Reichstag.

Berlin, 6. Juli.

Der Entwurf zum deutsch-belgischen Abkommen be­treffend den Friedensvertrag wird in allen 3 Lesun­gen angenommen, ebenso das Gesetz betreffend Ab­änderung des Reichsbeamtengesetzes von 1873.

Zum Gesetzentwurf über die Neuregelung der im Han- .delsgesetzbuch und in der Gewerbeordnung bei der Re­ge ung des Dienstverhältnisses der Handlungsgehilfen und technischen Angestellten vorgesehenen Gehalts - grenzen beantragt der Ausschuß unveränderte Annah­me und gleichzeitig Annahme einer Entschließung, die die Erwartung ausspricht, daß der in Aussicht ge­stellte Gesetzentwurf über die vorläufige Regelung des Wettbewerbverbots für die technischen Angestellten noch in der nächsten Tagung des Reichstags verabschiedet werden kann. Die bisherige Schutzgrenze soll, den s augenblicklichen Gehaltsgrenzen entsprechend, von 5000 auf 30 000 Mark erhöht werden.

Das Gesetz und die Entschließungen werden debatte­los angenommen, auch in 3. Lesung.

Der Entwurf über die anderweitige Festsetzung der Leistungen und Beiträge in der Invalidenversicherung wird sodann in 2. und 3. Lesung behandelt. Der Aus­schuß beantragt eine Einteilung in 8. Klassen. Klasse! umfaßt Einkommen bis zu 1000 Mark, Klasse ll 1000 bis 3000 Mark, Klasse III 3000 bis 5000 Mark, Klasse IV 5000 bis 7000 Mark, Klasse V 7000 bis 9000 Mark, Klasse VI 9000 bis 12 000 Mark, Klasse VI! 12 000 bis 15 000 Mark und Klasse VIII mehr als 16 000 Mark. Als Beiträge sollen erhoben werden bis zum 31. Dezember 1926 für die Woche in Klasse I I 3.50 Mark, Klasse II 4.50 Mark, Klasse III 5.50 Mark, i Klasse IV 6.50 Mark, Klasse V 7.50 Mark, Klasse V!

9 Mark, Klasse vil 10.50 Mark, Klasse VIII 12 Mark, !

Ein Antrag der Koalitionsparteien will in Lohn- i klasse ll die vollen Wochen als Kriegsdienstzeit, irr Klasse I außer der Kriegsdienstzeit auch Verhinderung durch Krankheit in Anrechnung bringen. ?

Außerdem liegt zu den einzelnen Paragraphen eine ^ Reihe von Abänderungsanträgen der Unabhängigen! tzor, die sich aus die Erhöhung der Leistungen beziehen./ ?

Die Vorlage wird nach längerer Debatte tm wefenr- ; lichen in der Ausschußfassung angenommen mit einem k Antrag Erkelenz (D.d.P.), wonach Kriegsteilnehmern die Kriegsdienstzeit nach Klasse II angerechnet werden soll. Die 3. Lesung findet morgen statt.

Ter Gesetzentwurf betreffend die Gebühren der Rechtsanwälte und Gerichtsvollzieher wird in 2. und 3. Lesung angenommen.

Es folgt der Gesetzentwurf betreffend Wochenhilfe »nd Wochcnfürsorgc. Der Ausschuß hat die Beträge aufgebessert, worüber Abg. Frau Schröder-Schleswig (S.) berichtet. Der Entwurf wird nach den Ausschuß­anträgen in 2. Lesung genehmigt; 3. Lesung folgt morgen.

Die Abstimmung über das Mißtrauensvotum des Abg. Hoffmann (Komm.) gegen den Reichsjnstizminister in der Angelegenheit Jagow ergibt dessen Ablehnung gegen die Stimmen der Unabhängigen und Kommu­nisten.

