ßMffcrich r..;rs Dcrttdnvst.
, rlm, 2. Juni. Ter frühere Staatsjekretür Tr. Heiffcrich veröffentlichte in der „Kreuzztg."^emen ifcharfen Artikel gegen die Gegenvorschläge der Reichs- regierung, die den finanziellen und wirtschaftlichen Rum des deutschen Volks herbeiführen müssen. Reichsftnanz- minister Wernburg führte dagegen im „Bert. Tageblatt" aus, das Angebot der 100 Milliarden sei eme Ehrenpflicht des deutschen Volks gewesen. HelfferiH erwidert, die angebotenen 100 Milliarden müssen bei unsren Feinden die Meinung erwecken, Deutschland werde Der die Ausdehnung der Verpflichtungen mit sich reden lassen. Die Mehrbelastung durch die 100 Milliarden lGoldmark über die Bedingungen des Waffenstillstands hinatis sei ein Verbrechen und unserer sicherer Ruin.
Die Frage der Konfessionsschule im Osten.
Berlin, 2. Juni. Aus dem mittleren und südlichen Ostpreußen häufen sich die Nachrichten, daß, die Polen bei ihren Losreißungsbestrebuugen die dort zumeist streng katholisch gesinnte Bevölkerung für hochverräterische Pläne durch den Hinweis zu gewinnen suchen, daß die Eltern ihre Kinder, wenn sie bei Deutschland bleiben, in konfessionslose Schulen schicken müßten. Um dieser angeblich zum Teil erfolgreichen Propaganda der Polen entgegenzutreten, haben verschiedene Stadtverwaltungen und Gemeindevertretungen Ostpreußens von der Regierung die bindende Erklärung verlangt, daß Dchulfragen künftig lediglich Gemein deangelegen- 'Heiten sein sollen, daß insbesondere die einzelnen Gemeinden über den konfessionellen Charakter der Schulen selbständig entscheiden sollen. Die preußische Regierung erklärt nun, auf Grund des zwischen Mehrheits- sozialisten, Zentrum und Demokraten vereinbarten Regierungsprogramms sei jede Gewähr dafür geboten, daß bei der Neuordnung des preußischen Schulwesens eine Vergewaltigung religiöser Interessen ausgeschlossen ist. Auch die Rechte der Gemeinden auf die Gestaltung ihres Schulwesens sollen gewahrt bleiben, soweit es irgendwie mit den Staatsinteressen zu vereinbaren sei.
^ Nosa Luxemburg gefunden?
Berlin, 2. Juni. Am Samstag ist stromabwärts an der Stelle, wo Rosa Luxemburgs Körper inS Wasser geworfen wurde, ein weiblicher Leichnam geborgen worden. Ta die in Betracht kommenden amtlichen Stellen erklärten, es sei mit der Möglichkeit von Aufläufen vor dem Schauhause zu rechnen, wohin der Körper gebracht worden war, verfügte das Oberkommando die Ueberführung der Leiche nach dem Garni- lsonslazarett in Zossen.
Ausweisung.
Berlin, 2. Juni. Tie bayerische Regierung in Bamberg bestätigt die Nachricht, daß der bayerische Regierungspräsident der Rheinpsalz n. Winterstein ans der Pfalz ausgewiesen worden ist.
Wiesbaden, 2. Juni. Tie französische Besatzungsbehörde hatte vom Polizeidirektor in Wiesbaden ausdrücklich verlangt, dafür zu sorgen, daß die Plakate betr. die Proklamation der rheinischen Republik nicht entfernt werden. SS ^ , , ,. >,
Putsch in Speyer. ^
5.S arrrrhe«», 2. Juni. Tr. Haaß und Gesinuungs- Nenoswn wollten gestern vormittag 10 Uhr in Speyer die Rheinische Republik ausrufen. Tie empörte Menge stürzte sich auf die Landesverräter. Haaß soll geschossen haben und wurde daraufhin derartig zugerichtet, daß er schwerverletzt vom Platze getragen werden mußte. Achnlich erging es seinen Spießgesellen. Ter Putsch in Speyer ist vollkommen mißlungen und in der S:m: herrschst eine gehobene Stimmung. ___
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- Nur der werktätige Glaube ist das Evangelium der j HchM und hält, wie die einzelnen Menschen, so auch ! ganze Völker gesund und tüchtig. l
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uzdich, Egon, nimn'. meine Mitteilung .'dochsytchtl'iWlMchiaiOewiß, ich war ungeschickt und hatte MichyjMöprNMüdrMen sollen, aber beleidigen wollte ich M KfÄtMgWFMiß.,izicht!"
