Landtag.
s Stuttgart, 2. D?z.
(105. Sitzung.) Wieder lag ein Antrag der Staats- anwal.ßhat Stutlgart auf Strafverfolgung des Mg. Schneck (Komm.) wegen Beleidigung des württ. Rich- lerstallds und ein solcher von privater Seite gegen den Mg. Göhring (Soz.) wegen Beleidigung vor, die beide dem Geschäftsordnungsausschuß überwiesen wurden.
2. L. suug des Gesetzes über Farben und Wappen von Württemberg. Abg. Konrad Haußmann (DdP.) berichtete namens des Staatsrechtlich n Ausschusses. Die Rechte stimmte durch Dr. Wolfs (BP.) den schvarz-- roten Landesfarben zu, lehnte aber die Lösung der Wappenfrage und schließlich das ganze Gesetz ab. Lediglich das Zentrum stand durch Abg. Bock zu den Aus- schußanträgen des Gesetzes, die damals einmütig zustande kamen. Die Sozialdemokratie wünschte durch Abg. Heymann, daß die Hirsche, die den Wappenschild trag u, in Wegfall kommen, die Demokratie beantragte einen neuen Wappenschild: Drei schwarze Hirschstangen auf Gold. Abg. Egelhaf (DV.) lehnte die Verant rortung für das G.setz ab und die äußerste Linke hatte nur Spott jür die Vorlage. Die Haltung der Rechten führte zu lebhafter Auseinandersetzung, weil sie als Grund die finanziellen Kosten angab, und außerdem die M.inung vertrat, daß die heutige Staatsform nicht von langer Dauer sei. Demg genüber wurde von verschiedenen Rednern darauf Hingewi sen, daß dieses Ge,etz auf der Verfass: ug beruhe, m die seinerzeit durch Antrag Bazille diese Fassung hincingearbeitet worden sei. Bei der Abstimmung wurde nach vorausgegang ner Unterstützung der Ausschußanträge durch Staatsrat Hegel mayer und Staatspräsident Hieb er Art. 1 des Gesetzes (Landes- sarben) und der erste Teil des Art. 2 (Landeswappen) angenommen, dagegen von Art. 2 Satz 2 (die goldenen Hi sche) gestrichen. Die Regierungskoali.ion war auseinanderge- l allen, denn für den Ausschußantrag stimmten nur Zentrum (ohne Frau Rist) und Demokratie. Die Ueber- -aschung war groß, weshalb die 3. L.sung später erfolgt.
Die 3. Lesung des Polizeiverstaatlichungsgesetzes brachte eine Sensation. Enthüllungen über »ommunistische Spitzelarbeit durch Mg. Steinmayer Soz.) in Abwehr der kommunistischen Angriffe aus die Mehrheitssozialisten. Aus geheimen Rundschreiben der .tomnurnistischen Partei legte Steinmaycr dar, daß die KP. im ganzen Mud Württemberg einen Kurierdienst eingerichtet hat, der über ^ Vorgänge politischer und militärischer Art die ZeuM i- unterrichtet und eine'Organisation ihrer Parteigeno- ' ins Leben ru eu n i l nach de: Eignung für kommende Unruhen. Ein Zufall hat das ganze Material.der Soz. Partei in di' ^ ' " gespielt. Nach dem vorzelegten Material hat der früh. Räteminister in München, der bekannte Dr. Franz Lipp in Ulm, schon 200 Berichte der politischen Polizei geliefert. Durch diese Enthüllung über die Tätigkeit der politischen Polizei dürfte aber der württ. Regierung kein besonderer Dienst erwiesen sein. Das Pollzeiverstaatlichungsg.setz wurde zum Schluß g'gen 3 Unabhängige (die Kommunisten Hatten den Saal verlassen) angenommen.
Die nächste Sitzung soll erst in der letzten Dezember- Woche stattsinden.
Anfrage wegen des Hausierhandels. Die Abgg. Wider, Hitler, Silier, Körner (BB.) haben folgende kleine Anfrage an den Landtag gerichtet: „Nach Mitteilungen aus dem Lande mehren sich die Schädigungen durch das Ueberhandn.hmen des unreellen Hausierhandels. Was ist dem Staatsministerium hi von bekannt und ist es geneigt, für die Ausgabe der Wandergewerbescheine die Anordnung scharfer Prüfung zu tnsfcn?" t
)m Aampf um Liebe.
