Tie Verminderung der amerikanischen Besatzung.
Neuyork, 24. Olt. Die „New-Yort Times" ineldett aus Washington: Ter Kriegssekretär ordnete an, daß die amerikanischen Truppen in Deutschland um ungefähr 126 Offiziere und 7873 Mann verringert werden. Es verbleiben in Deutschland ungefähr 327 Offiziere und 5217 Mann. Die Heimschaffung wird ausgeführt durch zwei Transportdampser von Mitte November bis Mitte März. — Die „New-York Times" bemerken hierzu, offenbar hatten internationale Erwägungen, die mit der bevorstehenden EntwasfnungS- konferenz Zusammenhängen, den Beschluß, Truppen kl Deutschland zu behalten, mit veranlaßt.
Zur Lage.
vertu», 24. Ttt. Den Blättern zuMge beileg Ansicht auf Schaffung eines Kompromisses, daß die Benennung dies deutschen Kommissars gleichzeitig mit iner Erklärung erfolgt, daß diese Benennung keine Anerkennung der Genfer Entscheidung bedeute. Die sozial-- -emokratische Fraktion ist dagegen, laut „Vorwärts", der ,'lnsicht, daß die Entsendung des Kommissars zugleich tuch die Anerkennung der Entscheidung über Oberschleien bedeute. Die Haltung des Zentrums soll der „Voss. Leitung" zufolge mehr der Auffassung der Deutschen Jolkspartei und der Demokraten zuneigen.
Die Blätter rechnen damit, daß der Reichstag am Nittwoch zusammentreten wird, wie immer- es x»nn auch mit der Regierungssrage stehe.
Zur Lage iu Ungarn.
Wien, 24. Okt. Wie aus der Zusammensetzung des Ministeriums Karl von Habsburg hervorgeht, Hat Vieser )ie Absicht, falls sein Putsch gelingen sollte, eine voll- 'ommcn demokratische Regierung einzurichten. Dies er- ;ibt sich aus dem Umstand, daß diesem Putschministerium .»ls Handelsminister Josef Szternyi angehört, der srüher Stern hieß und ein getaufter Jude ist. Als Kriegsminister gehört diesem der bekannte Major Lehar an, «ls Wohlfahrtsminister W ein Sozialist vorgesehen. Das Nufreißen der Eisenbahnschienen vor dem Hofzug Karls geschah auf Veranlassung der ungarischen Regierung. Die Angaben über die Stärke der Truppen, dre dem Exkaiser Treue geschworen haben, schwanken Mischen 4000 und 15000. Es ist unwahrscheinlich, daß der Reichsoerweser Horty seine Truppen fest in der Hand hat.
* '
München, 24. Okt. Die Südbayerische MühlenvLo- einigung hat wegen Preistreiberei mit Brotgetreide vorläufig den Getreideeinkauf eingestellt.
WTB. M8«che«. 34. Okt. Zu den an der heutigen Berliner Börse verbreiteten Gerüchte« über ei»e» Putsch i« Münch-n wird nach Erkundigungen an amtlicher Stelle mit- geteilt, daß vo» einem Putsch i» Münche» keine Siede sein kann und daß auch keine Anzeichen vorliegrn, daß ein solcher geplant ist. _
Aus Stadt und Land.
INtrnrtei«, LS. Oktober 1»1.
* UngtückSsAlle. Letzter Tage verunglückie die Frau des Gerbers Wilhelm Gugelberger dadurch, daß sie bei der Garr- weiler Brücke auf dem Weg in den Wald auf den Anhängewagen eines im Gang befindlichen Lastautos steigen wollte und dabei fiel, so daß ihr die Räder des Wagens über den Leib gingen. Schwer verletzt führte der Kraftwagen- lenker, der den Vorgang zuerst nicht sah, die Frau in ihre Wohnung, wo sie schwer krank darniederliegt. — Ehr. Gaus von der TauSsägmühle, oberhalb der Pfaffenstube, brachte kürzlich seine Hand in daß Sägmühlewerk, wobei er vier Finger verlor.
W rererrnkdt. Stz
Wenn an jedes lose Maul
Ein Schloß müßt' angehängt werden,
Dann wär' die edle Schlofserkunst Die beste Kunst auf Erden.
Handwerkerspruch.
Erzählung von Erich Ebenstein.
(10) (Nachdruck verboten)
Als Hempel aber sein Zimmer betreten wollte, stand dort schon die Kammerfrau Gräfin Lias wartend und teilte ihm mit, daß ihre Herrin ihn sofort zu spreche« wünsche. >
Sie wollte also selbst mit ihm sprechen.
