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Graf HerLLnrg lrver
Berlm, 24. Sexr. To? HauRausschuß^des ?ietü)S- tags trat heute vormittag zusammen. Erschienen sind: Reichskanzler Graf v. Hcrtling, Staatsscfl-etär des Auswärtigen v. Hintze, sowie eine Reihe anderer Staatssekretäre, Minister und Bimdesraisbevollmäch igle. Außer den Mitgliedern des Hauptansschusses wohnten zahlreiche Abgeordnete den Verhandlungen als Zuhörer bei, Ter Vorsitzende, Aba. Ebert (Soz.), erklärte, entgegen den Abmachungen, die Verhandlungen erst Ende Oktober wieder anszunehm.cn, haben der Friedensschritt Burians und andere Fragen die Berufung des Hauptauü- schusseS zu einem früheren Zeitpunkt zweckmäßig erscheinen lassen. Hieraus ergreift Reichskanzler Graf He r t- ling das Mort:
Weiter 54rcisc der Bevölkerung hat sich eine tiefgehende Verstimmung bemächtigt. Der letzte Grund dafür ist der Druck, den der furchtbare, nun schm mehr als 4 Jahre mährende Krieg verursacht, sch denke nicht daran, diesen Druck durch Worte verringern zu mollen. Aber, wenn die Mißstimmung durch die Ereignisse an der Westfront beeinflußt ist, so muß ich mit allem Nachdruck erklären, daß das weit über das berechtigte Mäß hinausgcht. Unsere letzte rHangesiegte Osfeistloe bat nicht ötzn erhofften Erfolg gebracht. Die Heeresleitung hat sich veranlaß! gesttjc::, unsere mcirvorgeichovenen Maien aus -öle sogenannte Siegfriedstellung zurückzünehmcn. Die Lage ist ernst, aber wir haben keinen Grund, kl einmütig zu sein. Wir haben schon Sch weres durchzumachen gehabt. Denken Sie an den Summer igikk als die erste Berdunoffensive schei- '«rke. «k der Somme Ne hestigsiten 'Mmpfc and ftn TUen'M Mässiemrnstürme Brilssilows 'stattsarlden, Me Me bekannten ungünstigen Rückwirkungen an der ßsierrelchisch-itallentsichen rFsnt »ach sich zogen, worauf auch noch Rumänien in den Krieg eintrat. «Damals haben wir den Müt nM verldren, sondern den runden. di« uns am Ende wähnten, gezeigt, was entschlossener Sie- -wilke vermag. Und wre steht es heute? Wir haben jeden mit Rußland und Rumänien und die frühere Bedrohung non zwei Seiten ist in Wegfall gekommen. Die österreichischungarische Armee hält auch weite Strecken italienischen Gebietes besetzt. In Frankreich weisen unsere Truppen die Vorstöße der Franzosen, Engländer und Amerikaner zurück. Der alte Geist ist ln ihnen lebendig, das haben die Ereignisse der letzten vergangenen Tage deutlich erkennen lassen. Die hartnäckigsten Durchbruchsversuche der Feinde werden scherlern. Unsere Feldherren Hindenburg und Ludendorsi, haben sich wie seöer früheren, so auch der gegenwärtigen Lage gewachsen gezeigt, und der Slegessubel der Feinde wird bäld wieder aislauen.
Heer und Heimat gehören zusammen. Fre feste Entschlossenheit, auszuhalten bis ans Ende, die wird allen Schwankungen und Erschütterungen zu Trotz fortbestche», die Väter und Mütter in der Heimat werden die Söhne, Gatten und Brüder draußen >'m Felde nicht im Stiche lassen, gerade setzt, wo es ums Ganze geht.
