nen Motors mußte er bald daraus bei Jesberg landen. Er flog aber um 4 Uhr 15 Min. wieder weiter. Su- welack flog von Kassel um 4 Uhr 47 Min. glatt ab. Donnevert startete um 4 Uhr 53 Min. Es wehte kräftiger Wind. Nach 2 Minuten senkte sich der Apparat und ging in Sehweite nieder. Er erlitt Beschädigungen am Fahrgestell und am Propeller. Carganyco folgte um 4 Uhr 58 Min. glatt. Engwer stieg um 5 Uhr 1 Min. auf, ging aber nach wenigen Minuten in Sehweite vor der Söre nieder. Nach einer halben Stunde kehrte der Apparat nach dem Flugplatz zurück. Um 5 Uhr 7 Min. startete Sommer in sehr schönem Fluge. — Nachmittags ging die Meldung ein, daß Leutnant Zwickau zwischen Kirchbaune und Rengershausen, 8 km vom Flugplatz, in der Nähe der Frankfurter Chaussee landen mußte, weil der Druck seines Mercedesmotors nachgelassen hatte. Ein Automobil ist zur Hilfeleistung unterwegs. Aus Wiesbaden werden Gewitter gemeldet. — Um 2 Uhr 38 Min. wird aus Koblenz gemeldet, daß der Start nach Koblenz wieder freigegeben sei. — Aus Oppenrot läuft die Meldung ein, daß Grade dort mit seinem Apparat liege. Er wird nach Gießen zurückkehren, dann abmontieren und die Fahrt aufgeben. Blüthgen flog um 6 Uhr 5 Min. ab. Es folgte Engwer um 6 Uhr 6 Min. zum zweitenmale, so- daß alle Apparate, die bisher in Kassel waren, abgeflogen sind. Um 6 Uhr 16 Min. traf Coerper, von Gießen kommend, hier ein. Der Flieger gibt an, er sei heute mittag um 2 Uhr im Gewitter fortgefahren. Sein Apparat habe gestern zeitweise 170 km Geschwindigkeit erreicht. Der Flieger wird morgen früh wahrscheinlich den Flug fortsetzen.
Kassel, 12. Mai. Nach hier eingegangener Meldung ist Earganico um 6 Uhr 42 Min. in Koblenz angekommen und Suwelack um 6 Uhr 34 Min. Der Donnevertapparat wird repariert. Der Flieger steigt frühestens morgen abend nach Koblenz auf. Während des ganzen Tages herrschte hier schönes Wetter, sodaß die Flugverhältnisse günstig waren. Von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 3 Uhr war Pause, da die Flieger wegen der von der Flugstrecke gemeldeten Gewitter nicht starteten. Später gegen 5X> Uhr wurde aus allen Gebieten heftiger Regen gemeldet.
Coblenz, 12. Mai. Die bisher hier eingetroffenen Teilnehmer am Prinz Heinrich-Flug haben folgende Zeiten für die Zurücklegung der Strecke Kassel-Coblenz gebraucht: Thelen 1 Stunde 42 Min., von Veaulieu 1 Stunde 53 Min., Schlegel 1 Stunde 54 Min., Freiherr von Hedler 1 Stunde 55 Min., von Rindessen 2 Stunden 15 Min., Canter 2 Stunden 7 Min., Joly 2 Stunden 8 Min. Prinz Heinrich von Preußen traf im Kraftwagen, von Montabaur kommend, um 12 Uhr auf dem Flugplatz ein, während die Prinzessin Heinrich bereits um 10 Uhr dort angelangte. Das Prinzenpaar hat bei dem Oberpräsidenten, Freiherrn von Rheinbaben Wohnung genommen.
Frankfurt, 10. Mai. Der Sängerchor der Turnvereinigung in Offenbach hatte den 23. Ehrenpreis erhalten. Der Verein beschloß, obwohl der Vorsitzende vor übereilten Schritten warnte, den erhaltenen Ehrenpreis abzulehnen.
Berlin, 10. Mai. Wie die Kopenhagener „Nationalzeitung" mitteilt, wird der deutsche Kaiser voraussichtlich schon im Lauf des Monats Juni dem dänischen Hof einen Besuch abstatten.
