umbrandcn. Ta gilt es, alle Energien und alles Wol- l'n einig und geschlossen zu halten. Halten wir uns vertrauensvoll an das bedeutungsvolle Wort des Kaisers: „Das Kaiseramt ist Dienst am Volke." Ich haben dem Kaiser 9 Jahre als Berater zur Seite gestanden: ich glaube, ihn genau zu kennen. Ich bin überzeugt, daß er es mit seinen Zusicherungen ehrlich meint und daß er mit ganzer Hingabe bestrebt sein wird, gemeinsam mit dem deutschen Volk am Werden einer neuen Zeit zu arbeiten und gemeinsam mit ihm die schwere Last zu tragen, die die Vorsehung aus 'unsere »Nchultern gelegt hat. Ich kann diese meine Ueberzeugnng mM so nachdrücklicher aussprechen, als ich den Kaiser Heil meinem Rücktritt nur zwei- oder dreimal flüchtig, zuletzt vor zwei Jahren, gesehen habe. Mein Urteil ist «Ho in keiner Weise beeinflußt. Es ist bestimmt durch den «usmchtigen Wunsch, unserem Vaterland zu dienen.
Berlin, 5. Nov. Ter gemeinsame Ausschuß der Mehrheitsparteien des Reichstags besprach sich gestern über die Politische Lage und über die Kaiserfrage, ohne shoH eine bestimmte Stellung genommen wurde. Nach te« „B. T." werde die sozialdemokratische Fraktion ihpuZe darüber Beschluß fassen, ob die sozialdemokratischen " lieber der Negierung in ihr verbleiben oder austreten
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Ger Krieg zur See.
London, 5. Nov. „Morning Post" meldet, die erste und zweite amerikanische Schlachtflotte sei nach Eure na in See gegangen.
Neues vom Tage.
znk -es Kaisers an das Westheek.
Berlin, 4. Nov. (Amtlich.) An die Heeresgruppe deutscher Kronprinz. Bei meinem Wiedereintreffen im Großen -Hauptquartier hat mir der Generalfeldmarschall von Hindenburg erneut über die außerordentlichen Leistungen des Wcstheers in den letzten Monaten Vortrag gehalten. Allen Führern und Truppen sperche ich meine warme Anerkennung aus. Ich gedenke vor allem der Truppen an der Oise und der Aisne, deren Tapferkeit die großen Pläne des Gegners wiederum zunichte machte. Ich hege die feste Zuversicht, daß die Heeresgruppe auch fernerhin ihre Pflicht tun wird. Wilhelm I. ll. An die anderen Heeresgruppen des Westens hat der Kaiser ähnlich lautende Telegramme gerichtet.
Graf Schwerirr-Löwitz ß.
Berlin, 5. Nov. Ter Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses und des Deutschen Landwirtschaftsrats, Graf Schwerin-Löwitz, ist gestern nachmittag an §Kipve mit nachfolgender Lungenentzündung gestorben.
Austauschgefaugene.
Singen, 5. Nov. Ein Schweizer Sonderzug brachte gestern 791 Zivilinternierte aus Frankreich. Unter den Angekommeneu befinden sich 34 Frauen nnd Kinder.
Entdeckt.
Berlin, 5. Nov. (Amtlich.) Am 4. November abends traf, von Moskau kommend, der Kurier der hiesigen diplomatischen Vertretung der Sovjetregierung «uf dem Bahnhof Friedrichstraße ein. Beim Hinuntertragen des Gepäcks «om Bahnsteig wurde , eine der Kisten durch Anstoßen beschädigt, sodaß die darin befindlichen Rapiere aut den Boden fielen. Diese Papiere
Schwäbische Tausgebräuche.
Bei der Taufe nehmen die Paten, der „Töte", „Götte"- „Psetterich", fränkisch der „Tont", die „Tagte", „Gotte" die Hauptstelle ein. Tie Taufpatenschaft wurde von der Kirche — diese Tatsache dürfte interessieren — im Jahre 813 auf dem Konzil zu Mainz allgemein eingeführt. Der Pate tritt in eine Art Verwandtschastsverhaltnisi zu dem Kind, welches das ganze Leben lang dauert. Ja die beiden Familien kommen durch die Patenschaft in enge Verbindung, in eine noch engere, als sie meist tatsächlich schon besteht, da ja zu Paten ohnehin meist Verwandte genommen werden. Tiefes enge Verhältnis wird vor allem dadurch hergestellt, daß ein und derselbe Pate für alle Kinder einer Familie genommen wird; im Fränkischen tritt diese Verbindung noch besonders dadurch her-> vor, daß, wenn auch als eigentlicher Tvt nur der eine Teil der Ehe gilt, die andere Ehehälfte doch auch ohne weiteres an der Patenschaft teil hat und bei der Taufe Zugegen ist. Auch im Schwäbischen nimmt übrigens der Mann der Tote, der „Dotenvetter" oder die Frau des Töte, die „Tötesbas" eine besondere Ehrenstellung bei dem Paten ein.