Nun spricht Reichsfinanzminister Dr. Wirth: Es ist gerade 2 Jahre her, daß in der Nationalversammlung die ungeheuer schwere Aufgabe der finanziellen Li­quidation des Weltkriegs hervortrat. Der Bedarf des Reichs und der Länder wurde damals auf 25 Milliar­den geschätzt. Es wurde aber bei der Schätzung der Reichsfinanzen von 1919 ausdrücklich darauf hingewie-

stn, daß große Unbekannte noch nicht sestständen, namentlich die Summe, die wir jährlich aus dem Friedensvertrag schulden würden. Dazu kam die Geldentwertung und die nachträglichen großen Aus­gaben. Der letztere Faktor ist in Erscheinung getreten in den Milliardenaufwendungen für die Abwickelung des Kriegs, für den Wiederaufbau unserer durch den Friedensvertrag zerrütteten Volkswirtschaft. Das Reich mußte eine große Schuldenvermehrung übernehmen, die umso rapider wurde, als jeder Verbrauch an Gold­mark ein Vielfaches an Papiermark notwendig machte.

Der Schluß der Rede folgt in nächster Nummer.

Aus Stadl und Land.

Mteartels. 7. Juli 19S1.

Der Deutsche Postscheckverkehr im Jahr 192«. Der deutsche Postscheckverkehr hat 1920 einen gewal­tigen Aufschwung genommen und die Reichspostver­waltung vor Ausgaben gestellt, die eine Reihe durch­greifender Neuerungen und eine Umstellung der Be­triebseinrichtungen erforderlich machten. Da durch den Uebergang der Postverwaltungen in Bayern und Würt­temberg auf das Deutsche Reich am 1. April 1920 ein einheitliches deutsches Postscheckwesen gebildet wor­den ist, erscheinen in dem Geschäftsbericht für 1920 zum ersten Mal die Ergebnisse für das ganze Deut«/ sche Reich. Die Zahl der Postscheckkunden ist von 437 667 Ende 1919 um 184676 oder 42 v. H. auf 622 343 Ende 1920 gestiegen. Der Gesamtumsatz be­trug bei 335 Millionen Buchungen rund 684 Mil­liarden Mk., d. s. gegen das Vorjahr 446 Milliarden Mk. oder 188 v. H. mehr. Bargeldlos wurden 556 Milliarden Mk. oder 81 v. H. des Gesamtumsatzes beglichen. Das Guthaben hat von 3,4 Milliarden Mk. Ende 1919 auf 7,6 Milliarden, also um 4,2 Mil­liarden Mk. zugenommen. Die Gesamteinnahme aus dem Postscheckverkehr betrug 232 Millionen Mk.

Postscheckverkehr ins Ausland. Die italienische Postverwaltung macht daraus aufmerksam, daß es un­zulässig ist, bet Postpaketen zu verlangen, daß sie zollamtlich zur Durchfuhr (en transit) über Triest, das nicht mehr Freihafen ist, geleitet werden. Vom 1. Juli an beträgt der Meistbetrag einer Postanwei­sung aus Ungarn nach Deutschland 3200 Mk. und der Meistbetrag einer Postanweisung aus Deutschland nach Ungarn 10 000 Kronen. Ferner werden vom 1. Juli an wieder Nachnahmen auf eingeschriebene Briessen- dungen, sowie auf Briefen mit Wertangabe und auf Postpaketen und Postfrachtstücken nach und aus Un­garn unter den Bedingungen des Weltpostvereins zu­gelassen.

Die Mäuseplage macht sich immer mehr fühlbar. Der Schaden, der dadurch auf den Feldern und in den Gärten verursacht wird, übertrifft noch bei weitem den vom Jahr 1916. In manchen Gegenden darf der Schaden durch Mäusesraß aus 50 und mehr Pro­zent geschätzt werden. Lebhafte Klagen kommen auS der Umgebung von Pforzheim, Brötzingen, Dillstein, Birkenfeld. Aus Gochsheim wird gemeldet: Die Win­tergerste ist zum Teil schon ausgedroschen. Der Er­trag ist nicht besonders gut, da die Mäuse furchtbar gewütet haben. In vielen Gegenden sind die Gemein­den dazu übergegangen, jede abgelieferte Maus mit 510 Pfennigen zu vergüten. So sind in einigen Dörfern Württembergs in kurzer Zeit 1618 000 Mäu­se abgeliefert worden, was aus die ungeheure Menge dieser schädlichen Nager schließen läßt.

Der Doppelgänger.

