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rxchwarjwcilder Latzeszerinng. Mr Zis O.-A.-Bszirks Nagold, .^reudenstadt und Lalrv

W?« 128 ^ Druck und Verlag in Miensteig.

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An die Rheinbnndpolitik des Napoleonischen Franks reichs vor mehr als hundert Jahren wird man er­innert, wenn man die Bestrebnilgen im Zusammenhang betrachtet, mit denen Frankreich jetzt in den durch den Waffenstillstand ihm ausgclieferten linksrheinischen deut­schen Gebieten immer offener vorgeht.

Wiederholt ist schon hingewiesen worden auf die wirtschaftlichen Herrschaftsbestrebungen Frankreichs am Rhein. Der in den Friedensbedingungen der Enteilte offen zutage liegende Versuch, die ganze Schiffahrt auf dem Rhein und damit den ganzen Güterverkehr des westlichen Deutschlands unter Frankreichs Herrschaft zu bringen, ist dafür Beweis genug. Diese wirtschaftlichen Bestrebungen, die sogleich nach Abschluß des Waffen­stillstands mit der Absperrung des ganzen linken Rhein- > ufeiÄ gegenüber Deutschland einsetzten, die dann bei der , Verlängerung des Waffenstillstands im Januar durch dis j Besetzung des Gebiets von Kehl sich aufs ueue be- i kündeten, sie schufen erst die Voraussetzungen lind bieten erst die rechte Einstellung des Blicks für die mili- ? tärischen und politischen Absichten, die nun in den Aus­weisungen im Saargebiet, in der brutalen Vergewaltigung der Pfalz und in der insgeheim auf dem ganzen linken Rheinufer betriebenen Lostrennungspolitik ihre Vollen­dung finden.

Was Frankreich aus diesem Wege vorwärts treibt, ist sowohl ein militärisches, als auch ein wirtschaft­liches Motiv; beide, so seltsam es unter den heutigen Verhältnissen auch klingen mag, auf das am Boden liegende Deutschland zurückgehend. Militärisch wirkt die französische Angst vor den unverbrauchten Volkskräs- ten des gefesselten Riesen, die in Frankreich viel mehr ausgeprägt ist und eine viel festere Ueberzeugung dar­stellt als in Deutschland selbst. Dazu kommt das Wirt­schaftliche. .Will Frankreich auch nur in Elsaß- Lothringen Deutschlands Nachfolger sein, so muß cs, um sich nicht in der neuen Provinz eine noch größere Unzufriedenheit zu schaffen, als sie ohnehin auf dis Dauer unvermeidlich sein wird, das Wirtschaftsleben auf der Höhe zu halten suchen, auf die es durch die deutsche Herrschaft gebracht worden war. Das aber geht heut« nicht mehr auf den einst von Frankreich mit Erfolg und Nachdruck beschrittenen Wegen, daß man das Elsaß zum ivirtschaftlichcn Hinterlande von Le Havre und Mar» saille macht, das ex in der letzten Zeit seiner früheren Zugehörigkeit zu Frankreich durch die großen Kanalbauten vom Rhein zur Rhone und zur Seine geworden war. Heute weisen die Verkehrslinien des Elsaß rheinabwärts.

Soll aber Elsaß-Lothringen allein der Tagespreis für Frankreich sein, dann ist dieser Preis um ein Viel­faches zu hoch bezahlt durch die Opfer, die Frankreich im Krieg gebracht, mnd durch die Einbußen, die es erlitten hat. Frankreich ist wirtschaftlich ausgepumpt und wird, wenn ihm nicht eine große Erhöhung seines nationalen Betriebskapitals gelingt, unweigerlich ein Be-, tätigungsfeld für das englische und besonders für das amerikanische Kapital. Frankreich ckann sich nur mit Hilfe von ausländischem Kapital erholen, das es ent­weder gegen hohen Zins von den jetzigen Bundesgenossen leihen, oder, um den Zins zu sparen, vom jetzigen Gegner rauben muß.

