Waffen ausschaltet. Unterzeichnet ist dieser Aufruf u. a. von Prof. Weinel, Jena, Pfarrer E. Böhme, Kunitz bei Jena, Pfarrer H. Francke-Berlin, O. Umfrid, Pfarrer, Stuttgart usw.
Verwendung von Lastautos zur Langholzbeförderung.
Die Lastautomobile, die den verschiedenen Industriezwecken dienlich sind, erobern unmehr Gebiete, von denen sie bisher als völlig ausgeschlossen galten. Im Schwarzwald bildet der Langholzfuhrverkehr eine der wichtigsten Einnahmequellen. Oft stundenweit befinden sich die Schläge von den Bahnstationen, und für die Bebauung und Instandhaltung der Holzabfuhrwege und -Straßen werden von der Regierung große Summen ausgegeben, und der gute Zustand der Straßen hat in der Hauptsache dazu beigetragen, daß das Lastauto auch zum Langholzfuhrverkehr Verwendung finden kann. Die Benzwerke in Gaggenau haben der Pforzheimer Firma Robert Bürkle, Dampfsäge- und Hobelwerk, ein solches Lastauto geliefert, das im Hauptwagen dem neuesten, vom Kriegsministerium unterstützten Typ 1913 entspricht. Bei der Abnahmefahrt in Gaggenau wurde mit Langholzstämmen von 18 Metern Länge und 200 Zentnern Gewicht die steile und kurvenreiche Strecke von Eaggenau über Gernö^ach nach Baden-Baden ohne die geringste Schwierigkeit bezwungen.
ep. Zur Nationalspende. Der ursprünglich auf 15. Mai festgesetzte Schlußtermin für die württ. Sammlung zur Kaiserjubiläumsspende ist, wie uns das würit. ev. Landeskomitee mitteilt, verschoben worden; die Sammlung, die auch in andern deut- schen^Bundesstaaten noch in vollem Gang ist, wird weiter fortgesetzt. Näheres darüber wird demnächst bekannt gegeben. Die bei der Hauptsammelstelle des ev. Landeskomitees in Stuttgart eingegangenen Beiträge haben nunmehr die Höhe von 100000°^ bereits überschritten. — Um irrigen Annahmen vorzubeugen, machen wir darauf aufmerksam, daß die Spende für die christlichen Missionen die einzige Gabe ist, die im Namen des deutschen Volkes dem Kaiser persönlich überreicht werden wird. Ferner sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Beiträge der evang. u. kathol. Geber getrennt gehalten und in ihrem vollen Umfang den ev. bezw. kathol. Missionsgesellschaften zugewiesen werden.
scb. Mutmaßliches Wetter. Für Donnerstag und Freitag ist trockenes und warmes Wetter zu erwarten.
Alt-Nuifra, 13. Mai. Gestern brachte das Dienstmädchen Marie Schuon aus Haiterbach beim Futterschneiden die rechte Hand in die Futterschneidmaschine; sie wurde ihr bis zum Handgelenk abgeschnitten. Das bedauernswerte Mädchen befindet sich jetzt im Krankenhaus in Nagold.
Württemberg.
Württembergischer Volksschullehrerverein.
Stuttgart, 13. Mai. Die alle zwei Jahre stattfindende Hauptversammlung des württembergischen Volksschullehrervereins, der über 4000 Mitglieder zählt und 1915 sein 75- jähriges Bestehen begehen darf, hielt gestern ihren Anfang mit einer Sitzung des Gesamtvorstandes. Daran schloß sich nachmittags 2 Uhr die Vertreterversammlung im Königsbau an, zu der 74 Bezirksvereine zusammen 144 Vertreter entsandt hatten. Heute vormittag ILIO Uhr tagte die öffentliche Hauptversammlung im dichtbesetzten Festsaal der Liederhalle. Zn seiner Begrüßungsrede führte der 1. Vorsitzende, Abgeordneter Lö ch n e r - Stuttgart, u. a. aus, daß es gut sei, wenn man einem Verbände angehöre, in dem nicht Intoleranz herrsche, sondern wo das Gepräge des deutschen Volkes trotz des verschiedenen Charakters der deutschen Auffassung zum Ausdruck komme. Redner gibt sodann einen
Das Wirtshaus im Spessart.
Erzählung von Wilhelm Hauff.
„Der dumme Kuno?" sprach die Frau Gräfin verwundert. „Ei, der wird uns die Ehre antun, uns zu sich einzuladen und die schöne Sänfte hat er für mich mitgebracht, um mich abzuholen nach Hirschberg; nein, so viel Güte und Lebensart hätte ich meinem Sohn, dem dummen Kuno, nicht zugetraut; eine Höflichkeit ist der andern wert, lasset uns hinabsteigen an das Schloßtor, ihn zu empfangen; macht auch freundliche Gesichter, vielleicht schenkt er uns in Hirschberg etwas, dir ein Pferd, und dir einen Harnisch, und den Schmuck seiner Mutter hätte ich schon lang gerne gehabt."