Roman von H. Hill.

(17) (Nachdruck verboten.)

Eine Minute später trat aus dem Vestibül ves yoiers eine andere weibliche Gestalt auf die Straße hinaus. Sie winkte eine Droschke heran und nannte dem Kutscher als Ziel der Fahrt ein Hotel Unter den Linden. .<

gvorr nanden sich bald nachher Berthe Ravenauo unv Voules gegenüber.

»Der Vogel ist wieder frei!* kam es hastig aus dem Munde des schönen Mädchens. »Marie hat Gelegenheit ge­habt, einen Blick in das Telegramm zu werfen, das ihr Randow von Dresden aus sandte. Er erwartet sie im Hotel Royal. Ihr müßt Euch sofort bereit machen, dorthin zu fahren. Ich werde ihr auf dem Fuße folgen, da alles davon abhängt, daß ich Gelegenheit finde, ihr erstes Gespräch zu belauschen.*

Sie reichte dem langen Amerikaner die Hand und ging wieder zu der unten wartenden Droschke hinab. Diesmal mußte der Kutscher sie zum Anhalter Bahnhof fahren.

Hertha hatte den Detitak nicht in seinem Bureau ange­troffen. Sie hatte ihm eine kurze schriftliche Mitteilung znrück- gelassen mrd war, ohne viel weitere Zeit zu verlieren, zum Bahnhof gefahren. Sie löste ein Billett erster Klasse nach Dresden und setzte sich in die Ecke eines Coupss, uni ihr Gesicht sogleich hinter einem mitgenommenen Buche zu ver­bergen.

Unmittelbar vor der 'Abfahrt des Zuges öffnete einer der Beamten noch einmal die Tür des Abteils und war mit be­sonderer Zuvorkommenheit einer Dame beim Einsteigen be­hilflich, in der Hertha auf den ersten flüchtigen Blick ihre von WolterS beobachtete Hotelgenossin erkannte, die der Portier Fräulein Roumier genannt hatte.

Sie dachte daran, daß auch der angebliche Percy den Namen dieser Dame genannt hatte, aber sie war sehr geneigt zu glauben, daß er sich desselben, den er wahrscheinlich unten an der Hoteltafel gelesen, nur als eines Vorwandes bedient dickte und daß er seine Träaerin aar nickt kannte.

Immerhin halte dies Fräulein Roumier nach alledem für sie ein mehr als gewöhnliches Interesse, und während sie scheinbar fortfuhr, in ihrem Buche zu lesen, beobachtete sie mit einer gewissen Neugier ihre Reisegefährtin, die sich in der Fensterecke an der anderen Seite des Coupss niedergelassen hatte.

Sie fand, oaß sie mit großer Eleganz und ausgesuchtem Geschmack gekleidet sei und durchaus den Eindruck einer vor­nehmen Dame machte. Ihr Gesicht aber erschien ihr so hübsch, wie sie seit langem keines mehr gesehen.

Und je länger sie es ansah, desto mehr wollte es ihr so Vorkommen, als müsse sie dies interessante Mädchenantlitz schon früher gesehen haben, als bei den flüchtigen Begegnungen im Hotel. Sie hatte Zeit und Muße genug, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wo es geschehen sein könnte. Und plötz­lich kam ihr wie eine Erleuchtung die Erinnerung, daß diese Miß Roumier unter allen Umständen die näm.iche Dame sei, von der sich der seltsame Mann mit den dämonischen Augen auf dem Bahnhofe in Vierlinden verabschiedet hatte, als er sie mit dem Ellenbogen anstieß. Es war kein Zweisel sie konnte sich nicht täuschen. Dies Gesicht war viel zu charakteristisch, als daß sie an eine nur zufällige Ähnlichkeit hätte glaube» können.

S. Kapitel.

So sehr diese Entdeckung auch danach angetan war, Hertha zu frappieren, so kam sie doch bei ruhiger Ueberlegung zu dem Schluß, daß es sich aller Wahrscheinlichkeit nach dabei nur um ein sonderbares zufälliges Zusammentreffen gehandelt habe. Denn diese Miß Roumier hätte geradezu mit über­natürlichen Mächten im Bunde stehen müssen, wenn sie im­stande gewesen wäre, sich auf Schritt und Tritt an ihre Fersen zu heilen.