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nicht geliebt, uiw glaubst, daß das bißchen verwandtschast- .gung die Liebe ersetzen kann. Aber auch deine
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ÜttSst'MchNdtl-wirst Erfahren, daß die al^^i Gegenstand ihrer etwas Haß-
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ck«ch.- -JchUhKtzr-setz5O DtMuMowS um Sie flog auf ihn zu und nahm'seine beides Hände mit festem Druck zwischen die ihren.
„Du hast mehr Temperament, als ich dir je zugetraut hätte, meinte er ironisch.
Die Frankreichs.
Versailles, !.. Juni. Einern Mitarbeiter des „Matin" gegenüber äußerte sich der frühere Minister Ni- bot über die finanziellen Lasten Frankreichs in den nächsten Jahren. Ribot berechnet, daß Deutschland bis 1926 Frankreich 4 Milliarden Franken bezahlen werde. Wahrend derselben Zeit werde Frankreich 25 Milliarden für Pensionen, 37 Milliarden für Kriegsschäden und 15 Milliarden Zinsen für die Anleihe, welche Frankreich zur Bestreitung der Wiedergutmachungskosten werde ausgeben müssen, zu bezahlen haben. Unter Berücksichtigung des Erlöschens von Pensionen dürfte Frankreich zunächst 40 Milliarden vorzuschießen haben und in den Jahren 1926 bis 1931 werde Deutschland 1,800 Millionen jährlich an Frankreich zahlen, wogegen Frankreich in derselben Zeit zunächst mindestens 50 bis 60 Milliarden auszugeben haben werde. Diese großen Ausgaben Frankreichs erklärte Ribot mit der Notwendigkeit, Anleihen zur Teilung der Wiederherstellungskosteu auszugcben.
Ter Frredensvertrag in Paris.
Paris, 2. Juni. Tie Zeitung „Bon Soir" lreß gestern an 50 Senatoren und Abgeordnete den in Deutschland hergestellten Abdruck des Friedensvcrtrags verteilen. Dieses kühne Wagnis erregt allgemein Aufsehen, da die Regierungen den Wortlaut des Vertrags immer noch streng geheim halten. Zunächst sind alte Nachrichten über den Vorgang von der Zensur in den Pariser Blättern gestrichen worden. „Bon Soir" schreibt, Wilson selbst habe die Oefsentlichkeit der Verhandlungen als Grundsatz aufgestellt, somit sei die Mitteilung nur im Geikte Wilsons erfol>-
Parrs, 2. Jum. Tre Streikbewegung, die hauptsächlich die Einführung des Achtstundentags und Erhöhung der Löhne zum Ziele haß nimmt ständig zu.
Uebergabe des österreichischen Vertrags. Paris, 2. Juni. Reuter. Den österreichischen Bevollmächtigten in St. Germain wurden heute die Frie- densbedingungen, mit Ausnahme der militärischen, der Wiedergutmachungs- und der finanziellen Bedingungen sowie gewisser Grenzklaufeln, überreicht. Oesterreich (der Ausdruck „Deutsch-Oesterreich" wird vermieden) wird durch den Vertrag ein Staat von etwa 6 Millionen Einwohnern, die ein Gebiet von 50 000 bis 60 000 Ouadrat- meilen bevölkern. Die Nordgrenze folgt der alten Ver- waltungsgrenZe, die Böhmen und Mähren von Oberund Unterösterreich trennte. Die Südgrenze init Italien und dem serbisch-kroatisch-slovenischen Staat soll später festgesetzt werden.
Allgemeine proletarische Wehrpflicht in Ungarn.
Budapest, 2. Juni. Der revolutionäre Rat setzte die allgemeine Wehrpflicht für alle männlichen Proletarier von i17—45i Jahren fest, auch wenn sie keiner Gewerkschaft angehören. . .... l
,-st st Neuer Gesandter. -M
Rom, 2. Juni. Hier verlautet, der frühere deutsche Botschafter in Washington, Graf Bernstorff, sei für den Posten in Rom vorgesehen. stst ^
Streik der Polizeibeamten» » London, 2. Juni. Tie Londoner Polizei hak Forderungen erhoben und hat gedroht, im Falle der Ablehnung in den Ausstand zu treten. Es wurde über den Streik eine Abstimmung veranstaltet und das Ergebnis war, daß 44 539 Stimmen für und 4324 Stimmen gegen den Streik abgegeben wurden. Ter Vollzugsausschuß hofft jedoch, die Forderungen auch ohne Streik durchsetzen zu können, jedenfalls solle er solange verschoben werden, bis der Frieden unterzeichnet sei.