Roman von Rudolf Zol ringe r.
(37) (Nachdruck verboten.)
8. Kapitel.
Die Leichenfeier in der Villa Ienssen war vorüber. Gebet und Segen des Geistlichen waren verklungen, und die kleine Trauervecsammlung gab Raum für die in altvaterische Kostüme gekleideten Träger, die sich mit gleichgültigen oder verdrogenen Mienen anschickten, den schweren, blumenbedeckten Sarg auf ihre Schultern zu heben.
Der Geistliche» der sich der schwierigen Aufgabe, dem Dahingeschieüenen eine würdige Leichenrede zu halten, mit einer Anzahl klingender Phrasen mühselig genug entledigt hatte, trat auf die von einem dichten, schwarzen Trauerschleier umwallte, leih schluchzende Braut des Verstorbenen zu, um ihr in üblicher Weise noch einige Worte persönlichen Beileids und sanften Trostes zu spenoen; dann wandte auch er sich zum Gehen; denn er sollte ja «och am offenen Grabe seines Amtes walten, und auch für ihn stand draußen ein Wagen bereit. Langsam, mit feierlich ernsten Mienen, näherte sich von den Trauergä ren einer nach dem anderen der Zurückbleibenden, um ein halbverständliche Worte „innigsten Mitgefühls" zu murmeln, wie die Sitte es nun einmal gebot. Für jeden hatte Luisa ein Neigen des schwarz verhüllten Hauptes und einen ersterbend gehauchten Dank. Unter den halbgejenkten Libern hervor aber suchten ihre Augen dabei beständig nur oen einen, der noch immer an der Wand neben der Ausgangstür lehnte, wo er. abseits von den anderen, während der ganzen Trauerzeremonie gestanden hatte. Alle, di« pch hier zusammengejunden hatten, wußten, wer er war; «der allen war er ein Fremder, und keiner hatte sich ein Herz gefaßt, auch ihm das herkömmliche Beileid auszudrücken. Der Ausdruck seines Gesichts mochte die gute» Freunde und Bekannten des verblichenen Jens Ienssen davon abgehalten haben, sich gegen seinen einzigen Verwandten in teilnehmenden Redensarten zu ergehen. Sogar der Geistliche war wortlos an ihm uorübergeschritten» ««chdem er eins« unlicheren Blia aut dies unbewegt«.
Amtliche Bekanntmachungen.
vom O«.-v-zi'k Calw
Da* Ob-ramt C'iw m ck-t bekannt: Der am Mittwoch, den 14 Dezember 1931 in Cilw fäll oe V eh- und Stnveine- markr wsid aus se> ch vpoiize lieben G ünden verboten. D>e Abhaltung des K ämermcnktes und des Pferdemarktes wird gestaltet.
Aus Skadl und Land.
Mite,rtei«, 5 Dezember ld<1.
Nach krl«e PoSgetShreverhöhu»,. Unter dem P bli- kum scheint d e Meinung vebreiiet zu se>n, d ß mit E höh- una der Eii-nbahvfab'preis, auch eine Erhöhung der Postgebühren und K aftwag-nloh-preise ab I. Dezember staltge- funden habe. Demgegenüber ist srstzustellen, doß eine Erhöhung der Postgebühren und Krrßwagenfah preis« nicht einpetreten ist Al« Zeckpurki für d e Gekührenerhöhungea lm Post-. T lrg'vphe - und Fernsprechverkehr ist der 1. Jan. 1933 in Aufsicht genommen.
