D« höchste Lumme aber,' die iu dem Berich! erjchtt»:, und säst unfaßbar erscheint, lesen wir in der Höhe der Versicherungen, die die amerikanische Regierung zu« «nisten der einberufenen Soldaten und deren Angehii- Hörige« bei den Versicherungsgesellschaften einschreiben lieft Sie beträgt nicht weniger als 30 Billionen Dollar, A»d rund 120 000 Milliarden Mark.

Neues vom Tage.

Die deutsche Blockade.

London, 1. April. Dem Reuterbüro wird vom Blok- Hade-Minister mitgetcilt, daß kein Grund zur Annahme be­stehe, die deutsche Blockade werde ganz aufgehoben. Sie würde nur abgeändert, um die Entsendung von Lebens­mitteln nach Deutschland zu ermöglichen. Die Aufhebung der Blockade für Deutsch-Oesterreich gilt nicht für Ungarn.

Präsident Wilson, Lloyd George «ud Orlando kämpfen erneut gegen Clemevceau, der, wie der Neu- tzorker Herold schreibt, langsam, aber grimmig vachgibt.

Die Lebensmittelversorgn g

Berlin, 2. April. Das dritte amerikanische Lebens- «ittelschiff »Lake Eckhardt" ist gestern nach Hamburg ge­kommen mit 3200 Tonnen Weizenmehl. Das vierte ameri­kanische Lebensmittelschiff, der DampferWest Wanna" ging, wie aus Cuxhaven gemeldet wurde, gestern vormittag nach Hamburg elbaufwärts. Der durch seine Währeno des Krieges ausgeführten verwegenen Kreuzerfahrten berühmte HilfskreuzerWolf" ging unter dem NamenWachtfels" »ach einem englischen Hasen ab.

Die Ausfuhr von den in ungeheuren Mengen in Nor­wegen für Deutschland lagernden Heringen und Fischwaren hat begonnen. In Hamburg sind bereits fünf Dampfer mit Heringen und Fischwaren eingetroffen. In mehreren Häfen Norwegens werden weitere Ladungen für Deutschland «ufgenommen. die in diesen Tagen eintreffcn werden.

Amsterdam, 1 . April. (W. B.) Die Verhandlungen über die Lebensmittellieferungen in Rotterdam machen gute Fortschritte. Es werden augenblicklich die Ladungen von L Lebensmittelschiffen in Leichterschiffe umgeladen.

Berlin, 3. April Im Berliner Osthafen sind die ersten Kähne mit amerikanischem Mehl aus Hamburg eingetroffen. Wahrscheinlich wird das Mehl noch vor Ostern ausgegeben werden, und zwar ein halbes Pfund auf den Kopf. Wettere Sendungen treffen demnächst ein.

Aus Kvvstantiuopel eingetroffen.

Wilhelmshaven, 1. April. Der Dampfer Asgard mit 107 Offizieren, 42 Beamten und 1918 Mannschaften ist, von Konstantinopel kommend heute abend in Wilhelms­haven eingetroffen.

Die Ausschreitungen in Frankfurt a. M.

Frankfurt a.M,l.4. Die Ausschreitungen haben 11 Tote gekostet. darunter 7 Plünderer. Von den Polizeitruppen fielen 2 Mann, ein dritter wird vermißt. Die Marine be­klagt den Verlust von 2 Toten u. hat außerdem 7 Schwer­verletzte. Bis jetzt wurden über 20 sehr schwer verletzte Plünderer den Krankenhäusern zugeführt. Das Lebensmit­telgeschäft von Schepeler am Roßmarkt wurde allsgeplündert. Im Frankfurter Hof drang die Menge ein uns raubte die ihr erreichbaren Gegenstände und Lebensmittel. An diesen Plünderungen beteiligten sich auch Personen aus den besten Kreisen. Der umfangreiche Weinkeller wurde von den Plünderern arg mitgenommen. Auch das Lebensmittelge schüft von Büchle und Baumgarteu wurde von Plünderern heimgesucht, denen 200 Zentner Butter, 70000 Eier und 100 Zentner Feit in die Hände fiele». In der Allcrhcili-

genstraße suchte die Menge in die Lebensmittelgeschäfte und Bäckereien einzudringen.

Frankfurt a. M, 1. April. Nach einer Verhältnis- mäßigen Ruhe während des Vormittags machten sich heute mittag nach 12 Uhr neue Ausschreitungen bemerkbar, die wiederum in der Altstadt ihren Anfang nahmen. In der Allerheiligenstraße suchte der Mob in die Lebensmittelge­schäfte und Bäckereien einzudringen, um zu plündern. Die gesamten zur Verfügung stehenden Streitkräfte rückten so­fort nach dort aus. Die Kämpfe find zur Zeit im Gange.

