.ung in Frankreich unrerwüytt, m oemselben Fraükeeich, wo noch eben nach der russischen Niederlage die patrio­tische Begeisterung auf das höchste entflammt war.

Dieses selbe Sstyem, die finanzielle und wirtschaft­liche Stütze im Ausland zu finden, wendet nun auch Briand an. Man hat den Franzosen versprochen: Deutschland bezahlt alles; und dieses Wort >oar nicht eine patriotische Phrase, sondern lediglich der Ausdruck einer altüberlieferten Uebung. Die franzö­sische Finanzpolitik sucht wieder, wie zur Zeit Napo­leons, ihre eigentliche Stütze in dem auszubeutenden Ausland; und das ist der Sinn der französischen For­derung. Wenn nun diese Forderungen verwirklicht wer­den sollen, dann muß Frankreich, genau wie einst zur Zeit Napoleons, auch politisch die Hand über den Staaten halten, die es ausznbcuten beabsichtigt. So gehen denn hier französische Politik und französische Wirtschaftsforderungen Hand in Hand. Diese überlie­ferte französische Politik muß man sich vor Augen halten, wenn man die heutige Stellungnahme Frankreichs völlig begreifen will. Sie zeigt erst, warum den Franzosen nicht mit einer deutschen Zahlung allein Genüge geleistet werden kann. Der Franzose, der die Befriedigung der finanziellen Bedürfnisse seines Staats im Auslande sucht

auch die französische Kolonialpolitik ist ja nur Aus­beutungspolitik, und der selber Rentner sein will, verlangt die Besetzung des Ruhrgebiets, tveil chm die Tradition seiner Politik in ihrer Verknüpfung von mili­tärischer Beherrschung und finanzieller Ausbeutung dies gebietet.

- Für die vollkommene Einstellung des heutigen Frank­reichs auf die rücksichtslose Gewaltpolitik Napoleons kann doch wohl die Tatsache als Merkmal gelten, daß die dritte Republik es für angemessen hielt, den hundertsten Todestag des korsischen Eroberers zum Nationalst ',er> rg zu erheben.

Neues vom Tage.

Die Entscheidung dringend.

Bcr in, 10. Mai. Minister Dr. Simons teilte best -Parteien mit, die vom Verband gestellte Frist werde scholl Mittwoch nachts 12 Uhr ablausen, die deutsche »Antwort müsse also spätestens Dienstag abend nach Pa-i >ris und London abgehen. Die Regierung werde in der Reichstagssitzung am Dienstag nachmittag ihren Stands Punkt darlegen.

! Ernste Nachrichten aus Oberschlesien.

Oppeln. 10. Mai. Die Erregung der Bevölkerung in den Industriestädten ist aufs höchste gestiegen. Di< Zahlreichen Flüchtlinge sind in Verzweiflung über dei Ungewißheit des Schicksals ihrer Angehörigen und ihres jEigentums. Die Polen fahren fort, Deutsche zu vev schleppen. Kandrzin wird von den Italienern noch ge» halten, die Bahnhöfe von Loschnitz und Taule find dax 'gegen den Polen in die Hände gefallen. Der Verkehr KreuzburgOppeln ist unterbrochen.

In Oppeln wurde ein von der MstimmungsPolizei festgenommener bewaffneter Pole von der erregten Merv ge tätlich angegriffen. Eine französische Streifwache feu« >erte in die Menge. Ein deutscher Kriegsinvalide wurdi erschossen, drei Personen sind schwer verletzt. Auf er» höbene Beschwerde ordnete der französische Kvmmandanj an, daß die Franzosen nur schießen dürfen, wenn sii mtt Waffen angegriffen werden.

Beuthen, 10. Mai. Die Stadt Beuchen ist gestern Abend von den Polen besetzt worden; die Franzosen zogen sich in die Kasernen zurück.

Kandrzin in polnischer Hand.

Berlin, 10. Mai. Der wichtige Eisenbahnknotenpunkt Kandrzin ist in die Hände der Polen gefallen, wo­durch der Verkehr zwischen Oppeln und dem Industrie­gebiet unmöglich geworden ist.

In einer Anzahl von Betrieben Oberschlesiens ist dis Arbeit wieder ausgenommen. Da sich aber die Gruben­leitungen in der Hand der Aufständischen befinden, die Direktoren und Beamten geflüchtet ^w. von den Auf­rührern von ihren Posten entfernt worden sind, ist an eine geregelte Ausübung der Arbeit nicht zu denken.

Aus der Strecke RosenbergLandsberg haben die Polen bei Ja mm eine Gleissprengung vorgenvmmen.

Bruch zwischen den Berbandskontrolleuren.

