möglich, zur Noten Armee gepreßt worden. Die Plünderungen und „Beschlagnahmungen" dauern fort. Kohlen bekommen nur die rätetreuen Arbeiter. Die täglichen Rätesitzungen sind nach den Aussagen Menners ein wildes Durcheinander von Meinungen und unbrauchbaren Vorschlägen. Alle Tage würde die Sache betrüblicher. M-^fach dringt die Meinung durch, daß die Sache verloren sei. Etusr mißtraut dem andern. Auf großen P!a- katen wird verkündet. dich alle auf ihre eigenen Führer ncht geben sollen, damit sie nicht zweideutige Handlungen begehn. Dis Münchner Bevölkerung in ihren seelischen Qualen sich selbst überlassen, fängt an, darüber ergrimmt yr werden, daß die Maßnahmen zur Befreiung Münchens L, langsam vor sich gehen. Viele meinen, daß es mit Ln« KriegSmimsterium in Bamberg nicht richtig sein « 6 -,.
Neues vom Tage.
Verficht -ei dem Ankauf und der Er,Nietung von Grundeigentum der Heeres- und Marineverwaltung.
Berlin, 28. April. Durch Erlaß des Reichspräsidenten vom 21. 3. 1919 - R.-G.-Bl. Nr. 65, S. 327 —, betreffend die Errichtung und Bezeichnung der obersten Reichsbehörden, ist dem Reichsschatzministerium -- und bei diesem wieder der besonders dafür gebildeter: Abteilung H Immobilien, Berlin, Friedlichste. 66 — die Verwaltung und Verwertung der freiwerdenden Immobilien der Heeres- und Marineverwaltung übertragen worden. Künftig dürfen daher Kauf-, Miet- und Pachtverträge über solche Immobilien der Genehmigung des Reichsschatzministeriums. Erwerber von reichseigenen Grundstücken und Gebäuden, sowie Miet- und Pachtinter- «ssenten für solche werden deshalb, um sich vor Schaden zu bewahren, gut tun, beim Abschluß von Verträgen sich zu vergewissern, ob das Reichsschatzministerium zu dem Vertragsabschluß sein Einverständnis gegeben hat. Besondere Vorsicht ist geboten bei Kauf-, Miet- oder Pachtverträgen mit nicht ordnungsmäßig bestellten Or- Mtnen der Heeres- und Mariueverwaltung.
Der 1. Mai.
Berlin, 28. April. Die Straßenbahner Berlins Haben die Direktion in Kenntnis gesetztzt, daß am 1. Mai die Arbeit von den Arbeitnehmern unterbrochen werde. Eine Bezahlung dieses freien Tags werde nicht bean- Krrucht.
Der Generalstreik.
Berlin, 28. April. Eine Versammlung von über 8000 Eisenbahnern beschloß, den Eisenbahnminister Oeser «mszufordern, bis spätestens zum 7. Mai die Forderungen zu bewilligen, widrigenfalls die Eisenbahner die Arbeit ««stellen.
Höchst a. M., 28. April. Tie Höchster Farb- «crbe geben bekannt, daß sie ihren Betrieb vom 28. April ab wegen Kohlenmangels auf 14 Tage schließen. Die 8000 Arbeiter erhalten während dieser Zeit die Hälfte dss Lohns.
Stettin, 28. April. Aufgereizt durch fremde Agr- tatoren veranstalteten die hiesigen Kommunisten eine Versammlung im Schloßhof, wobei eine Handgranate geworfen wurde, die einen Mann tötete und zwölf verletzte^ 30 mit Revolvern und Handgranaten bewaffnete Kommunisten, die vom Schloß aus kämpften, mußten sich schließlich ergeben. Die Arbeiter verhalten sich ruhig.
Internationale Sozialistenkonferenz.
Amsterdam, 28. April. Am Samstag ist dis Internationale Sozialistenkonferenz unter dem Vorsitz Brantings (Stockholm) eröffnet worden.
Rote Rose».
Roman von H. Courths-Mahler. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
„Ja, Stainer. Ich glaube, ich bin auf vem Wege der Genesung. Und ich weiß fetzt eine Medizin, die mich voll und ganz heilen wird." -
„Was meinst du?"
Henning atmete tief auf. Dann sagte er mit Einern Lächeln, aus dem schon die Genesung blickte.
„Gladys. Sie ist Jostas Ebenbild."
Rainer umfaßte den Bruder.
„So helfe Gott uns beiden. Und — nun laß mich allein. Wie ich das Warten ertragen soll auf dies Buch, -daL weiß ich nicht. Aber einen Zeugen verträgt diese Unruhe nicht. Geh, Henning."
Dieser verließ das Zimmer ohne ein weiteres - Wort. Rainer hielt Gladys Brief noch in ven Händen und las ihn wieder und wieder.