Gern hätte pe sie angeredet, um sich Gewißheit darüber zu verschaffen, ob hier wirklich ein merkwürdiges Interesse an ihrer Person wie an ihrem Tun nnd Lassen obwaltete. Aber die Scheu, von der Fremden vielleicht eine unfreundliche Zurückweisung zu erfahren, hielt sie davon ab, und in tiefem Schweigen legten die beiden Reisegefährtinnen die Fahrt nach Dresden zurück.

Als der Zug in die Bahnhofshalle einfuhr, war es trotz der verhältnismäßig frühen Stunde schon vollständig dunkel. Hertha übergab einem Gepäckträger ihren kleinen Koffer und

Regelt, 6 Juli. lBezirksschulversammlung.) Unter dem Vorsitz des Beziiksschulaussehers, Schulrat Schott, tagte heute die Bezi-kSschuloersammlung für den südlichen Teil des Schul­bezirks Nagold. Dem Bericht deS Vorsitzenden ist folgendes zu entnehmen: Der Bezirk umfaßt 6 l Schulgemeinden, näm- l'ch 87 des OA. Nagold nnd 24 des OA. Calw mit zu sammen 128 Schulklassen, von denen im Lauf de» verg. JahreS 8 neu errichtet wurden; Wildberg und Jselshausem Solche sind noch dringend nötig in Teinach, LiebelSberg, Ebershardt, Holzbronn, Esslingen, Enztal, wo seit langem überfüllte Schulklaffrn bestehen. Die Schülerzahl schwankt in den einzelnen zwischen 94 und 6 (in der einklassige» Schule Beuren). Die Schülerzahl des Bezirks beträgt 3155 Knaben, 3343 Mädchen, 128 weniger als im Vorjahr. Auf 1 Lehrer kommen im Durchschnitt 51 Schüler gegen 53 im Vorjahr. Das 8. Schuljahr ist eingeführt an den Mittel­schulen Calw und Nagold; die Durchführung der Lernmittel, freiheit vollzog sich ziemlich reibungslos. Die vorgenommenen Prüfungen zeigten, daß durch stetigen Fleiß die Schäden des Krieges bedeuend gewichen find und fast allerorts Friedens­stand ringekehrt ist. Die Regelung deS Fortbildungsschul­wesens mit Einführung der erweiterten Staatsbürgerkunde für die Söhne und Haushaltungskunde für die Töchter wird wohl wegen der damit verbundenen Kosten noch einige Zeit auf sich warten lassen. Das letzte Schuljahr stand im Züchen der Kurse: Ein 7 wöchiger Kurs für 31 Fachlehrerinnen für Handarbeit fand in AUensteig statt. Ein Kurs zur Einführung in die Forderungen der Grundschule und de» Arbeitsuntericht» wurde je 1 tägig in Calw, Nagold u. Alten- steia abgehalten. Ein Turn- und Gesangkurs steht für die nächste Zeit noch in Aufsicht. Hauptlehrer Breitling und Rektor Kicfner-Nagold hielten Vorträge über »Behandlung unserer Schwachbegabten* und über W>llen»bild«ng. So herrscht verheißungsvolles Leben auf dem Geb et der Schule, möge eS unser Volk wieder stetig aufwärts führen.

Nagold, 6. Juli. (Das Gustav-Adolf-Fest.) Erstmals seit 1814 häfl der Gustav-Adols-Verrin seine Hauptversamm­lung (die 78) wieder im Hochsommer ab, und zwar am 12. Juli in Na. old. An d!e Beratung der Abgeordneten im Rathaus wird sich um 10'/* Uhr in der Stadtkirche mit Predigt von Stadtpfarrer Dr. Federlin-Wildbad und ei« Jugendgottesdienst in der Seminar-Turnhalle von Stadt- rüarrrr Müller Stuttgart anschliißen. Redner über Pose», Tschecho-Slowakei und Palästina werden erwartet.

Cal«, 7. Juli. (Für Oberschlesi v.) Die Sammlung des Bezirks sür Oberschlrsten hat bis jetzt insgesamt 3831,50 Mark ergeb n.