„Geschenkt mag ich nichts von dem dummen Kuno," antwortete Wolf, „und ein gutes Gesicht mach' ich ihm auch nicht. Aber unserm seligen Herrn Vater könnte er meinetwegen bald folgen, dann würden wir Hirschberg erben und alles, und Euch, Frau Mutter, wollten wir den Schmuck um billigen Preis ablassen."
„So. du Range!" eiferte die Mutter, „abkaufen soll ich euch den Schmuck? Ist das der Dank dafür, daß ich euch Zollern verschafft habe? Kleiner Schalk, nicht wahr, ich soll den Schmuck umsonst haben?"
„Umsonst ist der Tod, Frau Mutter!" erwiderte der Sohn lachend, „und wenn es wahr ist, daß der Schmuck so viel wert ist als manches Schloß, so werden wir wohl nicht die Toren sein, ihn Euch um den Hals zu hängen. Sobald Kuno die Augen schließt, reiten wir hinunter,
übersichtlichen Bericht über den derzeitigen Stand des württembergischen Volksschulwesens. Der Verein selbst sei von 3400 auf 4100 Mitglieder gestiegen. Hierauf teilte der Vorsitzende folgende auf der gestrigen Vorversammlung gefaßten Beschlüße mit: 1 . Aus den Vereinsangelegenheiten ist hervorzuheben: neben Erhöhung des jährlichen Beitrags von 5 auf 7 Mark solle der Gründung einer Spar- und Darlehenskasse nähergetreten werden. °2. In Schulangelegenheiten: In der Frage des Religionsunterrichts bedauert der Verein, daß ihm keine Gelegenheit gegeben wurde, zur Frage des religiösen Memorierbuches und damit des Religionsunterrichts Stellung zu nehmen. 3. In Standesangelegenheiten: in der Ordensfrage bittet der Verein, den beiden Schulbehörden nahezulegen, von Ordensverleihungen an Volksschullehrer lieber abzusehen, wenn eine Gleichstellung des Volksschullehrers mit entsprechenden Beamtengruppen nicht berücksichtigt werde. 4. Was die Organistenfrage anlangt, soll auch den Organisten ein mehrwöchiger Urlaub unter Uebernahme der Stellvertretungskosten auf die Kirchenkasse gewährt werden. Der Verein spricht seine Verwunderung darüber aus, daß der evangelische Pfarrverein sich nicht entschließen konnte, die Wünsche der Organisten zu unterstützen, obwohl er durch Einführung der neuen Spruch- und Choralbücher besondere neue Anforderungen an die Organisten stellt. In dem sich anschließenden, mit rauschendem Beifall aufgenommenen Vortrag über „Volksbildung und Volkswirtschaft" stellte Prof. Dr. K i n d er m a n n - Hohenheim die Lehrer vor die Aufgabe, auf dem Gebiete der staatsbürgerlichen Erziehung in Zukunft etwas mehr zu tun, als bis jetzt geschehen ist. Hauptlehrer Nüßle - Cannstatt hielt einen Vortrag über das Verbandsthema „Die nationale Einheitsschule". Das Bildungswesen baut sich folgendermaßen auf: Oberstufe der Volksschule, Fortbildungs-, Fach- und Volkshochschule, höhere Schule, technische und wissenschaftliche Hochschule. Die si chauf die Eigentätigkeit des Schülers gründende Schularbeit soll noch mehr als seither zur Willensstärke und zum Zusammenleben erziehen. Demgemäß soll dem einheitlichen Schulwesen ein einheitlicher Lehrerstand und eine Schulbehörde entsprechen. An den Vortrag schloß sich eine Besprechung. Die Versammlung kam darauf einhellig zu einer Resolution: „Der Württembergische Volksschullehrerverein sieht in der Trennung der Schüler nach Rücksichten der Konfession und des Standes der Eltern und in der vollständigen Unabhängigkeit der verschiedenen Schulanstalten voneinander einen Widerspruch gegen den Gedanken einer richtig verstandenen nationalen Erziehung und ein Hindernis für die Entwicklung sämtlicher im Volk liegenden Kräfte und ihre Dienstbarmachung für die Gesamtheit. Er hält es daher für nötig, daß sämtliche Schulanstalten zu einem organisch gegliederten Bildungssystem zusammengefaßt werden, in dem es möglich ist, jedem Schüler ohne konfessionelle und Standesrücksichten diejenige Bildung zukommen zu lassen, die seinen Neigungen, seiner Begabung und den Zwecken seines künftigen Berufs entspricht. Die Grundlage dieser „nationalen Einheitsschule" müßte „die allgemeine Volksschule", d. h. der mehrjährige Besuch der Volksschule durch alle Schüler bilden." Mit einem Dank an die Anwesenden konnte der Vorsitzende um ^3 Uhr die Versammlung schließen. Hierauf wurde in der Liederhalle ein Mittagessen eingenommen.