* Lirderkro«, Kaxzert. Das rest-rn vom Liede kranz im S al des G ün n Baum unter Muwi kung deS oemisch ten Ciors „Hnmovie* und unier der Leitung des Dirigenten Feuckt staltgefundme Konzert stand unter dem Zeichen des beliebten sck wäbischen Lied rkomponisten S icher, dkss n L eder ja Gemeingut un'eres Volke« geworden st d. Das Konzert wurde durch ei^en Vortrag von Hauptled'e'Feucht über Sicher und das Volkslied eingeleilei, wobei der Vortragende den Zuhörern ein Brld des Lebens und WiikenS unseres schiväb sck en Kompo, iüen Silcher gab Nach dem mit Veifoll aufgenommenen Vortrog und ncchdem Lehrer Stenpelin ein Gedicht Da« Deutsche Lied* eindr, ck voll zum Vortrag ged acht Hut e, be annen d«e pes mglichen Darbietungen und zwar abwechselnd vom Liedeakran-, der Har »:on>e und dem Deppe q-ar ett. Es folote Stück nm Stück der lieben, uns so weht bekannten und immer w der gern gesungenen und gehörten Lieder Silchers, w e .Wenn alle Brünnlein stießen*, .Morgen muß ich fort von hier*, „Alleweil ka' mer nett lustig sen* usw. Et war ein schön gewundener Strauß von Ledern, der den zah reichenZ rtörer« gewidmet wurde und bei d«fs-n Darbietung sich L> dnk anz und Harmonie gleich viel Mühe gaben und lebhaften Beifall fanden. Den Skb'uß des genußreichen und woblgr- lungenen S'lcheraberds b ldeten noch deklamatorische Vorträge des Herrn Stengelin.
— Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und Post erfolgt in der Woche vom 5. bis 11. Dezember zum Preis von 720 Mark für ein Zwanzigmarkstück, 360 Mark für ein Zehnmarkstück. In den beiden Vorwochen war der Preis 850 bzw. 425 Mark.
Gegenseitige Anerkennung der Reifezeugnisse. Zwischen der d.utschen und der österreichischen Regierung ist ein Uebereiniommen genossen worden, wonach Reifezeugnisse der österreichischen, Mi telschulen uno der deulschcn Höheren Lehranstalten gegenseitig anerkannt werden.
— Tie Steuerbücher, die als Grundlage für den Steuerabzug vom Arbeitslohn vom 1. Januar 1922 ab dienen, können die Gemeind, n auch als einfachen Brief durch die Post versenden. Für die Arbeit und .Kosten erhalten die Gemeinden eine Entschädigung von ! 1 Mk. für jedes ausgestellte, ausgehändigte oder übersandte Steuerbuch.
— Steuerabzug bei den Hansbediensteten. Ueber den Steuerabzug bei den Hausbediensteten besteht noch vielfach Unklarheit. Die heutige Rechtslage ist kurz fol- ' gende: Steuerpflichtig und daher auch dem Steuerabzug
ruhig stolze Männergesicht geworfen, Lessen Träger es oienbar mit vollem Bewußtsein verschmähte, seine wahren Empfindungen hinter einer Maske erheuchelten Schmerzes zu verbergen.
Nun war auch der letzte über die Schwelle des schwarzausgeschlagenen, künstlich erhellten Gemaches aufatmend in das belle Tageslicht hinausgetreten, und jetzt endlich kam Bewegung in die reckenhaft hohe Gestalt de» jungen Malers. Ruhigen Schrittes näherte er sich dein buhle, auf den Luisa Magnus niedergesunken war, und m-chte ihr eine kurze, gemessene Verbeugung.
„Mein Name ist Rodeck. und der Mann, den sie soeben hinausgetragen haben, war der Bruder meinet Mutter. Ich muß das zu meiner Legitimation vorausschicken, mein Fräulein, ehe ich frage, ob Sie geneigt sein würden, mir heute oder morgen eine kurze Unterredung zu bewilligen."
Kein Wort der Teilnahme. Die düstere Feierlichkeit des Ortes und des Augenblickes übten nicht den geringsten Einfluß auf die eisige Höflichkeit seiner Haltung und seine» Benehmens. Wieder, wie bei ihrer ersten Begegnung draußeü im Garten, sah er durch die dichten Maschen des Schleiergew'bes den seltsamen Glanz der wunderbaren Frauenaugen, die fest und furchtlos aus sein Gesicht gerichtet waren, aber nicht sür einen Moment hatte er sich durch sie in Verwirrung bringen lassen. Und wenn ne nicht die allergeringste Menschenkenntnis besessen hätte, darüber, daß dieser Mann ihr als ein Heind gegenüberstand, hätte die Brasilianerin wahrlich nicht im ungewissen sein können.