Hemvel eilte sofort in das Freskenzimmer. Dabei begegnete er wieder Lenoir, der ihm mit höhnischem Grinsen nachblickte.
Gräfin Lia, die auf der Chaiselongue am Fenster lag und unglaublich krank aussah, empfing ihn mit den Worten: „Es ist umsonst, lieber Freund, . . - alles umsonst Ich habe es versucht, dagegen anzukämpsen, aber «s ist stärker als ich. Ich ergebe mich in mein Schicksal."
Er zog sich einen Stuhl neben sie und blickte rhr besorgt in das Gesicht. Ihr Blick war voll slackernder Unruhe, die Wangen Dum Erbarmen blaß und eingesunken. ^ ^ -
„Was ist geschehen? fragte Heinpel. .Mbl es etwas
»«ies?"
; — Der heurige Obstmost. Die chemischen Untersu-
i chungen an seibsthergestellten Obstmosten haben gezeigt,
^ daß diese einen auffallend niederen Säuregrad aufwei- : sen. Bei solchen Getränken besteht die Gefahr, daß , sie nach der Vergärung schwarz werden. Eine sach- , männtsche Untersuchung des Obstmostes ist daher in j diesem Zahr besonders angezeigt. .
— Ter NerchLtrauertag. Bekanntlich war die RelchS- regierung im Februar d. I. von den damaligen Regierungsparteien des Reichstags um Vorlegung eines Gesetzentwurfs über einen Reichstrauertag für die Opfer des Weltkriegs ersucht worden. Der Plan, den 6 . März als Trauertag sestzusetzen, war aber seinerzeit zu kurzfristig gefaßt, um eine würdige Durchführung zu gewährleisten; der Gesetzentwurf wurde infolgedessen wieder zurückgezogen. Seitdem hat man nichts mehr von der Sache gehört. Im Hinblick aus Allerseelen und Totenfest erwartet der Kyffhäuserbund der deutschen Landes-Kriegerverbände, daß für diese Feiern besondere Schutzbestimmungen erlassen werden, durch di« Störungen verhindert werden.
— Vorsicht! In letzter Zeit mehren sich die Anfragen nach deutschen werblichen Angestellten für Griechenland. So verlockend die Anstellung auch manchmal erscheinen mag, so muß man doch dabei ganz entschieden zur größten Vorsicht mahnen. Zu einer Annahme von Stellungen in Griechenland (auch all Erzieherin und Lehrerin) kann nur nach sorgfältigen Erkundigungen geraten werden. Die Auswanderinnenfürsorge der Inneren Mission und der Caritasverbände erteilen bereitwilligst Auskunft.
— BtchnhossvsrkanfsstänÄe für Kriegsbeschädigte. Ir den neuen, vom Reichsverkehrsminister herausgegebenen Richtlinien für die Errichtung von Bahnhof - verkaufsständsn finden die Kriegsbeschädigten weitgehendste Berücksichtigung. So wird beispielsweise der Bahnhofswirt, dem Pie einzurichtenden Verkaufsständ« in erster Linie angeboten werden, vertraglich verpflichtet, in dem Verkaufsstand nur Kriegsbeschädigte zu beschäftigen, sofern nicht zwingende Gründe dagegen sprechen. Bei Verzicht des Bahnhoswirts auf den Verkaufsstand kommt zunächst die Uebertragung an einen geeigneten Kriegsbeschädigten in Frage. Auch bei der Vergebung von Bahnhofsbuchhandlungen sollen bei einem angemessenen Pachtangebot in erster Linie kriegsbeschädigte Buchhändler berücksichtigt werden.