Ahldorf OA. Horb, 13. Mai. Der ledige Dienstknecht Jos. Baur von Vaisingen hat drei Kinder überfahren, obgleich sie am Rand der Straße standen. Ein Knabe erlitt einen Schädelbruch und wird kaum mit dem Leben davonkommen. Den beiden anderen Kindern ist nicht viel geschehen.
Gerlingen OA. Leonberg, 13. Mai. Der 4)4jähr. Knabe des Fabrikarbeiters Friedrich Krauß riß sich von der Hand seines älteren Bruders los und sprang in einen vorbeifahrenden Holzwagen. Ein Rad ging
teilen ab, und meinen Part am Schmuck verkaufe ich. Gebt Ihr dann mehr als der Jude, Frau Mutter, so sollt Ihr ihn haben."
Sie waren unter diesem Gespräch bis unter das Schloßtor gekommen, und mit Mühe zwang sich die Frau Gräfin, ihrn Grimm über den Schmuck zu unterdrücken, denn soeben ritt Graf Kuno über die Zugbrücke. Als er seiner Stiefmutter und seiner Brüder ansichtig wurde, hielt er sein Pferd an, stieg ab und grüßte höflich. Denn, obgleich sie ihm viel Leids angetan, bedachte er doch, daß es seine Brüder seien, und daß diese böse Frau sein Vater geliebt habe.
„Ei, das ist ja schön, daß der Herr Sohn uns auch besucht," sagte die Frau Gräfin mit süßer Stimme und huldreichem Lächeln. „Wie geht es denn auf Hirschberg? Kann man sich dort eingewöhnen? Und gar eine Sänfte hat man sich angeschafft? Ei, und wie prächtig, es dürfte sich keine Kaiserin daran schämen; nun wird wohl auch die Hausfrau nicht mehr lange fehlen, daß sie darin im Lande umherreist."
„Habe bis jetzt noch nicht daran gedacht, gnädige Frau Mutter," erwiderte Kuno, „will mir deswegen andere Gesellschaft zur Unterhaltung ins Haus nehmen und bin deswegen mit der Sänfte hisckher gereist."
„Ei, Ihr seid gar gütig und besorgt," unterbrach ihn die Dame, indem sie sich verneigte und lächelte.
„Denn er kommt doch nicht mehr gut zu Pferde fort," sprach Kuno ganz ruhig weiter, „der Pater Josef nämlich, der Schloßkaplan. Ich will ihn zu mir nehmen, er ist mein alter Lehrer, und wir haben es so abge-
dem Kind mitten über den Leib. An dem Aufkommen des Kindes wird gezweifelt.
Bietigheim, 13. Mai. Die württembergische Staatsbahnverwaltung ist am Pfingstsamstag, also zurzeit des stärksten Reiseverkehrs, durch die Entgleisung der Atlanticmaschine des Eilzuges 15 bei Eroßsachsenheim in eine Lage gekommen, die bei allem Glück doch noch die unangenehmsten Folgen zeitigte. Als Ursache der Entgleisung wird von Eisenbahnerseite der Verlust eines Zapfens angegeben. Glücklicherweise kam die Maschine kaum einen Meter mehr vorwärts. Als weiteres Glück wird es betrachtet, daß der Führer, wie es heißt, sofort gebremst hat, sonst wäre es wohl kaum ohne weitere ernstlichen Schäden abgegangen. Man denke sich nun vollends in die Möglichkeit hinein, daß der Maschinendefekt in einer der vorhandenen Kurven oder gar auf der Enzbrücke bei Bietigheim oder bei voller Fahrt (die OMaschinen fahren bis zu 90 bis 100 Kilometer in der Stunde) eingetreten wäre. So kann man also bei dem Unfall des Zuges 15 wirklich von Glück sprechen. Trotzdem waren seine Folgen noch stark genug. Sämtliche der vielen Nachmittags- und Abendzüge hatten Verspätungen von 60 und mehr Minuten. Der Münchener »Zug 51, der 7,42 Uhr in Stuttgart sein soll, war um 9 Uhr noch nicht da, ebenso war es bei Zug 53. Auch im Postbetrieb machten sich recht unliebsame Störungen bemerkbar. Der von Bruchsal nach Ulm durchlaufende Postwagen des Zuges 15 war um 8 Uhr abends noch nicht da und kam erst gegen 12 Uhr nachts. Am unangenehmsten waren wohl die zirka 2000 Reisenden des Zuges 15 berührt, die von einem Ersatzzug geholt worden waren und um 4 Uhr in Stuttgart eintrafen: der Zug wurde nicht, wie es erwartet wurde und wohl auch mit einem gewissen Recht erwartet werden konnte, weitergeführt. Bei der Sachlage war doch immerhin anzunehmen, daß die nachfolgenden Züge wegen des Unfalls weitere Verspätungen bringen würden. Was die Ursache des Unfalls anbelangt, so geht die Ansicht in Bahn kreisen dahin, daß niemand eine Schuld treffe.
