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kann. Wohl sind schon vereinzelnd-' amerikanische Kapitalisten in Polen tätig, aber noch fehlt es an den klar erkennbaren großen Gesichtspunkten, Polen zu einer Höhe emporzuhelfen, wie sie die Naturreichtümer des Landes rechtfertigen. Versagt aber die Hoffnung aus Nordamerika, die letzte Hoffnung, die Polen noch hegt, dann stürzt das Land in anarchistische und bolschewistische Tiefen und Abgründe.
s Das polnische Geldelend.
l Bei Begründung der Republik Polen, vor noch nicht zwei Jahren, stand die Polenmark der deutschen Reichs-, mark gleich, vorübergehend sogar über 100. Februar 1920 war sie auf 60 gefallen. Anfang Oktober 1920 bereits auf 21, an dem Jahresende 1920/21 auf 10 und jetzt ist sie bereits unter 2 gefallen. Schon hat die Börse zu Riga die Notierung der Polenmark gestrichen, schon gehen an der amtlichen Warschauer Börse mehr als 6000 Polenmark auf einen einzigen Dollar, im freien Verkehr ist wie immer das Verhältnis noch viel ungünstiger. Unaufhaltsam treibt die polnische Mark Zuständen zu, die sich von sowjetrussischen kaum etwas unterscheiden.
Die Teuerung hat infolgedessen weiter Angenommen, die Ernte ist nicht so groß gewesen, daß das Land sich selbst ernähren kann. Der Krakauer „Norod" schreibt, daß die Ernte das Land nur bis Februar ernähre.. Schon kostet der Zentner Kartoffel 3000 Mk., ebensoviel der Roggen neuer Ernte. Die Warenknappheit wird immer größer, die Industrie fällt aus einem Streik in den andern. Die Arbeiter setzen ihre Forderungen auf Erhöhung ihrer Löhne größtenteils durch, die Produktionskosten steigen, die berühmte Schraube ohne Ende ist da. Nur der Staat erhöht selten oder nie die Bezüge feiner Angestelltem Trotzdem verschlingt das Riesenheer seiner Beamten ungeheure Summen. Die Nichterhöhung der Beamtengehälter hat die Folge, daß die Klagen über die Unzuverlässigkeit und Bestechlichkeit der Beamtenschaft immer lauter werden.
Der Papiergeldumlauf nimmt neuerdings in jedem Vierteljahr um rund 20 Milliarden Mark zu und hat bereits die Summe von 130 Milliarden Mark überschritten. Die Staatsschulden betragen mehr als 700 Milliarden Mark. Unter diesen Umständen ist es für Polen ein Glück, daß Danzig, der durch den Versailler Vertrag geschaffene Handelshafen Polens, seine alte deutsche Währung beibehält. In demselben Augenblick, in dem in Danzig die deutsche Mark aufhörte, gesetzliches Zahlungsmittel zu sein, würde der gesamte polnische Handelsverkehr still liegen. Würde Danzig nicht die deutsche Währung besitzen, so würde es dem polnischen Kaufmann sehr schwer fallen, sich die fehlenden Weltvaluten zu verschaffen. Danzigs deutsche Währung wirkt gewissermaßen als Ausgleich. Das ungeheure Uebergewicht fremder Devisen, Msbesonders des Dollars, wird auf dem Umweg über vre deutsche Reichsmark etwas abgeschwächt und gibt so Polen erst die Möglichkeit, mit Amerika, insbesondere Nordamerika, in geschäftliche Verbindung zu treten.
Gerade Handelsbeziehungen mit Nordamerika könnten aber dem wirtschaftlichen Chaos in . Polen Einhalt tun. Nordamerika ist dank seines Warenüberflusses in der Lage, helfend für Polen einzuspringen. England hat zu häufig seine Gleichgültigkeit an Polens Geschick gezeigt. Frankreich zeigt, je länger desto deutlicher, daß es in Polen nur den Kettenhund gegen Deutschland, mit dem Polen doch eines Tags in engere wirtschaftliche Beziehungen treten muß, sicht und durch uns aus Polen die verformen russischen Milliarden wift>er holen will.
Polen befindet sich heute in einem solchen Zustand tvirt- fchaftlicher Not, daß nur ein Land von einer Macht- külle, wir sie Nordamerika besitzt, noch helfen und retten
Der Wiederaufbau und die Landwirtschaft.
