hin aus, datz der Genug von Most ebenso wie der von Vier und Wein vom Schnaps gar nicht zu reden für die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes schädlich sei, den Verstand schwäche, das Kind im Ler­nen träge und unaufmerksam mache, seine Willenskraft mindere und das Wachstum störend beeinflusse.Willst du aufgeregte, naseweise, frühreife und frühabgelebte Kinder, so gib ihnen geistige Getränke und vorwiegend Fleischkost" schreibt Prof. Paulsen. Also fort mit allen alkoholischen Getränken auch dem Most damit das Heranwachsende Geschlecht nicht durch die Hand der El­tern dem Siechtum und der Entartung zugeführt wird. Milch und Wasser, letzteres unter Umständen vermischt mit Fruchtsäften, sei das Getränk unserer Kinder bis zum 14. Lebensjahr.Mir blutet das Herz" schrieb Bischof von Keppler in seinem Fastenhirtenbrief 1902, wenn ich an das denke, was ich auf meinen Firmungs­reisen gesehen habe, datz in manchen Gegenden Eltern aus übelangebrachter Sparsamkeit oder trauriger Ge­winnsucht ihren Kindern die Milch entziehen, um sie zu verkaufen, und datz sie zum Ersatz dafür schon den Kindern Alkohol beibringen. Ich mutz dies als eine himmelschreiende Sünde bezeichnen und mutz meine Stimme erheben gegen dieses Verbrechen der Gift­mischerei."

Erfolge der Schwäbischen Turner in Leipzig. Eine vergleichende Zusammenstellung der Leistungen beim Deutschen Turnfest in Leipzig hat, wie demSchwab. Merkur" geschrieben wird, das hocherfreuliche Ergebnis, datz von allen deutschen Turnkreisen die Schwaben im Einzelwettkampf verhältnismäßig am besten abgeschnit­ten haben. Von den 1268 Siegern im Sechskampf hat der Kreis Schwaben 107, von den 231 Siegern im Zwölf­kampf deren 33 zu verzeichnen. Interessant ist eine Uebersicht darüber, wie sich diese auf die einzelnen Städte verteilen. Im Sechskampf steht Alt-Stuttgart mit 13 Siegern an der Spitze, dann folgen Ulm und Etzlingen mit je 7, Schwenningen mit 6, Göppingen, Heidenheim und Heilbronn mit je 5, Gmünd, Karls­vorstadt und Zuffenhausen mit je 4, Cannstatt, Ebin­gen und Pfullingen mit je 3, Altenstadt, Feuerbach, Freudenstadt, Kirchheim u. T., Kornwestheim, Nürtin­gen, Reutlingen, Schorndorf und Schramberg mit je 2, sodann Backnang, Biberach a. R., Birkenfeld, Eybach, Geislingen a. St., Erotzeislingen, Hall, Hechingen,- fenfen a. E., Leutkirch, Ludwigsburg, Metzingen, Neckar­sulm, Neuenbürg, Obertürkheim, Ostheim bei Stutt­gart, Salach, Waiblingen .Wangen i. A., und Wangen bei Stuttgart mit je einem Sieger. Im Zwölfkampf hat die alte Turnerstadt Etzlingen am meisten Siege zu verzeichnen, nämlich 6, auf Ulm fallen 6, auf Stutt­gart 4, auf Göppingen 3, auf Altenstadt, Trossingen je 2. auf Aalen, Böblingen, Cannstatt, Gmünd, Heilbronn, Oberndorf, Reutlingen, Schramberg, Untertürkheim, Vaihingen a. F. und Zuffenhausen je 1. Auch in der Beurteilung des Turnens der Kreise hat der Turnkreis Schwaben eine sehr günstige Note erhalten: Zahl der Uebungen 301. An- und Abmarsch 8, Ordnungsverhal­ten der Turner 89, Ausführung der Uebungen 8 (die höchst erreichbare Punktzahl beträgt 10).

8cd. Mutmaßliches Wetter. Für Donnerstag und Freitag ist vorwiegend trockenes und warmes, aber strichweise gewitriges Wetter zu erwarten.

Amina.

18) Roma» von Gerhard Bitttner.

Da pfif schrillend die Lokomotive in die Stille der Nacht hinein.

Lassen Sie mich, bitte gehen Sie; wenn nun Ben Hassan käme . . ." wehrte Amina.

Nach einem letzten Händedrucke trat er auf den Bahnsteig zurück. Ben Hassan Omir stand schon, zum Einsteigen bereit, noch mit v. Hallers Freunden plau­dernd, unweit dem Waggon.

