ktt Rußland weiter. Englischem Golde soll es gelungen ; sein, den Streit der Donkosaken und Ukrainer (K!ein- ff russen) über Besitzsragen am Schwarzen Meer beizu- > legen und sie gemeinsam gegen die bo'schewik scheu Groß russen mobil zu machen. So wenig zuverlässig und durchsichtig die Nachrichten aus Rußland immer noch sind, so scheint es doch Tatsache zu sein, daß. in ver­schiedenen Teilen des Reichs, selbst in Moskau, den Bolschewiki ein ernster Widerstand erwächst, der in den Verstiegenhüten ihres Radikäli mus, Ernennung von ge­wöhnlichen Soldaten zu Gouverneuren, kommandierenden Generalen usw. reichliche Nahrung erhält. Auch das Gerücht, daß. die Japaner Wladiwostok besetzt haben, erhält sich. So ist die Stellung der Bolschewiki derzeit eine schwierige, umso mehr als sie ihre schlimmsten Feinde, dieverbündeten" Diplomaten mit 50000 Mann unter fich dulden müssen, deren ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet ist, die Regierung zu stürzen. Deut­scherseits ist man an das russische Friedensangebot ehrlich aber auch mit kühler Nüchternheit herangetreten. Kommt der Friede mit Rußland zustande, so wird es niemand bei uns geben, der die Aussöhnung nicht begrüßte: sollte es aber England, das die Bloßstellung durch die ent­hüllten Geheimverträge nicht verzeiht, gelinge!' das be­gonnene Werk gewissermaßenzwischen Lisch und Wel­ches! and" zu zerstören, so werden wir uns zu trösten und zu helfin wissen.

Portugal.

In Portugal ist wieder einmal eine Revolution ausgebrochen. In Lissabon und Oporto fanden Kämpfe statt, die mit dem Sieg der Aufständischen, d. h. der Partei der Unionisten, deren Führer Brito Comacho, General Pimenta de Castro und Major Sidonio Paes früher Gesandter in Berlins sind, endeten. Tie seit­herige Regierung Costas wurde gestürzt. Was wir über Sinn und Zweck der Erhebung, mit der man in Paris und London gar nicht einverstanden ist, durch Havas (fran­zösisch) und Reuter (englisch) erfahren, ist handgreiflich erlogen. Tie beiden Nachrichten-Agenturen haben »ein Interesse daran, den wahren Sachverhalt nicht bekannt werden zu lassen. Sie behaupten, Portugal habe sich von denMonarchisten" bedroht gesehen. Tie letzte por­tugiesische Regierung war aber keine monarchistische, son­dern eine radikal-demokratische: Ministerpräsident Affouso Costa war Führer der radikal-demokratischen Republikaner. Ein Schluß! läßt sich allenfalls aus dem ziehen, was Eng­land und Frankreich zudecken möchten. Nach einer spani­schen Meldung haben die Aufständischen die Bäckerläden geplündert. Also spielte jedenfalls der Mangel an Le- ' bensmitteln und die Teuerung eine Rolle. Tiefer Mangel an Lebensmitteln ist aber auf den Mangel an Schiffs­raum zurückzuführen, der zu vermeiden gewesen wäre, wenn Portugal die seinerzeit beschlagnahmten deutschen Schiffe hätte behalten und zur Einfuhr von Weizen ver­wenden dürfen. Aber der Vasallenstaat mußte die Schiffe bekanntlich an England abtreten Außerdem ist in Por­tugal wohl nicht ohne Grund die Meinung verbreitet, daß England die Kolonie M o z a m b i q u c und die Ame­rikaner die Azorenerwerben" wollen und die treu­gehorsame Regierung Costas war wohl im geheimen damit einverstanden. Solche Veräußcrungsabsichten haben schon einmal zu einer Gewalttat in Portugal geführt, als man dem früheren König Carlos I. die Absicht zuschrieb, daß! er die Kolonie Angola, im Norden von Deutsch- Südwest, an Deutschland abtreten wolle. Damals hatte, so hieß es, England die Hand im Spiele. König Carlos Mußte bekanntlich die wirklichen oder angedichteten Pläne Ende Januar 1908 mit Krone und Leben bezahlen.

Ein schöner Erfolg unserer Flotte.

