'. c:Li», 7. Jan. Tie Nacht verlief verhältuis- ? mäßig ruhig. In den späten Abendstunden wurde um -das P roviantanrt in der Köpeniäerstraße gekünipft, dgs van den Negierung-Kruppen geräumt werden mußte. Vor das Gebäude des WTB. zogen ettva 60 Mann Megierungstrnpven. Ein Offizier stellte an die das Ge- jbäude besetzt haltenden Unabhängigen eine Frist von stO Minuten, aber die Regrerungs truppen wei- sgcrtcn sich, zu iämpsen. Es wurden einzelne Schüsse Abgegeben, dann trat wieder Ruhe ein. Heute früh sind »die Plätter von Ullstein, Scherl und Masse, sowie auch ^erVorwärts" nicht erschienen.

Wie dieFreiheit" mitteilt, hat die Parteileitung der Unabhängigen beschlossen, eine Vermittlung zwischen der Regierung und dem Zentralvorstand Groß-Berlins einerseits und den revolutionären Obleuten und Ver­trauensmännern aus der anderen Seite vorzuschlagen.

Bei der Kaserne der Garde-Pioniere in der Köpe- »icicrstraße haben sich gestern abend heftig eKämPfe abge- !fpiell. Veranlassung soll gewesen sein, daß einige Ma­rinelandflieger von den Pionieren verhaftet werden soll­ten: auch einige Autos mit Munition wurden von den Pionieren angeyalten. Bei diesen Kämpfen gab es außer vielen Verwundeten auch etwa 18 Tote. Vor dem Kriegs­ministerium sollen 8 Personen getötet und 10 schwer verletzt worden sein.

Wie verlautet, hat sich am Montag abend der Sol- datcnrat der Berliner Garnison auf die Seite der Re­gierung gestellt. Volksbeauftragter Noske hat im Auf­trag der Regierung die Alarmbereitschaft an die ge­samte Garnison Groß-Berlins herausgegeben.

Berlin, 7. Jan. Wie dieTägl. Rundschau" er­fährt, hat sich die Volksmarine di Vision aus die Seite der Regierung gestellt. Sie hat ihre Führer abgesetzt und neue gewählt. Ferner hat sie das Revolu- tiönskomitee, das im Marstall war, beseitigt, dadurch' Hab: sich die Lage für die Regierung gebessert.

Tie Revoltierenden haben das Verwaltungsgebäude der Eisenbahndirektion besetzt. Tie gegen sie gesandten Mannschaften der Sicherheitswache verständigten sich mit den Spartakisten und zogen wieder ab. Am Montag nachts fanden mehrere blutige Schießereien statt. In Potsdam behielten die Mehrheitssozialisten die Ober­hand. Tie Entscheidung wird voraussichtlich heute Tienstag fallen,

Leipzig, 7. Jan. DemLeipziger Tageblatt" zu- , folge sollen in Schwerin fremde Unabhängige und f Spartakisten die Regierungsgewalt an sich gerissen haben. ^

"" - Terror iM Rrchrgeviet. -P,' s j ft Düsseldorf, 7. Jan. In Mülheim und Ober- ; fhausen haben die Spartakusanhänger die öffentlichen f f Gebäude an sich gerissen. Es wurde die Herrschaft - des Proletariats nach russischen Vorgängen proklamiert Ausschreitungen in München.

' München, 6. Jan. Gestern mittag wurden vom Turm der Frauenkirche Flugblätter der Zentrumspartei abgeworsen, die der starke Wind weithin verbreitete. Daraus drangen Teilnehmer an einem Temonstrationszug in die Kirche, in der gerade Gottesdienst abgehalten wurde, ein; es kam zu Tätlichkeiten, wobei verschiedene Kirchenbesucher verletzt wurden. Das Tompfarramt gibt bekannt, daß es zur Verbreitung her Flugblätter vom Turm aus keine Erlaubnis gegeben habe.

Unsere Zeitung bestellen!

M Lr: -ruckt. M

Und ob die Wolke sie verhülle.

Die Sonne bleibt am Himmelszelt.

Es waltet dort ei» heil'ger Wille,

Nicht blindem Zufall dient die Welt.

Rote Rssen.

Roman von H. Courths-Makler.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

,MZeißts was, Lisettchen? Sieh mich an, dann hast du auch ein solches Labsat. Und im übrigen, warte doch erst mal ab, ob die Braut des Grafen Rainer nicht mindestens ebenso schön ist, wie deine Grä­fin Gerlinve."

Meine Gräfin Gerlinde? Na sa, sie ist doch nun mal die entzückendste Frau, die ich kenne."