Das sind, wie dieLeipz. N. N." zutreffend schrei­ben, die eigentlichen Motive der französischen Politik am Rhein, wie es die Motive der Rheinbundpolitik vor hundert Jahren schon waren: Kontinentalpslitik ans breitester politischer und wirtschaftlicher Grundlage gegen die Macht, die heute Frankreich gestützt hat, die aber der natürliche Gegner jeder Kontinentalpolitik ist: Eng- l a n d. Und in die Rechnung dieser - Zukunftspolitik wird von Frankreich ganz Deutschland eingestellt; ganz Deutschland durch und mit Hilfe seiner Grenzlande im Westen und, was nicht vergessen werden darf, im Osten Man nimmt dem deutschen Volke seine Rohstoff- und Nahrungsproduktionsgebiete an der westlichen und öst­lichen Grenze und macht es dadurch zum reinen Ver­brauchervolk, zum Proletarier, der nichts mehr hat, als seine Arbeitskraft und der, um diese selbst verwer­ten ^u können, denen zinsen muß, die ihm in der Rolle des Unternehmers gegenübertreten, indem sie ihm diS Rohstoffe liefern.

Das ist Deutschlands politische Zukunft, wie Frank­reich sie zu gestalten strebt. Deutschland wird Objekt einer grundsätzlichen Machtpolitik und von gewaltigen > Ausmaßen. Es wird mit eingegliedert in den Otganis- j

Donnerstag» Len 8. Juni.

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MUS'p'i' Machtpottm, .mag iw wollen oder nicht. Im Schicksal der linksrheinischen Gebiete entscheidet sich das künftige Schicksal Gesamtdeutschlands. Gelingt es den französischen Machthabern, die Unterwerfung Deutsche lands, die neue Rheinbundpolitik znm Ziel zu bringen, dann ist nicht nur entschieden, daß die Welt' noch schwerere Kriege als den jetzigen wird über sich ergehen lassen müssen, sondern es ist auch entschieden, daß Deutschland in diese künftigen Händel nrit wird verflochten werden, daß cs, wie einst in den Zeiten seiner Schwäche, das Schlachtfeld für diese Kämpfe sein wird.

Neues vom Lage.

Noske an die Freiwilligen.

Berlin, 4. Juni. In einem Aufruf sichert der Reichswehrminister den Freiwilligen Schutz gegen etwaige Boykotts durch vorzugsweise Einstellung in Staats­betrieben und Staatssiedlungen zu. Ebenso werden bei der eingeleiteten großzügigen inneren Kolonisation die Freiwilligen in erster Reihe neben den Kriegsbeschädig­ten bei Ansiedelungen Berücksichtigung finden.

Die Nationalfarben.

Berlin, 4. Juni. Wie dieVoss. Zeitung" hört, kan n es a ls sicher gelten, daß die Farben sckiwarz-rot-- gold mit den Stimmen der Mehrheitssozialiffen, der Dernvkraten und eines Teils des Zentrums angenommen werden. Andere Morgenblätter bezeichnen dies als we­niger sicher. . , -

Aufhebung der Streikgelder. A

Berlin, 4. Juni. Die preußische Staatsregierung hat beschlossen, daß ein für allemal Streikgelder nicht mehr bezahlt werden, gleichgültig aus welchem Grunde gestreikt wurde.

Die Lostrennungsbestrebungen.