Der Krieg im Oste«.
Ärsn, 2. Juni. Die ukrainische Regierung hat ihren Sitz angesichts der polnisch-rumänischen Gefahr nach Kamenez-Podolsk auf das vom Bolschewismus befreite Gebiet vee-egt.
London, 2. Juni. Reuter meldet aus Helsina- fors: Vorgestern sind das Bolschewisten-Panzerschiff „Petro Pawlowa!" und drei andere Schiffe auf der Höhe von Jngermanland und westlich Kraspajaworka erschienen und haben die Küste boinbardiert. Nach dem Eintreffen von sechs englischen Kriegsschiffen entspann sich ein Gefecht, das 50 Minuten dauerte. Die Bolschewistenflotte flüchtete nach Kronstadt.
Die katholischen Missionen.
Rom, 2. Juni. „Oservatore Romano" bestätigt, daß die Reise Ce re ttis nach Paris den Zweck habe, die Frage der katholischen Missionen zur Sprache zu bringen. Tie Großmächte sind offenbar bestrebt, neben deutschen Einfluß zu vernichten. So weit es sich aber um katholische Missionen handelt, dürfe nicht außer Acht gelassen werden, daß, wenn ein solcher Missionar in Verletzung seiner geistlichen Sendung sich zum politischen Agenten oder Agitator hergeben sollte, jederzeit die Möglichkeit bestehen würde, durch Vermittlung der Kongregation den Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.
Amtliches.
Die Abhaltung von viertägigen Unterrichtsknrse» in Obst- und Gemüseverwertung für Frauen und Mädchen an der Weinbauschnle 1» Weinsberg und im Pomvlogische» Institut in Rentliuge«.
An der Weinbauschnle in Weinsberg und im Porno- logischen Institut in Reutlingen werden im Laufe des Sommers wieder wie in den Vorjahren mehrere viertägige Unterrichtskurse, in welchen über Ernten Sortieren, Verpacken und Dörren von Obst und Gemüse, über Herstellung von Marmeladen, Gelees, Pasten, Obstsäften, Konserven usw. praktische und theoretische Unterweisung erteilt wird, für Frauen und Mädchen abgehalten werden. Die Kursdauer ist auf 4 Tage festgesetzt worden, damit einer mög lichst großen Anzahl von Frauen und Mädchen Gelegenheit zur Erwerbung der erforderlichen Kenntnisse in der Obstund Gemüseverwertung gegeben ist.
Die Kurse beginnen in Weinsbcrg am 8. Juli ds. Js. in Reutliugen am 14. Juli. ds. Js.
Die Teilnehmerinnen müssen das 16. Lebensjahr zurückgelegt haben. Für Wohnung und Kost während der Dauer des. Kurses haben sie selbst zu sorgen. Die Kurs- gebühr von 5 Mark ist vor Eröffnung des betreffenden Kurses an das Kassenamt der Weinbauschule in Weinsberg bezw. an Oekonomierat Lucas in Reutlingen zu entrichten. Bedürftigen Kursteilnehmerinnen kann die Kursgebühr nachgelassen werden.
Gesuche um Zulassung zu diesen Kursen und bis spätestens 24. Juni ds. Js. eiuzusenden:
e») für Weinsberg an die Weinbauschule daselbst, b) für Reutlingen an dm Direktor des Pomologischm Instituts, Herrn Oekonomierat Lucas in Reutlingen.
Arbeitszeit Lu den Frifeurgefchäfte«.
Vom Arbeitsministerium wurde verfügt:
Der Betrieb der Frifeurgefchäfte und die Beschäftigung des hiebei verwendeten Personals wird in der Zeit von 7 Uhr vorm, bis 7 Uhr abends, an den Samstagen und an den Tagen vor den Festtagen in der Zeit von 7 Uhr vorm, bis 9 Uhr abends gestattet.
„Verhöhne mich nicht, wo es sich um mein ganzes Lebensglück handelt," sagte Anneliese mit sanstein Vorwurf. „Oh, Egon, wenn du mich ein wenig lieb hast, hilf mir den Onkel zu beeinflussen, daß die Trauung wenigstens noch hinausgeschoben wird, versprich mir das Egon."
„In diesem Augenblick kann ich dir noch nichts versprechen, teure Cousine, erst muß ich unseren gestrengen alten Herrn gehört haben."
