Heimkehr.

Berlin, 12. Mai. Ter Heimtrausporl der deutscheU Truppen aus Saloniki und Konstantinopel ist Im Gange. Nach wiederholten Vorstellungen haben di« »Mliicrten die Entsendung des DampfersOstsee" nach! Mg« genehmigt, der die dorti n verztveifelter Lage befindlichen Deutschen zurüüführen soll. Der Dampfer Hannover" geht nach Reval und Libau, um die Zurückgebliebenen deutschen Staatsangehörigen und die

DtN'sth-Balteu nbruh st-n.

Besetzung Leipzigs.

Leipzig, 12. Mai. Gestern früh sind Regierungs- jtvvppen unter General Merker von vier Seiten in Leipzig eingerückt und haben die Stadt ohne Kampf be- Mt. Tie Unternehmung ist vollständig geglückt. An Hen Operationen, die bis zur letzten Stunde geheim ge­halten worden waren, sodaß selbst Eisenbahnbeamte nichts davon wußten, nahmen Truppen aus Berlin, Brannschweig, Halle, Merseburg, Naumburg, Weißen­fels und auch von den in München verwendeten teil. Tie Truppen waren in der Nacht unter Vorausfahren »on Panp rzügen auf den verschiedenen Vorortsbahnhöfen Leipzigs eingetroffen und haben dann sofort den kon­zentrischen Vormarsch auf die innere Stadt augetreten. Ernstlichen Widerstand haben sie nirgends gefunden, so­daß, soweit bisher Feststellungen vorliegen, nur zwei Verwundete zu beklagen sind. Me wichtigen öffentlichen (GLäudc, ferner dieLeipziger Volkszeitung" und das Wolkshaus wurden sofort stark besetzt. Tie Leipziger Sicherheitswehr wurde entwaffnet. Sie wird zur ge­nauen Feststellung der Personalien in den Kasernen festgehaltcn. Mehrere Führer der Unabhängigen und Spartakisten sind verhaftet- Ter Vorsitzende des Leipziger Arbeiterrats, Tr. Gey er,""soll sich in Ber­lin aufhalten. Der Arbeiterrat soll ausgelöst und Neu­wahlen ausgeschrieben werden. Tie ans dem Augustup Platz und vom Rathausturm wehenden roten Fahnen sind verschwunden. Sollte es dennoch zu Streiks oder zum Generalstreik kommen, so sollen die Arbeitswilligen geschützt und der Betrieb der Gas-, Elektrizität»- und Wasserwerke sichergestellt werden.

Gera, 12 . Mai. Die Regierung von Neuß j. L. hat das große Thüringische Frauenasyl in Köstritz, Ei­gentum der Inneren Mission, beschlagnahmt, sten Vor­steher, Oberpfarrer in Köstritz außer Dienst gestellt und hie Pslegeschwestern entlassen.

Bon der Frrcdenskonfereu.

Versailles,- 12. Mai. Graf Brock dorff hat tzn Clemenceau zwei Noten betr. schleunige Erledigung der Vorfragen über die Heimsendung der deutschen Kriegs­gefangenen und über die Regelung des intetichtionalen Arbeiterrechts gelangen lassen: dre Fragest* stillen in 'gesonderten Ausschüssen behandelt werden und bezüglich der Arbeiterfragen sollen Vertreter der Larrdesorgani- sationen der Arbeitergewerkschaften alle r-Be rtragschließen­den Länder zu einer Konferenz nach V.erfcnlles^errlsen werden. Die Antwort steht noch aus.'

Populaire" schreibt: Tas revolutionäre Rußland hat die erste Gelegenheit -ergriffen, den cmfgezwunge- nen Gewaltfrieden von Brest-Litowsk ahzuschütteln. Teutschland wird den schlimmeren Frieden (von Ver­sailles) ebenfalls abschütteln und wir (die Sozialisten) Werden znstimmen.

Miderspruch gegen die deutschen Nationalsarben. j Maris, 12 . Mai. Ter belgische Minister Hyman Mt im Treierrat gegen die Absicht der deutschen Negier­rung, die gleichen Farben wie die belgischen (schwarz- szelb-rot) zu wählen, Widerspruch erhoben.

Leibst geschmiedet.

Roman von A. v. Trystedt.