Freud nstadt, 6. Juli. (Gemeinderatssitzung.) Heute fand die endgültige Abrechnung statt über das Etatsjahr 1920 2l, wobei sich ergab, daß die Einnahmen 4 963 132 Mk. betrugen, denen Ausgaben in Höhe von 5 397063 Mk. gegenüberstehen, wonach sich ein Abmangel ergibt vo» 433 931 Mk-, der durch eine Umlage von 13 Proz. gedeckt werden soll. Der nächste Etat wird bis August vorgelegt werden können. Bezüglich des Kinderfestes wurde be­schlossen, jedem der 1625 Schüler eine Warst und zwei Br.tzeln zur Erhöhung der Festfreude zukommen zu lasse«. Das Gesuch mehrerer Geschäfte, während der Kürzest den Laden Sonntags von 114 Uhr offen halten z« dürfen, wurde der Konsequenzen halber abgelehnt. Auch die FleischpreiSerhöhung kam zur Sprache. ES wurde in Am sicht gestrll», daß die Preise sich bis Herbst wieder senk.n und die M tz,er sollen verpflichtet werden, Kulfl isch im Preis von 810 Mk. für die Bevölkerung zum Bei kauf j-derzeit bereit zu halten.

Oberndorf, 6. Juli. (Stadtschultheiß Heckler-Obem- dorf j-) Gestern abend starb plötzlich infolge einer Lungeu- blutung Kilian Heckler, seit 19l4 Stadlschultheiß hier, im Alter von 44 Jahren.

veäuftragte ihn, ihr eine Droschke zu besorgen. Drauße» ging ein seiner durchdringender Sprühregen nieder, und fröstelnd schmiegte sich Hertha in die Polster, nachdem sie dem Kutscha den Namen des Hotels genannt hatte, in das sie gebracht z« werden wünschle.

Das Hotel Royal lag unmittelbar am Ufer der Elbe. Es war eines von denen, die ihres schönen Ausblickes wegen vo« den Dresden besuchende» Fremden mit Vorliebe frequentiert wurden.

Hertha ließ sich ein Schlafzimmer und einen Salon an­weisen. Dann forderte sie Schreibgerät und warf rasch ei» paar Zeilen nieder» die an den angeblichen Burkhardt ge- richtet waren und ihn aufsorderten, sie auf der nahe gelegenen Augustusbrücke zu erwarten.

Der auf ihr Klingeln erschienene Kellner hatte, wie sie es nicht anders erwartet hatte, auf ihre Frage, ob ein Herr Burkhardt im Hotel wohne, eine bejahende Antwort, uns Hertha händigte ihm das Briefchen mit dem Aufträge ein, es dem Adressaten ungesäumt zu behändigen.

Dann legte sie einen Pelzmantel um ihre Schultern und verließ das Haus, um sich zu dem von ihr vorgejchlagMU Orte des Rendezvous zu begeben.

Langsam schritt sie auf der uralten steinernen Brücke auf und nieder, die die beiden Ufer der Elve, verbindet. Aber Randow ließ länger auf sich warten als sie es vor­ausgesehen hatte, und der eisige Wind, der aus dem Elbtal her über die breite Fläche des Flusses fegte, ließ sie trotz ihrer warmen Hülle so frostig erschauern, daß sie es zuletzt aus der zugigen Brücke nicht länger aushielt, sondern sich zu einem an> Ufer gelegenen Häuschen begab, das als Warteraum für die Dampfschiffspassagiere diente und vor dem sich mehrere Bänke befanden, auf deren eine Hertha sich niederließ.

Ihre Geduld wurde glücklicherweise nicht mehr all zu hart aus die Probe gestellt, denn schon nach wenig Minuten sah sie die hochgewachsene Gestalt eines Mannes auf sich zu­kommen, in dem sie aus den ersten Blick Paul von Randow zu erkennen glaubte.

Sie sprang auf und streckte ihm ihre Hand entgegen, die er mit einer beinahe stürmischen Bewegung ergriff, um üe an seine Lippen »u führen.

Fortsetzung folgt.