Au» Wett und Zeit.

Bon der Iller, 14. Mai. In Memmingen ist ein schauerlicher Lustmord verübt worden. Das Opfer ist das 5jährige Mädchen des Taglöhners Hornung, der Täter der 57 Jahre alte, aus dem Eroßherzogtum Ol­denburg stammende Gärtnergehilfe Karl Friedr. Arnal, der in einer Memminger Gärtnerei beschäftigt war. Der Unhold lockte das Mädchen in einen abgelegenen umfriedeten Garten, der das Freudental heißt, legte dort das Mädchen auf eine Bank und erwürgte es, nachdem er allem Anschein nach ein Sittlichkeitsver­brechen an dem Kinde begangen. Arnal stellte sich selbst der Polizei, leugnet aber die Vornahme eines Sitt­lichkeitsverbrechens. Wie er zur Tat gekommen ist, will er nicht wissen. Er wurde dem Landgericht ein­geliefert.

Frankfurt a. M.. 14. Mai. Im Prinz Heinrichflug wurde heute die Etappe CoblenzKarlsruhe geflogen. Die Flieger sind heute morgen bei prächtigem Wetter in Loblenz aufgestiegen und passierten sämtlich Frank­furt a. M., wo eine Zwischenlandung vorzunehmen war. Leutnant Sommer, der gestern mit seinem Ap­parat bei Nassau abstürzte, ist seinen Verletzungen er­legen.

München, 14. Mai. Der Mörder des Majors von Lewinski ist der 54 Jahre alte Zinngießer Johann Strasser aus Nieder-Altaich in Niederbayern. Er ist vielfach schwer vorbestraft. Bei der polizeilichen Ver­nehmung erklärte er auf die Frage, warum er die un­selige Tat begangen habe: Aus Wut! Er versicherte, daß er den Major nicht gekannt habe. Die Polizei be­zeichnet Strasser als Anarchist.

Berlin. 14. Mai. Auf dem mit der Hochseeflotte bei Helgoland übenden TorpedobootS. 148" wurden heute infolge einer Maschinenhavarie der Maschinisten­anwärter Kulisch und der Heizer Slonina getötet. Schwer verletzt wurden: Jngenieuraspirant Lüdemann, Maschinistenmaat Stütze! und Oberanwärter Krüger. Das Befinden der Verletzten, die nach Helgoland ge­bracht worden sind, ist z. Zt. nicht ungünstig.

Berlin, 14. Mai. In vergangener Woche fand hier eine Tagung der Vundesleitung und des Ausschusses des Jungdeutschlandbundes unter dem Vorsitz des Ee- neralfeldmarschalls Frhrn. v. d. Goltz statt. Aus den Verhandlungen, die von der weiteren kräftigen Ent­wicklung des Bundes Zeugnis ablegten, seien erwähnt: die Einsetzung einer Kommission, die für einen engeren Zusammenschluß der Neugründungen des Jungdeutsch- landbundes und der Pfadfindervereine die erforder­lichen Grundlagen schaffen soll, ein Beschluß über ein Abkommen mit dem Zentralkomitee der katholischen Jünglingsvereine in Deutschland, das sich dem Bund korporativ anschließen will, sowie die Diskussion über einen Antrag, der die Errichtung deutscher Jugend­herbergen für Wanderfahrten bezweckt.

Berlin, 14. Mai. Ein schrecklicher Unglücksfall er­eignete sich heute aben um 8 Uhr auf dem Flugplatz Johannistal über dem alten Startplatz. Dort fuhr die Flugmaschine des Harlanpiloten Wechseler, der von einem Flugschüler begleitet war, mit der des Haupt­manns Jucker, der ebenfalls von einem Pilotschüler be­gleitet war, in einer Höhe von 15 Meter zusammen. Hauptmann Jucker war sofort tot. Sein Begleiter wurde schwer verletzt. Der Flieger Wechseler und sein Begleiter sind gut davongekommen.

Breslau, 14. Mai. Der mit seiner Ehefrau in Scheidung liegende Kapellmeister Paul Schmidt ist von

dieser gestern erschossen worden. Nach der Tat hat sich die Frau selbst erschossen.

Wien, 14. Mai. Staatssekretär v. Jagow ist heute morgen in Wien eingetroffen. Er hat dem Minister des Aeußern, Grafen Berchtold, seinen Antrittsbesuch abgestattet und ist vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen worden.

Gepichtssaal.

