Vom Heere. Bei allen Truppenteilen des Armeekorps rückten gestern eine Anzahl ehemaliger Einjahrig-Freiwilliger zur Ableistung der acht- wöchigen Hebung L ein. Durch diese Uebung kann die Eigenschaft als Offizieraspirant erworben bezw. wieder erworben werden. In den Garnisonen Ludwigsburg und Ulm findet gegenwärtig ein Kursus in der Ausbildung als Veipflegungsoffizier statt. Dieser Kursus dauert 8 Tage und bezweckt, den Teilnehmern den Dienst als Verpflegeoffizier näher bekannt zu machen. Beteiligt sind einige aktive Offiziere undOffiziere des Beurlaubtenstandes.

Die Einnahmen aus dem württ. Post-, Telegraphen- und Fernsprechbetrieb betrugen im Juni im ganzen 1871 859,08 ^ (4- 63 999,85 Vom 1. April 1913 bezw. 1912 ab 7 684 599, 28 ^ (-j- 444 669,16 ^.).

Vorträge in Liebenzell. Der durch seine religionsphilo­sophischen Schriften und geistreichen Vorträge und Kanzcl- reden in weilen Kreisen rühmlichst bekante, durch seine Käm­pfe mit dem Berliner Oberkirchenrat (Fall Bernstein) in der Presse der verschiedensten Richtungen mit gleicher Sympathie seit einer Reihe von Jahren viel genannte P. Bernstein ge­denkt Anfang nächster Woche in Liebenzell den Kurgästen ge­nußreiche Abende durch Vorträge zu bereiten, die die höchsten Lebensprobleme behandeln. (Näheres folgt im Jnsertenteil.)

scb. Mutmaßliches Wetter. Für Freitag und Samstag ist noch kurze Trübung, dann aber auf' heiterndes und wieder wärmeres Wetter zu er' warten.

v. Bad Liebenzell, 6. August. Eine Oberbahn­wärterstelle in Liebenzell wurde dem Hilfswärter Ferdinand Hutt übertragen.

Weilderstadt, 6. August. Der 10 Jahre alte Sohn des Schuhmachers Siegle ist in der Scheune abgestürzt und hat beide Arme gebrochen. In der Familie häuft sich Unglück auf Unglück, denn erst im Vorjahr kam ein Sohn beim Militär auf schreckliche Weise ums Leben, und vor 2 Jahren hat die Mutter einen Schlaganfall erlitten.

Freudenstadt, 6. August. Wie derGrenzer" erfährt, wur­den einer argentinischen Familie, die auf der Reise nach Freudenstadt begriffen war, auf der Strecke Schaffhausen-- rich aus einem Abteil erster Klasse zwei Handtäschchen ge­stohlen, die Juwelen im Werte von 500 000 Frcs. enthielten.

Württemberg.

Tie Selbstmorde zweier Landjäger.

Wie erinnerlich, wurden in der Zweiten Kammer bei der Etatsberatung Beschwerden vorgetragen über eine ungeeignete Behandlung der Landjäger. Die Selbstmorde zweier Land­jäger im Jahre 1911 sind in dem Sinn erörtert worden, daß sie auf Mängel in der Organisation des Landjägerdienstes und ein fehlerhaftes Verhalten der Vorgesetzten jener Land­jäger zurückgeführt wurden. Die vom Ministerium des In­nern in dieser Beziehung angestellten weiteren Erhebungen haben das Ergebnis der früheren amtlichen Untersuchung durchaus bestätigt und lasten es, wie der Staatsanzeiger schreibt, als außer Zweifel gestellt erscheinen, daß der Grund jener Selbstmordfälle in den eigenen persönlichen Verhältnis­sen der beiden Landjäger zu suchen und nicht aus einem schuldhaften oder unangemessenen Verhalten ihrer Vorgesetzten zu erklären ist. Insbesondere haben sich keine Anhaltspunkte dafür ergeben, daß der Landjäger H. der Hauptstelle Mün- singen am 13. Mai 1911 anläßlich der Korpsmusterung sei­tens seiner Vorgesetzten in den Tod getrieben worden sei. Bei dieser Musterung sind nach den Aussagen sämtlicher dabei

Amina.

19) Roma« von Gerhard BLttner.

Er deutete auf ein naheliegendes Handelsschiff. Amina neigte sich ein wenig über den Rand des Schiffes und horchte. Leicht lehnte er sich neben sie; ebenfalls den Kopf lauschend vorwärts beugend. Wohl- tönig klang es herüber:

Leise wiegt die Adria, grüßt den Strand vom Strande; Dorten schön Jtalia, hier der Türken Lande...

