*r
*
*
-r
Samstag.
Zweites Blatt zu Nr. 118 .
24. Mai 1913.
ags
)ast-
eh
irt
lung,
t
tm
k"
Antritt
i. b.H. 289.
88
windet
Erh.
cheken
iinach.
Aus Höhen und Tiefen.
Schöne Nacht.
Schöne Nacht, Gestirne wandeln Heilig über dir,
Und des Tags bewegtes Handeln Stillt zum Traum sich hier.
Was ich sehne, was ich fühle,
Ist nun doppelt mein,
Ach, in deiner keuschen Kühle Wird es gut und rein!
Und so bringst du diese Erde,
Bringst mein Herz zur Ruh, —
Daß es still und stiller werde,
Schöne Nacht, wie du!
Carl Busse.
Durocs Tod
22. Mai 1813.
Von Franz Friedrich, Stuttgart.
Zu den schweren Verlusten, die der wenig befriedigende Sieg von Bautzen Napoleon kostete, ist auch der Tod des Generals Duroc, Herzogs von Friaul, zu rechnen. Seit dem Feldzug in Italien (1797) stand er als Heerführer und Diplomat in nahen Beziehungen zum Kaiser, der ihn stets um sich haben wollte. Er war es auch, der nach den Mißerfolgen in Rußland die kaiserliche Garde neu organisierte und sich aus ihr wieder die Kerntruppe heranbildete, die die rasche Eröffnung der Feindseligkeiten im Jahre 1813 gestattete. Wegen dieser Verdienste mußte seine tödliche Verwundung auf Napoleon, den der hartnäckige Widerstand und der musterhafte Rückzug der Verbündeten schon in Zorn versetzt hatte, besonders niederschmetternd wirken.
Es war am Abend des 22. Mai. Seit dem frühen Morgen hatte das kaiserliche Heer die Verfolgung der bei Bautzen besiegten Verbündeten ausgenommen. Alle Versuche, durch starke Reitermassen den geordneten Abmarsch des verbündeten Hauptheeres zu stören, mißlangen. Glaubten die Franzosen eine den Rückzug deckende Abteilung aufgerieben oder zersprengt, so zeigte sich schon wieder eine neue Stellung, die zur Entfaltung stärkerer Kräfte zwang. Vom frühen Morgen an leitete Napoleon persönlich in vorderster Linie den Angriff. Ohne eigentliche Erfolge drangen die Kaiserlichen langsam vor, bis sie sich abends bei Markersdorf einer neuen Stellung gegenübersahen, tn der Herzog Eugen von Württemberg den nachdrängenden Gegner aufnehmen wollte.
Dieser neue unerwartete Widerstand reizte den Kaiser aufs äußerste, und als nun gegen Abend der Lärm der Geschütze verstummt war, ritt er, gefolgt von seinen Generalen, unter ihnen auch Duroc, auf der Heerstraße in das Dorf Markersdorf ein, während die Regimenter über die Felder vormarschierten und den Ort in der Mitte liegen ließen. Der Kaiser war eben im flotten Trab um die Biegung, die die Straße zwischen den ersten Häusern macht, geritten, als plötzlich, nachdem fast eine Stunde lang kein Kanonenschuß mehr gefallen war, eine Kugel auf das Gefolge zugesaust kam, den General Kirchner tot vom Pferde riß und Duroc tödlich verletzte. Einige Soldaten trugen ihn in eine Bauernhütte und legten ihn auf einem rasch aufgeschichteten Strohlager nieder, während ein Husar nach den Ärzten zurückjagte, die noch bei den Opfern der Hauptschlacht beschäftigt waren. Er hatte das Glück, Larrey selbst, den bedeutendsten Chirurgen der Armee, anzutreffen; jo rasch er konnte, eilte dieser zum Krankenlager des ihm eng befreundeten Generals, um freilich sofort zu erkennen, daß seine Kunst hier zu spät komme. Duroc lag noch in voller Uniform auf dem Strohhaufen, todblaß und kaum mehr fähig, einige Worte an Larrey zu richten. Die Kugel hatte die Vauchwandungen zerrissen und die wichtigsten Organe des