Urach, 13. Mai. Das hiesige Schöffengericht verhandelte in seiner letzten Sitzung wieder einmal gegen Milchfälsche- rinnen. Auf der Anklagebank saßen drei Bauersfrauen von Rietheim. Sie hatten der verkauften Milch Wasserzusätze von 59, 28 und 7 Prozent gegeben. Die eine Angeklagte hatte unter 7 Liter verkaufter Milch 3 Liter Wasser getan; bei den anderen Angeklagten waren die Wasserzusätze etwas niederer. Der Amtsanwalt hob in seinem Antrag hervor, daß es an der Zeit sei, gegen die Milchfälscherinnen mit Freiheitsstrafen vorzugehen, da trotz der zahlreich ausge­sprochenen Geldstrafen und der immerwährenden Veröffent­lichung in den Zeitungen das Milchfälschen nicht aufhöre. Er beantragte danach Gefängnisstrafen von 2 und 1 Woche. Das Urteil lautete bei der einen Angeklagten auf 1 Woche Gefängnis, während die beiden anderen Angeklagten mit Geldstrafen von 30 und 10 -K wegkamen.

Landwirtschaft und Markte.

Calw, 14. Mai. Dem heute stattgefundenen Vieh- und Schweinemarkt waren zugeführt: Pferde 10, Rindvieh 435 Stück, desgl. 235 Milchschweine Preis 4060 das Paar und 104 Läufer. 65 bis 120 ^ das Paar. Handel schleppend. Verkauft wurden: Ochsen und Stiere 62 Stück 6681276 das Paar; Kühe 58 Stück. 276636 d. Stück,

Kalbeln und Jungvieh 79 Stück, 192572 ^ das Stück, Kälber 6 Stück, 71112 ^ das Stück.

Nagold. 10. Mai. Weizen 12.. 11.50, 10., Gerste 8.80, 8.76, 8.60, Haber 8.. 7.40, 6.60, Bohnen 8., Welschtorn 9,. Viktualienpreise: 1 Pfd. Butter 1.30 -N, Eier 7

Wildberg, 12. Mai. Am Jahrmarkt wurden zu­geführt zwei Paar Stiere, 48 Kühe, 32 Kalbinnen und 42 Stück Kleinvieh. Verkauft wurden: 18 Kühe von 342 bis 498 -N, 15 Kalbinnen von 375585 -4l, 21 Stück Kleinvieh von 123278 -4t. Weiter zuge­führt: 40 Stück Läufer und 70 Milchschweine, verkauft 40 Stück Läufer von 73117 °4t pro Paar und 50 Stück Milchschweine von 4558 -4t pro Paar.

Pforzheim, 14. Mai. Die Zufuhr zum heutigen Schweinemarkt betrug 32 Ferkel. Verkauft wurden alle zum Preis von 4954 Mark für das Paar.

Brackenheim, 14. Mai. Auch im obern Zabergäu zeigt sich zur Zeit ein Ueberflutz an fetten Schweinen. Die Preise sind ansehnlich zurückgegangen. Es wird von Metzgern bezahlt pro Pfund 5253 Lebend-

und 6567 I Schlachtgewicht. Der Fleischpreis steht aber immer noch auf 96 L pro Pfund.

Wöchentlicher Saatenstandsbericht der Preisbericht­stelle des Deutschen Landwirtschaftsrates. Nachdem das ungewöhnlich warme Wetter zu Ende April das Wachstum der Pflanzen kräftig gefördert und darauf folgende reichliche Niederschläge für eine günstige Weiterentwicklung gesorgt hatten, trat in den letzten Tagen eine empfindliche Abkühlung ein. Stellen­weise wurden in den östlichen Landesteilen sogar Nacht­fröste bis fünf Grad beobachtet. Im allgemeinen be­stand die Wirkung der kalten Nordostwinde nur in einer Vegetationsstockung, die vielleicht, wo die Winter-

Das Wirtshaus im Spessart.

7 ) Erzählung von Wilhelm Hauff.

»Ja," setzte der kleine Schalk hinzu,der Vater würde noch in der Gruft sagen: Weiß schon, dummes Zeug!"

Wahrhaftig, da kommt er mit dem alten Mann und schämt sich nicht, ihn selbst unter dem Arm zu füh­ren," rief die Frau Gräfin mit Entsetzen,kommt, ich will ihm nicht mehr begegnen."

