Protest des Reichstags sich in ihrer Bekämpfung desNatio­nalismus" nicht einschüchtern lasten. Hierauf nahm Unter­staatssekretär Mandel das Wort, um sich gegen die hef­tigen Angriffe zu verteidigen, die gegen die reichsländische Regierungspolitik erhoben worden sind. Er geriet hierbei in Einzelheiten über das Gebaren verschiedener elsäßischer Ver­eine und wurden dabei des öfteren von der äußersten Linken durch Zwischenrufe unterbrochen. Seine Ausführungen gaben dem Karlsruher Abgeordneten Dr. Haas nochmals Veran­lassung zu einer Kritik an den Regierungsmaßnahmen. Nach­dem noch Peirotes von der Sozialdemokratie ein kurzes Schlußwort gesprochen hatte, und nach einer persönlichen Be­merkung des Elsäßers HaegY vertagte sich das Haus auf Montag, den 9. Juni, nachmittags 3 Uhr.

Dresden, 31. Mai. Die sächsische Staatsbahnverwaltung hat zur Milderung der auf allen Gebieten der Lebenshaltung bestehenden Teuerung allen Arbeitern eine Lohnerhöhung be­willigt, wodurch eine jährliche Mehrausgabe von 2 Millionen Mark entsteht.

Miesbach (Bayern), 1. Juni. Gestern abend wur­den in einem Stollen der Leitzachwerke durch einen Einbruch der Firste 8 Mann verschüttet. 5 Mann konnten nach zwölfstündiger, mühevoller Rettungsarbeit heute morgen unverletzt geborgen werden. Die übrigen 3 Mann, die tot sind, liegen noch unter den Erdmassen. Die Bergungsarbeiten werden fortgesetzt.

Offenbach a. M., 31. Mai. Unter dem Vorsitz des Ge­heimen Konsistorialrats Kayser aus Frankfurt ist hier die 49. Jahresversammlung der Südwestdeutschen Konferenz für Innere Mission abgehalten worden. Der Geh. Medizinalrat Dr. Born- traeger aus Düsseldorf sprach über den Kampf gegen di- Niedergangserscheinungen in unserm Volksleben, die er nament­lich in dem Geburtenrückgang sieht. Er fordert u. a. Zusammen­schluß zu einem großen Bund, unter Umständen zusammen mit den Katholiken, der die christliche Weltstellung gegen den An­sturm des Freidenkertums und des religiösen Liberalismus zu verteidigen habe. Liz. Bahn und andere Redner sprachen für, Pfarrer 0 Förster aus Frankfurt gegen die Forderungen Borntrasgers, insbesondere soweit sie ein Zusammengehen mit den Katholiken betreffen. Von anderer Seite wurde die Be­seitigung der sexuellen Aufklärung in der Schule verlangt. Schließlich nahm man eine Entschließung an, in der von den Regierungen und Volksvertretungen entschiedene Abwehrmaßnah­men gegen die Zunahme der künstlichen Geburtenverhütung ver­langt werden. Pfarrer Wurm aus Stuttgart sprach auf der zweiten Versammlung über die Arbeit der Innern Mission an der weiblichen Jugend, der Geh. Konsistorialrat Kayser auf der zweiten Abendversammlung über Licht- und Schattenseiten aus der Innern Mission, und Pfarrer Köhler aus Stuttgart auf der dritten Versammlung über die Stellung der Innern Mission zur modernen Jugendpflege. Nach einer Aussprache im Anschluß an diesen Vortrag wurde eine Entschließung an­genommen, worin der Segen anerkannt wird, den die Jüng­lings- und die christlichen Vereine junger Männer gestiftet hät­ten, und empfohlen wird, überall den erprobten Weg dieser Or­ganisationen zu gehen .

Prag, 31. Mai. Die Untersuchung in der Affäre Redl ergab, daß dieser nicht nur Militärgeheimniste der Monarchie, sondern auch solche Deutschlands, soweit sie sich auf die Mobilisierung, den Aufmarschplan und andere wichtige Militärangelegenheiten beziehen, an Rußland verraten hat.Diese Nachricht wird offiziell aber als unrichtig bezeichnet.