Frankfurt, 1. April. Die Sicherheitsorgane sind heute nachmittag vollständig Herr der Lage. Die am Mittag in der Altstadt wieder auflebenden Plünderungs-Versuche wurden im Keime erstickt. Die Zahl der Plünderungsfälle hat sich auf 16 erhöht. Um weiteren Unruhen zu begegnen, wollen die Arbeiter Organisationen der Fabriken sich den Sicher heitsorganen zur Verfügung stellen.

Frankfurt a. M., 2. April. Nach den hiesigen Fried­höfen wurden bis Montag nachmittag 7 Leichen der bet den Plünderungen erschossenen Personen gebracht. Unter den Toten befinden sich vier Frauen. Die Zahl der Ge­töteten hat sich inzwischen auf 16 erhöht, sie ist aber noch im Steigen, da verschiedene andere Personen so schwer verletzt sind, daß sie kaum mit dem Leben davonkomwen werden. Abgesehen von der Plünderung eines Bäckerladens und einer Schießerei am Peterstor, wodurch ein Wacht­meister und zwei Hilfspolizisten verletzt wurden, blieb es heute ruhig. Die Sicherbeitsorgane beherrschen die Lage. Der Plünderungsschaden beträgt mehrere Millionen Mark.

Nach einer Meldung des Berliner Lokalanzeigers aus Frankfurt beträgt der Schaden nach den bisherigen Fest­stellungen der Versicherungsgesellschaften rund 5 Millionen Mark. Heute herrscht in Frankfurt vollständige Ruhe.

Bom badische« Schulwesen.

Karlsruhe, 2. April. Nachdem die bad. Nationalver­sammlung die Verfassung in zweiter Lesung angenommen hat, wurde vom Unterrichtsministerium angeordnet, daß die Vorschulen an den höheren Mädchenschulen, soweit solche bestehen, aufgehoben werden. Nach 8 19 Absatz 5 der Ver fassung sind nämlich alle Kinder bis zum Eintritt in eine höhere Lehranstalt zum Besuch der Volksschule verpflichtet. Damit ist die rechtliche Grundlage für die Vorschulen in Wegfall gekommen.

Aus Dentsch-Oesterrrich.

Wien, 2. April. Die Nationalversammlung nahm heute den Gesetzentwurf über die Ausweisung der Habsburger Dynastie in 2. Lesung einstimmig an. Die Einstimmigkeit wurde dadurch erzielt, daß sich ein großer Teil der Cbrist- lich-Sozialen bei der Abstimmung entfernte. Der Bericht­erstatter erklärte, es sei ein Unrecht von Kaiser Karl gewesen, daß er nicht freiwillig gegangen sei und sein ganzes Vermögen den Invaliden hinterlassen habe.

Wien, 2. April. Der Stadt Wien hat sich eine ge­wisse Nervosität bemächtigt, die in zahlreichen Abreisen ver­mögender Leute ihren Ausdruck findet. Wer irgend einen Winkel im Lande weiß, wo er sich vor den Gefahren der Stunde sicher glaubt, sucht ihn auf.

Die Lage im Oste«.

Berlin, 1. April. Seit dem 29. März greifen die Bolschewisten ans der kurläadischsn Front von Sal- dalen bis Schlock an und zwar unter Einsatz beträchtlicher Verstärkungen und mit starker Artillerie. Die Kämpfe wurden am 31. März fortgesetzt und dauern bei Stolgen südöstlich Mitau und Kalazem südlich Schlock noch an. Sonst sind die Bolschewisten zurückgeschlagen.

Grüfte Unruhen in PetersbrrrH.

Daily Telegraph meldet aus Helsingfors, daß in Pe­tersburg fehr ernste Unruhe» stattgefunden haben. Lenins

? Ansehen nehme ab «nd Trotzki werde im Kreml i« Moskau von lettischen Soldaten bewacht uud lebe aus Furcht für sein Leben in völliger Zurückgezogenheit.

Die Ententetruppeu in Ungarn.

Die Ententetruppen rücken in Ungar» vor. LautTimes^ wurden Temesvar und Debreczin besetzt. Bei Szegedin wurden 1000 Kommunisten in die Flucht geschlagen. Die Alliierten lösen in den von ihnen besetzten Gebieten die kom­munistischen Verwaltungen auf.

Die Lage im Osten.

Berlin, 2. April. Die deutsche Regierung hat, wie man von amtlicher Seite hört, den Wunsch, die deutschen Truppen recht bald aus dev Ostseeprovinzen und Litauen herauszu­ziehen, die Entente kann aber, wie sie erklärt hat, der deutschen Truppen zurzeit noch nicht entraten. Soweit nur irgend möglich, werden diese in die Heimat zurückbefördert werden. Die gleiche Stelle betont, daß zwischen uns nnd Rußland kein Kriegszustand besteht und der Verkehr mit der russischen Sowjetregierung keineswegs abgebrochen ist.

