Neues vom Tage.

Dr. Mayer in Berlin.

Berti«, 28. April. Der deutsche Geschäftsträger in P»ris, Dr. Mayer, ist hier eingetrossen und hatte eine längere Besprechung mit dem Reichskanzler.und dem Minister des Aeußern. Auch mit dem Wiederauf­omiminister und dem Reichsfinanzminister wird er sich besprechen.

Zum Nachfolger des Generals v. Matter wurde Ge? neral v. Camtz e ernannt. .. . ^ ^

Der 1. Mai.

' Brüssel, 28. April. Die Eisenbahner beschlossen, den 1. Mai durch eine 10 Minuten dauernde Arbeitsunter- vrechung zu feiern.

Die Reichstagswahlen in Dänemark.

Kopenhagen, 27. April. Die Wahlen zum Reichs­tag Hrtten folgendes Ergebnis: Liberale 48 Mandate (Gewinn 4 Mandate), Sozialisten 42 (Gewinn 4), Kon­servative 28 (Gewinn 7), Radikale 17 (Verlust 15), Erwerbspartei 4 (Gelvinn 3), Freie Sozialisten, Unab­hängige Rechte und Unabhängige Radikale je 1 Man­dat Verlust. Tie Färöer (1 Sitz) wählen später.

Die Konferenz von San Remo.

London, 27. April.Daily Mail" meldet aus San Remo, die Konferenz habe entschieden, daß die fran­zösischen Truppen Frankfurt besetzt halten rnchk rmr, bis die deutschen Streitkräste das Ruhrgebiet ge­räumt haben, sondern bis Deutschland die Entwaffnungs- bestrmmungen ausgeführt und die 12000 Geschütze abge­liefert habe, die es entgegen dem Friedensvertrag noch besitze. Nach einer Meldung desNewyork Herald" aus Sun Remo hat der Oberste Rat beschlossen, der deutschen Regierung alle nötigen Beweise für die Aburtei- lun^,der Beschuldigten zu vermitteln.

Rom, 28. April. (Stefani.) DerTribuna" wird aus San Remo gemeldet: Man versichert, daß die drei Ministerpräsidenten in ihrer letzten Zusammenkunft be­schlossen haben, die Beziehungen mit Rußland in allgemeiner Form wieder aufzunehmen.

Dev Aufstand in Mexiko.

Reuyork» 28. 'April. Die Militärbehörden von So­nora in Mexiko geben bekannt, daß die Streitkräfte der Aufständischen die Stadt Mansanilla Colina genommen habe». Auch Guaynas soll von den Souora-Truppeu besetzt sein.

Gnem Havas-Telegramm aus Mexiko zufolge wird aus Chihuahua berichtet, daß sich General Arnulfo Go- mez und ein Teil seiner Truppen im Petroleum-Be­zirk dem General -Obregon angeschlossen habe. Auch in Cruz nördlich von Santa Rosalia haben die Truppen gemeutert.

Revolution in Guatemala.

Paris, 28. April. Havas meldet, daß nach Mel­dungen aus San Sa.vator bei der Revolte in Guate­mala mehr als 800 Personen getötet worden seien. Zahl­reiche Anhänger des gestürzten Präsidenten Cabrera sei­en in ihren "Wohnungen ermordet worden.

Japanische Truppenlandung auf Nordsachalin.

Tokio, 28. April. In Alexandorwsk im Norden der Insel Sachalin haben die Japaner Truppen gelandet. Ms Zweck wird der Schutz der dortigen-Japaner ange­geben.

Washington, 28. April. Der Senat genehmigte einen Kredit von 300000 Dollar zur Deckung des Verlusts, den die Eisenbahngesellschaften erlitten hatten zu der Zeit, als sie unter staatlicher Kontrolle standen.

Schluß der Nationalversammlung.

Berlin, 28. April. Die Nationalversammlung wird nwrgen ihre Beratungen beenden, jedoch am 19. Mai noch einmal zur Erledigung dringlicher Entwürfe zu- s um mentreten. Diese Beratungen werden bis 21. Mai abgeschlossen sei.

Die Ablieferung der Waffen.

