Die Umwälzung im Reich. ;

Langsames, aber sicheres verhungern. "

Berlin, 5. Dez. LautVoss. Ztg " bat das Reichs- ernährnngsamt an das Auswärtige Anit eine Note Mer die Gefährdung der deutschen Ernährnngsivirt- Schaft gerichtet, in der es u. a. heißt: Die Versorgung mit Brotgetreide und Kartoffeln bildete bisher das Nückgraü unserer ganzen Kriegscrnährungswirtschast. Mangel an! Arbeitskräften, sowie die Transportkrisis haben ErntS vnü Einwinterung so beeinträchtigt, daß die Vorräte! der Hauptwohnbezirke nur noch für wenige Wvchent reichen. Die Getreideverforgung ist infolge Wegfalls de» Zufuhren ans dein Osten so ungünstig gestellt,: daß auch bei Fortdauer der Zufuhr in gleicher Höhe wie rm Vorjahr die Lagerbestände nur "bis zum 7.. Februar reichen würden; dann könnte im günstigsten Falke nur noch- eine Tageskopsration von §0 Gramm! Mehl, d. h. ein Drittel der Menge der heutigen Ration »eöteM werde«..

Trennungsbcstrcbungen.

Bremen, 6. Dez. Eine hier abgehaltene Ver> sammlnng des 6. hannoverschen Reichstagswahlkreises Orderte die Errichtung eines selbständigen Bundesstaats! Hannover,

Köln, 6. Dez. DieKöln. Ztg." berichtet, daß Kardinal v. Hartmann den Bestrebungen einer Los­trennung von Preußen, die auch einen kirchenpolitischen Charakter trage, fernstehe. Der Kardinal sei von den bekannten Versammlungen und der Ausrufung dev rheinisch-westfälischen Republik ebenso überrascht gewesen wie das übrige Köln.

Berlin, 6. Dez. DieGermania" schreibt: Dia Kunde über staatliche Selbständigkeitsbestrebungen im Rheinland wird die Regierung nicht nur als Drohung be­wachten dürfen, sondern wird sie sich als ernsteste Mah- lrung und Warnung zu Herzen zu nehmen haben, daßj tzc den Bogen der Diktatur auf kulturellem Gebiet nicht weiter überspanucn darf. Wir können die Lage Deutsch­lands betrachten von welcher Seite wir wollen, die Ver­hältnisse schreien überall geradezu nach schleunigster Schaffung einer neuen Rechtsgrundlage.

In derFreisinnigen Zeitung" wird gesagt: Nur Nit tiefer Trauer wird mau in Preußen von dem Be- Muß wegen Gründung einer Republik Rheinland-West- klm Kenntnis nehmen'. Man möchte hoffen, daß cs nur ,ei dem Beschluß der beiden Bürgeriversanimlungen sleiben wird, der auf dem Weg zur Tat wieder hin- jälüg wird. ^

DieVossischc Zeitung" schreibt, die schleunige Ein- beruftmg der Nationalversammlung sei jetzt eine Frage aus Leben und Tod.

Im

Berlin, 6. Dez. Im preuß. Ministerium dech nern wurde nach derW. Z " erklärt, der bundesstaat­liche Charakter des Reichs müsse bcibehalten werden, was aber nicht ausschiieße, daß die bestehenden Gebietk- grenzen und Verwaltnngsbejuginsse der einzelnen Staat n

einer Nachprüfung unter'zogen werden.

H Aufreizung.

Berlin, 6. Dez. Tie SpartaknSgruppe (LieblnmH. Rosa Luxemburg u. a.) verbreitet in den Fabriken xnd Kasernen Flugblätter, die zu einer Kundgebung int Waffen am nächsten Sonntag anffordern.

Auflösung des Rats der geistige» Arbeiter.

München, 5. Dez. Eine Sitzung des Rats der geistigen Arbeiter unter dem Vorsitz Brentanos wurde d»on 'Beauftragten der Prov. Regierung, die mit be­eten Soldaten im Saal erschienen, ausgehoben. Der rtär wurde verhaftet.

Mainz, 6. Dez. Der Mainzer Arbeiter- und Sol- -atcnrat hat sich ansgelöst. (Mainz wird demnächst »on den Franzosen besetzt werden.)

Gefangerisetzung der Arbeiter- und Soldatenräte.

Köln, 6. Dez. An dem von den Feinden bet­raten Gebiet wird die Einlieserung der früheren Mit-: »jeder der Arbeiter- und Soldatenräte zwecks ihrer Gs- Migensetzung (Internierung) befohlen. In Aachen sol­len die Belgier dick Mte dem Kriegsgericht überwhhr« haben. Ich!