Luisa. die in den Mienen der Menschen schon zu lesen ge- wußt hatte, als sie beinahe noch ein Kind gewesen war, sah in Rodecks schönem, energischen Männergesicht wie in einem klaren Spiegel alles, was in der Seele des Sprechenden vorging» und sie wur nicht so töricht, auch vor ihm «ine Komödie des Schmerze« und der Gebrochenheit welterzuspielen. Sie auk ihn doch nimmermehr den beabsichtigten Eindruck hätte Hervorbringen können. Mit der Würde einer Königin erhob sie sich aus ihrem Stuhl, und ihre wundervolle, dunkle Stimm« klanp klar und ruhig durch den Raum.
„Ich bin selbstverständlich jederzeit bereit. Herr Rodeck. Sie im Hause meines Vaters zu empfangen Aber, wen» ich einen Wunsch äußer« d»rz. ist es der. daß Sie mir
unterworfen sind außer dem Barsohn auch die Naturalbezüge wie freie Kost, Wohnung. Heizung, Beleuchtung. Der Wert dieser Bezüge ist vom Land s iuanzamt Stuttgart mit Wirkung vom 1. November 1921 folgendermaßen festgesetzt worden: Wert der freien Station (Kost und Wohnung'» täglich 9 Mk., monatlich 250 Mk., Wert der täglichen Verp.legung (>reie Kost) täglich 7 Mk., monatlich 200 Mk., Wert freier Wohnung, Heizung, Beleuchtung täglich 2 Mk., monatlich 50 Mk. Der Steuerabzug ist vom vollen Lohn samt etwaigen Nebenbezügen einschließ- des Werts der Naturalbezüge zu machen, also ohne Abzug von Versicherungsbeiträgen oder sonstigen Auf- Wendungen. W nn der Arbeitgeber die Steuer selbst entrichtet, so ist auch der bezah le Steuerbetrag ein Teil der steuerpflichtigen Bezüge des Bediensteten. Zuznrechncn ist in diesem Fall den Bezügen ein Neuntel ihres Betrags. Zum Ausgleich etwaiger Werbunsgkosten, d. h der aufzuwendendrn Unkosten sür Versichernngsb iträge, Arbeitskleider und dergl. dürfen an dem lOproz ntigen Steuerbetrag Abzüge gemacht werden, und z rar 69 Psg. täglich, 3.60 Mk. wöchentlich, 15 Mk monatlich. Ferner bleiben für den Steucrp lichtigen gewisse Beträge, das sogenannte Existenzminimum, frei, nämlich 40 Pfg. täglich, 2.40 Mk. wöchentlich, 10 Mk. monatlich. Abzurunden ist die Steuer am Schluß auf 10 P g. Die Steuerbeträge werden in Gestalt von Steuermar.en, die bei jeder Postanstalt zu haben sind, in die Steuerkarte (Steuerbuch) des Arbeitnehmers eingeklebt und durch Datum- Aufschrift entwertet. Jedes Vierteljahr wird in der Stcuerkarte ein neues Blatt angesangen.
— Aufruf zur Volksabstimmung in Westuugarn.j Jene Personen, die in den Gemeinden Oedenburg mitj Brennberg, Agendorf, Groß-Zintendorf, Harlan, Hol-' ling, Kolhhof, Kreisbach, Wanndorf und Wolfs geboren oder zuständig sind oder dort bis 1919 ständig wohnhaft waren, werden ersucht, sich als Abstimmungsberechtigte beim österreichischen Konsulat Stuttgart, Hegelstraße 5, möglichst unter Vorlage von Dokumenten unverzüglich! zu melden.