Berlin, 28. April. TieDeutsche Allgemeine Zei­tung" weist in einem Artikel über die Ablieferung von Waffen und Heeresgerät an die Entente nach, daß die deutsche Regierung alles zur Beschleunigung der Abrü­stung getan habe. Was die Unbrauchbarmachung von Kriegsgeräte anlangt, so habe man alsbald nach dem Waffenstillstand damit begonnen. Für das gesamte Wirt­schaftsleben Deutschlands sei die neue Forderung der verbündeten Ueberwachungskommission, der Entente das Eigentumsrecht an den gesamten Schrottmengen (Me­tallabfälle aus den unbrauchbar gemachten Waffen usw.) zuzuweisen, von schwerwiegender Bedeutung. Während des Kriegs seien fast.unsere gesamten Rohstoffe für Hee­resgerät nutzbar gemacht worden. Die Auslieferung der gewaltigen Schrottmengen würde den Ruin der deut­schen Stahl- und Eisenindustrie bedeuten, die den Betrieb nur mit diesen Schrottmengen einigermaßen aufrecht erhalten könnte. Das Blatt hofft, die Entente werde auf ihrer Forderung nicht bestehen, zumal nach dem Friedensvertrag ihr das Eigentumsrecht an dem Schrott nicht zustehe.

Gefälschte Notenstempelung.

Wie», 28. April. Wegen Fälschung der österreichi­schen Stempel auf 1000 und 10000 Kronennoten wur­den gestern 7 Personen, darunter ein Steindruckergehilfe der österreichisch-ungarischen Bank verhaftet.

Lyndpn, 28. Zlpril. Die streikenden Hafenarbeiter in Hüll beschlossen, heute die Arbeit wieder auszunehmen.

Die Abordnung der englischen Arbeiterverbände ist ge­stern nach Rußland abgereist. Sie gedenkt 6 Wo­chen dort zu bleiben und außer Petersburg und Mos­kau auch andere Plätze m Rußland zu besuchen.

Die Döberitz-Brigade.

Berlin, 28. April. Mit der Bildung der neuen Döberitz-Brigade ist General Reinhardt beauftragt worden.

Polnisches Militär schießt auf Streikende.

Berlin, 28. April. Reisende aus Posen berichten, daß dort polnisches Heer auf streikende Eisenbahner ge­schossen habe, als sie der Aufforderung, auseinander zu gehen, nicht Folge leisteten. Es gab 6 Tote, viele Schwer- und noch mehr Leichtverwundete.

Die Kohlenförderung.

Essen, 28. April. Die Kohlenförderung hat die Zahl von nahezu 300000 Tonnen täglich und somit die För­derungshöhe von Anfang März d. I. wieder erreicht.

Saarbrücken, 28. April. Nach derSaarbr. Volks- ztg." soll das Saargebiet eine Volksvertretung erhalten, die einem Landtag gleichkomme.

Die Heimkehr der Sibirier.

Berlin, 28. April. DemLokalanzeiger" zufolge hat sich Fridjos Nansen-auf Bitten des Völkerbunds bereit erklärt, die Leitung der Rückführung der Kriegs­gefangenen aus Sibirien zu übernehmen.

Gräf Oberbürgermeister.

Frankfurt a. M., 28. April. Die Stadtverordneten­versammlung wählte an Stelle des zum Oberbürgermeister von Nürnberg gewählten Bürgermeisters Dr. Luppe den Unterstaatssekretär Gräf (Soz.) mit 47 Stimmen MM Bürgermeister.

Lüttwitz in Schweden?

Kopenhagen, 28. April.Berlingske Tidende" mel­det, General v. Lüttwitz sei am Sonntag in Malmö eingetroffen.

Die Deutsche Bank in Südafrika.

Kapstadt, 28. April. Die Deutsche Bank, die in Swakopmund noch eine Zweigstelle unterhält, versucht ihre geschäftlichen Beziehungen in Südafrika wieder auf­zunehmen. Der Direktor der Bank hat eine Werbe­reise nach Pretoria und den nördlichen Staaten unter­nommen, um die alten Beziehungen wieder anzuknüpfen.

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Berlin, 28. April. Der durch polnisches Gebiet führende Verbindungsweg nach Ostpreußen (Korridor) ist wieder geöffnet; der Güterzugsverkehr stockt noch, da die Gleise mit Zügen verstopft sind.

Dresden, 27. April. Der Bankbeamten streik ist nach zweiwöchiger Dauer beendigt. Die Börse wird am 3. Mai wieder eröffnet.

Ans Stadt und Land.

2». April 1»S9.

* M-erlragr» wurde die Stille des Vorstands des Landesawts für Arbeit? vermittlucg in der Dienststellung eines planmäßigen Regierungsrats dem Oberamlmann Bul- linger, Oberamtstorstand in Neuenbürg, ferner eine Abteilungsingenfturstelle bei der Eisenbahnbaus-klion Dorn­st e t t e u dem Regrerungsbouuieister Zinser, eine Postgehil­finstelle in Nagold der Postav Wärterin Berta Wolf.

Ersatzwahl zur Land eskirche» versammln»«. Bet der Ersatzwahl für den p Prälat v Römer in den Kirchenbe- zirke« Nagold und Herrerberg am letzten Sonntag wurde Dekan Gro ß-Hall, derber einzige Wahlbewuber war, gewählt.