Wir haben den Krieg vom ersten Tag an als Verteidigungskrieg geführt. Nur um unserer Verteidigung willen sind wir in Belgien eingeruckt. Ich betone das umso energischer angesichts des ßchnöden Mißbrauchs, der bis ln öre letzten Tage hinein, mit dem bekannten Worte des damaligen Reichskanzlers getrieben wird. Als mir >n Belgien einrückten, habe» wir das geschriebene Recht verletzt. Ader es gibt, wie für den einzelnen, si> auch für die Staaten, ein anderes Recht, das ist das Recht der Selbstverteidigung und der Notwehr. Wir hatten Grund zu der Annahme, daß, wenn wir nicht rasch handeln, der Feind uns zuvorkommen und bei uns einrücken würde. Nachträglich haben wir da»» aus den belgischen Archiven ersehen, wie bedenklich es längst vor Ausbruch des Krieges um die belgische Neutralität bestellt war. Um unsere Verteidigung allein hat es sich bei all den weiteren Kämpfen gehandelt, im Osten gegen die russischen tzceresmassen, im Süden gegen das treulose Italien. Und m Frankreich, das nunmehr der hauptsächlichste Kriegsschauplatz geworden ist, haben wir nie ein Hehl daraus gemacht, daß uns seüer Gedanke an Eroberung fernliegt. Wie aber stehen die Dinge aus der Gegenseite? Vorbereitet wurde der Weltkrieg schon vor Jahren durch die bekannte Ei'nkreijungspolitik. Wir können dem Urteil der Nachwelt ruhig entgegensetzen. Für die Gegenwart ircilich haben die feindlichen Machthaber cs verstanden, durch einen unerhörten Feldzug der Lüge und Verleumdung die Wahrheit zu verdunkeln. Die jüngste Rede Clemence au scheint an fanatischem Haß und Rohheit der 'Gesinnung alles bisher geleistete zu Lbertreffen. Aber in Amerika hat sie ein vielstimmiges Echo gesunden. Sie finden kein Ende in der Verurteilung unseres Einmarsches in Belgien, über die Vergewaltigung Griechenlands aber
Die Fra« mit den Karfunkel-
steinen.
Roman von C. Marlttt.
Fonsktzurg.) (Nachdruck verboten.)
'Ja. nnd va war auch der ehemalige Student
erster Brauner der Stadt zu ihr getreten, und stie haue sick, über den ,,Herrn Landrät" lustig gemacht und ihn innerlich verspottet.
O, daß ne mit all ihrer gerühmten Kraft, ihrem Eigenwillen dreien Standpunkt nicht wieder zu erringen vermochte: Ihre Hand ballte sich unwillkürlich, und ihr Blick fuhr in ohnmächtiger Erbitterung über die weite West draußen hin. Aber in diesem Moment erschrar sic und fuhr heftig zurück — der Landrat kam über den Hof, vom Packhaustor her. Er hatte möglicherweise ihre Zrrngebärde beobachtet, denn er lächelte und grüßte hinaus, und da floh sie in das für de r Großpapa bestimmte Wohnzimmer, den roten Salon.
'-der ihr schleuniges Zurückziehen half ihr nichts; wenrg«. Augsnitt'cke nachher stand Herbert vor ihr . . .
Er war fast jiwea Tag nach Tambach gekommen um seines Vacers willen, und doch reichte er ihr fetzt so sroü dsi Hand hin, als abe er sie seit lange nicht eben.
„Es ist gut, d ' n wieder da bist!" sagte er. „Nun wollen wir unst Patienten zusammen pflegen. Aber auch d '«Vst war es an der Zeit, in dieses Haus »au fern..! chhen, luftigen Räumen zurück- ! zukehren — der Aufenthalt in der engen, dumpfen ! Pavillonstube hat dir nicht gut getan, du bist so s blaß geworde: ' !
Er suchte u i ein 'Titschen Lächeln und doch j auch besorgt ihre Au. r sie sah weg, und da !
fuhr er sou: Das bleiche Mädchengesicht am Fenster > hat mich ein wenig erschreckt, als ich aus dem Packhause !trat —
. „Aus dem Packhause?" fragte sie ungläubig. . j
»eyen sie ruhig hinweg. Sie behaupten, für den Schutz Ser kleinsq Rationen cinZitretcn, die Jahrhunderte alten Leiden und Beschwerden Irlands aber finden m'racirds Gehör.
And das deutsche Volk'? Wird es etwa angstvoll um /ppadc flehen? N e i n . es müd eingedenk seiner grüßen Vergangenheit und seiner nach größeren Aufgabe in der Zukunft ausrecht stehen bleibe.: und nicht zu Kreuze ktke- ch e n. Die Lage ist ernst, aber zu tiefer Mißstimmung öklder sie Kernen Anlaß. Der eherne Wall an der Westfront wrtd nicht durchbrochen werden und der Unterseebootkrieg erfüllt langsam, aber sicher seine Aufgabe.
Die Stunde wird kommen, weil sie kommen muß, wo auch die Fe i n d e zur Vernunft kommen und sich bereit finden werden, dem Krieg ein Ende zu machen, wo dre halbe Welt zu einer Teümmerstäite geworden .'st, und die Blüte der Manncssträst tot am Vöocn liegt.