Noch einmal pfiff die Lokomotive. Rasch stieg der Diplomat ein, und dahin fuhr der Zug.

Soviel sich aber v. Haller auch Mühe gab, die Sig­nora dann an einem der Coupeefenster zu entdecken; es war doch all sein Ausblicken vergeblich.

So wandte er sich denn seinen Freunden zu.

Ein forsches Paar," meinten die.

Paar?" gab er fragend zurück.Sie sind Jugend­bekannte, sonst nichts." Und dann beteiligte er sich wieder an der Unterhaltung der Offiziere.

Wenn nun aber v. Haller auch keine bestimmte Hoffnung mit sich heimtrug, so war er doch glücklich, datz Amina seine übergroße Zärtlichkeit stumm über sich hatte ergehen lassen. Und immer wieder war es ihm, als brannten noch ihre Lippen auf den seinen.

Ein wenig Glück," dachte er für sich,ist doch ein herrlicher Sonnenschein in diesem irdischen Dasein. Ob es noch größer würde, dies Glück?"

-Als Amina mit ihrer Umgebung in aller

Herrgottsfrühe gegen die sechste Morgenstunde in Triest anlangte, herrschte noch tiefes Dunkel; aber warm war hier die Novemberluft wie in Hochsommerszeit.

Als sie sich längs des Kais vorübergehend in eins der Hafenhotels begaben, herrschte im Hafen selber be­reits reges Handelsleben. Frachtstücke über Frachtstücke wurden herangeschafft, Verladekräne und Taglöhner ar-

Teinach, 4. Aug. Brachte der Samstag abend einen Genuß für die Augen, so war es dem Sonntag nachmittag Vorbehalten, den Kurgästen einen Ohren­schmaus zu bieten, der in einem Benefiz- Konzert für den Dirigenten der Kurkapelle, Herrn Kamermusikus Töpfer bestand. Dieses Nachmittagskonzert, das von 35 Mann der Orchestergesellschaft Stuttgart, verstärkt durch die hiesige Kurkapelle, ausgeführt wurde, erbrachte wiederum den Beweis, datz Teinach sich redlich Mühe gibt, seine Kurgäste auch auf musikalischem Gebiet voll­auf zu befriedigen. Herr Töpfer hat auch dieses Jahr mit seiner Kurkapelle wieder gezeigt, datz erspielend" eine zusammengewürfelte Kapelle zu schönen, harmo­nischen Leistungen führen kann. Denselben Eindruck machten die Vorträge beim gestrigen Nachmittagskon­zert. Jeder kam hierbei auf seine Rechnung, der Ge­sangs-, Opern- und Operettenschwärmer. Auch sei zum Lobe des Dirigenten betont, daß sich die ganze Ver­anstaltung hauptsächlich auf künstlerisch-klassischem Ge­biet bewegte. Wir danken dem Dirigenten für dieses Entgegenkommen, und erhoffen den gleichen Genuß für das kommende Jahr. Für kommenden Samstag ist ein Konzert der Calwer Concordia und des Teinacher Mannergesangvereins vorgesehen. Am 17. Aug. soll ein Militärkonzert der Schneckenburgerschen Kapelle aus Tübingen stattfinden.

Pforzheim, 6. August. Die noch in den besten Jahren stehende Frau des hiesigen Wirts Berner zur Stadt Karlsruhe hat gestern nachmittag, als ihr Mann kurze Zeit aus dem Haus abwesend war, sich mit Cyankali vergiftet. Sie hinterlätzt ein Kind. Die Frau soll geglaubt haben, Grund zur Eifersucht zu haben. Als Täter, der Sonntag früh den Schneider Traugott Schatz im hiesigen Erzkopfwald lebensgefährlich anschoß, ist jetzt der 38 Jahre alte ledige Buchhalter Theodor Kuhn hier, geboren in Gmünd, festgenommen worden. Er war Jagdpächter und gibt an, er habe Schatz für ein Reh gehalten. Vielleicht vermutete er Wilderer.

Württemberg.

Horb a. N>, 4. Aug. Am gestrigen Sonntag fand hier die 50jährige Feier des hiesigen Turnvereins statt, verbunden mit Schauturnen des Nagoldgaus. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, waren vom Bezirk und auch aus fernen Gegenden ein Strom von Fremden hier. Allgemein gefielen auch die Auffühungen der Calwer Damenriege.