Dtö daverrde Steige,«ng der Papierpeeise. Wenn wir die h-uiigcn Preise des Zcitungspapieres mit denen vor dem Krieg vergleichen, so kommen einem letztere geradezu märcher haft billig vor. Zahlte mau doch im Jahre 1914 für das Kilo Z itungspapier nur 22 Pfennig. Dieser Preis hielt sich bis Ende 1915 und stieg bis Ende 1916 auf 37 Pfennig Im Iah e 1917 war der Prcis bereits auf 50 ^ das Kilo gestiegen und erhöhte sich bis Ende 1318 auf 64 Zu», Schluß des Jahres 1919 war der Preis bereits für eiu Kilo 1.19 Ende Januar 1.96 im Februar 2.24 und stieg im April sogar auf 3.61

Das Tragen der Uniform des alten Heeres.

Das Hauptabwicklungsamt hat einen Antrag des Lan­desverbands Bayern des Deutschen Offiziers-Bundes, al­len Offizieren der alten Armee und der Rumpfverbände, auch wenn die Verabschiedung nach dem 14. Juni 1919 erfolgt ist, auf Antrag das Recht zum Tragen der Uniform des alten Heeres zu gewähren, für begründet erachtet und ist deswegen mit dem Heeresabwicklungsamt Berlin in Verbindung getreten.

Ei« Reichsdüngemittelamt soll zur Ueberwa-

chung der Verordnungen über den Verkehr mit künst­lichen Düngemitteln in Berlin gebildet werden. Auch' hie Regelung des Absatzes und des Handels soll das Amt übernehmen und dem Reichsernährungsminister unter­stellt werden. Das Amt soll berechtigt sein, bei allen Er­zeugerwerken von künstlichen Düngemitteln sowie bei Ge­nossenschaften und Händlern die Erzeugung und den Absatz der Düngemittel zu prüfen und die Schließung un­zuverlässiger Betriebe zu verlangen« oder selbst vorzuneh­men, desgleichen die Geldstrafen sestzusetzen. Berrrewr von Landwirtschaft, Industrie und Handel sollen das neue Amt bilden. Der Entwurf ist bereits der Natio­nalversammlung zugegangen. __

Mißerfolge der Lehm-auweise. DieTonindu­strie-Zeitung" schreibt: Die straffere Organisation des! Reichswohnungskommissars bezüglich der Ueberwachung der Wohnungsbauten hat fast übereinstimmend das Er­gebnis gezeittgt, daß die vielfachen Versuche init Ersatz- Kinsbesondere der Lehmbau, nicht als zweckent­

sprechende Ersatzstoffe für Ziegelbauten angesprochen wer- dm können. Die sehr umfangreichen Unterlagen und Er­gebnisse einer Umfrage zeigen, daß eine Anzahl Städte die Versuche mit dem Lehmbau bereits wieder eingestellt haben. In welcher Weise durch den Lehmbau Kapital und Arbeit verschleudert wurde, geht ganz besonders aus einem Bericht der Stadt Görlitz hervor, wo eine groß­angelegte Heimstätten-Siedelung bereits mehrere hundert- lausend Mark im Lehmbau verschlungen hat, wobei sich überdies herausgestellt hat, daß die Bauten nicht bezogen werden konnten, weil die Wände sich nach außen bogen. Die bereits aufgeführten Bauten mußten wieder abge­rissen werden. Man erwägt daher, eine allgemeine War­nung an die Gemeinden gegen die Lehmbauweise zu er­lassen.

Die neue Bierabgabeordnung. Die jetzt im Entwurf vorliegenden neuen Vorschriften über die W- gabenerhebung von Bier für Rechnung württembergi- scher Gemeinden enthält u. a. die Bestimmung, daß die Wgabe bei Einfachbier im Sinne des Reichsbiersteuer­gesetzes, d. h. also mit einem Stammwürzegehalt bis zu 4,5 Proz. höchstens 30 Pfg. für das Hektoliter, bei Bier mit einem höheren Stammwürzegchalt höchstens 65 Pfg. betragen darf.

Versand von Brennholz. Da bei dem Versand von Brennholz mittels gestempelter Frachtbriefe sich Un­regelmäßigkeiten herausgestellt haben, sind die noch im Umlauf befindlichen gestempelten Frachtbriefe vom 3. Mai ab in Württemberg für ungiltig erklärt worden, soweit Sendungen an Private oder Händler in Frage kommen. Vom 1. Mai an werden die Frachtbriefe, statt mit dem Stempel, mit einem Beförderungsschein ver­sehen, der auf die Frachtbriefe aufgeklebt wird.

