viert eljäyrlich im Stadt-, Orts- rwb Nachbarorts­verkehr Mk. 2.70, außerhalbMk 2.80 einschließlich der Postgebühren. Die Einzelnummer de8 BlatteskosteilOP. Erscheinungsweise täglich, mit Aus­nahme der Sonn- unv Festtage. ::

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Achwarzwäldsr Tageszeitung. Für dis O. A.-Bezirke Nagold, Freudenstadt und Lalrv

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RS. 82 ^ DruS »ad Verlag i» Altessteig.

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Stuttgart, 7. April. Da alle staatlichen und städ - tischen Behörden am Monatg, den 7. April den Dienst Wieder aufnahmen und der öffentliche Verkehr in normalen Gang kam, mußte erwartet werden, daß der Generalstreik .nun wirklich sein Ende gefunden habe. Die Daimlerwerke 'in Untertürkheim hatten die Wiederaufnahme der Arbeit an» ^gekündigt; die Boschwerke wollten den Betrieb in Gang, 'bringen, sobald die Gaserzeugung wieder funktionierte. Vor­mittags 9 Uhr fand nun in Gaisburg eine Versammlung der Gasarbeiter statt, dis sich aber für die Fortsetzung des Streiks ausssrach. In den Daimlerwerken in Üntertürkheim erzwan­gen die Radikalen die weitere Stillegung des Betriebs, auch in den Boschwerken, bei Eisenmann und in den Daimler­werken in Sindelfingen ruht die Arbeit. Derr Generalstreik ist somit noch keineswegs aus und das Ende noch nicht ab» zusehen. Es wird vermutet, daß ausländische Agitatoren auch bei dem gegenwärtigen Streik wieder tätig sind.

Die Streikführer in Stuttgart und Eßlingen sind fast sämtliche verhaftet. In Ostheim, Wangen, Üntertürkheim und Eßlingen werden Hausdurchsuchungen nach Waffen vor- gsnommen, von denen schon eine große Zahl, darunter über 300 Gewehre und Revolver, beschlagnahmt ist. Wer im Besitze von Waffen betroffen wird, wird vor das außeror­dentliche Kriegsgericht gestellt, das am Freitag seine Tätig­keit ausgenommen und in mehreren Fällen schon schwere Strafen verhängt hat. Wegen oes Ueberfalls auf eine Pa­trouille in Ostheim, wöbet ein Soldat getötet, einer schwer, die anderen leichter verletzt wurden, sind die Personen ver­haftet und dem Kriegsgericht zngeführt worden.

Der Generalstreik hat bis jetzt, soviel bekannt wurde, etwa 20 Personen das Leben gekostet, 50 Personen sollen verletzt sein. Nicht wenige Verunglückten waren am Streik ganz unbeteiligt und haben ihr Schicksal eigener Unvor­sichtigkeit zuzuschreiben. Eines der letzten Opfer war ein Kontrolleur der Straßenbahn, der in der Landhausstraße von einer verirrten Kugel getroffen und sofort getötet wurde.

js Stuttgart, 7. April. (Der Abbau des Generalstreiks.) Der Aktionsausschuß bat dem Metallarbeiter-Verband die Mitteilung zugeheu lassen, daß der Streik bei der Firma Bosch abgebrochen sei und die Arbeit morgen wieder aus­genommen werde. . Zu gegebener Zeit werde aber der Kampf wieder aufgenommen werden. Auch bei den Daim- lerwerken soll am Dienstag Morgen die Arbeit wieder be­gonnen werden. Wie bei diesen Firmen, so war auch bei der Firma Eisemann weitaus der größte Teil der Arbeiter­schaft zur Wiederaufnahme der Arbeit heute früh bereit. Sie wurden aber von den Streiklustigen daran gehindert. Teilweise auch durch Streikposten, die in den Vororten und vor den meisten Groß-Betrieben aufgestellt wären. Heute Nachmittag erschien über der Stadt ein Flugzeug, aus dem Flugzetiet abgeworfen wurden, in denen vor Spartakus und seinen Manieren auss eindringlichste gewarnt wird. Weitere Todesopfer sind: Die 21 Jahre alte Emilie Weiß von Wangen (Neckarstr. 35); die 27 Jahre alte Arbeiterin Maria Guttau; der 20 Jahre alte Soldat Grimminger von Gerstetten OA. Heidenheim, wohnhaft in der Haupt- stätterstr. 131 (bei der S. K.); der 19 Jahre alte Bauer Herdtlcn von Untersielmingen.

Bekanntmachung der Regierung

WTB. Stuttgart, 7. April. Die Staatsregierung steht sich leider noch nicht in der Lage, den Belagerungs zustand heute aufzuheben, da die Spartakisten durch ihren Terror die Arbeiterschaft in großen Betrieben wie Bosch, Daimler u. a. auch die des städtischen Gaswerkes an der Wiederaufnahme der Arbeit verhindert haben.

Die Polizeistunde wird abweichend von der bisherigen Anordnung vom Militärbefehlshaber im Einvernehmen mit der Regierung auf 9 Uhr abends festgesetzt und der Stra­ßenverkehr bis 10 Uhr abends zuzelasien.