-^Fortsetzung.) (Nachdruck verboten)

Lieber Onkel," sagte sie bebend,so leid es mir tut, dir Schmerz bereiten zu müssen, darf ich dir doch nicht tanger verschweigen, daß ich über meine Zukunft bereits selbst bestimmt habe und zwar so, wie es mein Herz ver­langt. Wäre es noch frei, liebster Onkel, so würde ich deinen Wunsch erfüllen, auch wenn Egon mir gleichgültig wäre. Aber ich liebe einen anderen, welchem ich Treue gelobte und in dessen Besitz ich allein mein ganzes Glück finden kann. Sei mir darum nicht böse" sie war nun doch um den Tisch herumgegangen und stand mit bittend ausgestreckten Händen vor ihmEgon wird sich mit einem anderen Mädchen aus gutem alten Hause ver­mählen und schließlich alles sich zu deiner Zufriedenheit ge­stalten."

Graf Nordburg war sehr erst geworden.Du zerstörst mir in der Tat ein schönes Zukunftsbild, Anneliese," er­widerte er,aber vielleicht fällt es dir zu, durch eine noch vornehmere Heirat unserem Geschlecht erhöhten Glanz zu verleihen. Trügt meine Ahnung mich nicht? Ist es Fürst Waldenstein, welchem du dein Wort verpfändetest?"

Nein, Onkel, nein!" Schwer stützte sich die kleine Hand auf den Tisch,nicht der Fürst"

Ich wüßte nicht, wer außer ihm als Bewerber für dich noch in Betracht kommen könnte," meinte der Schloß- Herr ruhig.

Anneliese raffte sich auf. Trotzdem in ihr alles in wogender Bewegung war, blieben ihre Züge äußerlich be­herrscht, klang ihre Stimme fest und klar:

Der Man», welchen, ich liebe, kann nur auf den Adel feines Herzens und seiner Gesinnung verweisen, Onkel, er ist bürgerlicher Herkunft, und darauf angewiesen, sich durch ernste Arbeit in der Weit zu behaupten. Aber die Energie seines Strebens, der kühne Mut, der vor keinem Hindernis sich beugt, wenn es gilt, um ein hohes, schönes Ziel zu kämpfen, macht ihn zum Aristokraten des Geistes."

Der Graf batte sich in zorniger Ueberraschung er­hoben.Und mit solchen Kind.-reie'n wagst du mich allen

Äus sem Borfrievensvertrag.

Versailles, 12. Mai. InterNation «lisie rt wird die Elbe von der Mvldaumünduug ab und die Mol­dau von Prag und die Oder von der Oppamünduug an, der Tnjemeu von der Groduomündung an und Sie Donau von Ulm an. Auf diesen Schiffcchrtsivegen sind die Alliierten völlig gleichberechtigt untereinander und genießen Meistbegünsttguugsbehandluug. Teutschk^-d tritl au die Alliierten einen Teil seiner Schlepper und Schiffe, sowie das notwendige Material zgr Be­nutzung des Schiffahrtswegs ab. Tie Entschädigungen werden von Schiedsrichtern festgesetzt und von den Be­trägen in Abzug gebracht, die Teutschland schuldet, so daß Deutschland die Eigentümer entschädige» muß. Falls von den alliierten Mächten der Bau de? Rhein- D onau-Kan als binnen'25 Jahren beschlossen wird, m TeuLsch l a nd de n K a n al gemäß de n v o ri­tz e legten Plänen banen.^ Ter Kanal wird dem­selben Verwalnmosregi'.ne unterstellt wie: er Rhein selbst.

Tie. Rheinschiffahrt bleibt vorläufig durch das Mannheimer Abkommen vom Jahre 1868 geregelt. Sechs Monate nach Inkrafttreten des F-riedensvertrags wird ..' " " ' - - zwei

eine 19gliedrige Vertretern der Vertretern der das außerdem

Zivilkommission, bestehend aus je Niederlande und der Schweiz, je vier deutschen Uferstaaten und Frankreich, den Vorsitzenden ernennt, und je zwei Vertretern Großbritanniens, Italiens und Belgiens, in Straßburg zur Abfassung des Abkommens zusammen­treten. Teutschland nimmt die Beschlüsse des Ausschus­ses und des Zivilrates im vor a n s an. An der Rhe.m- schisfahrt sind alle Nationen gleich berechtigt. Auf An-, suchen tritt Teutschland an Frankreich Schlepper, Schiffe, Anteile von deutschen Rheinschissahrtsgesellschaften, An­lagen, Docks, Magazine ab, die deutsche Staatsangehörige oder Gesellschaften am 1. August 1914 im Rotterdams Hafen besaßen. Teutschland entschädigt seine Staats­angehörigen dafür. Falls binnen 25 Jahren nach In-, krasttreten des Vertrags Belgien in der Höhe vonl Ruhrort einen SchijfahrtSmeg Rhein-Maas zu bauen beschließt, muß Deutschland gemäß den vorgelegten Plänen den aus seinem Gebiet befindlichen Teil des! Schifsahrtswegs bauen. Teutschland anerkennt, daß die Machtbefugnisse der Zentralrheinkommission auf die Mosel von der französisch-luxemburgischen Grenze bis zum Rhein vorbehaltlich der Zustimmung Luxemburgs ws dem Rbein zwischen Basel und Bodensee vorbehalt­lich der Zustimmung der C-chwetz ausgedehnt werden. In­den Häsen Hamburg und Stettin verpachtet Teutschland auf 99 Jahre dem tschecho-slovaki- schen Staat eine Bodenfläche, die als freie Zone im direkten Transitverkehr für Waren von und aus der Tschecho-Slovakei gilt.