Berlin, 14. Tez. (Amtlich.) Gleichzeitig mit dem Angriff gegen den Handelsverkehr an der englischen Off- knste haben am 12. Dezember leichte Streitkräfte unter Führung des Kapitänleutnants Kolbe (Hans) den Ge­leitzugsverkehr BergenShetlands erneut ange­griffen. Ein Geleitzug, bestehend ans 6 Dampfern von ; insgesamt 8000 Bruttoregistertonnen, darunter ein be-. j waffneter englischer Tampser, sowie der englische Zer-« , üörer Partridge und 4 armierte Bewachungsfahrzeugs ? wurden im Karnpse vernichtet. Der englische Zerstörer s Pollow entkam beschädigt. Unsere Streitkräfte sind ohne j Verluste mit einer größeren Anzahl Gefangener, dar­unter 4 Offizieren, zurückgekehrt. ^ j

Der Chef des Admiralstabs der Marine.- ^ j

Unter den versenkten Dampfern find zwei schwedische, i zwei norwegische und ein dänischer. Ter englische Zer- störer liegt in Bekkervik. s

Lissabon, 14. Dez. (Agence Havas.) Ein deut- l sches Unterseeboot beschoß Funchal (auf der Insel Ma- ? deira). Etwa 40 Granaten wurden abgefeuert. Einige ' Wohnhäuser sind . eingestürzt. Cs gab Tote und Ver- - wundete. Patrouillenschiffe verfolgten das U-Boot, das j die Flucht ergriff. !

Born, 14. Dez. LautJmparcial" vom 20. No- E vember ist das Lazarettschiff Goorkha (6335 BRT.) auf j dem Wege nach Sebenico (Dalmatien) auf eine Mine - gelaufen und gesunken. 400 Verwundete wurden gerettet, <

K' !

i Der türkische Krieg. !

r"' WTB. 14. Dez. Palästina- !

xront: Ein kindlicher Angriff westlich Hizma wurde i

abgew-iestn. I

vom Tage.

Das Friedensangebot.

Berlin, 14. Tez. Aus eine Anfrage im englischen Unterhaus hatte der Minister des Aeußern Balfour die Erklärung abgegeben, nachdem die russische Regierung die Geheimdokumente veröffentlicht, stehe nichts im Weg^ mitzuteilen, daß die englische Regierung im September 1917 von Deutschland durch die Vermittlung eines neu­tralen Diplomaten die Mitteilung erhalten habe, daß es der deutschen Regierung ein Vergnügen bereiten würde, der britischen Regierung eine Mitteilung über den Frieden zu machen. England habe darauf geantwortet, es sei bereit, jede Mitteilung.entgegenzunehmen; zugleich habe es den Verbündeten von dem Schritt Deutschlands Kennt­nis gegeben. Dazu wird berichtigend von amtlicher Seite mitgeteilt: Anfangs September ds. Js. empfing die deutsche Regierung durch Vermittlung einer neutralen Macht eine diplomatische Anfrage über deutsche Kriegsziele. Es mußte der Form nach angenommen werden, daß die Anfrage mit Wissen der englischen Re­gierung und in ihrem Einverständnis erfolgte und daß sie ihren wichtigsten Bundesgenossen davon verständigt habe. Tie deutsche Regierung war zu einer Beantwor­tung bereit und wählte die unmittelbare mündliche Beant­wortung durch einen Vertrauensmann Ter weitere Ver­kauf der Ereignisse drängte indessen der deutschen Re­gierung die Ueberzeugung aus, daß auf Seiten unserer Gegner nichts geschah, um eine derartige unmittelbare Be­antwortung der Anfrage zu ermöglichen. Von der voK Herrn Balfour erwähnten Aeußerung der britischen Re­gierung über ihre Bereitwilligkeit, jede Mitteilung der deutschen Regierung in Empfang zu nehmen, hat die deutsche Regierung erst durch die Mitteilung Balfour- im Unterhause Kenntnis bekommen. Weitere Schritt« in dieser Angelegenheit sind von deutscher Seite nicht xrfolgt.

Scheidemann in Stockholm.

Berlin, 14. Tez. Wie dieTägl. Rundschau" berichtet, weilt Abg. Scheidemann zurzeit in Stockholms um im Auftrag der sozialdemokratischen Partei für den Frieden zu wirken.

Aufhebung landwirtschaftlicher Schutzzölle.

München, 14. Tez. ImBayerischen Bauernblatt" teilt der Abg. Dr. Heim mit, es bestehe die Msicht, die Zollschranken zimschen Deutschland und Oesterreich- Ungarn fallen zu lassen, lieber die Aushebung der Zölle auf Hopfen, Most und Wein sei eine Einigung: bereits erzielt. Oesterreich-Ungarn verlange aber auch Zollfreist für Gerste und Vieh.