Und die Sekunden wurden ihm zu Ewigkeiten.
Etwa eine Stunde später betrat Gräfin Gerlinde Rainers Arbeitszimmer. Da er sich zum Tee nicht hatte sehen lassen, drang sie bei ihm ein. Sie wußte von ihm, daß Josta für immer von Rambera fort war, und diesmal wollte sie nicht wieder wart--. o warten, bis Rainer den Weg zu ihr fand. Si - ^ n:re um seine Liebe werben.
So trat sie bet ihm ein, schöner, als er sie je gesehen. Ein weiches Lächeln- lag um ihren Mund.
„Ich mutz doch sehen, Rainer, ob du nicht ganz vergißt, Nahrung zu dir zu nehmen. Du kommst ja nie mehr zu Tisch. Das geht doch nicht. Schließe dich doch nicht so vollständig von der Welt ab, mein lieber, treuer Freund." So sagte sie weich und zärtlich.
Er war bei ihrem Eintritt aufgesprungen. Seine iNerven zitterten, es war ihm eine Qual ohnegleichen, jetzt nicht allein sein zn dürfen. Der Wunsch, sie zu «entfernen, machte ihn unfähig, sich zu beherrschen. ^ Mit fiebernden Anaen starrte er sie «n. —.
Me Konferenz forderte für Deutsch-Oesterreich das Recht, sich an Deutschland anzuschließen, ferner für alle deutschen Teile des früheren Oesterreichs das Reckst, sich über die Frage, zu welchem Staate sie gehören wollen, auszusprechen. Peroni (Italien) legte gegen eine Angliederung von Tirol an Italien Verwahrung ein.
Tcr Krieg im Osten.
Reval, 28. April. Am 25. April entstand durch eine Beschießung durch die Bolschewisten in Narma ein großer Brand. Hundert Häuser wurden eingeäschert.
Von der Friedenskonferenz.
Paris, 28. April. (Havas.) Der Wortlaut des Vorfriedens wird heute fertig gestellt. .Hinsichtlich des Kaiser Wilhelm-Kanals wurde eine Einigung noch nicht erzielt. Es wird erwartet, daß der Vertrag am Freitag, spätestens ayr Samstag, den deutschen Bevollmächtigten übergeben werden kann.
Bern, 28. April. Nach dem „Lyoner Progrcs" besteht die neugebildete französische Besatzüngsarmee in Deutschland aus 250 000 Mann. Die britische Armer wird 200 000 Mann umfassen, sodaß zusammen mit der amerikanischen Armee die Alliierten 750 000 Mann „gegen deutsche. Drohungen" bereit haben.
Paris, 28. April. Japan soll die Verpflichtung auferlegt werden, Kiautschau an China zurückzugeben. In der Frage von Chantung kam es zu einem Kompromis. Strittig ist nur noch die Frage des japanischen Antrags auf Gleichberechtigung der Rassen.
Bern, 28. April. Der schweizerische Bundespräsident Ador ist am Sonntag nach Paris abgereist.
Der italienische Streit.
Rom, 28. April. Orlando hielt einen zweistündigen Ministerrat ab. Tie Negierung beschloß, die Kammer auf Dienstag einzuberufen.
Berlin, 28. April. Nach den neuesten Meldungen aus Bayern ist die Glonnlinie im Besitz der Regierungs-- truppen. Petershausen und Allershausen sind von Ri- giernngstrnppen besetzt, ebenso Alt-Oetting, Neu-Letting und Sonthofen.
Augsburg, 28. April. Sämtliche verwundeten Re- gienmgstruppen wurden im Garnisonslazarett untergebracht. Es sind im ganzen 26. Von den 3 Schwerver- wnndetcn aus Württemberg wurden nach den Osterseier- tagen in Lazarette ihrer Heimat übergeführt.
Augsburg, 28. April. Zu einem Vertreter der „A. N. N." äußerte sich der Kommandierende der württ. Truppen, General Haas, er sei überzeugt, daß im ganzen Bayernland die Ruhe und Ordnung bald wiederhergestellt sei. Dazu werden die Württcmberger helfen; aber nur helfen, denn Bayern müsse durch Bayern selbst gesunden.
Schiffsuntergnng.
' Brüssel, 28. April. (Havas.) Der e nglische Schlepper „Hugly" ist gesunken. Von der 39 Mann starken Besatzung sind 29 umgekommen.
Ankunft -er Chinadentschen.