Stuttgart, 4. Aug. In Gegenwart von etwa 180 Schneidermeistern wurde hier der 3. Verbandstag des Zeniralverbandes Württembergischer Schneidermeister abgehalten. Letzterer Verband hat es bereits in den ersten Jahren seines Bestehens auf rund 600 Mitglieder gebracht. Den Verhandlungen wohnte für die Zentral­stelle für Gewerbe und Handel Prof. Dr. Zwiesele bei. An Stelle des vom Vorsitz des Süddeutschen Verbandes zurückgetretenen Direktors Lutz, der zum Ehrenvorsitzen­den ernannt wurde, wurde Schneidermstr. Schleiche r- Stuttgart zum ersten Vorsitzenden gewählt. In den Verhandlungen des Württemb. Landesverbandes wurde namentlich die Agitation für die Errichtung von Zwangsinnungen im ganzen Lande empfohlen.

beiteten schier rastlos. Dazwischen ertönte hin und wie­der der schrille Ton einer Schiffspfeife; ständig aber vernahm man Rufe von Seeleuten in verschiedenen Sprachen und das markerschütternde Geräusch der Damp­ferwinden, wenn sie Frachtballen in die Laderäume be­förderten. Auch Dampfer, welche Personen an Bord nahmen, waren in einiger Anzahl vorhanden. Zwar war nur ein Schiff ihrer türkischen Heimat zu entdecken, dessen altertümliches Aeutzeres wenig einladend war; aber Amina und Ben Hassan Omir legten wenig Ge­wicht daraus, wer sie beförderte. Für sie war es Haupt­sache, recht zuverlässige Seeleute zur Heimatssahrt aus­findig zu machen. Mit einigem Unbehagen merkttz Amina, datz hier an der Adria bereits eine wenig un­parteiische Kriegsstimmung vorhanden war. Eine Stim­mung, die sich in allem Reden der Leute in Stadt und Hafen kund tat und viele Debatten auch an Straßenecken zeitigte, die eine Kritik der gegenwärtigen Zustände des Krieges, welchen die beiden Nachbarlän­der führten, darstellte.

Hier in Triest waren gerade die Ausführungen Pierre Loti's, des französischen Dichters, über den Krieg in Afrika durch die Zeitungen bekannt geworden, wel­cher den Krieg der beiden Nationen als eine von Italien begonnene Menschenschlächterei ansieht, der es verab­scheuenswert nennt, datz Italien, das stolze, schöne Rö­merland, einen unglaublichen Eroberungskrieg begin­nen konnte und seine ungerechte Handlung nunmehr noch selbst mehr als man für möglich halten könnte, mit Blut befleckt.

Es sühnt den Widerstand der überfallenen Araber mit schaurigen Verbrechen, die weit davon entfernt sind, auch nur das geringste Atom von Rechtfertigung zu bieten.

Wörtlich sagt dieser eine Große des republikani­schen Frankreichs:Man macht in Italien großen Lärm gegen die beduinischenGreuel". Mag sein. Ich kenne die Bewohner der Wüste, ich halte sie nicht für zarte,

Stuttgart, 5. Aug. Dieser Tage erschien eine Dar­stellung, die zum Rücktritt des Vorstandes des Verkehrs­beamtenvereins geführt haben. Die Herkunft der Dar­stellung ließ die Urheberschaft des bishreigen Vorsitzen­den, Landtagsabgeordneten Baumann, vermuten; sie ist denn auch nicht unwidersprochen geblieben. ImBe­obachter" wird heute festgestellt, datz es sich bei dem gerügten Verhalten Baumanns in der Zweiten Kam­mer nicht um eine auf Drängen der Assistentenvereini­gung vom Landesverein eingereichte Eingabe handelte, sondern datz diese Eingabe lediglich die Folge eines auf der Landesversammlung vor zwei Jahren einstimmig angenommenen Beschlusses war, nachdem der Vorsitzende Baumann die Berechtigung jener Wünsche mit schlagen­den Gründen nachgewiesen hatte.

Ludwigsvurg, 5. August. Unteroffizier Klumpp der 4. Batterie, Feldartillerie-Regiment Nr. 65, gebürtig aus Huzenbuch (OA. Freudenstadt) hat sich heute nacht beim Egolsheimer Bahnübergang auf die Schienen gelegt und sich vom Zug überfahren lassen. Es schwebte gegen ihn ein gerichtliches Ver­fahren.