Berlin, 10. Mai. Wie dieB- Z. am Mittag" aus zuverlässiger Quelle erfährt, ist es in der Verbands- Kommission in Oppeln zu einem offenen Bruch ge­kommen. Die italienischen und englischen Mitglieder ste­hen den französischen in schroffster Haltung gegenüber, de­nen sie vorwerfen, daß sie angesichts der Sachlage in Ober­lschlesien versuchen, die Lösung hinauszuziehen. Die Dif­ferenzen sind sogar rein persönlicher Natur geworden, unk es hat heftige Einzelauftritte zwischen den Mitgliedern der Kommission gegeben. Der zweite italienische Bevoll­mächtigte, der Universitätsprofessor Passagli, hat sein Amt niedergelegt und ist abgereist. Desgleichen haben zwei englische und ein italienischer Kreiskontrolleur wegen ungenügender Unterstützung um Enthebung von ihrem Posten gebeten.

Blntige Kämpfe in Ob erschienen.

Berlin, 10. Mai. Die Einnahme von Kandrzin durch die Polen ist mit Hilfe eines Panzerzugs und zahlreicher polnischer Artillerie nach heftigem Widerstand der Italiener und Deutschen erfolgt.

In einem schweren Gefecht bei Czerwionka haben die Italiener 30 Tote, über 40 Verwundete und 15 Ge­fangene verloren. Bei Kosel sollen die Polen angeb­lich 500 Tote verloren haben.

Lloyd George über den Polcrraussiand. London, 10. Mai. Im Unterhaus teilte Minister Harmsworth mit, die polnische Regierung sei auf­gefordert worden, die Grenze zu schließen und jede Unter­stützung und Ermunterung ihrer Volksgenossen in Ober­schlesien zu verhindern. Lloyd George erklärte auf eine Anfrage: Es ist einunglücklicher Zufall", daß die Unruhen gerade in dem Augenblick eintraten, wo die deutsche Reichsregierung eine Entscheidung in der Ent­waffnungsfrage zu treffen hat. Wir sind im Begriff, alles zu tun, um einen Druck auf die polnische Regie-' runa ansMüben.Auf eine w-i^re Anfrage, ob das Msetz Wer die 6'Opvozentigs Abgabe auf deutsche Ware:, bestehen bleiben solle, antwortete Lloyd George, er müsse erst sehen, wie das Gesetz wirke. Weitere Fragen wur­den abgelehnt, bis man wisse, ob Deutschland das Ul­timatum annehme.

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Halle, 10. Mai. Der Rädelsführer im Eislebener Aufruhr, Josef Klink heil aus Nebra, ist vom Son­dergericht in dbaumburg zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden.

Englische Pressestirninen znm Polenüberfall. London, 10. Mai. DieMorningpost" meldet aus Beuthen, unter den verbündeten Vertretern und verant- , wörtlichen Stellen herrsche große Unzufriedenheit über ! die Parteilichkeit, die von den Franzosen den ! polnischen Aufständischen gegenüber an den Tag gelegt worden sei. Bei Anbruch der Aufstandsbewegung haben ! sich die Franzosen mit 9 Bataillonen, Tanks, einem Rei­terregiment und Artillerie untätig verhalten, während die Italiener, getreu der den Verbündeten übertragenen Pflicht, die Ordnung aufrecht zu erhalten, über 100 Mann Verluste hatten. Die geringen Verluste der Franzosen seien hauptsächlich Unglücksfällen zuzuschreiben. Im Landkreis Beuthen erfuhr der britische Kontrolleur am Tag vor dem Ausbruch des Aufstands, daß die französi­schen Truppen in seinem Gebiet auf eine Kompag­nieherabgesetzt waren. In Groß^Strehlitz tz gaben auf Ansuchen des britischen Kontrolleurs die französischen Artilleristen 5 Schuß ab. Dann griff jedoch der fran­zösische Oberbefehlshaber ein. Die Demütigung der bri­tischen und der italienischen Offiziere war vollständig und das Ansehen der Verbündeten erlitt einen schweren Schlag Die britischen und italienischen Mitglieder der Kommission versuchten, unparteiisch zu sein. Die Franzosen traten jedoch tatsächlich die Regierung an Korfanty ab. Die Polen hätten niemals den Ausstand begonnen, wenn sie nicht zuvor der Haltung der Franzosen sicher gewesen wären. Die Aufständischen hatten strengen Befehl, allen französischen Truppeil aus dem Weg zu gehen.Daily Telegraph" bezeichnet den polnischen Aufstand als eine vor­sätzliche Herausforderung. Es könne kaum angenommen werden, daß der Oberste Rat bereit sein werde, die Lö­sung her oberschlesischen Frage zu Ende zu führen, wäh­rend die Lage noch so ist, baß sein Beschluß entweder erscheinen würde als eine Unterwerfung unter Korfantys Absichten oder als eine Erlaubnis an Deutschland, feinen Anteil mit Gewalt zu nehmen. Unzweifelhaft müßte es hu einem Krieg zwischen Deutschland und Polen führen. Einem diplomatischen Berichterstatter desDaily Te­legraph" zufolge gewinnt der Gedanke langsam an Bo­den, den Beschluß bezüglich Oberschlesiens dem Völker­bund zu überlassen. DieTimes" fordern im In­teresse des europäischen Friedens weitere energische An­strengungen, um den ungerechtfertigten und törichten Auf­stand zu unterdrücken. Korfanty und seine Anhänger forderten die gesamte Grundlage des Fricdensvertrags von Versailles heraus.