Der Bolschewismus in Nöte«.

Lenin sucht mit Amerika Verständigung und hat bei Wilson d-e Anerkennung der Sowjetrepublik verlangt. Doch weigert sich Wilson, auf Lenins Antrag auch nur zu ant­worten. Lenin sieht vor dem Zusammenbruch seines Systems und sagt sich, Amerika ist der einzige große Staat, der nach dem ungeheuren Kapitalverbrouch des Weltkrieges wirklich noch über mächtige wirtschaftliche Mittel verfügt. Da Ruß­land auf starke Kapitalzufuhc für den Wiederaufbau seines völlig zerrütteten Wirtschaftslebens angewiesen ist, muß es die Verständigung mit Amerika suchen. Daher Lenins kühle Politik gegenüber Ungarn.

Amtliches.

Oberamt Nagold.

Bekanntmachung.

Betreff: Verteilung von Zucker.

Es wird zur Kenntnis gebracht, daß dieser Tage außer dem Monatszucker 650 Z. noch 1000 Z. Einmachzucker auf die Person zu: Verteilung gelangen und zwar zum gleichen Preis.

Nagold, den 1. April 1919. Oberamt: Münz A.-B.

Bersicheruugsamt Nagold Anmeldung der Betriebe zur Fuhrwerksberufs- genofferrschaft.

Die Unternehmer der zur Fuhrwerksberufsgenoffenschaft Mannheim Sektion 8 gehörigen Betriebe Posthaltereien, Personenfuhrwerke (Pferde- oder Autobettrebe), Fracht-, Roll-, Last , Holz, Möbelfuhrwerke, Kloaken-und Müller­abfuhren, Güterveförderer, Karuffellbesitzer und die gewerbs­mäßigen Fahr-, Reittier- und Stallhaltungsbetriebe (Gast­ställe), welche seit Beginn des Waffenstillstands neu er­öffnet worden sind und künftighin wieder eröffnet werden, um sie vor Nachteilen zu schützen, zur Anmeldung bei der Fuhrwerksberufsgenoffenschaft Sektion 8 »Mannheim L 3, ^ 1 1l! aufgefordert.

§ Auch die Fahrbereitschaften, Kraftverkehrsämier und dergl. sind meldepflichtig.

Den 1. April 1919. Münz, A.-V.

Typhnseprdemie in Pforzheim.

f Die in Pforzheim herrschende schwere Tyvhusepidemie f gibt erbeut Anlaß, die Bevölkerung des Bezirks von un- ' nötigen Beluchen in Pforzheim, vor Genuß von Trinkwaffer und ungekochten Speisen bei einem Aufenthalt in dieser Stadt und vor dem Gebrauch von Enzwaffer zu Genuß- zwecken zu warnen.

» Den 1. April -919. , . Münz, A.-V.

Rote Rosen.

Roman von H. Courths-Mahler. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten)

Am Tage vor dem Christabend kam Graf Henning »n Ramberg an. So fest er sich seiner Sehnsucht brach Josta erwehrt hatte, ft. fest er sich vorgenomme-- Hatte, ihr fern zu bleiben, so lange er ihr nichr fiuhig begegnen konnte es half nichts, er konnte Ducht anders er mußte sie Wiedersehen!

' Wie ein Fieber, wie eine Krankheit zehrte die Sehnsucht an ihm. Graf Rainer holte seinen Bruder im Schlitten ab. Er erschrak heftig bei seinen: An­blick. Sein Antlitz war schmal und hager geworben, «nd in seinen Augen brannte es wie Verzweiflung. > Graf Rainer schloß ihn fest in seine Arme. HettzeS sMitleid mit dem Bruder überwucherte momentan jedes sondere Gefühl in ihm.

iMein Junge mein lieber, lieber Junge, bist sdu krank?" fragte er erschüttert.

Henning zwang sich zu einem nervösen Zachen. s>,Warum soll ich krank sein, Rainer?" fragte er hastig. Zerfahren.

Tu siehst so aus, Henning," antwortete Rainer ernst. ^

Henning schüttelte heftig den Kopf.Nein, nein, keine Sorge, Rainer. Achte nicht daraus. Manchmal ist man ein bißchen elend. Weißt du, ich habe ein wenig zu viel gebummelt, bin spät.zu Bett gegangen. Berlin ist nun mal ein Sündenbabel."

, Das sollte leicht klingen. Aber Rainer hörte den geguälten Ton heraus, lind er wußte, was Henning elend machte.

So gut konnte er sich in Hennings Zustand hineirr- denken, so gut konnte er sich vorstellen. welche Kämpfe

M können. Aber wie lange noch? Graf Rainer fühlt rs mit Peinigender Gewißheit, daß Henning bald ar Ende seiner Kraft sein würde.

