-Wasfenstillstauds erklärt, daß sie jenseits der östlichen ! Reichsgrenzen keine Interessen verfolge. Ter Befehl «des Generals von der Goltz, daß sämtliche in Lettland stehende Truppenteile, auch die lettischen und bal- slischen, ihm unterstellt seien, sei erst nach dem Putsch gegen die lettische Regierung erfolgt und habenden Zweck, derartigen Putschen vorzubeugen. Sowohl die alte wie di« neue Regierung und ebenso die lettischen Sozialdemokraten hätten an den General das ausdrückliche Er> strcheu gerichtet, die deutschen Truppen nicht zurückzu- ziehen, cha sonst die erforderliche Sicherheit gegen räu- terische Horden nicht gegeben sei. Die deutschen Truppen werden sobald als möglich zurückgezogen.
Kundgebung für Tirol.
Berlin, 6. Mai. In der Singakademie fand eine große Volksversammlung statt, die die deutsche Friedens- «bordnung aufforderte, im Verein mit den österreichischen bevollmächtigten für die Erhaltung Südtirols für das Deutschtum einzutreten. . .
Die Lage irr München.
München, 6. Mai. Der Schriftleiter der „Roten Fahne", der Kommunist Mai-Günter, der noch zuletzt „Polizeipräsident" war, ist standrechtlich erschossen Vörden. Dr. Merkle vom Ministerium des Auswärtige«, der schon Eisners Revolutionsgehilfe war, ist verhaftet.
Bon der Friedenskonferenz.
Versailles, 6. Mai. Gestern fand die erste Sitzung des wirtschaftlichen Ausschusses für Industrie, Rohstoffe und Plockade mit den Vertretern der alliierten und assoziierten Negierungen für Rohstoffe statt..
Daris, 6. Mai. Das „Echo de Paris" veröffent- fNcht' angebliche Bestimmungen des Obersten Rats über «ine Volksabstimmung im ostpreußischen Kreis Allen- Hein über die Wahl für das Reich oder Polen. 14 Tage naw, Friedensschluß haben alle deutschen Beamten und Truppen den Kreis zu verlaßen, der von einem Völ- kerbundsanSschns; in Verwaltung genommen wird. Ter Ausschuß wird mit Hilfe Ansässtgcr die Abstimmung vornehmen.
Paris, 6. Mai. Den österreichischen , und ungarischen FriedensbevoUmächtigtem werden in St. Ger- fmain mehrere Gebäude zur Verfügung gestellt. Sie Werpe« erst eintreffen, wenn die Deutschen wieder abgereist Hi«d. Aer Vertrag mit Oesterreich soll, wie verlautet, leine Bestimmung enthalten, die den Anschluß ljOesterreichs an Deutschland verbietet.. . ^
London, 6. Mai. Der „Daily Mail" zufolge soll Italien das Mandat über Zara und, wenn nötig, mich noch über einen anderen Punkt an der dalmatinischen Küste erhalten.
Die Friedenskonferenz hat die Unabhängigkeit Finlands unter gewissen Bedingungen, u. a. mit einem Vorbehalt betreffs der finanziellen Verpflichtungen Rußlands, anerkannt.
Bern, 5. Mai. Nach einer Meldung der Schweiz. Dep.-Ag. hatten die Bundesbehördcn schon vor Monaten «bei den Alliierten beantragt, die Einschränkungen für die ichwcizerischen Jndustrieprodukte anfzuheben oder doch zu mildern. Wider alles Erwarten ist indessen der Bescheid abermals hinausgeschoben worden, weil das lokale Komitee die Frage noch der interalliierten Fincmz- kommifjion zum Bericht überwies. Ter Bundesrat hat a gen die Behandlung dieser dringenden Fragen neuerdings Vorstellungen erhoben.
Rote Rosen.
Roman von H. Courths-Mahler.
(Schluß.) (Nachdruck verboten)
„Und du verzeihst Gladys und Henning, daß sie .uns zu unserm Glück zwangen?"
Ein Schatten flog über ihr Gesicht.
„Ich mutz ihnen danken, mein Rainer, und ich tvill es :-on Herzen tun. Aber Henning — sieh, der De' : an ihn macht mir Pern. Ich weiß, waZ ses >,echt, zu lieben und nicht wiedergeliebt zu werden/
; „Sei ruhig, mein Liebling. Ich hoffe, für Henning gibt es bald eine heilsame Medizin. Gladyk gleicht dir so sehr — und Henning sagte mir, daß e> sie fragen will, ob sie seine Frau werden will. Henning ist mit hier und wird mit Gladhs dein Tagebuch wieder an Ort und Stelle getan haben. Diel Lagebuch mutzt du mir schenken, meine süße Frau «Jetzt brauchst du es nicht mehr. Jetzt sollst du mit .allem, was dein Herz bewegt, zu mir kommen «Willst du?"
ff Da flog zum erstenmal wieder das süße Schel- irnenlgcheln um Jostas Mund.