Brüssel, 1. Juni. Der Präsident der chinesischen Re­publik, Uuanschikai, hat den amerikanischen Expräsidenten

Rooseüfft aufgefordert, als Berater der Republik nach Peking zu kommen. Roosevelt hat diesen Ruf angenommen und er­klärt, daß er jederzeit zur Verfügung des Präsidenten der Republik stände.

Rom, 31. Mai. Nach einer Meldung derTribuna" begeben sich der König und die Königin von Italien in der zweiten Hälfte des Monats Juni nach Kiel zum Besuch der Kieler Woche. Von dort reisen der König und die Königin nach Stockholm, um den Besuch des schwedischen Königspaares zu erwidern. Auf der Rück­reise wird in Kiel die Begegnung mit Kaiser Wil­helm stattfinden. Die königliche Pacht ist bereits nach Kiel abgegangen, wohin sich das italienische Königs­paar mit der Bahn begibt. Als Zeitpunkt ist der 27. Juni in Aussicht genommen.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 29. Mai. Ein mysteriöser Fall beschäf­tigte das Oberkriegsgericht. In der Nacht zum 18. Februar stand der Grenadier Schuh vom Regiment 123 als Posten am Pulvermagazin Nr. 8 auf dem Fort Oberer Eselsberg in Ulm. Gegen )41 Uhr läutete er am Wachlokal und rief, man solle ihn ablösen, er sei angeschossen worden. Es ergab sich, daß ihm das obere Glied des rechten Zeigefingers weggeschossen war. Der Wachmannschaft erzählte er, daß ein Mann aus dem Elaciswäldchen hervorgetreten sei und aus einer Ent­fernung von einem Meter einen Schuß auf ihn abge­geben habe, er glaube aus einem Revolver. Er sei dem Mann nachgesprungen und habe ihm einen Schuß nach­gefeuert. Dieselben Angaben machte er einem Offizier. Auch beschrieb er das Alter, den Bart, die Kleidung und den Hut des angeblichen Täters. Von Anfang an! wurden Zweifel in seine Angaben gesetzt, man hatte all-! gemein den Eindruck, daß er sich den Schuß selbst beige­bracht habe. Das Kriegsgericht, vor dem er sich schließ­lich wegen Selbstverstümmelung zu verantworten hatte, kam zu der Ansicht, daß er sich selbst verletzt habe, um vom Militär loszukommen und verurteilte ihn neben Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes zu 7 Monaten Gefängnis. Die Sachverständigen hatten sich dahin ausgesprochen, daß es höchst wahrscheinlich sei, daß sich der Angeklagte die Verletzung durch Auflegen der Hand auf dem Eewehrlauf und Abdrücken mit der linken Hand beigebracht habe. Im Laus fand man Blutspuren. Darüber, ob er tauglich bleiben wird, sind die ärztlichen Sachverständigen noch nicht einig. Gegen das Urteil legte der Angeklagte Berufung ein, das gleiche tat der Gerichtsherr bezüglich des Strafmaßes. Der Vertreter der Anklage betonte, daß ein Angriff auf einen Posten für Ulm etwas ganz außergewöhnliches sei. Ein sol­cher sei seines Wissens noch nie vorgekommen. Sein Antrag lautete aus 10 Monate Gefängnis. Das Ober­kriegsgericht war der Ansicht, daß schwerwiegende Ver- dachtsgrllnde für eine Selbstverstümmelung vorliegen, hielt jedoch einen vollen Beweis nicht für erbracht und erkannte aus Freisprechung.