Unterleibs verletzt. An irgendeine Linderung der Schmerzen oder gar eine Operation war nicht zu denken. Ein flackerndes Licht erleuchtete unruhig den dürftigen Raum, dessen schauerliche Stille nur das schwere Röcheln des Todwunden durchzitterte. Auf einem umgestürzten Kübel saß Lar- ! rey, den müden Kopf in die Hände vergrabend. Wieder ging einer von den wahrhaft Großen des Kaiserreichs den Weg, der - nun einmal Soldatenschicksal ist; und mit ihm schwand auch > ein Stück von jenem Glauben an das Glück, das einst den! Stern Bonapartes hatte so hell erstrahlen lassen. In Syrien j hatte er den jungen Brigadegeneral 1799 zum ersten Male näher kennen gelernt, damals, als die Stadt St. Jean j d'Acre den Angriffen des französischen Heeres monatelang; widerstand, damals, als von einem letzten heldenmütigen l Angriff kein Offizier ohne Wunde zurückgekehrt war. Auch! Duroc war unter den Verletzten gewesen und Larrey hatte! ihn auf dem Rückmarsch nach Ägypten gepflegt. Seit jener! Zeit war keine Schlacht von Napoleon gewonnen worden, ! ohne daß sie beide nicht jeder nach seinen Kräften daran! teilgenommen hätten. Hier starb ihm sein treuester Freund '
und er konnte nichts wider den mächtigen Tod.
Draußen wurden Stimmen laut; man hörte das Scharren von Pferden, Säbel rasselten über das Pflaster und energische Schritte näherten sich der Tür. Duroc, der bisher seine Blicke starr an die Decke geheftet hatte und wie ein Toter dalag, fuhr auf. Er fühlte keine Schmerzen mehr. Der, der da nahte, das war sein Herr, sein Kaiser, den seine brechenden Augen noch einmal sehen sollten, ehe er einem gewaltigeren Heerführer in die dunkle Nacht folgen mußte. Larrey hatte sich ehrerbietig erhoben, die Generale standen noch stummer, noch regungsloser, als die gedrungene Gestalt des Kaisers durch die niedere Türe trat. Er war tief erschüttert von dem Anblick, der sich ihm darbot. Zögernd näherte er sich dem Sterbelager seines verdienten Generals. Er ergriff die zitternde, wachsbleiche Hand, die einst so kräftig den Degen zu führen gewußt hatte. In die ernsten Augen Durocs kam ein merkwürdiges Leuchten; er schaute groß in das Gesicht des angebeteten Kaisers. „Marschall, ein anderes Leben beginnt jetzt für Sie," rang es sich von dessen Lippen, „erwarten Sie mich drüben, wo wir uns einst Wiedersehen werden." Duroc war zurück- gesunken, überwältigt von Schmerzen; aber sein glückliches Antlitz zeigte, mit welchen Gefühlen ihn der Besuch Napoleons erfüllte. „Gewiß, Sie werden mir folgen, aber erst in dreißig Jahren, wenn Frankreichs Hoffnungen erfüllt sind und seine Feinde zerschmettert am Boden liegen." „Ich habe mich bemüht, als ehrenwerter Mann zu leben. Ich brauche mir selbst keine Vorwürfe zu machen." — „Ich hinterlasse eine Tochter, Majestät, seien Sie ihr ein gütiger Vater." —In gebrochenem Flüsterton stieß Duroc diese Worte hervor und seine schwachen Hände zuckten, als wollten sie das Traumbild festhalten, das er da eben ausgemalt hatte. Aber er war zu schwach; kaum fühlte die kaiserliche Rechte die leichte Bewegung der kalten Finger.
Tiefes Schweigen lag über dem engen Raum. Die Generale starrten ergriffen vor sich hin.
Niemand wagte die feierliche Stille zu stören. An den Läden rüttelte der Nachtwind und nur ab und zu drangen von der Straße her die Rufe der Schildwachen gedämpft und zerrissen.