- „Ich weiß doch nicht, ob du so geduldig alles is dich aufnehmen wirst, wie mein Tagebuch."
Entzückt küßte er dies Lache.n von ihrem Mund Es dauerte lange, bis er sie wieder frei gab. Adel «endlich sagte Josta: «
„Jetzt müssen wir uns wohl einmal nach Hen ? ning und Gladhs umichanen." z
. Und sie fanden ein glückliches Brautpa-
Ta waren auch die letzten Schatten vo-' sta Glüüshimmel verschwunden.
Noch an demselben Abend kehrten Graf Ram- berg mit seiner Frau, seiner Schwägerin und seinem Bruder nach Ramberg zurück. «
Natürlich war Maggie im Gefolge ihrer jungen Herrin, die glückliche Maggie, die vor Stolz strahlte, daß ihr Mißchen so einen schönen und vornehmen Bräutigam gefunden hatte. >
Gräfin Gerlinde hörte den Wagen am Witwenhaus vorüber fahren, der die vier glücklichen Menschen hrachte. Sie glaubte aber nur, die beiden Herren feien ^urückaekehrt. . ,
(Liirc Tr-ihung.
Paris, 6. Mai. Marfchall Foch hat alle Urlaube für die Zeit vom 5. bis 20. Mai zurückgezogen- Die Besatzungsarmee in Deutschland wird um 120000 Mann aus Kosten Deutschlands so lange verstärkt« brs der Friedensvertrag von Deutschland angenommen und unterzeichnet ist. ... .
Belgien und die Friedenskonferenz.
Amsterdam, 5. Mai. Dem „Telegraaf" zufolge versichert der Sonderkorrespondent der „Times" in Brüssel, daß Belgien folgende Zugeständnisse gemacht worden seien: 1. 2i/s Milliarden Franken in Gold, zahlbar innerhalb 2 Jahren; 2. Aufhebung der Kriegsschuld Belgiens au England, Frankreich und Amerika; 3. Lieferung von 3 Millionen Tonnen Steinkohle im Jahr, bis zu einen: Gesamtwert von 400 Millionen Mark durch Deutschland an Belgien für den Zeitraum von 10 Jahren; 4. Sofortige Rückgabe des von Deutschland weggenommenen Jndustriematerials und Viehes sowie der treggenommenen Pferde und der sonstigen Zugtiere; 5. Vertretung im Obersten Wirtschaftsrat; 6. Unterstützung der belgischen Ansprüche auf Revision des Vertrags von 1839 durch die Berbandsmächte; 7. Erlaubnis, mit Luxemburg eine Zollunion zu schließen; 8. Ausschreibung einer binnen 6 Monaten abzuhaltenden Volksabstimmung über die Einverleibung der preußischen Kreise Malmedy und Eupen mit Moresnet und Herzogcn- wald; 9. Zugeständnis einer Stimme bei der Verfassung über die Mandate für die Verwaltung der deutschen Kolonien in Afrika. Belgien soll in finanzieller Beziehung das Vorrecht auf eine Summe von 2 1/2 Milliarden von der deutschen Schadenvergütung und die Uebcrnahme der ganzen belgischen Kriegsschuld bis zu einem Gesamtbetrag von 5 Milliarden Franken zugestanden werden.
Brüssel, 6. Mai. Ter belgische Ministerpräsident sagte in einer Erklärung, die er bezüglich des Ergebnisses der Verhandlungen in Paris abgab: Wir können einer glänzenden Zukunft entgegensehen, wenn unsere« Forderungen auf wirtschaftlichem Gebiet erfüllt werden, wenn die Frage unserer Flußmündungen endgültig ge-, regelt ist und wenn wir zu einem aufrichtigen wirt-i schriftlichen Uebereinkommen mit Holland und Luxemburg gelangen.
Ter Krieg im Osten.
Paris, 6. Mai. (Havas.) Das rumänische Presse- burean erhält aus Wien die Bestängung des Einmarsches der alliierten Trnvpen in Budapest.
" Amsterdam, 6. Mai. Nach einem noch nicht bestätigten drahtlosen Bericht des „Telegraaf" soll Petersburg von finnischen Truppen erobert worden sein.
London, 6. Mai. Die „Times" meldet aus Archangelsk: Tie kritische Zeit für die Alliierten ist jetzt vorbei. Der Hasen ist fast ganz eisfrei.. Es werden Verstärkungen erwartet.