Berlin, 30. Mai. Das Kriegsgericht des 3. Armee­korps verurteilte heute den Musketier Kannewurf vom Infanterieregiment Nr. 24 in Neu-Ruppin wegen schwerer Urkundenfälschung, Betrugs, Unterschlagung und Fahnenflucht zu einer Gesamtstrafe von 7 Jahren Zuchthaus und 900 -4l Geldstrafe, ev. noch 40 Tage Zucht­haus, 6 Jahren Ehrverlust, Ausstoßung aus dem Heere, Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes und § zu 2 Wochen Haft. Die Haftstrafe und die Unter-s

suchungshaft bei der ersten Verurteilung im Nov. 1912 wurde dem Angeklagten in Anrechnung gebracht. In erster Instanz war der Angeklagte zu 6 Jahren Zucht­haus verurteilt worden.

Dortmund, 31. Mai. Vor dem Schwurgericht stand der Arbeiter Gustav Till aus Westig bei Iserlohn wegen Mord­versuchs an seiner Ehefrau. Die im Jahre 1909 geschloffene Ehe zwischen den beiden noch jungen Leuten gestaltete sich sehr unglücklich, da die Frau leichtsinnig war und schließlich ihren Mann verließ und in Dortmund eine Stelle als Haushälterin annahm. Am 27. Januar d. I. besuchte Till seine Frau hier und blieb bis zum späten Abend mit ihr zusammen. Da sie sich hartnäckig weigerte, mit ihrem Mann heimzukehren, faßte dieser den Entschluß, sich und seine Frau zu töten. In den Anlagen vor dem Luisenhospital, wohin die beiden auf ihrem Gang durch die Stadt gekommen waren, suchte er sein Vorhaben auszuführen. Er verletzte sie durch zwei Schüsse schwer, aber nicht tödlich. Als er dann die Waffe gegen sich selbst richten wollte, wurde er daran durch einen von einem Polizeibeamten auf ihn gehetzten Polizeihund gehindert. Der Staatsanwalt beantragte gegen den Angeklagten das Schuldig, bat aber um Zubilligung mildernder Umstände. Die Geschworenen verneinten jedoch die Schuldfrage, weshalb der Angeklagte freigesprochen wurde.

Landwirtschaft und Märkte.

Pforzheim, 31. Mai. Die Zufuhr zum heutigen Schweine­markt betrug 168 Ferkel. Verkauft wurden 70 zum Preis von 4252 das Paar.

Herrenberg, 31. Mai. Auf den heutigen Schweine­markt waren zugeführt: 115 Stück Milchschweine; Er­lös pro Paar 4060 Zl. 48 Stück Läuferschweine: Er­lös pro Paar 6590 -4l. Verkauf gut.

Stuttgart, 31. Mai. Schlachtviehmarkt. Zuge­trieben: Großvieh 89, Kälber 286, Schweine 276 St. Bullen 1. Kl. 8892 -4l, Stiere 1. Kl. 100103 -4t. Jungrinder 2. Kl. 9799 -41. Kälber 1. Kl. 111 bis 115 ^11, 2. Kl. 105109 -4t. Schweine 1. Kl. 7072 -4t, 2. Kl. 6769 -4t. Verlauf des Marktes: langsam.

Für die Schristleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

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Die Meinung eines asthmakranken Arztes über Apotheker Neumeier's Asthma-Pulver und Asthma-Ciga­rillos. Derselbe schreibt wörtlich:

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Amtliche und Privatanzeigen.

Aufgebot.

Der Baumwart Christian LSicher in Oberkollwangen hat das Aufgebot des am 20. Febr. 1886 von der Unterpfandsbehörde Ober­kollwangen ausgestellen Pfandscheins, wonach der Gemeindepflege Oberkollwangen für ein zu 4'/,°/° verzinsliches Darlehen von 500 auf Parz. Nr. 34/1 Markung Oberkollwangen ein Unterpfand mit 1. Recht bestellt ivorden ist, beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf Donnerstag, den 18. September 1913, vormittags 9 Ahr, vor dem Unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelde» und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.

Calw, den 30. Mai 1913.

Königl. Amtsgericht:

(gez.) Holder, Oberamtsrichter.

Calw.

Mren-Verkgiii.