Inzwischen gilt es, kaltblütig und zu v ersichtlich, einheitlich und fest, geschlossen zusammenzustehen. Für uns alle kann es ja nur ein Ziel geben, den Schutz des Vaterlandes, seine Unabhängigkeit und Be- wegunqsfreihett. Die Regierung will nur mit dem Volk tinS für das Voik arbeiten mid sie darf erwarte», San dieses öäbei hinter ihr steht. Die Staa srcg'iernng i? fest entschlössen, die Vorlage der Wählreform in "Seiten zur Annahme zu bringen, und wird dabei vor keinem ihr verfassiingsgemäß zu Gebote stehenden Mittel zurückschrecken. Aber es wäre eine Unbilligkeit, sa es wäre nicht gerecht, wenn den Vertretern der alten Ordnung: nicht die Möglichkeit gegeben würde, ihren Standpunkt in dm Parlamenten zu vertreten, oder wenn man über ihre Argumente mit leichter Handbcwegung hinivcggehen würde. Von Ber- schleppungsversiichen darf natürlich nicht die Rede sem und ist auch nicht die Rede.
Noch ein kurzer Blick in die Zukunft. Die Menschheit zittert bei dem Gedanken, daß dieser schreckliche. üiilturvcrniH- tende Krieg nicht der letzte lei. B-aamiTstch hat Ser Prllsistent der Bereinigten Staaten in' 44 Punkten die Richtlinien für einen Friedensschluß aufgcstellt. Ich habe am 24. Januar S. I. in Ihrem Ausschuß sämtlich: Punkte besprochen und zu dem letzten derselben bemerk«, daß mir Ser hier angeregte Gedanke eines Völkerbunds durchaus sympathisch sei unter der Voraussetzung des ehrlichen Friedenswillens und der Anerkennung des gleichen Rechts aller Staaten- Wie notwend'g dieser Vorbehalt war, ergab sich ans der Aeußerung unserer Feinde, welche bei dem Völkerbund an ein gegen Deutschland und seine Verbündeten gerichtetes Bündnis dachten.
Aber Wilson hat dann in seiner Botschaft vom ll. Februar in vier Punkten die Grundzüge ausgestellt, welche seiner Meinung nach bet einein g: .ensel.lge.« Metnuu;oa..-s.ai»,ch Anmnipurig za finden hätten. Ich' habe in meilicr Nelchstagsrede vom 25. pa- iwar mich im Prinzip damit einverstanden erklärt. Herr Wlsion hat aber weder damals noch später hiervon Nutl'z genommen. Ich nel'.me keinen Anstand, mich heute nochmals zu dieser Frage zu äußern. Es handelt sich um öi« Forderung einer allgemeinen aleickmäßwen und'schrittweisen Abrüstung uns Sie Errichtung ollligatoristhsr S ch i - v s g er fch t e . um Sie Freiheit Ser Meere, um den Schutz der kleinen Nati'onen.
Schon am 24. Januar Hube ich den Gedanken einer Rüstungsbeschränkung als durchaus diskutabel bezeichnet. Was die Frage der Schiedsgerichte betrifft, Hai in der VergangentM ,niederholt Deuisihland die Anrufung iö'ch.'r Schiedsgerichte in strittigen F.a.M augcregr; In meistere» omiie» ist die Ausführung an dem Widerspruch Englands oder Amerikas gescheitert. Eine internationale Verständigung über strittige Rechtsfragen wäre ohne Zweifel ein bedeutsamer Schritt zur Erhaltung des allgemeinen Friedens.
Die Freiheit der Meere bildet eine notwendige Voraussetzung für den uneingeschränkten Verkehr der Staaten und Volker. Als ich seinerzeit diesen Punkt berührte, har eme englische Zeitting dies als Unverschämtheit bezeichn«.
Endlich der Schul, der kleinen Ratio ne n. Hier können wir sofort und ohne Vorbehalt zustimmen, da wir hier eist völlig reines Gewissen haben.
Möge also der Völkerbund kein bloßer Zükunfistraum sein, möchte sich der Gedanke verliefen, möchte man sich in allen Ländern mit den Mitteln seiner Einrichtung beschäftigen. '
Der Krieg zur See.
