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Zchwarzwälder Tageszeitung. Mr die O.-A.-Bezirke Nagold, Keudenftadt und Talw«
«r. 83 Drn« ««» »erlag i» «lte»fteig. Samstag, de« 1v. April »«IStlatt für »e« O..«..»e»irr Nagold. L93V.
Zurückweisung französischer Lügen.
Berlin, 9. April.
Amtlich wird mitgeteU: Ein französischer Funkspruch Lyon „An alle" vom 6. April enthält Entstellungen und bewußte Lügen. Es ist unwahr, daß 150000 Mann deutsche Truppen im Ru.hrgebiet operierten. Am 5. April, also am Vorabend des französischen Einmarsches, waren im Ruhrgebiet 43800 Mann, davon nur 15000 innerhalb der neutralen Zone. Es ist unwahr, daß Den deutschen Truppen schlechtbewaffnete Spartakisten in einer Anzahl von kaum 10000 Mann aegenübe;standen. Bei den Aufständischen im Ruhrrevier handelte es sich um militärisch organisierte, mit Artillerie, Maschinengewehren und modernen Kampfmitteln ausgerüstete Kampstrmppen, deren Gesamtstärke auf mindestens 30000 Mann zu schätzen war. In den Besitz der Waffen waren sie gekommen durch den auf Grund des Waffenstillstands erzwungenen und überstürzten Rückzug des deutschen Heers, der auch durch jenes Gebiet führte. Die Waffen waren seitdem versteckt gehalten worden. Es ist unwahr, wenn der Lyoner Funkspruch behauptet, daß die Aufständischen beim echten Angriff davonlaufen würden, vielmehr haben hartnäckige und blutige Kämpfe stattgefunden. Me bisherigen Verluste der Reichswehr betragen etwa 200 Tote und mehrere hundert Verwundete. Bewußte Unwahrheit und Verleumdung der deutschen Wehrmacht ist die Angabe, daß jeder Gefangene erschossen werde und daß die Regierung weiter in der Verwendung ihrer Kampfmittel grausam und rücksichtslos gegen die Bevölkerung vorgegangen sei. Me Absicht, die französischerseits mit solchen Verleumdungen verfolgt wird, liegt Kar zutage. Me Hilferufe der gequälten und schwerbedrückten Bevölkerung an Regierung und Reichswehr, ferner ihr Dank an alle Truppen nach erfolgtem Einmarsch geben die besten Beweise von der völligen Haltlosigkeit der französischen Beschuldigungen.
Gegen die leichtfertige Behauptung der französischen Note an die Botschafterkonferenz, als ob das Einrücken der Reichswehrtruppen in das Ruhrgebiet von der „militaristischen Partei" und von Kapp veranlaßt sei, wendet sich ein amtlicher Hinweis aus die Mitteilung des Unterstaatssekretärs v. Hantel an den deutschen Geschäftsträger in Paris, Mayer, vom 17. März, in dem es heißt: Die deutsche Heeresfriedenskommission hat den französischen General Rollet (Vorsitzenden der Ueber- wachungskommissivjn in Berlin) um Genehmigung des Einrückens von 6 Bataillonen, 2 Schwadronen und 3 Batterien ersucht. Rollet hat das Gesuch abgelehnt und die Annahme weiterer Anträge verweigert, da sie von einer nicht anerkannten Regierung kommen. Me Genehmigung soll der Geschäftsträger nun bei der Negierung in Paris beantragen und betonen, daß die Anträge von der verfassungsmäßigen Regierung in Deutsch-
Was will Srmrkreich?
Ein Leitaxfsatz des Journal des Debats gibt über die eigentlichen Beweggründe zum Einbruch tu Deutschland einigen Aufschluß: Da wird ausgeführt:
Frankreich und seine Verbündeten seien in de» Krieg gezogen, um dem deutschen Militarismus den Garaus zu machen. Aber die Bestimmungen des Friedensvertrags, so hart sie sein möchten, hätten Nicht dazu geführt, Frankreich gegen einen neuen Angriff des deutschen Militarismus z« schützen, denn dieser sei in den deutschen Gemütern noch nicht zerstört. ,Das Beispiel Napoleons I. lehrt, daß es nnmög. nch ist, den Wiederaufbau der militärische« Kräfte eines Landes z» hindern, wenn man es nicht selbst besetzt und verwaltet.' Vorderhand müsse Frankreich die Elemente der Linken, die den Militartmns nicht dnlden wollten, unterstützen. Das höhere Interesse, als gelte es dem Kampf gegen den Bolschewismus, sei nur ein Vorwand, die deutschen Arbeiter seien das Gegenteil der Bolschewiken und die Unordnung üi nur dnrch die Berliner Regierung hervorge- rufeu worden, die, ohne monarchistisch zu sein, alldeutsch sei »ud unter dem preußischen Einfluß stehe. Um seine Ansicht zu stutzen »nd ihr besonders anch in England ^Geltung z« geben, wo .ebenso gefährlich wie naive Anschauungen" her- Argktrct n seien, beruft das französische Blatt sich ans die «Prilnnmmer der National Review, die schreibt: .Die Welt wmde anfatmen, denn es würde die Aussicht ans ewigen Meden bedeuten, wenn es den deutschen Bolschewiken gelauste, das z« l»n, was die verbündeten Mächte hätten tnn umsten »nd zu tu« versäumt haben, d. h. wenn sie das ver-
prenßte Deutschland für die Dauer des 20. Jahrhunderts anßer Gefecht setzten.'