Wie innig das Verhältnis des Paten zu seinem Datenkind ist, geht daraus hervor, daß er bei allen wichtigen Lebensabschnitten, die das Patchen durchläuft, und bei den Familien- oder Kirchenfesten, zu dessen Ehre seine besondere Ausgabe nnd eine Ehrenstelle hat. Bor allem tritt natürlich das Patcnamt bei der Konfirmation hervor. Am Tag vor der Konfirmation oder am Morgen Des Konfirmationstages bringt der Konfirmand im Schwäbischen dem Töte oder der Dote den „Tötes-" oder „Totenbrief", in welchem er sich in christlichen Formeln Dr alle Liebe des Paten bedankt und ihn zur Konfir- jmationsfeier einlädt. Im Fränkischen gehen die Konfirmanden mit dem Totenbrief vor der Konfirmation Kn den Toten ins „Abbeten" und schenken ihnen Zucker p.nd Kaffee, während die Patenkinder von den Paten eine Drezel und süßes Gebäck erhalten. Außerdem bekommen
waren, wie sich herausftelltc, in deutscher Spache gedruckte Flugblätter, die die deutschen Arbeiter «nt> Soldaten zu blutigem Umsturz aufforde »». Eines der Flugblätter, das von der Gruppe „Jnkes- national" (der Spartacnsqruppe) unterzeichnet war, enthielt einen Ausruf zum Nevolutionskampf, während cm anderes Flugblatt die näheren Anweisungen für diese» Kamps gibt, sowie zum Meuchelmord und Terror, auffordert. Aus Ansuchen der Bahnbchörde wurde das gesamte Kuriergepäck in einem abgeschlossenen und bewachten Raum sicher gestellt und das Auswärtige Amt benachrichtigt, um diesem die Untersuchung und weitere Behandlung der Angelegenheit zu ermöglichen.
Ausschreitungen in Kiel.
Kiel, 5. Nov. Am Sonntag versammelten sich aus dem großen Exerzierplatz etwa 3000 Personen, größtenteils Matrosen. Verschiedene Redner forderten sie auf, ihre gefangenen Kameraden zu befreien. Die Matrosen drangen darauf in die Kaserne der Waldwiese ein und befreiten einige Gefangene mit Gewalt. Als der Zug in die Brunswiger Straße er'nbog, kam ihm eine von einem Leutnant befehligte Abteilung Matrosen entgegen, der an die Menge dreimal die Aufforderung richtete, auseinanderzugehen. Der Aufforderung wurde nicht Folge geleistet und der Offizier ließ zunächst mit Platzpatronen feuern. Ms auch diese Warnung wirkungslos blieb, wurde scharf geschossen, wobei es 8 Tote und 20 Ber- w""^ '' gab. ! j
Die belgischen Kohlengruben.
Berlin, 5. Nov. Ter Chef der (deutschen) politischen Abteilung in Brüssel, Frhr .von der Lancken, hat sich im Interesse der Erhaltung der belgischen Kohlengruben, die unter gewissen Umständen aus militärischen Notwendigkeiten unbrauchbar gemacht werden müßten, am 1. November an den spanischen Gesandten in Brüssel gewandt mit der Frage, ob die neutralen Regierungen Spaniens und Hollands bereit seien, alle belgischen Gruben nach der etwaigen Räumung des Gebiets unter^ ihren Schutz zu nehmen und Gewähr zu leisten, dich während der Tauer der Feindseligkeiten weder die, Gruben ausgebeutet noch die vorhandenen Kohlenvorräte in Gebrauch genommen werden. Tie Antwort steht noch aus. ' i
Die Bolschewik! unterhandeln.
Köln, 5. Nov. Nach der „Köln. Volksztg." hat die Moskauer Regierung durch eine neutrale Macht dem Verband Verhandlungen Vorschlägen lassen.
Ans -er früheren Donaumonarchie.
Wien, 4. Nov. (Korr. Bureau.) Kaiser Karl hat am 2. November das Armeeoberkommando an Feldmarschall Freiherrn Koeveß Übergeben.