Die 5. Anlage verpflichtet Teutschland, zehn Jahre hindurch au Frankreich 7 Millionen Tonnen Koh­len und außerdem alle Jahre diejenige Kohlenmenge zu liefern, die den Unterschied zwischen der Jahres- förderuug der uvrdfrcm-ösischeu Gruben vor dein Krieg und der tatsächlichen Förderung im Zeitpunkt der For­derung ausmacht. Letztere Verpflichtung soll 10 Jahre bestehen nnd in den ersten 5 Jahren nicht über 20 Mil­lionen Tonnen, in den zweiten 5 Jahren nicht über acht Millionen Tonnen ausmacheu. Deutschland wird Bel­gien 10 Jahre hindurch 8 Millionen Tonnen Kohlen liefern, ferner Italien bis zum Jahre 1920 4sts Mil­lionen Tonnen Kohlen, sodann bis zum Jahre 1921 6 Millionen Tonnen, das nächste Jahr 71/2 Millionen Tonnen, bis 1923 8 Millionen Tonnen, bis 1924 81 / 2 ' Millionen Tonnen, sodann während noch 5 Jahren 8 V 2 Millionen Tonnen. Zwei Drittel davon werden auf dem Landweg geliefert. Der Preis ist wie für deutsche Be­zieher ab Grube und Flußsracht bis zur Grenze zu

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berechne«. Die Verbündeten behalten sich vor, anstatt 4 Tonnen Kohle 3 Tonnen Koks zu beanspruchen. Ferner wird eine Lieferungsverpflichtung von 31000 T. Benzol, 50000 T. Kohlenteer und 30000 T. Schwefelsäuren Ammoniaks festgesetzt.

Journal des Tebats" sagt: Jeder Deutsche hat sich in das Gehirn zu graben, daß er den Verbündeten einen Teil seines Arbeitslohns oder täglichen Gewinns schuldet.

Haag, 12 . Mai. Tie holländische Regierung er­klärt gegenüber Mitteilungen englischer Völker, weder die Friedenskonferenz noch eine der verbündeten Mächte habe bisher im Haag das Verlangen nach der Ausliefe­rung des Kaisers gestellt, die Negierung habe deshalb auch zu einer solcher Forderung noch keine Stellung nehmen können.

Tie dänische Regierung lehnt die Abstimmung und Einverleibung rein deutscher Gebiete, die der Frie­densvertrag vorsieht ,ab.

In Japan hat die Veröffentlichung der Friedens- bedingnugen große Erregung hervorgernfen. Tie Blät« ter erklären, das Angelsachsentum wolle die Weltherr­schaft an sich reißen; dagegen müsse ein Bund der oft-, licheu Viftcr gegründet werden.

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Der Achtstundentag.

Rom, 12. Mai. (Stefani.) Ein Dekret des Ver-, kehrsministers gewährt den Eisenbahnern den 8 -Stun-t dentag und einen freien Tag jede Woche.

Wien, 12 . Mai. Tas Tel.-Korr.-Bur. meldet aus Graz, daß nach den bis heute früh vorliegenden Wahl- resultaten in den steyerischen Landtag voraussichtlich

Ernstes zu behelligen?" brauste er auf.Ist es möglich, » daß du dich von einem dreisten Schaumschläger so weit ' umgarnen ließest, um zu vergessen, was du deinem Hause schuldest? Aber" fügte er sich bezwingend hinzu,du wirst ja zur Einsicht kommen, du bist doch mein gutes Kind. Nenne mir den Namen des Menschen, der seine Augen zur Komtesse Nordburg zu erheben wagte. Ich werde Sorge tragen, daß er dir nicht wieder vor Augen kommt."

Seinen Namen sollst du erfahren, Onkel, doch nicht jetzt, nicht in dieser Stunde. Wenn du ruhiger geworden bist, sollst du alles wissen."