Minister von Brettreich bestätigte in der Kammer die diesbezüglichen Verhandlungen, sprach aber die Hoff­nung aus, daß die Annäherung der beiden Reiche und ein ausreichender Schutz der deutschen Landwirt­schaft vereinbar sei. Die bayerische Regierung werde die Interessen der Landwirtschaft nachdrücklich wahren.

Der Fall Caillaux.

Paris, 14. Tez. Die Kammer hat die Genehmigung! zur strafrechtlichen Verfolgung des früheren Finanzmini­sters und Ministerpräsidenten Caillaux und des Abg, Lonstalot durch das Kriegsgericht, das vom Militär- zouverneur von Paris gebildet wird, erteilt. Caillaux wird beschuldigt, mit Almereyda, Tourmel, Bolo Pascha, Malvy und anderendeutschen Agenten" Beziehungen unter­halten, für den Frieden gewirkt und Hochverrat be­gangen zu haben. Ter Grund ist, daß Clemenceau irr Caillaux, der schon in der Marokkofrage für eine Ver­ständigung mit Deutschland eintrat, seiiren Todfeind siehst^ der vernichtet werden soll. In der Kammersitzung am 12. Dezember griff Caillaux Clemenceau heftig an. Er erklärte, der Antrag auf Aufhebung seiner Unverletzlich­keit als Abgeordneter sei absichtlich während seiner 8 lb- wesenheit in Italien (wo er nach der Anklageschrift mit geheimen Teutschfreunden verkehrt haben soll) eingebracht- worden. Er werde in den nächsten Tagen Gelegenheit haben, all das Geschwätz niedrigem zu hängen, das auf nichts beruhe. Er werde der Kammer auch eine Erklärung über seine Politik vor und während des Krieges geben. Clemenceau sei natürlich nicht zugegen, aber er bitte seine anwesenden Amtsgenossen, jenem zu sagen, daß er ihn für einen der nächsten Tage zu einer Unterredung auffordere.

Beim Verlassen der Rednertribüne zerriß Caillaux die Anklageschrift in Fetzen und warf sie vor die Mi­nisterbank. (Caillaux ist ein Feind der Engländer. Das dürste vieles erklären. D. Schr.) -

DerTiger" Clemenceau.

Ter Gouverneur von Paris hat gegen die Vorstände des Pariser Arbeitersyndikats, des soz. Arbeiterbundes des Seinedepartements, des Bürgervereins Faubonrg und gegen die Liga der Menschenrechte wegen Handlungen gegen die militärische Sicherheit des Staates ein Ver­fahren vor dem Pariser Militärgericht eröffnet. Wei­ter- Schritte sollen gegen die Sozialisten in Lyon und gegen die sozialistischen Kammernlltglieder von Lyon und Marseille unternommen werden.

Die Revolution in Portugal.

' Paris, 14. Dez. Die Botschafter der Entente haben gegen ^ die Verhaftung von Mitgliedern der gestürzten Regierung Einspruch erhoben. Tie Anerkennung der neuen Regierung wird nach demMatin" so lange ver­weigert, bis Bürgschaften vorliegen, daß sie ihre Ver­pflichtungen gegen die Alliierten erfülle.

Die Wirren in Rußland.

j Petersburg, 14. Dez. Der ZeitungPrawda", : die Lenin nahe steht, zufolge, hat die russische Regierung die bisherigen Botschafter in Paris, Washington, Rom und Madrid, sowie die Gesandten in Bern, Kopenhagen und Stockholm -abgesetzt. Gegen Kerenski ist ein Haft­befehl erlassen worden, weil er für die Fortsetzung des Kriegs auf Grund der für nichtig erklärten Gcheim- verträge Umtriebe mache. Der finnische Landtag hat den Antrag angenommen, daß Finnland aus der Reihe der Kriegführenden ausscheidet und seine NeutralitÄ erklärt.

Petersburg, 14. Dez. (Reuter.) Me Maxrma- kisten haben Tamarowka und Kaluga besetzt. Ter bolsche­wistische Kommissar der Schwarzmeerflotte in Rostow verlangte dringend Hilfe, da die Truppen der Kadetten Rostow mit Panzerwagen angreifen. Krylenko meldet, die Truppen von Pskow haben sich den Bolschewiki ange­schlossen, General Boldyreff sei abgesetzt und verhaftet worden.

Stockholm, 14. Tez.Dagbladet" meldet aus Pe­tersburg: Tie verfassunggebende Versammlung trat rm Dienstag im Saale des Revolutionskomitees zusammen und wurde ylit einer Rede Lenins eröffnet, in der diese, die Vollmachten für einen sofortigen Frieden verlangte

Amtliches.

Höchstpreise für Hafer und Gerste.

Verordnung vom 24. November 1917 (Reichs Gesetzbl. S. 1081).