Fmdenstatz,, 28. April. (Der Maimarkt.) In kr letzten GeweinderatSsitzung erhob sich die Frage, ob der Maimarkt wie im vorigen Jahr wegen der Maifeier der legt werde« solle. Nach der gestern i» der Nattonalver samwlnng erfolgten Abstimmung bezüglich des 1. Mat wir - dir Maimarkt in Frendevstadt bestimmt am nächste, Samstag abgrhalten werden.

Ealw, 28. April. (Bezirksobstbauverein.) Der Bereu hielt seine Frühjahrsversammlung am letzten Sonntag in Zavelstein ab. Ganz in der Nähe der Schloßruine wurde von Oberamtsbaumwart Widmann ein Obstbaum gepflanzt und hiebei die Grundsätze über den richtigen Bauwsatz näher erlä-teit Im Rathaussaale hielt sodann ebenfalls Herr Widmann einen Vortrag über den Obstbau im allgemeinen und erklärte, auf welche Weise der Obstbau möglichst hohe Erträge liefern könne. Es wurden dabei der richtige Schnitt und die Düngung deS Baumes besonders eingehend behan­delt. Der Vorstand des Vereins, Oberpräzeptor Baenchle, der die Versammlung leitete, sprach über die hohe Beden - tung des Obstbaus namentlich in jetziger Zeit und über die richtige Sortenwahl. Er gab hiezu wichtige Ratschläge aus der Praxis und wieS beso ders auf die Notwendigkeit des vermehrten Anbaus der Kirsche» iu den Waldorten hin. Aus der Mitte der V rsammlung wurden verschiedene An­fragen über wichtige Obstsorten gestellt, wobei sich ein reges Interesse für den Obstbau kund gab. Es war erfreulich, wahrzuvehmen, daß die Bestrebungen des Bezirksobstbau- vereins überall Anklang finden und daß der Obstbau im Bezirk große Fortschritte macht. L. T.

Stuttgart, 28. April. (Keine amtliche Mai­feier.) Me Staatsämter sind in Württemberg am 1. Mai nicht geschloffen.

In Berlin werden alle Staatsämter am 1. Mai arbeiten. In Köln bleiben die städtischen Betriebe und Bureaus geschlossen.

Stuttgart, 28. April. (Landesverband würt- temb. Gemeinde- und Körperschaftsbeam­ter.) Der württ- Gemeindebeamtenverband beschloß die Gründung eines Einheitsverbands aller in Arbeitnehmer- stellung befindlichen Beamten und Unterbeamten der Ge­meinden unter dem NamenLandesverband württ- Ge­meinde- und Körperschaftsbeamter". Er ist dem deutschen Gemeindebamten- und Beamtenbund angeschlossen und so­mit ein Glied der Reichsbeamten-Gewerkschaft.

Stuttgart, 28. Älpril. (Aus dem Parteil eben.^ Me Ortsgruppe der Deutschen demokratischen Partei Groß-Stuttgarts wählte Karl Heus mann zum ersten Vorsitzenden. Stellvertreter sind Baurat Hof acker und Maria Keinath.

Stuttgart, 28. April. (Tarifverhandl u n g enb Die Angestelltenverbände des Groß- und Kleinhandels haben das Angebot der Arbeitgeber über den neuen Gehaltstarif abgelehnt. Mit den Angestellten der In­dustrie ist, wie berichtet, eine Einigung zustande gekommen.

Stuttgart, 28. April. (Verbandstag.) Der Ver­band Württ. Industrieller hält zurzeit hier unter dem Vorsitz von Dr. Ing. Robert Bosch seine 12. ordent liche Hauptversammlung ab.

Vaihingen a. E., 28. April. (Stiftung.) Herr und Frau Gustav Bester haben 10000 Mk. für das Gemeindehaus gestiftet.

Mägerkingeu, OA. Reutlingen, 28. April. (Der alte Streit.) Beim Durchzug einiger Wanderschäser, die ihre Schafe auf hiesigen Wiesen weideten, kam es nach vorausgegangenem Wortwechsel mit einigen hie­sigen Bürgern zu einer Schlägerei, bei der es auf Hei­den Seiten blutige Köpfe gab. Der Landjäger trennte dre Streitenden.

Allmendingen, 28. April. (Schenkung.) Die Pfarrgemeinde Allmendingen hatte bei der Darlehens­kasse noch eine Schuld von 10379 Mk., die durch dre Erneuerung der Kirche entstanden war. Me Guts­herrschast (Freiherr von Freyberg-Allmendingen) hat die ganze Schuld restlos bezahlt. So steht jetzt die Pforr- gemeinde schuldenfrei da. - - '