Zur Deckung
der Mehrausgaben dient ein erhöhter Betrag der bestehenden Zölle und Steuern, die Erhebung eines Stempels von Versicherungsverträgen und Versicherungsquittungen, die Erweiterung des Erbrechts des Staates, des Ueberschusses von 1911 und 1912 und die Erhebung eines Wehrbeitrages. Die gesamte Heeresvermehrung beträgt rund 4000 Offiziere, 15 000 Unteroffiziere, 117 000 Gefreite und Gemeine und 27 000 Pferde. An dem vaterländischen Opfer des Wehrbeitrages werden sich auch die deutschen Bundesfürsten beteiligen. Der Wehrbeitrag beträgt
Prozent des Vermögens. Außerdem ist die Heranziehung der Einkommen über 50 000 -4l zu einem außerordentlichen Beitrag von 2 Prozent vorgesehen, sofern nicht schon aus dem Vermögen ein gleich hoher Betrag gefordert wird. Von einer Staffelung ist abgesehen worden. Vermögen unter 10 000 -4i werden freigelassen. Der Beitrag ist in 2 Raten zu entrichten und Stundung bis 3 Jahre zulässig. Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien werden herangezogen. Der Nennbetrag des Aktienkapitals und die Geschäftsguthaben der Gesellschaften werden in Abzug gebracht.
Berlin, 28. März. Der Bundesrat hat heute über die Heeresvorlagen und ihre Deckung die endgültigen Beschlüsse gesagt. Die Ausgaben sind für die drei Jahre 1918, 1911 und 1915, berechnet und betragen jährlich fortdauernd 393 Millionen, de einmaligen Ausgaben 898 Millionen, so dag in den drei Jahren 1291 Millionen aufzubringen sind. Man erwartet diese Summe zunächst aus Mehreinnahmen des Jahres 1912 in der Höhe von 75 bis 89 Millionen. Man will ferner einen Stempel einfllhren auf Gesellschaftsverträge und Versicherungspolicen mit einem Ertrag von 60 Millio- ne». man will dazu das Gesetz über das Erbrecht des Staates wieder einbringen mit einem Ertrag von 15 Millionen. Ferner ist geplant eine Besitzsteuer, ähnlich dem Antrag Kamp von 1909 mit Wirkung vom 1. April und mit einem Ertrag von 80 Millionen. Sie soll von den Bundesstaaten erhoben werden, die neben den Matrikularbeiträgen 1,25 -K für den Kopf zahlen sollen; doch soll diese Summe durch eine Landesbesteuerung des Einkommens, des Vermögens und der Erbschaften gewonnen werden. Kommt in den Einzelstaaten bis zum 1. April 1916 ein derartiges Gesetz nicht zustande, so tritt automatisch eine Vermögenszuwachssteuer von Reichs wegen in Kraft. Weiter soll die bisherige Zuckersteuer und die bisherige Erundwechselabgabe bis zum 1. April 1917 aufrecht erhalten werden. Die einmaligen Ausgaben hofft man durch den sogenannten Wehrbeitrag in Höhe von Prozent von Vermögen über 10 000 -<t, auch von Aktien- und ähnlichen Gesellschaften nach dem Vermögensstande vom 31. Dezember 1913 zu decken. Auch dieser Beitrag wird durch die Bundesstaaten erhoben ohne eine Staffelung des Steuersatzes, doch sind Stundungen und Ratenzahlungen vorgesehen. Man erhofft daraus 975 bis 1000 Millionen.
Stadt» Bezirk und Nachbarschaft.
Calw, 29. März 1913.
Die heutige Ausgabe des Calwer Tagblatts umfaßt 8 Seiten: Erstes und Zweites Blatt.