Berlin, 10. Mai. Die Schriftstellerin Erika Vorbusch aus Berlin wurde gestern das Opfer eines Ileber-
falls in der Villa Rusca-Massagno bei Lugano. Das Ehepaar Rusca fürchtete, daß Frau Vorbusch als Zeugin in einer Privatklage gegen sie auftreten würde, die gegen Rusca gestern zur Verhandlung kam. Als die Schriftstellerin die Villa verlassen wollte, wurde sie überfallen, blutig geschlagen und an einen Baum gebunden. Mit Hilfe einer Dienerin befreite sich Frau Vorbusch unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte. Da die Tür des Gartens verrammelt war, kletterte sie über die hohe Mauer und erlangte so ihre Freiheit wieder. Sie begab sich sofort in die Behandlung eines Arztes. Die Empörung der Bevölkerung ist so groß, daß polizeilicher Schutz für das in Paris ansässige Ehepaar Rusca notwendig wurde.
Berlin, 12. Mai. Gestern früh wurden in einer Bedürfnisanstalt zwei frisch abgeschnittene Menschenbeine aufgefunden. Jetzt ist festgestellt worden, daß die Persönlichkeit, die anscheinend auf gewaltsame Weise ums Leben gebracht worden ist, ein 12^jähriger Volksschüler aus der Steinmetzstraße, namens Otto Plähn, ist. Gestern abend um 9 Uhr wurden Haupt und Rumpf, sowie die übrigen Körperteile in einem Cafe an der Haupttreppe des Potsdamer Bahnhofes gefunden. Ueber den Täter und den Beweggrund zur Tat ist noch nichts bekannt.
Hamburg, 10. Mai. Der Riesendampfer „Imperator" hat wegen des niedrigen Wasserstandes seine für gestern angesagte Probefahrt nicht antreten können. Der Dampfer liegt gegenwärtig auf der Reede von Altenbruch vor Anker.
Lennep, 10. Mai. In einer der letzten Nächte war die ganze Breite einer Landstraße mit schweren Steinen belegt, um Automobile verunglücken zu lassen. Der erste Kraftwagen, der die Stelle passieren mußte, war infolge Reifschadens gezwungen, langsam zu fahren. So kam es, daß der Chauffeur das Hindernis rechtzeitig bemerkte.
Zielenzig, 10. Mai. Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl im Kreise Ost- und West-Sternberg erhielten Rittergutsbesitzer Bohtz-Schmagorei (kons.) 9295 Stimmen Redakteur Heile-Schöneberg (F. Dp.) 1722, Fabrikant Frühlich-Steglitz (Refpt.) 1026, Eewerkschafts- angestellter Schüning Lichtenberg (Soz.) 2364 Stimmen. Zersplittert waren 32 Stimmen. Bohtz ist gewählt.
London, 10. Mai. Die „Times" melden aus Konstantinopel: Die Türkei will durch Vermittlung der Deutschen Orientbank die beiden brasilianischen Dreadnoughts „Sao Paulo" und „Minas Eeraes", ebenso 4 in Frankreich erbaute Torpedobootszerstörer ankaufen. Die Kaufsumme soll 3 800 000 türkische Pfund betragen. Die türkische Regierung soll der deutschen Orientbank als Garantie für diese Summe das Arsenal in Tophane und große Ländereien angeboten haben.
Washington, 9. Mai. Der allgemeine Durchschnittsstand von Winterweizen betrug nach dem gestern veröffentlichten Bericht des Ackerbureaus am 1. Mai 91,9 gegen 91,6 am 1. April und 79,7 im Vorjahre. Die Anbaufläche umfaßte nach Abzug der aufgegebenen Flächen 30 938 000 Acres gegen 25 744 000 im Vorjahr. Der Ertrag per Acre wird mit 16,6 Bushels gegen 14,4 im Vorjahr angegeben. Der allgemeine Durchschnittsstand von» Winterroggen betrug 91 gegen 89,8 am 1. April und 87,5 ^ im Vorjahr.
Rom, 12. Mai. Nach einer Meldung der Tribun« aus Skutari sind die zur Besetzung von Skutari bestimmten Matrosenabteilungen der Blockadeflotte gestern in San Giovanni di Medua gelandet. Man erwartet
das Eintreffen in Skutari heute abend oder morgen früh. Am 15. ds. Mts. wird die feierliche Uebergabe der Stadt an die Truppen der Mächte erfolgen.
Landwirtschaft und Märkte.