Und als dis Brüder schweigend dahin fuhren fragte sich Rainer, ob es nicht seine Pflicht sei, de> Bruder zu einer offenen Beichte zu zwingen.

Aber er verneinte sich diese Frage selbst und zwan sich zu einem leichten Gespräch mit Henning.

Später empfing ihn Josta allein in der große: Halle des Schlosses. Mit einem Hellen Frendenscheii tn dem blassen Gesicht streckte sie Henning beide Händ entgegen.

.. . »Wie froh bin ich, dich wieder zu sehen, meil lieber Henning!" sagte sie herzlich.

Mit einem tiefen, zitternden Atemzug beugte sick Henning über ihre Hand und preßte sie an fern« Lippen. Und wieder war ihm zumute, als sei ihn Erlösung geworden von namenloser Pein.

Graf Rainer war einen Augenblick zumute, all müsse er den Bruder von Josta zurückrsißen u. -ch« wie ernen Feind zur Seite schleudern. Aber .. bis drs Zähne wie im Krampf zusammen und zwang Lies ftrrchtbare Gefühl in sich nieder. Seine edle, groß­herzige Natur siegte über dies Gefühl. Er sagte sich, daß er nicht allein zu leiden hatte, sondern daß Josta und Henning ebenso leiden mußten. Und das aaS chm seine Fassung wieder.

der jetzige Zustand schien ihm unertt - sich. Alles mußte besser sein, als dieser gualo - Zweifel. Und doch chtete er sich vor dem Auge, blrck, da Henning zu ,m kommen würde mit dem G- standnis seiner Liebe zu Josta. Vielleicht kam daun Josta mit rhm, vielleicht baten sie ihn beide um iym- Freiheit. Oder Josta kam allein. Sie würde vielleülfl r.ese Bitte leichter aussprechen können, als Hennina ftE wußte ja nicht, wie sehr er sie liebte, wusste nicht, welches Opfer er selbst bringen mußte, wenn :r ,re frei gab.

Würde ^ irn entscheidenden Augenblick H« »ber sich bleiben? Oder würde er dem starken Eqo> mus ferner Liebe nachgeben und Josta halten r

:ede« Preis? So »der j» was -«mach >«m. w

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schlimmer als der Tod. Eins war ihm gewiß, er wa» Unter einem Unstern geboren, er hatte kein Glück im der Liebe. Die Frau, die er zuerst geliebt hatte,, Wußte er lassen, weil man sie von ihm trennte, und! die er nun liebte, würde sich selbst von ihm trennen,, weil sie ihn nicht lieben konnte.

- Während Henning und Josta noch einige Worten wechselten und Rainer stumm und bedrückt bei Seite stand, kam Gräfin Gerlinde hinzu? Sie trua einen? langen, kostbaren Pelzmantel und die frische Winter-- lust hatte ihr Antlitz gerötet. Sichtlich war sie froh! über Hennings Ankunft. Sie versprach sich ja so viek von seiner Anwesenheit. Fast herzlich begrüßte sie ihn.

Und bald saßen sie zu Vieren beim Tee und plau­derten. In Hennings Augen war 'ein Heller Glücks­schein, nun er Josta vor sich sah. Auch Jostas Augeni strahlten hell und froh. Gleich hatte sie Henning

- ^tet- was auch Gerlinde schon wußte, daß sie,

die Dochten Georg von Waldow sei, und daß ihr viel-- leicht eine Schwester lebe. i

Hk" 'ing mußte Josta noch einmal genau erzählen, was e. wn der jungen Dame wußte, die ihr sm ähnlich war. !

, ' Henning tat das und sah nur immer rtt ihr süßes Gesicht, dessen Anblick er wie ein Labsal in sich Hins! einttank. ?

Und Gräfin Gerlinde? Sie lag auf der Lauerj w.. ine Spinne, die gierig zusieht, wie sich eine Flieg« ihr m N.tze nähert, und auf dem Sprunge ist, übe« sie ' wzufall-n. Ihr Haß auf Josta hatte sich bedeu-, t ' gemildert. Sie war so ganz bereit, ihr liebe-- ru ft zu helfen, sich von Rainer zu befreien, um sich! mit Henning zu vereinen. Seit sie glaubte, daß Josta Henning liebte, war ihr Haß zusammengefallen. Wenn Josta nun tun würde, was sie von ihr verlangte, -v'nn sollte sie in ihr die treueste Verbündete finden.

Scheinbar still und friedlich gingen die Weih-- nachtstage vorüber. Am zweiten Feiertage war man drüben in Rittberg, und am nächsten Tage kamen Rittbergs mit ihren Söhnen zum Diner nach Ram­berg; das war die einzige Unterbrechu»»

Fortsetzung folgt.