Paris, 6. Mai. (Havas. Amtlich.) Bei der Ueber- gabe des Vorfriedens an die Deutschen werden die Bevollmächtigten folgender Staaten zugelassen sein: Vereinigte Staaten, Großbritannien und seine Dominions, Frankreich, Italien, Japan, Belgien, Brasilien, Griechenland. Portugal, Rumänien, Serbien und die tschecho» slovakische Republik. Auch Vertreter der Presse werden zugelassen und zwar in einer Gesamtzahl von 30 Journalisten für die Großmächte und die Dominions und 10 für die Mächte, die besondere Interessen vertreten. Die deutsche Abordnung wird durch 6 Bevollmächtigte, begleitet von« Sekretären, und 5 Zeitungsberichterstatter« vertreten sein.
Amtliches.
Fleisch- und Wurftkovservey.
Dem Kommunalverband wurde eine größere Menge Fleisch- und Wurstkonserven zugewiesen. Düselben werden auf die beim Metzger abgegebenen Fleischbestellkarten abgegeben und zwar nur an Fleischversorgungsberechtigte gegen Abgabe von Flctschmarken Woche II vom 12. bis 18. d. Mts.
Auf den Kops entfallen 250 Gramm Fleischkonserven, sowie 85 Gramm Leber- oder Blutwurst Konserven.
Die Kleiriverkaufspreise sind wie folgt festgesetzt: Für 1 Dose Konserver fleisch ä 1750 Gramm netto 7.50 „ 1 .. Leberwurstkonserven ^ 850 „ , „3.30
Blutwurstkonserven, 850
2.30.
Es wird bemerkt, daß in der Woche II, wo die Konservenmengen verabreicht werden, kein frisches Fleisch aus- gegeben wird.
In denjenigen Gemeinden, in welchen die zugeteilten Konserven von der Bevölkerung nicht alle abgenommen werden, sind dieselben wieder sofort an den Kommunalverband zurückzugeben.
Nagold, den 6. Mai 1919. Oberamt Münz A.-V.
Äesnachrich!
llltenrtelg. 7. Mol ISIS
Amtliche Nachrichten des Verkehrswesens (Eisenbahnen). Wegen Kohlenmangels ruht am Sonntag den l l. Mai der Personenverkehr auf sämtlichen württ Staats-- bahnstrecken. Vom Montag den .!2 Mai an verkehren die Personenzüge wieder wie sonst Werktags.
* Zur Gemriuderatswahl. Zu dem gestrigen Bericht wird uns mitgeteilt, daß der hier zuerst zustande gekommene gemeinsame Wahlvorschlag auf einem Kompromißvorschlag des Arbeiterrats beruhte.
— Lre Valuta. An der Basler und Züricher Börse ist der Kurs der deutschen Mark in weiteren: Steigen begriffen. Ter gegenwärtige Kursstand ist 45 Rappen.
In Holland ist der Markkurs von 117. 1/2 auf 121 r/s gestiegen.
— Kaufmännischer Getverkschaftsbund. Tie
württ. Landesverbände und Gliederungen der kaufmännischen Organisationen haben sich zum „Gewerkschafts- bnnd kaufmännischer Angestellten-Werbände, Landesverband Württemberg" (G. K. A.) zusammengeschlossen. Dem G. K. A. gehören an: Tentschnationaler Handlungs- gehilfen-Verband; Kaufmännischer Verein von 1858; Verband Deutscher .Handlungsgehilfen; Deutscher Bank- beamten-Verein; Verein der Deutschen Kaufleute; Kaufmännischer Verein für weibliche Angestellte in Handel und Gewerbe. Geschäftsstelle: Stuttgart, Tübingerstraße.
— Haudwerkersürsorge. Die staatlichen Behörden sind angewiesen worden, die handwerksmäßig herzustellenden Arbeiten vorzugsweise an Handwerkervereinigungen durch Vermittlung der Handelskammer oder ihrer Wirtschaftsstellen zu vergeben. Dazu gehören auch die handwerksmäßig hermstellen^-n Arbeiten für das Militär.
— Keine Freigabe der Tabakernte. Nach einer Mitteilung des Neichswirtschaftsministeriums wird die Tabakernte für 1919 trotz des Wegfalls der Heereslieferung zunächst beschlagnahmt bleiben, um eine gleichmäßige Versorgung der Tabakindustrie zu ermöglichen. Da aber . die Tabakindustrie sozialisiert wird und die Tabakpflanzer der Gemeinwirtschaft angegliedert werden, so wird derzeit erwogen, ob die Sicherstellung des inländischen Tabaks nicht auf anderem Wege zu erreichen ist.
Diesen Abend ging sie nicht mehr nach dem Schloß hinüber. Sie schickte nur ihre Zofe. Diese sollte einen der Diener fragen, ob die beiden Grafen zurückgekehrt seien. Der Diener, den die Zofe fragte, bestätigte die Heimkehr der beiden Herren, gab aber nur kurze Auskunft und erwähnte nichts davon, daß auch die Gräfin Josta mitgekommen sei.