Fre»de«st«dt, 33. Okt. (Corr.) Im Sternensaal fand gestern Samstag abend eine vom BezirkSlehrerver- ein Freudenstadt veranstaltete Versammlung statt, in welcher LandtagSabg. Löchnrr und Staatsminister a. D. Heymann über die Zertrümmerung der Volksschule redeten. Zum Besuch derselben hatten die deutsch, demokratische uud sozialdemokratische Partei, sowie die Vereinigten Gewerkschaften eingeladen, so daß der Besuch ein zahlreicher war. Ankuüpfend an einen im Lauf der Woche erschienenen Kanpfartikel von K.— Grüntal führte Abg. Löchnrr aus, daß der Eifer der kath. Kirche, das 1 . Recht über die Volksschule zu behaupten, auch bei der ev. Kirche eifrige Nachahmung finde und durch Vorschiebung des Elternwillens der in Artikel 146 Abs. 3 zugestandene Aus- nahmefall als Normalschule gefordert werde. In anschaulicher Weise schilderte er, wie bei konsequenter Durchführung der Berücksichtigung des Ellernwillens die deutsche Volksschule vollständig zerschlagen würde. Er beleuchtete die Halt- lofigkeit der von den Gegnern der Einheitsschule geltend gemachten Forderung, daß die Volksschüler zu einer einheitlichen Weltanschauung erzogen werden müssen, was nur in den Bekenntnisschulen möglich sei, und zeigte, wie der Un- terricht in den weltlichen Fächern ohne Schaden für die Kin-
der sämtlicher Bekenntnisse gut gemeinsam erfolgen könne wie eS Artikel 146 Abs. 1 voische, wobei der Religion-. Unterricht, der gesetzliches Unterrichtsfach sei, nicht zu kurz komme. Der Redner fand lebhaften Beifall nicht bloß ibe der zahlreich erschienenen Lehrerschaft, sondern auch der Bürgerschaft. Staats minister a. D. Heymann gab zuerst einen geschichtlichen, Rückblick über die Entwicklung des Schul, kampfs und forderte die Einheitsschule nach Artikel 14 g Abs. 1, wobei aber diejenigen, die glauben, gewissenshalbrr sich nicht damit abfinden zu können, eine Ausnahme nach Abs. 3 gestattet sein soll. Von der kath. wie auch vielfach der ev. Kirche werden aber die Bekenntnisschulen als Nor- malschulen verlangt auf Grund des Rechts der Erziehung»,' berechtigten, das den Interessen der Kirche jetzt dienstbar gemacht werden soll. AIS erster Gegner der Einheitsschule trat Dekan Haller auf, welcher zuerst versuchte, dem Abg; Löchner einige Unrichtigkeiten in seinen AuSsüh'ungen nach- zuweisen, worauf er der Bekenntnisschule das Wort redete, für die sich selbst namhafte pädagogische Größen, wie Rem und Paulsen, erklärt haben, und machte geltend, daß zur Er, richtung der Einheitsschule die *ath. und ev. Kirche gehört werden müssen. Stadtpfarrer Herrlinger machte auf den Widerspruch des Artikels 146 in Abs. 1 und 3 aufmerksam, der den Grund zu dem Schulkawpf bilde. Da die kath. Kirche durch Ablehnung der Einheitsschule sich ein Sonder-! gut schaffe, könne die ev. Kirche auch nicht darauf verzichten.! Außerdem liege die Gefahr nahe, daß die Einheitsschule den Urbergang zur rein welrlichen Schule bilden könnte. Nicht aus den Augen dürfe gelaffen werden, daß bei beiden Schul-' arten das Bildung»-'«! ein verschiedenes sei, indem die Ein-' heitSschule die rein staatsbürgerliche Erziehung anstrrbe, wäh.! rend die Bekenntnisschulen den Kindern außerden den W'g zu Gott zeigen wollen. »Gut ist gut, bester ist bestell', Stadlpfarrer Feuerstein will ebenfalls seine katholische Schule erhalten wissen und machte geltend, daß die Sirnultanisterung, der höheren — freiwilligen — Schulen ander» zu beurteilen sei als die der Volks- und ZwangSschulen. Oberlehrer Haux teilte mit, daß der Verein ev. Lehrer für Beibehaltung der Bekenntnisschulen eintrele. Hierauf traten einige Ver leidiger der EinheitSsckule auf, Oberlehrer Morlok Wittlensweiler, der die Aufgabe der Volksschule in der Erziehung tüchtiger, charaktervoller Menschen erblickt u den Religionsunterricht dkm Seelsorger überlasten will, sodann Prof. Dr. Eimer, welcher 30 Jahre an einer Oberrealschule tn Straßburg tätig war und mit dem gemeinsamen Unterricht von Schülern der verschiedensten religiösen Bekenntnisse günstig« Erfahrungen gemacht hat, und P,of. Kübel, der sich auch als Anhänger der Simultanschule bekennt, dabei aber das Recht der Eltern ihre Kinder h nzuschicken, wohin es ihnen beliebt, gewahrt wissen will. In längeren Ausführungen ging Staatsminister a. D. Heywann auf die gemachten Einwendungen ein, worauf Atg. Löchner nochmals die Notwendig, keit der einheitlichen Bildung für unser unglückliches deutsches Volk betonte. Ter Vorsitzende Hauptlehrer Wohlboldt Rodt, schloß die Versammlung mit der Bemerkung, daß die Kirche keine guten Erfahrungen machen würde, falls es ihr gelänge, dem deutschen Volke die Bekenntnisschulen aufzuzwängen.