Berlin, 4. Juni. Gestern Nachmittag fand im preuß. Abgeordnetenhaus abermals eine Aussprache der Abgeordneten der besetzten Gebiete über die Vorgänge im Rheinland statt. Von besonderem Interesse waren die Mitteilungen über die Person des Dr. Dorten. Aus ihnen ging hervor, daß Dorten schon im Februar Zür die Ausrufung der rheinischen Republik tätig war. Er stellte sich damals in Mainz als Vertreter des Köl­ner Oberbürgermeisters Adenauer vor, um sich einzu­führen. Auf eine Anfrage in Köln teilte Oberbürger­meister Adenauer mit, daß er Dr. Dorten überhaupt nicht kenne. Dasselbe Spiel trieb Dorten in Wies-' baden dem dortigen Oberbürgermeister gegenüber, wurde aber ebenfalls sofort durchschaut. Damals wurde fest­gestellt, daß Dr. Dorten sich im Besitz eines von der besetzenden Macht ausgestellten Passes befand, der ihm freie Ein- und Ausreise im besetzten Gebiet, sowie jede Bewegungsmöglichkeit innerhalb desselben zusicherte. In Mainz ebenso wie in Köln wird die Ausrufung der rheinischen Republik nicht ernst genommen. Auch in Köln verhält sich die Bevölkerung unbedingt ablehnend.

Berlin, 4. Juni. Reichsminist er Erzberger hat durch die Waffenstillstandskommission in einer neuen Note gegen die rechtswidrige Duldung der Umtriebe in den besetzten Gebieten durch die französischen Behörden Widerspruch erhoben und mitgeteilt, daß der Reichs­anwalt beauftragt sei, gegen die Hochverräter das Ver­fahren einzuleiten. Tie Reichsregiernng erwarte, daß von seiten der Besatzungsbehörden bei der Verfolgung und Aburteilung der Schuldigen, besonders des Dr. Dorten keinerlei Eingriffe in das gerichtliche Strafver­fahren erfolgen werden.

Berlin, 4. Juni. Der frühere Oberpräsident der Rheinprovinz, Freiherr v. Rhcinbaben, veröffent­licht 'in den rheinischen Blättern einen Aufruf an dis Rheinländer, sich bewußt zu bleiben, daß auch die Be­wohner -der Nheinlande deutschen Bülts sind und kein 'Recht haben, das deutsche Volk im Stich zu lassen. Die Franzosen haben nie den Plan auf unsere wirt­schaftliche und politische Zerstückelung aufgegeben und es heiße also, die Absichten unserer Feinde geradezu för­dern, wenn man einen Rheinbundstaat schaffen wollte.

Höchst a. M., 4. Juni. Gestern ist die gesamte Bürgerschaft und Arbeiterschaft geschlossen in den Ab- wehrstreik gegen den republikanischen Putschversuch ein­getreten. Die französische Besatzung hielt sich in ihren Quartieren auf. Die Streikbewegung griff auch auf den Nachbarort Nied und die Eisenbahn-Werkstätte Nied über.

Amtsblatt fiir Pfaltgrasrawetter.

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"^Ernster Zwischenfall.'^ P? Mainz, 4. Juni. Zn Biebrich a. Nh. schlug -ein französischer Offizier einen Straßenbahnsührer, dev auf sein Geheiß nicht halten wollte, mit der Reitpeitsche» Der Führer versetzte dem Offizier mit der Fahrknroel einen so heftigen Schlag auf den Schädel, haß der Offö, zier sofort tot zusammenbrach. Dem Manne, den ina folge der drohenden Haltung des Publikums die fran­zösischen Soldaten nicht auf der Stelle zu verhaften wag­ten, gelang es, das unbesetzte Gebiet zu erreichen.

Vorbereitungen zur Friedensfeier.

Berlin, 3. Juni. Die Börsenzeitung meldet aus: Worms: Die Franzosen treffen hier alle Vorberei­tungen zu einer großen Friedensfeier. Am Tage der Unterzeichnung wird große Beleuchtung und Feuer­werk auf der Rhembrücke von Worms stattfinden. An­dererseits bemerkt man aber auch Vorbereitungen für den etwaigen Vormarsch der Truppen über den Rhein im Falle dA: Nichtunterzeichnung des Friedensvertrags. Große Pröviantkölörmen und Lastautos stehen Abfahrt bereit an der Rheinbrücke, um die Truppen möglich e rasch aus das rechte Rheinufer zu bringen. Unter den Soldaten der Besatzungsbehörde herrscht Aufregung.