Sie eilte hinaus, unfähig, sich länger zu dieser un­natürlichen äußerlichen Ruhe zu zwingen. In ihr stürmte es, stritten die seltsamsten Empfindungen. Sie war keines­wegs so zuversichtlich, wie es den Anschein hatte. Banges Zagen, So ->rz darüber, daß sie dem Oheim, den sie wie einen Vater «lebte, und der ihr bisher nur Güte erwiesen, eine so bittere Enttäuschung bereiten mußte, peinigte sie. Ihr weiches Mädchenherz bangte vor dem harten Kampf, nun er n l Ernst begonnen hatte.

Sie eilte die Arsppe hinab in den Park hinaus und weiter bis eurer F>-"igen Allee, die zu beiden Seiten von großen L'lcs-mflcchen umgrenzt wurde. Moosbänke luden" zum Ausruhen ein. Hohe Erlen bewegten leise ihre Zrr v deren Laub im Sonnenschein silbern auf­glänzte.

Annelwjc- liebte d'che Stelle besonders, umhegt von Wiesenblumen, .deren feiner Duft ihre erregten Sinne um­schmeichelte u rd beschwichtigte. Sie ließ sich nieder und barg das glühend" CF'cht in den Händen.

Da wurde ihr Name gerufen, leise und innig. Das junge Mädchen erhob sich hastig, und im nächsten Augenblick umschloß sie ein großer schlanker Mann mit den Armen.

Rer hold Scheiben war eine edle, kraftvolle Erscheinung. Das schönste in dem tiefgebräunten, von dunklem Voll- , bart umrahmte Gesicht waren die blaugrauen/leuchtenden Augen, d,^ eine faszinierende Wirkung auszuüben ver­mochten. Herzensgute konnte aus ihnen strahlen, sie konnten aber auch hart wie Stahl blinken.

Eine ausgeglichene Ruh« war das Charakteristische m dem Wesen des achtundzwanzigjährigen Mannes. Es war schwer, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen; geriet er aber in Zorn, ss ich»ss«n aus den großen, nun fast schwarz-

blauen Augensternen Blitze, die den Gegner zu vernichten drohten. Jetzt, da er die Geliebte innig umfing, loderte in ihnen ein Strahl heißen, leidenschaftlichen Glückes auf.

Mein Liebling, mein alles." Er bedeckte ihr

glühendes Gesicht, das dunkle, schimmernde Haar, mit Küssen, und Anneliese ließ es einen Augenblick willenlos geschehen. Wenn sie an dieser Brust ruhte, war sie gleichsam losgelöst von aller Welt. Dann aber füllten sich ihre Augen mit Tränen, und um den Mund zuckte es wie verhaltener Schmerz. ^

Du weinst, Geliebte!" sagte er erschrockenKind, was ist geschehen? Komm, laß mich deinen «mmer

wissen i" p

Er führte sie zurück zur Moosbank und Anneliese ließ sich neben ihm nieder. Sie saßen dicht aneinander­geschmiegt, ihr Haupt ruhte an seiner starken Brust.

Der Kampf beginnt," flüsterte sie leise,ich hatte so­eben einen schlimmen Auftritt mit meinem Oheim. Er weiß nun, daß ich meinen Vetter nicht heiraten kann, sondern einen anderen liebe, einen der Besten, Edelsten l" Mein armes Lieb! Deinetwegen hätte ich gem den Konflikt noch vermieden gesehen. Anneliese, hast du dich auch ernstlich geprüft? Bist du gewiß, mich so grenzenlos zu Heben, um den Zorn, vielleicht schlimmer die Ver­achtung des Grc sen Nordburg auf dich nehmen zu können?"

Er hatte sich weit vorgeneigt und sah -ihr mit dem Ausdruck heißer Zärtlichkeit und banger Erwartung in die schönen Augen.

Frage mich das nie wieder," entgegnete die Komtess« bebend,es kränkt mich bitter. Wir gehören zusammen und meine Liebe ist stark genug, um noch größere Hinder­nisse zu überwinden, als das Vorurteil meiner adelsstolzen Verwandten. Und müßte ich den sicheren Schutz meines Oheim», selbst sein gütiges Herz aufgeben ich würde darum weinen, meinen treuesten väterlichen Freund ver- loren zu haben, aber die Liebe zu dir könnte es nicht wankend machen. Ich kann dich ja doch gar nicht ver- losten, Reinhold. nicht wahx? Wir beide würden an einer Trennung zugrunde , ehen. Nie werde ich dich den starreu Prinzipien Nordburgs opfern.

Fortsetzung folg:.