Es klopfte. Friedrich meldete, daß der gnädige Herr schon ungeduldig warte.
Egon küßte seiner Cousine die Hand und entfernte sich eilig.
Es war ihm unmöglich, gleich vor den Oheim zu treten, ein paar Minuten wenigstens mußte er in seinem Zimmer allein sein, um seinen Gesichtsausdruck der Krankenstube anzupasseu. Fast hätte er laut gelacht über Sie merkwürdige Fügung.
Das ging ja ^mz nach Wunsch, viel besser, als er'eri wartet hatte. Und wie Gelegenheit Diebe macht, so wirkten die günstigen Umstände auf Egons Sinn.
In London, in dem kleinen blumenumrankten Hause, war er entschlossen gewesen, wie ein ehrlicher Mann dem Onkel die Wahrheit zu gestehen und dessen Zorn standzuhalten. Der gütige alte Mann würde sich schon wieder besänftigen lassen. Doch bei der jetzigen Lage der Dinge wäre das ja Unsinn gewesen, sagte er sich. Wenn Anneliese sich weigerte, die Verbindung einzugehen, so entlud sich der Zorn des alten Herrn über sic, und Egon saß um so fester in dessen Gunst. Später fand sich dann schon eine Gelegenheit, ihm zu beichten, was i>. London geschehen.
Blaß und mit fest zusammengepreßten Lippen, die seinen Zügen einen leidvollen Anstrich gaben, trat er wenige Minuten später an das Lager seines väterlichen Verwandten.
Stumm beugte er sich über Graf Harolds bleiche Stirn und küßte sie.
Erschreckt gewahrte er die gewaltige Veränderung in den Zügen des Kranken. Dieser Anblick griff doch an sein Herz.
Der alte Herr lächelte matt. „Du ließest lange auf dich warten, Egon," sprach er leise.
„Ja, lieber Onkel, ich erfuhr erst gestern von deiner Krankheit. Ich hatte nämlich, einem meiner schnellen Entschlüsse folgend, einen Abstecher nach England gemacht.
Ich hatte dich so wohl verlassen, daß ich über die plötzliche Erkrankung tief bestürzt war."
„Es kain auch mir unerwartet. Die Ursache lag wohl in einer heftigen Seelenerschütterung."
„Ich hörte soeben schon von Anneliese Dinge, die mich in Erstaunen setzen."
„Und was sagst du dazu?" rief der Kranke, sich jäh aufrichtend, „das dumme Kind bildet sich ein, diesen Bürgerlichen zu lieben. Sie weigert sich, deine Hand anzunehmen. Aber mit deiner Hilfe wird es sicher gelingen, sie zur Vernunft zu bringen der — widersetzt du etwa dich auch meinen Plänen?"
„Das elektrische Licht war durch einen grünen Schirm gedämpft. Trotzdem war jeder Zug in dem hageren schinerzgeprüften Gesicht des Schloßherrn deutlich zu erkennen, und Egon fühlte sich ergriffen, als er sah, mit welcher Spannung der alte Herr auf seine Antwort wartete.
Egon streichelte beschwichtigend die wachsbleiche Hand. „Beruhige dich, lieber Onkel, ich bin durchaus bereit, mich deinen Wünschen zu fügen. Auch Anneliese, hoffe ich, wird noch zu besserer Einsicht kommen."
„Das gebe der Himmel! Dir aber danke ich von ganzem Herzen, mein Sohn, du sollst es nicht zu bereuen haben, wenn du des alten Onkels Herzenswunsch erfüllst. Wenn ihr beide vereinigt seid, wird das alte Geschlecht weiterbestehen, nicht aussterben, wie ich schon befürchtete. Ist die Trauung erst vollzogen, dann will ich gern, von Herzen gern sterben!"
„Nein, lieber Onkel, so darfst du nicht sprechen! Leben sollst du, leben zu unser aller Freude! Dein Leiden ist nicht so schlimm, wie du denkst, und wenn dein Gemüt erst zur Ruhe gekommen ist, wirst du dich in wenigen Tagen so weit erholt haben, daß du nach Wiesbaden gehen und dich dort für den Winter auskurieren kannst. Im Notfall verbringst du die kalte Jahreszeit in Nizza. Wenn um dieses alte Gemäuer die Schneestürme brausen, bist du in Gesellschaft deiner Kinder unter dein blauen Himmel Italiens und wirst bald die alte Frische wiedererlangt haben."
Fortsetzung folgt.