In der Konkurssache des Oskar Lotthammer, z. Adlerdrogerie hier, wird der Warenverkauf am nächsten

Mittwoch, den 4. Juni ds. 3s.. von nachmittags 1 Nhr an

fortgesetzt, und kommt u. a. zum Verkauf:

Christbaumschmuck, Pinsel, Leim, Seife, Binden versch. Art,

Colon,alwaren, Mineralwasser.

Liebhaber sind eingeladen.

Den 30. Mai 1913.

Konkurs-Verwalter:

Vezirksnotar Krayl.

K. Forstamt Liebenzell.

Aadelstaumcholz-

Werkauf

im schriftlichen Ausstreich

aus Staatswald Lienzingshalde, Wolfacker, Fronwasen, Breithardt, Lagle, Dachsbau, Kaiserstein, Dieters­bachhalde, Ernstmühlberg, Wanne, Schwarzer Mann, Gfäll, Zwerneck, Finkenberg. Kohlbach, Sturzwald, Dennjächthalde, Bronnhalde, Tann­brunnen, Nonnenwag, Bieselssteige, Blaich, Hardtberg, Tannberg und Scheidholz der Hut Möttlingen:

Stämme: 373 Fichten, 3614 Tan- nen, 462 Forchen mit Fm.: 289 I.. 724 II., 976 III., 525 IV.. 442 V.. 128 VI. Klasse;

Abschnitte: 3 Fichten, 126 Tannen, 14 Forchen mit Fm.: 127 I., 54 II., 1 III. Klaffe.

Bedingungslose Angebote, in ganzen und Zehntelsprozenten der Taxpreise ausgedrückt, unterschrieben, verschlossen mit der AufschriftGe­bot auf Stammholz" bis spätestens Freitag, den 13. 2uni, vormit­tags 9*, Uhr, ans Forstamt. Er­öffnung der Gebote zu genannter Zeit imHirsch" in Liebenzell.

Losvcrzeichniffe vom Forstamt.

K. Forstamt Hirsau.

LllM-StMIIl- Md VllMholz-VekdMf

am Samstag, den 7. 2uni, vorm. 9',r Uhr, imLöwen" in Hirsau aus Staatswald Lützenhardt, Abt.' 5 Langriß, 7 Kohlhütte, 9 Heidelbergle, 24 Salzleckenrain, 25 Lärchengarten, 34 Bruderberg. Stammholz: Buchen, 2 St. IV. Kl. mit 0,84 Fm., 2 St. V. Kl. mit 0,29 Fm.;

Beigholz: Rm. Eichen: 4 An­bruch, Buchen: 2 Scheiter, 1 Prügel, 9 Klotzholz, 7 Anbruch, Nadelholz: 7 Prügel, 244 Anbruch;

Reisig: geschätzte Wellen, Nadel­reisig: 500 auf Hausen, 1925 in Flüchenlosen.

Losverzeichniffe für Stamm-Beig- holz kostenlos vom Forstamt.

V Montag l. u. II Baß.

> Dienstag I. u. II.Tenor.

Mittwoch Gesamtchor.

Schön möbliertes

per sofort oder 1. Juli zu mieten gesucht. Offerten unter b,.. an die Geschäftsstelle ds. Bl.

K. Forstamt Liebenzell.

MMerMIr-

Verksllk

am Freitag, den 6. 2uui, vorm. 10 Ahr, imOchsen" in Liebenzell aus Staatswald Breithardt, Layle, Steinbruch, Kaiserstein, Kohlbach, Sturzwald, Bronnhalde, Tann­brunnen, Tannberg: Schichtderdholz: Rm: eichene, 4 Anbruch; buchen, 26 Scheiter, 9 Prügel, 21 Anbruch; Nadel­holz: 35 Scheiter, 43 Prügel, 200 Anbruch, 4 Rm. Brenn­rinde (Hint. Kohlbach).

Losverzeichniffe vom Forstamt un­entgeltlich.

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sind zu haben in der Geschäftsstelle dieses Blattes.