Bin ein Mädchen aus Mostar, ewig schönem Städtchen. Bin wie ein Zigeunerkind, ein verliebtes Mädchen. Als ich einst geboren ward, legte mir die Sonne In mein kleines Menschenherz heiße Südlandswonne. Voller Glut und voller Lust, liebt ich Hassan Ahmed; Ehrte ich den Paschtsürst, küßt' den kleinen Salet: Tage kommen, Tage gehen meine Liebe flutet Bis mein heißes Türkenherz sich einmal verblutet. Leise wiegt die Adria, grüßt den Strand vom Strande, Dorten schön Jtalia, hier der Türken Lande ..."

. . . . hier der Türken Lande . .

Das Lied endete.

Es war ein melancholischer, abschließender Refrain, Töne, noch tiefer ergreifend als die Abendsonne, die Amina heute hatte sterben sehen.

Es ist kühl," sagte sie jetzt,schlafen Sie wohl, Ben Hassan Omir . .

Sie gehen hinab in die Kajüte, Sie wollen schon ruhen . . . Der Abend ist so traut; man könnte noch lange hier so an Backbord sitzen und träumen . .

Sie nickte. Wortlos begleitete er sie bis an die herabführende Treppe. Eine ganze Weile ließ sie ihm ihre Hand, dann entzog sie ihm leise dieselbe, während

anwesenden Landjäger keine scharfen Worte des Tadels gegen H. gefallen, obwohl der in Auftastung und Gedächtnis als schwach begabte und dabei sehr empfindlich geltende H. eine ungewöhnlich mangelhafte Kenntnis der Vorschriften gezeigt hatte. Der Bezirkskommandeur sah sich daher veranlaßt, ihm den Rat zu erteilen, er möge sich bemühen, seine Kenntnisse zu vervollkommnen. Der Korpskomandeur nahm sogar An­laß, ihm Mut zuzusprechen und ihn wegen seiner Fortschritte im Erlernen des Schneeschuhlaufs zu beloben. Nach den Zeugenaussagen ist der Selbstmord des H. aller Wahrschein­lichkeit nach auf Liebeskummer zurückzuführen. Während nach den Aussagen eines Zeugen, eines mit H. befreundeten Ulanenunteroffiziers, H. noch wenige Stunden vor dem Selbst­mord ihm von seiner Absicht des Selbstmordes wegen eines Mädchens aus der Münsinger Gegend gesprochen hatte, hat er sich ihm gegenüber nie über die dienstliche Behandlung im Korps beklagt, im Gegenteil sich recht befriedigt geäußert. Ein Teil der damaligen Kameraden des H. haben sich dahin ge­äußert, als ob er geistig nicht ganz normal gewesen wäre. Ein Bruder des H. mußte wegen geistiger Beschränkung vor­zeitig aus dem Militärdienst entlassen werden. Das Oberamt Münsingen hat nach dem Selbstmord auf Grund der polizei­lichen Erhebungen und des übereinstimmenden Gutachtens des Arztes eine Zerrüttung der geistigen Kräfte als Ursache des Selbstmordes als feststehend angenommen. Der Selbstmord des Landjägers R. in Kirchheim ist durch sittliche Verfehlun­gen und krankhafte geistige Veranlagung des Verstorbenen veranlaßt.

Stuttgart, 5. August. In einer Sitzung vom 3. ds. Mts. hat der Ausschuß des gegenwärtig über 6000 Mitglieder zählenden Verbands der Ev. Arbeitervereine Württembergs einstimmig den An­schluß des Verbands an die deutsche Volksversicherung A.E. beschlossen. Es wurde besonders darauf hin­gewiesen, daß der Name des Vorsitzenden des Auf- sichtsrats, Graf Posadowsky, die Gewähr biete, daß der Organisationsfonds von 1 Mill. ^ eine groß­zügige Werbearbeit ermögliche. Der deutschen Volks­versicherung, die ein Grundkapital von 2 Mill. aufweist, also das doppelte des Grundkapitals der im Anschluß an die Konsumvereine und soz.-dem. Gewerkschaften gegründetenVolksfürsorge", gehören von evang. Seite noch die Jünglingsvereine, sodann die Ev. Arbeitervereine und Arbeiterinnenvereine des Eesamtverbands, des bayerischen und des Bo- chumer Verbands an, nicht dagegen die sog. gelben Gewerkschaften. Insgesamt haben sich Organisationen mit einer gesamten Mitgliederzahl von IV- Mill. der Volksversicherung angeschlossen.