Hall, 9. Mai. Mit dem Monatsviehmarkt war ein vom 1. Landw. Eauverband veranstalteter Zuchtviehmarkt mit Farrenprämierung verbunden, dem 86 um Preise konkurrierende Fairen zugetrieben waren. Es konnten 24 Farren mit Preisen in Höhe von 40—80 -4l bedacht werden. Die Preise der verkauften Farren bewegten sich zwischen 600 und 1105 -N. Der Zutrieb zum Monatsviehmarkt betrug 50 Farren, 26 Ochsen, 116 Kühe und 216 St. Jungvieh. Die Preise waren bei einem Farren 350—1100 -N, bei einem Paar Ochsen von 1000—1500 -N, bei Kühen von 300—575 bei
Jungvieh von 155—550 Umgesetzt wurden 121000 Mark.
Blaubeuren, 9. Mai. Zu dem Zuchtviehmarkt waren 164 junge Farren, 181 Rinder und Kalbinnen und 17 Kälber aufgetrieben. Der Handel ging flott bei guten Preisen. In Verbindung mit dem Markt fand die alljährliche Frühjahrs-Jungvieh-Prämiierung des landw. Bezirksvereins statt, zu der 18 Farren, 23 Kalbinnen und 49 Rinder angemeldet waren. Prämiiert wurden 9 Farren, 11 Kalbinnen und 23 Rinder mit einem Gesamtaufwand von 585 Zl. Für von beiderseits prämiierten Eltern abstammende Tiere konnten 4 Zuschlagspreise mit zusammen 35 -N bezahlt werden.
Biberach-Riß, 9. Mai. Wochenviehmarkt. Auf den Markt wurden aufgetrieben: 38 Farren, 12 Ochsen, 33 Kühe, 218 Kalbinnen und Rinder. Der Erlös war durchschnittlich 300—650 Zl bei Farren, 400—780 -N bei Ochsen, 200—620 -N bei Kühen, sowie 160—600 Mark bei Jungvieh. Die Zufuhr war ziemlich stark, der Handel flau. Auf der Eisenbahn kamen 22 Wagen mit zus. 202 Stück zum Versand: davon 4 Wagen nach Stuttgart-Untertürkheim, je 1 nach Straßburg, Leopoldshöhe, Weingarten, Baden, Krauchenwies, Ebingen, Eßlingen, Göppingen, Beimerstetten, Ulm, Laup- heim, Ochsenhausen, Schussenried, Saulgau, Ravensburg, Meckenbeuren, Jsnp und Gebratzhofen. Kälber kamen 71 zu Markt und zum Verkauf zu 56—61 ^ für ein Pfund Lebendgewicht. Mastschweine wurden 9 St. aufgetrieben und zu 48—55 Z für ein Pfund Lebendgewicht verkauft. Läuferschweine wurden 8 Stück auf- getrieben und 8, das Stück zu 56—70 «K verkauft. Milchschweine wurden 373 Stück aufgetrieben und 351 St. zu 25—30 pro Stück verkauft. Versandt wurden
von letzteren nach Berg, Süßen, Leutkirch und Biberberg.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei
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Das Wirtshaus im Speffart.
5 ) Erzählung von Wilhelm Hauff.
Als seine Brüder nach und nach heranwuchsen, hatte Kuno ein noch traurigeres Leben als zuvor, sie hatten das Glück, beim ersten Ritt nicht vom Pferd zu stürzen, und das böse Wetter von Zollern hielt sie daher für ganz vernünftige und taugliche Jungen, liebte sie ausschließlich, ritt alle Tage mit ihnen aus, und lehrte sie alles, was er selbst verstand. Da lernten sie aber nicht viel Gutes,' lesen und schreiben konnte er selbst nicht, und seine beiden trefflichen Söhne sollten sich auch nicht die Zeit damit verderben; aber schon in ihrem zehnten Jahre konnten sie so gräßlich fluchen als ihr Vater, fingen mit jedem Händel an, vertrugen sich unter sich selbst so schlecht wie Hund und Kater, und nur, wenn sie gegen Kuno einen Streich verüben wollten, verbanden sie sich und wurden Freunde.