Amerikanische Blätter schreibest, die deutschen Tauchboote an der Küste von Amerika scheinest es namentlich auf Petroleumdampfer abgesehen zu haben, aus denen sie vor Versenkung den eigenen Oelbcdarf ergänzen. Trei Zeitungen erzählen, der ÄaPitän eines versenkten Schiffs, der auf einem Tauchboot gefangen gewesen sei, habe
kurze Zeit darnach in einem Aeuyorker Wirtshaus den OMziec des Tauchboots wieder erkannt, der offenbar in einem Fallboot gelandet sei, um Erkundungen zu sammeln. Ein anderer Tanchbootofsizier habe den gefangene». Amerikanern erzählt, daß er zlvet Tage vorher ein Neuyorker Theater besucht habe. Er zeigte die Abschnitte einer Eintrittskarte mit dem entsprechenden Datum vor.
Rotterdam, 24. Sept. Ter „Maasbode" meldet, daß der brasilianische Dampfer „Camanu" (4570 BRT.), der früher der Hamburg-Ameiika-Linie gehörte und „Steiermark" hieß, gestrandet und vollständig verloren ist. — Ter englische Dampfer „Gordon" wurde aus See brennend verlassen.
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Französischer Heeresbericht vom 23. vept. nachmittags: In der Gegend von St. Oluentin setzten ine französischen Truppen ihren Vormarsch fort. Die Franzosen nahmen Fort und Dorf Bendeuil und stießen zur Oise vor. Nördlich der Beste mid in Len Vogesen wiesen wir einen Handstreich ad.
Neues vsM Tage.
Die Krise.
Berlin, 24. Sept. Der ,^Lokalanzeiger" erfahrt, falls die Linke des Reichstags die Beseitigung Hertlings, den die Mehrheit des Zentrums stützt, durchsetzen sollte, so würden auch der Vizekanzler Payer und der preuß. Vizeministerpräsident Friedberg gehen, die mit der Berufung .Hertlings in ihre Aemter gelangt seien.
Neichstagssraktion und Parteiausschuß der Sozialdemokratie stellten mit 55 gegen 10 üzw. 25 gegen 44 Stimmen folgende Mindestforderungen für die Beteiligung an der neu zu bildenden Regierung ans: 1) Uneingeschränktes Bekenntnis zu der Entschließung des Reichs- rags vom 19. Juli 1917 mit der Bereitschafterklärung, einem Völkerbund beizutreten, der aus der Grundlage der friedlichen Behandlung aller Streitfälle und der allgemeinen Abrüstung beruht. 2) Vollkommen einwandfreie Erklärung über die belgische Frage, Wiederherstellung Belgiens, Verständigung über Entschädigungen, Wiederherstellung Serbiens und Montenegros. 3 Tie Friedensschlüsse von Brest-Litowsi und Bukarest dürfen kein Hindernis für den allgemeinen Friedensschluß sein, sofortige Einführung der Zivilverwaltung, in allen beichten Gebieten. Bei Friedensschluß sind sie besetzten Länder sreizugeben: demokratische Volksvertretungen sind alsbald zu gründen. 44 Autonomie Elsaß- Lothringens, wie alle deutschen Bundesstaaten. Allgemeines und gleiches, geheimes und unmittelbares Wahlrecht. Ter preußische Landrag ist aufzulösen, wenn nicht bas gleiche Wahlrecht unverzüglich aus den Beratungen des Herrenhausausschusses hervorgeht. 5) Einheitlichkeit der Reichslertung. Ausschaltung unverantwortlicher Ne- öenregiernngen. Berufung von Regierungsvertretern aus oer Parlamentsmehrheit oder aus Personen, die der Politik der Parteimehrheit entsprechen. Aufhebung des Artikels 9 der Reichsverfassnng (Belagerungszustand). Tie politischen Veröffentlichungen der Krone und der Militärbehörden sind vor ihrer Veröffentlichung dem 'Reichskanzler mitzuteilen. 6) Sofortige Aufhebung aller Bestimmungen, durch die die Versammlungs- und die Preßfreiheit eingeschränkt wird. Tie Zensur darf nur ans rein militärische Fragen angewandt werden. Einrichtung einer politischen Ko mm a nd o st elle für alle Maßnahmen, die auf Grund des Belagerungszustands, verhängt werden. Beseitigung aller militärischen Institutionen, die der politischen Beeinflussung dienen.
„Nun ja. rck, habe nach Ser armen, schwerkrankeit Frau gesehen — hast du etwas dagegen einzuwenden, Margarete?"
„Ich? — Ich sollte es dir verargen, wenn du so echt inenschlich und barmherzig handelst?" rief sie feurig. Ihr Blick strahlte aus: sie war in diesem Augenblick vollkommen wieder das enthusiastische Mädchen, dem das warme, edle Empfinden Las Blur rascher in die Adern trieb. „Nein, darin denke ich genau wie du — Onkel!"