In der Vorversammlung der bayerischen Landesbauernkammer machte Geheimrat Dr. Heim folgende Mitteilungen: Beim Reichskanzler fand dieser Tage eine Aussprache zwischen berufenen Vertretern der deutschen Landwirtschaft und des Reichssinanzministeriums statt. Die Industrie hat sich bereit Erklärt, ihrerseits in dieser Zeit der Not dem deutschen Volk ein großes Opfer zu bringen durch Beschaffung der Geldmittel, die Deutschland in den nächsten Monaten benötigt, um das zu erfüllen, wozu wir uns durch Annahme des Londoner Ultimatums verpflichtet haben. Das Programm, das erfüllt werden soll, lautet: Beschaffung der Devisen an die Entente für letzt und für die Zukunft. Es handelt sich also um eine dauernde Hilfsaktion. Es wird ja am 15. Oktober wieder eine größere Forderung fällig (300 Millionen Goldmark) für die Abgleichung der sog. 26 Prozent Ausfuhrzuschläge, am 15. Januar kommt abermals eine Zahlung von einer halben Milliarde, da wir jährlich einen Zinsendienst auf die bereits gegebenen Schuldbons zu leisten haben. Vollständig ungeklärt ist es bis zur Stunde, woher die Mittel genommen werden können, um vierteljährlich eine halbe Milliarde in Gold zu leisten.
Es ist noch nicht klar, ob das Opfer der Industrie von d dem Einzelnen gebracht wird, oder ob die Industrie die Sache verbandsweise machen soll oder auf dem Weg
.. Belastung mit vorhergegangener
" der Jn-
daß sie
die Devisen beschafft gewissermaßen als Vorausbelastung auf ihre Steuerschuldigkeit mit dem Recht, die Vorausleistung äuf die Steuer anzurechnen. Die Aussprache ! in Berlin war durchaus unverbindlich. Ich! möchte darauf Hinweisen, daß der Reichskanzler wörüich sagte: „Es handelt sich nicht nur um eine einmalige Leistung der Industrie. des Handels und der Bankwelt, sondern um die, Erschließung einer dauernden Devisenquello,' Diese Garantie muß die Industrie übernehmen." Auch von der Bankwelt war die Rede.
Und dann kam die dritte Besitzgrupper die Landwirtschaft. Es wurde uns mitgeteilt, daß der Wan Noch' nicht feststehe, wie die Landwirtschaft herangezogen Werden soll. Man wolle der Landwirtschaft selbst Go- legenheit geben, einen Weg vorzuschlagen. Es kommen folgende Wege in Frage: Eine Bürgschaftsleistung der Landwirtschaft in dem Sinn, daß für die Zahlungen, die die Industrie leistet, die Landwirtschaft bezüglich de- Zinsendienstes,-vielleicht auch bezüglich der Heimzah- Kmg die Garantie auf sich nimmt. Ein anderer Weg Wäre der eines zweiten Reichsnotopfers für däS nächste Jahr. Einstimmigkeit bestand darüber, daß die Landwirtschaft nach der Natur ihres Betriebs nicht in der Lage ist, selbst Devisen zu beschaffen. Dagegen wurde davon gesprochen, daß die landwirtschaftlichen Betriebe Hypotheken aufnehmen. Abschließendes wurde nicht vereinbart.
Ich habe eine abweichende Haltung eingenommen, abweichend sowohl von dem Standpunkt des Reichskanzlers als auch von den Vertretern der Landwirtschaft. Wir sind zurzeit in Deutschland gezwungen, jährlich um 2 Goldmimarden Lebensmittel usw. einzuführen. Dasind nach dem heutigen Stand der Valuta 50 Milliarden Papiermark. Das erste Ziel einer richtigen Volkswirtschaft muß sein, diese 8 Milliarden aus der Einfuhv- bilanz auszuschalten, um damit 2 Milliarden Devisen zu sparen. Ein Eingriff in die Substanz bei der Landwirtschaft müßte doppelt verhängnisvoll sein, weil dadurch der Prozeß, unsere Produktion zu steigern, gestört würde. Es wurde anerkannt, daß seit einem Jahr ein erfreulicher Aufstieg in der landwirtschaftlichen Produktion unverkennbar ist. Ein derartiger Eingriff in das Betriebskapital der Landwirtschaft wäre umso ver-
zrnsvoller, weil dank der Erbschaftssteuer, die elbst bei Kindern in der direkten Linie bezahlt werden «mß, sich das Besitzbild in der Landwirtschaft vollständig verschoben hat. Ich habe es als notwendig erklärt, daß die Rollen so perteilt werden sollen: Industrie Devisen beschaffen, Landwirtschaft Devisen sparen und Arbeiterschaft keine Devisen vergeuden.