Wien, 5. Nov. Tie „Deutschen Nachrichten" melden: Ostschlesien ist fast bis zur Grenze unter die Verwaltung des deutschen Bolksrats gestellt. Tie deutschfreundlichen Polen helfen mit, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Das polnische Infanterieregiment Nr. 55 streckte in Bielitz auf dem Marktplatz freiwillig die Waffen. Ans Tcschen wurde an die galizische Grenze Artillerie zu Hilfe gesandt, da man einen Einfall der plündernden bolschewistischen Banden befürchtet. Die Polen in Oderberg haben die Besetzung der Stadt durch tschechische Abteilungen verhindert.
Ueber die Versorgung von Wien mit Lebensmitteln gab der ungarische Nationalrat eine befriedigende Zusicherung.
In die Leitung der Landesregierung von Oberösterreich wurden als Landeshauptmann-Stellvertreter
tue Parcyen von oen Paren cm GeMigoucy oder Geldgeschenke, im Fränkischen teilweise, io im Oberamt Mergentheim noch Hemd und Binde (schwarzseidenes Halstuch); man heißt das „Ausstatten" oder „Aussteuern". Vom Töte oder der Tote wird der Konfirmand im Schwäbischen am Koufirmatioustag teilweise auch zum Essen eingeladen. In Franken dürfen dann die Paten selbst bei den Hciratsverhandlungen nicht fehlen. Sie nehmen allgemein auch eine bevorzugte Stellung bei der Hochzeit des Tötleins ein. Auf deni Schwarzwald wurde früher die Braut sogar vom „Pfetterich" in die Kirche geführt. Wenn das Tötlein vor dem Toten stirbt, gehen die Paten im Leichenzng gleich nach den Eltern.
Man sieht, wie tief diese kirchliche Sitte im Volksleben Wurzeln gefaßt hat. Und was sich so entwickelt hat, ist mehr als bloße Sitte. E.s gibt sicher Fälle genug, in denen Paten zum Heil des Patchens entscheidend in dessen Leben eingegrissen oder nach dem Tod der Eltern deren Stelle vertreten haben. Leider verliert auch «uf dem Lande das Patenwesen allmählich an innerem Gehalt. Man wechselt vielfach mit den Paten bei den einzelnen Kindern und die Teilnahme desselben am Geschick des Patchens wird geringer.
Tie Taufe selbst findet in der Kirche statt, nicht im Hans. Eine Hanstaufe ist nach der Ansicht eines an der Sitte festhaltenden Bauern gar keine richtige Taufe; er hält nur im äußersten Notfall eine Nottause im Haus. Aber auch auf dem Land kommen da und dort, zum guten Teil unter dem Einfluß der Bequemlichkeit nnd Sparsamkeit, die Hanstanfen auf. In Franken muß ein ordentlicher Bauer schon einige Patenp-aare aufbringen, sonst hat's keinen Schlag. Wenn er nun sparen will, hält er die Feier im Haus, dann genügt ein Paken- paar. Es ist eine Beobachtung, die man allgemein machen kann: Unser Landvolk versteht nicht mehr recht Feste zu feiern. Nicht als ob es nicht Festereien genug geben würde, aber das sind die neumodischen Feste, wie z. B. die Fahnenweihen; die alten gegebenen Familienfeste verlieren an Reiz, so auch die Taufe. Und doch haben dis alten viel mehr Sinn und Bereclnianna.
gewählt: Grnber (deutsch-national), Tr. Mahr (christ- nch-foziak) und Langoth (Sozialdemokrat.
Die Leitung des Burgtheaters ist umgcstaltet. Tie oberste Leitung hat A. Heine übernommen, Hermann Bahr ist erster Dramaturg.
Wien, 5. Nov. In Wien hat sich ein 50gliedriger Mischer Nationalrat für Deutsch-Oesterreich gebildet.
Ju der Wiener Leopoldstadt hat sich ein-e bewaffnte Zionistische Garde znm Schuztzl der Juden gebildet.
Innsbruck, 5. Nov. Ans dem Süden langen unaufhörlich vollgefüllle Soldaten an, deren Weitertransport mit aller Energie betrieben wird, trotz des Mangels an Transport- und Berpflegungsmitteln, um die Gefahr abzuwendcn, daß die Truppen der 10. und 12. Armee Nordtirol überfluten und plündernd den Weg durch das Land in ihre Heimatländer suchen.
Bregenz, 5. Nov. Am 3. November wählte die Vorarlberger Landesversammlung, die ans 19 Christlich- Sozialen, 6 Deutsch-Nationalen und 5 Sozialdemokraten besteht, einen neungliedrigen Landesrat. Tie endgültige Loslösung Vorarlbergs von Tirol ist vollzogen.