Brackenheim, 13. Mai. In Häfnerhaslach starb dem Bauern Jakob Schäuffele unmittelbar vor der goldenen Hochzeitsfeier seine 78 Jahre alte Frau weg. Zu dem Jubeltag, der sich nun in einen Trauertag verwandelt hatte, hatte der König 20 -4l und die Gemeinde eine schöne Taschenuhr gestiftet. Der noch rüstige Mann zählt 84 Jahre.
Aus der Baar, 13. Mai. Am Fuße des Wartenbergs ereignete sich gestern ein schweres Auto-Unglück. Das Auto des Freiburger Löwen-Apothekers, das von Romanshorn nach Donauefchingen fuhr, verlor während der Fahrt ein Rad, sodaß der Wagen stürzte und die Steuerung versagte. Das Auto fiel die steile, ca. 5 m hohe Böschung hinab und überschlug sich. Drei Insassen, der Apotheker, seine Frau und der Chauffeur, wurden schwer verletzt nach Eeisingen geschafft.
Lausten a. N., 13. Mai. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr feiert am 13. Juli ds. Js. ihr 50jähriges Bestehen. Die Wehr hat ihre Aufgaben in den unebenen Straßen der Stadt, in denen sich die altertümlichen Häuser eng drängen, immer mit Ehren bestanden. Zu der Feier wird eine große Besucherzahl erwartet.
Rottenburg a. N., 13. Mai. Ein Eisenbahnunglück mit unabsehbaren Folgen wurde heute früh durch die Geistesgegenwart der beiden Lokomotivführer vor der hiesigen Station verhütet. Der hier um 4.13 Uhr fällige V-Zug fuhr um 4.45 mit voller Geschwindigkeit über die Brücke beim Preußischen. Da das Einfahrtssignal noch nicht gezogen war, verringerte er seine Fahrt und das wurde sein Glück, denn als er den nach der Brücke folgenden großen Bogen ausgefahren hatte, sah sein Führer in der Nähe des Fidel Schiebelschen Hauses einen Eüterzug stehen, dessen Personal wohl Notzeichen
macht, als ich Zollern verließ. Will auch unten am Berg die alte Frau Feldheimerin mitnehmen. Lieber Gott! sie ist jetzt steinalt und hat mir einst das Leben gerettet, als ich zum erstenmal ausritt mit meinem seligen Vater; habe ja Zimmer genug in Hirschberg, und dort soll sie absterben." Er sprach es und ging durch den Hof, um den Pater Schloßkaplan zu holen.
Aber der Junker Wolf biß vor Grimm die Lippen zusammen, die Frau Gräfin wurde gelb vor Aerger und der kleine Schalk lachte laut auf: „Was gebt ihr mir für meinen Gaul, den ich von ihm geschenkt kriege?" sagte er; Bruoer Wolf, gib mir deinen Harnisch, den er dir gegebei, dafür. Ha! ha! ha! den Pater und die alte Hexe will er zu sich nehmen? Das ist ein schönes Paar, da kann er nun vormittags Errechrsch lernen beim Kaplan und nachmittags Unterricht in Hexen nehmen bei der Frau Feldheimerin. Ei! was macht doch der dumme Kuno für Streiche."
„Er ist ein ganz gemeiner Mensch!" erwiderte die Frau Gräfin,,, und du solltest nicht darüber lachen, kleiner Schalk, das ist eine Schande für die ganze Familie. und man mutz sich ja schämen vor der ganzen Umgegend, wenn es heißt, der Graf von Zollern hat die alte Hexe, die Feldheimerin, abgeholt in einer prachtvollen Sänfte und Maulesel dabei, und läßt sie bei sich wohnen. Das hat er von seiner Mutter, die war auch immer so gemein mit Kranken und schlechtem Gesindel. Ach, sein Vater würde sich im Sarg wenden, wüßte er es."
(Fortsetzung folgt.)