Plötzlich stlhr der sterbende Herzog von Friaul auf. „Sire, gehen Sie, gehen Sie! Dieser Anblick ist nichts für Sie!" Dann sank er wieder zurück.
Der Kaiser verstand. Noch einmal fühlte er die Freundeshand, ein leichter Druck umschloß sie, ein kalter Schauder überlief seine Gestalt. Müde nickte er dem Sterbenden zu, dann schritt er, auf seinen Oberstallmeister und den Herzog von Dalmatien gestützt, in schweren Schritten zur Tür. Die Pflicht rief.
König Alfons und der Anarchist. Das jüngste Attentat auf König Alfons weckt die Erinnerung an eine charakteristische Episode, die sich während eines Aufenthalts des Königs in Barcelona ereignete. Die Szene ist von einem Augenzeugen, einem bekannten spanischen Großindustriellen, überliefert worden. König Alfons hatte erfahren, daß in einer Fabrik in der Nähe Barcelonas ein Anarchist arbeite, der als einer der gefährlichsten Gesellen galt und sich offen rühmte, mit dem König ein Hühnchen rupfen zu wollen, wenn er ihm einmal begegnete. Nur von einem Freunde begleitet fuhr der König in seinem Auto zu jener Fabrik und ging sofort in dem Arbeitsraum, in dem der Anarchist tätig war. Er trat auf den Mann zu, begann ein Gespräch, erkundigte sich nach seiner Arbeit und nach den Schwierigkeiten seines Berufs. Der Mann hatte den König sofort erkannt und war nicht wenig erstaunt, als der junge Monarch allein und ohne Verteidigungsmittel sich ihm näherte. König Alfons erkundigte sich bei dem Anarchisten, ob er eine Mutter, eine Frau und Kinder habe. „Ich habe keine Mutter mehr," antwortete der Gefragte, „aber eine Frau, die ich erst vor kurzem heiratete." Die Verblüffung des Mannes wuchs, als der König ihm zwanglos eine Zigarette anbot und schließlich aus dem Knopfloch seines Rockes eine Rose nahm, die er dem Anarchisten überreichte. „Hier, Miguel, nehmen Sie diese Rose, Sie werden sie Ihrer Frau geben; und fügen Sie bitte hinzu, daß der König sie ihr sendet." Und während der junge Monarch sich mit einem freundlichen Gruße entfernte, blieb der Arbeiter stumm vor Erstaunen zurück und sah dem königlichen Besucher nach, die Rose in der Rechten.
Warum sind Sie verheiratet? Die englische Zeitschrift „Tit Bits" war auf den Gedanken gekommen, an viele ihrer Leser eine Postkarte mit der einfachen Frage: „Warum sind Sie verheiratet?" zu richten. Hier seien die zehn bemerkenswertesten Antworten wiedergegeben: l. „Warum ich verheiratet bin? Ja, das frag ich mich selbst schon seit 11 Jahren." - 2. „Ich habe
geheiratet, um mich an meiner Schwiegermutter rächen zu können; es ist mir aber nicht gelungen." 3. „Ich habe geheiratet, weil Sara mir schwor, daß schon fünf andere Männer vergeblich um ihre Hand angehalten hätten." 4. „Weil ihr Vater mir sagte, daß acht Jahre Verlobung mehr als genug seien." 5. „Weil ich's satt hatte, ihr Juwelen zu kaufen und sie ins Theater und in Konzerte zu führen: ich wollte sparen." 6. „Weil ich glaubte, daß sie eine unter tausend wäre; jetzt glaube ich manchmal das Gegenteil." 7. „Weil mir, als ich zu heiraten beschloß, die Erfahrung fehlte, die ich jetzt habe — aber gründlich." 8. „Dasselbe fragen mich alle meine Freunde." 9. „Schwamm drüber! . . Heißt mich nicht reden!" 10. „Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe . . . ."