Kriegsbeorderungen. Zu dem Artikel in Nr, 70 d. Bl. über Kriegsbeorderungen erhalten wir vom Bezirkskommando folgende Zuschrift: Die Ausgabe von Kriegsbeorderungen mit Abschnitten als Bescheinigung für Familienunterstlltzungsangelegen- heiten, von denen in dem betreffenden Artikel die Rede ist, geschieht für dieses Jahr in Württemberg nicht. Hier gelangen vielmehr getrennt ausgefertigte Ausweise zur Aushändigung. Im Landwehrbezirk Calw erhalten die Mannschaften aus den Oberamtsstädten Calw, Herrenberg und Neuenbürg Kriegsbeorderungen, denen diese Ausweise bereits beiliegend die übrigen Ausweise werden nach den Kontrollversammlungen den Schultheißenämtern zur Abgabe an die Mannschaften zugesandt. Die Ausweise werden im Mobilmachungsfall vom Truppen-
! teil abgenommen, mit dem Dienststempel versehen und dem Manne auf Wunsch ausgehändigt, dem damit erst die Berechtigung zur Erhebung einer Fami- lienunterstlltzung zusteht. Was die Gestellungszeiten im Mobilmachungsfalle anbetrifft, so sind wesentliche Veränderungen gegen die Vorjahre nicht eingetreten.
o;,. Nationalspende zum Kaiserjubiläum. Der
Gedanke der Volksspende für die christlichen Missionen hat nach Berichten, die aus 34 württembergischen Bezirken vorliegen, auch im Lande allgemein sympathische Aufnahme gefunden. Wie dem evangelischen Landeskomitee mitgeteilt wird, sind in fast allen für die evangelische Sammlung in Betracht kommenden Bezirken Sonderkomitees gebildet, die eine rührige Tätigkeit entfalten. Außerdem sind an zahlreichen Orten Lokalausschllsse ins Leben getreten. Einzelne Stellen haben schon namhafte Sammelergebnisse zu verzeichnen. So hat z. B. die Sammlung der Hauptstelle des evangelischen Landeskomitees in Cannstatt die Summe von 20 000 -4t bereits überschritten.
Hinweis. Wir machen auch an dieser Stelle auf den morgen, Sonntag, im „Badischen Hof" vom Verein für Homöopathie und Naturheilkunde veranstalteten Vortrag von Fräulein Weinstein aus Stuttgart aufmerksam. Die Dame ist als tüchtige Rednerin und praktische Vertreterin der Naturheilkunde und Homöopathie gut bekannt. (Eingesandt.)
k,eb. Mutmaßliches Wetter. Für Sonntag und Montag ist vorwiegend trockenes und tagsüber mildes Wetter zu erwarten.
— Simmozheim, 28. März. Die ungünstige Witterung der letzten Zeit hat auch hier für die Kinderwelt ihre Folgen gehabt. Der Keuchhusten ist ausgebrochen und tritt allem Anschein nach sehr heftig auf. Schon hört man von Familien, in denen sämtliche Kinder von der gefürchteten Krankheit befallen wurden.
Württemberg
Böblingen, 28. März. Der Stationskommandant hat auf dem hiesigen Bahnhof drei Saccharinschmuggler, die mit dem Eilzug nachmittags 1.41 von der Schweiz gekommen waren und nach Stuttgart weiter fahren wollten, im Wagen verhaftet. Sie hatten eine Menge Saccharin im Abort versteckt. Der Stationskommandant blieb gleich im Wagen und brachte die Schmuggler nach Stuttgart, wo sie ins Untersuchungsgefängnis abgeführt wurden. — Vor einigen Tagen hat ein bis jetzt unbekannt gebliebener Bube unterhalb der Sraßen- iiberführung in der Nähe von Weil im Schönbuch ein leeres Bierfaß auf den Bahnkörper gelegt und festgekeilt. Der Frühzug stieß auf das Faß, nahm aber keinen Schaden. Untersuchung ist im Gange.