Belagerungszustand. ,

Düsseldorf, 3. Juni. Ueber Düsseldorf, Sta cht und Landkreis, und über Duisburg ist der Belagerungs­zustand verhängt worden. -r. ->

Parrs, 4. Juni. Tie Besprechungen der Pariser Blätter über den österreichischen Friedensvcrtrag heben hervor, daß noch- wesentliche Punkte fehlen.Popn- pulaire" erklärt, das Dokument sei geradezu ungeheuer­lich. 7 Monate nach Schluß deZ Waffenstillstandes seien die Hauptfragen immer noch nicht gelöst. Diese Un­fruchtbarkeit der Regierungen komme von ihrer Verach­tung aller Grundsätze her. Ihre Unfähigkeit entspreche ihrer ungeheuren Eitelkeit. Sembat schreibt imOeuvre", man müsse sich Rechenschaft darüber geben, daß alles, was sn Versailles und St. Germain gemacht wird, nur vorläufig auf Sand gebaut ist und vom Wind verwehr werden wird. Kanin werden die Unterschriften ausge­tauscht sein, so wird die wahre Arbeit beginnen. Ter Teinps hält es für notwendig, Renner darauf aufmerk­sam zu machen, daß Oesterreich doch nicht so unschuldig: am Kriege sei, wie er in seiner Rede erklärt habe. Das' gesamte österreichische Volk, mit Ausnahme der Sla- ven, .habe in den letzten Julitagen des Jahres 1914 den Krieg gegen Serbien gewollt.

Einstellung der Zinszahlung in Oesterreich. Wien, 3. Juni. (Korr. Büro.) Tie deutsch-öster­reichische Finanzverwaltung wird die Einlösung von Zin­sen der alten Staatsschuld im Inland einstellen, jedoch zunächst die Mai-Fälligkeiten, soweit bei deren Aus­zahlung ein deutsch-österreichisches Interesse gegeben ishi zum vollen Einlösungsbetrag im Inland ankanfen. Der Grund soll darin zu suchen sein, daß eine Einigung mit den anderen Nationalstaaten über die Verteilung des Schuldendienstcs bei der österreichischen und allaemeincn Staatsschuld nicht zu erzielen war. re-»»»vorn u»»o ^.'»»ne«r-.:rr» tu.. Mit.

Paris, 4. Juni. Reuter. Es wird gemeldet, daß Schweden und Dänemark sich in ihrer Antwort auf die Anfrage der Ententemächte geweigert haben, bei einer etwaigen Erneuerung der Blockade gegen Dcutschland- mitzuwirken.

Arbeiterbewegung in Frankreich.

Paris, 4. Juni. Die Angesteilten und Arbeiter der Pariser Untergrundbahn beschlossen, in den Streik zu treten. Ter gesamte Betrieb ruht.

Paris, 3. Juni. Auch die Omnibusse und Stra­ßenbahnwagen mußten den Betrieb einstellen. Die Be­wegung greift immer weiter um sich. In den Vororten von Paris, die große Jndnstrieen anfweisen, haben sämt­liche Metall-, Automobil- und Flugzeugfabriken nsw. im Laus des gestrigen Tags schließen müssen. Auch in den Bezirken am Jura machen sich Bewegungen be­merkbar.

Zum Tod verurteilt.

.München, 3. Juni. Vom Standgericht München wurde nach zweitägiger Verhandlung der 1883 in Pe< stersburg geborene Redakteur Dr. Lev ine, badischer Wtaatsangehöriger jüdischer Herkunft, wegen Hochverrats 'zum Tod verurteilt. Der Mitangeklagte Architekt Zinr - Im er wurde wegen Beihilfe zum Hochverrat dem ordent­lichen Gericht überwiesen. Die weiteren Angeklagten Pri­vatdozent Dr. A. Salz aus München und der Kunst­maler Schmidt wurden freiaesprochen.