Die neuen chinesischen Flaggen. Die bisherige chinesische Kriegsflagge war dreieckig und zeigte auf gelbem Feld einen stahlblauen Drachen und in der linken oberen Ecke einen roten Ball. Die viereckige Handelsflagge war gelb, mit Drachen und rotem Ball wie die vorige. Das aus den Trümmern der Mandschu- despotie aufgerichtete republikanische Gemeinwesen hat nun aber auch neue Flaggen vorgeschrieben, die an Stelle der bisherigen zu führen sind, so daß die Flaggentafeln in unsern Nachschlagewerken einer Korrektur unterzogen werden müssen, über die wir einige Angaben in den „Zeiten und Völkern" (Stuttgart) finden. Fortan ist die Kriegsflagge quadratisch, weiß, mit einem roten Viereck in der linken oberen Ecke, in dessen Mitte ein neunzackiger schwarzer Stern erscheint. Die längliche Handelsflagge ist rot und trägt in der Mitte einen großen schwarzen neunzackigen Stern, dessen Spitzen gelbe Kugeln außen abschließen und innen ein- süumen/ Die Nationalflagge der bewaffneten Macht zu Lande, die auch auf Gebäuden gehißt wird, ist rechteckig mit fünf gleich breiten Horizontalstreifen, die von oben nach unten folgende Farben aufweisen: rot, gelb, blau, weiß, schwarz.
Die Sardinenfischerei bildete bisher eine wichtige Einnahmequelle für die Bewohner der Buchten des nordwestlichen Frankreichs, wo die beiden Hafenplätze Concarneau und Dournenez an der Südküste des Departements Finistäre die Mittelpunkte eines wohl organisierten Großbetriebs darstellten. Wir lesen über diesen interessanten Beruf, der leider dem Untergang geweiht ist, einige wertvolle Einzelheiten im neuesten Heft des Kosmos-Handweisers (Stuttgart). Vor Beginn der Fischerei versammeln sich alle Boote in einem Hafen, um dort nach altüberliefertem Brauche den bischöflichen Segen zu empfangen. Dann beginnt der Fang, auf den allein von Dournenez täglich etwa 700 Boote, an ihren dunkelroten Segeln kenntlich, aus- zichen. Mit einer Mannschaft von sechs bis sieben Köpfen, außer dem Patron oder Schiffseigentümer, fahren sie an jedem Morgen mit ihren oben bckorkten Maschennctzen in die Bucht hinaus, um dann einzeln mit der Beute heimzukehren. In großen offenen Körben werden die bläulichsilbern glänzenden Fische aus dem Fahrzeug ans Land geschafft und unter die dort bereits harrenden Aufkäufer der „Sardinerien", wie die Fabriken heißen, in denen die Zubereitung stattfindet, versteigert. In günstigen Jahren rechnet man einen täglichen Durchschnittsfang von 5000 bis 6000 Fischen auf jedes Boot; der Preis für das Tausend wechselt zwischen 25 bis 40 Franken und noch mehr, von denen die Hälfte der Patron bekommt, der außer dem Boote die Netze und den Köder (Rogen des Kabeljaus) zu stellen hat. In den Rest teilt sich die Mannschaft. Die Körbe mit den Fischen werden vom Gestade unmittelbar in die am Ufer liegenden Fabriken getragen, deren es z. V. in Concarneau 22 gibt, und dann beginnt ungesäumt die Zubereitung.
Lustige Ecke.
Der East im Restaurant: „Sagen Sie, Kellner, ist der Betrag, den Sie hier aus der Speisekarte hinter den grünen Erbsen nennen, der Verkaufspreis Ihres Restaurationsunternehmens?"
Die Uhr ist von der Wand herabgefallen. „Ach, ich sage dir," erklärt ausgeregt die Schwiegermutter dem Schwiegersöhne, „wenn sie eine Minute früher gefallen wäre, hätte sie mich auf den Kopf getroffen." Der Schwiegersohn: „Siehst du, ich habe es immer gesagt, die Uhr geht nach."
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner.
Druck und Verlag der A. Oelschläger'schcn Buchdruckerei.