Schramberg. 29. März. Der im Storz'schen Steinbruch beschäftigte ledige 28 Jahre alte Arbeiter Marte ist dadurch verunglückt, daß er einen mit Schotter beladenen Rollwagen nicht bremste, wodurch dieser über das Geleise hinauslief und in eine Tiefe von 10 Meter stürzte und Marte mitriß. Der Unglückliche brach das Genick und war sofort tot.
Stuttgart, 28. März. Da die neue Heeresvorlage eine Erhöhung der Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres von 544 211 auf 661176 Köpfe vorsieht, wird Württemberg künftig statt 21 298 25 468 Mann unter der Waffe haben.
Stuttgart, 28. März. Heute abend fand in Gegenwart des Königspaares und des Prinzen von Wales die feierliche Einweihung des von Theodor Bischer erbauten Kunstausstellungsgebäudes statt. Zur Aufführung gelangte ein von Prof. Dietz verfaßtes und von Generalmusikdirektor Schillings in Musik gesetztes Festspiel.
Lauffen a. N., 28. März. Die bürgerlichen Kollegien wählten in den Ortsschulrat neben männlichen Vertretern auch eine Frau. Mit der Wahl dieser Frau wird zum ersten Male hier eine weibliche Person Mitglied des Ortsschulrats.
Leutkirch, 28. März. In Aichstetten ist eine Frau verhaftet worden, die ihrem Mann vergifteten Kaffee vorgesetzt hatte. Der Mann merkte den Giftmordversuch an dem üblen Geruch und Geschmack des Getränkes und erstattete Anzeige.
Friedrichshafen. 28. März. Um 5.36 Uhr nachmitt, hat Z 4 die große Abnahmefahrt angetreten. — Z 4 hat Stuttgart nicht berührt, sondern den Weg über Göppingen—Cannstatt in der Richtung nach Ludwigsburg genommen und Cannstatt um 9.30 Uhr nachts überflogen.
Aus Welt und Zeit.
Berlin, 28. Mürz. Nach einem Erlaß des Eisenbahnministers sollen am 1. April 426 technische Eisenbahnsekretärstellen besetzt werden. In 172 Fällen sollen die in die Anwärterlisten aufgenommenen Anwärter in das Dienstalter vom 31. März 1912 einrücken.
Berlin, 28. März. Der frühere Handelsminister v. Berlepsch vollendet auf seinem Herrensitz Seebach bei Langensalzach am 30. März das 70. Lebensjahr.
Newyork, 28. März. Nach den letzten gestern abend eingetroffenen Nachrichten hofft man, daß die Zahl der insgesamt bei der Ueberschwemmung Umgekommenen nicht größer als 2000 sein wird. In Dayton fand man Hunderte von Personen unversehrt, die man verloren glaubte. 60 Sträflinge des Gefängnisses, die seit Dienstag ohne Nahrung und Wasser sind, meuterten und bedrohten den Direktor des Gefängnisses und seine Familie mit dem Tode. Der Direktor erbat zur Hilfe Miliztruppen. Obschon es an Lebensmitteln fehlt, ist niemand vor Hunger gestorben. Man schätzt die in Dayton Obdachlosen allein auf 75 000 Personen. 15 000 Häuser sind unterspült worden. Der Schaden in Dayton wird auf 25 Millionen Dollar geschätzt. Die Lage in Westvirginia ist ernst. Auch im Osten von Pennsyl- vanien hat die Bevölkerung schwer zu leiden. Viele Gruben sind geschlossen. Die Ueberschwemmung erstreckt sich auf die 7 Staaten Ohio, Indiana, West- Virginia, Pennsylvanien, Newyork, Kentucky und Illinois. Der Schaden der Bahnen wird auf 25 Millionen Dollar geschätzt. Der Gouverneur von Ohib' e-rklärre. die Verluste des Staates wären größer als beim Erdbeben in San Franzisko.