Man steht also, bemerkt dazu die Köln. Ztg., die Leute, die im Journal des D6bats die Feder fübren. geben sich gar keine sonderliche Mühe, ihre wahren Beweggründe zu verhüllen: mit oder ohne Bolschewiken, die Hauptsache ist, daß Deutschland entkräftet, vernichtet wird; am besten ist, wenn die Deutschen das untereinander selbst besorgen, andernfalls muffen wir das Land besetzen «ad selbst verwalten! Das ist der Gedankengasg mit dem das franz Blatt die nn. verständlichen Talsachen mit den noch unverständlichem Be. weagründen, die angeführt werden, in Einklang zu bringen versucht.
Neues vom Tage.
Der französische Einfall.
Berlin, 9. April. Me Reichsregierung hat beim englischen Geschäftsträger in Berlin gegen das eigenmächtige Vorgehen Frankreichs Widerspruch erhoben.
Ludwigshafen, 9. April. Aus Landau und Zweibrücken sind zwei Bataillone afrikanischer Truppen nach dem neutralen Gebiet abgegangen. Aus Frankreich werden weitere Truppen eintrefsen. ^ „ _
Der andere Gesichtspunkt.
London, 9. April. Die britische Regierung ließ den französischen Botschafter Cambvn wissen, daß sie das französische Einschreiten in Deutschland von einem andern Gesichtspunkt betrachte, als die französische 'Regierung. Die Nachricht, daß auch belgische Truppen in das rechtsrheinische Gebiet einrücken, hat hier Aufsehen erregt. — Lloyd George wird heute nach San Remo (Italien) abreisen, ohne in Paris Aufenthalt zu nehmen, wie ursprünglich beabsichtigt war.
Berlin, 9. April. Wie die Blätter melden, hat der amerikanische Vertreter der Rheinlandkommission den Verbündeten mitgeteilt, daß er an Beschlüssen, die das Vorgehen Frankreichs unterstützen sollten, sich nicht beteiligen werde.
Neuyork, 9. April. Die „Associated Preß" vernimmt von berufener Seite, daß Großbritannien, Belgien (?), Italien und die Vereinigten Staaten gegen das Einrücker: französischer Truppen in die neutrale Zone waren und daß Frankreich in dieser Sache ganz auf eigene Verantwortung gehandelt habe. Me deutsche Regierung scheint überstürzt vorgegangen zu fein, während Frankreich darauf mit einem Vorgehen antwortete, zu dem man erst im äußersten Fall hätte schreiten sollen. Es wäre Sache aller Verbündeten, diesen Plan zur Durchführung zu bringen, nicht aber die einer einzelnen Macht.
Der Freundschaftsdienst.
Brüssel, 9. April. Um Frankreich einen Beweis der Freundschaft Belgiens zu geben, beschloß der Ministerrat unter dem Vorsitz des Königs, belgische Truppen in das Ruhrgebiet zu senden, bis die neutrale Zone von den deutschen Truppen geräumt sei. ^
Frankreich wird für die Schäden haftbar gemacht.
Berlin, 9. April. Der französischen Regierung ist folgende Note überreicht worden: Die durch den Friedensvertrag nicht gerechtfertigte und vorher nicht angekündigte Besetzung deutschen Gebiets hat zu zahlreichen Zwischenfällen geführt. Dabei hat u. a. eine Reihe Deutscher den Tod erlitten, eine größere Anzahl ist verwundet worden. Unter Wahrung aller weiteren Ansprüche, die der deutschen Regierung aus dem französischen Vorgehen erwachsen, erklärt sie schon jetzt, daß sie die französische Regierung jedenfalls für alle Schäden haftbar macht, die Deutschen durch die jüngsten Vorkommnisse entstanden sind, oder noch entstehen können. Eine weitere Mitteilung behält sich die deutsche Regierung. bis nach Prüfung der Einzelfälle vor.
Enttäuschung für Frankreich.