Rotterdam, 28. April. Gestern begann die Ausschiffung der mit dem Dampfer „Atreus" aus China i hier angekommenen 720 Deutschen. Dieses erste Kon- ; tingent heimgekehrter Chiundeutscher besteht hauptsäch- l sich aus Inhabern und Angestellten der größten deutschen l Handelshäuser in Shanghai. Frauen und Kinder sind ! nicht mitgekommen. Unterwegs sind 6 Deutsche gestor- . ben. In den nächsten Tagen werden die Dampfer „Nore" ^ und Novarat" erwartet, die auch Frauen und Kinder ! mitbringen.
„Gey — laß inrch allein — laß mich atlein, ich bitte dich", sagte er heiser.
Sie wollte noch etwas erwidern und trat einen Schritt näher. Da biß er die Zähne zusammen und zeigte stumm und gebieterisch nach der Tür. Er mußte an sich hatten, um ihr nicht ein wildes, unbeherrschtes „Hinaus" zuzuschreien.
Da ging sie hinaus. Und sie fror bis ins Herz hinein. Das sah nicht aus, als habe er Lust, sich von ihr trösten zu lassen.
„Ich muß Geduld haben — er muß erst das Schlimmste verwinden", dachte sie und ging ins Witwen- Haus zurück. Sie beschloß, einige Tage ihre Mahlzeiten allein in ihrer Behausung einzunshmen und gab, ehe sie das Schloß verließ, die nötigen Befehle. Wenn Henning erst abgersist war, - würde Rainer ruhiaer Henning erst ab-c. ^ war, wü-de Rainer ruhiger werden, tröstete sie -
Josta suchte in (Mem , ., w-hen nach dem Schlüssel zu ihrem Schr^.-i.eb Gnidys '>ß mit scheinbar- unbewegtem Gesicht davr., aber chre Hände spielten unsicher und nervös mit den Fransen der Tischdecke.
sie das schweigend tragen konnte.
„Meinen Schreib: ihn immer hier in w> jEtui, weil er so g meine,: Schreibtisch! ' bei nir, er war klcr.r ... sind so viel Domestiken, i- Stets lege ich hier den v
. her der Schwester nicht e
.Älisi, Gladys. - Ich lei Ärbe, -rbchc. in das Nä! ist. I Aa trug t an einmi n imnu ni> .... sich Und in Ramber neugierig Herumkramei - Osel in das Etui. Uv
nun kann rch rhn n.cht finden.
„Du wirst ihn v rlegt haben, Josta."
„Das ist mir uM.-cn-siflich. Zufällig habe i letzt zwei oder drei Mge c-n Schlüssel nicht benutzt Gladys wußte er. sehr ' w. Hatte sie sich do dre größte Mühe gegeben, Josta anderweitig zu b schästigen, um sie abzuhalten, sich an den Schrei! trsch zu setzen. Mit wahrem Feuereifer hatte sie Jos! bewogen, dre Möbel au» dem Jungfernschlöhchen z planeren und den Nachlaß -u orden. Das hatte Jos! von ryrem «Ämerz »N»«s «»seleE im» k« MM»»
Amtliches.
Oberamt Nagold.
Die Gemeivdebehörden werden unter Bezugnahaie auf die Minist-Erlasse, betr. die Anstellung von Kriegs- invalidru im Gemeinde- und Amtskörpcrschaftsdicnst vom 20. Januar l918 (Min. Amtsbl. S. 6), die Versorgung der schwerbeschädigten Kriegsteilnehmer vom 13. Oktober 1917 (Min. Amtsbl. S. 181) und die Verfügung des Arbeitsmiriisleriums über die Beschäftigung Schwerbeschädigter vom 26'. März 1919 «Beil, zum Staatsanz. Nr. 13) auf ihre Verpflichtung hingewiesen, bei Besetzung der für Kriegsbeschädigte geeigneten Stellen solche in erster Linie zn berücksichtigen.
Den 28. April 1919. Münz, A.'L.
LrmLesnachrichlrn-
KIteurttlg, 2S. «prtl ISIS
* Immer noch Winterwetter. Zum Verdruß der Menschen, d'e den Frühling, der dem Kalender nach längst eingezogen 'ein sollte, sehr herbeisehnen, schneit es immer noch uno,nutze Winde lassen einen nicht aus der Winterkleidung kommen. Ganz besonders nachteilig u. verheerend hat dieses Weiter auf die Holz- «no Kohlenvorrä:e gewirkt, die wehr und mehr zusauimenschmelzen, wo sie nicht gar schon aufgebrauchl sind. Kein Wunder, steht manche Hausfrau mit Schrecken aus die auch heute wieder neu beschneite Landschaft. Aber auch der Landwirt, der vielfach mit Ungeduld auf den erst- n Grasschnitt wartet und den die schreckliche „Heu'lose Zeit schier zur Verzweiflung bringt, hat dieses Wetter herzlich satt. Auch drängen sich nun die landwirtschaftlichen Arbeiter. Ei einer Weise zusammen, vaß er einer schweren arbeitsreichen Zcit entgegensuht. Da das Winterwetter ko lange ar.hält, bürsten die frühen Obstsorten nicht ohne Schaben davonkommen. Auch ru der Richtung wären baldige Frühlingstage sehr erwünscht. Denkt man erst au die Kranken, die mit Sehnsucht auf den Frühling ^ warten, der ihnen wieder Kraft und neues Leben geben soll, so kommt mau eist recht zu dem Wunsch::
Lieber Frühling, komm doch wieder, lieber Frühling, komm doch bald!