,Hm! Na ja. Lisettchen, sozusagen als Bild be­trachtet einverstanden. Ta ist ja die Gräfin ent­zückend. Aber an der Wand muß sie hängen bleiben."

Aber, Dieti du bist ein Ungeheuer!"

Der Baron lachte gemütlich.

Rege dich bloß nicht auf. Lisettchen ich meine ja nur als Bild betrachtet soll sie hängen bleiben, daß man sie bloß aus respektvoller Entfernung ge­nießen kann. Aber so vom rein menschlichen Smnb- purnt nee, nee, Lisettchen, da hätte mir Graf Rainer leid getan. Diese beiden Menschen hätten im Leben nicht zusammen gepaßt. Die Gräfin har zu wenig Herz. Weißte, Lisettchen. sie ist kalt und feurig zu­gleich. Das ist eine verflixte Mischung, wenigstens für einen Ehemann. Mal sitzt er im Fegefeuer mal unter der kalten Tusche. Wer hält denn so was au? die Dauer aus!" Denkst du, Graf Rochus har in seiner Ehe was zu lachen gehabt? I wo! Das weiß ich besser. Und du kannst Graf Rainer von Herzen gratulierLn,

Neues vom Tage. ?

rvrs«zversHi-?Su«g. . !

Msssrih, 7. Jan. Ter deutsche Volksrat West- ?

posens, die gesetzlich gewählte Vertretung der acht Wahl­kreise Posens, erklärte, daß vom 5. Januar 1919 ab die Kreise Schwerin, Birnbaum, Meseritz, Neutomischel und Bomst zur Provinz Brandenburg, die Kreise Frau­stadt, Lissa und Rawitsch zur Provinz Schlesien gehören. Der Kreis Filehne hat sich am Sonnabend der Gruppe Westposen angeschlossen und tritt ebenfalls zur Provinz Brandenburg über. j

Mackensen nach Frankreich verbracht. " !

London, 7. Jan.Daily Mail" meldet: Feld­marschall Mackensen soll über Saloniki nach Frankreich gebracht wM-m.

attnidimg des englischen Kabinetts.

London, 7. Jan. TicTimes" meldet, daß Lloyd George an alle Minister das förmliche Ersuchen gerichtet habe, ihm die Gesuche um Entlassung aus ihren gegenwärtigen Aemtern zu überreichen. Ties beweise, daß Lloyd George sein ganzes Kabinett ohne Rücksicht aus persönliche oder Parteiansprüche umformen werde, was natürlich nicht besagen werde, daß keiner der früheren Minister wieder ernannt werde. Asquith erklärte, er werde keine Würde annehmen, die ihn dazu zwingen könnte, ins Oberhaus übcrzutretcn.

Bolschewismus in England.

London, 7. Jan. Ter Sekretär des Allgemeinen Eewerkschaftsverbandes, Appelton, schreibt im Organ des Verbands, daß die Unterzeichner des Sowjetsaufrnfs ' in Leeds 62 000 Stimmen erhielten. Tie Zahl der aus die revolutionären Kandidaten abgegebenen Stimmen wird auf etwa Million geschätzt.

England bleibt in Gibraltar.

Madrid, 6. Jan. Tas Angebot, das Ministerprä­sident Romanones in Paris machte, den Mittelmeer- müchten Einräumungen in Maroiko zu machen, wogegen England Gibraltar an Spanien abtreteu solle, ist von England abgelehnt worden.

Wilson in Rom.

Rom, 5. Jan. (Reuter.) Am 3. Januar hielt Prä­sident Wilson im italienischen Parlament eine Rede und sagte u. a.: Was uns erwartet, ist zum Teil schwieriger, als das, was wir überwunden haben. Es ist leicht, vo« Recht und Gerechtigkeit zu sprechen, aber es ist oft schwer, es in die Tat umzusetzen. Große Reiche sind im Kriege zerfallen, deren Völker durch Intrigen zum Kriege ge­zwungen wurden. Die Balkanvölker waren Intrigen immer zugänglich. Die Fesseln sind gesprengt, aber wir werden für ein Bindemittel, sorgen müssen.. Wir haben nicht das Recht, zu bestimmen, welche Art von Regierung die Völker sich geben wollen, aber es ist unsere Freundes- pilicht, darauf zu achten, daß sie geschützt und ihnen etwas gegeben wird, das sie zusammenhält. Es wird unsere Ausgabe in Paris sein, eine Weltfreu n li­sch ast zu organisieren, eine neue internationale Seelen­beschaffenheit zu erzeugen. Diese Atmosphäre ist im Ent­stellen begriffen. Es wird schwierig sein, aber tapfere Männer lassen sich durch Hindernisse nicht schrecken. Ein neues Mächtegleichgewicht kann es nicht geben; der Ersatz wird ein völlig neuer Völkerbund sein. Wir stehen am Beginn eines neuen Zeitalters.