Aus dem Parteileve«.

rlirr, 6. Dez. Der Bund der Landwirte er- tlärt, er stelle sich bis zur Schaffung einer aus gesetzt licher Grundlage beruhenden Staatsform Unter jede Regierung, die gewillt ist, Ruhe und Ordnung und ^Sicherheit von Person und Eigentum aufrecht zu erhalten und die Reichseinheit zu wahren und die Volksen,ährungj hiff-v Hellen.

Plünderungen.

Mainz, 6. Dez. Im Pionierpark aus oc el- Leimer Au fanden Plündepcingen statt. Als die Mainzer, Mirgerwehr einschritt, kam es zu einem Kamps, wow »ei es mehrere Tote und Verwundete gab. M

Augsburg, 5. Dez. Wie Dr. Heim bei der Tagung der oberpfälzischen Soldaten- und Bauernräte mitteilte, wurden von zügellosen Soldaten auf dem Lager Lech- se ld ganze Züge mit wertvollem Sanitätsmaterial aus­geraubt. In den letzten Tagen wurden ferner drei Mil-, lioncn Paar Stiefel geraubt, die den heimkehrenden Front-" fokdaten zukommen sollten, desgleichen sieben Millionen Kilogramm Sohlenleder.

Posen, 6. Dez. Gestern nacht suchte eine Bande brwaff"ek-r Psck»o<>r-r', Soldat?" und Zivilisten,, in das'

BelieHmngsaint einzudringen. Der Sicherheitspvsten keß k ein Ncaschinengewehr in Tätigkeit setzen. Es entspann j sich ein Kanips, bei dem es einen Twen und 15 Schwer- ' und Leichtverletzte gab. 26 wurden festgenonmicn. i

Hoherrsalza (Posen), 6. Dez. Bei Plünderungen , wurden vier Zivilpersonen polnischer Nationalität er- ? schossen. Infolgedessen nahmen polnische Soldaten gegen ! die Soldatenräte Partei, so daß sich in den Nachmittags- ; stunden Straßenkämpfe entwickelten, bei denen auch Hand- ; granaten und Maschinengewehre eine Rolle spielten.

Ueber Stadt und Kreis Hohensalza ist der Belage- s rungszustand verhängt. Bis auf weiteres sind sämtliche ! Geschäfte mit Ausnahme der Lebensmittelgeschäfte ge- : schlossen. Statt der Militärpatrouillen Patrouillieren pol­nische Mitbürger in Zivil in den Straßen. >

Die Engländer im Rheinland.

Düren, 6. Dez. Die britische Besatzungsbehörde in Düren hat n. a. befohlen: Ohne Ausweis ves Füh- > rers der Besatznngstruppen darf niemand das besetzte Gebiet verlassen. Von 6 Uhr abends bis 7 Uhr morgens darf niemand seine Wohnung verlassen. Nach 9hz Uhr s darf in. Privathänsern kein Lccht mehr brennen. Alle ! Wirtschaften müssen um 71/2 Uhr abends geschlossen wer- z den. Fernsprecher und Telegraph dürfen nicht benützt ! werden. Jeder Verkauf von Spirituosen ist verboten. Waffen und Munition sind abzugebcn. Für feindselige ! Handlungen gegen die Besatzung-Struppen wird der Bür- ! geringster verantwortlich gemacht. Zeitungen dürfen ohne § schriftliche Erlaubnis nicht gedruckt und äusgegeöcn wer- ! den. Tie Achtung vor den britischen Offizieren haben alle ! deutschen Männer durch Ziehen der Kopfbedeckung zu s bezeugen, desgleichen beim Absingen der (britischen) Na- > tionalhymne. Verstöße werden durch das Militärgericht , abgeurteilt. ' >

Dir Amerikaner in Deutschland. !

Leier, 6. Dez. Der Einmarsch der amerikanischen ! Truppen vol.zieht sich ohne jede Störung. Das Be­nehmen der Amerikaner ist tadellos. Alles geht seinen ! gewohnteil Gang. Ein höherer Offizier sagte, es sei der f Wunsch der Führer, daß die Bevölkerung in keiner Weise gequält werde. Am 9. Dez. werden' die Amerikaner , Koblenz besetzen. >

In Köln ist das englische 4. Garde-Tragoner-Regt. j als erste Truppe eingezogen. z

Budapest, 6. Dez. Die Entwaffnung der Armee !

Mackensen ist bereits erfolgt.

Berlin, 6. Dez. Die aus Straßburg ausgewiesenen Deutschen sagen übereinstimmend ans, daß das amtliche deutsche Geld bis zum 15. Dezember umgcwechselt sein müsse, wobei der Kurs der Mark für Elsässer mit 1,25 , Franken, dagegen für Deutsche mit nur 60 Centimes be- i rechnet werde. Eine Zeitungsnachricht mit der Ueber- s schriftEin französisches Milliardengeschcnk an Elsaß- z Lothringen" bestätigt diesen Sachverhalt. Durch Plakate ! wird zur Plünderung deutscher Geschäfte aufgefordert. ;

Besetzung Deutschlands. !