! — Getäuschte Hoffnungen. Zu der Meldung,
daß die Reichstextil-Mtiengesellschaft den Verbraucherverbänden für 75 Millionen Mark Webwaren angeboten habe, schreibt die Wirtschaftsstelle der deutschen Zentralgenossenschaften des Schneidergewerbes: Die Ziffer von 75 Millionen Mark als Angebot entspricht ungefähr den Tatsachen. Seitens der Vertreter der betr. Bernssgruppe wurde von dieser Ware bisher für 35 Millionen übernommen. Die Uebernahme fand jedoch nur auf dem Papier statt; bisher ist noch keine Ware in die Hände der Verbraucher gelangt, ganz abgesehen davon, daß bedeutende Mengen inzwischen aus den Lagern verschwunden sind! Was das Maßschneidergewerbe bekommen hat, betrug bis 1. April für das gesamte Deutsche Reich 3 Millionen Mk., sodaß auf den einzelnen Betrieb noch nicht einmal Stoff für einen ganzen Anzug kommt. —
— Zngsverkeyr. Wegen Kohlenmangels ruht an: Donnerstag den 1. Mai und am Sonntag den 4. Mai der Personenverkehr auf sämtlichen württembergi- sehen Staatsbahnstrecken. Am Freitag, den 2., Samstag den 3. und vom Montag, den 5. Mai, ab verkehren in Württemberg die Personenzüge wieder wie sonst werktags, s Am 1. Mai werden in Baden die Personen- und Güterzüge wie an Sonn- und Feiertagen verkehren.
— Wiederzulassung -es Briesverkehrs mit ! Italien. Von jetzt ab sind gewöhnliche und einge-»
^ so beschäftigt, daß sie nicht zum Schreiben kam. "Aber nun war man damit fertig, und Gladys halte nun nicht mehr gewußt, wie sie Josta von ihrem Schreibtisch zurückhalten sollte. Sie fieberte nun schon vor Unruhe. Wo nur das Tagebuch blieb? Wenn es Rainer gleich zurückgeschickt hatte, mußte es doch ;ede Minute eintreffen. Er würde es doch hoffentlich mit Eilboten schicken? Sonst kam es gar erst morgen. Wie sollte sie Josta so lange davon abhalten, den Schreibtisch anderweitig öffnen zu lassen? Wenn sie das Fehlen des Tagebuches entdeckte?
Gladys rannen eisige Schauer über den Körper. Das konnte sie Jostas Liebe kosten. Ach — hätte sie das Tagebuch doch nicht abgeschickr! Schließlich hatte cs vielleicht nicht einmal einen Zweck. Oder es verschlimmerte das Verhältnis Der beiden Gatten noch. Wer konnte wissen, was Josta alles in dies Tagebuch .geschrieben hatte? Mit sich selbst spricht man oft Dinge, die kein anderer Mensch wissen darf. Aber Vor einem Gatten durfte man doch kein Geheimnis haben, der durste doch alles wissen. Oder nicht? Nein — Mamh hatte mancherlei vor Mr. Dunbh geheim gehalten. Aber Manch und Mr. Duttbh — das war auch etwas anderes als Josta und Rainer. Diese beiden Menschen paßten doch so gut zusammen. Und sie liebten einander doch. Gras Henning hatte es geschrieben, datz Rainer Josta liebte, und daß Josta ihren Gatten liebte^ wußte sie selbst. Es konnte doch wirklich nur eich dummes Mißverständnis sein, das mit Gottes Hilf?! durch das Tagebuch beseitigt werden konnte. Ach ja, wenn nur das Tagebuch erst wieder da wäre. Maggie stand unten auf der Lauer und wartete aus den Postboten, damit sie es ihm gleich abnehmen konnte. Was! konnte man nun noch tun, um Josta auf andere Gedanken zu bringen?
Gladys zerbrach sich das Köpfchen.
„Weißt du, Josta, du wirst verloren haben dein Schlüssel bei das Einräumen", sagte sie.
Josta schüttelte den Kops. Sre hatte das ganze Nähkörbchen ausgepackt. !
„Nein, nein, ich könnte ihn höchstens in der Zerstreuung verlegt haben."
Lifria nick*« .Giu-tzs,—
Fortsetzung folgt.