Paris, 9. April. Der Berichterstatter des „Matin" meldet aus London: Man Witt) gewiß in Frankreich sehr überrascht darüber sein, erfahren zu müssen, daß d i e englische Regierung, jeder Erwartung Zuwider, heute nach Abhaltung von zwei Ka- binettssitzunaen beschlossen hat, gegen das französische Vorgehen in Deutschland zu protestieren. Diese Neuigkeit wird unsere britischen Freunde, die in ihrer Mehrzahl seit zwei Tagen dauernd uns^. ihrer Unterstützung versichert haben, Oenjo über
raschen, wie uns selbst. Eine hajvamtäche Note, die heute durch eine Agentur veröffentlicht wurde, besagt:
Der Eindruck, der hier verbreitet wird und durch die in Frankreich abgegebenen Erklärungen bestätigt wird, daß die alliierten und assoziierten Regierungen, namentlich Großbritannien, die Vereinigten Staaten, Italien und Belgien mit der französischen Regierung vollständig einig seien, ist gänzlich irrig. Me Wahrheit ist, daß die alliierten und assoziierten Regierungen der Politik des Einrückens in die neutrale Zone immer entgegengetreten sind. Es hat den Eindruck, daß die französische Regierung, aus eigener Macht gehandelt hat, ohne die Zustimmung der Alliierten abzuwarten.
Die Stellung der englischen Regierung zu den sozialistischen Unruhen in Deutschland ist die, daß es allein eine Angelegenheit derjenigen Regierung ist, die jetzt nach Wiederherstellung des Friedens das deutsche Volk vertritt und daß es die Verbündeten nichts an geht, da sich die Ereignisse außerhalb derjenigen Zone vollziehen, für die diese verantwortlich sind.
Der Berichterstatter meldet dazu: Me amtliche Protestnote wird morgen (9. April) durch Lord Derby Herrn Millerand übergeben werden. Lloyd George, der gestern abend nach London zurückgekehrt ist/hat heute in Downingstreet dm französischen Botschafter empfangen und mit ihm eine lange Unterredung gehabt. Lloyd George wird am 9. April nach Paris in Begleitung verschiedener Persönlichkeiten reisen.
Paris, 9. April. „Jutransigeant" verzeichnet eine Nachricht des Brüsseler „Soir", die französische Regierung habe Belgien ersucht, direkt an der Besetzung des linken Rheinufers teilzunehmen und Verstärkungen in das besetzte Gebiet zu entsenden. Außerdem habe Frankreich verlangt, daß französische Zufuhrlinien über Namnr und Lüttich gebildet werden.
Düsseldorf von der Reichswehr besetzt. Berlin, 9. April. Dem „Berliner Lokalanzeiger" zufolge verlautet, daß heute auch in Düsseldorf Reichswehr- wnppen einrücken. Hierbei scheinen st rategische Gründe des gesamten Planes maßgebend gewesen zu sein, da per Unruhen nicht vorgekommen und die hierher gezüchteten Rotgardisten mühelos entwaffnet worden sind.
Wesel, 9. April. Das Lroße Truppenlager Friedrich s- seld ist von den Roten Banden vollständig ausgeplündett worden. Was nicht mitgenommen werden konnte, wurde vernichtet.
Straffreiheit für die Rotgardisten.
Berlin, 9. April. - Der „Vorwärts" meldet aus Düsseldorf, Reichspräsident Ebert bereite einen Erlaß vor, durch den alle Rotgardisten, die bis heute ihre Waffen abgeliefert haben, Straffreiheit gewährt wird.
Bisher sind 10 Rotgardistm, die nach Ablauf des Abkommens von Münster im Kampf gegen die Truppen gefangen wurden, zum Tod verurteilt worden. Das Urteil wurde jedoch nur an zweien vollstreckt, die besondere Grausamkeiten verübt hatten.
Rene Räterepublik.
Halle a. S-, 9. April. In Bitterfeld haben die Kommunisten eine Räterepublik ausgerusen und mit der Ausstellung einer „Roten Armee" begonnen. Die Waffen wurden den Einwohnerwehren abgenommen. Die industriellen Betriebe und ein Teil der Braunkohlengruben des Bezirks sind von den Roten besetzt. Sie erhallen Zuzug aus Mtenburg und Delitzsch.
Keine Rebenregierung.
Berlin, 9. April. Reichskanzler Müller erklärte -inem Vertreter des Zentrumsblatts „Germania", die vielfach ausgesprochenen Befürchtungen, daß die freien Gewerkschaften eine Art Nebenregierung im Reich werden könnten, seien nicht stichhaltig. Sozialdemokratische Mini- jter würden ebenso wie die bürgerlichen eine solche Neben- cegierung ablehnen. Wenn - von einer Berliner Diktatur geredet werde, so. wisse die Reichsregierung, daß gegen? eine Diktatur der Gewerkschaften in Süddeutschland die heftigste Gegenbewegung eintreten würde.
Berlin, 9. April. Zum Oberbefehlshaber des Reichs* Wehrtruppenkommandos I. ist Generalleutnant v. Berg* mann, bisher Befehlshaber des Wehrkreiskommandos 5, ernannt worden.
Generalstreik der Landwirte.
Berlin, 9. April. Der Deutsche Landwirts* bnud veröffentlicht »inen Aulrni. der M gegen,dco