London, 6. Dez. TieTimes" schreibt: Ter Rat , der Alliierten, sofort das! deutsche Volk durch seine ge- " schlichen Vertreter zu befragen, ist in Berlin nicht ernst s genommen worden. Wenn die Alliierten zur Besetzung schreiten müssen, werden die Engländer Hamburg, die , Amerikaner Berlin, die Franzosen Dresden und die l Italiener München besetzen. '

Von Mailand sind 20 Militärzüge nach Innsbruck abgegangen. Tie Besetzung von München and Snd- bavern wird erwartet.

MudesnachriMm

Altenrtelg 7. Dezember 1S18

Aür das Bäckerei- und Konditoreigewcr e

bringt die am 15. Dezember in Kraft tretende Verv'.d-, nung des Rats der Volksbeauftragten wichtige neue Vor-! schriften. Ten Arbeitgebern wird untersagt, wegen Ein< führung des Achtstundentags Lohnabzüge zu machen!;' bei Stücklohn erhöhen sich die Lohnsätze soweit, döst! in 8 Arbeitsstunden der bisherige Tagesverdienst gezahlt!" wird. Außerdem werden Fachausschüsse gebildet, die na­mentlich in Lehrlingsangelegenheiten mitzusprechen haben und im übrigm bei wichtigen Veränderungen der Vor­schriften zu Rate zu ziehen sind.

ff Nagold, 6. Dez. Im Festsaal des Seminars hier tagte heute in wichtigen Angelegenheiten die Synode des Nagolder Bezirks. In zwei größeren Vorträgen wurde teils die kirchliche, teils die allgemeine politischeu. religiöse Lage besprochen. Dekan Pfleiderer berichtete über die Notwendigkeit der Neuordnung des Verhältnisses von Kirche und Srcmt Die Zeit, in der beide in engem Bunde lebten, geht zu E-Me. Aber wie soll sich das Neue gestalten? Je­denfalls sollte die Kirche öffentlich-rechtliche Körperschaft bleiben und ihren Einfluß auf das ganze Volk, besonders aber auf die religiöse Erziehung der Jugend behalten. In der Besprechung wurde besonders von Laien betont, daß unser ev. Volk die Beibehaltung des kirchlichen Religions­unterrichts in der Volksschule dringend wünscht. Auch die Frage nach der Ausscheidung des Kirchenguts und der wirtschaftlichen Grundlage der ev. Kirche oirgt große Sor­gen in sich. Wie wichtig ist es, daß die Kirchengenoffen am Tag der Wahl zur verfassunggebenden Landesverjamm- lung an der Urne nicht fehlen, um auch in dieser Hinsicht ihr Gewicht in die Wagschale zu werfen. Ein Vortrag von Stadtfffarrer Haug beschäftigte sich mit dem Thema: Enttäuschungen und Einsichten angesichts der Weltlageim Licht unsres Glaubens. Wir haben eine einzige fortgesetzte Enttäuschung erlebt. Immer das, was wir hofften, ist zuletzt nicht eingetreten, «nd das. was wir nicht erwartet hatten, hat uns getroffen. Die Schuld trägt eine gewisse Unterschätzung der äußeren und inneren Kräfte der Feinde, die freilich bei ihrer unge­heuren Uebermacht keine Ursache hätten, sich ihres so wohl­feilen Sieges zu rühmen. Neben dcr Unterschätzung der Feinde siebt die Ueberschätzung des eigenen Könnens und Vermögens. Nicht bloß unsere Diplomatie, sondern auch unter Volk hat versagt. Es hat die nationale Kraft und Zähigkeit die zum endgültigen Erfolg nötig war vermissen lassen. Aber warum? Weil es, feindlichen Einflüssen zu­gänglich, an sich selbst verzagte. Auch die falsche Friedens- freu'ndschaft hat bei uns viel dazu mitgewirkt, daß wir er­lahmten. Man sollte wirklich umlernen und einsehen, daß ein Volk, je teurer ihm sein Friedenswerk ist, umso gewis­ser nach innen eine auf Macht gegründete Ordnung, nach außen die eisernen Hörner eines schlagfertigen Heeres be­darf. ohne das alle seine geistigen u. wirtschaftlichen Werte jeden Augenblick gefährdet sind. Nicht zuletzt anzuführen war das Versagen d e r Kraftquelle, die in der Ehrfurcht vor dem unsichtbaren Gott und dem Halten der Gewissens- gebvte liegt. So mußte sich denn Gott selbst gegen ein Volk kehren, dem er soviel anvertraut hatte, und das ihm doch so schlecht dafür dankte. Möchte die tiefe Trübsal, in die wir geraten sind, uns ein Anlaß zur Ermamiung und inneren Erneuerung werden! Vielleicht schenkt uns Gott dann einst auch den äußeren Wohlstand wieder. Vor den Verhandlungen hatte sich die Synode an einer frischen Predigt des Pfarrers Zeller von Spielberg übe. das Wort: Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten u.s.f., er­baut. Möge die ev. Kirche unseres Landes sich den schwe­ren Aufgaben, die jetzt auf sie warten, gewachsen zeigen!