Stuttgart, 6. August. Zum Sammeln bläst der Lan­desvorstand der sozialdemokratischen Partei Württembergs in einem Aufruf, in dem gesagt wird:Unsere diesjährige Lan­desversammlung hat nach dem einmütigen Urteil aller Teil­nehmer in höherem Grade befriedigt, als die der letzten Jahre. Erfüllt von der Hoffnung, daß ungeachtet aller Meinungsver­schiedenheiten in Einzelfragen alle Parteigenossen des Lan­des künftig Schulter an Schulter in voller Kameradschaft für die hohen Ziele des Sozialismus arbeiten werden, sind die Vertreter der Parteiorganisationen in ihre Heimat zurück­gekehrt. Der Landesvorstand geht an seine Arbeit mit dem festen Willen, den Frieden in der Landesorganisation zu för­dern und alle Kräfte zu konzentrieren auf den Kampf gegen die Feinde der Arbeiterklasse". Der Landesvorstand stellt dann in Aussicht, daß er als eine der ersten seiner Aufgaben die

er sich seiner Kajüte zuwandte und sie dann Hinabstieg, den Träumen einer Nacht an der Adria entgegen.

Die Wasser der Adria plätscherten leicht und über den Hafen von Triest war die Ruhe der Nacht gekom­men; mit ihr völlige Finsternis. Vom Hafen her leuch­teten keine Lichter mehr herüber. Der Kapitän hatte es für notwendig gehalten, einige Schiffsfuß breit aus den Reihen der Bordlagerer herauszufahren, damit er in der morgigen Frühe leicht vorwärts konnte. Nach diesem kurzen Manöverieren hatte er vom Bollwerk entfernt erneut Anker geworfen und sich dann auch selbst zur Ruhe begeben. Bis auf den Wachtmatrosen war nun alles still an Bord; nur hin und wieder ließ einer der Schiffswolfshunde sein Bellen vernehmen. Eben­so lagen auch die vielen andern Schiffe und Kähne im Hafen von Triest still da.

Der nächtliche Frieden verriet nichts mehr von allen Sorgen und Kämpfen, die des Tages Wirren zu­weilen bieten.

Es war, als hätte der Weltschöpfer die ganze Um­gebung unter seine schirmenden Fittiche genommen, bis er sie mit Anbruch des neuen Tages wieder für neue Arbeiten widerstandsfähig fand.

Helop, helop, he, ho, je ho . . ."

Das war die Stimme des Kapitäns Geldern von derOmra", eine gewaltige männliche Donnerstimme, welche das Wecksignal für die Mannschaft des Schiffes verkündete. .

Es war noch finster. Und nur ahnen ließ sich dre Nähe eines neuen Tages, nur ahnen die Nähe des wer­denden Sonnenglanzes und hurtig tummelten sich bald auf dieses kategorische Signal dieManns" der Omra auf Deck und in etlichen Schiffsräumen. Voller Kraft ging es nach einem kurzen Morgenimbiß an das Flott-

Neuordnung des Delegationsrechts zur Landesversammlung in Gemeinschaft mit dem Landesausschuß und den Kreisvor­ständen und unter leidenschaftsloser Prüfung aller vorgeschla­genen Wege und Möglichkeiten zu lösen bestrebt sein werde.

Stuttgart, 6. August. Die Not an den Mann tritt nun bei den streikenden Arbeitern, die sich der Firma Bosch nicht von selbst zur Verfügung gestellt haben und die nun in ab­sehbarer Zeit auf keine Anstellung bei dieser Firma mehr hof­fen dürfen. Sie hielten heute morgen wieder eine Versamm­lung im Gewerkschaftshaus ab, deren Ergebnis streng geheim gehalten wird. Nicht geheim gehalten werden konnte aber die Zahl der noch nicht beschäftigten Arbeiter, denn nach Schluß der Versammlung strömten sie alle auf die Eßlinger Straße, und man konnte da etwa 300 Leute zählen. Zwei­fellos sind das aber nicht alle der noch ausgesperrten Arbeiter.

Ludwigsburg, 6. August. Im Keller der Kantine der ersten Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 29 wurde unter einem Haufen Kartoffeln versteckt eine Kiste gefunden, die eine große Anzahl zum Teil sehr wertvoller gestohlener Gegenstände enthielt. Die Kiste gehörte einem Soldaten des Regiments, der sich lange Zeit hindurch Spinddiebstähle zu Schulden kommen ließ und dabei besonders die Kästen der Einjährigen bevorzugte. Wegen Diebstahls von 3 hat er erst eine 3monatige Gefängnisstrafe verbüßt.