Ns-, d. 5. Dez. (Von der Schuhmacher-Innung de» Bezirk«) Die F,rie Schuhmacherinnung de» B z -k« Nagold hielt grste'N hier in der »Burg* eine Auischußsitzung ab, zu w lcher auch Vertreter der Nachbarwnungrn geladen und erschienen waren. Es wurde die derzeitige schwierige Lage und d e Preitfra e beprochen. Bet Behandlung des l.tzierea Gegenstands wurde die Weimarer Kalkulation zu Grunde gelegt. Nachmittags 3 Uhr fand im „Löwen* eine Vollversammlung statt, bet welcher Obermeister Dürrschnadel AOensteia die anwesenden Berufskollegen, sowie die Gäste aus den Nach arbeztrken begrüßte und von den Beschluss.n der Auslchußsttz'-ng Kenntnis gab. Die Preiiregelung wurde zur Diikussisa p« stellt und gebilligt. Im Anschluß hreran wurde die Aukstrllung der FachkuiS« arbeiten deS hier unter Le tung von K app ter-Psalzarafew Weiler staitgefundenen Kurses, unier Führung und EckLut«» nuug derselben besichtig«. Der Besuch der Versammlung war sei en» der Beruf« koll gen ein sehr guter und die A-tstellung fand auch bei dem Publikum Beachiung und Anerkennung.
Wt dbrrg, 3 De«. (Freiwillig zu ückgelreten ) Der am 18. S pten b.r ds. Ir. zum Stadtvorstand pewählie Rat« schreibe! Glock von Fellbach, besten Wahl srzt we.en persönlicher Gründe angr'ochten wurde, ist nunmehr sreiw lltg wieder zurück «treten. Die Neuwahl soll voraussichtlich anfangs Ja> uar n. Js ftatlfinden.
Do» der Ia»dw. Wirrterschule Calw. Am Donnerstag d-n l. Dez. nackm 4 Uhr fand in der lgndw. Winterschule Calw der erste öff ntiiche Schülerabend stack. Zweck des« Abende ist. die ju, gen Landwirte an öffentliches Sprechen zu gewöhnen und Leute aus Stadt und Land des Dienstbesirks der landrv Sckwle näher zu br ngen. Erfreu»
oen beabsichtigten Besuch lieber heute als morgen machen — voran gesetzt natürlich, daß es Ihnen nicht besondere Unbequemlichkeiten bereitet."
„Durchaus nicht! Ich werde mir also erlauben, pünktlich um vier Uhr nachmittags bei Ihnen zu erscheinen."
Sie neigte sich zustimmend. Und mit einer kurzen Berbeugung nahm er Abschied, ohne daß noch ein einziges weiteres Wort zwischen ihnen gewechselt worden wäre. Lauschend blieb Luisa neben ihrem Stuhl stehen, bis ihr das dumpf hereinklingende Rollen der Wagen verriet; daß sich der Trauerzug in Bewegung gesetzt habe. Dann, indem sie mit einer energischen Handbewegung ihr Gesicht von dem lästigen Schleier befreite, verließ auch sie da» Trauergemach, dessen beklemmende Atmosphäre ihr wie eine schwere Last auf der Brust gelegen batte, und wandte sich an die schwarzgekleideten Dienstboten, die im Hintergrund der Diele flüsternd beieinander standen.
„Sorgen Sie dafür, daß im Speisezimmer die Verhüllungen von den Fenstern entfernt und sämtliche Flügel weit geöffnet werden. Im übrigen wünsche ich» daß auch weiterhin nicyts im Hause angerührt werde. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß die Villa mit allem, was sie enthält, nach dem letzten Willen des Herr Ienssen mein Eigentum ist; aber da» Testament, dos diese Be- Aimmung aurspricht, wird erst morgen eröffnet werden. Und bis dahin möchte ich keinerlei Besitzrecht ausüben!"
Der Diener und die Mädchen hörten schweigend zu; aber es entging Luisa nicht, daß in ihrer Haltung mehr feindseliger Trotz, als achtungsvolle Ehrerbietung war. Und da sie durch ihre verschlossenen Mienen gereizt wurde, fügte sie nach kurzem Warten hinzu: „Aus keinen Fall jedoch wird die Villa in nächster Zeit bewohnt sein» und damit entfällt selbstverständlich auch die Notwendigkeit Ihrer weiteren Dienste. Sie werden für die vorzeitig« Entlastung natürlich angemessen entschädigt werden, und es wird nur in Ihrem eigenen Interesse liegen» wenn Sie sich unverzüglich nach anderen Engagements umsehen l"
„Es ist mir sehr angenehm, das von dem gnädigen Fräulein zu hören," sagte nunmehr der Diener; „denn wir waren schon untereinander einig geworden, um unsere Entlassung zu bitten. Keiner vou uns möchte länger in diesem Haute dien«»»."
FottjetzunZ solgi.,