Budapest, 5. Nov. Der Vollzugsausschuß des ungarischen Nationalrats, die Leitung der sozialdemokratischen Partei, die Leitung des Soldatenrats und die Regierung haben sich geeinigt, daß die Volksvertretung die gesamte Macht auSübt. Ter Nationalrat, der Arbeiter- nnd Soldatenrat sind die Kontrollorgane der Regierung, aber nicht mit Versügnngsrecht ausgestattete Regierungsbehörden.
Eine größere Gruppe von Staatsangestellten organisierte sich unter dem Vorsitz des Dr. Strauß auf sozialdemokratischer Grundlage mit Vertrauensmänner- system. >
Bu-apest. 4. Nov. Ter Kricgsminister hat angeordnet, daß die durch Ungarn durchziehenden deutschen Truppen nicht zu entwaffnen, sondern mit voller Ausrüstung und 'Bewaffnung ungestört weiter zu befördern sind.
Dresden, 5. Nov. Tschechisch-slowakische Truppen l T?n den Bahnhof von Warnsdorf an der sächsischem Grenze besetzt.
Warschau, 5. Nov. Nach dem „Kurjer Warszaws-c zc' bildete sich eine neue jüdische Partei auf polnischem nationalen Boden, die besonders gegen den in Dolen stark verbreiteten Antisemitismus gerichtet ist.
Amtliches.
K. Oberami Nagold.
Bekanntmachung über Höchstpreise für Milch.
Laut Verfügung des K. Ministeriums des Innern über Höchstpreise für Milch vom 1. Oktober 1918 (siehe Bekanntmachung im Staatsanz. Nr. 233 vom 4. Okt. 1918) find im Verkehr mit Milch nunmehr folgende Höchstpreise einzuhaltcn, welche für den Oberamtsbezirk Nagold (II. Preisgebiet) ab 1. Nov. 1918 in Kraft treten:
Erzen gerpreis.
Der Preis für Frischmilch, der Erzeugerpreis darf 30 Pfg. das Ltr. oder Kilogramm nicht überschreiten.
In dem Erzeugerpreis inbegriffen sind insbesondere alle persönlichen und sachlichen Aufwendungen, die durch die Lieferung der Milch an die Gemeindesammelstellen, namentlich durch die Stellung der Befördernngskannen und die Beförderung selbst entstehen.
Bisher war eine Taufe «uf dem Land ein Gemeindefest, wenn auch nicht so großartig wie die Hochzeit. Tie ganze Gemeinde gab ihre Teilnahme dabei kuno, und wenn sie bei manchen nur darin bestand:, daß sie, wenn der Tanfzng durchs Torf ging, hinter den Fenstern nnd Vorhängen hervorlugten, um zu sehen, wie viel Katen es seien und was in'r Kleider, namentlich die weiblichen Toten, anhatten. Tie ledigen Burschen schießen, vielfach freilich nur bei der Taufe von Buben, denn die Mädchen, heißt es scherzweise, seien „keinen Schuß Pulver wert". Nach der Tanshandlnng ans dem Heimweg spannen Kinder oder auch Erwachsene häufig ein Seil oder halten eine Stange vor; man nennt das „Ausfangen", „Aufhalten", „Vorspannen". Auch wird da und dort Stroh auf den Weg gestreut oder der Weg gekehrt. Immer muß der Vater oder die Gevatterleute sich durch ein kleines' Trinkgeld loskaufen. Häufig ist die Taufe noch vor versammelter Gemeinde in der Kinderlehre. Besonders schön ist es, wenn außer den Gevatterleuten auch noch andere Leute am Taufzug teilnehmen, verwandte Frauei: nnd Kinder, wenn die Patin noch ledig ist, auch deren Kamerädinnen; man nennt diese Begleitung in Nenhausen (Oberamt Tuttlingen), den „Baddel". Am Schießen der Burschen kann man vortrefflich einen Wandel der Bolks- anschaunng feststellen. Hat man einst geglaubt, durch das Schießen die bösen Geister vertreiben zu können, so schießt man jetzt dem Vater zu Ehren.
Besondere Sitten herrschen beim Taufschmaus. Im Schwäbischen wird der wegen seiner großen Süßigkeit sprichwörtlich gewordene „Täufekaffee" mit Bntterkuchcn an Verwandte ausgetragen. Der Großvater, das „Herrle", mußte früher im Fränkischen von seinem besten Wein, dem „Herrleswein", holen, wofür die Gäste einen „Merundzwanziger" (Geldstück von 24 Kreuzer) zu bringen hatten. Besondere Scherze wurden mit den jung- verheirateten Frauen des Ortes, zumal in Franken, gemacht. Eine junge Frau, die zum ersten Mal an der Taufe teilnahm, wurde „gehänselt". Allerlei Reste dieser Sitte and noch bekannt. Ursprünchich ging es solgerrder-