* Schömberg, OA. Neuenbürg, 33. Okt. Bei der heute st-ttgehabtkn Orttvorstrherwahl stimmten von 591 Stimm- berechtigten 888 ab, davon waren gültige Stimmen 385. Hievon erhielt Schultheiß Hermann 384. Abends um 6 Uhr brachte der Turnverein dem Ncugewählten einen Fackelzug, der Gesangverein und der Kirchenchor ein Ständchen.
WUdvsd, 38. Okt. (Neue Kastenstelle.) Der BezirkSrat Neuenbürg Hot die Errichtung einer selbständigen Zweigstelle der Ober amt ssp arkasse Neuenbürg in der hiesigen Stadt beschlossen, die bereits Ende dieses Monats ihren Betrieb aufnehmen wird.
Sie ergriff, wie nach einer Stütze suchend seine Hand ) und flüsterte: Ja, heute Nacht. Sehen Sie das lE Bild dort neben dem Waschtisch?"
„Den schwarzen Ritter zu Pferd, der fernen Türmer- gegner soeben aus dem Sattel gehoben hat und nun triumpfierend auf ihn niedersieht?" ,
„Ja — seine Augen leuchteten heute Nacht m fahlem Glanz und über seinem Helm flammte ein lichter Vollmond. Uebeczeugen Sie sich selbst, daß auf dem Bild gar kein Mond gemalt ist . . ."
Hempel blickte die Gräfin betroffen an. Dann jmnd er, ohne ein Wort zu sprechen auf, trat vor das Brld und begann die Augen des Ritters, sowie den Raum über dessen Helm zu betasten. Beides war fest und gab so wenig nach, wie die übrige Fläche.
„Was befindet sich hinter dieser Wand?"
„Das Zimmer meiner Kammerfrau." ,. ^
Hempel ging hinüber und betastete auch hier dre Wand, welche frei lag. „Wäre es- nicht denkbar, daß Sie geträumt hätten?"
„Nein. Ich war so wach wie jetzt. Ich habe überhaupt nicht geschlafen. Und da all diese Dinge eben nicht Wirklichkeit sein können, so . . ."
„Frau Gräfin, wollen Sie mir ein.' Bitte g währen?
„Welche?"
„Ueberlasfen Sie mir für heute nacht d> s Zimmer.
„Wozu denn? lächelte sie matt. „Da es sich doch nur um Einbildung meines kranken Gehirns handelt, werden Sie natürlich nichts sehen."
„Wer weiß? In einem hatten Sie doch recht — jenen geheimnisvollen Hauch wie von Geistermund habe auch ich wiederholt in diesem Zimmer gefühlt. Gr existiert tatsächlich."
„Sie? Waren Sie denn schon einmal hier?"
,Ha Verzeihen Sie dieses Eindringen, aber ich must der Sache auf den Grund kommen!"
„Und . . . und Sie haben es wirtlich gefühlt?" Die GvSjM war jMz «isgsrezt.
„Und was denken Sie sich darüber?"
„Daß es eine natürliche Erklärung geben mutz und daß ich sie finden werde. Wollen Sie . mir also heute nacht dies Zimmer Mieten?" ..
Die Gräfin erhob sich wie neu belebt. „Ja — 1« — gerne. Ich bin also nicht wahnsinnig? O Gott. .
„Bestimmt nicht."
, !Jch bin mit allem einverstanden, mit altem — nur kein Aufsehen, bitte, wegen der Gäste und um Arckhurs willen. Ich werde in Ihrem Zimmer schlafen, Margaret soll gleich meine Sachen hinüberschaffen."
„Vorläufig braucht niemand darum zu wissen außer dem Herrn Grafen. Nun noch eine Frage: Haben Sie den alten Lenoir nie in Ihrem Zimmer überrascht?"
„Nein. Niemals." -
> Es geschah alles wie Hempel es anordnete und voll den Gästen ahnte niemand die Veränderung. Hempel 'zog sich früher zurück, di« Gräfin ging als letzte zur
Ruhe.
Am andern Morgen, als Hempel schon zu früher Stunde nachdenklich in den Park hinuutergehen wollte, kam ihm die Gräfin nachgelaus«.
,( ^,Nun?" Fragte sie gespannt. — -7—-7 ,
„Es ist wie Sie sagen — ich blieb natürlich wach und sah die Augen des RitterS hell und den Mond Wer seinem Helm. ID rührte mich nicht, E würdig wieder dunkel, Gleich darauf hörte ich ein unendlich leises Knistern im Zimmer, atS öS sich jemand darin befände. Ich griff nach den Streichhölzern — Unglücks licherweise stieß ich sie dabhi hinunter. Als ich dann Licht hatte, war daS,Zi»nmet leer, die Tür von innen versperrt, wie ich selbst sie «bendS zugeschlossetfl hatte.
Fortsetzung saigr.