Die österreichische Regierung gegen die Anschlußabstimmung.

Wien, 10. Mai. Bei der Beratung des großdeut- fchen Antrags über die Anschlußabstimmung im Ver­fassungsausschuß sagte Bundeskanzler Dr. Mayr, feiner Ansicht nach sei es nicht im Interesse Oesterreichs, in der Anschlußfrage etwas zu tun, solange die Verhand­lungen für die Hilfsmaßnahmen des Verbands für Oester­reich noch schweben. Auch Deutschland könnten neue Schwierigkeiten erwachsen.

Alliierte und Assoziierte.

London, 10. Mai. Im Unterhaus sagte Lloyd George in Erwiderung auf eine Anfrage, der Ausdruck alliierte und assoziierte (verbündete und vereinigte) Mächte sei in Versailles ausgenommen worden und beziehe sich aus alle Mächte, die an der Friedenskonferenz teilgenommey haben und zwar sowohl kriegführende Staaten als auch solche, die die diplomatischen Beziehungen mit Deutsch­land abgebrochen hatten.

Im Interesse des Friedens".

London, 10. Mai. Zu Ehren des Kronprinzen von Japan wurde im Buckingham-Palast ein Festessen gege­ben, bei dem König Georg und der Kronprinz Trink­sprüche ausbrachten, in denen sie die Bedeutung des englisch-japanischen Bündnissesim Interesse des Welt­friedens" betonten.

Der König der Belgier wird vom 4. bis 8. Juli in England einen Besuch abstatten.

Die Arbeitslosigkeit in England und Amerika

London, 10. Mai. Nach einer amtlichen Erklärung betrug die Zahl der Arbeitslosen in England am 30. April 1854000, die der Arbeiter mit verkürzter Ar­beitszeit 1077 000, gegen 1506000, bzw. 888000 am 1. April.

DieEvening News" melden, jetzt seien etwa 5 Mil­lionen Arbeiter vom Streik der Kohlenarbeiter in Mit­leidenschaft gezogen. Der Schaden der englischen Indu­strie sei ungeheuer.

Morning Post" meldet aus Washington, daß, dem amerikanischenEconomist" zufolge, die Zahl der Er- werbslosen in den Vereinigten Staaten nie­mals so hoch war wie augenblicklich. Die Regierung schätze die Zahl der Arbeitslosen auf 3 Millionen, du Arbeiterverbände schätzen sie jedoch aus mindestens 5 Mil­lionen. DerEconomist" schreibt die Ursache für du Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten dem aus« 'kindischen Wettbewerb zu.

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Berlin, 10. Mai. Der sechsfache Lustmörder Fr. Schumann ist in Moabit durch den Scharfrichter hin- gerichtet worden.

Mannheim, 10. Mai. Hier sind gestern mehrere ge­fangene deutsche Soldaten aus dem französischen Ge­fangenenlager Avignon eingetroffen. Unter ihnen be­fand sich auch der letzte deutsche Offizier, der noch in fran­zösischer Gefangenschaft war. 30 deutsche Soldaten sollen sich noch in Avignon befinden.

Paris, 10. Mai. Zwei Abgeordnete haben in der ! Kammer den Antrag eingebracht, den Notenumlauf der t Bank von Frankreich auf 50 Milliarden Franken zu ! erhöhen.

j Paris, 10. Mai. Havas meldet aus Konstantinopel:

' Türkische fliegende Kolonnen haben den Tunnel von , Ajasalnk auf der Bahnlinie Aidin-Smyrna in die Luft ; gesprengt.

f London, 10. Mai. Die verbündeten Regierungen rich- j tcten eine scharfe Note an die polnische Regierung.

Aus Stadl und Land.