Das Tragen von Waffen durch Personen, die hiezu vo« der Regierung oder ihren Behörden nicht ermächtigt sind, ist nach wie vor im Interesse der öffentlichen Sicher­heit auf Grund des 8 9 b Belagerungszustandgesetz vom Militärbefehlshaber mit Zustimmung der Staatsregierung verboten. Die Staatsregierung.

Dienstag» dm 8. April.

Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.

L9LS.

X Eßlingen, 7. Aprst, Spartakusstreiche.) Ueber die blutige!' Vorgänge tragen wir folgendes nach: Als die 80 Mann starke Abteilung Jsnykr Jäger zur Abwehr der Spartakisten hier eintraf, nahm die Menge gegen sie sofort eine drohende Haltung ein. Als sie sich auf die Munition stürzte und sich Handgranaten aueignete, gaben die Truppen eine Salve in die Lust ab. Im gleichen Moment wurde eine Handgranate auf die Soldaten geworfen, wobei sechs von ihnen verwundet wurden. Ihre Kameraden schossen hieraus in die Menge, wobei es mehrere Verwundete gab, von denen inzwischen zwei gestorben sind. Am Samstag früh sind dann einige Abteilungen Reglerungstruppen mit Automobilen, darunter ein Lanzerauto, hier eingetroffen. Die Ruhe ist nirgends gestört. Die Straßenbahn sollte nachmittags wieder in Betrieb gesetzt werden; die Streiken­den aber hielten die Gleise beim Depot besetzt und ver­hinderten so die Ausfahrt der Wagen. Nachmittags fand eine große Trauerkundgebung für die Streikopfer statt. Am Sonntag durfte vor 9 Uhr vormittags niemand die Stadtgrenze überschreiten. Es wurden zahlreiche Verhaf­tungen vorgenommen, der größte Teil der Verhafteten befindet sich aber wieder auf freiem Fuß.

Gewalt- oder Berständigungsfriede?

Der Sturz der Regierung Karolys und die Ausrufung des Rätesystews in u n g n, sowie das bevorstehende Zusammengehen der neuen ungarischen Regierung mit der russischen Sovjetrepub lik haben in den Entente­ländern größte Verw.rrung, Koplosigkeit und Furcht her vorgerufen. Und diese Verwirrung unter den leitenden Kreisen der Entente ist dadurch nicht kleiner geworden, daß gleichzeitig aus Aegypten und Tripolis Nachrichten über eine weitere Ausdehnung der Aufstandsbewegung eintrcffen. Ueberall in der Welt erheben sich die von der Entente brutal unterdrückten Völker. Und dennoch scheinen diese Nachrichten die führenden Männer und führenden Volks- kreise der Entente noch immer nicht zur Besinnung gebracht und sie von der Fehlerhaftigkeit ihrer bisherigen Politik überzeugt zu haben! Noch immer wollen sie nicht einsehen, daß einzig und allein ein Verständigungs­friede die Menschheit vor der baldigen Wiederaufnahme des Weltkrieges, vor der Ausbreitung des Bolschewismus über die ganze Welt bewahren kann. So bespricht z. B. der Temps die Möglichkeit, daß Deutschland sich weigere, den Gewaltsrieden zu unterzeichnen, und erklärt kaltblütig, daß in diesem Falle die Entente einstitig das Friedensin strument unterfertigen müsse undeinseitig derWelt die Ententelösung auszwingen müsse.

Kommt es, woran wir stark zweifeln, tatsächlich zu die­serAufzwingung der Ententelösung* so kann die Entente gewiß sein, daß dann in allernächster Zeit der Kampf von neuem heftig entbrennen wird. Und daß wir dann nicht allein sein werden, dafür sprechen nicht wenig Anzeichen. Der Avanti, das führende sozialistische Blatt Italiens, schrieb kürzlich, daß, wenn jetzt Deutschland mitRußland und Ungarn ein Schutz- und Trutzbündnts gegen die Entente einginge, dann der Rat der Zehn in Parts ge­sprengt und die Entente zerschmettert werde. Gleichzeitig macht sich in Italien selbst ein großer Umschwung zugunsten emes Anschluffes an die russische und ungarische Sowjet­regierung unter gleichzeitiger Aussöhnung mit Deutschland bemerkbar. In Wiener Blättern wird von deutsch- nationaler Seite ein Aufruf verbreitet, in dem für den Fall eines Unterjochungsfriedens der An­schluß an die russischen und ungarischen Kommunisten empfohlen wird. Und diese ungarischen Kommunisten er­klären durch einen ihrer Führer in Bern, daß sie mit dem terroristischen russischen Vordilde nichts gemein haben wollen und daß die jetzige Strömung in Ungarn eine Nation ale sei und vor allem die Liquidierung der ententefreundltchen Politit bedeute.

Die Entente hat bei ihrer bisherigen Bekämpfung des russischen Bolschewismus kläglich Fiasko gemacht. Hält sie an ihrer bisherigen Friedenspolitik ftst, so wird sie ebenfalls Fiasko machen. Sie treibt denn das Proletariat der gesamten Welt, wie auch die national gesinnten Ele­mente dem Bolschewismus in die Arme und dem Rache- kriege gegen die Entente entgegen. Daher Ver­ständigungsfriede und nicht Gewaltfriede!