st Vorfrieden,

ist Maris, 6. Dez. DerTemps" meldet, die Ber- Wndeten haben einem Vorfrieden mit Deutschland zu- gestimmt, wenn er innerhalb zwei Monaten durch dis ! Nationalversammlung bestätigt werden könne. (Tie Wah­len müßten also spätestens Ende Januar vorgenommen > werden. D. Schr.) j

Köln, 6. Dez. DerKöln. Ztg." zufolge me»- ! det Hollands Nieuwe Bureau aus London, auf der Kow- ! serenz der Verbündeten seien über folgende Punkts ! Entscheidungen getroffen worden: 1. Verlängerung des Waffenstillstands; 2. Auslieferung des Kaisers; 3. s Entschädigung durch Deutschland; 4. Französische und italienische örtliche Interessen; 5. Bildung von neuem Staaten mit bezug auf die polnischen, süddeutschen, ser­bischen, britischen, rumänischen und tschechisch-slowakischen Wünsche; 6. Nahrungsmittel- und Schiffahrtsfragen, Neuordnung und Verteilung der Kontrolle; 7. Allge­meine Friedenskonferenz, ' _R

Grotzfursten-MorV.

Berlin, 6. Dez. Nach demLokalanz." berichtet Reuter aus Charbin, daß Ine Bolschewisten in Al apaj ew den Großfürsten Sergei Michaleo- witsch, die Großfürstin Elisabeth Feodorowitsch, sowie, die Großfürsten Johann Konstantin, Paul und Jgvr er­mordet haben. Sie wurden gezwungen, in einen Berg- i werkschacht zu springen. Nach russischen Blättern waü ! es dieselbe Bande, welche die Zarin und deren fünf z Kinder nmgebracht hat. j

Schwarze i« Ludwigshafen.

WTB. Sudwigshafen, 6. Dezbr. Heute nachmittag trcffen hier Sie ersten fravzofischeu Besatzungstruppen, eimge hundert Mann, darunter auch Farbige ein.

WTB. Köln, 6. Dez. Heute vorm. 11 Uhr ziehen engl. Lanzeureiler begleitet von Panzerautomobilen in die Stadt ein.

(-) Stuttgart, 6. Dez. (Heimkehr.) Das Re­serve-Infanterieregiment Nr. 119 ist im Laufe der Nacht und des heutigen Tags hier eingetrosfen.

(-) Stuttgart, 6'. Dez. (Nachricht aus drr Ukr aine.) Nach hier eingegangenen Nachrichten be­findet sich beim Landsturm-Infanterieregiment 13, das in der Ukraine steht, alles wohl.

(-) Stuttgart, 6. Dez. (Aus dem Partei- ieb en.) DieSüdd. Ztg." meldet, die Deutsche demo­kratische Partei habe es abgelehnt, den nationalliberalew Führer Regierungsdirekwr von Hieber in den ge­meinsamen "AMichuß der beiden vereinigten Parteien zu übernehmen. ... .

(-) Göppingen, 6. Dez. (Der ^gestohlene! Ochse.) Bei einein hiesigen Metzgermeister erschienen morgens um 4 Uhr zwei Soldaten mit einem Ochsen iUnd verlangten, daß das Tier geschlachtet werde. Der Metzger lehnte die Schlachtung in so früher Stunde ab; der Ochse wurde in einen nahen Stall gebracht und ijfpäter geschlachtet. Inzwischen hatte es sich herausge- stellt, daß der Ochse dem Landwirt Weiler gestohlen war. Die Soldaten sind verschwunden ohne NussiiU auf den Ochsenbraten. . , . --

SonnLagsgedanken.

Deutschland, das! neue? Deutschland.

Wir wollen Deutsche sein! Wir wollen nicht uer- eweiseln, sondern die Nationalität retten,: vv», »«» Alpen bis zum Meer! - s

Jede Urnwandlnng wollen wir auf uns nehmen^ »bes wieder das einstige zerbrochene, parMplaysHe' lkmchtsvolk sein? das nicht! Nein! LstM -MM

stst >Fr. Naumann.