Lauterbach, OA. Oberndorf, 7. August. Ein bei seinen Verwandten hier zu Besuch weilender 12 Jahre alter Knabe aus Stuttgart stürzte beim Spielen von dem etwa 100 Meter hohen Kreuz- felsen und war sofort tot.

Rottweil» 7. August. Der Hauptgewinn der Lautlinger Kirchenbau-Lotterie, 15000 Mark, fiel einem hier lebenden pensionierten Bahnwärter zu.

Tuttlingen, 7. August. Gestern nachmittag zog ein hef­tiges Gewitter über die Gemeinde Neuhausen. Der Blitz schlug in das Wohn- und Oekonomiegebäude des Landwirts Brodmann. Die Scheune und das Wohnhaus standen sofort in Flammen. Beide Gebäude wurden in Asche gelegt. Das lebende Inventar konnte gerettet werden. Fast gleichzeitig schlug ein Blitzstrahl in das Dekanatsgebäude zu Wurm­lingen, aber ohne zu zünden. Ein Schornstein wurde in Stücke gerissen und in den Garten geschleudert. Verletzt wurde niemand.

Nürtingen, 7. August. Gestern abend ist der 16 Jahre alte Seminarist August Roth aus Ebingen aus dem Fenster des Seminargebäudes vier Stock tief in den Hof hinabgestürtzt. Er wurde so schwer verletzt, daß bald darauf der Tod eintrat.

Ebersbach a. Fils, 5. August. Die unlängst vorgenom­mene Schultheißenwahl ist von Oberamtssekretär Arnold und Gemeinderat Traub angefochten worden.

Erbach o. A. Ehingen, 6. August. Gestern nachmittag kurz nach 1 Uhr ging über Dorf und Markung ein äußerst hef­tiges Hagelwetter nieder. Die Hagelkörner, die Walnuß­größe erreichten, fielen in solchen Mengen und mit solcher Wucht, daß der größte Teil der Getreideernte fast ganz ver­nichtet ist. In kaum 5 Minuten hatte sich das Unglück voll­zogen.

Aalen, 5. August. Da infolge der schlechten Witterung in den letzten Wochen die Getreideernte auf einige Zeit hin­ausgerückt ist, benutzen unsere Bauern das schöne Wetter zum Einheimsen eines prachtvollen Oehmds, das die heurige ge­segnete Heuernte in willkommener Weise vervollständigt. Auf eine Obsternte freilich muß hier verzichtet werden, weil durch den verspäteten Aprilfrost Kern- und Steinobst völlig ver­nichtet wurde.

machen des Schiffes. Kapitän Geldern stand auf der Kommandobrücke und pfiff das SignalHalbdampf" . . ein Stöhnen ging durch das Schiff . . . Die Wogen schäumten zur Rechten und zur Linken . . . dann war die Omra frei und stolz fuhr sie nach des Kapitäns RufVolldampf" hinaus aus dem noch stillen Hafen von Triest, hinaus in die Adria, hinein in das stille blaue Meer.

Nebelig war es. Doch lange hielt es nicht an. Und als die Omra die Entfernung vom Festlande er­reichte, welche dasselbe bei klarem Wetter nur noch als eine Linie erscheinen ließ, da brach der leichte, matte Dämmer-Morgenschimmer herein und nahm allmählich an lichter Kraft zu, bis der neue Tag in voller Maje­stät als ein selten schöner, klarer erstanden war.

Möven hatten bis jetzt die Omra umsegelt. Jetzt blieben sie aus. Und nur hin und wieder begleitete auf kurze Strecke ein Seeadler das vorwärtsdampfende Kauffahrteischiff.

Gegen Mittag war es fast, als Ben Hassan Omir auf Deck erschien und ausblickend an den VorVrand trat, ausblickend gegen Süden, nach den Gestaden der engsten Heimat.

Kapitän Geldern trat zu ihm, grüßte ihn und zeigte ihm die letzten herübergrüßenden Festlandsufer; die Ufer von Pola, und nun sagte er zu seinem Passa­gier:Jetzt kommen wir in die Breiten des Adriatischen Meeres. Erst morgen um dieselbe Zeit werden wir wieder Festland sehen. Dann fahren wir an der mon­tenegrinischen Küste entlang. Legen in Cattaro und Antivari an, beides Häfen, in denen wir Ware abzu­liefern haben und dann geht unsere Reise ohne Stö­rung weiter nach Durazzo, Ihrem Endziel, unserer längeren Zwischenstation; ich glaube, daß wir nach ün-