Neues vom Tage.

Jur Ausrufung der Räterepublik in München.

München, 7. April.

Der Zentralrat geistiger Arbeiter veröff«Mht öurch die Korrespondenz Hoffmann einen Erlaß, in dem es heißt: Die Studentenschaft der Universität München hat am Sonntag Nachmittag in einer Versammlung des allge­meine- Studentenausschusses der Universität beschlossen, den bisherigen Senat als enthoben zu erklären und die Ver­waltung usw. der Universität einem Studentenrat zu übertragen, dem ein Fachbeirat von Universitätsprofessoren beigegeben wird. Die Studentenausschüsse der Technischen Hochschule und der Handelsschule in München, sowie der Universitäten in Erlangen und Würzburg sind aufgefordert worden, in gleicher Weise vorzugehen.

Die A.- und S.-Näte sollen beschlösse'' haben, hervor­ragende Persönlichkeiten des Bürgertums nnd der Presse kr Haft zu nehmen.

Oberbürgermeister v. Borscht ist zurückgetreten.

Augsburg, 6. April. Die nach München entsandte Abordnung erstattete nach ihrer Rückkehr im A.» und S.-Rat Bericht. Es wurde beschlossen, alle Wohnungen von Offi­zieren und Bürgern nach Waffen durchsuchen zu lassen. Fern« wurde der Rücktritt aller Rsvolutionsführer verlangt, die sich durch Zugeständnisse an die Bürgerlichen verdächtig gemach haben. Die Arbeiterschaft oll bewaffnet werden.

Oberbürgermeister v. Wolfram und Bürgermeister Gentner haben um ihre Entlassung gebeten. ^

Bvu der Räterepublik Bayer s.

WTB. München, 6. April. Die Korrespondenz Hoff­mann meldet amtlich: Der Zentralrat der Räterepublik Bayerns hat beschlossen, daß die Wahl der Arbeiter- und Bauernräte nach betreffenden Berufen baldigst neu erfolgt und daß im Anschluß daran unverzüglich der Rätekongreß einberufen wird. Wahltermin und Wahlordnung werden schleunigst veröffentlicht.

WTB. Fürth, 6. April. Die Stadt Fürth hat sich der Räterepublik angeschloffen.

WTB. Regensburg, 7. April. Mittags 12 Uhr. Soeben hat der Arbeiter- und Soldatenrat, der aus den verschiedenen sozialistischen Parteien besteht, sich für die Räterepublik er­klärt. Eine einzige Stimme war dagegen.

WTB. Würzburg, 7. April. Auf dem Residsnzplatz wurde am 7. 4. dis Räterepublik ausgerufen.

Verlegung der Regierung des Freistaates Bayer«.

Nürnberg, 6. April. Ein Erlaß des Ministerpräsidenten Hoffmann hat folgenden Wortlaut: Die Regierung des Freistaates Bayern ist nicht zurückgetreten. Sie hat ihren S'tz von. München verlegt. Die Regierung ist und bleibt die einzige Jnhaherin der höchsten Gewalt in Bayern und ist allein berechtigt, rechtswirksams Verordnungen zu erlassen und Befehle zu erteilen. Weitere Publikationen werden er­folgen.

Die Verankerung der Arbeiterräte.

Berlin» 5. April. Das Neichsministerium hat die nach­stehenden Abänderungsvorschläge zum Artikel 34 der Reichs» Verfassung angenommen: Die Arbeiter sind dazu be» rufen, gleichberechtigt, in Gemeinschaft mit den Unter­nehmern, an der Regelung der Lohn- und Arbeitsbe­dingungen, sowie an der gesamten wirti Gastlichen Entwicklung der produktiven Kräfte mitzuwirken. Die beiderseitigen Organisationen und ihre tariflichen Vereinba­rungen werden anerkannt. Die Arbeiter erhalten zur Wahr­nehmung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Interessen »ach Betrieben und Wirtschaftsgebiete» gegliederte gesetzliche Ver­tretungen in Betriebs- und Bezirlsarbeiterräten und in einem Reichsarbeiterrrat. Die Bezirksarbeiterräte und der Reichsarbeiterrat treten zur Erfüllung gesamtwirtschaftlicher Aufgabe» und zur Mitwirkung bei der Ausführung der So­zialisierungsgesetze mit den Vertretungen der Unternehmer zu Bezirkswirtschaftsräten und zu einem Neichswirtschaftsrat zusammen. Sozialpolitische und wirtschaftspolitische Gesetz­entwürfe von grundlegender Bedeutung sollen von der Reichs­regierung vor ihrer Einbringung beim Reichstag dem Reichs» wirtschastsrat zur Begutacht q vorg-llegt werden. Der Reichs­wirtschaftsrat hat das Re . selbst solch« Gesetze beim' Reichstag zu beantragt die ebenso wie Vorlagen derj Reichsregierung oder des R^LstagS zu behandeln sind. Den.'

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