Mtt,rteig. 11. Mat

Stadt. Sparkasse Altensteig. In der Beilage zur heu­tigen Ausgabe wird die regierungsseitig genehmigte Satzung der Siädt. Sparkasse Altensteig veröffentlicht. Mit dieser Veröffentlichung tritt die Satzung in Kraft. Die hiesige Spa, kaffe hat nunmehr öffentlichen Charakter und bietet un­ter Haftung der Stadtgemeinde Altensteig Mündelstcherheit. Es ist erfreulich, konstatieren zu dürfen, daß damit d'e jahre­langen, zähen Bemühungen uw Sicherstellung der Zukunft dieses al eingeseflenen, aufstrebenden Instituts einen erfolg­reichen Abschluß fanden. Wir gratulieren der Stadtgemeinde hiezu und wünschen, daß die städtische Sparkasse, die ja zu ihrem Beginnen einen bereits vorhandenen Einlagebestanv von über 7'/s Millionen Mark und ein^n treuen Kunden­kreis in den Schoß gelegt bekommt, der Stadt zum Nutzen und Segen gereichen möge.

Die Eisheiligen. Die Eisheiligen oder gestren­gen Herrn übernehmen für die nächsten Tage die Herr­schaft. Mamertus am 11. Mai und ihm folgen vom 12. bis 14. Mai Pankratius, Servatius und Boni» fatius; in einigen Landesteilen wird auch noch die böse oder kalte Sofie (15.) zugezählt. Als Bringer von Nacht­frösten sind diese Tage gefürchtet. Die Schuld an dmi gefährlichen Frösten trägt nach der Meinung des Land­manns der Maimond, der ein besonderskaltes Licht" iausstrahle. So ganz irrig ist diese Meinung nicht. Wenn am wolkenlosen Himmel der Mond sichtbar ist kann die Wärme des Erdbodens leichter ausstrahlen. Ist der Himmel dagegen bedeckt, so ist der Mond wenig oder gar nicht sichtbar und die Wolken bilden gewisser­maßen einen schützenden Mantel, der es zu einer den jungen Pflanzennachwuchs gefährdenden Ausstrahlung nicht kommen läßt. Die Kälterückfälle im Mai sind nach Wissenschaftlichen Forschungen die Folgen der Erwärmung des südöstlichen Europa. Dadurch entsteht dort gern ein Lustdruckminimum, während im Westen und Norden unseres Erdteils hoher Luftdruck herrscht, womit sich die um diese Zeit oft vorherrschende nördliche Windrich­tung erklärt. Kühlt sich dann in heiteren Nächten bei nord­westlicher oder nördlicher Windrichtung die Luft 'so stark vb, daß es zu Bodenfrösten kommt, dann sind die jungen Triebe meistens verloren.

Die Spareinlagen haben sich im Reich im Mär; um 800 Millionen Mk. erhöht. Darin sind natürlich Riesenbeträge an Gehaltseinzahlungen enthalten. Seit Jahresbeginn beträgt der Zuwachs 2,8 Milliarden Mk., während im Vorjahr die ersten drei Monate eine Abnahme von 360 Millionen Mk. gebracht haben. Gewerbe und Industrie liegen bei uns so darnieder, daß man in abseh­barer Zeit mit Geldknappheit nicht wird rechnen müssen.

Erwerbslose und Streikarbeit. Der preußisch« Wohlsahrtsminister hat in einem Rundschreiben den Standpunkt eines Magistrats gebilligt, daß Erwerbs­lose nicht zu Arbeiten angehalten werden, um deren Aus­führung oder Entlohnung ein wirtschaftlicher Kampf ge­führt werde. Die Uebernahme solcher Arbeiten gelte als Streikbruch und könne deshalb den unterstützten Erwerbs­losen nicht zugemutet werden, weil damit gewisse Ge­fahren verbunden seien.

Keine Einigung in der Wohnungsfrage.

Nach einer Berliner Meldung ist in der Frage des Ge­setzes üAr die Erhebung einer Abgabe zur Förderung des Wohnungsbaus (Wvhnabgabe) eine Einigung zwischen Rerchsregierung und Reichsrat nicht zustande gekommen Die Entscheidung steht daher jetzt beim Reichstag.

"^'b?ung per Kallpreise. Die vor

am 21. April festgesetzte ^Hochstprepe für Kali sind durchweg um 55 Prozent er hoht worden, nicht um 65-75 Prozent, wie Kaliinter Dienten es wünschten, ebensowenig um 35 Prozent dre der Reichswirtichaftsminister zugestehen wollte. Mw .M sich auf die Mittellinie geeinigt

der Mark in Pfennigen am 16 ^ ^ 7,1, Belgien 14,7, Norwegen 10,9, Däne

mark 9,3, Schweden 7,1, England 7,6, Amerika 6,3.