Sie entfernten sich, und Kuno geleitete seinen alten Lehrer bis an die Brücke und half ihm selbst in die Sänfte; unten aber am Berg hielt er vor der Hütte der Frau Feldheimerin und fand sie schon fertig, mit einem Bündel voll Gläschen und Töpfchen und Tränklein und anderem Geräte nebst ihrem Buchsbaumstöcklein einzu­steigen.

Es kam übrigens nicht also, wie die Frau Gräfin von Zollern in ihrem bösen Sinn hatte voraussehen wollen. In der ganzen Umgegend wunderte man sich nicht über den Ritter Kuno. Man fand es schön und löblich, daß er die letzten Tage der alten Frau Feld­heimerin aufheitern wollte, man pries ihn als einen frommen Herrn, weil er den Pater Josef in sein Schloß ausgenommen hatte. Die einzigen, die ihm gram wa­ren und aus ihn schmähten, waren seine Brüder und die Gräfin. Aber nur zu ihrem eigenen Schaden, denn man nahm allgemein ein Aergernis an so un­natürlichen Brüdern und zur Wiedervergeltung ging

die Sage, daß sie mit ihrer Mutter schlecht und in be­ständigem Hader leben und unter sich selbst sich alles mögliche zuleide tun. Gras Kuno von Zollern-Hirsch- berg machte mehrere Versuche, seine Brüder mit sich auszusöhnen, denn es war ihm unerträglich, wenn sie so oft an seiner Feste vorbeiritten, aber nie einsprachen, wenn sie ihm in Wald und Feld begegneten und ihn kälter begrüßten als einen Landfremden. Aber seine Versuche schlugen fehl, und er wurde noch überdies von ihnen verhöhnt. Eines Tages fiel ihm noch ein Mittel ein, wie er vielleicht ihre Herzen gewinnen könnte, denn er wußte, sie waren geizig und habgierig. Es lag ein Teich zwischen den drei Schlössern beinahe in der Mitte, jedoch so, daß er noch in Kunos Revier gehörte. In diesem Teich befanden sich aber die besten Hechte und Karpfen der ganzen Umgegend, und es war für die Brüder, die gerne fischten, ein nicht geringer Verdruß, daß ihr Vater vergessen hatte, den Teich auf ihr Teil zu schreiben. Sie waren zu stolz, um ohne Vorwissen ihres Bruders dort zu fischen, und doch moch­ten sie ihm auch kein gutes Wort geben, daß er es ihnen erlauben möchte. Nun kannte er aber seine Brü­der, daß ihnen der Teich am Herzen liege, er lud sie daher eines Tages ein, mit ihm dort zusammenzu­kommen.

Es war ein schöner Frühlingsmorgen, als beinahe in demselben Augenblick die drei Brüder von den drei Burgen dort zusammenkamen.Ei! sieh da," rief der kleine Schalk,das trifft sich ordentlich! ich bin Schlag sieben Uhr von Schalksberg weggeritten."

saaten bei der vorangegangenen Hitze zu schnell empor- zuschießen drohten, nicht unwillkommen war. Man hofft infolgedessen, daß sich nunmehr auch die zurückge­bliebenen Seitentriebe besser entwickeln werden. In­dessen fehlt es auch nicht an Klagen aus dem Osten, daß die kalten Nächte das Aussehen der Saaten, na­mentlich auf leichten Böden, wieder verschlechtert und den in Blüte stehenden Oelfrüchten stärkeren Schaden zugefügt Hütten. Vereinzelt hat man sich auch ent­schlossen, manchen stehengelassenen zweifelhaften Schlag doch noch umzupflügen. Von derartigen Ausnahmen abgesehen, wird der Stand der Wintersaaten, wenn in der letzten Woche auch keine weiteren Fortschritte zu verzeichnen waren, im großen und ganzen günstig be­urteilt. Dasselbe gilt von den gut aufgelaufenen Som­mersaaten, die durch die Niederschläge sehr gewonnen haben und bei dem Eintritt warmer Witterung eine günstige Weiterentwicklung erwarten lassen. In un­liebsamer Weise tritt bei den Sommersaaten allerdings Unkraut, namentlich Hederich, auf, dessen Bekämpfung durch Eisenvitriol usw. eifrig betrieben wird. Auch über Schädigungen durch den Drahtwurm und die Frit- fliege wird vielfach geklagt. Den Futterpflanzen kam die Wärme und die darauffolgende Feuchtigkeit sehr zu statten, doch wird das weitere Wachstum durch die jetzt herrschende Witterung wieder zurückgehalten. Im­merhin bieten sowohl der Klee als auch die Wiesen Aussicht auf einen befriedigenden Ertrag. Das viel­fach ausgetriebene Vieh findet schon reichlich Nahrung. Die Zuckerrüben sind meist gut aufgelaufen, stellen­weise haben sie bereits die erste Hacke erhalten, lieber die jetzt fast überall untergebrachten Kartoffeln ent­halten die Berichte noch keine näheren Angaben.