Es wurde bestimmt:

8 1 . Der nach § 5 der Verordnung über Höchstpreise für Getreide, Buchweizen und Hirse vom 12 . Juli 1917 gelten.e Höchstpreis für Hafer erhöht sich, wenn die Ab­lieferung bis zum 3!. Dezember 1817 einschließlich erfolgt, um eine Lieserungsprämie von 70 für die Tonne, wenn die Ablieferung bis zum 3 t. Januar 1918 einschließlich erfolgt, um eine Lieserungsprämie von 30 für die Tonne.

Die Lieserungsprämie von 70 wird für alle bis zum Inkrafttreten dieser Verordnung erfolgten Ablieferungen von Hafer aus der Ernte >917 aus Antrag nachgezahlt. Der Antrag muß bei Vermeidung des Ausschlusses bis zum 20. Dezember 1917 einschließlich bei der Stelle gestellt werden, au welche die Ablieferungen erfolgt sind. Die Kommmialverbäude haben die Anträge, die bei ihnen eiu- gehen. an die Reichsgetreidestelle in Berlin weiterzugeben und bei der Durchführung der Nachzahlung nach deren Anweisungen miizuwirken.

8 2. Die durch 8 1 der Verordnung über Frühdrusch vom 2. Juni 1917 festgesetzte und durch die Verordnung vom 1l. August 1917 für Hafer und Gerste bis auf wei­teres aufrechterhaltene Druschprämie von 80 für die Tonne bleibt noch bis zum 31. Januar 1918 einschließlich bestehen nnd fällt dann vollständig weg.

§ 3. Die Lieserungsprämie für Hafer und die Drusch­prämie für Hafer und Gerste dürfen auf Antrag auch moch nach Ablauf der Fristen im 8 1 Abs. 1, 8 2 gezahlt wer­den, soweit die Ablieferung der rechtzeitig ausgebroschenen Früchte aus Gründen, die der Lieferungspflichtige nicht zu vertreten hat und die außerhalb seines Betriebes liegen, nicht rechtzeitig hat erfolgen können. Der Antrag ist nur insoweit zulässig, als die Ablieferung innerhalb 14 Tagen nach Ablauf der Fristen im 8 l Abs. 1, 8 2 erfolgt, und muß gleichzeitig mit der Ablieferung bei der Stelle gestellt werden, an die die Ablieferung stattfindet. Ueber Streitig­keiten enscheidet die höhere Verwaltungsbehörde endgültig. Als höhere Verwaltungsbehörde gilt die auf Grund des 8 72 der Reichsgetreideordnung für die Enne 1917 vom 2 l. Juni 1917 bestimmte Behörde.

8 4. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Ver­kündigung in straff.

Lieserungsprämie für Hafer.

Das Kgl. Oberamt macht bekannt:

Nach 8 1 Abs. 2 der Verordnung des Krregsernäh- rungsamts vom 24. November ds. Js. über Höchstpreise für Hafer und Gerste wird die im Abs. 1 -ewRigte Er­höhung des Höchstpreises für Hafer um eine Lieferungs- Prämie von ^ 7. für den 62 für alle Haferablieferun- geu aus der Ernte 1917 nachbezahlt, die vor dem In­krafttreten dieser Verordnung, d. h. vor dem 27. Novem­ber d. Js., von Seiten der Landwirte erfolgt sind. Die Nachzahlung der Lieserungsprämie muß aber besonders beantragt und der Antrag muß bei Vermeidung des Aus­schlusses der Nachzahlung spätestens bis 20. Dezember d. Js. bei der Stelle, an welche die Ablieferung erfolgt ist,

! gestellt werden.

Die Anträge wollen von den Landwirten beim Orts- vorstrher gestellt, von diesem gesammelt und mit einer Liste ! der einzelnen Lieferer und der von denselben gelieferten ! Mengen dem Kommunalverband (Bezirksoersorgungsstelle) ! eingereicht werden. Die Einreichung muß bis zum 20.

! Dezember erfolgen.

! Milchhöchftpreise im L «'.-Bezirk Calw.

Der Bezirksrat hat in seiner Sitzung am 22. November 1917 den Verbraucherhöchstpreis für Vollmilch beim Bezug vom Händler endgültig aus 29 ^ für 1 Liter festgesetzt und diesen Preis auch den Kuhhaltern in den Gemeinden Calw, Ernstmühl, Hirsau, Liebenzcll, Teinach und Unter reichenbach zuerkannt. Diese Preisfestsetzung wurde vo : der Landesversorgungsstelle unterm 8 . Dezember ds. Js. genehmigt.