Erste Voraussetzung für das Gelingen des Plans ist, daß nicht einseitig an einem Strang gezogen wird. Es ist notwendig, daß auch die Arbeiterschaft bei diesem großen Rettungswerk mithilft. So lange es noch frevelhafte Streiks gibt, solange der unsinnige, schablonenhafte Achtstundentag beibehalten wird, ist jedes Opfer des Besitzes ein einseitiges Ziehe .: am Strang: der Karren wird beiseite gerissen und fällt um. Die Reichsregierung muß den Mut haben, dafür zu sorgen, daß am Strang auf der gan^n Linie gleichheitlich angezogen wird.
Wie kann die Landwirtschaft Devisen sparen? Indem wir unsere Produktion so heben, daß wir die Einfuhr von Lebensmitteln einschränken. Der Weg ist schwierig und lang; aber je eher er beschriften wird, desto besser. Bisher war es der Fleiß unserer Bevölkerung, die sich an die Hebung der Produktion gemacht hat. Die Betriebsstätten auf dem Land sind massenweise verbessert worden. Aber die Klarheit müssen wir haben, daß es mit einer reinen Privatinitiative nicht getan ist- Man erwartet von der Landwirtschaft ein festes Programm. Zunächst ist notwendig, die vielen Kräfte, die im Dienst eines Fortschritts und der Landwirtschaft arbeiten, zusammenzuschließen und daß diese Forderung sogar staatliche Unterstützung in reichstem Maße erfahren muß. Die Frage, ob die Arbeit geleistet tverden kann, beantworte ich entschieden mit Ja. Als ein Programm der großen organisatorischen Arbeit betrachte ich die planmäßige Verbesserung des Saatguts, die bessere Bodenbearbeitung und Unkrautbekämpfung, reichliche Verwendung vonKunst- dünger usw. Ich denke mir, daß die Ausführung in die Hand der berufsständigen Organisaftonen gelegt wird.
Die bayer. Landesbauernkammer erklärte sich mit dem Vorschlag von Dr. Heim einverstanden, daß der Volkswirtschaftliche Ausschuß die Frage weiter verfolge.
Neues vom Tage.
Zusammenschluß der sozialdemokratischen Angestellten» und Arbeiterverbände.
, Essen, 4. Okt. Der Verbandstag des Allgemeinen s Freien Angestelltenbunds (Afa) hat den Vorschlag der ! Berbandsleitungen über den Zusammenschluß der ! Freien Angestelltenverbünde mit den Freien Arbeit gebergewerksch asten bestätigt. Der anwesende Vertreter des Deutschen Beamtenbunds Länge-Berlin sagte, er beglückwünsche den Zusammenschluß in dev Ueberzeugung, daß die Wege der Freien Verbünde «Wch di« Wege des Beamtenbunds sein müssen.
Einigung im Rnhrbergban. '
Essen, 4. Okt. Die Verhandlungen zwischen der An- geftelltenorganisation und dem Zechenverband sind gestern zum Mschluß gekommen und haben zu einer Einigung geführt. ---
' Korvettenkapitän Erhardt gegen einen neuen Putsch.
München, 4. Okt. Die „München-Augsburger Abend- Zeitung" erhält von Korvettenkapitän Erhardt eine Zuschrift. in der sich dieser gegen die Nachricht wendet, daß er sich mit dem Gedanken eines neuen Putsches trage. Er le^t in längeren Ausführungen dar, daß er kein Bedürfnis habe, sich noch einmal an einem solch planlosen Unternehmen, wie der Kapp-Putsch, zu beteiligen. Ein neuer Putsch würde zum Scheitern verurteilt sein, da sich die Machtmittel des Staates gefestigt hätten.
Teuerung in Tirol.
Innsbruck, 4. Okt. Die Teuerung in Tirol hat ein bedrohliches Maß erreicht. Die Teuerungsziffer ist in Innsbruck von 177 im August auf 260 am 1. Oktober gestiegen. Die Bevölkerung ist erregt. Die Handelskammer fordert die Bevölkerung aus, Ruhe zu bewah- - reu und warnt vor dem Hamstern. Gegen die fremden Händler, die mit hochwertigem Geld Massen von Waren aufkausen und zum Land hinausführen, solle alle- -usammenstehen.