat, wird hiemit angeordnet, daß mit Wirkung vom 1. Dezember 1913 an eine
ZmWiMW für das Schneiderhandwerk
im Oberamtsbezirk Calw mit dem Sitz in Calw errichtet werde.
Von dem genannten Zeitpunkt ab gehören alle Gewerbetreibende, welche das Schneiderhandwerk betreiben, dieser Innung an.
Reutlingen, den 18. September 1913.
K. Kreisregierung:
Für den Präsidenten : St am er.
keMzobslbsllverem Lal>v.
Für den Herbstsatz besorgt der Verein wie seither seinen Mitgliedern zum Selbstkostenpreis Obstbäume in Hochstämmen, Halbhochstämmen und Zwergbäumen in ausgesuchten la. Qualitäten nach dem Normalsortiment.
Bestellungen wollen bis 10. Oktober beim Schriftführer Kaufmann Knecht gemacht werden. Spätere Bestellungen können nicht mehr berücksichtigt werden.
Der Vorstand.
Calw, den 21. September 1913.
ToLes-Än;eige.
Tiefbetrübt machen wir Freunden und Bekannten die schmerzliche Mitteilung, daß mein lieber Gatte, unser lieber Vater, Großvater und Schwiegervater
Johannes Herrmann,
Bahnwärter a. D.,
: heute mittag nach langem Leiden im Alter von 71 Jahren sanft entschlafen ist.
Zm Namen der trauernden Hinterbliebenen: Judiths Herrmann geb. Wollpert. Beerdigung Dienstag nachmittag 2'/, Uhr.
>
Betememerei» CM.
'/-3 Uhr. bittet
Unser langjähriges Mitglied Kamerad Herrmaun, Bahn- Wärter a. D., ist gestorben. Beerdigung Dienstag nachmittag Um zahlreiche Beteiligung der Vorstand.
Kamerad Herrmann vom Bete» ranenverein ist gestorben. Beerdigung Dienstag nachmittag fts3 Uhr, an der sich der De- rein beteiligt. Sammlung um 2 Uhr beim Vorstand. Zahlreiches Erscheinen erwartet
der Ausschuß.
Mgerverein
Calw.
Montag» den 22. Sept., abends 8 Uhr,
Versammlung
im „Scharfen Eck".
Zu zahlreichem Erscheinen ladet freundlich ein
Ser Ausschuß.
Gefunden
wurde ein größerer Geldbetrag zwischen Bad Teinach und Station Teinach. Abzuholen bei
Christian Nentschler a. d. Höhe, Altbulach.
ZsstroggM,
Heidenreichs Riesenroggen, ä Ztr. 11 Mark.
Strubes KttlltzllUg.
Granenwinterweizen L Ztr. 12^L beides ertragreiche, lagersichere und winterfeste Sorten, verkauft
Ulrich Holzäpfel, Ottenbronn.