Wilson wurde von 1400 piemontesischen Gemeinden zum Ehrenbürger ernannt.

R.rrtzork, 6. Jan. Herald meldet: Tie Abrüstung der amerikanischen Truppen ist wegen der unsicheren Lage in Deutschland aus den Anfang März verschoben worden

Aus der WaMustrkckftandskommission. - Berlin, 7. Jan. In der Sftmng der Gefangenen- kommissivn in Spaa vorn 4. Januar teilte der Ver­treter des preußischen Kriegsministeriums mit, daß an alliierten und amerikanischem Kriegsgefangenen bis zunn 30. Dezember 1918 12 917 Offiziere und 560 767 Mann-- schäften heimbefördert worden sind. Zur Regelung der Rückführung der in Deutschland befindlichen interalliier­ten Kranken und Verwundeten werden, wie der fran­zösische Vorsitzende mitteilte, Lazarettzüge nach Erfurt, Nürnberg, Stuttgart und München gesandt werden, wäh­rend englischerseits erklärt wurde, daß über ganz Deutsch­land verteilte Kraftwagen die Heimbeförderung der Kran­ken und Vecwnndcten übernehmen sollten. Deutscherseits, wurde gebeten, die beim Rückzug der deutschen Trup­pen in die Hände der Alliierten gefallenen Kriegs- büchereicn an die deutschen Kriegsgefangenenlager in Frankreich und Belgien verbringen zu lassen.

Bork irr, 7. Jan. Die Reichsregierung hat von, neuern die Verbündeten um baldige Ueberleitung des Waffenstillstands in den allgemeinen Friedenszustand ge-i beten.

Rückkehr aus Metz.

6. Jan. Tie deutschen Staatsbürger in! Metz können jetzt aus ihr Ansuchen nach Deutschland ent-^ lassen werden, jedoch nur unter Mitnahme von Hand­gepäck.

Ermöglichung der Auslandsreisen.

Berlin, 7. Jan. Die deutsche Wasfenstillstandskom- mission ersuchte die Alliierten um Auskunft, wann und! unter welchen Umständen deutsche Staatsangehörige nach den überseeischen Gebieten, insbesondere nach Südamerika, reisen können. Die Entente wurde ge­beten, deutsche Staatsangehörige schon jetzt auf neutralen Schiffen ungehindert reisen zu lassen.

Noch keine Saarkohlen?

Stuttgart, 7. Jan. Vom Arbeitsministerium wirdj uns mitgeteilt: Die letzter Tage durch die Presse (d. H.! die Mitteilung beruhte aus einer Privatnachricht des! Staatssekretärs Erzberger. D. Schr.) verbreitete Mit­teilung, daß die Saarkohlenzusnhr nunmehr geregelt sei, ist nach den eingezogenen Erkundigungen zum mindesten verfrüht. Bei den zuständigen Stellen," insbesondere beim Reichskohlenkommissar in Berlin, ist hierüber zurzeit noch nussis becauut. !

Czsrnin erkrankt.

Wien, 7. Jan. Ter ehemalige Minister des Aew-ft stern Gras Czernin ist an einer Blinddarmentzündung! erkrankt. ' ' s,

Laibach, 7. Jan. Nach südslavischen Meldungen treffen die Italiener in Fiume V-rbereitungen, um§ eine bewaffnete Bewegung zu organisieren für den Fall^ daß der Hafen von Fiume von der Friedenskonferenz? Südslavien zugcsprochen werden sollte. s

Bern, 7. Jan. Tas schweizerische Komitee der. Nationalen Frauenvereinigung für dauernden Frieden beantragte beim Zentralkomitee, den Frauen-Friedenskon- greß im Februar in Genf abzuhalten.

Bern, 6. Jan. Die Unione Sozilista Jtaliana in! Rom har die beiden Mitglieder Bononi und Berenim wegen ihrer Teilnahme an dem neuen Kabinett Or­lando ans der Partei ansgestoßen.

Die Deutschen in Spanien.

Bern, 6. Jan. Eine Madrider Meldung zufolge hat die Entente in die Rückkehr der in Spanien be­findlichen deutschen und österreich-ungarischen Staats­angehörigen eingewilligt. Ihr Heimtransport muß an Bord spanischer Schisse stattfinden, die in englischem Häsen durchsucht werden.

daß er dir deinen schönen Traum nicht erfüll! yar. Du hast den Prachtkerl doch in« Herz geschlossen. Na. brauchst nicht ror zu werden, ich bin nicht eifer­süchtig."

Die Baronin lachte.

Dieti, schwatz doch nicht solche Dummheiten, wir haben doch zwei erwachsene Söhne."