Ihrer Mutter machte dies nicht viel Kummer, denn sie hielt es für gesund und kräftig, wenn sich die Jungen balgten; aber dem alten Grafen sagte es eines Tags ein Diener, und er antwortete zwar: „Weiß schon, dummes Zeug," nahm sich aber dennoch vor, für die Zukunft auf ein Mittel zu sinnen, daß sich seine Söhne nicht gegenseitig totschlügen; denn die Drohung der Frau Feldheimerin, die er in seinem Herzen für eine ausgemachte Hexe hielt: „Na, man wird ja sehen, was von Eurem Erbe einen Hirschgulden wert ist," — lag ihm noch immer in seinem Sinn. Eines Tages, da er in der Umgegend seines Schlosses jagte, fielen ihm zwei Berge ins Auge, die ihrer Form wegen wie zu Schlössern geschaffen schienen, und sogleich beschloß er
auch, dort zu bauen. Er baute auf dem einen das Schloß Schalksberg, das er nach dem kleinern der Zwillinge so nannte, weil dieser wegen allerlei böser Streiche längst von ihm den Namen „kleiner Schalk" erhalten hatte; das andere Schloß, das er baute, wollte er anfänglich Hirschguldenberg nennen, um die Hexe zu verhöhnen, weil sie sein Erbe nicht einmal eines Hirschguldens wert achtete, er ließ es aber bei dem einfacheren Hirschberg bewenden, und so heißen die beiden Berge noch bis auf den heutigen Tag, und wer die Alb bereist, kann sie sich zeigen lasten.
Das böse Wetter von Zollern hatte anfänglich im Sinn, seinem ältesten Sohn Zollern, dem kleinen Schalksberg und dem andern Hirschberg im Testament zu vermachen; aber seine Frau ruhte nicht eher, bis er es änderte: „Der dumme Kuno," so nannte sie den armen Knaben, weil er nicht so wild und ausgelassen war wie ihre Söhne, „der dumme Kuno ist ohnedies reich genug durch das, was er von seiner Mutter erbte, und er soll auch noch das schöne reiche Zollern haben? Und meine Söhne sollen nichts bekommen, als jeder eine Burg, zu welcher nichts gehört als Wald?"
Vergebens stellte ihr der Graf vor, daß man Kuno billigerweise das Erstgeburtsrecht nicht rauben dürfe, sie weinte und zankte so lange, bis das böse Wetter, das sonst niemand sich fügte, des lieben Friedens willen nachgab und im Testament dem kleinen Schalk Schalksberg, Wolf, dem größeren Zwillingsbruder Zollern, und Kuno Hirschberg mit dem Städtchen Balingen verschrieb. Bald darauf, nachdem er also verfügt hatte, fiel er auch in eine schwere Krankheit. Zu dem Arzt, der ihm sagte, daß er sterben müsse, sagte er: „Ich
weiß schon"; und dem Schloßkaplan, der ihn ermahnte, sich zu einem frommen Ende vorzubereiten, antwortet er: „Dummes Zeug", fluchte und raste fort, und starb, wie er gelebt hatte, roh und als ein großer Sünder.
Aber sein Leichnam war noch nicht beigesetzt, so kam die Frau Gräfin schon mit dem Testament herbei, sagte zu Kuno, ihrem Stiefsohn, spöttisch, er möchte jetzt seine Gelehrsamkeit beweisen und selbst Nachlesen, was im Testament stehe, nämlich, daß er in Zollern nichts mehr zu tun habe, und freute sich mit ihren Söhnen über das schöne Vermögen und die beiden Schlösser, die sie ihm, dem Erstgeborenen, entrissen
hatten. .
Kuno fügte sich ohne Murren rn den Willen des Verstorbenen; aber mit Tränen nahm er Abschied von der Burg, wo er gedoren worden, wo seine guie te begraben lag, und wo der gute Schloßkaplan, und nahe dabei seine einzige alte Freundin, Frau Feld- beimerin, wohnte. Das Schloß Hirschberg war zwar ein schönes, stattliches Gebäude, aber es war ihm doch zu einsam und öde, und er wäre bald krank vor Sehnsucht nach Hohenzollern geworden.
Die Gräfin und die Zwillingsbrüder, die jetzt achtzehn Jahre alt waren, saßen eines Abends auf dem Söller und schauten den Schloßberg hinab; da gewahrten sie einen stattlichen Ritter, der zu Pferde heraufritt, und dem eine prachtvolle Sänfte, von zwei Maultieren getragen, und mehrere Knechte folgten. Sie rieten lange hin und her, wer es wohl sein möchte, da rief endlich der kleine Schalk: „Ee, das ist niemand anders als unser Herr Bruder von Hirschberg."
(Fortsetzung folgt.)