Konstantinopel. 28. März. Das letzte Funkentelegramm Schükri Paschas vom 25. an das Kriegsministerium lautet: Der Feind hat einen heftigen Angriff gemacht. Ein blutiger Kampf hat begonnen. Ich kann nicht wissen, was der Ausgang sein wird, aber sobald der Erfolg des Feindes festgestellt ist, werde ich sämtliche Befestigungen in die Luft sprengen. Ich werde nicht zögern, die heiligen Bauten zu zerstören, um zu verhindern, daß sie von unreinen Füßen entweiht werden. Ich werde jetzt die der Funkentelegraphie dienenden Apparate zerstören. Wenn der Feind siegreich ist, soll er nicht in eine Stadt einziehen, sondern in einen Trümmerhaufen.
Landwirtschaft und MLrtte.
Alpirsbach, 27. März. Bei dem im Wege der Submission am 26. März abgehaltenen Stammholzverkauf des König!. Forstamts wurden verkauft: 228 Fm. Langholz 1.—5. Klasse und 101 Fm. Sägholz 1.—3. und 6. Klasse. Ausbot 5727,60 -K., Erlös 6732,60 -4t., Durchschnittserlös 118 Prozent.
Untertürkheim, 26. März. Auf dem gestrigen Baummarkt wurden bezahlt: Apfelbäume 80—120 Birnen 80—140 Spaliere 70—120 L, Zwetschgen 70—90 L, Pflaumen 70—80 L, Quitten 30—40 L, Rosenstämme 100—130 Stachelbeeren per 100 Stück 8—9 -4t, Johannisbeeren 5—6 -4t, Himbeeren 3—4 -4t, Spargel- stöckchen 2—2.30 -4t, 1 Bund Weiden 3.50-^ 4t. — Auf dem Schweinemarkt kostete das Stüa Läuferschweine 60—75 -K, ein Paar Milchschweine 60-^7" -4t.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Amtliche und Prtvatanzeigen.
kl. Amtsgericht (Lalw.
In das Genossenschaftsregister wurde eingetragen:
u) zu der Molkereigenoffenschaft Neuweiler, eingetragene Genoffenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, mit dem Sitz in Neuweiler:
In der Generalversammlung vom lO. März 1913 wurde an Stelle des Vorstandsmitglieds Ernst Pfeiffer derBauerM artin Oelschläger in Neuweiler zum Vorstandsmitglied gewählt, b) zu dem Darlehenskaffenverein Neuweiler, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, mit dem Sitz in Neuweiler:
In der Generalversammlung vom 19. März 1913 ist an Stelle des Vorstandsmitglieds Jakob Bäzner der Schmied Jakob Weber in Neuweiler in den Vorstand gewählt worden.
Den 27. März 1913.
Amtsrichter:
Ehmann.
Gemeinde Hirsau.
ZiammbolrLkklraus.
Am Freitag, den 4. April ds. Js., nachmittags 2 Uhr werden aus dem hiesigen Eemeindewald verkauft:
37 Fichten, 208 Tannen und 23
- Forchen mit Fm. 17 I., 38 II.,
1 11b, 35 IV., 21 V., 2 VI. Abschnite 2 I. und 2 H. Kl' Die Angebote wollen in °/„ bis zum obengenannten Zett- kt auf dem hiesigen Rathaus eingereicht werden.
Das Holz ist nach der staatlichen Taxe berechnet.
Den 26. März 1913.
Gemeinderat.
Fleißige; Mädchen
für Küche und Haushalt gesucht.
I. Werthwein, Pforzheim, Westl. 62.
Gut erhaltener
Kinderwagen
ist zu verkaufen
Lederstratze 157.
In ein Pfarrhaus auf dem Land wird auf 15. April oder 1. Mai, ein braves, kräftiges
Näheres zu erfragen bei
EM-AMW.
Frühe Rosen „ Kaiserkrone Späte Prof. Woltmann und Eva
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Fr. Pfrommer.