Saatenstand im Deutschen Reich anfangs Mai. Der Witterungsverlauf des Monats April war im ganzen Reich ziemlich gleichmäßig, leider aber für den Saaten­stand nicht so günstig, wie man auf Grund des außer­ordentlich schönen Märzwetters gehofft hatte. Die Früh­jahrsbestellung war, abgesehen von den östlichen preußi­schen Landesteilen, wo sie durch die große Nässe des Bodens erschwert und verzögert wurde, bei Abgabe der Berichte im großen ganzen beendet. Tierische und pflanzliche Schädlinge treten zwar verschiedentlich wie­der auf, haben aber bis jetzt keinen erheblichen Schaden verursacht. Bei Wintersaaten ist der Schaden, den die scharfe Frostperiode um die Mitte des April angerichtet hatte, durch das nachfolgende warme Wetter zum größ­ten Teil wieder ausgeglichen worden. Am besten hat sich neben dem fast nur in Süddeutschland angebauten Spelz der Weizen wieder erholt. Roggen ist auf leich­tem Boden vielfach dünn geblieben und hat gelbe Spitzen. Immerhin erfahren Wintersaaten im allge­meinen eine ziemlich günstige Beurteilung. Die Futter­pflanzen Klee und Luzerne haben sich größtenteils von den schädlichen Folgen der Fröste leidlich erholt und weifen jetzt meist ein kräftiges Wachstum auf. Der Stand der Wiesen wird zurzeit im allgemeinen recht günstig beurteilt.

Das Hegau in Gefahr!

Wer kennt das Hegau, die Reihe der stolzen Berge Hohentwiel, H o h e n st o f f e l n, Hohenkrähen, Mägdeberg und Hohen­hörn e n? Sie steigen im Angesicht des Vodensees aus der Ebene auf, sie sind ein natürlicher Bergkranz von milder Schönheit. Wer sie kennt, wird erschrecken, wenn er erfährt, daß an einem von ihnen, dem zwei- kuppigen Hohen st offel, ein schlimmer Streich ver­übt werden soll. Es wird ein Vasaltwerk errichtet, an sich eine harmlos aussehende Anlage. In der Höhe

Ich auch"und ich," antworteten die Brüder

vom Hirschberg und vom Zollern.

Nun, da muß der Teich hier gerade in der Mitte liegen," fuhr der Kleine fort.Es ist ein schönes Wasser."

Ja, und eben darum habe ich euch hierher be- schieden. Ich weiß, ihr seid beide große Freunde vom Fischen, und ob ich gleich auch zuweilen gerne die Angel auswerfe, so hat doch der Weiher Fische genug für drei Schlösser, und an seinen Ufern ist Platz genug für unserer drei, selbst wenn wir alle auf einmal zu angeln kämen Darum will ich von heute an, daß dieses Wasser Gemeingut für uns sei. und jeder von euch soll gleiche Rechte daran haben, wie ich."

Ei, der Herr Bruder ist ja gewaltig gnädig ge­sinnt"" sprach der kleine Schalk mit höhnischem Lächeln, gibt uns wahrhaftig sechs Morgen Wasser und ein paar hundert Fischlein! Nu und was werden wir dagegen geben müssen? Denn umsonst ist der Tod!"

Umsonst sollt ihr ihn haben," sagte Kuno,ach! ich möchte euch ja nur zuweilen an diesem Teich sehen und sprechen. Sind wir doch eines Vaters Söhne."

Nein!" erwiderte der vom Schalksberg,das ginge schon nicht, denn es ist nichts Einfältigeres, als in Gesellschaft zu fischen, es verjagt immer einer dem an­dern die Fische. Wollen wir aber Tage ausmachen, etwa Montag und Donnerstag du, Kuno, Dienstag und Freitag Wolf, Mittwoch und Sonnabend ich so ist es mir ganz recht."