Nichtig. Lisettchen. Aber um auf den besagten Ehehimmet zu kommen zu deiner Augenweide wirst du doch noch kommen. Ich kenne doch die Tochter von Exzellenz Waldow. Tu, das ist ein süßes junges Blut und mindestens ebenso schön, wie deine Gräfin Gerlinde."

Du sollst nicht immer deine Gräfin Gerlinde sagen Dieti, du. bist doch ein Ungeheuer."

Aber ein sehr gemütliches. Gib mir einen Kuß, Lisettchen, und dann mache es dir bequem. Schlüpfe in dein behagliches Hausgewand ohne das enge Kor­sett und streif' die Stöckelschuhe von deinen kleinen Fußeln, aus die du so eitel bist. Dann wirst du die Enttäuschung standhafter ertragen."

Ja -- ich glaube auch, daß ich mich dann gemüt­licher fühle. Aber leid rur es mir doch, daß Gräfin Gerlinde und Gras Rainer nicht ein Paar werden, trotz deiner Rederei von Fegefeuer und kalter Touche. Die Gräfin wird auch aus den Wolken fallen.wenn sie das hörr. Sie hat entschieden etwas für Graf Rainer übrig."

Vielleicht noch mehr für das Majorat und den berühmten Namberger Familienschmuck. Den wird sie nun auch hergeben müssen. Und ins Witwenhaus mutz sie nun auch wandern.

Tas ,agst Lu mit einer förmlichen Schadenfreude, Dieti Ich weiß, du kannst die Gräfin nicht leiden, weil sie sin bischen viel aus Aeußerlichkeiten gibt. Dafür ist sie doch nun einmal eine schöne Frau. Schön­heit verpflichtet."

Siehe dein Futzerl und den Stöckelschuh, Lisett- chen/' nrckre der Baron behaglich. ,FVeil du ein so reizendes Fußerl hast, wie ich es no ch bei keiner anderen Frau gesehen habe, fühlst du dich verpflichtet, dich nrtt solchen Malefizschuhen abzuquälen. Und weil die Gräfin eins schöne Frau ist, meinst du, sie habe nichts weiter zu tun. als ihrer Schönheit zu leben."

Die Baronin nickte energisch. - ---

Natürlich: En:. . n. -.n ,ru«vares Küchen-.

gewächs O.c ha: nichts zu run zu blühen und' M sein

Bon: Las besorg! die Gräfin auch gründlich^ Uber weißt du, Liserrcken. ick orn doch heilfroh, daß a« nicht so ein Rosendasein an meiner Seite geführt hast."-

Herzlich lachte die Baronin auf.

Ach Dien, das haben mir schon meine beiden Zungens ausgemicben. Ich hätre mir das auch nicht .eisten können, wenn ich eine schöne Frau gewesen märe. Tu brauchst nicht zu widersprechen, Dieti. ick rar nie ickön kann' ''ch. Tenn sich nia! unser

liebes, altes Rittberg ist doch bloß so eine alte Klitsche im Vergleich zu Nürnberg, und unsere Jungens kämen schlecht weg, wenn ich die Einkünfte von Rittberg an die Mode-Ateliers abliefern müßte. Dis Gräfin hat aber bisher das stolze Majorat zu präsidieren. Für wen sollte sie auch spa-en, oa sie keine Kinder h-t? Aber ich hätte es zu gern gesehen, wenn sie Majorats- Herrin von Ramberg geblieben wäre. Sie paßt so wundervoll in das alte feudale Schloß. Du hättest sie nur vorhin sehen sollen, als sie mir ihrem lang­schleppenden Trauerkleid durch den Park schritt.Malen hätte ich sie mögen! So eine Frau braucht eine groß­artige Umgebung. In das kleine Witwenhaus Paßt sie nicht mir ihrer anspruchsvollen Persönlichkeit. Das wird ein Mißklang, der mich schmerzen wird."

Der Baron legte seinen Arm um seine Gattin.

»Latz gut sein, Lisettchen, du sollst sehen, die Freiin von Waldow Paßt ebensogut in das Ramberger Schloß. Sieh sie nur erst mal an. Sie ist mindestens so schön als die Gräfin Gerlinde, wenn auch ganz anderer Art. Als ich sie diesen Winter in der Resi­denz kennen 'lernte, war ich entzückt. Aus ihren schönen Augen leuchtet etwas, was die Gräfin nicht besitzt Herzensgüte und Gemüt. Ich für meinen Teil bin jedenfalls heftig einverstanden mit dieser Verlobung. Und nun geh und kleide dich um, Lisettchen, dann wird es Zeit, zu Tisch zu gehen."

-r-

Forschung folgt.