Als Gräfin Gerlinde an diesem Abend mißmutig zu Bette ging, sah sie noch einmal zum Fenster hinaus, nach dem Schloß hinüber. Und sie wunderte sich, daß es so heit erleuchtet war. Sogar in Jostas Zimmern brannte überall Licht. Sie zuckte verständnislos die Achseln. Aber keine Ahnung kam ihr, daß dis Herrin in diese Räume zurückgekehrt war.
Am anderen Tage bielt sie es aber doch für nötig, das Diner wieder einmal drüben im Schloß einzu- nehmenx sie hoffte, daß si. die beiden Herren sehen würde.
Ahnungslos betrat sie den Speisesaal und sah, daß fünf Gedecke aufgelea ' '->n. Befremdet sah sie
auf die besonders festlich ; öck.e Tafel. Waren denn Gäste im Haus?
Ehe sie einen Diener da., ch fr^en konnte, öffnete sich die Tür, und herein trat Josta an Rainers Arm — beide mit leuchtend glücklichen Gesichtern — und hinter ihnen, nicht minder al" "^H, Henning und Gladhs.
Mit bleichem, Vers: - em Gesicht sah Gräfin Gerlinde den vier Menschen entgegen. Sie vermochte «kaum ihre Fassung zu Wahren.
Graf Rainer hatte sehr schroff "egen 'Gerlinde Vorgehen wollen, vN Josta hatte sie gebeten.
„Das darfst d 1 ,. tun, Rainer. 'Gerlinre liebt dick', und was sie ' ,n, geschah ans Eifersucht und Liroe. Du mußt ich jchon.-u denn sie ist nicht glücklich, und wird noch ur-,>r sein, wenn sie merkt, daß wir uns gefunden hab.n."
, So hatte sie gesagt.
« Und Josta trat nun Zuerst auf Gerlinde zu und reichte ihr die Hand.
„Ich bin zurüagvkehr. tzerlinde, weil nun zwischen Rainer und mir alles cp t geworden ist. Du warst rm Irrtum, als du annahmst, ich liebe Henning. Mein Herz gehörte immer nur Rainer. Und auch unser lieber: Henning wird glücklich sein. Sieh, meine Schwester Gladhs, die mir so ähnlich ist, hat sein Herz geheilt Md will reine Frau werden. Du siehst, glücklich^
^ Menschen vor dir, die dir herzlich eutgeJsnrommen und dich teilushmen lassen wollen an ihrem Glück. Gib mir deine Hand, Gerlinde, jetzt will ich dir wirklich sine Freundin sein, wenn du es willst."
^"'Gräfin Gerlinde hörte das alles wie in einem quälenden Traume. Aber Jostas Worte fanden nicht Einlaß in ihr Herz. Sie sah die junge Frau mit einem unverhüllten Blick des Hasses an und stieß ihre Hand zurück. Und als Rainer seine Frau schützend in die Arme nahm, sprühte auch zu ihm der haßerfüllte Blick empor. Ihre Liebe zu ihm, die stets nur egoistisch war, schlug in Hatz um.
„Ich will nicht stören. Für Almosen bin ich immer zu stolz gewesen. Ihr seid euch selbst genug. Lebt wohli"
So sagte sie schneidend, wandte sich und gichj mit stolz erhobenem Haupte hinaus.
„Oh, was sein das eine böse Dame — sie soll nicht sehen mein liebes Schwester mit so böse Augen an", sagte Gladys.
„Nein, Gladys, das soll nie mehr geschehen, dafür werde ich sorgen", erwiderte Gras Rainer und küßte seine Frau zärtlich auf Mund und Augen.
sich vor Tisch gleich noch einmal,'indem er Gladys an sich zog und küßte.
„Du — das sein nicht erlaubt", sagte sie schelmisch.
„Keine Ahnung, Gladys. Du siehst ja, Rainer und Josta gehen uns mit gutem Beispiel voran.
„Oh, das sein Mann und Frau!"
„Und Wir sind Braut und Bräutigam und werden aus Ostern auch Mann und Frau sein."
„Wenn ich will", neckte sie.
Er nahm ihre Hand und küßte sie andächtig.
„Du wirst wollen — meine Gladys — sonst werds ich krank vor Sehnsucht nach dir."
Sie sah ihn zärtlich an.
„Wie dumm, daß deine Urlaub morgen schon zr» Ende ist. Deine dumme Oberst kann dich noch eine Weile lassen in Ramberg."
Er lachte.
„Gibst du mir einen Kuß, wenn ich noch acht Lage hier bleibe?"
Sie sah ihn erfreut an. „Aber dein« Oberst? *