„Nun steh, da habe ich doch endlich einmal etwas in deinem Geist und Sinn getan — ich hörte es an dem dem Herzenston deiner Stimme! . . . Wir empfinden beide jugendlich warm — dazu Paßt aber ein ergrauter, knochenstetfer Onkel nicht; du fühlst das auch, denn der ehrwürdige Titel kam dir eben recht schwer von den s Lippen — wollen wir ihn nicht lieber begraben, den alten Onkel?" , l
» Jetzt glitt doch auch ein schwach lächelnder Zug um ihren Mund. Trotzdem sagte sie abweisend: „Neiist es mutz dabei bteidenl — Was würde auch die Großmama sagen, wenn ich in meine „Kindern nart" zu- rückfiele?"
„Das wäre doch am Ende lediglich deine und meine Sache?
„O nein, so unbedingt ganz gewiß nicht! Di« Großmama wird ihre Obervormnndschaft über uns alle, so lange sie lebt, nicht aus den Händen gÄen, das weiß ich!" antwortete sie bitter. „Und du kannst von Glück sagen, daß sie deinen Besuch im Packhauss nicht bemerkt hat; sie würde sehr böse sein."
Er lachte. „Und was würde die Strafe für den alten Knaben sein? In der Ecke knien, oder kern Abendbrot bekommen? — Nein, Margarete", setzte er ernst hinzu, „so sehr ich auch bestrebt bin, Aergernis und Verdruß von meiner Mutter fern zu halten und ihr das Leben nach Kräften leicht und angenehm zu machen, so wenig darf ich ihr aber auch entscheidenden! Einfluß auf meine Handlungen gestatten. Und deshalb wirst du mich noch öfter aus dem Packhaus kommen sehen-'
Sie sah Hellen Blickes zu ihm auf. „Härte sich vorhin ein Zweifel in meine Seele geschlichen, vor deinem ruhigen Urteil iväre er aeickwundcn! De»
eure» Maler, Len ich von meiner Kindheit an lieü gehabt habe, kann nicht unser Feind -fein!"
„Wer sagt das?"
„Tie Großmama. Ist es wahr, daß er Nachs forderungen an uns Geschwister stellt?"
„Ja, Margarete, es ist wahr", bestätigte er sehr ernst. „Er har viel von euch zu fordern. Würdest du das ohne Protest über dich ergehen lassen?"
„Wie könnte ich anders, wenn die Forderung gerecht wäre?" versetzte sie ohne Zögern; aber die Röte eines plötzlichen Befremdens schlug über ihr Gesicht.
„Auch wenn diese Forderung dein Erbteil bedeutend schmälerte?"
Sie lächelte flüchtig. „Es ist bisher immer von Seiten anderer für mich gesorgt und bezahlt worden? ich kann deshalb den eigentlichen Wert des Geldbesitzes nicht beurteilen; darin aber bin ich meiner selbst gewiß, daß ich tausendmal lieber mein Brot mit Nähen verdienen, als auch nur einen Groschen haben möchte, der mir nicht zukäme . . . Ich weiß ja auch, daß du nichts Unbilliges unterstützen würdest, und deshalb üin ich zu jedem Opfer bereit!"
„Kleine Tapfere, die den Fuß sofort im Bügel hat, wenn es gilt, eins brave Tat ausznführen!"
Ihr Gesicht verfinsterte sich. „Ein schlecht gewähltes Bild für mich, die ich nicht reiten kann," warf sie herb und achselzuckend hin. „Die vornehme Welt spielt in alle deine Gedanken hinein, Onkel!"
Er verbiß ein Lächeln. „Was willst du? Dem Bann der Sphäre, in der man viel lebt, entzieht sich io leicht keiner. Wärst du die Freiheitsdurstige, die glühende Verfechterin eines stolzen, starken Bürgertums geworden, wenn du nicht im Hanse des Onkels Theobald gelebt hättest? Ich glaube schwerlich."
. „Du irrst! Das ist nicht angeflogen, nicht eings- tinpft, das ist mit mir geboren. Es wäre Eigentum meines Blutes, meiner Seele gewesen, auch ohne den erweckenden äußeren Einfluß, ungefähr so. wie man jagt", — ein Zug ihres ehemaligen Mutwillens um- i pleite ihren Mund — „daß Raffael ein großer Maler gewesen sei, auch wenn er ohne Hände das Licht der Welt erblickt hätte." Sie wurde aber sofort wieder ernst und kam aus Herberts Mitteilung zurück. „Aus welches