Heilbronn, 5. August. Wie von der Stadt­verwaltung bestätigt wird, find im Laufe der letztten Woche in der Stadt Heilbronn verschiedene Fälle von Typhuserkrankungen zur Anzeige gekommen. Die sofort angestellten umfassenden Erhebungen haben ergeben, datz die Erkrankungen ohne Aus­nahme sich auf Personen beschränken, die etwa vor 3 Wochen Speisen im Jugendheim zu sich genommen oder von dort bezogen haben. Dieses Gebäude ist sofort vorübergehend geschlossen und gründlich des­infiziert worden. Bis gestern sind 14 Kranke in das städt. Krankenhaus ausgenommen und dort in einem besonderem Bau entfernt vom Haupt­gebäude isoliert worden. Da die Erkrankungen sich nicht über den Kreis von Personen, die im Jugendheim verkehrt haben, hinaus erstrecken, so besteht zu irgend welcher Beunruhigung kein Anlaß. Alle erforderlichen Vorsichtsmaßregeln sind getroffen, insbesondere ist das Trinkwasser untersucht und als einwandfrei festgestellt worden.

Gammertingen (Hohenzollern), 5. August. Da durch das Völlerschießen schon erhebliche Unglücks­fälle für die beim Schießen tätigen Personen ent­standen sind, soll vom hiesigen Oberamt im Ein­verständnis mit der Geistlichkeit des Kapitels Ber­ingen ein Polizeiverordnung verlassen werden, die das Böllerschießen allgemein verbietet.

Friedrichshafen, 4. Aug. Dieser Tage ging durch einige Blätter die Nachricht, ein Vertreter der Leip­ziger Amtshauptmanschaft habe dem Dr. Eckener ver­bieten wollen, das LuftschiffSachsen" bei einem Auf­stieg in Leipzig zu führen, weil dieser zufällig kein Pilotenzeugnis bei sich führte. Das ist eine fette Ente. Wie von zuständiger Seite mitgeteilt wrd, wurde zwar Dr. Eckener auf Grund einer behördlichen Verfügung von dem Vertreter der Amtshauptmannschaft nach sei­nem Führerzeugnis befragt, aber das Luftschiff ist des­halb nicht an der Abfahrt gehindert worden. Dr. Ecke­ner hat sich durch die Frage der Amtshauptmannschaft nicht verletzt gefühlt, sondern in einem Briefe das loyale

sanftmütige Menschen und ich beklage von Herzen die armen kleinen Soldaten, die in ihre Hände fallen. Aber wie verstehe ich auch die Wildheit ihres Hasses, ihren heißen Durst nach Rache! O, diese Fremden, die eines Tages ohne Herausforderung wie die Teufel an ihren Küsten landeten, um alles zu plündern, zu ver­brennen und zu morden . . . Und ach, es gibt viele italienische Greuel, die noch viel weniger entschuldbar sind. Hat man nicht in jenen schwarzen Oktobertagen Befehl gegeben, massenweis die Araber niederzuschietzen, die nur verdächtig waren, Waffen getragen zu haben? Und die Szenen der Wildheit, die die Hinrichtung des Kawassen Marko begleiteten! Armes, schmuckes Ita­lien, glaubt es wirklich ehrlich auf dem Wege zum Ruhm zu sein? Nieder mit den Eroberungskriegen! Schande den Menschenschlächtereien . . ."

Und mit diesem Rufe bewegte sich am Kai des Triester Hafens einer zum andern, Nachbar zu Nach­bar .. .

Wie ein Wunder wurden Amina und ihre gesamte Begleitung im Hafen angestaunt und als Türken mit einer Freundlichkeit behandelt, die an Mitleid grenzte. Arme Leute!" meinte hinter ihnen ein Matrose in deutschen Lauten. . . Und er schien damit sagen zu wollen: die dorten dauern mich. Sie reisen in ein Vaterland, nach welchem, wenn auch zunächst nur nach einem ferneren Teile ein gieriger Geier seine Fängen ausstreckt.

Ben Hassan Omir sorgte, datz sie auf einem Kauf­fahrteidampfer der Adria Unterschlupf fanden. Er gab sich dem deutschen Kapitän, der das Schiff leitete, zu er­kennen, und genoß von gleicher Minute an des frem­den Mannes ganze Achtung.

Denn wohl gemerkt: aus Bedauern oder Nächsten­liebe heraus; in diesen Tagen hatten alle Fremden für Italien keine Sympathie mehr; aber für die Untertanen des Islam. . .